Zweite Chance (1) – Kapitel 11
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Kapitel 11 – Der vermisste Unbekannte
Nachdem Giacomo nun mit den mehr oder weniger dringend benötigten Windeln versorgt wurde und wieder in dem kleinen Raum wo auch die Psychologin ihren Stammplatz zu haben scheint verschwunden ist, stehe ich vorerst erst einmal komplett ohne die Idee einer Aufgabe im Gang rum. Kai scheint nicht in der Nähe zu sein, meine Mutter auch nicht und auch Giacomo, beziehungsweise Felix, ist nun bekanntlich erst einmal wieder beschäftigt. Obwohl es in dem kleinen Gang des Vorbaus aussieht wie eine Landarztpraxis fehlen vor den einzelnen Türen die dort obligatorischen Wartestühle.
Während ich überlege, mich wie mein kleines Ich eben gegen die Wand zu lehnen, was zweifelsohne nicht grade unbequem ist, komme ich auf die Idee, den kleinen Gang erneut durchzugehen, auf der Suche nach dem von meiner Mutter eben erwähnten Warteraum. Bei der einzigen nicht angelehnten Tür im ganzen Gang werde ich fündig, ein kleiner Raum mit zwei Fenstern an der Vorderseite welcher wie ein klassischer Pausenraum aussieht. Gelbe, gebogene Plastikstühle, ein kleiner runder Tisch, eine Küchenzeile mit obligatorischer Senseo-Kaffeepadmaschine.
Da es hier, obwohl meine Mutter einen der Plastikstühle belegt, sicherlich bequemer ist als auf dem Flur, setzte ich mich auf einen der beiden weiteren Stühle, auf den gegenüber meiner Mutter. Diese liest Jack Kerouac – On the Road. Las: „Oh, da bist du ja!“, begrüßt sie mich und legt gleichzeitig ihr Buch auf den Tisch, inklusive der monströsen Notizzettel-Lesezeichenkombination und ihrer roten Lesebrille.
„Und, wie läuft‘s bei dir so?“ werde ich gefragt, grade als ich mein Handy aus meiner Hosentasche herausgenommen habe und dabei bin, die Newsapp zu öffnen. Mist. Ich hoffte auf Stille und was bekomme ich? Ein Gespräch mit meiner Mutter, könnte es schlimmer kommen?
„Noja, wie du siehst, hab ich im Moment komplett gar nichts zu tun. Die medizinischen, beziehungsweise wissenschaftlichen Tests scheinen für heute fertig zu sein und die Psychologin ist wohl mit Giacomo vorerst beschäftigt“, fasse ich meinen aktuelle Status zusammen.
„Felix meinst du!“, berichtigt mich meine Mutter aber sofort: „Ja, der kann jemanden sehr, sehr gut auf Trab halten, glaub mir, damit habe ich Erfahrung!“ Im Gegensatz zu den Gesprächen die ich und meine Mutter normalerweise führen, ist das heutige allerdings recht interessant und dadurch auch gut aushaltbar. Vermutlich liegt das daran, dass dieses Gespräch ein Gesprächsthema hat und beide Seiten daran interessiert sind.
„Jaja, Felix! Puh! Aber ja, der ist echt witzig! Und der hat jetzt echt vom Bundesnachrichtendienst offizielle Dokumente mitbekommen? Das ist ja echt cool, heißt das, wir haben jetzt Kontakte zum BND? Das ist mal was, mit dem ich auf dem Schulhof angeben kann!“, scherze ich wieder einmal.
„Ach, mit dir haben die noch nicht gesprochen? Mich hatten die extra gefragt, wo du denn bist …“, gibt meine Mutter leicht erstaunt zurück. Nunja. Vielleicht haben BND-Agenten mit mir gesprochen, wenn, dann waren es aber nicht die, welche meine Mutter als „nett“ betitelt hatte.
Exakt in dem Moment, in welchem ich mich nach einer kurzen Bedenkzeit entschließe, meiner Mutter von den beiden Herren die ich statt der BND-Agenten getroffen habe und ihrer deutlichen Botschaft zu erzählen, kommt das in deren Botschaft behandelte Subjekt durch die Tür in den Pausenraum und hindert mich daran, die Botschaft von der Botschaft an meine Mutter zu überbringen: „Jaaa …“ weiter komme ich nicht. Erwähnte ich, dass Felix gerne Leute bei Unterhaltungen unterbricht?
„Frau Dunham meint, ich soll dich mal suchen und dir sagen, dass sie sich dich mal anschauen will“, informiert mich Giacomo in hohem Sprechtempo, stoppt dann abrupt, setzt ein überbetont-freundliches Gesicht auf und wechselt augenblich die Betonung: „Giacomo, gut dass ich dich gefunden hab! Die Psychologin möchte sich dich mal anschauen!“ Eine interessante Nachricht.
„Oh, du sollst mir sagen, dass die Psychologin sich mich mal anschauen möchte?“ frage ich im selben Ton zurück. Giacomo versteht das Spiel.
„Ja Giacomo die Psychologin möchte sich dich mal anschauen!“ Welch eine Überraschung!
„Wirklich?“
„Ja, genau. Ach ja, hab ich dir schon gesagt, dass dich Frau Dunham mal sprechen möchte?“ bringt Giacomo aufgeregt hervor als wäre ihm diese, ihm aufgetragene Aufgabe grade erst wieder eingefallen.
„Echt?“
„Ja!“
„Wirklich?“
„Jop!“
Meine Mutter lässt ihren Kopf verzweifelt auf ihr Buch sinken und schüttelt mit eben jenem: „Oh nein, zwei von der Sorte!“
„Das fällt dir aber früh auf!“ bemerke ich während ich schon auf dem Weg aus dem Raum heraus bin, wobei sich Felix ein Grinsen nicht verkneifen kann und sich auf dem von mir warmgehaltenen Stuhl geworfen hat. Geworfen, denn er nutzt den Stuhl entgegen seiner Bestimmung seitlich und verkehrt herum. Sein Kopf hängt knapp über dem Boden im Durchgang des Raumes und seine Beine lehnen an der Wand hoch.
In dieser Position sollte er seine Pampers wohl besser nicht benutzen.
Im Flur ist es erstaunlich ruhig im Vergleich zu eben grade zu gespenstisch still und zusammen mit den komplett weißen, undekorierten Wänden im kleinen Gang wirkt es fast wie eben im MRT-Scanner. Nun ja, zumindest wenn man davon absieht dass man sich hier frei bewegen kann, es nach Holz riecht und durch die Fenster im Dach des Vorbaus Tageslicht in den Flur scheint.
Klack-ieck-quietsch-klopp-klopp-ieck-quietsch-rumms ist zu hören, als ich die Türklinke vor dem mir von eben noch bekannten Raum herunterdrücke, die Tür öffne, hereintrete und die Tür anschließend wieder schließe. Die Psychologin, laut Giacomo Frau Dunham, sitzt in einem dunkelgrünen Ohrensessel und lächelt mich an wobei ich das Lächeln weder in der Kategorie „Ehrlich“ noch in „Aufgesetzt“ einordnen kann.
Dunham, in Englischer Aussprache, diese Forschungsabteilung mit all ihrer Internationalität dürfte wohl der Albtraum eines jeden NPD-Parteimitgliedes darstellen.
„Guten Tag“, werde ich mit einem amerikanischen Akzent begrüßt. Ich antworte mit einem deutschen: „ Good day to you too“, Oh Mann, ich könnte wohl Günter Oettinger Konkurrenz machen.
„Sprachen gehören wohl nicht zu deinen Stärken?“ fällt ihr vernichtendes Urteil aus.
„Doch, das war Absicht grade“, erkläre ich hastig und aufgeregt um bloß nicht den Eindruck zu hinterlassen, das ich nicht Alles perfekt können würde.
„Ich weiß.“ Kommt daraufhin prompt und trocken als Antwort.
„Echt?“
„Setzt dich doch auch mal. Oder nein, steh besser, der menschliche Körper ist für mindestens acht Stunden aufrechtes stehen oder besser noch rennen gebaut“, werde ich belehrt, Mrs. Dunham scheint mein Hobby, Wikipediaseiten auswendig zu lernen, mit mir zu teilen. Ich setzte mich auf die Couch.
Stille.
Die Couch ist zwar gepolstert und mit Stoff überzogen, aber dennoch auf eine eigenartige Art recht unbequem, eher plattgesessen und verstaubt, wie eine alte, zum Nutzobjekt gewordene Wohnzimmercouch, was sie wiederrum bequem macht in ihrer Funktion als fleckenverzeihendes, unkompliziertes Sitzgerät. Allerdings ist dieses Sitzgerät relativ hart, trotz der Drynites die ich mir eben angezogen habe. Der Ohrensessel der Psychologin dürfte wohl im Set mit dem Sofa erworben worden sein, immerhin ähneln sich Farbe und Stoff sehr stark. Es fehlt eigentlich nur noch ein Fliesentisch, dann könnte man hier eine RTL2-Scripted-Reality-Sendung drehen. Zumindest mit dem Sitzmobiliar, der Rest des Raumes wirkt weniger wohnzimmerlich, ein Eckschreibtisch aus hellem Holz mit drehbarem Bürostuhl, Bilder in schwarzen Rahmen an der Wand, ein großes Regal mit Aktenordnern in der Ecke. Still ist es immer noch.
Ich überlege, das Wort zu ergreifen, denn die gute Frau Dunham bleibt weiterhin still. Oder sollte ich besser nichts sagen?
„Wieso sagen Sie nichts? Ist das ein Test?“ frage ich schließlich das Intelligenteste, was mir in diesem Moment nach etwas Grübeln einfällt, die Leute hier sind schon irgendwie komisch.
„Ja.“ Erneute Stille durchdringt der Raum, ein leichtes Grinsen bildet sich auf dem Gesicht der Psychologin.
„Weißt du, wo dein kleiner Bruder jetzt hingegangen ist?“ werde ich beiläufig von ihr gefragt, eine Frage die recht desinteressiert klingt, Smalltalk eben.
„Der ist in dem kleinen Raum am Ausgang, wo auch meine Mutter ist, denke ich mal. Zumindest war er eben da“, antworte ich schnell.
„Sicher? Immerhin bist du ein Einzelkind, da ist es doch eine ziemlich gewagte These, dass dein Bruder im Pausenraum ist, oder?“, lautet ihre Antwort auf meine Antwort, welche eher wie eine Belehrung klingt.
„Hm.“ Und ich dachte immer, ich wäre Großmeister im Leute verwirren.
„Zwilling wäre wohl vielleicht korrekter, immerhin besteht ihr aus identischem Genmaterial, und nicht nur das ist identisch bei euch. Aber gut, du siehst ihn wohl als Bruder“, stellt die Psychologin fest: „Du magst ihn, oder?“
„Hm, ja, auf jeden Fall. Ich wollte eigentlich immer einen kleinen Bruder, seit ich bewusst denken kann …“ Eigentlich wollte ich dieses Thema nun weiter ausführen, werde aber durch eine kühle und sachliche Zwischenfrage der Psychologin unterbrochen: „Wieso?“
„Wieso ich immer einen Bruder haben wollte? Puh, ich weiß es nicht. Ich vermisste immer jemanden, dem man Sachen erklären kann, auf den man aufpassen kann, mit dem man spielen kann. Wieso ausgerechnet ein kleiner Bruder und nicht ein großer? Keine Ahnung, aber irgendwie bin ich für mich der Große“, antworte ich und gebe recht intime innere Gedanken und Gefühle von mir Preis. Ob ich das irgendwann überhaupt schon mal jemandem gesagt habe?
„Achso, du hast deinen Bruder vermisst? Du wolltest nicht nur einen Bruder haben du vermisstest ihn?“ fragt die Psychologin nun interessiert während sie ihren Kopf leicht schieflegt und mir fragend in die Augen schaut.
„Ja?“ frage ich, unschlüssig auf was sie hinauswill.
„Man vermisst bekannte Personen, Orte oder Dinge die man einmal hatte, kannte oder mochte und die nun temporär oder dauerhaft weg sind. Man vermisst etwas, das man kennt.“
„Hm, stimmt. Ok, mir fehlte ein kleiner Bruder, ich habe ihn nicht vermisst“, verbessere ich mich selbst und mache mit der Hand eine Bewegung, als ob ich Geschriebenes ausradieren würde.
„Doch, hast du. Du hast es selbst gesagt“, beharrt die Psychologin allerdings.
„Ja, ich hab nicht über meine Worte nachgedacht.“
„Genau. Und die Worte, über die du nicht nachdenkst, die Worte, welche direkt aus deinem Unterbewusstsein herausquellen, die du ohne nachzudenken gebrauchst, die verraten eine Menge über dich. Du hast einen Bruder vermisst, vielleicht hast du auch deinen Bruder vermisst. Als wüsstest du, dass du eigentlich einen haben müsstest“, führt sie nun aus, in einem Sprechtempo welches dem von mir oder Giacomo mindestens ebenbürtig ist.
„Ich verstehe“, drücke ich in verwirrtem Ton aus, um deutlich zu machen, dass ich eben nicht verstehe.
„Du hast ihn vermisst, du hast dich so gefühlt, als hättest du einen Bruder und ihn bloß lange nicht mehr gesehen. Oder noch nie“, erklärt die Psychologin noch einmal langsamer, diesmal mit deutlicher Betonung.
„Meinen sie? Immerhin war ich Einzelkind, das wusste ich ja. Also konnte ich meinen inexistenten Bruder schlecht vermissen“, bemühe ich mich um Klarstellung.
„Angesichts des Patienten, der vor dir bei mir war und dich eben aus dem Pausenraum hier hergeschickt hat, ist das wohl eine gewagte These oder? Wer ist das, wenn nicht dein Bruder?“
„Hä? Sie haben doch eben selbst gesagt, dass das nicht mein Bruder sein kann“, gebe ich nun etwas wütender und verwirrt heraus: „Immerhin bin ich Einzelkind!“
„Ein Einzelkind, das seinen kleinen Bruder vermisst. Aber ja, ich gebe zu, das ist jetzt etwas kompliziert. Aber interessant“, antwortet die Psychologin und wirkt so, als würde sie erneut in ihren Gedanken zu versinken.
„Dass ich meinen Bruder vermisste?“
„Ja, deinen quasi-Bruder von dem du bis gestern nichts wusstest. Du wusstest es.“ Sagt sie nun wieder vollkommen auf das Gespräch konzentriert. Merkwürdige Psychologin.
„Achso!“ Gebe ich nun sarkastisch-begeistert von mir: „Klar! Ich wusste von meinem Bruder von dem ich nichts wusste! Natürlich!“ Ich lege eine kurze Pause ein, darauf folgt ein erneutes „Hä?“.
„Gut, dein Hä kann man vielleicht verstehen. Wenn ich jetzt mutmaßen würde, dann würde ich sagen, dass du wusstest, dass …“ Obwohl die Psychologin nicht von mir unterbrochen wurde, hört sie trotzdem auf zu reden um eine kurze Denkpause einzulegen: „Warte mal, ich zeig dir mal was.“ Sagt sie nun, springt ruckartig auf und geht in Richtung des Schreibtisches.
Während sie geht, hebt sie plötzlich den Zeigefinger in die Luft und ruft: „Oh!“, woraufhin sie zurück geht und sich wieder in den Sessel setzt. Scheinbar bin hier nicht nur ich verwirrt.
„Wie denkst du, geht es Giacomo?“ fragt mich die Psychologin ebenso sprunghaft wie sie eben aufgesprungen ist.
„Wie es Giacomo geht? Jetzt grade? Oder seit dem er hier angekommen ist?“
„Beides.“
„Hm, jetzt grade?“ beginne ich meine Antwort mit einer Frage, gefolgt von einem kurzen Überlegungs-Seufzer: „Ich weiß nicht, er sitzt jetzt mit meiner, unserer Mutter im Pausenraum, denke ich mal. Vermutlich reden die beiden miteinander oder sowas, immerhin ist ja meine Mutter auch seine Mutter, die beiden kennen sich ja einerseits, andererseits auch nicht. Vielleicht schwelgen die ja in Erinnerungen? Oder meine Mutter erzählt ihm von den letzten sechs oder sieben Jahren, er hat ja schon was verpasst, Kabinett Merkel zwei und drei zum Beispiel. Der Glückliche, das hätte ich auch gerne verpasst“, beende ich meine Ausführungen mit etwas Humor. Bestimmt sagt dieser der Psychologin auch einiges über mich.
„Nein“, sagt sie allerdings. Hm, scheinbar sagt es ihr nichts: „Nicht was er grade macht, wie es ihm grade geht. Was er fühlt. Versetz dich mal in ihn hinein.“
„Hm, ach so? So mit geschlossenen Augen und so?“ frage ich mit einem leichten ironischen Unterton und nehme Bezug auf die Erinnerungstechnik die immer in US-amerikanischen Kriminalserien angewandt wird. Vielleicht sollte ich in meinem Gedächtnispalast nach Giacomos Gefühlen suchen.
„Hm. Ja, wenn du willst.“
„Naja, also als ich rausging, saß er auf dem Stuhl. Gut, sitzen ist vielleicht was weit hergeholt, er lag mehr über Kopf auf dem Stuhl. Was er also fühlt? Naja, es fließt ihm Blut in den Kopf. Vermutlich ist er ziemlich aufgeregt wegen der ganzen Situation und auch etwas unsicher, wie er sich verhalten soll, beispielsweise mir gegenüber oder gegenüber seiner Mutter, denn die ist ja nicht so wie seine Mutter in seiner Welt war, die hat sich ja schon etwas verändert. Ob ihm eine Bezugsperson fehlt? Aber nein, ich glaube, es geht im ganz gut, zumindest wirkt er so. Ansonsten, was fühlt er? Also rein sachlich fühlt er vermutlich den rauen Plastikstuhl unter seinem Rücken, und natürlich seine Kleidung“
Die vermutlich wieder etwas warme und weiche Pampers die Giacomo vermutlich auch noch fühlt, erwähne ich bei meiner Ausführung allerdings nicht, obwohl die Psychologin wie ich eben erfahren musste, über das kleine Geheimnis von Giacomo und mir Bescheid weiß. Darüber sprechen möchte ich trotzdem nicht unbedingt.
„Hm, ok“, die Psychologin springt wieder auf: „Hm, ich glaube, das reicht erstmal. Jetzt muss ich selber erstmal denken und mich mit den Experten aus der Physik zusammensetzten. Soll heißen, ihr habt jetzt erstmal ein bisschen Zeit, eine Stunde oder so. Ihr könnt ja mal in die Kantine am See gehen, die kennst du ja schon von deinem Praktikum“, führt Dunham ihren Monolog noch fort, während sie bereits auf dem Weg aus ihrem Raum heraus ist.
Tür auf, Psychologin durch, Tür zu.
Ich sitze immer noch hier, wie paralysiert auf der Couch. Merkwürdig, dass sie mich einfach hier drin alleine lässt, da könnte ich jetzt glatt Patientenakten aus dem Regal durchsehen und alles. Was Giacomo ihr wohl erzählt hat? Ich könnte es jetzt nachlesen. Oder ist das jetzt ein weiterer Test? Ob ich artig bin, oder was?
Bevor ich mich für irgendeine Option entschieden habe, geht die Tür wieder auf, jemand läuft herein, bis hinter das Sofa auf welchem ich Sitze und springt anschließend über die Lehne von eben diesem, wobei das Sofa kurz leicht nach hinten kippt. Wer könnte das sein, wenn nicht der kleine Giacomo?
„Hiiiiiiiiii!“ bringt er aus seinem Mund hervor, während er längs auf dem freien Teil des Sofas neben mir landet.
Bevor ich mir Gedanken machen kann, wieso der hier einfach so reingerannt ist, spricht Giacomo bereits weiter und fordert meine Aufmerksamkeit: „Hungaaaaaaaaaaaa!“ Bringt er heraus, absichtlich so, wie man es sich bei einem Höhlenmenschen vorstellt, nur dass seine geschätzt zwei Oktaven höhere Stimme nicht grade dem Klischee-Höhlenmenschen entspricht. Aber gab es nicht auch Höhlenmenschkinder?
„Hättest du mal einfach dein Mittagessen aufgegessen, hm?“ bringe ich grinsend mit einem Blick auf Giacomo aus mir heraus. Wie ich schon vor Giacomos Windelwechsel bemerkte, bin ich schließlich Giacomos Bruder, ich muss also gemein sein! Zumindest ein ganz, ganz kleines bisschen. Oder auch nicht.
Autor: giaci9 (eingesandt via E-Mail)
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