Die Geheimnisse der Kerkwald-Geschwister (35)
On 19/04/2025 by giaci9Windelgeschichten.org präsentiert: Die Geheimnisse der Kerkwald-Geschwister (35)
„Aww, Bärchen!“
Am späten Nachmittag im Megalino
„Schhhhh“, raunte der blonde Zehnjährige zu seinem Freund. Vorsichtig drehte er sich um und presste seinen Oberkörper gegen die grüntürkise Plastikwand hinter ihm: „Die sind direkt hinter der Ecke. Aber wenn wir reingehen, dann hauen die sofort durch die Rutsche ab, glaube ich!“
Jakob nickte. Natürlich würden sie das tun, es ging immerhin um den Glitzerball.
„Okay … einer muss ihnen den Weg abschneiden!“, schlussfolgerte Jakob während er im selben Moment wahrnahm wie Fenix eine Hand zwischen seine Beine drückte. Scheinbar musste er jetzt so dringend!
„Du oder ich?“, fragte Fenix.
„Ääääh“, antwortete Jakob. Er war mit den Gedanken grade woanders. War Fenix wirklich kurz davor einzupullern? Sollte er etwas sagen? Spielstopp oder so? So wie beim Playstation spielen?
Andererseits hatte Fenix doch eine Pampers an und eigentlich fand Jakob die Vorstellung ganz toll, dass Fenix sich genau wie er in die Hose machte. War es okay, wenn er seinem Freund nicht daran erinnerte? Musste Fenix überhaupt erinnert werden? Er …
„Jaaakob“, stupste besagter Zehnjähriger seinen Freund mit der Hand, die nicht zwischen seine Beine gedrückt war an: „Ich geh zur Rutsche runter, du bleibst hier! Okay?“
Jakob nickte geistesabwesend.
Sein Freund rutschte über den glatten Polsterboden zum Kletternetz während Jakob das gesagte rekapitulierte. Dann fiel ihm etwas auf!
Schnell lehnte er sich nach vorne und griff nach Fenix Fuß um ihn aufzuhalten. Sein Freund drehte sich überrascht um während Jakob zu ihm nach hinten robbte.
Das Geburtstagskind flüsterte: „Warte, woher weiß ich, dass du unten auf Position bist?“
„Boaah, wir bräuchten jetzt die Funkgeräte …“, schwärmte Fenix: „Aber … schau einfach durch das Bullauge am Ende des Ganges. Wenn wir uns da sehen, dann gehst du rein und ich laufe ans Ende der Rutsche!“
Jakob nickte. Das war ein super Plan, fand er. Unter den wachsamen Blicken seines Freundes kletterte Fenix das Netz eine Etage nach unten – wie selbstverständlich mit beiden Händen. Plötzlich wirkte er gar nicht mehr als würde er noch pullern müssen! Ob er grade in die Windel gemacht hatte? Jakob sah seinem Freund hinterher und versuchte anhand der Umrisse seiner Pampers auf deren Füllstand zu schließen, aber das war zwecklos. Kaum war Fenix außer Sichtweite, robbte Jakob zu seinem Ausguck und behielt gleichzeitig weiterhin den Ausgang des Turmes, hinter dem sich Maxi und Linus versteckt hielten im Auge. Ein Mädchen rannte an ihm vorbei, gefolgt von zwei anderen Kindern, die sie offenbar jagten und aus dem Turm hörte man das Lachen seiner beiden Freunde. Leider konnte Jakob nicht verstehen, worüber die Beiden sich unterhielten, dafür war es zu laut.
Jakob sah durch das Bullauge nach unten ins Bällebad. Einige Kindergartenkinder schwammen ziellos in den bunten Kugeln herum, dann rutschte das Mädchen, dass eben davongelaufen war am Ende der Rutsche heraus an der Fenix gleich seinen anderen beiden Freunden den Weg abschneiden sollte. Jakobs Bein schlief ein, also verlagerte er seine Position vom Knien in die Hocke. Eigentlich hätte er sich gerne in den Schneidersitz gesetzt, aber dafür war seine Pampers mittlerweile viel zu voll. Wenn er sich jetzt auf den Po setzte, dann würde die Windel an ihren Rändern sofort nasse Flecken auf seine Jogginghose zaubern. Er hätte seine Wechselwindel echt gebraucht hier, auch wenn er diese Pampi erst seit fünf Stunden anhatte und die sonst eigentlich immer mindestens zwei Stunden mehr aushielt. Er konnte seine Beine nichtmal mehr richtig schließen, so dick war seine Windel mittlerweile. Als vorhin am Tisch über seine Wechselwindel geredet worden war, hatte Jakob innerlich mit den Augen gerollt und sie nur zu gerne an Fenix weitergegeben. Viel lieber ermöglichte er seinem Freund, auch eine Pampers zu tragen als sich selbst frisch zu wickeln, immerhin hatte er überhaupt nichts dagegen wenn er nass war. Aber verdammt, seitdem hatte er sich noch zweimal vollgepinkelt und jetzt schwappte ein warmer Pipisee zwischen seinen Beinen herum und wurde partout nicht aufgesaugt. Dieser blöde Eisbär mit seinem Gratistrinken, der war schuld! Oder er selbst?
Während er dem bunten Treiben im Bällebad zusah und auf Fenix wartete, rekapitulierte Jakob seine Entscheidungen. Natürlich hatte er kurz darüber nachgedacht, ob er wirklich so viel Limo trinken sollte, immerhin waren ihm diese Gedanken in den letzten Jahren regelrecht antrainiert worden. Alles was man trinkt kommt unten wieder raus, und weil er mit letzterem so seine Probleme hatte, hatte er auf erstes geachtet. Aber heute, nagut, auch schon in den letzten Tagen, wenn er ehrlich war, hatte er gedacht: Scheiß drauf, ich hab ne Pampi an. Aber auch die hatten ein Limit und jetzt wünschte sich Jakob plötzlich eine Wechselwindel.
Endlich kroch Fenix aus dem roten Loch, sah hoch und winkte ihm. Jakob nickte und verlies seinen Ausguck indem er auf den Knien in Richtung Turm rutschte. Dann zählte er Stumm bis zehn, kletterte die Leiter hoch und nutzte das Überraschungsmoment!
„Raaaaaaah“, brüllte er als wöllte er einen Löwen nachahmen. Erschrocken fuhren seine beiden Freunde, aber auch ein paar andere Kinder, die einfach nur zu den Rutschen wollten herum. Linus zögerte nicht, stürzte sich auf ihn und kurz hatte Jakob Sorge, dass Maxi mit dem Ball infolgedessen einfach über die Leiter abhauen würde. Doch während er sich lachend versuchte gegen Linus zu wehren, sah er aus dem Augenwinkel wie Max in eine der Röhren sprang.
Nun lenkte Jakob Linus ab. Versuchte sich loszureißen, schaffte es absichtlich nicht und es dauerte kurz, bis Linus bemerkte, dass Maxi längst abgehauen war. Da wurde Jakob plötzlich ganz ruhig, sah seinen Freund siegesgewiss an, kroch zur Rutsche rüber und rief hinein: „Hast du ihn?“
Linus war überrascht, noch mehr, als er Fenix Stimme erkannte, die Jakob von unten antwortete: „Hab ihn!!! Ihr könnt runterkommen, wir haben gewonnen!“
Voller Euphorie und Stolz sprang Jakob in die lange Röhrenrutsche hinein, rutschte Fullspeed nach unten. Gefolgt von Linus, der noch nicht ganz fassen konnte, wie er ausgetrickst worden war. Kaum kam er unten aus der Rutsche heraus, hielt Fenix ihm den kleinen Ball hin: „Hier, nimmt du! Ich muss schnell pissen!“
Dann war er weg. „Warte, wir … wir müssen doch noch …“, setzte Jakob noch an, aber da rannte Fenix schon und wollte offenbar keine Zeit verlieren. Enttäuscht ließ sich Jakob rücklings ins Bällebad fallen und warf den mühevoll ergatterten Glitzerball im hohen Bogen weg. Mann … warum?? Fenix hatte doch ne Pampers an. Warum ging der jetzt auf Toilette?!
Das Geburtstagskind verschränkte die Arme, sah zur Decke und versank langsam zwischen den Bällen während Linus und Maxi sich gegenseitig abwarfen. Ein paar Momente verlor sich Jakob in Gedanken, bevor er Nicks Stimme hörte: „Jungs, Jakobs Mama ist da. Wir müssen!“, informierte er die Beiden: „Wo sind Jakob und Fenix?“
„Fenix ist pipimachen … Jakob is‘ daa, unten, drunter!“, antwortete Maxi und Jakob sah durch die bunten Bälle, wie ein Schatten auf ihn zuging.
„Mhm“, antwortete Nick: „Dann hopp, packt schonmal den restlichen Krams zusammen.“
Jakob hörte, wie Maxi die bunten Kugeln zur Seite schaufelte um sich einen Weg aus dem Bällebad heraus zu bahnen: „Meinst du wir dürfen heute Abend noch Fernseh‘ schauen, Nick?“, fragte er und seine Stimme wurde dabei mit jedem Wort leiser. Nick antwortete nichts, zumindest nichts, was Jakob in seinem Versteck zwischen den Bällen hören konnte. Vermutlich zuckte er mit den Schultern.
„Heute Abend läuft Littlefoot auf Sup…“, erzählte Maxi, doch war am Ende des Satzes schon so weit weg, dass Jakob ihn nicht mehr richtig verstand. Linus antwortete etwas, aber Jakob konnte nur noch mit Mühe dessen Stimme erkennen.
Jakob schloss einen Moment seine Augen.
Dann räusperte sich Nick: „Was‘ los, Birthday-Boy?“
Mit den Händen drückte der Elfjährige die Bälle zur Seite und richtete sich auf und gähnte: „Nix“, zuckte er mit den Schultern.
„Na dann komm“, ermahnte ihn Nick und deutete mit dem Kopf in Richtung Ausgang. Jakob erhob sich, machte einen Schritt vor den anderen und erstarrte.
Ein kaltes nasses Gefühl hinten an seinen Oberschenkeln alarmierte ihn. Erschrocken tastete er mit einer Hand an seinen Po. Der war nass! Und zwar heftig,
Fuck! Hatte er grade nochmal gepullert? Das wusste er nicht.
Doch dann verstand er, dass die Pampers bestimmt beim Rutschen ausgelaufen war!
Natürlich bekam Nick alles mit. Der Sechzehnjährige kniete sich vor ihm hin: „Hey … alles im grünen Bereich da unten?“, fragte er behutsam.
Jakob presste die Lippen aufeinander und schüttelte mit dem Kopf: „Mhh-Mhh“, murmelte er.
Nick nickte.
„Ist nicht schlimm“, sagte Nick dann als allererstes.
Doch das sah Jakob anders: „Aber …“, setzte er an. Die Pampers hing wie ein nasser Sack an ihm herab. Sein ganzer Po war nass! Er war jetzt Elf und stand mit voller Windel und nasser Hose mitten im Megalino … und jetzt fing er auch noch an zu heulen …
Eine Träne lief seine Wange herunter, dann noch einer. Es war ein verdammt schöner Tag gewesen, warum hatte er selbst das kaputt gemacht??
„Heeeeeyyyyyy“, redete Nick auf ihn ein: „Kein Drama … Hast du vielleicht noch einen … Ersatz … dabei?“
Jakob schüttelte schluchzend mit dem Kopf.
„Vielleicht bei euch im Auto?“, überlegte der Jugendliche für ihn.
Jakobs Augen wurden groß vor Schreck: „Wer holt uns ab, mein Papa oder Mama??“
„Deine Mom. Soll ich die mal fragen, Großer?“
„Nein!“, rief Jakob erschrocken und griff nach Nicks Hand: „Bitte niich!“
Nick sah ihm in die Augen und biss sich auf die Lippen: „Alles klar“, antwortete er ernst: „Also das Ding da muss auf jeden Fall runter … Schaffst du bis nach Hause vielleicht ohne?“
Jakob zuckte mit den Schultern. Er war da nicht so optimistisch. Aber was blieb ihm anderes übrig?
„Okay. Dann gehen wir jetzt zu den Klos, du ziehst dir das Ding da aus, gehst nochmal pullern und dann schaffst dus ohne bis nach Hause. Ist das nen Plan?“
Nick sah ihn aufmunternd an. Jakob versuchte seine Chancen, die Rückfahrt trocken zu überstehen einzuschätzen. Bis zum letzten Monat wäre er sich sicher gewesen, das hinzubekommen, aber in den letzten Wochen hatte er so oft in die Hose gemacht, dass er gar kein Gefühl mehr dafür hatte, wann er pullern musste. Aber es war nur eine halbe Stunde. Zögerlich nickte das Geburtstagskind.
Anstatt alleine zu gehen, griff Jakob nach der Hand des Sechzehnjährigen. Langsam watschelte er durch den Mittelgang des sich leerenden Indoorspielplatzes und versteckte sich dabei halb hinter Nick um den Blicken der anderen Kinder zu entgehen. Schnell hörte er auf zu weinen und wischte sich die Augen mit seinem Pulliärmel trocken. Mit der linken Hand, denn mit der Rechten hielt er sich an Nick fest. Plötzlich glaubte Jakob zu verstehen, was sein Bruder an Nick so sehr schätzte: Er war wie ein Fels in der Brandung, an dem man sich festhalten konnte.
Als sie fast da waren, öffnete sich die Türe zu den Toiletten von innen und Fenix stürmte heraus. Er wäre fast weitergelaufen, da erkannte ihn sein großer Bruder und streckte seinen Arm nach ihm aus: „Hey Fussel. Sorry, wir fahren gleich … geh schonmal zum Eingang, wir kommen auch gleich.“
Fenix war von dieser Neuigkeit gar nicht angetan: „Aaaaber wir … Jeeeetzt??“, er runzelte missmutig die Stirn. Doch dann sah er seinen verheulten Freund hinter Nick: „Alles okay, Jakob??“
Nick bemüte sich, seinen Bruder abzulenken: „Fussel, geh schonmal vor und sag den anderen wir brauchen noch …“
Aber Jakob unterbrach ihn: „Meine Pampers ist schlimm ausgelaufen …“, gab er zu. Vor Fenix musste er das nicht geheim halten.
„Ohh Shiiit …“, fluchte Fenix: „Sorry … das ist nur passiert weil ich deine Ersatzpampers anhab, oder?“
Jakob legte den Kopf schief: „Nicht deine Schuld … hätte ich nicht die Fanta umgeworfen …“, wiegelte er ab.
„Was macht ihr denn jetzt??“, fragte Fenix schockiert, als er die Lage begriffen hatte. Man konnte seinem Gesichtsausdruck ablesen, dass er genauso wie sein großer Bruder vorhin nach einer Lösung suchte. Doch Nick klopfte Fenix auf die Schulter: „Komm, gib den Anderen mal die Info, dass wir nen bisschen länger brauchen. Die machen sich schon Sorgen. Okay?“
Fenix sah seinen Bruder mit großen Augen an, nickte dann und sprintete zum Eingang.
„Okay … also, zieh dich in Ruhe um, geh nochmal aufs Klo, dann schaffen wir das, okay? Ich warte hier draußen. Ruf, wenn was ist. Und versuch mal, deine Hose mit Klopapier etwas trocken zu machen, okay? Und dich selbst natürlich auch …“
Jakob griff nach der Türklinke, da fiel Nick noch etwas auf: „Jakob … wo sind eigentlich deine Schuhe???“
Als Jakob fünf Minuten später von der Toilette zurückkam sah man ihm kaum mehr an, dass er geheult hatte. Auch die aufgedunsene Windel in seinem Schritt war weg und der nasse Fleck hinten auf der dunkelblauen Jogginghose zwar noch erkennbar, aber nicht sonderlich deutlich. Außerdem war vorne alles trocken bei ihm, es sah eher so aus als hätte er sich in etwas nasses gesetzt, aber nicht als hätte er in die Hose gepinkelt, fand er.
„Komm, suchen wir schnell deine Schuhe. Weißt du noch, wo ihr ganz am Anfang wart?“, fragte ihn Nick und klopfte ihm auf die Schultern so wie Fenix eben. Jakob überlegte, sein detektivischer Spürsinn erwachte und sie mussten nur zweimal zum falschen Ort laufen bis sie nach fünf Minuten seine Schuhe schon wiedergefunden hatten und endlich zum Ausgang gehen konnten – als einzige die noch in der großen Halle waren. Als sie kurz vor der großen Schiebetüre waren, ging sogar das Licht aus! Jakob beeilte sich, denn das war jetzt doch ein bisschen gruselig.
Unbemerkt griff er wieder nach Nicks Hand, während sie durch den Vorraum liefen, an dem dieselbe junge Frau wie vor ein paar Stunden an der Kasse stand und noch irgendwelche Zettel sortierte. Als die Schiebetüre sich öffnete, blickte sie hoch: „Die anderen von Euch warten schon am Auto“, lächelte sie Nick an.
„Danke“, antwortete Nick, zog einen Mundwinkel hoch und steuerte schon in Richtung Ausgang.
„Gerngeschehen, Marc“, zwinkerte sie ihm noch zu.
Würde er nicht an Nicks Hand hängen, wäre Jakob in diesem Moment stehengeblieben: „Marc??? Ist Marc dein Zweitname?? Marc???“
Etwas mehr als eine halbe Stunde später in Kleinfeldern
Obwohl ihre Mutter die Türe grade aufschloss, kündigte hektisches Klingeln das eintreffen der Kinderschaar an. Irgendeiner der aufgedrehten Jungen hatte überflüssigerweise die Klingel gedrückt. Dann öffnete sich die quietschende alte Holztüre und es platzten vier Kinder, dann zwei Jugendliche und schließlich eine erwachsene Frau hinein. „Dürfen wir noch Fernseh schauen? Es läuft Littlefoot auf Super-RTL heute, bitte!!!“, quängelte Maxi in Robins Richtung, so als wäre die Fünfzehnjährige die Erziehungsberechtigte in diesem Haushalt.
Hatte Eva ihnen nein gesagt? Nein, dann würde er gar nicht erst fragen … Vermuttlich hatte sie ‚vielleicht‘ geantwortet, damit Maxi endlich Ruhe gegeben hatte auf der Autofahrt.
„Das läuft doch eh schon seit zwanzig Minuten …“, antwortete sie dem Drittklässler, der daraufhin große Augen machte: „Okay … was haltet ihr davon: Ihr zieht euch schnell die Schlafanzüge an, putzt euch die Zähne und dann dürft ihr noch Littlefoot schauen, bevor ihr ins Bett geht?“
Maxi nickte begeistert und flitzte in Höchstgeschwindigkeit in den ersten Stock, gefolgt von Linus. Nicks kleiner Bruder Fenix hingegen stand nachdenklich in der Gegend herum und rührte sich nicht. Robin wusste genau warum.
Jakob wusste hingegen genau, wohin er jetzt musste. Ohne dass sie ein Wort sagen musste, folgte das Geburtstagskind ihr nach oben in ihr Zimmer, wo auf ihrem großen Bett schon sein hellblauer Schlafanzug, Feuchttücher, eine Dose Penatencreme sowie eine frische weiß-türkise Pampers lagen. Jakob war schon dabei, sich auf das Bett fallen zu lassen, da griff Robin nach seinem Arm und hielt den Jungen oben.
„Jaki, zieh dir erstmal die vollgepieselte Hose aus bevor du mein Bett nassmachst!“, ermahnte sie ihn. Immerhin ging es hier um ihr Bett!
„Oh … Äh …“, errötete der Elfjährige. Sein ganzer Po war feucht, doch vor allem glänzte sein Schritt glänzte bis runter zu den Oberschenkeln vor Nässe. Seine große Schwester runzelte die Stirn: „Das ist nicht alles von deiner Pampi, oder?“
Jakobs Gesichtsfarbe war diese Frage eher nicht zuträglich. Peinlich berührt sah er in die Augen seiner großen Schwester: „Hab im Auto in die Hose gemacht … Keine Ahnung, ich hab nicht nachgedacht. War ja eh nass und dann hab ich halt einfach gepieselt, als ich musste … aus Gewohnheit …“
Jakob friemelte die nasse Hose umständlich nach unten.
„Gut, dass wir dir wieder ne Pampi ummachen jetzt“, lachte Robin gutmütig, während Jakob sich auf ihr Bett legte und dabei eine Hand vor seinen Schritt hielt: „Bärchen, kanns sein dass du immer noch pullern musst?“
Der Elfjährige nickte ertappt: „Jaaa … Beeil dich mit der Pampi, bitte …“
Kaum lag Jakob auf dem improvisierten Wickelbereich und ließ seine Hand neben sich sinken, fiel Robin das nächste Problem auf: „Du bist ja ganz rot da unten!“, bemerkte sie besorgt.
„Mmmmh …“, bestätigte Jakob zerknirscht: „Hatte die Windel vorher echt zu lange an … aber … das … das war nicht meine Schuld! Ich weiß du hast mir die Ersatzpampi eingepackt, aber die …“
„Die hast du wie ein guter Samariter an Fenix gespendet, ich weiß …“, zwinkerte Robin ihrem kleinen Bruder zu, während sie ihn extra-gründlich eincremte. Nick hatte ihr die ganze Situation per SMS berichtet, während sie im Auto gefahren waren, nur deshalb war sie nun darauf vorbereitet, Jakob zu wickeln ohne dass es vor seinen Geburtstagsgästen an die große Glocke gehängt wurde. Wobei die natürlich wussten, warum er sich grade nicht mit ihnen zusammen umzog. Und Fenix auch nicht.
Das thematisierte nun auch der Elfjährige, der grade von seiner Schwester gewickelt wurde: „Aber das war voll unnötig, Fenix hat die Windel gar nicht gebraucht!“
„Wie nicht gebraucht? Die hat er doch nur als Ersatz für …“, wunderte sich seine Schwester, während sie die frische Pampers unter Jakobs Po legte.
„Jaaa … aber … er ist trotzdem auf Toilette gegangen! Ja ich weiß er macht nicht in die Hose aber, weißt du … ich hab ne totale Matschepampers weil ich Fenix meine Wechselwindel gegeben hab, aber er nutzt die nichtmal …“, grummelte der kleine Junge während Robin die Windel hochklappte und die beiden Klebestreifen zudrückte. Kaum war seine Windel verschlossen, verstummte der Elfjährige und bekam glasige Augen während die frische Pampers zwischen seinen Beinen gelb aufquoll. Während ihr kleiner Bruder vor ihr liegend seine Windel nassmachte, zog Robin ihm behutsam die Schlafanzughose über die heiß werdende Windel und hielt ihm anschließend das Oberteil hin. Doch Jakob bewegte sich erst wieder, als er fertig mit einpullern war.
„Ich hätte die echt viel dringender gebraucht!“, brachte ihr kleiner Bruder nun sein Argument auf den Punkt und schlüpfte in sein Schlafshirt: „Aber … egal … weißt du … oh mein Gott … David hat mir einen Kuschelloyd geschenkt!!!“
Robin musste lächeln, als sie das hörte, auch wenn Nick ihr schon davon erzählt hatte: „Das ist soo toll, Bärchen! Hast du dich bei ihm bedankt?“, fragte sie ihn, als wäre er ein kleiner Junge.
Jakob verdrehte die Augen: „Jaaa … und … und … wusstest du, dass Nick eigentlich gar nicht Nick heißt, sondern Marc? Wie Tomatenmark??“
„Whaat?“, wunderte sich Robin, während ihr frisch gewickelter Bruder von ihrem Bett aufstand: „Was? Marc?“
Davon hatte er ihr natürlich nichts geschrieben.
„Jaaa. Er heißt eigentlich mit Zweitnamen Nicklas. Also Marc Niklas. Garnicht Nick. Aber er hat sich selbst ausgesucht, dass er lieber Nick heißen will und allen gesagt dass sie ihn Nick nennen sollen als er auf die weiterführende Schule gekommen ist!!“, berichtete Jakob ihr brühwarm.
„Boah“, war Robin überrascht.
„Jaa, krass, oder?“, erzählte Jakob aufgeregt: „Stell dir vor ich hätte am Anfang der Fünften einfach gesagt alle sollen mich nicht mehr Jakob nennen, sondern …“
„Du hast aber keinen Zweitnamen, Bärchen“, kicherte seine große Schwester: „Na komm, flitz mal wieder zu deinen Freunden, die wundern sich sonst, wo du bleibst“, ermunterte sie ihn und klopfte ihm aufmunternd auf den Windelpo. Es klang dumpf. Sie hatte Jakob grade frisch gewickelt, doch er hatte schon wieder die Hose voll.
Jakob verlies das Zimmer seiner großen Schwester, stand für einen kurzen Moment reglos im Flur und genoss das Gefühl der trockenen, samtig weichen Windel an seiner Haut. Zuhause war es kälter am Spieleland, vielleicht lag es auch an seinem Schlafanzug, denn er fröstelte ein bisschen. Von unten hörte er seine Freunde schreien, sie stritten um den Platz in der Ecke der Couch. Jakob wollte grade nach unten gehen und hatte seine Hand schon auf dem Lichtschalter, da bewegte sich plötzlich etwas.
Die Badezimmertüre ging langsam auf.
„Oh … ich dachte, ihr wärt schon unten“, erstarrte Fenix, kaum erkannte er seinen Freund im Flur.
Jakob zuckte mit den Schultern: „Die Anderen ja …“
„Und du?“, fragte Fenix.
„Ähhhh …“, reagierte Jakob, doch legte dann den Kopf schief: „Hatte Windelwechsel“, gab er kichernd zu.
Da musste auch Fenix schmunzeln: „Ich … ich auch“, lächelte er und lupfte sein Schlafanzugoberteil, sodass Jakob die herausschauende Underjams-Hochziehwindel sehen konnte: „Aber ich habs selbst gemacht!“, fügte er hinzu.
„Kriegst ein Extrasternchen“, rollte Jakob mit den Augen: „Aber komm jetzt …“
Er griff nach der Hand seines Freundes, um ihn mit nach unten zu ziehen. Doch Fenix blieb stehen.
„Warte!“, bat er und bemühte sich leise zu sprechen: „Was ist mit der alten Pampers?“
„Oh“, erinnerte sich Jakob. Er griff nach der zusammengefalteten Windel, die Fenix halb hinter seinem Rücken versteckte: „Ich tu sie einfach zu meinen dazu …“
Fenix zog die Hand schnell von Jakob weg.
Doch Jakob war schneller und bekam die Pampers zu greifen. „Ha!“, rief er spielerisch und rutschte auf seinen verschwitzten Socken über den Dielenboden zu seiner Zimmertüre rüber.
Nichts an dieser Situation kam ihm merkwürdig vor und hätte ihm Fenix dabei nicht so entsetzt hinterhergesehen, hätte er vermutlich gar nichts bemerkt.
Die Pampers fühlte sich an wie jede Windel, die Jakob jemals zu seinem Windelmülleimer getragen hatte.
Geleeartig, aufgedunsen, warm.
Jakob erstarrte. Sein Mund öffnete sich langsam. Er sah seinen Freund überrascht an: „Die ist ja nass!!“
„Schhhhhhhhhh!“, machte Fenix entsetzt und griff wieder nach der Windel, als wäre sie ein Beweismittel, das er beiseiteschaffen musste.
„Warum …“, setzte Jakob an, konnte sich aber nicht entscheiden, welche Frage er zuerst stellen wollte. Fenix öffnete derweil die Türe zu Jakobs Zimmer, legte eine Hand um die Schulter seines perplexen Freundes und sie betraten zusammen das Kinderzimmer. Rasch warf Fenix seine benutzte Pampers in Jakobs Windelmülleimer, erst danach antwortete er seinem Freund. Obwohl die Türe von Jakobs Kinderzimmer geschlossen war flüsterte er.
„Ja, ich hab gedacht, wenn ich die eh an hab, dann kann ich sie auch benutzen, oder?“, verteidigte sich Fenix: „Aber … das ist gar nicht so einfach, reinzupinkeln. Weißt du was ich meine?“
Jakob schüttelte mit dem Kopf.
„Na wenn man nicht pinkeln kann, weil man grade nicht auf dem Klo sitzt …“
„Wie jetzt??“, wunderte sich Jakob.
Fenix beharrte: „Naja, wenn da diese innere Barriere ist, weil du weißt, dass du gleich in die Hose pinkelst, du weißt schon …“
Jakob zuckte nonchalant mit den Schultern: „Nö?“
„Kennst du das nicht?“, wunderte sich Fenix.
Jakob schüttelte mit dem Kopf.
„Schon komisch … Hm, aber du bist ja auch gewohnt in die Hose zu machen“, schlussfolgerte Fenix, bevor er sich wieder auf seine Erklärung besann: „Aber deshalb hab ich dann gesagt, dass ich aufs Klo muss als wir den Glitzerball hatten. Da hab ich mich dann auf die Toilette gesetzt, die Hose runtergezogen und … dann konnte ich endlich in die Windel pullern …“
„Wow“, staunte Jakob: „Das ist echt voll unnötig …“
Fenix zog die Augenbrauen hoch: „Jaa … keine Ahnung … sonst, wenn ich morgens in die volle Windel gepinkelt hab, war das was anderes, die war ja immer schon nass. Das war viel einfacher dann!“
„Aber cool, dass du das gemacht hast“, freute sich Jakob: „Ich hab mich irgendwie geärgert, als du aufs Klo gegangen bist …“
„Oaaaah Manno!“, ärgerte sich Fenix: „Ich wollte dir eigentlich bescheid sagen deswegen! Aber dann war deine Mama schon da und ich habs vergessen … und im Auto konnte ich ja auch nix sagen. Aber … das war ultra cool, ehrlich! Die Pämpaas war so weich nachdem ich reingepullert hab. Und sie hat sich einfach komplett trocken angefühlt. Total!“, schwärmte der Zehnjährige.
„Jaaaaa, ich weiß!!“, stimmte Jakob ihm zu: „Warum hast du sie schon ausgezogen?“
„Sie war doch nass …“, erinnerte Fenix seinen Freund.
„Naund?“, wunderte Jakob sich.
„Ich will nicht, dass die anderen das mitbekommen“, rechtfertigte sich Fenix: „Das wäre ober-mega-peinlich.“
Als Reaktion lagen Jakob einige belehrende Worte im Mund. Er wollte seinem Freund antworten, dass es Quatsch war, sich Sorgen über die Auffälligkeit einer Pampers, in die man nur einmal reingepullert hatte, zu machen. Das war doch völlig Banane! In die Pampers die er grade trug hatte er auch schon reingepullert. Da sah man garnichts! Aber das würde er Fenix alles noch beibringen, vielleicht sogar, wie man in die Hose machte ohne dabei auf Toilette zu sitzen …
Aber jetzt freute er sich zu sehr über die ganze Sache, als dass er sowas sagen wollte.
„Cool, dass du trotzdem wieder eine Windel angezogen hast jetzt“, antwortete Jakob stattdessen.
„Klar“, lächelte Fenix verlegen: „Ich puller ja noch ins Bett, deshalb muss ich die ja tragen!“ „Mhm”, nickte Jakob, aber beide Freunde wussten, dass das gelogen war. Aber es war eine tolle Lüge. Zu zweit liefen sie die alte Holztreppe herunter und huschten über die kalten Flurfliesen ins Wohnzimmer, wo sie sich zu den anderen beiden Jungs auf die Couch warfen. Fenix bemühte sich dabei, nicht über die Windel unter seiner Hose nachzudenken und sich einfach so zu verhalten wie immer und Jakob tat derweil genau das. Bäuchlings legte sich das Geburtstagskind auf den länglichen Teil der Couch, stützte seine Hände auf einem Kissen ab und hätte nichtmal mitbekommen, dass seine Hose verrutscht war, hätte Maxi ihn nicht lautstark darauf aufmerksam gemacht: “Jakob, man sieht deine Windel voll!!”
Doch mit einem bloßen “Schhhhh” brachte Linus den Neunjährigen zum Schweigen und kurz darauf verstand Jakob auch warum. Auf dem Fernseher lief nicht ,In einem Land vor unserer Zeit’ und auch nicht Super-RTL, sondern ein spannenden 80er-Actionfilm auf Kabel Eins. Fenix und Jakob hatten die ersten dreißig Minuten zwar verpasst, aber das was sie sahen riss sie trotzdem in ihren Bann. Ein hochmoderner Helikopter, mit dem die Polizei böse Gangster in Los Angeles jagte. Der Film war kein Kinderfilm, sondern erst ab Zwölf Jahren freigegeben und ohnehin aus einer anderen Zeit, sodass die Jungen manchmal Probleme hatten, ihm zu folgen. Maxi schlief irgendwann ein, aber die drei Fünftklässler verfolgten den Film bis zum Ende gespannt, auch wenn sie dann erstrecht müde waren.
Na kommt Jungs, ab ins Bett, aber schnell”, zwinkerte Robin den vier Kindern zu, während Jakob grade Maxi wieder aufweckte und Linus und Fenix schon die Kissenburg, die sie beim Fernsehgucken errichtet hatten zurückbauten. Der Legohubschrauber, den Jakob zwischendurch aus seinem Zimmer heruntergeholt hatte, blieb hingegen auf dem Wohnzimmertisch stehen.
„Den Kakao hattet ihr wohl vergessen?”, fragte Robin ihn, als er das Licht im Wohnzimmer ausschaltete. Seine Schwester saß zusammen mit Nick und David in der Küche und es sah ein bisschen so aus, als würden sie über irgendetwas reden. Aber Jakob war zu müde, als das er um diese Uhrzeit noch neugierig sein könnte.
„Na den Linus und Maxi vorhin gemacht haben …”, erklärte die Fünfzehnjährige und zeigte auf einen Topf, der einsam auf dem Herd stand: „Also warm ist der jetzt nicht mehr, aber ich glaub der schmeckt auch kalt noch …”
„Oah, cool …”, freute sich Jakob und streckte sich, um aus dem Hängeschrank vier Tassen herauszuholen.
„Komm, ich helf dir beim hochtragen”, bot Robin an und wuschelte ihrem kleinen Bruder durch sein dichtes schwarzes Haar. „Mmmmh”, summte Jakob dankbar und legte seinen Kopf an die Schulter seiner großen Schwester.
„Aber dann komm, du schläfst mir ja schon im stehen ein”, stellte Robin fest und klopfte ihrem Bruder motivierend auf die Schulter. Jeder zwei Tassen in der Hand schlichen sie durch den Flur nach oben, wo Jakob den Fund seinen Gästen präsentierte: „Ich glaub ihr habt da was vergessen!”, kündigte er an.
„Ohaa Alter, Krass!”, erinnerte sich Linus wieder. Der Elfjährige lag bereits oben in Jakobs Hochbett und lugte von dort nach unten: „Haben wir ja voll vergessen! Darf ich hier oben trinken??”
Doch Jakob sah da ein anderes Problem. Warum hatten Maxi oder Fenix noch nichts gesagt deswegen? „Ähh … also, da oben … das ist schlecht wenn du oben schläfst, weil du kannst Nachts dann nicht mehr raus, weil die Matratzen unten die Leiter blockieren …”
„Doooch … guck!”, antwortete der großgewachsene Elfjährige, schwang sich über die Sprossen an Jakobs Kopfteil, stützte sich dann mit den Füßen auf den Querstreben ab und stand im nächsten Moment auf dem Boden.
„Kann ich wohl”, antwortete er und griff stolz nach einer der Kakaotassen: „Ist ok, wenn ich bei dir oben schlafe? Ist echt cool, dein Hochbett!”
Jakob nickte, auch wenn er sich das Manöver von Linus im dunklen als recht Gefährlich vorstellte. Aber er wusste schon, was er tat. Fenix hatte die Matratzen mittlerweile fertig bezogen und griff nach den anderen beiden Tassen von denen er eine Maxi reichte. Jakob kuschelte sich zu seinen beiden Freunden ins Matratzenlager während Linus sich auf Jakobs Schreibtisch setzte. Fenix nahm einen großen Schluck aus der Tasse, trank sie beinahe in einem Schluck leer und befand dann: „Boah, das schmeckt irgendwie besser als sonst”
„Vielleicht, weil wir die warm gemacht haben”, mutmaßte Linus.
„Die ist aber voll kalt”, wunderte sich Fenix.
Jakob kicherte: „Ja, die haben Linus und Maxi in der Küche vergessen …”
„Ja, aber ,Das fliegende Auge’ war so spannend!”, verteidigte sich Linus.
Das konnten sie alle nachvollziehen. Doch dann ergriff Maxi plötzlich zögerlich das Wort: „Darfst … darfst du so spät noch was trinken?”, fragte er den neben ihm sitzenden Fenix. Seine Kakaotasse war noch ganz voll.
„Du meinst, weil ich ins Bett mach?”, fragte Fenix ganz offen.
„Mhm”, nickte Maxi und blickte peinlich berührt auf seine Tasse herab.
Doch Fenix zuckte gleichgültig mit den Schultern: „Ist doch egal, meine Windel ist morgen früh doch eh nass.”
Überrascht von so viel Klartext prustete Linus seinen Kakao beinahe in die Luft und auch Jakob und Maxi kicherten. Doch im nächsten Moment war Maxi wieder ernst und sah stattdessen fragend zu Jakob.
„Was guckst du mich so an? Ich bin jetzt schon nicht mehr trocken”, alberte Jakob angesichts der späten Stunde übermütig herum: „Der Kakao landet so oder so in meiner Pampers …”
Kaum hatte er das ausgesprochen, tauschten Fenix und Jakob einen verschwörerischen Blick miteinander und Jakob verstand sofort, dass Fenix vielleicht auch schon in seine Underjams gepieselt hatte.
„Du ziehst doch gleich eh eine von meinen Drynites an, oder?”, fragte Jakob den Neunjährigen. Maxi nickte stumm, sah noch einmal zu Jakob, dann trank er den Kakao aus.
„Ich geh auch nochmal ins Bad”, bemerkte Linus, verschwand in den Flur und das war auch für Maxi das Zeichen, sich von Jakob eine blaue Drynites geben zu lassen, bevor auch er aus Jakobs Zimmer verschwand um sich Bettfertig zu machen: „Musst du nicht auch …?”, fragte er Fenix, doch der schüttelte den Kopf: „Hab schon als ich den Schlafanzug angezogen hab …”
Kaum hatte Maxi Jakobs Zimmertüre zugezogen, fragte Jakob, was er seinen Freund die ganze Zeit schon hatte fragen wollen: „Und, ist Deine noch trocken?”
Fenix lächelte angesichts des Geheimnisses was sie miteinander teilten: „Ja … aber nur weil ichs nicht hinbekomme. Ich muss echt dringend, aber …”
„Das kann nicht dein Ernst sein”, kicherte Jakob leise.
„Digga, das ist nicht so einfach!”, verteidigte der Zehnjährige sich.
„Das ist einfach, sogar babyleicht”, flüsterte Jakob lachend: „Was jetzt, willst du gleich wieder ,aufs Klo gehen’?”, fragte er, wobei er beim letzten Teil des Satzes mit seinen Händen sarkastische Anführungszeichen in die Luft malte.
„Nö”, verteidigte sich Fenix: „Keinen Bock jetzt. Ich leg mich gleich einfach schlafen, vielleicht mach ichs ja einfach ins Bett heute Nacht. Wirst schon sehen, morgen haben wir eh alle ne’ nasse Windel.”
Mit seiner Vermutung sollte Fenix recht behalten. Als die Wintersonne die vier müden Jungen am nächsten Morgen weckte, hatte die Schutzunterwäsche aller drei Bettnässer ihren Zweck erfüllen müssen. Die Drynites unter Maxis Rennauto-Schlafanzug war deutlich aufgequollen, Fenix Underjams noch deutlich mehr und seine eigene Pampers hing schwer und dick zwischen seinen Beinen herunter. Was kein Wunder gewesen war, nachdem er am Abend zuvor bereits halbnass ins Bett gegangen war. Angesichts der Situation seiner beiden Freunde schämte sich nichtmal Maxi besonders für seine nasse Windel, Fenix ebensowenig und Jakob hatte nach dem gestrigen Tag erst recht keinen Grund mehr, seine Windeln vor seinen Freunden zu verstecken. Anstatt darauf zu warten, dass Robin oder einer der Erwachsenen das Frühstück einläuten würde, hatten sie sich selbstständig nach unten in die Küche begeben und dort Cornflakes gefrühstückt. Und nichtmal Maxi hatte sich davor seine Nachtwindel ausgezogen, was Jakob damals durchaus überrascht hatte.
Dass Fenix seine nassgepinkelte Underjams selbst dann noch klammheimlich anbehielt, als Robin ihn schon wieder frisch gewickelt hatte und sie mit den Schneeanzügen nach draußen zum Iglu gegangen waren, dass hatte er beinahe schon erwartet. Sein erster Tag als Elfjähriger war ein toller Tag gewesen und sein Verhältnis zu den Windeln, die er seit Elf Jahren jeden Tag trug so entspannt wie schon lange nicht mehr. Das er nicht alleine mit diesem Problem war, hatte alles geändert. Und natürlich, dass er auch nicht der Einzige war, der Windeln irgendwie toll fand! Dass er von seiner Mutter auch endlich keinen Ärger für nasse Pampers bekam, gab seinen Trockenwerd-Ambitionen dann den Rest.
All die Sorgen um dieses Thema zerplatzten an diesem Tag in seinem Kopf wie eine harmlose Seifenblase und selbst zehn Jahre später erinnerte sich Jakob noch daran, wie frei und unbeschwert er sich plötzlich gefühlt hatte. Der Student seufzte melancholisch, als er an den Winter vor zehn Jahren dachte und an alles, was noch passiert war bis zum Frühjahr darauf. Leise schloss er die Türe zu seinem kleinen Schlafraum in der Blockhütte, den er schon bei ihrem ersten Aufenthalt vor zehn Jahren bewohnt hatte – wenn auch damals nicht alleine.
Dieses Jahr hingegen schon, was gar nicht schlecht war, wenn man plötzlich in Erinnerungen schwelgte und etwas Ruhe brauchte.
Der Student sah rüber zu dem kleinen dunklen Schreibtisch in der Ecke, auf dem die Leselampe brannte, weil sie den Raum in angenehmeres Licht tauchte als die hässliche Energiesparlampe und er musste an das Englisch-Arbeitsheft denken, dass er in den Winterferien hatte durcharbeiten müssen, wegen Frau Harlekin.
Hatte er sich eigentlich je bei ihr bedankt nachher?
Ihr Elternbrief hatte jedenfalls seine Wirkung nicht verfehlt. Jakob hatte ihn nie gelesen, aber er konnte sich rückblickend ziemlich genau vorstellen, was in dem einseitigen Dokument gestanden haben musste. Dass seine schulischen Leistungen in der Fünften sehr zu Wünschen übrig ließen. Dass seine Eltern ihn dafür aber nicht bestrafen sollten, sondern ihn unterstützen sollten, das musste so in etwa aber auch dringestanden haben, denn ansonsten wäre die Reaktion seiner Mutter sicherlich anders ausgefallen. Irgendwas wegen seinen Pampers musste auch dringestanden haben, jedenfalls hatte seine Mutter etwas in die Richtung gesagt, aber dieses Thema sofort mit ,lass uns erstmal um deine Noten kümmern’ nach hinten verschoben.
Fortan kontrollierten entweder seine Eltern oder Robin, manchmal sogar Dave oder Nick seine Hausaufgaben. Nicht nur, dass er sie überhaupt machte, sondern auch, ob sie richtig waren. Und dann war dann noch die ,Siebte Stunde bei Frau Harlekin’, die Jakob seitdem immer Montags und Donnerstags gehabt hatte. An den beiden Tagen, an denen er auf dem Gymnasium nur fünf Unterrichtsstunden hatte, fuhr er nach Schulschluss mit dem Bus zurück nach Kleinfeldern, aber ging dann nicht nach Hause sondern stattdessen in seine ehemalige Grundschule, wo Frau Harlekin mit ihm den Stoff in den Hauptfächern noch einmal durchging. Sie fragte Vokabeln ab, half ihm bei den Hausaufgaben aber gab ihm oft genug auch spannende Extraaufgaben, die über das, was er im Unterricht lernte hinausgingen. Und wenn er schnell war, dann konnte er nachher sogar noch mit Max in der Ganztagsbetreuung Lego spielen, was auch eine echt gute Motivation gewesen war damals.
Doch nicht nur durch die Montags- und Donnerstagsstunden hatte Frau Harlekins Elternbrief Einfluss auf Jakobs Terminplan gehabt: Ihr dringender Rat, wegen einer ADHS-Diagnose einen Kinderpsychologen aufzusuchen, brachte Jakob einen wöchentlichen Termin in der Landeshauptstadt ein, zu den ihn sein Vater jeden Dienstag zwei Stunden lang fuhr. Aber auch das war rückblickend wichtig gewesen, wenngleich Frau Harlekins Nachhilfestunden vermutlich am Ende mehr Einfluss darauf hatten, wer er heute geworden war und vielleicht noch werden würde.
Nur mit dem Windelthema hatte seine ehemalige Grundschullehrerin keinen durchschlagenden Erfolg gehabt und aus dem Viertklässler, der bis auf Ausnahmen trocken war wurde noch vor Weihnachten ein Windelkind, dass auf die Frage, ob er denn mal auf Klo müsse nur noch wahrheitsgemäß mit „weiß nich …” antworten konnte.
Dabei bemühte sich sogar Frau Fischer, seine Klassenlehrerin auf dem Gymnasium. Vor den Pausen erinnerte sie ihn immer daran, aufs Klo zu gehen und manchmal schickte sie ihn sogar in langen Doppelstunden unauffällig auf Toilette. Jakob tat dann so, als würde er zu den Toiletten zu gehen, aber genoss es in Wahrheit einfach fünf Minuten durch die leeren Schulflure laufen zu können und dabei aufgestaute Energie abbauen zu können, bevor er wieder zurück in seinen Klassenraum ging und bald darauf in die Windel machte. Aber wenn Frau Harlekin ihn in der ,siebten Stunde’ auf Toilette schickte, dann wollte er sie nicht anlügen. Auch wenn sie es meist gar nicht gut fand, dass er ihre Empfehlung „Mal schnell für kleine Jungs zu flitzen’ abwiegelte mit „Meine Pampers ist doch eh schon nass”.
Doch schnell waren Frau Fischer und Frau Harlekin die einzigen Personen, die Jakob daran erinnerten aufs Klo zu gehen. Zuhause hatte seine Mama zwar auch noch ein paar Mal versucht, ihn zu Hochzieh-Drynites und regelmäßigen, prophylaktischen Toilettengängen zu überreden, aber gab mangels Mitarbeit von seiner Seite bald ganz auf. Als sie in die Winterferien gefahren waren, hatten sie für Jakob keine Unterhosen eingepackt, nichtmal Drynites, sondern nur einen großen türkisgrünen Monatskarton Pampers. Was nur folgerichtig war, denn zu diesem Zeitpunkt hatte Jakob das bisschen Blasenkontrolle, was er über die letzten Jahre erlangt hatte bereits wieder verlernt. Er bekam kaum noch mit, wenn er musste. Manchmal, wenn es grade Ruhig war oder er Langweile hatte, dann drückte er einfach und war dann immer überrascht, wieviel Pipi plötzlich in seine Pampers floss ohne, dass er vorher Harndrang verspürt hatte. In allen anderen Situationen dachte Jakob gar nicht darüber nach und bekam oft auch gar nicht mit, wie er in die Hose machte. Meist unbemerkt füllte sich seine Blase bis sein Blasenmuskel irgendwann kapitulierte, er sein Pipi nicht mehr halten konnte und seine Pampers unerwartet heiß-nass wurde. Doch anstatt dann in eine kurzzeitige Trance zu verfallen und in Ruhe alles in die Windel laufen zu lassen, pullerte Jakob im Alltag nur noch so lange, bis der Druck auf seiner Blase nicht mehr ganz so stark war und war so viel schnell wieder mitten im Geschehen. Dadurch entleerte sich seine Blase tagsüber jedoch kaum mehr vollständig, was zur Folge hatte dass sich Jakob oft schon zwanzig Minuten später erneut in die Hose machte. Aber das war egal, wenn man eh den ganzen Tag eine Pampers umhatte. Es war sogar besser, weil es weniger auffällig war und weil die klitschnassen Pampers den periodischen, kurzen Pipischüben auch viel besser standhielten als bei plötzlichen Fluten.
Nur als er einige Zeit später dann schließlich doch trocken werden wollte, stellte sich diese Angewohnheit als große Herausforderung dar.
Doch bis dahin funktionierte das System perfekt. Unter der Winterkleidung konnten seine Klassenkameraden die dicken Windeln nicht sehen und vor seinen Freunden und seiner Familie musste Jakob ohnehin nichts mehr verstecken. Wenn die Pampers durchnässt war, dann wickelte Robin ihn und wenn sie manchmal nicht da war, dann macht er das natürlich auch selbst. Auch wenn ihn manchmal erst Mama daran erinnern musste.
Auch wenn er lachte, ging dabei meist auch ein großer Schwall Pipi in seine Windel. Was durchaus relevant war, denn zu Lachen hatte Jakob in dieser Zeit zum Glück viel. Es hatte erst all dieser Mist passieren müssen, Franzi hatte mit Farbbomben werfen müssen, Robin ihn beklauen müssen, der Bürgermeister hatte ihn bedroht und doch war nach diesem Herbst alles viel besser geworden als es bis dahin gewesen war, auch wenn das in der Retrospektive natürlich viel einfacher zu erkennen war als damals.
Trotzdem, die fünfte und sechste Klasse war wirklich eine tolle Zeit gewesen. Manchmal konnte Jakob selbst kaum noch glauben, dass er damals so unbeschwert mit den Pampers umgehen konnte. Heute war er der Einzige, der noch oft darüber nachdachte, von scherzhaften Neckereien auf dem ein oder anderen Familienfest mal abgesehen. Aber die konnte er weglächeln, immerhin dachten alle, dass er über dieses Thema längst hinweg wäre. In Gedanken in seine zweite Pamperszeit versunken öffnete der Student die beiden Schnallen seines großen Rucksackes, klappte den Deckel hoch und öffnete den darin befindlichen Reisverschluss. Draußen schneite es und selbst in seinem Zimmer war es ziemlich kühl. Er konnte es kaum erwarten, wie früher unter die Bettdecke zu schlüpfen und dann in Ruhe, ganz langsam seine Pampers warmzupinkeln. Heute war immerhin Weihnachten und das war sozusagen sein Geschenk an sich selber. Aus dem Deckelfach zog er eine zusammengefaltete Windel hervor, die sein Herz höherschlagen ließ: Weiß, mit einem aufgedruckten Comiclöwen und mit grünweißen Bündchen, ganz wie die, die früher immer aus seinen Hosen herausgelugt hatten. Das Einzige, dass diese Windel von den Pampers die er früher gehabt hatte unterschied, waren die Seiten, die nicht elastisch waren sondern stattdessen mit bunten Sternen bedruckt waren. Ach, und natürlich die vier Klebestreifen, die Pampers hatten natürlich immer nur zwei gehabt.
Aber diese ABDL-Windel war schon mehr als er sich je erträumt hatte, nachdem er den Pampers entwachsen war und irgendwann auch den Drynites. Dass es diese Windeln überhaupt gab, bunt bedruckt beinahe wie eine exakte Replica, machte ihm bewusst, wie wenig er mit dieser Vorliebe alleine war. Langsam faltete er die Windel auf, klappte die Seitenflügel um und straffte die Auslaufbündchen. Als nächstes würde er unter die Bettdecke steigen und …
„Hey … hast du nen Apple-Ladekabel übrig?”, platzte seine große Schwester in sein Zimmer. Dann war es kurz still. Jakob war wie erstarrt, brauchte einen Moment, bevor er nach der riesigen Windel griff und sie hastig unter die Bettdecke stopfte. Aber auch Robin brauchte kurz, bis sie ihre Sprache wiedergefunden hatte: „Awww … Bärchen …” kicherte sie leise und für einen Moment war alles, wirklich alles, genauso wie vor zehn Jahren.
Ende.
Vielen Dank an alle Leserinnen und Leser dieser Geschichte, die mich mit ihren Kommentaren oder Chatnachrichten seit bald elf Jahren immer wieder dazu motivieren, Geschichten zu schreiben. Diese Geschichte hat mir beim Schreiben so viel Spaß gemacht wie keine zuvor und ich hoffe, euch ging es beim Lesen ähnlich. 😊
Ihr habt Gedanken zu dieser Geschichte? Wollt Feedback abgeben? Oder ihr habt vielleicht schon Ideen, was ich als nächstes schreiben könnte? Ihr kennt das: Wenn euch die Geschichte gefallen hat, hinterlasst doch bitte einen Kommentar, um das zu zeigen! Und wenn die Geschichte euch nicht gefallen hat, dann bitte erst recht!
Autor: giaci9 | Eingesandt via Mail
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Hey Giaci,
mir gefallen deine Geschichten sehr und ich wollte mal fragen, ob es irgendeinen Weg gibt, dich zu kontaktieren und ein wenig mit dir schreiben? So von Hobbyautor zu Hobbyautor. 🙂
Wow.. und wieder ist es vorbei.
Giacomo ich danke dir für eine weitere tolle Geschichte..
Man merkt einfach immer wieder wie toll du schreiben kannst!
Bis zur nächsten Geschichte dann!