Annes fast normales letztes Schuljahr – vom Mädchen zur jungen Frau (9)
Annes fast normales letztes Schuljahr – vom Mädchen zur jungen Frau (9)
9. Auf engstem Raum
Auf dem Weihnachtsmarkt war es knallvoll, aber die jungen Frauen waren hungrig geworden und wollten sich mit einer Bartwurst und Glühwein belohnen. „Ich lad Dich ein, weil Du so tapfer warst!“ Anne war irritiert, dass sie nach dem gestrigen Abend schon wieder Lust auf Alkohol hatte, aber Punsch war ihr zu süß. Sie standen etwas abseits in einem Eck, das nicht vollkommen überlaufen war, in dem es aber kräftig zog. Aus vielen Buden ertönte Weihnachtsmusik, von denen der größte Teil nur etwas für wahre Liebhaber war. Dazwischen quengelten Kinder, die von ihren Eltern mehr oder weniger durch das Gedränge geschleift wurden, damit sie ihnen nicht verloren gingen. „Eigentlich wollte ich meiner Mama ein schönes Kirschkernkissen schenken. Hier gibt’s doch sicher schöne.“ Anne gefiel die Aussicht, sich durch die engen Wege zu schieben, nicht. „Hm, ich hab noch nix für Luisa.“ Gestärkt stürzten sie sich wieder in den Weihnachtsbudenwahnsinn. Zu ihrem Glück wurden Beide recht schnell fündig. Anne fand sogar noch einen schönen Schal für ihr Au-Pair-Mädchen und kaufte ebenfalls ein Kirschkernkissen für ihre Mutter.
„Gehen wir noch einen Kaffee trinken, bevor wir wieder zurückfahren?“ Billy hatte offensichtlich von der Stadt noch nicht genug. „Wann geht denn der nächste Zug?“ „In einer viertel Stunde. Das schaffen wir eh nicht mehr.“ Anne willigte unter der Bedingung ein, dass das Café auf dem Weg zum Hauptbahnhof lag. Sie hatte keine Lust mehr, ewig durch die volle Fußgängerzone zu laufen. Außerdem spürte sie, dass sich ihre Blase langsam wieder zu Wort meldete. Sie hatten Glück und bekamen wieder einen Platz in dem Café, in dem sie schon am Anfang ihrer Tour waren. Sie tranken gemütlich einen Cappuccino und aßen noch einen Kuchen. Sie hatten noch über eine halbe Stunde, bis ihr Zug nach hause fuhr.
„Ich glaube, ich gehe hier nochmal auf die Toilette, bevor ich es im Zug nicht mehr aushalte.“ Annes Blase drückte vehementer darauf, von der angesammelten Flüssigkeit befreit zu werden. Eigentlich wollte sie es vermeiden. Aber lieber im Café auf die Toilette als im Zug! „Ich komme mit!“ „Hä?“ Anne hätte fast öffentlich drauf los geplaudert, dass sie doch eine Windel anhabe und deshalb keine Toilette benötige. Aber sie biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge.
In der Toilette gab es zwei Kabinen, die beide leer waren. „Ich muss mal meine Windel wechseln, weil sie schon ziemlich voll ist. Wenn ich im Zug auch noch mal muss, läuft sie mir, glaube ich, aus. Und das will ich vermeiden.“ „Hast Du eine Windel zum Wechseln dabei?“ „Klar, ich habe immer mein Notfallset dabei.“ Billy öffnete eine der beiden Türen. „Du, da haben wir beide Platz! Du setzt Dich auf den Topf, und ich wickle mich im Stehen.“ Anne wollte den Vorschlag gerade ablehnen,, aber da die Freundinnen nicht mehr allzu viel Zeit hatten, blieb ihr nichts anderes übrig, als Billys Idee zähneknirschend zuzustimmen.
Ihre Mäntel hängten sie an den wackligen Garderobenhaken an der Tür. Während sich Anne Rock hoch sowie beide Strumpfhosen und Slip runter zog und sich auf die Schüssel setzte, kramte Billy in ihrem Rucksack nach den Utensilien. Als sie alles heraus geholt hatte, stellte sie ihn auf den Oberschenkeln ihrer Freundin ab. „Halt mal!“ Anne begann gerade zu pinkeln, während sich Billy Hose und Strumpfhosen runter zog. Dabei streckte sie ihr den Rücken zu. Die Windel war sehr voll. Sie wollte sie gerade öffnen, als jemand den Raum betrat. Anne senkte ihren Kopf nach unten. Nicht auch noch Publikum! Billy verstand sie und zog alles wieder hoch. Die Tür nebenan wurde eilig geschlossen.
Beide hörten, wie ihre Nachbarin sich geschwind Strumpfhose und Slip runterzog. Wenige Sekunden später vernahmen sie das Pinkeln. Ein intensiver Strahl sorgte für die eindeutige Geräuschkulisse im Raum. Nach etwa einer Minute war die Nachbarin fertig, machte aber noch keine Anstalten runter zu spülen. Anne wurde ungeduldig. Sie wollte so schnell wie möglich aus dieser engen Kammer raus! Aber sie war beladen, und ihre Freundin hatte den Windelwechsel immer noch vor sich. „Oh nee, jetzt muss ich auch noch kacken!“ Die Stimme kamen den Beiden bekannt vor: Es war ihre Bedienung! Sie war vielleicht ein, zwei Jahre älter als Anne und Billy, hoch aufgeschossen und hatte schwarze, lange Haare. Kaum hatte sie das ausgesprochen, hörten sie einen dumpfen Furz. Zurückhaltung war anscheinend nicht ihr Ding, denn sie stöhnte dabei sehr eindeutig. „Gnnn.“ „Aahhh.“ Kurz darauf fiel nebenan eine Wurst in die Schüssel. Jetzt war sie hoffentlich fertig. Doch Annes Hoffnungen erfüllten sich nicht. Die Bedienung machte keine Anstalten, die „Zeremonie“ zu beenden. Sie stöhnte wieder eindeutig und bewegte ihre Füße, als wollte sie sich mehr Platz schaffen. „Na, komm schon! Da oben wartet die Kundschaft auf mich!“ Ein noch lauterer Furz kündigte mehr an. Mit dem schon bekannten Stöhnen plumpste innerhalb weniger Sekunden erneut etwas in die Schüssel. „Scheiße, dass mir das immer im Dienst passieren muss, wenn ich keine Zeit habe“, fluchte sie. Weitere dreimal fiel ihre Verdauung in das Klosett. Inzwischen roch es auch dementsprechend. Dann endlich wischte sie sich den Hintern ab. „Na endlich!“ Sie schien froh zu sein, dass sie fertig war. Hektisch zog die Unbekannte an der Toilettenpapierrolle. Sie war wohl recht ordentlich, denn sie zog sieben Mal an der Rolle. Endlich spülte sie runter. Dabei zog sich ihre Strumpfhose und Slip hoch. Wenig später verließ die Nachbarin die Kabine und wusch sich im Vorraum die Hände.
„Na endlich!“ Anne war erleichtert, dass sie wieder unter sich waren. „Die musste richtig doll, nä?“ Billy schien es nicht sonderlich zu stören. „Ich kann halt woanders gar nicht groß, und der Bedienung, die hier arbeitet, scheint es nix auszumachen.“ „Tja, andere scheißen sich eben nix! Ich fand‘s lustig.“ Anne rang sich ein Lächeln ab. „Das war ja klar, dass Dir das gefallen hat! Aber jetzt mach Du auch mal, damit wir weiterkommen.“ „Hast ja Recht Anne. Jetzt lohnt sich‘s noch mehr, weil ich, als sich unsere Bedienung erleichtert hat, auch nochmal ein bissle gestrullert habe.“
Mit der linken Hand hielt sie die Windel im Schritt fest, mit der rechten öffnete sie die Klebeverschlüsse, bevor sie sie auf den Boden klatschte. Die war voll, richtig voll! Der Geruch nicht mehr ganzen frischen Urins breitete sich schnell aus. Zum Glück war die Bedienung aus der Nachbarkabine wieder verschwunden, dass es für Anne nicht ganz so peinlich war. Dass ihr ein lauter Furz entkam, war ihr jetzt auch schon egal. Ihre Freude über die Erleichterung hielt sich angesichts des Schauspiels, das ihre Freundin nun mit Verspätung vollzog, in sehr engen Grenzen. Wieder mit der linken Hand legte Billy die frische Windel unter ihrem Schritt an. Damit sie richtig saß, drehte sich mit dem Hintern zur Wand, damit sie hinten einen kleinen Widerstand hatte, wenn sie sie verschloss. Sie zog sie noch in die für sie passende Position. Die Windel hatte zwischen Wand und Po keine Chance herunter zu fallen, so dass es kein Problem für sie war, das neue Plastikpaket vorne mit beiden Händen zu verschließen. Sie vergewisserte sich noch einmal, dass alles richtig saß, bevor sie sich die Strumpfhosen wieder bis über den Bauchnabel zog. Das untere Ende ihres Langarmshirts verstaute sie zwischen den beiden Strumpfhosen. Dann zog sie sich wieder die Leinenhose hoch. „Feddisch!“ „Ich auch.“ Anne konnte nicht aufstehen, obwohl sie schon längst fertig war. Billy zog sich ihren Mantel wieder an und nahm sich den Rucksack, den sie auf den Knien ihrer Freundin geparkt hatte. Nun konnte sich auch Anne anziehen und runter spülen. Billy hob die nasse Windel auf und verstaute sie in einer kleinen Plastiktüte, die sie verknotete und in den Abfalleimer neben dem Waschbecken schmiss. Sie wuschen sich die Hände, bevor sie wieder an ihren Platz zurückkehrten. Sie legten das Geld auf den Tisch, weil sie bemerkten, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten, ihren Zug zu erwischen. Anne war das ganz Recht, denn sie wusste nicht, wie sie sich der Bedienung gegenüber verhalten sollte. Obs sie wusste, dass sie alles mitbekommen hatten?
„Mensch, Billy, mit Dir mache ich heute echt was mit!“ „War heute viel, nä?“ „Ja. Wenn man gestern noch dazu nimmt, war es sehr viel.“ „Ich hab halt keine Geheimnisse vor Dir.“ Anne schwieg. Nach wenigen Minuten hatten sie den Hauptbahnhof erreicht.
Der Bahnsteig, von dem ihr Zug abfahren sollte, war voller Menschen. Mir bleibt heute nix erspart, dachte sie sich. „Oh, unser Zug hat Verspätung.“ „Auch das noch!“ Anne war fix und fertig. Ihre Freundin nahm sie in den Arm. „Tut mir leid, dass es so schlimm für Dich ist.“ Sie bemerkte, dass sie den Tränen nah war. „Ach, passt schon. Auf den vollen Bahnsteig und den verspäteten Zug hätte ich jetzt gut verzichten können. Es ist ja nicht so, dass es mir keinen Spaß mit Dir gemacht hätte, aber vielleicht bin ich einfach noch von gestern Abend ein bisschen angeschlagen.“ „War’s so wild?“ „Nun, Papa hat immer wieder Rotwein nachgeschenkt, das ich gar nicht gemerkt habe, wie viel ich getrunken habe.“ „Wie viel war’s denn?“ „Keine Ahnung. Auf der Küchenzeile standen vier, fünf Flaschen Wein – und Giulia ist, nachdem sie Luisa ins Bett gebracht hat, nicht mehr runter gekommen. Also werde ich wohl mindestens eine Flasche getrunken haben. Dazu kamen noch zwei, drei Gläser Grappa.“ „Du bist halt nix gewöhnt.“ „Das macht auch nix. Aber zum Glück ist das Hochzeitstagsessen nur einmal im Jahr.“ „Gibt’s an Weihnachten nix zu trinken?“ „Ach Gott, hör mir auf! Daran mag ich gar nicht denken!“
Inzwischen fuhr ein Zug ein, der aber nicht ihrer war. Dennoch leerte sich der Bahnsteig blitzschnell, weil der nach Basel wohl auch ordentlich Verspätung hatte.
Zehn Minuten später saßen die Beiden in ihrem Zug, der wesentlich weniger voll als befürchtet war. Im Dunklen fuhren sie Richtung Hochschwarzwald. Sie saßen gegenüber und schauten aus dem Fenster und ließen die weniger werdenden Lichter an sich vorbei fahren. Im Spiegellicht des Fensters bemerkte Anne, wie Billy ihre Beine ein wenig auseinander nahm und dabei lächelte. Offenbar füllte sie wieder ihre Windel und war glücklich dabei. Anne lächelte sie durchs Fenster an, um ihr zu signalisieren, dass sie es sah und nichts dagegen hatte. Wie konnte sie ihrer besten Freundin böse sein?
Autor: couchier (eingesandt via E-Mail)
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