Seifenblasen (6)
Windelgeschichten.org präsentiert: Seifenblasen (6) – 1. Teil
Kapitel 6 : Ein neuer Schüler
Als ich Taro am nächsten Tag, nachdem ich in meiner Welt gewesen, wieder sah, war er gerade am ratzen und das war auch nicht verwunderlich, denn es war gerade erst 3 Uhr am Morgen, ich hatte den Alten ja gesagt, dass der Junge schlafen würde, aber nein, ich musste ja unbedingt sofort zurück und das ohne Schlaf und nein, den Portalschlaf würde ich nicht als richtigen Schlafen bezeichnen, denn man fühlt sich danach nicht unbedingt ausgeschlafen, man fühlt sich eher rammdösig, als wenn einem irgendetwas auf den Kopf gefallen wäre.
Darum und weil Taro sowieso schlief wie ein Stein legte ich mich aus Langeweile und Müdigkeit einfach mit zu ihm ins Bett. Versteh das nicht falsch, ich wollte nicht mit ihm kuscheln oder so, ich wollte lediglich schlafen und während ich am Einschlafen war bemerkte ich noch gerade so den Teddybären, der lächelnd in Taros Armen lag.
„Hey“, hörte ich im Halbschlaf, während irgendetwas an mir herum ruckelte.
„He-ey!“, wiederholte die Stimme, die so quietschte, dass sie nur mit Mühe von einem ungeölten Scharnier zu unterscheiden war.
„Hey, Jasmi-in!“, plärrte mir die Stimme jetzt ins Ohr.
Konnte man mich nicht einfach einmal schlafen lassen? Man, Herr Gott noch mal, mach dass Stille ist und lass mich weiterschlafen. Aber nein, das ging wohl nicht, denn eh ich mich versah landete eine kalte, nasse Flüssigkeit auf meinem Gesicht , was mich mit einem Mal hochschrecken ließ und von einem unschuldig zufriedenem „Na bitte, geht doch.“, eines kleinen, lächelnden Jungen begleitet wurde, der nun wie selbstverständlich den Eimer abstellte und seine Schulsachen zusammenkramte.
„Sag mal Taro, gehts dir noch ganz gut?!“, schrie ich tropfend, was von einem kleinen, aber selbstsicheren „Jap“ erwidert wurde.
„Wann bist du Hosenscheißer denn so frech geworden, was hab ich denn gestern verpasst?“, fragte ich den Kleinen, der mir am vorigen Tage noch so leid getan hat, ernsthaft verwundert. Damit traf ich offenbar einen Nerv, denn Taro antwortete mit einem künstlich überzeugten „Nichts!“, das aus seinem rotbackigen Gesicht gar nicht so überzeugend wirkte, wie es wohl eigentlich sollte. Ich beließ es aber dabei, als ich im Augenwinkel Taros Wecker sah, denn der zeigte an, dass Taro schleunigst zur Schule gehen sollte.
„Taro, beeil dich mal ein bisschen, du kommst sonst noch zu spät zur Schule.“, meinte ich zu dem Jungen, der immer noch seinen Schlafanzug trug, während der in aller Seelenruhe seine Sachen zusammenpackte.
„Jaja, mach ich doch“, war die gleichermaßen ruhige Antwort.
Ich war ja nicht ganz doof, meine Vermutung war, dass er absichtlich jeden Tag zu spät zur ersten Stunde kam, um nicht auf dem Schulhof den Schülern begegnen zu müssen, die ihn tyrannisierten . Das konnte ich zwar verstehen, aber das war nicht gerade die beste Lösung.
„Taro, willst du nicht mal mit einem Lehrer oder deiner Mutter darüber reden, was in der Schule passiert?“, fragte ich den Jungen einfach so gerade heraus, was offenbar nicht so gut ankam.
„Ja klar, die Lehrer halten mich doch eh alle für bekloppt, die würden mir das nie glauben! Und Mama, Mama ist doch eh nie zuhause.“, antwortete er betrübt.
Naja, mit sowas hatte ich schon gerechnet und leider hatte er wahrscheinlich sogar Recht, aber man musste doch irgendetwas tun können, um ihm zu helfen! Verdammt noch mal, ich steigerte mich da eigentlich viel zu sehr herein, aber ich konnte doch auch nicht einfach zu sehen, wie ein kleiner Junge sich sein Leben versauen lässt.
Aber nicht umsonst hatte ich mir gestern überlegt, wie ich zumindest dieses Problem lösen könnte. Den ersten Schritt hatte ich schon getan, ich hatte mich an Taros Schule als neue Schülerin eintragen lassen, um genau zu sein, in die 8B, in Taros Klasse.
Und im Gegensatz zu ihm wollte ich nicht zu spät kommen, schon gar nicht an meinem ersten Schultag. Ich ging also kurzer Hand ins Badezimmer, nahm die Gestalt meines 12 Jahre alten Ichs an, die ich noch etwas vermenschlichte und zog mich im Bad altersentsprechend an.
„Warum 12?“, fragst du jetzt sicher. Die Antwort ist simpel, ich hatte eine klasse übersprungen, darum war ich in der, umgerechnet, siebenten Klasse der Hexenakademie, 12 Jahre alt.
Man, ich sah früher echt niedlich aus, obwohl ich früher, also mit 12 Jahren, kein Latzkleid mehr getragen hätte, denn damals wollte ich unbedingt das gleiche anziehen, wie die Älteren, aber ich wollte ja nicht gleich am ersten Tag unangenehm auffallen. Als ich zurück in Taros Zimmer kam schien der mich gar nicht zu beachten, immerhin war er mittlerweile dabei sich anzuziehen und ich konnte es mir nicht verkneifen ihn darauf hinzuweisen, wie toll, er das doch mache.
„Oh, das kannst du ja fast schon wie ein Großer“, witzelte ich und hörte dabei meine Stimme, die nun wesentlich kindlicher klang, als noch ein paar Sekunden zuvor, was selbst mich für kurze Zeit irritierte.
„Haha, sehr witz-…, warte, Jasmin?“, fragte Taro verwundert, als er mich sah.
„Jetzt guck mich nicht so an, als hättest du einen Geist gesehen! Sehe ich nicht echt süß aus?“, fragte ich Taro, nicht ganz ernst gemeint, während ich mich einmal um mich selbst drehte
„Äh, also, ich ähm, ja, schon, aber wieso?“, stammelte der Junge völlig verwirrt.
„Taro, zieh dich an, nimm deine Sachen und dann erkläre ich dir aaaaaaaalles auf dem Weg, okay?“, dirigierte ich.
„Ähm, ja, o-kay“, meinte Taro darauf hin und tat tatsächlich, was ihm geheißen und das ohne zu murren!
Derweil zauberte ich mir einen Schulranzen herbei, in meiner Welt wäre das eine einfache Ledertasche gewesen, aber da ich wusste, dass die Kinder in Taros Welt so bunte, rundkantige Plastikdingsdabumsdas benutzten, gönnte ich mir auch so ein Ding. Um genau zu sein kopierte ich einfach einen Schulranzen, den ich am Vortag in Taros Schule gesehen hatte und zauberte mir ein paar Bleistifte dazu.
Fast gleichzeitig standen wir vor Taros Wohnungstüre, als der sich noch seine Schuhe anzog und immer wieder zu mir hoch guckte und mich verwundert ansah, solange, bis er fertig war und wir endlich losgehen konnten.
„Okay, mein kleiner Hosenscheißer“, begann ich meinen geplanten Monolog, wurde aber prompt von eben diesem unterbrochen.
„Selber Hosenscheißer! Du bist gerade nicht älter als ich!“, meinte dieser darauf hin empört. Man, nun, da ich körperlich nicht mehr größer und erwachsener war als er, hatte er offensichtlich noch weniger Respekt vor mir als ohnehin schon.
„Das stimmt, aber trage ich eine Hose?“, war meine ironische Antwort, auf die Taro nichts mehr zu antworten wusste, ich wollte jetzt auch eigentlich nicht mit ihm streiten.
„Gut, also, ich werde dich ab heute als Schülerin begleiten, auf die Art kann ich einerseits auf dich aufpassen und verhindern, dass du geärgert wirst und andererseits darauf achten, dass du dich am Unterricht beteiligst, kapische?“, fragte ich meinen neuen Klassenkameraden.
„Äh, ja, klar, aber dann nennst du mich nicht mehr ‚Hosenscheißer‘, okay?, fragte Taro mich genervt.
„Jaja, schon klar, ich will dir ja helfen und solange du brav bist, muss ich dich ja auch nicht bestrafen“, meinte ich gelassen, während ich hören konnte, wie Taros Herz in seine Hose rutschte.
„So und jetzt etwas anderes : Was war denn gestern noch passiert, nachdem du, also du weißt schon, nachdem ich weggegangen war?“ hackte ich noch einmal nach.
„Nichts! Hab ich dir doch schon gesagt“, raunzte der Junge, dessen Gesicht wieder tomatig wurde, zurück.
„Na schön, wenn du es mir nicht sagen willst, dann finde ich es selbst heraus, wie du weißt bin ich eine Hexe, ich kann also auf vielen Wegen herausfinden, was passiert ist. Vielleicht verwandel ich deine Zunge, so dass du es mir sagen musst, oder ich gucke in deine Gedanken, wer weiß das schon.“, redete ich süffisant vor mich hin, während Taros Augen Wort für Wort merklich größer wurden, er wusste ja nicht ,dass ich das gar nicht durfte und offenbar hatte er auch vergessen, dass eigentlich er derjenige war, der mich hätte herumkommandieren dürfen.
Nachdem wir eine Zeit lang schweigend nebenher gegangen waren, sagte er dann auch endlich wieder etwas.
„ich hab gespielt“, meinte er kleinlaut.
„Aha, sonst noch was?“, fragte ich noch mal nach.
„Können wir das nach der Schule bereden? Bitte?“, fragte mich der Kleine mit großen Augen. Ich bin ja kein Unmensch, also, ja doch, irgendwie schon, ich bin ja eine Hexe, aber ich konnte sehen, dass es für ihn nicht so einfach war darüber zu reden und ich wollte ihn ja auch nicht zwingen, also noch nicht. Ich wollte eigentlich schon gerne wissen, was er getan hatte, schließlich hatte er sich selbst dazu entschieden Seifenblasen zu blasen und wieder klein zu werden, aber ich ließ es erst einmal darauf beruhen.
Jetzt war so wie so keine Zeit mehr darüber zu diskutieren, denn die Schule stand direkt vor unserer Nase und, es geschehen noch Zeiten und Wunder : Wir waren pünktlich. Also, das heißt, als wir ankamen klingelte bereits die Schulglocke, aber wir waren zumindest nicht zu spät, das allein ist schon ein Erfolg, zumindest ein kleiner.
Taro klärte mich noch auf dem Weg zum Klassenraum darüber auf, dass wir nun Chemie haben würden, was wohl sowas ähnliches ist wie Alchemie, aber irgendwie auch nicht und ich hab es ehrlich gesagt auch nicht so richtig verstanden, aber das war ja auch nicht schlimm, ich brauchte ja keine guten Noten zu bekommen und so trat ich, ohne irgendwelche Zweifel , zusammen mit Taro, in den kleinen Raum ein.
Autor: BabyIsi (eingesandt via E-Mail)
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