Zwischen Gestern und Morgen (17)
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Benjamin liegt ruhig im Bett, seine Gesichtszüge sind endlich mal wieder entspannt. Ich beobachte ihn eine Weile und kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, als ich sehe, dass er sich im Schlaf den Daumen in den Mund gesteckt hat. Es ist lange her, dass ich ihn so friedlich gesehen habe, ohne Sorgen oder Angst in seinem Gesicht.
Ein Gedanke kommt mir in den Sinn, und ich schmunzle leise. Ich sollte ihm sobald wie möglich wieder einen Schnuller besorgen, damit er nachts etwas hat, das ihm Trost gibt. Es scheint, als würde es ihm helfen, wenn er sich an etwas festhalten kann.
Während ich Benjamin beim Schlafen zu sehe, denke ich über den Vormittag im Garten nach. Er hat so schön im Laub gespielt, mit einer Freude und Neugier, die ich mir für ihn so sehr wünsche. Es tut gut, ihn so unbeschwert zu sehen – so, wie ein Kind sein sollte. Doch gleichzeitig wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass das alles bald vorbei ist, dass ich mit ihm ganz normal in die Natur gehen kann, ohne immer diese Angst im Hinterkopf haben zu müssen.
Er muss noch so viele Erfahrungen nachholen, die ihm bisher verwehrt geblieben sind. Ich hoffe, dass er die Chance dazu bekommt, alles nach und nach zu entdecken, und dass er bald wirklich frei von all dem sein kann.
Ich denke kurz nach und merke, dass ein Babyphone auf der Liste hätte stehen sollen. Stattdessen lasse ich die Tür nur einen Spalt offen, damit ich Benjamin hören kann, wenn er wach wird, und gehe leise in die Küche. Dort finde ich Gustav, der gerade Kaffee für sich und Otto vorbereitet.
„Hallo Gustav,“ begrüße ich ihn und frage gleich: „Gibt’s schon etwas Neues von Frau Grünwald?“
Er schüttelt den Kopf und erklärt, dass sie sich meldet, wenn es etwas Neues gibt, aber die Gespräche aktuell auf ein Minimum beschränkt werden sollen. Ich seufze leise und denke kurz nach. Dann spreche ich aus, was mir schon seit dem Vormittag im Garten im Kopf herumschwirrt. „Glaubst du, es wäre möglich, dass wir das Grundstück auch mal verlassen? Ich meine, wir sind doch in der Nähe des Bodensees. Das wäre bestimmt ein schöner Ausflug für Benjamin.“
Gustav sieht mich mit einem ruhigen, aber ernsten Blick an. „Im Moment wäre das leider nicht sicher. Nicht, bevor wir sicher sind, dass die Gefahr vorüber ist.“
Seine Antwort enttäuscht mich, aber ich verstehe die Gründe. Sicherheit geht vor. Ich seufze und nicke schließlich, auch wenn der Wunsch, Benjamin etwas von der Welt außerhalb des Hauses zu zeigen, weiter in mir bleibt.
Ich setze mich neben Thomas ins Wohnzimmer, noch immer mit den Gedanken bei Benjamins Erzählungen. „Was denkst du über das, was Benjamin erzählt hat?“ frage ich leise.
Thomas denkt kurz nach und antwortet schließlich: „Ich denke, dass er das wirklich so erlebt hat. Dieser Alexej könnte ein Mitarbeiter aus dem Labor gewesen sein, vielleicht sogar jemand, der ihm zur Flucht verholfen hat. Wir können nur hoffen, dass er ebenfalls entkommen ist und dass wir irgendwie Kontakt zu ihm aufnehmen können. Er könnte uns bestimmt viele Fragen beantworten.“
Ich nicke, stimme ihm zu. Es wäre ein großer Schritt, endlich Antworten zu bekommen, mehr über Benjamins Vergangenheit zu erfahren und darüber, was genau in diesem Labor geschehen ist. Doch gleichzeitig keimt ein leiser Zweifel in mir auf – eine Angst, die ich kaum zulassen will. Was, wenn dieser Alexej oder jemand anderes aus seiner Vergangenheit auftaucht und Benjamin mir wegnimmt?
Ich schiebe den Gedanken beiseite, aber er bleibt im Hintergrund, wie eine leise Sorge, die ich nicht ganz verdrängen kann.
„Hast du nochmal mit deiner Familie gesprochen?“ frage ich vorsichtig.
Thomas seufzt leicht und antwortet, etwas betrübt: „Nein, man hat mir gesagt, dass wir so wenig Kontakt nach draußen haben sollen wie möglich. Sie werden erstmal auch nicht hier herkommen.“ Er hält kurz inne und fährt fort: „Ich hoffe, dass Frau Grünwald bald Fortschritte macht. Es wäre schön, wenn wir alle wieder ein wenig Normalität zurückbekommen könnten.“
Ich nicke verständnisvoll. Die Situation belastet uns alle, und ich sehe, wie schwer es Thomas fällt, auf seine Familie zu verzichten.
Ich beschließe, mir ein Buch zu nehmen und mich zu Benjamin zu setzen. In diesem Moment möchte ich einfach nur bei ihm sein, seine Nähe spüren und ihn wissen lassen, dass alles in Ordnung ist. Langsam gehe ich nach oben, wo er noch friedlich schläft. Leise setze ich mich an seine Seite, schlage das Buch auf und beginne zu lesen, zufrieden damit, einfach bei ihm zu sein.
Nach einer weiteren Stunde sehe ich, dass es draußen schon langsam dämmrig wird. Ich streiche Benjamin sanft über die Stirn und wecke ihn leise. „Benni, mein Schatz, es ist Zeit, aufzuwachen,“ flüstere ich. Ich will nicht, dass er heute Abend Schwierigkeiten hat, einzuschlafen, wenn er jetzt zu lange schläft.
Er blinzelt müde, öffnet langsam die Augen, und ich lächle ihm beruhigend zu. „Na, hast du gut geschlafen?“ frage ich leise, während er sich langsam zu mir kuschelt. Es ist schön, ihn so friedlich zu sehen.
Mama weckt mich sanft, ihre Hand streicht mir über die Stirn, und ich blinzelte langsam. Sie fragt mich leise, ob ich gut geschlafen habe, und lächelt mich an. Noch etwas verschlafen schaue ich sie an und fühle, wie eine wohlige Wärme in mir aufsteigt. Ohne nachzudenken, kuschle ich mich näher zu ihr. Es ist so beruhigend, sie hier zu haben, und für einen Moment fühle ich mich vollkommen geborgen.
Mama tastet sanft nach meiner Windel, um zu prüfen, ob sie gewechselt werden muss. Doch als ihre Hand meinen Bauch berührt, muss ich plötzlich lachen – es kitzelt so sehr! Ich winde mich ein bisschen und kichere, während sie mich schmunzelnd ansieht.
„Da bist du ja kitzelig,“ sagt sie lächelnd, und ich kann gar nicht aufhören zu lachen. Es ist ein schöner Moment, und irgendwie macht es das Aufwachen viel angenehmer.
„Was können wir jetzt machen, Mama?“ frage ich neugierig.
„Hast du Hunger?“ fragt sie mich sanft. Ich höre kurz in mich hinein und schüttle dann den Kopf. „Nein, Mama, ich hab keinen Hunger,“ antworte ich.
Mama sieht mich leicht besorgt an. „Gar kein Hunger? Geht es dir gut?“
Ich nicke und sage ehrlich: „Ja, mir geht’s gut. Ich möchte viel lieber mit dir etwas spielen.“
Mama lächelt, als sie das hört. „Okay,“ sagt sie, „aber du musst zumindest etwas trinken, einverstanden? Dann schauen wir mal, ob wir hier noch etwas zum Spielen für dich finden. Vielleicht gibt es hier ja sogar ein Spielzimmer.“
Die Idee klingt spannend, und ich nicke begeistert. Ein Spielzimmer? Das wäre wirklich toll!
Der Tee war mittlerweile kalt, aber er schmeckte trotzdem lecker, und so verschwanden wieder zwei Tassen in meinem Bauch. Danach schauten wir uns die restlichen Zimmer im Haus an. Es gab ein richtiges Arbeitszimmer und einen Raum mit einem riesigen Esstisch und einem Kamin in der Ecke, dazu eine Couch und gemütliche Sessel davor. Die hätten eigentlich gar kein extra Wohnzimmer gebraucht, dachte ich mir.
Im oberen Stockwerk entdeckten wir dann ein Spielzimmer, aber es war eher für ältere Kinder oder Erwachsene eingerichtet. Da stand ein großer Fernseher mit einer Spielkonsole und Sitzsäcken davor. Ich wollte das Gerät schon einschalten, doch Mama hielt mich sanft zurück und erklärte mir, dass das noch nichts für mich sei. Ein bisschen enttäuscht schaute ich weiter und sah eine Menge Brettspiele, wie Risiko, Die Siedler von Catan oder ein Warhammer-Brettspiel, aber die interessierten mich nicht wirklich.
Dann entdeckte ich ein Auto-Quartett, und das sprach mich sofort an. Mama lächelte und stimmte zu. Also setzten wir uns auf die Sitzsäcke – die waren übrigens richtig bequem – und begannen zu spielen. Während wir die Karten ansahen, erzählte ich Mama ganz viel über die verschiedenen Autos. Es war, als würde mir das Wissen einfach so einfallen. Mama war richtig erstaunt, was ich alles über die Modelle wusste.
Während wir spielten, spürte ich plötzlich, dass ich ganz dringend pullern musste. Eigentlich wollte ich schon aufspringen, aber dann erinnerte ich mich daran, dass ich es sowieso nicht rechtzeitig schaffen würde. Also gab ich einfach nach, ohne mich zu quälen – Mama hatte ja gesagt, dass es okay ist.
Ich hielt kurz im Spiel inne, und ich bin mir sicher, dass Mama sich denken konnte, was ich gerade mache, denn sie lächelte mir verständnisvoll zu. Die Wärme, die sich nun wieder in meiner Windel breit machte, fühlte sich einfach nur toll an. Es war schön, dass ich mir darüber keine Sorgen machen musste und wir einfach weiterspielen konnten.
Gerade als ich meine nächste Karte gegen Mama ausspielen wollte, kam Gustav ins Zimmer und hielt das Telefon in der Hand. Er schaute ernst, und ich hielt inne, überrascht von der plötzlichen Unterbrechung. Mama sah Gustav fragend an und richtete sich etwas auf.
„Entschuldigung, dass ich störe,“ sagte Gustav ruhig, „aber es ist ein Anruf für Sie.“ Mama nahm das Telefon und stand auf, um mit ihm zu sprechen. Ich beobachtete sie neugierig, auch wenn ich ein wenig enttäuscht war, dass unser Spiel unterbrochen wurde.
Mama hörte dem Anruf kurz zu, dann drückte sie eine Taste und sagte: „Ich stelle das Telefon auf Lautsprecher.“
„Hallo, Benjamin,“ sagte Frau Grünwald mit einer Stimme, die sofort meine Aufmerksamkeit fesselte. Ich merkte, dass das etwas Wichtiges sein musste.
„Ich habe gerade mit einem Mann namens Alexej Petrow gesprochen,“ begann sie und erklärte, dass er sich vor ein paar Tagen bei der Polizei in Berlin gemeldet und eine abenteuerliche Geschichte erzählt hatte. Die Beamten hatten ihn wohl nicht ernst genommen, aber Alexej hatte darauf bestanden, dass seine Anzeige aufgenommen wurde. Er hatte jedoch falsche Telefonnummern und eine E-Mail-Adresse hinterlassen.
„Nachdem ich ihn unter der Telefonnummer nicht erreichen konnte, habe ich ihm eine E-Mail geschrieben und erklärt, dass ich vom BKA bin und mir seine Geschichte gerne anhören würde,“ fuhr Frau Grünwald fort. Sie erklärte, dass Alexej ihr in einem kurzen Gespräch bestätigt hatte, dass eine Ortung sinnlos wäre, und dass er schnell zum Punkt gekommen sei. „Es scheint genau der Alexej zu sein, von dem du berichtet hast,“ sagte sie. „Aber er möchte meine Fragen nur beantworten, wenn du, Benjamin, dabei bist – und zwar nur persönlich.“
Ihre Worte ließen mein Herz schneller schlagen.
„Das ist viel zu gefährlich, das schreit doch nach einer Falle!“ Mama schritt sofort ein, ihre Stimme fest und besorgt.
Frau Grünwald antwortete ruhig: „Ein Risiko besteht in jedem Fall. Ich möchte ihm vorschlagen, dass wir nur mit ausreichendem Schutz und an einem sicheren Ort einem Treffen zustimmen würden. Bisher scheint das die einzige wirkliche Spur zu sein, mit der wir weiterkommen könnten.“
Ich schluckte schwer und spürte, wie meine Gedanken Durcheinander gerieten. Auf der einen Seite wollte ich Antworten, aber auf der anderen hatte ich Angst. Angst vor den Leuten, die mich jagen, und auch davor, was Alexej mir vielleicht erzählen würde. Mama zog mich sanft auf ihren Schoß und drückte mich beschützend an sich.
„Wenn wir das wirklich machen,“ sagte sie entschlossen, „dann begleite ich Benjamin auf jeden Fall.“
Frau Grünwald klang nicht überrascht. „Das habe ich nicht anders erwartet,“ sagte sie. „Aber wir dürfen nicht zu viele Personen einbinden. Herr Huber sollte im Haus bleiben, um das Risiko zu minimieren.“
Mama fragte vorsichtig: „Wann würde es losgehen?“
Frau Grünwald antwortete ruhig: „Frühestens morgen. Wir müssen einen geeigneten Ort finden und ausreichend Schutz organisieren. Außerdem wissen wir noch nicht, wo Herr Petrow sich momentan aufhält oder wie schnell er an den Ort kommen kann, den wir auswählen.“
Dann wandte sie sich direkt an mich. „Benjamin, kannst du uns Alexej beschreiben? Der Polizist, der die Anzeige aufgenommen hat, konnte sich nicht genau an ihn erinnern. Es wäre gut, wenn wir eine genauere Personenbeschreibung hätten.“
Ich schluckte und dachte kurz nach, versuchte, mir Alexej ins Gedächtnis zu rufen – das Gesicht aus meinem Traum, die Erinnerung, die so verschwommen und doch so nah war.
Ich schloss kurz die Augen und versuchte, mich an Alexej zu erinnern, aber es war schwierig, das Bild in meinem Kopf klar zu bekommen. „Er hatte dunkle Haare,“ murmelte ich, „und sein Gesicht war irgendwie schmal…“ Ich suchte in meinem Kopf nach weiteren Details, aber es blieb verschwommen. „Er war nicht besonders groß, glaub ich… und er sah irgendwie ernst aus. Aber mehr weiß ich nicht.“
Ich spürte Mamas Hand auf meiner Schulter, sie drückte mich sanft, als wollte sie sagen, dass es okay ist. Es frustrierte mich, dass ich nicht mehr wusste, aber Frau Grünwald meinte nur: „Das ist schon hilfreich, Benjamin. Wir werden sehen, was wir damit anfangen können.“
Nachdem sich Frau Grünwald verabschiedet hatte, fühlte ich mich seltsam leer. Die Lust auf das Autoquartett war verflogen. Irgendwie wollte ich einfach nur irgendwas machen, um mich abzulenken, also schaute ich zu Mama und fragte: „Können wir was essen?“
Mama blickte mich leicht überrascht an. „Hast du Hunger?“ fragte sie sanft.
Ich schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich… aber vielleicht können wir trotzdem was essen?“
Mama verstand sofort, was ich meinte. „Natürlich, Benni,“ sagte sie und lächelte leicht. „Wie wäre es mit einem kleinen Snack? Dann machen wir es uns gemütlich.“ Sie legte ihren Arm um mich, und ich war froh, dass sie nicht mehr fragte. Es tat gut, einfach etwas zu tun, auch wenn der Hunger eigentlich ausblieb.
Mama machte uns beiden je eine Scheibe Brot und schnitt einen Apfel in Spalten, so wie ich es gerne mag. Ich biss einmal vom Brot ab, aber irgendwie fiel es mir schwer, richtig zu essen. Der Apfel ging gerade so, aber dafür trank ich noch eine Tasse Tee – schön warm, das tat gut.
Während ich kaute, hörte ich, wie Mama Thomas und den anderen beiden vom Gespräch mit Frau Grünwald erzählte. Thomas klang nicht gerade begeistert, aber er schien zu verstehen, dass es wohl der einzige Weg war, um weiterzukommen.
Das Gespräch hatte uns beide ziemlich aufgewühlt. Benjamin schien kaum etwas essen zu wollen, was auch kein Wunder war – mir ging es ja nicht anders. Thomas äußerte seine Bedenken bezüglich des Treffens mit Alexej, doch er verstand, dass wir es trotzdem wagen mussten, um weiterzukommen.
Ich glaube jedoch kaum, dass Benjamin nach alldem jetzt so schnell schlafen kann. Vielleicht hilft es ihm, wenn wir uns noch ein Kinderbuch anschauen und zusammen etwas lesen. Ein bisschen Ablenkung und Ruhe wären sicher gut für uns beide.
Als ich mit Benjamin ins Badezimmer ging, um ihn schon mal Bett fertig zu machen, fiel mein Blick auf die Badewanne. Vielleicht würde ihm ein warmes Schaumbad gut tun und ihn etwas ablenken. „Wollen wir dir ein bisschen Wasser in die Badewanne lassen?“ fragte ich sanft.
Seine Augen begannen sofort zu leuchten, und ich wusste, dass die Entscheidung gefallen war. Ich half ihm, die ziemlich volle Windel auszuziehen, und während er sich schon mal die Zähne putzte – wofür ich ihn lobte, weil er das schon ganz toll machte – ließ ich Wasser mit viel Schaum in die Wanne.
Als er sich dann langsam in die Badewanne begab, merkte ich, wie unsicher er war. Er schien fast Angst zu haben, sich hinzusetzen, als wäre es für ihn etwas völlig Neues. Mit sanfter Überzeugung setzte er sich schließlich in das warme Wasser, und in dem Moment schienen seine Zweifel wie weggeblasen. Sein Gesicht strahlte, und der Schaum begeisterte ihn total.
Er plantschte voller Freude, und seine Begeisterung war so ansteckend, dass ich nicht anders konnte, als zu lächeln. Nur das Haare waschen fand er nicht so toll – aber welches Kind mag das schon?
Als ich ihn nach zwanzig Minuten mit schrumpeligen Fingern aus der Badewanne hob, die er richtig faszinierend fand, war er ein wenig enttäuscht, dass es schon vorbei war. Nachdem ich ihn abgetrocknet hatte, föhnte ich ihm schnell die Haare – auch wenn das nicht gerade zu seinen Lieblings momenten zählte. Doch als ich ihm beim Wickeln sanft den Bauch kitzelte, waren alle kleinen Unannehmlichkeiten vergessen.
Als ich ihm dann vorschlug, dass wir noch ein Buch zusammen lesen könnten, leuchteten seine Augen. Vielleicht wird er ja genauso eine Leseratte wie ich, dachte ich schmunzelnd, während ich sein Lächeln genoss.
Wir kuschelten uns ins Bett, und Benjamin legte sich dicht an mich, während ich das Buch aufschlug und mit einer neuen Geschichte begann. Es ging um einen kleinen Hasen, der sich vor dem ersten Schultag fürchtete und sich im Wald versteckte.
Nach ein paar Seiten hielt ich kurz inne und fragte sanft: „Sag mal, Benni, hast du dich auch schon mal verstecken wollen, wenn dir etwas unheimlich war?“
Er dachte einen Moment nach, sah mich dann an und zuckte leicht mit den Schultern. „Ich weiß nicht, Mama,“ flüsterte er unsicher, „aber vielleicht.“
Ich lächelte und drückte ihn sanft an mich. „Weißt du, der kleine Hase in der Geschichte hat am Ende herausgefunden, dass er gar keine Angst haben muss, weil seine Mama immer in der Nähe ist.“
Seine Augen wurden groß, und er kuschelte sich ein Stückchen dichter an mich. „Dann bin ich wie der Hase, oder?“ fragte er leise.
„Ja, genau,“ antwortete ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann las ich weiter, und wir tauchten gemeinsam in die Geschichte ein, während seine Augen langsam immer schwerer wurden.
„Ja, genau,“ antwortete ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann las ich weiter, und wir tauchten gemeinsam in die Geschichte ein, bis seine Augen langsam immer schwerer wurden.
Nachdem Benjamin eingeschlafen war, stand ich noch einmal leise auf und begann, seine Sachen für morgen vorzubereiten. Ich nahm eine der Reisetaschen und funktionierte sie als Wickeltasche um. Neben Ersatzkleidung legte ich auch seine geliebten Autos hinein – etwas Vertrautes, das ihm Sicherheit geben würde.
Danach schlich ich ins Badezimmer und sprang noch einmal schnell unter die Dusche. Wer weiß schon, wie früh wir morgen aufbrechen müssen? Während das Wasser über mich lief, konnte ich die gemischten Gefühle nicht ganz verdrängen. Hoffnung und Angst vermischten sich – einerseits die Chance, Antworten zu finden, andererseits die Sorge, was uns erwarten könnte.
Danach schlich ich mich leise zurück ins Bett und kuschelte mich fest an Benjamin. Es war beruhigend, diesen kleinen Menschen so friedlich und zufrieden schlafen zu sehen. Sein Atem war ruhig, und ich konnte fast spüren, wie die Anspannung des Tages von ihm abgefallen war. Hoffentlich kann er die Nacht durchschlafen – er braucht diese Ruhe so dringend.
Fortsetzung folgt….
Autor: michaneo (eingesandt via E-Mail)
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Hoffentlich morgen bitte
Macht es nicht so spannend
Ich finde es ganz schön das Kapittel nicht so lang sind. Auch wenn es eine sehr interessante und spannende Geschichte ist. Auch sehr ansprechend für mich, das dem Thema Windeln, und was damit zusammenhängt, nicht so die Priorität zugemessen wird. Freu mich auf den nächsten Teil. Kleine Anmerkung meinerseits, wenn ein Perspektievwechsel stattfindet, könntest Du eine gepunktete Linie dazwischen setzen? Die Absätze sind ja schon gut beim Lesen.
Irre Spannend
Weiterhin sehr spannend!
Wäre lustig, wenn Benjamin in einem guten Moment im Bewusstsein seiner Erinnerungen zu Katja sagen würde:
„Ist Dir eigentlich klar, dass ich der Ältere von uns beiden bin?“
😉
Ich bin schon auf den nächsten Teil gespannt. Hoffentlich ist er nicht so kurz wie dieser Teil. Aber immer weiter so. Die Geschichte ist sehr schön
Das ist eine wunderbare Geschichte. Ich weiß nicht wann ich das letzte Mal so intensiv gelesen habe. Bitte schreibe weiter und lass uns von deinen Gedanken mitreißen. Danke für die schöne Zeit.
Wann 18