Freundschaft weiß nicht alles (6)
Windelgeschichten.org präsentiert: Freundschaft weiß nicht alles (6)
Wer hätte das gedacht? Da saßen wir nun am Küchentisch und unser größter Streit, hatte sich in Luft aufgelöst.
Für einen Moment schien alles gut, bis Julia anmerkte: “Ich habe ein Problem.“
Hatte es was mit mir zu tun? Dieser Gedanke war gleich der Erste, der mir durch den Kopf sprang. Ich muss zugeben, sie sah ziemlich unsicher und verzweifelt aus.
Ich sagte zu ihr: “Spuck es aus, egal worum es sich handelt.“ Diese grauenhafte Stille von vorhin durchzog wieder den Raum.
Endlich beendete ihre Stimme diese: “Ich weiß auch nicht so wirklich Leon, aber ich glaube, ich bin erwischt worden.“
Irgendwie realisierte ich in diesem Moment nicht, dass sie von den Windeln sprach. Auf eine gewisse Art und Weise, waren diese schon normal geworden.
Deswegen fragte ich, ohne groß nachzudenken nochmal nach. Sie schlug sich die Hand vor den Kopf. Für einen Facepalm gab es aus ihrer Sicht, wohl keinen besseren Moment.
Und da viel es mir wieder ein. Ich war der Einzige, der von ihren Windeln wusste. Und wäre es nach ihr gegangen und hätte der Zufall nicht so mitgespielt, dann wüsste sie nur selbst davon.
Sie wurde ein bisschen hysterisch: “Verdammt, meine Eltern wissen jetzt wohl davon.“
Beruhigungsversuche scheiterten. Ich fragte sie nochmal genau: “Bist du dir auch absolut sicher, dass es so ist.“
Julia war im absolut nicht mehr zugänglich. Sie stammelte immer wieder nur vor sich hin: “Das gibt Ärger, das gibt Ärger.“ und: “Was mach ich jetzt bloß, was mach ich jetzt bloß.“
Was sagte sie vorhin, als ich ihr den Kuss auf die Wange gab? Ach ja, genau: “Hab ich dir erlaubt mich zu küssen? Du hättest mir eine scheuern sollen, du Idiot.“
Ich sah in diesem Augenblick, kein anderes Mittel um sie zur Besinnung zu bringen. Und schon fast reflexartig knallte meine Hand auf ihre Wange.
Sofort hielt sie eine Hand an die betreffende Wange. Ihr schossen ein paar Tränen in die Augen, welche davon zu funkeln schienen. Sie meinte darauf nur: “Danke.“
“Was ist denn nun?“ hakte ich nach.
Sie atmete kurz und tief ein. Danach vernahm ich so was wie ein nicken. Sie stand auf und ohne ein Wort zu sagen, nahm sie meine Hand.
Wir gingen die Treppe hoch, ich ahnte es schon, es ging in ihr Zimmer. Dort hat sie ihre Windeln versteckt. War ihr Versteck aufgeflogen?
Die Antwort war jedenfalls nicht eindeutig. Kurz zusammengefasst erklärte sich die Situation so: Julia hatte ihr Versteck, welches sich im Schrank befindet, nicht richtig abgedeckt. Ihre Mutter hatte an diesem besagten Tag, die Wäsche in ihren Schrank eingeräumt.
Also wusste sie es selbst nicht wirklich, was Sache war. Ich fragte sie: “Und deswegen, bist du so durch den Wind?“
Wie aus der Pistole geschossen, erwähnte sie noch das ihre Mutter eine Bemerkung abgegeben hätte. Es stellte sich heraus, dass ihre Mutter zu ihr gesagt hatte: “Du bist doch wohl nicht ganz dicht, Julia.“
Und dieses “Dicht“, bezog sie auf die Windeln. Also im Grunde auch kein nennenswerter Beweis.
Denn das Wort dicht, konnte man auf viele Situationen oder Geschehnisse beziehen. Aber dennoch, die Möglichkeit, dass sie aufgeflogen war, war nicht auszuschließen.
Äußerlich hatte sie sich nun beruhigt, ob es innerlich auch so war, wusste nur sie selbst. Aber irgendwie schien Julia auch nicht da zu sein, daher erschrak sie auch, als sie meine Stimme hörte.
“Weißte du, jetzt lass uns was anderes machen und auf andere Gedanken kommen, was hältst du davon?“
Für sie war es vollkommen okay, gab auf der anderen Seite wirklich andere Option. Inzwischen hatten wir schon 22 Uhr und es war schon dunkel draußen, aber wir entschlossen uns einen Spaziergang zu machen.
Wir machten uns auf, unser Ziel der kleine Park in der Nachbarschaft. Angekommen, setzten wir uns auf eine Bank, redeten aber kein Wort miteinander. Es war wieder Stille, aber diesmal eine romantische Stille, welche von der umgebenen Dunkelheit der Nacht umhüllt war.
Sie war viel entspannter das konnte man ihr deutlich anmerken. Irgendwann fragte sie: “Willst du heute bei mir schlafen?“
Diese Frage beantwortete ich mit einem glasklaren “Ja“. Nur kurze Zeit später machten wir uns auf den Rückweg. Während der ganzen Zeit, immerhin anderthalb Stunden, viel kein einziges mal das Wort Windel.
Sie hatte mir versprochen, mir mit dem Thema nicht mehr auf den Geist zu gehen. Auf der anderen Seite würde ich auch nicht nachfragen. Sollte es sie trotzdem was erzählen wollen, dürfte sie das gerne machen.
Ich wollte definitiv mehr Verständnis für sie zeigen und Julia sollte dann wissen, dass ich sie akzeptiere, wie sie ist.
Wieder bei Julia angekommen, war es schon kurz nach halb 12. Also in weniger als einer halben Stunde, würde die Uhr Mitternacht schlagen.
Kaum hatten wir die Schuhe aus, meldete sich die Blase von Julia. Sie meinte nur: “Ich muss mal auf die Toilette, bin gleich wieder da.“
Geschah es aus dem Moment heraus oder wollte ich unsere alte Normalität wieder herstellen, jedenfalls brüllte ich: “Stopp, nicht so schnell.“
Die Irritation war deutlich in ihren Augen abzulesen. Sie fragte irritiert: “Willst du etwa zuerst gehen?“
Ich verneinte und löste auf: “Nein, aber du gehst auch nicht. Du hast doch deine Windeln, du möchtest das doch sicher auch, oder liege ich da falsch.“
Julia schüttelte den Kopf und meinte: “Aber ich will dich damit in ruhe lassen, macht es dir wirklich nichts aus?“
Ich brachte ein wirklich lässiges “Nein“ heraus. Sie umarmte mich und weinte vor Freude, irgendwie wollte sie nicht von mir ablassen.
Aber dann kam mir ein Geistesblitz, welcher sie auf meiner Zunge, direkt in Worte umwandelte. Ich sagte zu ihr: “Wenn du dich nicht mit der Windel beeilst, müssen wir hier nicht nur tränen aufwischen.“
Sie verstand und rannte nach oben, kurze Zeit später kam sie zu mir in die Küche. Sie trug ihre Windel und man konnte deutlich sehen, dass Julia sich nass gemacht hatte.
Ganz vorsichtig und meiner zarten Stimme fragte sie: “Du, Leon?“
Ich sah sie an und brach es aus ihr heraus, ganz freudig und hippelig und freudig bettelte sie: “Bitte, bitte lieber Leon, zieh auch eine Windel an. Du brauchst auch nicht reinmachen. Komm, sag schon ja.“
Tatsächlich hatte sie schon eine Windel dabei, welche für mich bestimmt war. Ganz erwartungsvoll wurde ich von ihr angeschaut.
Eigentlich wollte ich keine weitere Windel tragen, aber willigte trotzdem ein. Ich ging auf die Toilette und zog anschließend die Windel an.
Auf eine gewisse Art und Weise, war es irgendwie cool das wir beide eine trugen. Julia war richtig aus dem Häuschen als ich gewindelt vor ihr stand.
Trotz später Stunde, kochten wir uns was zu essen. Es gab Spaghetti Bolognese, es schmeckte wirklich gut. Alles in allem war dieser Tag ein großer Erfolg, der kommende sollte aber eine Bewährungsprobe werden.
Die Entdeckung ihres Geheimnisses war für Julia vorhin nur ein Hirngespinst, aber genau das sollte mir widerfahren. Jemand fand die Windeln, welche ich von Julia vor einiger Zeit geschenkt bekam…
Autor: Anonym (eingesandt via E-Mail)
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