Der Winterurlaub (8)
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Kapitel 8
Wir duschten, putzten uns die Zähne, benutzten zur Abwechslung mal wieder die Toilette (ja, auch Jakobs Sorgen diesbezüglich konnten für diesmal entkräftet werden), hüllten uns in unsere Bademäntel und schauten mal kurz bei den Erziehungsberechtigten vorbei. Diese waren noch fleißig beim Einräumen ihrer Sachen.
„Na Paps, immer noch nicht fertig?“
„Kannst gerne für uns weitermachen Jo.“
„Nein danke, unser Zeug wegzuräumen hat uns vollkommen gereicht.“
Allerdings. Und mir graute schon vor dem Tag, an dem wir das alles wieder irgendwie in Koffern und Taschen würden verstauen müssen.
„Nanu, ihr wart ja schon duschen?“
„War eine Idee von Jake. Der meinte, das wäre viel praktischer. Da wir eh nichts mehr vorhaben heute, können wir dann gleich in die Schlafsachen steigen.“
„Klingt vernünftig. Ich werde dann auch gleich Jan wecken und das mit dem genauso machen. Wir sind hier eh gleich fertig und das Abendbrot hat noch Zeit. Wir haben ja ziemlich spät Kaffee getrunken. Oder habt ihr schon wieder Hunger?“
Das war keine so gute Frage. Jedenfalls nicht, wenn sie an zwei Teenager gerichtet ist. Wir schauten Irene verfressen an.
„Ah ja, versteh schon. Trotzdem, ihr werdet schon noch ein Weilchen durchhalten.“
Hm. Erst große Hoffnung machen und einen dann am langen Arm verhungern lassen.
„Nun geht erstmal hoch und lasst euch von Jakob fertig anziehen. Und vergesst nicht euch dann noch die Haare zu föhnen.“
Wir gingen wieder nach oben ins Zimmer, wo zwar Windeln und unsere Strampler bereits parat lagen, aber weit und breit kein Jakob zu sehen war.
„Jake? Wir sind da!“
„Moment, bin schon unterwegs! Macht euch schon mal frei.“
Wir schlüpften aus den Bademänteln, hängten diese auf zwei Kleiderbügel in der kleinen Garderobe an der Türinnenseite, zogen uns die Hüttenschuhe aus und setzten uns aufs Bett. Auf dem Korridor erklangen Schritte, Jakob tauchte im Türrahmen auf und uns blieb die Spucke weg!
Jorins großer Bruder war auch schon bettfein und stand in genau so einem Strampler wie er für uns bereitlag, vor uns!
Anscheinend hochzufrieden mit seinem Auftritt und dessen Wirkung auf uns, grinste Jake uns an.
„Na, wie seh‘ ich aus?“
Jorin und ich schauten uns an und lachten los.
„Was gibt es da zu lachen? Ich hab an die kalten Nächte hier gedacht und will auch nicht frieren!“
„Hehe. Brüderchen, damit dürfte klar sein, WER hier das echte Riesenbaby ist!“
„Denkste Jo. Die Riesenbabys bleibt ihr. Wie euch eigentlich auffallen dürfte, trage ich KEINE Windel drunter!“
„Was nicht ist kann ja noch werden, Jaki—Baby.“
„Nix da, Lucas.“
Na mal abwarten…
„So, dann will ich euch mal verarzten. Jo, diesmal fang ich mit dir an.“
Jakob breitete eine Windel auf dem Bett aus, und Jorin legte sich brav darauf. Während nunmehr mal wieder reichlich Puder zum Einsatz kam, schaute Jake seinen Bruder verwundert an.
„Nanu? Heute alles so schlaff hier? Da frag ich mal lieber nicht, was unter der Dusche so alles abgelaufen ist.“
Gar nichts war abgelaufen, SOLCHE Sexmonster waren wir nun auch wieder nicht. Und bei mir jedenfalls war es so, dass die Entdeckung von Strampler—Jakob mich dermaßen abgelenkt hatte, dass ich gar nicht in entsprechender Stimmung war.
Jake hatte schon wegen Jan viel Erfahrung mit der Windelei und entsprechend schnell lief unsere Versorgung ab. Wenige Minuten später waren auch wir gut verpackt und drei dafür eigentlich viel zu alte Jungs standen in Stramplern im Zimmer herum. Als uns das so richtig klar wurde, verzogen sich unsere Mundwinkel nach oben und schon lachten wir alle drei los.
„Hahaha. Jungs, ein Bild für die Götter. Wenn das Janine sehen könnte.“
„Keine Bange Großer, das kann sie! Dafür werde ich schon sorgen.“
Huch?
Von uns unbemerkt war Irene nach oben gekommen, wohl um sich jetzt um Jan zu kümmern. Dabei musste sie unseren Aufzug entdeckt haben, schnell wieder runtergeflitzt sein, um kurz darauf mit der Digitalkamera wieder zu kommen. In diesem Moment drückte sie auf den Auslöser und der Blitz durchflutete das Zimmer.
„Nein Mutti!“
„Doch Jakob!“
„Das kannst du mir doch nicht antun.“
„Na klar. Keine Angst, Janine wird sich darüber bestimmt gut amüsieren. Siehst doch außerdem richtig süß aus.“
„Argh!!!“
„So, wollt ihr mal sehen?“
Das konnten wir uns nicht entgehen lassen und warfen einen Blick auf den kleinen Monitor der Kamera. Irene hatte uns richtig heftig erwischt, mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen und offen stehenden Mündern starrten wir uns vom Monitor aus an. Ich hatte mal an so einem Passbildautomaten Bilder machen wollen und war genau beim ersten Blitz vom Hocker gekippt, weil dieser irgendwie wacklig war. Mit dem Bild konnte man ganze Völkerstämme zu Tode erschrecken — und genauso sah auch dieses Foto hier aus.
„Mutti, das Bild kannst du niemandem zeigen. Die liefern uns doch glatt wegen Dämlichkeit in die geschlossene Anstalt ein.“
„Haha, ist doch wunderbar geworden.“
Fand ich nicht, wirklich nicht.
„Aber ich kann ja noch eins von euch machen, da könnt ihr euch ordentlich in Positur stellen. Und ganz ohne Erschrecken.“
Ich wollte da nicht so richtig mit machen, aber die beiden Brüder waren anderer Meinung.
„Komm schon Lucas. Ist doch eh schon zu spät.“
Ich war also mal wieder überstimmt. Na gut. Wir stellten uns in Position, Jorin links von Jakob, ich rechts von ihm und er legte seine Arme um unsere Hüften. Wir lächelten in die Kamera und Irene schoss noch ein weiteres Foto.
„Na also, sieht doch wirklich hübsch aus. Hier, schaut es euch mal an.“
Wieder begutachteten wir das Ergebnis und diesmal konnte sich das Bild schon eher sehen lassen. Ein ganz normales Familienfoto, eben nur in ETWAS ungewöhnlicher Bekleidung.
„Hast recht Mutti. Und Janine bekommt nur dieses Bild hier zu sehen, das andere nicht.“
Naja, ich würde versuchen dafür zu sorgen, dass KEINES der beiden Bilder irgendwer außerhalb des engsten Familienkreises zu sehen bekam. Fehlte noch, dass das eines schönen Tages in der Schule am schwarzen Brett auftauchen würde!
„So Jungs, ich werde mich jetzt mal um Jan kümmern. Lucas, Jorin, ihr solltet euch endlich die Haare föhnen. Ich hab euch unser Gerät draußen aufs Schränkchen gelegt und Jakob hat auch einen mit.“ sagte sie und verschwand.
Wir folgten ihr und ich griff mir den genannten Elternföhn vom Schränkchen, während Jorin sich den von Jakob holte. Wieder in unserem Zimmer schalteten wir die Blasmaschinen ein und unterhielten uns brüllend über das, was wir eben erlebt hatten.
„Hättest du das deinem Bruder zugetraut? Jakob im Strampler?“
„Warum nicht? Ich meine, wir tragen doch auch welche.“
„Ja, aber wir sind vierzehn, Jakob schon achtzehn.“
„Also aufs Strampler tragen bezogen macht das nun wirklich keinen Unterschied. Oder ist das für Vierzehnjährige normaler als für Achtzehnjährige?“
Stimmte auch wieder. Naja, wie sagte Jorin manchmal? Normal is eh langweilig.
„Mich bewegt eine ganz andere Frage.“
„Und welche wäre das?“
„Wie bekommen wir ihn dazu, dass er auch Windeln anzieht?“
Ich musste lauthals loslachen. Alleine die Vorstellung von Jakob in Windeln war einfach zu komisch.
„Das kannst du vergessen. Eher schaffst du das bei Thomas und Martin.“
„Meinst du?“
„Klar, oder hast du nicht bemerkt wie interessiert die uns vorhin angestarrt haben?“
„Ja, aber das ist ja verständlich und bedeutet noch lange nicht, dass die das auch probieren wollen.“
„Naja, aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass du Jake dazu überreden kannst.“
„Schade, denn passen würden die dem Dürrländer ja wahrscheinlich.“
Das stimmte wohl. Jakob war zwar um einiges größer als wir, aber nur auf die Höhe bezogen, nicht auf die Leibesfülle.
„Aber immerhin, das Bild von ihm im Strampler ist ja auch schon was wert.“
Mittlerweile waren unsere (relativ kurzen) Haare trocken, und wir konnten die Krachmacher ausschalten und uns wieder normal unterhalten.
„Na Luki—Baby, hast du deinen Blowjob genossen?“
„Klar, aber keiner bläst so gut wie du!“
Jorin feixte mich an und mir kroch eine Idee durch die Gehirnwindungen. Eine FIESE Idee!
„Du, Jorin, was meinst du: schaffen wir es, Jakob mal alleine im Strampler zu fotografieren? Also ohne dass wir mit im Bild sind?“
„Sollte eigentlich kein Problem sein, er scheint ja ziemlich offen darin herumzulaufen. Wieso fragst du?“
„Du liest doch auch die Volksstimme, oder?“
„Ja, zumindest teilweise.“
„Dann kennst du auch die Rubrik „Die lustige Linse“, oder?“
„Klar kenn ich die. Aber was… moment mal! Denkst du gerade das, was ich denke dass du es denkst?“
„Also ICH denke gerade daran, ein solches Foto von Jake im Strampelanzug an die Zeitung zu schicken. Wäre doch toll, wenn das in der „lustigen Linse“ erscheinen würde, oder?“
„Das ist ja eine dermaßen hinterhältige Idee! Die Idee ist Spitze!“
Ich musste lachen, Jorin war sofort Feuer und Flamme und absolut begeistert von dieser Vorstellung.
„Das machen wir! Aber der muss so richtig deutlich zu erkennen sein.“
Dafür würden wir schon Sorge tragen.
„Und ich weiß auch schon, wie wir ihn am besten erwischen.“
„So? Wie?“
„Du weißt doch, dass er nachts immer die Nachttischlampe brennen lässt.
Tat Jake tatsächlich. Vielleicht fürchtete sich der kleine Stramplerjunge ja im Dunkeln.
„Wenn er schläft, schleichen wir uns in sein Zimmer, nehmen ihm vorsichtig die Bettdecke weg und fotografieren ihn im Schlaf.“
„Glaubst du nicht, dass er dabei wach wird?“
„Ach wo, der pennt so fest, da könnte ein Düsenjäger durchs Zimmer rauschen und er würde trotzdem nicht aufwachen.“
„Okay, wir können es ja probieren.“
„Klar machen wir das! Und wir nehmen auch gleich noch den Camcorder mit.“
„Was willst denn damit?“
„Naja, vielleicht können wir ein Band ans Fernsehen schicken, an „Pleiten, Pech und Pannen“ oder so.“
„Hehe, tolle Idee! Wenn das gezeigt wird, bekommen wir sogar noch Geld dafür.“
„Genau! Schade nur, dass er nicht SO fest schläft, dass wir ihm heimlich doch noch eine Windel verpassen könnten. Naja, man kann ja nicht alles haben.“
Oh, das würde uns Jakob nicht so schnell verzeihen! Aber was soll’s, ich hatte eh noch eine Rechnung mit ihm offen. Ich sage nur: Windelwette!
Unterdessen war es schon nach sechs und wir beschlossen, uns mal nach unten zu begeben um zu sehen, was der Rest der Familie so anstellte.
Im Wohnzimmer saßen Wolfgang und Jakob vorm Fernseher und schauten irgendeine Nachrichtensendung.
„Ah, da seid ihr. Hat euch Jakob schön verarztet, ja? Prima.“
Wir ließen uns auf der Couch nieder und kuschelten uns aneinander.
„Hat euch euer Bruder auch so überrascht wie mich mit seinem Strampler?“
Hm. Schon wieder. Es war in letzter Zeit immer mal vorgekommen, dass Herr Brenner Formulierungen wie „euer Bruder“ verwendete, wenn er mit Jorin und mir sprach. Hieß das, dass er mich praktisch auch als Sohn betrachtete?
„Kannst du laut sagen Paps. Und das hätte ganz schön schief gehen können!“
„Wieso das denn?“
„Wir hatten da gerade keine Windeln um.“
„Wie meinst du… ah… ich verstehe!“
Und er lachte laut los. Als er sich wieder etwas beruhigt hatte, schaute er zwischen Jakob und uns hin und her. Dann sprach er seinen Ältesten an.
„Du Jake, aber eines muss ich dann zu dem Thema doch noch sagen.“
„Ja Paps?“
„Bei dir fehlt noch was. Die Kleinen auf der Couch sehen komplett aus, du aber nicht. Also ich finde, dass zu einem Strampler unbedingt auch Windeln gehören.“
„Neeeeeeiiiiiiinnnnnnnnnn!“
„DOOOOOOCCCCHHHHHHHHH!“
Der zweite Aufschrei kam in Stereo von Jorin und mir und er war noch deutlich lauter als der von Jakob.
„Also nein, das brauch ich nun wirklich nicht. Sorry Leute, aber IHR habt die Wette verloren, nicht ich.“
„Schaaaaaaade….“
„Was ist schade?“
Irene war ins Wohnzimmer getreten, Jan vor sich herschiebend. Auch der Stift war bereits bettfein gewindelt und in seinen Strampler gesteckt. Was für ein Anblick: alle vier Jungs der Familie in identischen Strampelanzügen.
Jan war anscheinend wieder richtig munter, er sprintete los und sprang seinem ältesten Bruder auf den Schoß. In diesem Moment bemerkte er auch, dass dieser das gleiche Nachtgewand trug wie er selbst.
„Cool! Du hast auch nen Strampler an!“
„Klar, ich will doch nachts nicht frieren.“
„Supi! Aber wo ist deine Windel?“
Jetzt lachten alle lauthals um die Wette und Wolfgang erklärte seiner Frau, dass Jan nicht der erste mit dieser Idee gewesen war.
„Als ihr eben rein kamt waren wir gerade soweit, dass es schade ist, dass Jakob keine Windel anziehen will. Würde doch eigentlich noch zu seinem Outfit gehören, damit das auch komplett ist.“
„Haha, stimmt. Und wer hatte die glorreiche Idee?“
„Ich natürlich.“
„Öhm… Sorry Paps, aber das stimmt so nicht. Ich hatte die gleiche Idee schon oben beim Haare föhnen. Lucas meinte aber gleich, dass wir ihn wohl niemals dazu würden überreden können.“
„Ah, Lucas ist der einzige hier, der klar denken kann. Er hat vollkommen recht, DAS mache ich nun wirklich nicht mit.“
„Wir werden sehen…“
Der letzte Satz kam von Irene. Aber ich hatte trotzdem riesige Zweifel daran. Ich meine, Jakob war nun doch schon erwachsen, dem würde das niemand irgendwie vorschreiben können.
„So, da ihr alle fertig seid, werde ich mich langsam aber sicher mal ums Abendbrot kümmern. Mal schauen, was wir so alles mitgeschleppt haben.“
Von draußen hörten wir in diesem Moment Motoren, die sich fast wie von Motorrädern anhörten.
„Ah, Tom und Martin kommen auch gerade, das trifft sich ja prima. Mal sehn, ob die auch wieder mitessen wollen. Das sind so nette Jungs…“
Das waren sie anscheinend wirklich. Vielleicht konnten die uns ein paar gute Tipps bezüglich Skifahren oder so geben.
Ein paar Minuten später kamen die beiden Genannten ins Haus, zogen ihre Schuhe und Jacken aus, dann blickte Thomas durch die offene Tür ins Wohnzimmer.
„Guten Abend. Frau Brenner, haben Sie schon Abendbrot gemacht?“
„Nein, ich wollte gerade damit anfangen. Wollt ihr wieder mit uns essen?“
„Gerne. Und gut, dass sie noch nicht angefangen haben.“
„Wieso?“
„Deswegen!“
Tom und Martin kamen ins Wohnzimmer marschiert, jeder eine große Platte in der Hand haltend.
„Mit besten Grüßen von meinen Pflegeeltern, ein paar Kleinigkeiten aus der Restaurantküche!“
Kleinigkeiten?!? Das waren die schönsten Leckereien! Fleisch, Wurst, Käse, Brot und Brötchen, alles in den unterschiedlichsten Variationen und in riesigen Mengen.
„Aber das wäre doch nicht nötig gewesen!“
Martin war anderer Meinung.
„Frau Scholl meinte, dass Sie für heute genug Arbeit gehabt haben, da müssten Sie nicht auch noch fürs Abendbrot sorgen.“
Wirklich nette Leute, die Scholls.
„Jungs, räumt mal schnell den Tisch ab, damit Tom und Martin die Platten abstellen können.“
Wir sprangen auf und sorgten für Platz. Die beiden stellten die Platten ab, und wir starrten bewundernd auf deren Inhalt. Wirklich fantastisch! Dann wandte allerdings Martin den Blick vom Tisch ab und uns zu. Ein Blick zu Jorin, einer zu mir, einer zu Jan und einer zu Jakob. Ich wusste, was jetzt kommen würde…
„Sagt mal, wie lauft ihr denn rum?!?“
Autor: Mark (eingesandt via Nachricht)
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