Seifenblasen (3)
Windelgeschichten.org präsentiert: Seifenblasen (3) – 1. Teil
Kapitel 3: Wenn 2 sich streiten
Ich öffnete die Augen und blickte gerade Wegs zur Zimmerdecke, ich musste mich erst einmal wieder besinnen. Was zur Hölle war das denn für ein Traum gewesen? Alles war so verschwommen, alles hatte sich so unglaublich real angefühlt, fast als wäre es echt gewesen, nachdem ich wieder klare Gedanken fassen konnte, schaltete ich dann endlich den plärrenden Wecker aus, was meine Ohren mir sofort dankten. Erst nachdem ich mir die Augen gerieben hatte gewahrte ich das Mädchen, dass auf meinem Schreibtischstuhl saß und sich offenbar damit beschäftigte meine Schulsachen durchzuwühlen.
„Hey, was soll das?“, fragte ich halbherzig gequält, da ich doch noch ziemlich schlaftrunken war.
„Ist der Kleine endlich aufgewacht?“, grinste das Mädchen hämisch zurĂĽck und jetzt, da ich sein Gesicht sehen konnte, wurde mir klar, wer dort, auf meinem Stuhl sitzend, meine Zettelwirtschaft ĂĽberall hin verstreute.
„Was machs-„, schrie ich, worauf hin die Hexe schlagartig auf mich zu sprang und mich eindringlich anschaute, während sie mir den Mund zuhielt.
„Sei leise du Idiot, oder willst du, dass deine Mutter mich sieht?“
„Mama ist schon längst weg, ich kann so laut sein wie ich will!“, nuschelte ich beleidigt, durch die Hand des Mädchens.
„Na dann ist ja gut.“, meinte das Mädchen aufatmend und als es sich ein paar Sekunden lang seine nächsten Worte zurecht gelegt hatte, beantwortete es auch, offensichtlich widerwillig, meine Frage.
„Also, ich bin hier, weil ich ausgewählt wurde …. also, ich soll …. ich …. muss …. ich bin dein Schutzengel.“, stotterte das Mädchen zur Seite.
„Hä?“, war meine Antwort. Ich wusste ehrlich nicht was es damit meinte, ich hatte ja schlieĂźlich noch nie zuvor einen Schutzengel.
„Du bist etwas schwer von Begriff, oder?“
„Hey!“, das war echt fies gewesen.
„Schon gut, schon gut, also als Schutzengel habe ich die Aufgabe ĂĽber dich zu wachen und dich zu beschĂĽtzen, ich bin also im Prinzip dein neuer Babysitter.“, meinte das Mädchen lächelnd.
„Schutzengel gefällt mir besser.“, sagte ich etwas gekränkt.
„Ă„h, aber wieso sollst denn gerade Du mein Schutzengel sein?“, fragte ich verwundert, schlieĂźlich hatte ich vor 2 Tagen nicht mal gewusst, dass es Hexen wirklich gibt und jetzt sollte genau die Hexe, ĂĽber die ich gestolpert war, mein Schutzengel sein? Da konnte doch etwas nicht stimmen.
„Ja, also, ich wurde ausgewählt, ähm …., als Bestrafung dafĂĽr, dass ich dich verflucht habe.“, seufzte sie ziemlich widerwillig. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen, das nennt man mal Gerechtigkeit!
„Ist Teil deiner Bestrafung auch, dass du auf jede meiner Fragen ehrlich antworten musst?“, fragte ich immer noch kichernd, denn mittlerweile hatte ich bemerkt, dass die Hexe, auch wenn sie das offensichtlich ĂĽberhaupt nicht wollte, meine Fragen beantwortete.
„Jepp“, war die knappe Antwort.
„Okay, dann sag mal, wie ist dein Name, wie alt bist du, was fĂĽr ein Fluch soll das sein, ich habe davon noch nichts gemerkt, gibt es sowas wie eine Hexenschule und rei-„, fragte ich in einem Atemzug, als mich das Mädchen mit einem beherzten „Jetzt halt mal die Luft an!“
, unterbrach.
„Also, mein Name ist Jasmin Kedi, ich bin 17 Jahre alt, es gibt nicht nur eine, sondern mehrere Zauberakademien und wir reiten nicht auf Besen!“, den letzten Antwortteil betonte sie etwas energischer.
„Und was ist mit dem Fluch?“, fragte ich misstrauisch, weil sie die Frage nach dieser ‚wall of answers‘ gekonnt ignoriert hatte.
„Was genau meinst du?“, fragte sie verdutzt, „Du hast den Fluch doch schon in Aktion gesehen und er ist, wenn ich das so sagen darf, eine echte Meisterleistung.“, meinte sie stolz.
„Hä?“, ich habe nichts von einem Fluch gemerkt, was genau meinte das Mädchen, äh, Jasmin.
„Hast du gestern etwa nicht gemerkt, dass du geschrumpft bist, dass deine Stimme piepsig geworden ist, oder dass deine Mutter dich wie ein Kleinkind behandelt hat?“, fragte Jasmin etwas gekränkt, man hat die ein Ego!
„Das war kein Traum?!“, fragte ich schreiend, etwas ĂĽberfordert und auch ein wenig beschämt, jetzt, da ich die Ereignisse meines vermeintlichen Traumes resĂĽmierte.
Das fand Jasmin offensichtlich ziemlich lustig, denn sogleich begann sie wieder ĂĽber beide Ohren zu grinsen.
„Das ist nicht lustig!“, schrie ich, während ich mein Kopfkissen nach ihr warf.
Allerdings war das wohl nicht so wirksam wie erhofft, denn ohne auch nur einen Gesichtsmuskel zu bemĂĽhen fing sie mein Kissen mit der linken Hand ab und pfefferte es gleich darauf mit voller Wucht in mein Gesicht.
„Jetzt reg dich nicht auf, du Schreihals, ich finde es schon schrecklich genug hier zu sein, ohne dass du meine Ohren mit deinem grauenhaften Gekrächze malträtierst“, meinte Jasmin gelassen, nachdem ich das Kissen aus meinem Gesicht genommen hatte.
„Mach das wieder rĂĽckgängig!“, forderte ich aufgebracht.
„Tja, das geht wohl leider nicht“, meinte sie darauf hin mit erkennbar sarkastischem Unterton, während sie mich angrinste.
„Was soll das heiĂźen?!“
„das heiĂźt, dass ich es nicht rĂĽckgängig machen kann, einen Fluch aufzuheben ist extrem kompliziert, Kleiner.!“, raunzte sie mir entgegen.
„Na toll“, resignierte ich, als ich erkannte, dass sie mir entweder wirklich nicht helfen konnte, oder zumindest nicht helfen wollte.
„Und was soll ich jetzt machen?“, fragte ich Jasmin ziemlich weinerlich.
„Als erstes solltest du einmal auf die Uhr schauen“, meinte sie nĂĽchtern, während sie in irgendwelchen Papieren herum blätterte.
„Wieso, es ist doch erst -„, wollte ich sagen, schielte dann aber doch auf das freundliche Ziffernblatt, das lächelnd die Uhrzeit anzeigte, 7:53 Uhr, um 8:10 Uhr sollte ich in der Schule sein.
„ScheiĂźe!“, schrie ich und vergaĂź im selben Augenblick die Anwesenheit meines Gastes, rannte zu meinem Kleiderschrank und fischte aus jeder Schublade irgendetwas heraus, was ich da heraus holte war mir völlig egal, ich durfte nur nicht noch einmal zu spät zu Geschichte kommen, sonst hätte das die alte Maibach, die Direktorin meiner Schule, sicher meiner Mama mitgeteilt.
Ich flitzte ins Bad, zog die Schlafanzughose herunter und das T-Shirt mit einem Ruck nach oben, während ich fluchend Wasser ins Waschbecken einließ, zumindest waschen musste ich mich noch, was ich dann auch gleich mit dem hellblauen Waschlappen tat, der im Becken hing, zumindest sporadisch. Während ich die Kleidung anzog, die ich mit ins Bad genommen hatte, rannte ich so schnell ich konnte wieder in mein Zimmer, um meine Schulsachen zusammen zu suchen, dabei bemerkte ich nur marginal Jasmin, das Mädchen, das verdutzt in meinem Zimmer stand und offensichtlich mit der Situation überfordert war.
Normalerweise hätte ich nur meine Hefte nehmen und in den Schulranzen stopfen müssen, der neben meinem Schreibtisch stand, aber heute war alles ein wenig anders, vor allem deshalb, weil Jasmin alles durcheinander gewürfelt hatte, wodurch ich erst suchen musste.
„Na toll, wegen dir komme ich noch zu spät zur Schule!“, raunzte ich in den Raum hinein.
„Was soll das heiĂźen, ‚wegen mir‘ ? Hättest du besser aufgepasst hättest du mich nicht umgerannt, dann hätte ich dich nicht verflucht und mĂĽsste jetzt nicht hier sein!“, antwortete sie aufgebracht.
„Und warum musstest du meine Sachen durchwĂĽhlen?“, fragte ich genervt, die Papiere in meine Schultasche pfropfend.
„Hallo? Ich bin den Schutzengel, da muss ich doch wissen, was du so machst!“, war die wĂĽtende Aufklärung.
Aber ich hatte keine Zeit mehr darĂĽber zu diskutieren, statt dessen schulterte ich meinem Ranzen, lief zur WohnungstĂĽr und rannte so schnell ich konnte zur Schule, das letzte was ich von Jasmin hörte war „Hey, wo wi-„, aber es war mir auch egal, die konnte ruhig zuhause bleiben, wo sie mich nicht nerven konnte.
Da ich ja glücklicher Weise nicht so weit von der Schule weg wohnte kam ich noch relativ rechtzeitig, also ich kam schon zu spät, aber nur fünf Minuten, in der Zeit konnte doch noch nichts Weltbewegendes passiert sein, das sah meine Klassenlehrerin allerdings etwas anderes, denn sie befahl mir mürrisch mich auf meinen Platz zu setzen.
Die erste halbe Stunde des super spannenden Deutschunterrichts verlief dann auch ganz normal, langweilig und einschläfernd, aber normal. Frau Starr erzählte irgendwas über positive super Komparsen oder so was, aber um ehrlich zu sein habe ich nicht richtig zugehört. Ich war schon kurz vorm Einschlafen, als mich plötzlich irgendetwas an die Schulter puffte. Weil das ziemlich nervig war und weil ich wissen wollte was das war, hob ich meinen Blick und sah Jasmin böse dreinblickend neben mir stehen. Ziemlich erschrocken darüber, sie einfach so völlig selbstverständlich in meinem Klassenzimmer stehen zu sehen, fragte ich sie was sie hier zu suchen hatte. Aber das interessierte sie gar nicht, nein, sie ignorierte mich einfach und sprach stattdessen einige unverständliche Worte.
„Tempus obriguerunt triginta seconds“, sagte sie ganz salopp dahin, während der Raum in ein seichtes Blau getaucht wurde.
„Was zur Hölle hast du getan?“, wollte ich fragen, wurde aber in der Mitte des Satzes schon unterbrochen.
„Pass auf Kleiner, ich habe die Zeit in diesem Raum fĂĽr 30 Sekunden angehalten, um dir die Sachlage zu erklären. Ich bin momentan nur fĂĽr dich sichtbar, fĂĽr alle anderen bin ich nur ein kleiner Katzen-SchlĂĽsselanhänger, du musst also keine Angst davor haben, dass mich jemand sieht. Und jetzt zum Thema, ich habe dich jetzt ein paar Minuten lang beobachtet und ich muss sagen, du bist der faulste Junge, den ich je gesehen habe, ab jetzt wirst du gefälligst dem Unterricht folgen, verstanden?“, damit beendete sie ihren Monolog, den sie in kĂĽrzester Zeit herunter gerattert hatte.
„Wieso sollte ich das tun?“, war meine Antwort, ernsthaft, wieso sollte ich?
„Weil ich verdammt noch mal dein Schutzengel bin, das heiĂźt nicht nur, dass ich dich vor anderen schĂĽtzen muss, sondern auch, dass ich dich vor dir schĂĽtzen muss. „, meinte sie etwas aufgebracht, sie kam mir zwar etwas jähzornig vor, aber das war sogar irgendwie sinnvoll und da ich sowieso keine Zeit mehr hatte ein Gegenargument zu finden, nickte ich einfach nur, bevor die Farbe ins Klassenzimmer zurĂĽckkehrte und Frau Starr ganz normal weiterredete, während Jasmin mir noch ins Ohr flĂĽsterte :“ Und wenn du nicht brav bist, dann zaubere ich ein paar Seifenblasen.“.
Ich erschauderte, aber sagte weiter nichts, stattdessen hörte ich tatsächlich Frau Starr zu, unfassbar, aber wahr und noch merkwürdiger war, dass ich tatsächlich zu Teilen etwas verstand.
Autor: BabyIsi (eingesandt via E-Mail)
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Die Hexe ist richtig genial geworden xD
Gute Geschite. Wann geht es weiter?
Es geht weiter, sobald der Wind sich dreht. 🙂
Super Geschichte weiter so