Die Entdeckung im Sommer (3)
Windelgeschichten.org präsentiert: Die Entdeckung im Sommer (3)
Nun, da stand ich also. Auf diesem menschenleeren Weg, mitten im Feld. Die Sommersonne prallte gnadenlos auf mich herunter.
Für einen Außenstehenden hätte sich ein komisches Bild abgezeichnet. Auf diesem Feldweg stand ein Junge samt Rad und einem Paket mit Windeln, welches definitiv nicht zu übersehen war.
Mein einziger Gedanke war: “Was mache ich jetzt, verdammt?“
Toll, dass war wieder typisch JJ. Ich hatte mir natürlich keine Gedanken gemacht, was ich mit den Windeln mache, sobald diese sich in meinem Besitz befinden würden.
Ich hatte mich mit dem Schuppen aus der Affäre gezogen, aber jetzt stand ich vor dem schon genannten Problem.
Irgendwie beruhigte ich mich und sagte zu mir selbst: “Ach was, mir fällt unterwegs schon etwas ein.“
Dies passierte jedoch nicht und ich würde schon bald wieder Zuhause ankommen. Unterwegs war ich mindestens an 3 oder 4 Mülleimern vorbeigefahren und hätte mein Problem damit lösen können.
Aber nein, ich konnte sie irgendwie nicht wegschmeißen. Es war ja so gesehen nichts dran, also kein Müll. Vielleicht hatte ich diesen Gedanken auch nur, weil ich zu viel Sonne abbekommen hatte.
Mittlerweile war ich fast wieder Zuhause, jedoch war ich sehr erleichtert, dass ich unterwegs niemanden getroffen hatte. Zumindest ging ich davon aus… Okay, jedenfalls hatte ich niemanden mit dem Rad umgenietet.
Die große, große Preisfrage stand im Raum: “Was mache ich nun?“
Im Kopf ging ich die Optionen durch, welche vorhanden waren. Aber seien wir mal ehrlich, so viele Möglichkeiten gab es nicht.
Einfach mit dem Paket hereinspazieren? Ganze blöde Idee. Es einfach draußen stehen lassen? Noch blöder, denn es könnte ja ein Nachbar gerade durchs Fenster schauen.
Sie doch in einem Mülleimer irgendwo entsorgen? Nein, das hatten wir schon. Und verstecken bzw. zwischenlagern? War natürlich auch nicht möglich, klasse.
Mein Herz pochte, denn ich musste mich jetzt entscheiden. Ich schluckte und fasste meinen ganzen Mut zusammen, ich würde die Windeln einfach mit hereinnehmen.
Wie schon erwähnt eigentlich eine ganz blöde Idee, aber ich hatte erst jetzt realisiert, dass der Wagen vor dem Haus weg war.
Dies konnte nur eins bedeuten, es war niemand daheim. Ich hatte also sturmfreie Bude. Ausgerechnet jetzt, wie auch immer das zustande kam.
Ich freute mich. Keine Ahnung, was ich sonst getan hätte. Aber jetzt nichts wie rein, ich hatte schon genug Zeit draußen mit einem Windelpaket in der Hand rumgestanden.
Als ich endlich drin war, musste ich erst mal durchschnaufen. Dabei wischte ich mir auch den Schweiß von der Stirn, welcher wirklich nicht nur von der Hitze resultierte.
Da ich allerdings nicht wusste, wie lange ich alleine war, durfte ich mir keine zu lange Pause gönnen. Zudem setzte ich mich selbst unter Druck, im Kopf plante ich schon den nächsten Schritt.
Welcher hieß: Wohin mit den Windeln? Aber dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, es gab nur ein wirklich geeignetes Versteck.
Ich begab mich in mein Zimmer, welches unter Dach war. Es gab nur einen Platz, an dem ich mit gutem Gewissen etwas verstecken konnte. Nämlich meinen Wandschrank.
Eigentlich ein ziemlich offensichtliches Versteck, aber war es deshalb gerade so gut? In diesem Fall muss ich das verneinen, aber das erklärt sich schnell.
Es war der so ziemlich unordentlichste Platz im gesamten Haus. Wie oft wurde ich schon ermahnt, den Wandschrank ordentlich aufzuräumen. Er war quasi zugemüllt, was man aber nicht wortwörtlich nehmen sollte.
Alles liegt irgendwie kreuz und quer darin. Wenn ich doch mal darin krame, finde ich Sachen, von denen ich verwundert bin, dass ich diese noch besitze. Beispielsweise alte Kleidungsstücke, welche mir nicht mehr passen oder längst vergessenes Spielzeug aus vergangenen Tagen.
Tja, somit stand mein Vorhaben fest. Die Packung wanderte damit in den Wandschrank. Als kleine Sicherheitsmaßnahme ganz nach hinten. Dafür musste ich mich zwar ein bisschen Durchwursteln, aber ich hatte es irgendwie geschafft.
So verging die Woche und die Windeln gerieten in den Hintergrund. Kennt ihr das? Sommernächte in einem Zimmer unter Dach?
So warm, dass man vor Hitze nicht einschlafen kann? Dann seid ihr in diesem Fall Leidensgenossen.
Tatsache war nun, dass ich nicht schlafen konnte. Ach ja, Langeweile kam auch hinzu. Ich setzte mich also vor meinen PC und stellte meinen Ventilator genau in Reichweite. Allerdings pustete dieser nur noch heiße Luft.
Nach einer Mischung aus Zocken und Social Medias abchecken, kehrte die Langeweile zurück.
Weshalb auch immer, kam ich auf den Gedanken, dass ich die Windeln mal genauer betrachten könnte. Naja, hatte gerade eh nichts besseres zu tun.
Da ich niemanden wecken wollte, musste ich die Packung leise aus dem Wandschrank holen.
Was mir auch überraschenderweise ohne großen Krach gelang. Bei jedem kleinen Geräusch schreckte ich innerlich ein bisschen zusammen. Ich hatte niemanden aufgeweckt, also war alles gut.
Ich nahm die ganze Packung mit zum PC, dabei räumte ich kurz die Tastatur zur Seite und stellte die Packung dann dahin. Mir fiel auf, dass ich die Packung geschweige denn die Windeln, bisher noch nicht richtig angesehen hatte.
Wow, da sah ich die Angaben auf der Packung. Tatsächlich, die Dinger würden mir sogar passen. Ich nahm eine Windel heraus und stellte die restliche Packung auf den Boden.
Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich bewusst eine Windel in der Hand. Es fühlte sich eigenartig an, einfach anders.
Ich schaute auf den Namen der Packung und landete auf der Seite des Herstellers. Nach und nach suchte ich nach mehr Begriffen mit Windeln. Ich war wirklich erstaunt, was es für ein riesiges Angebot gab.
Was mich allerdings erschreckte und mich ungläubig werden ließ, war die Tatsache, dass es wohl Menschen gab, die freiwillig Windeln trugen und auch benutzten.
Ich landete in einem Forum, wo man auch unangemeldet Beiträge lesen konnte. Auf der einen Seite fand ich es interessant, aber auf der anderen schreckte es mich total ab. Wie konnte man sowas freiwillig tun?
Je mehr Beiträge ich las, desto größer wurde mein Kopfschütteln. Ich konnte und wollte es vielleicht nicht verstehen, aber das Lesen wollte ich auch nicht sein lassen.
Dann stolperte ich über einen Beitrag, der vor nicht allzu langer Zeit geschrieben wurde. Dieser klang ziemlich verzweifelt.
Jetzt ergab so einiges Sinn. Hier schrieb jemand von versteckten Windeln in einem Schuppen. Natürlich waren diese, wie der mittlerweile abgerissene Schuppen verschwunden.
Super, womit befasse ich mich gerade hier zum Henker? Ich konnte selbst nicht glauben, was ich gerade tat. Ich meldete mich an. So würden die Windeln vielleicht zu ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückkehren und ich hätte mit dieser Windelei meine Ruhe.
Nachdem ich das Prozedere der Anmeldung hinter mir hatte, schrieb ich der Person eine Privatnachricht. Ich wollte eigentlich auch fragen, was mit ihr oder ihm verkehrt läuft, aber ich beließ es bei meiner erlebten Geschichte.
Zu meiner ziemlichen Überraschung erhielt ich schon wenig später eine Antwort. Die Person stellte sich als Junge heraus und schien ziemlich erleichtert.
Wir schrieben einige Zeit und fassten allmählich vertrauen. Es stellte sich heraus, dass er aus dem gleichen Dorf wie ich stammte.
Ein bisschen widerwillig stimmte ich einem Treffen zu. Mulmig war mir schon, um ehrlich zu sein. Ich kannte ihn ja nicht.
Vom Chatten her schien er ziemlich normal. Aber seinen Fragen bezüglich dem Thema Windeln, ging ich bewusst aus dem Weg.
Morgen bzw. schon in ein paar Stunden um 10:30 Uhr, würde ich mich mit ihm treffen. Ein Treffen mit einem freiwilligen Windelträger. Dabei würde ich genug Zeit haben, um herauszufinden, was bei ihm eigentlich nicht ganz richtig ist…
Autor: Anonym (eingesandt via E-Mail)
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