Marion gefangen im Kreislauf (2)
Windelgeschichten.org präsentiert: Marion gefangen im Kreislauf (2) – „Das Essen!“
Es ist ganz sicher für die meisten Familien ein seltsames Ritual sich schweigend und abwartend um den Tisch herum zu versammeln, bis der Herr oder die Herrin des Hauses, eine richtungsweisende Bekanntmachung von sich gaben. Ihr Vater Werner Götsch hat vor einigen Jahren einfach das System, was er auf Arbeit hat, in seine Familie integriert in dem er es familiäre Abendbesprechung nannte. Erst sprach er, stand nichts weiter an, übergab er gleich das Wort an seine Frau Ruth, die dann über Verfehlungen von Marion sprach, dazugehörten dann auch die Petzereien von Dominik, lag auch hier nichts weiter vor, wünschte der Herr des Hauses allen einen „Guten Appetit.“ An so einem Abend, vor ein paar Wochen, erfuhr Marion von dem freudigen Ereignis, das die Entscheidung zu ihrem Gunsten gefallen sei, und sie nun aufs College gehen darf.
Marion hasste dieses Ritual. Genauso wie sie einige andere dinge auch nicht mochte, doch hat sie inzwischen gelernt, es sich nicht mehr gleich anmerken zu lassen. Also tat sie genau das, was sie immer tat, wenn um ihr herum mehrere Personen waren, sie blieb ruhig und machte sich so klein und unsichtbar, wie es nur irgend möglich ist, um bloß keine unnötige und vielleicht folgen schwere Aufmerksamkeit, auf sich zu lenken. Umso schlimmer empfand sie es, als ihr Vater anfing zu sprechen und ihr bewusst wurde das sie heute unmöglich an diesem Tisch, Luft sein konnte.
„Nun ist es also so weit.“ „Wie wir ja alle wissen, wird es Babys letztes Abendessen und Nacht mit uns allen zusammen für einige Monate sein.“ „Ab morgen Nachmittag beginnt deine Vorbereitungszeit für das Institut.“ Ruth und ich sind uns relativ sicher, dass du uns keine Schande bereiten wirst.“ „Befolge brav alles, was man dir aufträgt, umso leichter und einfacher wird es werden für dich.“ „Solltest du wieder erwartend scheitern, hier ist immer dein Bett und Platz, dann finden wir etwas anderes für dich.“ „Mehr darüber erfährst du morgen, wenn wir ankommen.“
Die Worte die ihr Vater mit einer monotonen Stimme herrnunterleierte, haben jedes Gefühl vermissen lassen, das er in diesem Augenblick seine einzige Tochter verabschiedete. Sie wird dieses Haus und diese Familie für einen längeren Zeitraum verlassen und dennoch klang es nicht so, als würde sie vermisst werden.
Marion sah auf ihren Teller hinunter und errötete, als alle die um den Tisch herumsaßen, sie anblickten. Oh, wie sie diese Momente verabscheute. Jetzt wäre ihr ein Hintern voll 100-mal lieber als das irgendjemand irgendetwas sagte, was sie in den Mittelpunkt rücken lässt. „Da sie eine ganze Weile nicht mit uns unter einem Dach und an diesem Tisch sitzen wird, dachte ich, dass ich Marion vor dem Abendessen zum Familiengespräch überreden könnte, um uns so an ihre Gedanken teilhaben zu lassen.“ Resümierte ihr Vater und bot ihr ein kurzes Lächeln an, das seine Augen aber nicht zu erreichen schien, sie blieben kalt und starr wie die eines Hais.
Marion wechselte nun ihre Wangenfarbe von leicht rot in ein tieferes rot, deutlich sah man ihr an, das es für sie nicht nur unangenehm ist, sondern es sie auch überraschend traf.
Es kam in der Vergangenheit so selten vor, das sie frei sprechen durfte, dass es ihr die Sprache verschlug. Sie spürte, wie alle im Raum sie anstarrten und einige Worte von ihr erwarteten. Ein unangenehmes Schweigen fiel für einige Sekunden über den Tisch. „Nun … Ähm …“, stotterte Marion. Was erwarteten sie nun von ihr? Dass Marion sie vermissen wird? Sie würde es wohl nicht wirklich tun. Seit sie die Erlaubnis erhielt, aufs College gehen zu dürfen, war sie mehr damit beschäftigt gewesen sich zu freuen, dass sie weg von ihren strengen Eltern und den strengen Ritualen des Hauses kommt, als sich damit zu beschäftigen, was danach kommen wird.
Marion blickte von ihrem Teller auf, um zu sehen, wie ihre Mutter sie „entmutigend“ anlächelte, während ihr Bruder und ihr Vater scheinbar Löcher in sie hindurch starren. Ein Grinsen wuchs auf Dominiks Gesicht, als er sah, wie Marion sich bemühte, irgendetwas zu sagen, aber nichts raus brachte außer gestotterten Worten.
Komm schon, dachte Marion, sag einfach irgendwas. Sag, du wirst sie vermissen oder dass du hart an dir arbeiten wirst … sag jetzt irgendetwas nur nicht schweigen wie ein Baby!
„Ich werde … Will …“, stotterte Marion. Sie fühlte, wie noch mehr Hitze und Schamesröte in ihr Gesicht stieg und sich in ihren Augen Tränen bildeten. Warum war das verdammt nochmal nur so schwer für sie?
„Oder auch nicht. Macht nichts, Kind, viel habe ich ohnehin nicht erwartet“, unterbrach ihr Vater das Gestotter von Marion, ohne eine Spur der Enttäuschung, oder Spott in der Stimme zu haben und nickte seiner Frau lächelnd zu. Diese erhob die rechte Hand, was Marion leicht zusammen zucken ließ, dann beugte sie sich zu ihr rüber und sagte, während sie ihr über den Kopf streichelte „Gutes Kind. Last uns nun essen bevor alles kalt wird.“
Ihre Eltern und ihr Bruder griffen nun zum Besteck und fingen sogleich an das köstliche Essen vor ihnen zu verspeisen. Es gab, wie üblich, wenn sie nicht gerade Marion vorhatten, keine Unterhaltung. Beim Abendessen sich allgemein zu Unterhalten wurde auch nicht gerade gefördert, sondern war eher verpönt.
Marion saß immer noch wie versteinert da und blinzelte die Tränen der Demütigung und der Frustration zurück, die sie zu verschlingen drohten, weil sie keinen brauchbaren Satz mal wieder raus brachte. Als sie ihre Gefühle halbwegs unter Kontrolle hatte, hob Marion ihr Besteck auf und begann ebenfalls zu essen, obwohl ihr der Appetit nach dem vorfall schon ziemlich auf den Magen schlug, fing sie dennoch langsam an, die Gabel die ein kleines stück Kartoffel aufgespiesst hatte, zum Mund zu führen.
Langsam arbeitete sich Marion durch ihr Essen und dachte mit gemischten Gefühlen über das eben passierte und den nächsten Tag nach.
Für ein Mädchen wie Marion, die ihr ganzes Leben klein gehalten wurde in dem man es Tag für Tag ihr eintrichterte, das sie nichts richtig macht, die sehr selten andere Kinder sehen durfte, es sei den, sie wurde dabei beaufsichtigt, wird der lebensabschnitt „College“ ganz sicher eine sehr große Herausforderung sein. Sie befürchtet auch dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein und dennoch will sie es wagen, weil der unbedingte Wille diesem Haus hier den Rücken zu kehren sehr viel größer ist, als die Angst vor dem unbekannten. Sie ist zwar immer noch in der Nähe von ihren Eltern bzw. zu Hause, da sich das College nur etwa 150 km entfernt befindet, doch fühlt sich das für Marion trotzdem so an, als wäre sie dann, am anderen Ende der Welt und vielleicht auch mal endlich frei. Zumindest mal für ein halbes Jahr, den zweifelsohne wird sie zu den Semesterferien immer wieder nach Hause zurückkommen müssen.
Während sie ihren Gedanken nachging, wurde sie mit einem Mal vom strengen Tonfall ihrer Mutter herausgerissen und zurück an diesen Tisch gebracht.
„Iss jetzt auf Baby, ich möchte dich gleich danach auf die Schlafenszeit vorbereiten.“
Sie sagte es, als wäre es vollkommen normal, doch für Marion bedeutete das Zubettgehen, um diese Uhrzeit viel mehr, als nur ihre Zähne zu putzen und in einem Schlafanzug zu sein.
Dominik lachte dabei so laut auf, dass er fast an dem Essen erstickte, das er begierig verschlang. Dies tat er immer, wenn seine ältere Schwester so früh zu Bett musste, während er noch bis mindestens 21Uhr im Wohnzimmer Fernsehen schauen durfte.
Er hörte erst damit auf, als er die Augen seines Vaters erblickte und wusste, dass er jetzt besser aufhören sollte, bevor er in Schwierigkeiten geriet. Wobei seine Schwierigkeiten nicht annähernd, an die seiner Schwester heranreichen konnten.
Für Marion, die gerade dabei war, ihre Gabel zu ihrem Mund zu führen, traf diese Ansage, völlig unerwartet ein. Sie hatte aus irgendeinem unerfindlichen Grund gehofft, das sie an ihrem letzten Abend anders verabschiedet werden würde.
Die rituellen Demütigungen, die jeden Abend Jahr ein Jahr aus passierten, haben ihren Appetit nun ein für alle Mal verdorben. Sie führte ihre Gabel vom halben Weg zum Mund langsam wieder zu ihrem Teller zurück und legte diese darauf ab.
Marion lehnte sich in einer langsamen Rückwärtsbewegung, an ihre Stuhllehne und fiel dort in sich zusammen. Mit hängenden Schultern sah sie nun noch schmächtiger und kleiner aus als ihr 10-jähriger Bruder. Ihre von Schamesröte gepeinigten Wangen, verbarg sie so gut es nur ging, in dem sie ihren Kopf senkte und auf ihre Schuhe starrte.
Ruth beugte sich erneut vor, packte ihre linke Hand mit ihrer rechten, drückte sie ein wenig und sagte zu ihr … „Kopf hoch Baby, nach dem Wickeln habe ich auch noch eine Überraschung für dich.“ „Nun beeile dich mit dem Aufessen, wenn du nicht gefüttert werden willst.“ „Ich möchte nämlich heute Abend auch mal früher fertig sein mit allem.“ Sie öffnete nach den Worten ihre Hand und kehrte wie selbstverständlich zu ihrer Mahlzeit zurück.
Marion sah zu ihrer Mutter auf, sagte aber nichts. Jede einzelne Nacht, solange sie sich erinnern konnte, hatte sich diese Routine wiederholt. Manchmal geschah dieses Gespräch wie eben“ am Abendbrottisch. Meistens jedoch geschah es Abends vor dem Fernseher und wenn Sie wirklich Glück hatte, würde es passieren, wenn niemand sonst weiter da war, wenn sie aber Pech hatte auch vor Bekannten, es wurde nie eine Ausnahme gemacht. Immer erwähnte ihre Mutter in irgendeiner Form, das sie noch gewickelt werden muss, bevor es ins Bett geht, als wenn Marion es innerhalb von 24 Std. Vergessen könnte, das dieses Ritual seit sie denken kann, sich Abend für Abend wiederholte.
Wobei ihre Schlafenszeit nie später als 21 Uhr ist. Seit Dominik 8 Jahre alt wurde musste sie spätestens kurz vor ihrem Bruder zu Bett. Ihre Mutter begründete dies mit dem erhöten Zeitaufwand den sie für Marion benötigte. Wurde es deutlich vor 19 Uhr, musste sie mit rechnen, dass sie abends auch noch mal aus dem Bett geholt werden konnte, wenn ihr Bruder sich im Bett befindet. Meistens geschah dieses gegen 22 Uhr, was dann passierte, wusste ihr Bruder dennoch sehr genau und er ließ es Marion deutlich spüren, dass er es wusste. Obwohl die Eltern kein Geheimnis daraus machten, durfte er nicht dabei sein. Nicht um Marion zu schützen oder gar ihr die Peinlichkeit zu ersparen, sondern einfach nur, weil er ihnen noch zu jung dafür ist.
Marion hatte das Abendessen ein wenig später als alle anderen beendet. Während sie noch an dem Letzten bissen, im Mund kaute, stand ihre Mutter bereits auf, sammelte das Besteck ein und legte diese auf die schmutzigen Teller ab. Um sogleich das schmutzige Geschirr in die Küche zu bringen und es in die Spülmaschine zu verfrachten. Ihr Bruder und Ihr Vater fingen an, sich über sein 14-tägiges Ferienlager zu unterhalten, in das er morgen Vormittag mit seinem besten Freund und dessen Familie aufbrechen wird. Er legte ihm bei dieser Gelegenheit auch gleich zehn 10 Dollar Noten auf den Tisch und sagte… „Weitere 100Dollar gab ich heute Morgen Mister Handerson. Die wird er dir frühestens zu Beginn der zweiten Woche aushändigen, 200 Dollar Taschengeld sollten wohl genug sein, den alle Aktivitäten die ihr macht, werden extra bezahlt und nun viel Spaß mein Sohn, wir sehen uns in 14 Tagen wieder.“ „Ja Sir, danke Sir.“ Antwortete Dominik und lächelte dabei seine Schwester unverschämt an.
Sie beobachtete zwar genau die groteske Szene, war aber nicht wirklich neidisch auf ihren Bruder, und seine 200 Dollar, die er bekam. Sie wusste durch aus, dass es sehr viel Geld war, doch einen richtigen Bezug zu Geld, hatte sie nie erlernt.
Die beiden erhoben sich nun von ihren Stühlen und entfernten sich vom Esszimmer in Richtung Wohnzimmer. Marion wurde dabei wie immer auf ihren Platz sitzend vollständig ignoriert und zurückgelassen, wenn sie wie eben zu hören bekam, dass sie Bett fertiggemacht werden soll.
Ihr Vater schob, die insgesamt je 1,5 m breiten in Kirchholz gefassten gläsernen Schiebetüren auf und beide gingen hinein. Ihr Bruder begab sich gleich in Richtung Couch. Er wollte sich gerade hinsetzen, als er kurz in seiner Bewegung innehielt und in eine bestimmte, für Marion uneinsichtige Ecke schaute, dann setzte er sich auf die Couch und grinste seine Schwester erneut an.
Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, wie ihr Vater in Richtung Fenster ging und er so aus ihrem Blickfeld verschwand, während Dominik weiterhin seine Schwester eindringlich musterte, bis er merkte, dass sie ihn beobachtete. Er hob seine rechte Hand und deutete auf eine Stelle im Wohnzimmer, die Marion bestens kannte. Dabei grinste er gehässig. Dies alles geschah hinterm Rücken von ihrem Vater. Im Anschluss lehnte sich der Junge zurück in die Couch, schaltete den Fernseher an und nahm keine weitere Notiz von ihr.
Marion Ignorierte einfach dieses blöde gehabe von ihm, da er ihr einfach zu oft blöde Grimassen schnitt, sie gab darauf einfach nichts mehr. Sie senkte den Kopf, legte ihre Hände in den Schoß, starrte wieder auf ihre Füße und wartete nun darauf, dass ihre Mutter aus der Küche kam.
Autor: Kolibri P.B. (eingesandt via E-Mail)
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