Yvette (3)
Windelgeschichten.org präsentiert: Yvette (2)
Kapitel 3 – Mein Zimmer
Yvette nahm mich an die Hand, mit kleinen Schritten führte sie mich aus dem im Abendlicht erhellten Wohnzimmer in die Eingangshalle. Gegenüber erspähte ich eine grosse Küche mit schwarzweiss gekachelten Fliesen, einem grossen Herd und einem langen, weissen Tisch mit Stühlen. Es ging weiter in den hinteren Teil der Eingangshalle, wo eine grosse, hölzerne Treppe in das Obergeschoss führte. Vor der Treppe blieb Yvette stehen, suchte den Augenkontakt mit mir und meinte: Du darfst nie diese Treppe benützen ohne mich. Sie ist lang und steil, kleine Kinder könnten runterfallen und sich was brechen, das möchten wir Beide doch sicher nicht. Halte dich mit einer Hand am Geländer und mit der Andern hast du meine Hand zu halten, verstanden? Ja, habe ich, murmelte ich. Ich fühlte das Holz unter meinen Füssen und bei jedem Schritt spürte ich das weisse Etwas zwischen meinen Beinen. Mit jeder Stufe, die ich empor stieg, vergrösserte sich ein unsicheres Gefühl in mir und liess mich um Jahre jünger, kleiner und hilfloser werden. Yvette hielt meine Hand fest umschlossen und so erreichten wir gemeinsam das Obergeschoss. Vor mir erstreckte sich ein langer Korridor. Links und rechts waren Türen. Zuhinterst schien die Abendsonne durch ein Fenster. Yvette erklärte mir, dass alle Türen für mich tabu sind, ausser meine Kinderzimmertüre. Sie befinde sich hinten rechts, neben meiner Schlafzimmertür. Suche sie, mein Schatz. Ich ging los, mit unsicherem Schritt. Dann sah ich ein Schild mit rosa Blümchen und Schrift. Darauf stand Peter. Was verbirgt sich hinter dieser Tür? Will ich da hinein? Was erwartet mich? Yvette stand nun hinter mir, merkte meine Unsicherheit und mein Zögern. Sie legte eine Hand auf meine Schultern, mit der Anderen richtete sie meinen etwas heruntergerutschten Bindengürtel und meinte in sanftem Ton: Los öffne diese Türe, das wird von nun an dein Reich sein, dein Zimmer. Du wirst dich wohl fühlen, ich weiss es. Los, hab keine Angst, ich bin bei dir.
Langsam drückte ich den eisernen Türgriff und die Türe öffnete sich lautlos. Ein dunkler Raum erhaschte ich. Yvette ging an mir vorbei, öffnete ein grosses Fenster im Hintergrund des Zimmers, drehte sich zu mir um und bat mich einzutreten. Ich spürte als allererstes einen flauschigen Teppich unter meinen Füssen. Ein rosa Teppich, der einem sofort ein wohliges, heimisches Gefühl gab. Mein Blick wanderte im Raum herum. Alles war in rosa, die Wände unten rosa oben weiss. Die Decke hatte feine Stuckaturen und war weiss, wie eben frisch gestrichen. Das Zimmer schien mir gross. Eine Fensterfront gab den Blick frei aufs Land, welches sich hinter dem ansehnlichen Gebäude erstreckte. Im Hintergrund dehnte sich ein Wald mit mächtigen Bäumen aus. Die Stille war da, nur die Blätter der grossen Eiche vor dem Fenster rauschten in der Abendsonne. Mein Blick wanderte nach links. An der Wand hingen zwei grosse Bilder. Auf dem einen Bild war eine Mutter zu sehen, die mit ihrem Mädchen Bauklötze stapelte. Die Mutter war jung und sehr hübsch, eben wie man sich eine liebende Mutter vorstellt. Sie sass in einem farbigen Kleid neben ihrer Tochter, welche ihr die Bauklötze reichte. Es schien, als wäre das Kind noch zu klein, die Bausteine aufeinander zu stapeln. Im zweiten Bild findet sich der Betrachter in einem Badezimmer. Die selbe junge Mutter badet ihre Kleine. Sanft streicht sie mit einem Waschlappen über die Baby-Haut, Das Mädchen fixiert die Augen ihrer Mutter. Zweisamkeit am Abend, bevor die Kleine ins Reich der Träume sinkt. Unter diesen Bildern entdecke ich ein Bett. Beim flüchtigen betrachten scheint das Bett ein normales Kinderbett zu sein. Doch beim genaueren Hinsehen stellte ich fest, dass es sich um ein Kleinkindbett handelt. Die Gitterstäbe waren einfach nicht montiert. Die Matratze war mit einem rosa Lacken bezogen. Eingenäht war eine wasserdichte Sanitätsfolie, die die Matratze schützt bei nächtlichen Unfällen und undichten Windelpackungen von Kleinkinder. Über dem Kopfteil war ein weisser unauffälliger, durchsichtiger Vorhang, darunter hing ein Kindermobile mit Holztieren. Auch eine Spieluhr konnte ich entdecken. Am Rand des Kopfteils war eine Umrandung aus einer rosa Kunststoffmatte angebracht. Das schlafende Kind kann sich so nicht wehtun, wenn der Schlaf mal unruhig ist. Also in einem Kleinkindbett muss ich schlafen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, mit dem Zeigefinger deutete ich auf das Bett und Yvette meinte: Ja mein kleiner Peter, wir versuchen das Schlafen mal ohne Gitter, und wenn das klappt, dann ist ja gut. Wenn nicht, ist das Babygitter schnell montiert. Wir werden das bald sehen, wie du da schlafen kannst. Es war ein Gefühl in mir, das kaum zu beschreiben war. Ich begann an mir zu zweifeln, ich bekam eine richtige Gänsehaut, während ich beinahe nackt in diesem Zimmer stand. Wird mich Yvette wirklich zum Kleinkind machen? Ich wollte nur noch aus diesem Zimmer, doch Yvette hatte den Schlüssel an der Zimmertüre gedreht ohne dass ich es bemerkt hatte. Ich stand weinend vor der zugesperrten Tür. Ich wusste, es gab kein Entrinnen. Es war mir klar, dass ich in diesem Bett schlafen sollte. Verwirrt entdeckte ich noch andere Möbel in diesem Raum. Da war ein grosser massiver Tisch. Die Tischplatte war mit einer ebenfalls rosa Matte überzogen. Daneben ein Regal. Es war gefüllt mit allem, was man für ein Baby oder Kleinkind brauchte. Ich sah da stapelweise Stoffwindeln, fein säuberlich gefaltet. Manche waren rosa, hellblau, weiss oder mit babyhaften Motiven bedruckt. Gummihöschen lagen daneben, auch in allen Farben. Es gab solche zum Hineinschlüpfen, andere seitlich zum Knöpfen, sogenannte Schwedenhöschen, die das Wickeln der Mutter erleichtern und es gab sogar Folienzuschnitte. Einige Gummihöschen waren aus dickem, gelben Gummi, so richtige Bettnässer Hosen. Yvette meinte: Peter ich hoffe, wir brauchen diese Sachen nicht für dich und wenn doch, dann liegen sie hier bereit.
Es gab auch eine Spielecke mit Puppen, Bären, Bauklötzen Malbücher und einem grossen Schaukelpferd. Und wo ist die Toilette, fragte ich? Geh durch diese Türe, da ist dein Badezimmer. Das Badezimmer war ein kleiner Raum mit einer kleinen Sitzbadewanne. Die Wände waren in einem hell rosa Farbton gestrichen. Es duftete nach Lavendel. Zu meiner Überraschung gab es kein WC, An der Wand befand sich ein kleines Podest, etwa 30cm hoch. Auf dieser Erhöhung stand ein Töpfchen, ähnlich einem WC und doch zugeschnitten für die Bedürfnisse eines Kleinkindes. An der Wand hing ein Kindergurt. Damit konnte man das Kind fixieren. So kann die Mama verhindern, dass das Kind aufsteht während der Töpfchenzeit. Es war alles da, was einem Kleinkind zusteht, ja sogar ein Teppichklopfer hing an der Wand des Badezimmers. Wird Yvette diesen gebrauchen?
Als ich das Licht im Badezimmer löschte und wieder im Kinderzimmer stand, war Yvette gerade dabei, den grossen Kleiderschrank zu öffnen. Sie suchte nach meinem Schlafanzug, denn mittlerweile war die Nacht angebrochen und der Tag neigte sich dem Ende zu. Yvette meinte, sie werde mich noch für das Bett anziehen. Sie holte ein Pyjama aus dem Schrank und verschloss diesen wieder. Der Nachtanzug bestand aus einer hellgelben Baumwollhose und einem mit Enten bedruckten Oberteil. Er passte mir wie angegossen. Auch kontrollierte sie mit ihren zarten Fingern die dicke Binde zwischen meinen Beinen und meinte: Die lassen wir besser über Nacht an, man weiss nie was kommt. Ich war irgendwie froh, wieder in einem Kleidungsstück zu stecken, wenn es auch wirklich ein kindisches Pyjama war. Yvette betrachtete mich und sagte zufrieden: Mag mein Kleiner auch Entchen? Ich zog an meinem Oberteil und betrachtete die aufgedruckten gelben Tiere und antwortete: Als Kind hatte ich auch einen solchen Schlafanzug. Yvette lächelte und innerlich dachte sie, wenn Peter wüsste, was er noch alles anziehen muss. Sie wechselte geschickt das Thema und sagte: Mein Schatz, du bist sicher hungrig wie ein Bär. Also komm. Wir verliessen das Kinderzimmer, es ging die Treppe wieder hinunter und dann direkt in die Küche. Ja ich hatte vor Aufregung gar nicht bemerkt, wie hungrig ich war und auch durstig. Ich fragte Yvette, wo ich mich hinsetzen sollte und sie zeigte auf das obere Ende des Tisches. Da setzte ich mich artig hin und schaute Yvette zu, wie sie ein, zwei Scheiben Brot abschnitt, mit Butter bestrich, ein wenig Himbeermarmelade drauf strich und die Scheiben in kleine Stücke schnitt, mundgerecht, wie für kleine Kinder. Sie nahm einen hellblauen Kinderteller und einen weissen Kinderbecher, natürlich aus Plastik, aus dem Küchenschrank. Zu meiner Überraschung holte sie noch eine grosse Nuckelflasche heraus, überlegte kurz und stellte sie zurück in den Schrank. Liebevoll füllte sie meinen Teller mit den Brotstückchen, stellte ihn vor mich hin und sagte: Nur zu, lass es dir schmecken. Oh, ich habe noch was vergessen. Sie drehte sich um ging zurück zum Schrank und kam mit einem Babylätzchen zurück. Sie meinte: Wie kann ich das Wichtigste vergessen – Dein Lätzchen. Geschickt band sie mir das Schutztuch um den Hals, strich es glatt über meiner Brust und sagte: Kleine Kinder brauchen ein Lätzchen damit Mamma nicht so viel waschen muss. Und wieder stieg in mir ein Unwohl auf, ja warum demütigt mich Yvette mit diesen Bemerkungen? Doch ich glaube, für sie ist es das Natürlichste. Ihr Kinderwunsch kann sie jetzt ausleben in vollen Zügen. Sie weiss, dass ich nicht die Kraft habe, mich aufzulehnen, nein zu sagen. Es waren für mich so aufwühlende Stunden seit meiner Ankunft hier bei Yvette. Wenn ich ehrlich bin, sehnte ich mich nach Fürsorge, bemuttert zu werden. All diese Liebe hatte ich in meiner Kindheit nicht und trotzdem ist die Situation so grotesk, so fremd, für Aussenstehende so nicht real…. Yvette setzte sich neben mich und nahm aus meinem Teller ein Brotstückchen, führte es vor meinen Mund und flüsterte: Sei ein guter Junge und iss. Ohne was zu überlegen öffnete ich den Mund und der Happen wanderte in meine Mundhöhle. So ist brav. Yvette stand auf, ging zum Kühlschrank und kehrte mit einer Milchflasche an den Tisch zurück. Sie füllte meinen Becher mit der Milch und sagte: Trink vorsichtig, nicht hastig sonst verschüttest du noch die Milch. Danach setzte sie sich mit einer dampfenden Tasse Kaffee und einem Kindermodekatalog zu mir, blätterte darin, verweilte eine geraume Zeit bei den süssen Mädchenkleider, studierte genau die Babypflegeangebote wie Windeln und Gummihöschen, Puder und Wundcremen und liess mich in aller Ruhe essen. Ich ass ein Brotstückchen nach dem andern, eines fiel auf den Boden, was mich sofort aus meinen Gedanken riss. Yvette hatte es natürlich bemerkt, bückte sich wortlos und hob es auf. Sie schüttelte ihren Kopf, was so viel bedeutete wie: Kleiner Junge, vielleicht sollte ich mein Baby noch füttern? Meine Wangen röteten sich merklich. Der Teller war leer, die Milch war kalt und erfrischend. Die Uhr an der Wand tickte und meine Augenlieder klappten ohne mein Dazutun nieder. Yvette räumte den Tisch ab, wischte mit einem feuchten Waschlappen meinen marmeladenverschmierten Mund sauber. Sie sagte: Peter – ein aufregender Tag geht zu Ende, lass uns hochgehen. Ich bringe dich ins Bett. Wortlos stand ich auf. Meine Hand suchte die führende Frauenhand. Yvette löschte das Küchenlicht, führte mich sicher die Treppe hinauf, den Korridor entlang in mein Kinderzimmer. Dies geschah wortlos, Ich hörte nur mein Herz pochen, die Nacht war da.
Ich habe die Dunkelheit nicht gerne. In der Nacht fühlt sich der Mensch einsam, verlassen, auf sich gestellt. Viele Nächte verbrachte ich in meinem Leben schlaflos. Solche Stunden liebt keiner, Kinder schon gar nicht. Im Dunkeln da kommen kuriose Gedanken, da spielen sich Geschichten in meinem Kopf ab, die keiner versteht, nicht einmal ich. Vor meinem Bett angekommen stand ich stumm da. Yvette schüttelte das Kopfkissen glatt, die Decke klappte sie auf. Einsteigen meine Nachteule, hörte ich Yvette sagen. Sie zupfte an meinem Ärmel und fragte ganz überraschend: Peter musst du noch auf Toilette? Ich schüttelte den Kopf und legte mich auf das rosafarbene Leintuch. Die Schutzeinlage knisterte leise. Ja ich mache nicht ins Bett, antwortete es in meinem Kopf. Yvette kontrollierte noch schnell die Binde zwischen meinen Beinen, spreizte ein wenig meine Beine und dachte: Soll ich ihm noch ein Schutzhöschen anziehen? Sie liess es jedoch bleiben. Die Decke umhüllte meinen Körper, geborgen und sicher schaute ich zu Yvette. Meine Arme suchten nach ihrem Körper, nach Halt. Sie setzte sich auf die Bettkante und sprach: Peter – wie fühlst du dich? Ich weiss, es ist alles neu und fremd für dich. Du wirst dich an vieles gewöhnen. Ich habe viel Geduld und werde für dich da sein. Ich fühle, dass deine Seele traurig ist, ich fühle, dass du dich einsam fühlst, verlassen. Öffne dich für mich, mach mich glücklich, dann wirst auch du bald dein neues Leben akzeptieren, ja du wirst dein Dasein wieder lieben, mit mir. Würde es dir helfen, wenn du mir Mama oder Mami sagen könntest? Sie schaute mich mit Liebe an, die nur eine Mutter ausstrahlen kann. Tränen kollerten über meine Wangen. Im Gefühlsrausch und mit zittriger Stimme antwortete ich ganz leise: Ja Mama, das wäre schön. Sie küsste meine Stirn, drückte Ihren wohlgeformten Oberkörper an mein Gesicht und sagte: Ich wusste das mein Kleiner, deine Entscheidung ist so schön, ich bin so gerne deine Mama, schlaf gut, morgen ist ein neuer Tag. Und wenn was ist in der Nacht, dann rufe der Mama, sie schläft nebenan. Sei unbesorgt. Mit diesen Worten stand sie auf, zog an der Schnur der Musikdose über meinem Kopf, löschte das gedämpfte Licht und huschte aus dem Zimmer.
Autor: Petra (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
Suche
Weitere Teile dieser Geschichte
Archiv
Neueste Beiträge
Neueste Kommentare
- Lukas bei Neue Erfahrungen für Tim (11) Wiedersehen
- Lolo bei Neue Erfahrungen für Tim (11) Wiedersehen
- kruemel bei Valerie und das Windelgesetz (7)
- giaci9 bei Die Geheimnisse der Kerkwald-Geschwister (31)
- giaci9 bei Die Geheimnisse der Kerkwald-Geschwister (31)
- giaci9 bei Die Geheimnisse der Kerkwald-Geschwister (31)
- Anonym bei Die Geheimnisse der Kerkwald-Geschwister (31)
- Jan bei Jule und die Ausprobier-Vereinbarung (10)
Hi, ich würde gerne mehr erfahren, inwieweit er zu einem Mädchen gemacht werden soll, und in welchem Alter er/sie sein wird.
Sehr schön und einfühlsam
Liest sich gut. Gerne weitere Teile