Der Winterurlaub (7)
Windelgeschichten.org präsentiert: Der Winterurlaub
Kapitel 7
Also irgendwie hatte ich momentan keine richtige Lust, den beiden überraschenden Ferienhaus—Mitbewohnern unsere ganze Geschichte zu erzählen. Ich war einfach viel zu müde. Aber vielleicht würden sie mich für unhöflich halten, wenn ich jetzt ablehnen würde?
Ich hatte Glück, denn in diesem Moment platzte Jakob ins Zimmer.
„Jungs… Oh, ihr habt Besuch.“
„Was… gähn… was ist denn, Jake?“
„Ich wollte nur bescheid geben, dass die anderen alle beschlossen haben ein Stündchen Mittagsschlaf zu halten. Jan pennt schon in seinem Zimmer, unsere Eltern machen es sich im Wohnzimmer bequem und ich hau mich auch ne Weile aufs Ohr. Mein Kopf fühlt sich an, als ob ich immer noch fahren würde.“
Das klang nach einer wirklich guten Idee. Jorin sah das wohl auch so.
„Tom, Martin, wärt ihr uns sehr böse, wenn wir uns auch erstmal ne Stunde hinlegen würden?“
„Böse? Nee, auf keinen Fall. Stimmt’s, Tom?“
„Nein, keine Bange. Wie lange wart ihr überhaupt unterwegs?“
„Etwa sieben Stunden.“
„Na dann legt ihr euch wirklich lieber ein Weilchen hin.“
Herrliche Aussichten. Das Bett war soooooooo schön weich!
„Mutti macht dann nach vier Kaffee und ruft uns alle zusammen. Ach ja, und ihr zwei seid auch eingeladen, wenn ihr nichts besseres vorhabt.“
„Wir wollen euch aber nicht zur Last fallen.“
„Tut ihr nicht, keine Bange.“
„Okay, danke. Dann werden wir euch mal ein Weilchen in Ruhe lassen.“
Mit diesen Worten verließen Thomas und Martin an Jakob vorbei das Zimmer und letzterer wandte sich auch zum Gehen.
„Schlaft schön, Jungs.“
„Gleichfalls.“
„Oh Mist, hab ich ja ganz vergessen! Soll ich eure Windeln noch schnell wechseln oder geht es noch so?“
Hoffentlich hatten Tom und Martin das nicht auch noch gehört!
Hatten sie wohl doch, oder gab es noch einen anderen möglichen Grund für ihr sich entfernendes Gelächter, welches erst durch die sich schließende Tür zum Anbau unterbrochen wurde?
„Also ich halte noch durch, du auch Luki—Baby?“
Hm. Also unangenehm war es noch nicht und die Windel lief auch nicht aus. Naja, da war ja eh noch die Gummihose.
„Ich auch. Sollte reichen, wenn du die uns nach dem Kaffee abnimmst.“
„Sehr schön.“
„Wir könnten sie natürlich auch gleich noch schnell selbst ausziehen…“
„Nichts da Brüderchen! Ihr kennt die Regeln.“
„Schon gut, schon gut… man wird es doch mal probieren dürfen.“
„Keine Chance. So, ich hau ab.“
Damit verschwand auch Jakob aus unserem Zimmer, die Tür hinter sich schließend.
„Gott sei Dank, ich kann die Pause jetzt wirklich gebrauchen. Ich wäre beinahe schon im Stehen eingeschlafen.“
Ging mir genauso. Wir zogen die Hüttenschuhe und Sweatshirts aus und schlüpften unter die herrlich flauschigen Bettdecken. Einfach wunderbar.
„Kommst du mit unter meine Decke? Ich glaube, die Dinger sind groß genug für Zwei.“
Sah ich auch so, besonders wenn sich diese Zwei, wie bei uns üblich, so dicht aneinanderkuschelten. Wir nahmen unsere bevorzugte Schlafhaltung ein und kurz danach waren wir beide der Welt der Wachen total entrückt.
Geweckt wurde ich durch gewisse rhythmische Bewegungen an meinem Hinterteil. Außerdem werkelte auch noch eine Hand vorne an meinem Windelpaket herum. Na so was aber auch, entweder hatte Jorin gerade einen sehr anregenden Traum, oder aber er war jetzt deutlich munterer als vorhin.
„Ausgeschlafen, Schatz?“
Ah. Er war munter.
„Dafür immer, Jo.“
Jorin kicherte leise vor sich hin, dann widmete er sich mit neuer Intensität dem was er da mit mir anfing. Es dauerte nicht lange und unsere Windeln mussten wieder in Aktion treten, diesmal allerdings für einen anderen Zweck als zur schnöden Blasenentleerung. Danach kuschelten wir uns wieder ganz entspannt aneinander.
„Hast du schon was aus Richtung Küche gehört, Jo?“
„Nein, aber das will nichts heißen. Ist ja doch ein ganzes Stück weg.“
Stimmte auch wieder. Ich warf einen Blick auf die Uhr über der Tür, es war fünf nach vier.
„Was meinst du, sollen wir runtergehen?“
„Nee Luki—Baby, wir warten bis wir gerufen werden. Ist doch soooo gemütlich.“
Dem konnte ich nicht widersprechen und langsam döste ich wieder ein, bis es plötzlich leise an der Tür klopfte und diese sich gleich darauf öffnete.
„Seid ihr schon wach? Wir sol…“
„Moment! Mist! Sorry!“
Ja was denn nun! Das klang ja alles ziemlich chaotisch und durcheinander. In der Tür standen Thomas und Martin und glotzten groß in Richtung Bett. Hinter ihnen erschien jetzt ein leicht entsetzter Jakob.
„Tut mir leid Jungs, ich hatte nicht dran gedacht das die beiden nicht wissen, dass ihr ein Paar seid und hatte sie gebeten euch zu wecken.“
Danke Jake. Mit dieser Rede hatte er uns endgültig geoutet. Vorher hätten wir den beiden vielleicht noch erklären können, dass wir einfach so im Schlaf aneinandergerückt wären, aber diese Möglichkeit war nun den Bach runter gegangen.
„Ihr seid schwul?!?“
Ich sag mal so, wir gingen eigentlich ziemlich offen mit unserer Beziehung um, alle unsere Freunde hatten es nach und nach erfahren. Hier aber hatten wir es mit zwei Jungs zu tun, die wir überhaupt nicht kannten, die aber zwei Jahre älter, einen Kopf größer und uns ganz allgemein körperlich völlig überlegen waren. Ob das so genial war, dass die jetzt über uns bescheid wussten?
„Ja, sind wir. Was dagegen?“
„He Jorin, sei doch nicht gleich so aggressiv. Tom hat das nicht böse gemeint.“
Na hoffentlich. Zumindest war ja momentan auch noch Jakob anwesend, der ziemlich zerknirscht über unsere beiden Störer hinwegschaute und uns mit den Augen um Vergebung anflehte.
„Sorry wenn das falsch rüber kam, aber Martin hat recht. Ich war nur völlig überrascht.“
Gut, das war wohl nachvollziehbar. Und wie sollte es nun weitergehen?
„Thomas, Martin?“
„Ja, Jakob?“
„Mal ganz ernsthaft, ihr habt damit doch kein Problem? Ich fände es ziemlich doof, wenn die beiden Kleinen wegen meiner Indiskretion Stress mit euch bekommen würden.“
Martin grinste in unsere Richtung.
„Nee, keine Bange, wirklich nicht. Die sind doch ein niedliches Paar, oder Tom?“
„Allerdings.“
Puh, mir fiel ein Stein vom Herzen. Hoffentlich löste der keinen Gebirgsschlag aus!
„Und außerdem…“
Jetzt war es an Jakob, Jorin und mir, geschockt zu sein. Thomas schnappte sich Martin und im nächsten Moment waren ihre Münder aufs Engste miteinander verbunden!
Jorin fing sich am schnellsten wieder und fing an zu lachen, worin Jake und ich alsbald einfielen. Das war das Signal für das andere Pärchen im Zimmer (und ein Pärchen waren die beiden, da gab es nun keinerlei Zweifel mehr), sich wieder voneinander zu lösen.
„Ist jetzt alles klar?“
„Ja Martin, danke für die tolle Vorführung. Vielleicht können Luki—Baby und Jo—Baby ja noch was von euch lernen.“
Wir streckten Jakob die Zungen raus. Das funktionierte ohne Absprache, einfach so, in Stereo.
Jetzt lachten auch Thomas und Martin.
„Ich wusste nicht, ob ich euch das erzählen soll oder nicht, aber genau DAS ist der Grund, weshalb ich jetzt hier in der Pflegefamilie lebe. Meine leiblichen Eltern haben es herausgefunden und mich vor die Tür gesetzt. Ich bin im Heim gelandet, aber auch dort wussten die schon irgendwie, dass ich schwul bin und es war die Hölle. Zum Glück sind die Scholls gerade auf der Suche nach einem Pflegekind gewesen und über mich gestolpert. Eigentlich wollten die ja ein jüngeres Kind, aber…“
„…aber wie sollten sie so einem süßen Kerlchen wie meinem Tom widerstehen!“
Hehe, die schienen auch richtig doll ineinander verschossen zu sein!
„Kommt ihr endlich runter? Kaffee ist fertig!“
Oh, die Stimme der Vernunft. Beziehungsweise die von Jorins Mutter. Jo und ich strampelten die Bettdecke von uns runter und quälten uns aus dem Bett. Schnell noch die Hüttenschuhe anziehen und ein Griff zu den Sweatshirts.
„Die Shirts braucht ihr nicht, es ist jetzt wirklich warm genug.“
Jakob hatte wohl recht, wir wollten ja nicht in der Bude zerschmelzen. Und somit machte sich die jugendliche Karawane auf den Weg ins Wohnzimmer, um dort über die noch von zuhause mitgebrachten Köstlichkeiten herzufallen. Dort am Tisch saßen bereits Irene und Wolfgang, vom jüngsten Mitglied der Familie jedoch fehlte jede Spur.
„Mutti, wo ist denn Jan?“
„Der schläft noch so tief und fest, den lassen wir mal noch schlafen. Es reicht, wenn er zum Abendbrot wieder wach ist.“
Ob das so eine gute Idee war? Der war dann bestimmt dermaßen putzmunter, dass es ein Problem werden würde, ihn zu seiner normalen Schlafensgehzeit wieder ins Bett zu bekommen. Aber naja, sollte nicht meine Sorge sein, der Stift schlief eh in einer kleinen Hinterstube die direkt von Jakobs Zimmer abging.
„Na dann langt mal kräftig zu, es ist reichlich für alle da.“
„Vielen Dank für die Einladung, Frau Brenner.“
„Gern geschehen Thomas. Wenn ihr wollt, könnt ihr zwei gerne immer bei uns mitessen.“
„Aber wir wollen Ihnen nicht zur Last fallen!“
„Quatsch. Je mehr Leute, umso mehr lohnt es sich etwas herzurichten.“
Typisch Irene. Sie war die Gastfreundschaft in Person und das würden Tom und Martin wohl bald mitbekommen.
Wir machten uns über mal wieder selbstgebackenen Kuchen her. Gleich mehrere Sorten hatte Jorins Mutter mitgeschleppt! Dazu gab es heißen Kakao, besser konnte es kaum kommen. Der Stille am Tisch und den rasend schnell kleiner werdenden Kuchenbergen konnte man entnehmen, dass es wohl allen Beteiligten sehr gut schmeckte.
„Hier Luki—Baby, probier mal den Mohnkuchen.“
Jorin hielt mir seine Kuchengabel mit einem Stück des genannten Mohnkuchens vor den Mund. Ich machte die Gosche auf und Jorin versenkte den Kuchen darin. Hm… oberlecker! Damit durfte mich Jo immer füttern.
Während ich kaute sah ich, wie Wolfang abwechselnd zu Jorin und zu unseren beiden Gästen schaute. Jo kapierte wohl, was da in seines Vaters Oberstübchen vorging.
„Keine Bange Paps, die zwei wissen Bescheid. Die haben uns kuschelnd im Bett erwischt und dann konnte Jake seine Klappe nicht halten und hat es endgültig rausposaunt.“
„Ah ja. Darf ich also davon ausgehen, dass ihr zwei keine Probleme damit habt, dass die Jungs schwul und ein Paar sind?“
„Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen Herr Brenner. Sagen wir mal so: Jorin und Lucas hätten durchaus auch uns beide kuschelnd im Bett erwischen können.“
Ein verstehendes Lächeln machte sich auf Wolfgangs Gesicht breit.
„Na wenn das so ist…“
Zehn Minuten später war von Kuchen und Kakao nicht mehr viel zu sehen und wir besprachen den weiteren Tagesablauf.
„Irene und ich werden jetzt unsere Koffer auspacken und die Sachen in die Schränke räumen. Das solltet ihr vielleicht auch tun. Und Jakob, kümmerst du dich bitte um die Sachen von Jan.“
„Kein Problem, wird erledigt.“
„Mutti, haben wir heute noch irgendwas vor? Einkaufen oder so?“
„Nein Jo, das erledigen wir morgen Vormittag. Ich denke, wir bleiben heute alle zuhause.“
War wohl vernünftig, mir stand heute sicher nicht mehr der Sinn danach, noch mal wegzufahren und vielleicht noch durch einen Supermarkt gezerrt zu werden.
„Martin und ich fahren nachher noch mal runter in den Ort.“
Fahren? Womit? Doch nicht etwa mit Fahrrädern! Bei diesen Straßenbedingungen.
„Womit fahrt ihr denn?“
Jakob hatte wohl die gleichen Gedanken gehabt wie ich, nur war er neugierig genug, auch zu fragen.
Martin grinste freudig in die Runde.
„Mit Schneemobilen.“
„Ihr habt Schneemobile?!?“
„Ja, haben wir. Und ja, bei Gelegenheit nehmen wir euch mal mit.“
„Cool!“
Genau, cool! Das klang super!
„Kommt ihr denn damit in den Ort?“
„Bis zum Gasthaus geht es, da führt die Langlaufloipe vorbei und daneben ist genug Platz für die Dinger.“
Tom und Martin bedankten sich noch mal für die Einladung, dann machten sie sich auf den Weg. Und auch wir erhoben uns vom Tisch. Da fiel Jorins Mutter noch etwas ein.
„Sagt mal ihr beiden, müsst ihr nicht mal auf die Toilette? Soll Jakob euch die Windeln abnehmen?“
Jorin und ich grinsten sie an.
„Hast recht, Jake könnte uns die Windeln abnehmen. Aber nicht, weil wir aufs Klo müssen, sondern weil die mittlerweile ziemlich nass sind.“
Irene guckte erst verdutzt, dann lachte sie los.
„Also ich hätte nicht gedacht, dass ihr euch so schnell daran gewöhnt.“
„Ist doch erfreulich, Irene. Die Windeln sind teuer genug, da können die Jungs sie auch benutzen.“
„Stimmt. Na dann zieht mal ab.“
Wir gingen hoch zu unseren Zimmern, wo Jakob noch einen Vorschlag hatte.
„Leute, wenn es mit dem Windelwechsel noch nicht so dringend ist, könnten wir vielleicht erst noch die Schränke einräumen. Es ist jetzt eh schon nach halb fünf und bis wir damit fertig sind ist bestimmt noch ne Stunde vergangen, dann könnt ihr gleich duschen und ich steck euch dann direkt in die Nachtwindeln. Einverstanden?“
Ich schaute Jorin an, der nickte bloß.
„Okay.“
„Gut. So spät werden wir heute wohl eh alle nicht ins Bett gehen. Hätte doch keinen Sinn, euch für die paar Stunden noch mal in Tagwindeln zu packen.“
Dass wir die paar Stunden ja nun eigentlich auch ganz ohne Windeln auskommen würden, verkniff ich mir zu erwähnen. Jan schlief noch, hatte also auch noch seine Windel an, also würden auch wir das so halten müssen.
Wir gingen in unser Zimmer und begannen damit, den Inhalt der Taschen und des Koffers in den großen Kleiderschrank umzulagern. Mittlerweile war es draußen schon dunkel geworden und wir mussten das Licht einschalten. Als endlich alles verstaut war, tauchte auch Jakob wieder auf. Er hatte nasse Haare und trug nur einen Bademantel.
„So, hier sind noch eure zwei Windeltüten. Die im blauen Paket sind für die Nacht, die im roten für den Tag. Wenn ihr fertig mit Einräumen seid, zieht euch bitte aus, damit ich euch auswickeln kann. Ihr könnt dann mit den Bademänteln runter duschen gehen.“
„Ich hoffe, du hast uns noch etwas warmes Wasser übrig gelassen?“
„Keine Angst, da hängt jetzt ein Durchlauferhitzer, es ist also immer genügend warmes Wasser da.“
Das war eine gute Nachricht, denn in den Jahren zuvor war es manchesmal passiert, dass irgendwer das gesamte warme Wasser verbraucht hatte und dann jemand anderes entweder kalt duschen oder aber ewig warten musste.
In der Zwischenzeit hatten wir Hüttenschuhe, Strumpfhosen und Windelbodys ausgezogen und standen nun nur noch in Windeln und Gummihosen auf dem flauschigen Teppich. Aber auch diese beiden Accessoires wurden uns von Jakob abgeknöpft.
„Wow Jungs, hier habt ihr aber ganze Arbeit geleistet!“
Die Windeln waren mittlerweile wirklich ziemlich nass, auch ich hatte noch mal, ohne groß darüber nachzudenken, nachgelegt. Trotzdem hatten sie dichtgehalten, die Gummihosen wären gar nicht nötig gewesen. Aber naja, sicher ist sicher.
Wir schlüpften in die bereitliegenden Bademäntel und zogen auch die Hüttenschuhe wieder an.
„Euer Waschzeug ist schon alles unten. Und tut mir einen gefallen, ja? Geht trotzdem mal aufs Klo. Ich wäre euch auf ewig dankbar, wenn ich wenigstens bei euch nur nasse und nicht auch noch vollgeschissene Windeln wechseln müsste.“
Zeit, mal wieder einen hochroten Kopf zu bekommen. Murmelnd versprachen wir Jakob, uns diesbezüglich zu bemühen, dann sprinteten wir nach unten ins Badezimmer. Naja, wenigstens hatte er wohl nicht bemerkt, dass nicht nur Urin den Weg in die Windeln gefunden hatte.
Autor: Mark (eingesandt via Nachricht)
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