Der Winterurlaub (14)
Windelgeschichten.org präsentiert: Der Winterurlaub
Kapitel 14
„Ah, da seid ihr ja wieder. Na, war’s schön?“
„Schön anstrengend Mutti. Schau dir mal den Zwerg an, der pennt trotz der lauten Motoren und der ruckligen Fahrt.“
Tatsächlich, Jan war auf dem Schneemobil eingeschlafen! Zum Glück hatte Jakob ihn irgendwie festhalten können.
„Na dann gib ihn mir mal Jakob, ich kümmere mich um ihn.“
Jorins großer Bruder erhob sich vorsichtig vom Motorschlitten und übergab seiner Mutter den weiterhin tief und fest schlafenden Jan.
„Zieht euch bitte als erstes die Schuhe aus, dann die Schneeklamotten. Hängt sie unten in der Kammer zum trocknen auf.“
Mit diesen Worten entschwand Frau Brenner mit dem anscheinend völlig erledigten Stift. Jorin und ich stellten die Schlitten in den Schuppen, während sich die drei älteren Jungs um die Schneemobile kümmerten. Kurz darauf war alles verstaut, wir betraten das Haus, entledigten uns der Schuhe und marschierten nach oben in unser Reich.
„Jo, Luke, was ist mit euren Windeln? Ist ein Wechsel nötig?“
Jetzt wo Jakob das sagte… Ja, meine Blase hatte sich auf dem Rodelhang gemeldet und diesmal hatte ich ohne großes Zögern die Windel bestimmungsgemäß genutzt. Ich schaute Jorin fragend an.
„Keine Ahnung wie es bei Luki—Baby aussieht, aber ich bin fällig.“
Dann war ja alles klar.
„Ich auch, Jake.“
„Na dann windel die beiden Kleinen mal, Jakob.“
Tom und Martin drängelten sich an uns vorbei in Richtung ihres Appartements. Im Vorbeigehen verpasste Jakob Tom einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Ein Esel schimpft den anderen Langohr. Soll ich dich auch gleich mit verarzten Tom?“
„Nein danke, erst heute Abend.“
Martin zuckte grinsend mit den Schultern und folgte seinem Freund. Kurz darauf schloss sich hinter ihnen die Tür zum Anbau.
„Okay Jungs, zieht euch schon mal die Schneeklamotten aus, ich mach das auch und komm dann rüber.“
So wurde es getan und bald tauchte Jakob in unserem Zimmer auf, nur in seiner roten Thermo—Unterwäsche und Hausschuhen.
„Seid ihr soweit?“
„Jup.“
„Also wenn ihr genauso geschwitzt habt wie ich, dann solltet ihr eventuell schnell unter die Dusche springen.“
Ein recht vernünftig klingender Vorschlag. Jakob befreite uns von der ganzen Windelei, wir schlüpften in unsere Bademäntel und stürmten aus dem Zimmer.
„Beeilt euch bitte etwas, ich will dann auch gleich noch duschen!“
Beeilen. Unter der Dusche. Dem einzigen Platz, wo Jo und ich ungestört und windelfrei waren. Na der Typ hatte ja seltsame Vorstellungen!
Als wir frisch gebadet wieder auftauchten, war es bereits nach halb sechs.
„Jakob, Bad ist frei!“
„Na endlich! Ich glaube, das nächste Mal gehe ICH vor euch unter die Dusche!“
Wir grinsten ihn frech an.
„Grinst ihr nur. Dafür tut euch jetzt Mutti windeln, ich will ja vor dem Abendessen auch noch mal fertig werden.“
Ups. Naja, ließ sich wohl nicht ändern.
„Geht in euer Zimmer, ich schick sie euch hoch.“
Wir gingen ins Zimmer, wo Jakob immerhin schon das ganze Wickelzeug bereitgelegt hatte und kurz darauf tauchte auch Irene auf.
„So ihr Dauerduscher, mit wem soll ich anfangen?“
„Mit mir.“
Jorin meldete sich freiwillig. Irene breitete die Windel auf dem Bett aus und Jo legte sich darauf. Dabei fiel ihm wohl etwas auf.
„Ähm… Mutti? Das ist doch aber so eine dicke Nachtwindel, oder?“
„Ja, ist es. Es gibt dann eh bald Abendessen, ihr wart schon duschen, also zieht ihr gleich die Nachtwindeln und die Strampler an. Wäre doch Blödsinn, sich jetzt noch mal komplette Tagesklamotten anzuziehen.“
Ich hatte die Befürchtung, dass es wohl den ganzen Urlaub so weitergehen würde. So langsam fing ich an, mich tatsächlich wie ein kleines Kind zu fühlen.
Aber auch von Jorin kam kein Protest, so dass wir fünf Minuten später als Strampler—Brigade nach unten ins Wohnzimmer zogen. Unten auf dem Teppich spielte ein wieder aufgewachter Jan mit ein paar Modellautos. Komischerweise trug er noch Windelbody und Strumpfhose! Auch Jorin fiel das sofort auf.
„Wieso hat Jan noch nicht seinen Schlafanzug an, Mutti?“
„Weil seine Windel noch trocken war, im Unterschied zu denen zweier nicht näher genannter Teenager. Deshalb kann er erstmal noch so bleiben, ich mache ihn dann nach dem Abendbrot fertig.“
Mir schoss das Blut in den Kopf. Wie peinlich. Jans Windel war trocken geblieben, während meine einer Flut ausgesetzt gewesen war!
Jo und ich beeilten uns, um möglichst schnell auf der Couch unsichtbar zu werden und verbrachten die nächste halbe Stunde mit Fernsehen. In der Zwischenzeit tauchte dann auch Jakob wieder auf. Auch er mit trockenen Haaren. Irene hatte vormittags Duschhauben gekauft, so dass wir auf die Föhnerei verzichten konnten. Jake trug allerdings Jeans und T—Shirt, er war wohl noch nicht bereit für die Bettbekleidung. Er setzte sich in einen Sessel und widmete sich der Tageszeitung.
Aus der Küche drangen verführerische Düfte hervor und endlich war es dann auch soweit, es gab etwas zwischen die Zähne. Mir knurrte mittlerweile regelrecht der Magen. Kein Wunder nach dem anstrengenden Nachmittag.
„Jorin, flitz mal hoch und hol Tom und Martin zum Essen.“
Jo war nicht sonderlich begeistert von dieser Anweisung, tat aber, was ihm sein Vater aufgetragen hatte. Wir anderen nahmen schon mal am Tisch Platz.
Kurz darauf tauchten die drei anderen am Essensplatz auf und mit Schrecken sah ich, dass Thomas und Martin genau wie Jakob ganz normale Klamotten trugen. Nur Jorin und ich liefen wie Kleinstkinder herum, sogar der Zwerg Jan sah dagegen noch beinahe erwachsen aus. Hilfe!
Zum Glück kamen außer einem Grinsen von den beiden Anbaubewohnern keinerlei Kommentare und kurz darauf waren eh alle ins Essen vertieft.
Als der erste Hunger gestillt war, kam die Zeit des großen Erzählens. Wir mussten den alten Herrschaften haarklein erzählen, wie wir den Nachmittag verbracht hatten. Naja, die meiste Arbeit nahm Jan uns ab. Der plapperte munter drauf los und war kaum zu bremsen. Genau wie mir hatte ihm der Nachmittag wohl sehr gut gefallen.
Nach einer Viertelstunde waren die Teller leer und alle lehnten sich zufrieden in ihren Stühlen zurück. Just in diesem Moment näherte sich ein schwerer Motor.
„Nanu, wer will denn da jetzt noch was von uns?“
Die Straße führte einzig und allein zum Ferienhaus und wer immer da kam, hatte tatsächlich unsere Unterkunft als Ziel.
„Das klingt wie der Diesel von Papas Jeep. Der wollte doch noch einen Weihnachtsbaum vorbeibringen, oder?“
„Ja klar. Stimmt ja Thomas.“
Es waren tatsächlich Herr und Frau Scholl, die kurz darauf an der Tür um Einlass baten. Jorin und ich wechselten verzweifelte Blicke und beschlossen, schnellstens einen strategischen Rückzug anzutreten.
„Hier geblieben Jungs! Es wäre doch sehr unhöflich, vor unseren Gastgebern davonzulaufen.“
Na vielen Dank auch Wolfgang. Aber es wäre wohl eh zu spät gewesen, denn in diesem Augenblick traten Darius und Katrin Scholl bereits ins Zimmer.
„Guten Abend! Wir haben euch einen schönen Weihnachtsbaum mitgebracht, wie versprochen.“
Jorin und ich waren durch den Esstisch etwas verborgen. Vielleicht konnten wir so ja sitzen bleiben und einer Enttarnung als windeltragende Stramplerbabys entgehen? Aber da hatte ich mir wohl zuviel erhofft.
„Jorin, Lucas, räumt ihr bitte mal ein wenig den Tisch ab?“
Mist!
„Katrin, Darius, wollt ihr etwas essen? Wir sind gerade fertig, aber es ist noch reichlich da.“
„Nein, vielen Dank. Wir müssen eh bald wieder runter und essen dann unten etwas.“
„Aber ein paar Minuten habt ihr doch sicher Zeit, oder? Auf ein Glas Bier oder Wein?“
„Okay, eine Viertelstunde sollte kein Problem sein. Ein Bier könnte ich jetzt vertragen. Du auch Katrin?“
„Ja, warum eigentlich nicht.“
„Prima, setzt euch schon mal auf die Couch.“
Toms Pflegeeltern taten genau das.
„Und ihr zwei? Seid ihr angewachsen? Also los, Tisch abräumen und bringt dann ein paar Getränke rein.“
Da half alles nichts, wir mussten uns aus unserer Deckung erheben. Zuerst hatten wir noch Glück, die Scholls schauten nicht in unsere Richtung. Dies änderte sich aber, als wir mit einem Tablett voller Gläser und einem halben Dutzend Bierflaschen wieder auftauchten.
„Nicht auf den großen Tisch, bringt das gleich hierher.“
Das war’s dann wohl. Während nunmehr alle Augen auf Jorin und mich gerichtet waren, brachten wir die Trinkutensilien zum Couchtisch. Das Gastwirtehepaar schaute uns mit riesigen Augen und offenem Mund an, dann lachten sie los. Prima. Das war der Dank für unsere Kellnerdienste!
„Das ist ja herzallerliebst! Als Tom und Martin uns von den Stramplern erzählt haben, wollten wir ihnen erst nicht glauben, aber nun sehen wir es ja mit unseren eigenen Augen!“
Boden auf, Jorin und Lucas rein, Boden zu!
„Nun lasst euch mal richtig anschauen! Also wirklich, ihr seht toll aus! Und wie praktisch die Strampler sind. Die Windeln sitzen perfekt, und es gibt keine kalten Stellen am Körper, wenn die Jungs nachts herumstrampeln und vielleicht sogar die Bettdecke wegstrampeln.“
Bitte noch eine drei Meter dicke Betonplatte auf den Boden legen, in welchem Jo und ich gerade versunken waren.
„Da hast du vollkommen Recht, Katrin. Die Strampler waren übrigens eine Idee von Jakob, der hat auch gleich im Internet einen Laden in unserer Nähe gefunden, der die verkauft.“
„Also die Adresse müsst ihr uns mal geben, vielleicht verschicken die ja auch. Ich könnte mir vorstellen, dass Tom und Martin auch richtig süß darin aussehen würden.“
Ich dachte ja, dass die beiden Genannten ob dieser Ankündigung von Herrn Scholl in lautstarke Proteste ausbrechen würden, aber nichts dergleichen geschah! Ganz im Gegenteil, jetzt waren es diese zwei, deren Gesichter deutlich erröteten, dann stammelte Thomas eine leise Antwort heraus.
„Lass mal Papa, das ist nun wirklich nicht nötig.“
„Aber wieso denn nicht? Ich denke, sogar Jakob hat so einen und der ist noch älter als ihr zwei.“
„Was Tom sagen wollte ist, dass ihr für uns keine Strampler mehr besorgen müsst. Wir haben uns heute schon welche gekauft.“
Nun war es an den Scholls, verblüfft in die Runde zu schauen.
„Wie gekauft? Wo denn?“
„Im Sanitätshaus.“
„Da gibt es so was?“
„Ja. Die Verkäuferin meinte, dass die Windeln besser sitzen, wenn man etwas Einteiliges drüber zieht. Und da sie schon wusste, dass die Windeln für die Nacht sind, hat sie uns so komische weiße Overalls gezeigt, die haben uns aber nicht gefallen.“
„Und das hat sie gemerkt und meinte dann, dass sie noch etwas anderes hätte. Und das waren dann solche Strampler, fast genauso wie die von den Jungs hier, bloß eine etwas andere Farbe.“
„Sie war sich nicht so sicher, wie wir darauf reagieren würde, so wegen Riesenbaby, aber Martin war sofort begeistert, als er die Dinger sah und damit war alles klar.“
„Und warum habt ihr die dann noch nicht angezogen?“
„Weil wir wussten, dass ihr noch kommt Mutti.“
„Schade, das würde ich zu gerne sehen! Aber was nicht ist kann ja noch werden.“
Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis das soeben abgelaufene Gespräch komplett von meinem Gehirn verarbeitet war, aber so langsam kapierte ich was ich gerade gehört hatte und ich fühlte mich gleich um einiges wohler. Zwar waren Jorin und ich immer noch die einzigen erkennbaren Babys, aber wenigstens wussten alle, dass es da noch ein paar mehr gab, die in einigen Stunden so aussehen würden.
Das Gespräch wandte sich jetzt anderen Themen zu, Jorin und ich setzten uns auf den flauschigen Teppich, wo wir halb zum Fernseher schauten und uns halb von Jan in seine Autospielerei verwickeln ließen.
Einige Minuten später verabschiedeten sich Toms Pflegeeltern. Als höfliche und gut erzogene Teenager erhoben sich Jo und ich und gaben artig die Patschhändchen, was dazu führte, dass Frau Scholl uns nochmals ganz verzückt von oben bis unten betrachtete.
„Einfach wunderschön. Ich kann es gar nicht erwarten Tom und Martin so zu sehen!“
„Mutti!“
„Ach komm Tommy, Darius und ich hatten nie das Vergnügen mit einem echten Baby. Da kannst du wenigstens mal ein wenig Baby für uns spielen.“
Der neckische Gesichtsausdruck, mit dem Frau Scholl das vorbrachte, zeigte, dass dies wirklich nur scherzhaft gemeint war. Was ihren Pflegesohn offensichtlich doch sehr beruhigte.
Die Scholls verschwanden in Richtung ihres Gasthauses und wir machten es uns wieder gemütlich. Kurz darauf wurde Jakob dazu verdonnert, sich um Jan zu kümmern und er verschwand mit dem leicht quengelnden Zwerg. Eine halbe Stunde später tauchten die beiden wieder auf und Jan wurde ins Bett verabschiedet.
Wir anderen schauten noch Alarm für Cobra 11, aber schon während der Serie musste ich immer mehr gähnen und mir fielen beinahe die Augen zu. Jorin ging es nicht anders, der ereignisreiche Tag forderte seinen Tribut. Der Abspann hatte gerade begonnen, da verabschiedeten wir uns von den anderen und verschwanden in unser Zimmer im Obergeschoß. Wir hatten nicht einmal mehr die Power für irgendwelche Gespräche. Wir kuschelten uns nur noch im Bett aneinander und waren in kürzester Zeit eingeschlafen.
Autor: Mark (eingesandt via Nachricht)
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