Der Winterurlaub (18)
Windelgeschichten.org präsentiert: Der Winterurlaub
Kapitel 18
Der Rest des heiligen Nachmittags verlief absolut ruhig und gemütlich. Ich kuschelte mit Jorin auf dem Teppich herum, wobei uns beiden immer mal wieder die Augen zufielen, Jan war immer noch in seinen Legokram vertieft und der Rest der Familie las oder schaute irgendeine weihnachtliche Fernsehsendung. Stichwort Augen zufallen: ich war schon wieder dabei einzunicken… und wurde dann etwas unsanft durch einen Klatscher auf meinen Windelhintern geweckt.
„Aufwachen Schlafmütze, deine Eltern sind am Telefon!“
Oh, das war natürlich ein guter Grund mich aus Jorins Umklammerung zu lösen, der auch noch völlig schläfrig versuchte, wieder zur Besinnung zu kommen. Ich sprang auf und raste zum Telefon.
„Lucas hier!“
„Hallo Schatz! Mutti und ich wollten dir ein frohes Weihnachtsfest wünschen!“
„Danke Paps, wünsche ich euch auch!“
Die Verbindung war so klar, als würden die beiden irgendwo um die Ecke stehen und nicht viele tausend Kilometer entfernt auf Hawaii rumhängen.
„Hattet ihr schon Bescherung?“
„Ja, hatten wir. Vielen dank für den MP3—Player! Das ist genau das, was ich mir gewünscht hatte.“
„Prima. Und hat sich Jorin über die Kette gefreut?“
Meine Eltern hatten mir den Tipp mit dem zweigeteilten Anhänger gegeben.
„Ja, der war völlig platt.“
Ich grinste zu Jo rüber, der mittlerweile wach war und sich aufgesetzt hatte.
„Na wunderbar.“
„Und was macht ihr heute schönes?“
„Wir werden den Sonnenuntergang am Strand genießen. Ist irgendwie komisch, Weihnachten unter Palmen. Habt ihr genügend Schnee?“
„Absolut, jede Menge.“
„Sehr schön. So, das Gespräch ist ziemlich teuer, also kommen wir mal wieder zum Schluss. Sag bitte allen noch mal einen schönen Gruß von uns. Und benimm dich anständig, mach was Jorins Eltern dir sagen!“
„Mache ich, keine Bange.“
„Braver Junge. Also dann, tschüß!“
„Tschüß ihr zwei! Und noch viel Spaß.“
Ein Klicken in der Leitung verriet mir, dass das Gespräch beendet war. Langsam legte ich den Hörer auf und stand noch ein wenig unschlüssig in der Gegend rum.
„Alles klar, Luki—Baby?“
Jo war zu mir getreten und nahm mich in die Arme.
„Ja, alles okay, danke. Ist bloß ein seltsames Gefühl, Weihnachten das erste Mal ohne meine Eltern.“
„Schon klar, aber du hast ja noch uns.“
„Zum Glück.“
Ich wandte mich dem Rest der Truppe zu.
„Schönen Gruß soll ich übrigens sagen.“
„Danke. So, ich denke mal, dass wir langsam fürs Abendbrot den Tisch decken können.“
Das hörte sich so gut an, dass auch meine Stimmung sofort wieder um einige Stufen nach oben schoss.
Wolfgang verdonnerte Jorin und mich dazu, das Geschirr auf den Tisch zu befördern und beim Verteilen der Teller wurde ich stutzig.
„8 Teller? Kommen Tom und Martin noch?“
„Nein, die kommen nicht mehr.“
Daraus sollte einer schlau werden.
„Wieso dann 8 Teller?“
„Jakob, bring den Jungen doch nicht so durcheinander. Lucas, Tom und Martin kommen nicht mehr, weil sie schon längst da sind. Das habt ihr zwei Babys aber nicht mitbekommen, weil ihr selig aneinandergekuschelt geschlafen habt.“
„Haha, die Babys brauchten halt ihren Mittagsschlaf!“
Hätte ich nicht gerade zerbrechliches Geschirr in den Händen gehalten, dann hätte Jan diesen Spruch jetzt bitterlich bereut. So aber merkte ich mir meine Rache für später vor.
Wie auf Kommando erschienen jetzt auch die Anbaubewohner.
„Guten Abend und frohe Weihnachten euch allen!“
Wir gaben die Wünsche zurück und ich stellte mit Genugtuung fest, dass auch Thomas und Martin in T—Shirts und Strumpfhosen aufgetaucht waren. Okay, Windeln hatten sie keine drunter, aber immerhin. Ich kam mir gleich nicht mehr ganz so babyhaft vor.
„Habt ihr noch solche Handschuhe bekommen?“
„Ja Jorin, haben wir. Leider nicht mehr in rot sondern nur noch in blau, aber immerhin. Die sind wirklich cool.“
„Die sind nicht cool.“
Jetzt starrten mich alle fragend an.
„Nicht cool? Ich denke, die haben dir so gefallen?“
„Die gefallen mir ja auch, Jakob. Aber die sind nicht cool. Die sind waaaaarm!“
Jetzt lachten alle.
„Na dann ist ja gut, dann sind die ja genau richtig für euch warme Brüder.“
Weiteres Gelächter.
„Mutti, was sind warme Brüder? Und wieso sind Jo und Lucas warme Brüder?“
„Lass dir das mal von Jakob erklären, Jan.“
Auf die Erklärung wäre ich gespannt gewesen, aber wir wurden zurück in die Küche gerufen um weitere Sachen fürs Abendessen ranzuschleppen. Jan wusste natürlich, dass Jorin und ich ein Paar waren, aber ob er wirklich so richtig verstand, was das bedeutete? Da war ich mir nicht so sicher.
Das Abendessen verlief laut und fröhlich. Es wurden Lebensmittel verdrückt, die ein ganzes afrikanisches Dorf über den Winter gebracht hätten und anschließend wurde das Geschirr der zum Glück vorhandenen Spülmaschine überantwortet.
„So und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?“
„Wir könnten ja Weihnachtslieder singen.“
Oh oh, da war es wohl an der Zeit, einen geordneten Rückzug anzutreten. Zum Glück schien Irene diesen Vorschlag aber nicht wirklich ernst zu meinen.
„Obwohl, lassen wir das lieber. So wie Jakob singt, würde das glatt eine Lawine auslösen.“
Hach wie schön, mal ein Witz, der nicht auf Kosten von Jo und mir ging!
„Ich weiß gar nicht was ihr wollt, Janine gefällt meine Stimme.“
„Was sagt man nicht alles, wenn man verliebt ist.“
So ging es noch ein wenig hin und her, dann hatte Tom einen Vorschlag.
„Wir haben eine DVD mitgebracht, die könnten wir uns anschauen.“
„Was ist das denn für ein Film?“
„Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Eine ziemlich neue Verfilmung, mit Patrick Stewart.“
Der Name kam mir bekannt vor.
„Ist das nicht der Captain vom neuen Raumschiff Enterprise?“
„Genau der, Jorin.“
„Cool.“
„Das hört sich wirklich gut an und passt auch wunderbar zum Weihnachtsfest. Aber hier unten ist doch gar kein DVD—Player, oder?“
„Nein, aber wir können alle oben bei uns gucken.“
„Haben wir denn da alle Platz?“
„Klar, wir haben eine große Sitzecke und außerdem einen flauschigen Teppich. Wir haben sogar schon den Kamin angeworfen.“
„Ihr habt einen Kamin? So einen richtig echten, mit Holzfeuer?“
„Ja.“
Okay, damit war alles klar, Irene war begeistert von dieser romantischen Vorstellung. In den nächsten Minuten wurden Bowle, verschiedene andere Getränke und Knabbergebäck nach oben in den Anbau befördert. Jeder bekam etwas zu trinken und suchte sich dann einen gemütlichen Platz. Jorin und ich landeten auf dem flauschigen Teppich, kuschelten uns aneinander und dann begann auch schon der Film.
Patrick Stewart war wirklich klasse. Ich hatte ja schon einige Verfilmungen der Weihnachtsgeschichte gesehen, diese aber war eindeutig die Beste. Naja, und die Umgebung tat ihr übriges dazu, dass ich mich richtig wohl fühlte. Jorin hielt mich eng umschlungen und im Kamin flackerte das Feuer vor sich hin, mit leisem Knacken und Prasseln verbrannten die Scheite. Dazu Erdbeerbowle, einfach göttlich.
„Könnt ihr mal kurz anhalten?“
„Warum denn, Jan?“
„Ich muss aufs Klo!“
Hmpf. Typisch. Tom stoppte die DVD, Martin drehte den Halogenstrahler auf und damit war die wunderschöne Stimmung erstmal weg. Offensichtlich war aber Jan nicht der einzige dem die Blase drückte, nacheinander verschwanden alle in Richtung der beiden Toiletten.
„Das haben die nun davon. Würden sie auch Windeln tragen, könnten sie es einfach laufen lassen.“
Jorin hatte recht und genau das tat ich dann auch. Eigentlich eine gute Idee: vielleicht sollte ich das demnächst auch bei Kinobesuchen so halten. Mit den richtigen Klamotten drüber würde das wohl niemand bemerken.
„Denkst du das, was ich auch gerade denke?“
„Keine Ahnung, ich denke ans Kino.“
„Ich auch. Wäre doch praktisch, oder?“
„Ja, können wir ja mal vormerken.“
Die Pause dauerte fast eine Viertelstunde, aber endlich ging es dann doch weiter und bis zum Filmende gab es keine weiteren Unterbrechungen mehr.
Nachdem die Weihnachtsgeschichte ihr glückliches Ende gefunden hatte, blieben alle noch gemütlich sitzen, tranken, knabberten Chips und ähnliche Sachen und unterhielten sich über Geschenke und alle möglichen anderen Dinge. Wie sehr die Zeit vergangen war bemerkten wir erst, als Jan immer öfter den Mund aufriss und herzhaft gähnte. Wolfgang schaute auf seine Uhr.
„Oh, das ist ja schon halb zehn durch! Wird Zeit, dass Jan in die Falle kommt.“
„Nicht nur Jan, auch Lucas und Jorin sind fällig. Die müssen eh noch schnell duschen.“
„Na dann wollen wir die fröhliche Runde mal auflösen. Tom, Martin, vielen Dank für eure Einladung und den Film. Das war wirklich ein netter Abend.“
Das war es wirklich gewesen und auch wir bedankten uns bei unseren Gastgebern und wünschten eine gute Nacht. Anschließend kümmerte sich Jakob um Jan und verpackte ihn in Windeln und Strampler, während Irene Jo und mich von unseren Windeln befreite. Dass sowohl die von Jorin, als auch die von mir wieder nass war, entlockte ihr nur noch ein Lächeln und ein Kopfschütteln.
Das Duschen war schnell erledigt. Der Tag war lang genug gewesen und kurz nach zehn hatten wir uns vom Rest der Familie Brenner verabschiedet und lagen gut verpackt in unserem Bett, wo wir noch ein wenig Zungenakrobatik betreiben wollten. Die Betonung liegt auf „wollten“, denn genau in diesem unpassenden Moment klopfte es an die Zimmertür. Naja, Klopfen war immerhin schon mal besser als einfach reinzuplatzen.
„Ja?“
Die Zimmertür öffnete sich einen Spalt und Martins Gesicht schob sich hinein.
„Können wir mal kurz rein oder stören wir?“
Sie störten zwar, aber naja…
„Kommt rein.“
Während Tom und Martin ins Zimmer kamen und die Tür von innen schlossen, schaltete Jorin seine Nachttischlampe ein.
„Cool, schau mal Jo—Baby, Tom—Baby und Martin—Baby besuchen uns!“
Wir vier mussten alle kichern. Tatsächlich trugen auch Martin und Thomas ihre Strampler unter denen sich deutlich die dicken Windelpakete abzeichneten.
„Hehe, die Strampler sind halt so schön warm und die Windeln sind wirklich praktisch. Da muss man nachts in der Kälte nicht raus aus dem Bett.“
„Mal ganz davon abgesehen, dass Toms Bettnässen damit kein Problem mehr darstellt.“
„Wir haben für jeden von euch noch ein kleines Geschenk, das wollten wir euch aber erst unter acht Augen geben.“
Noch mal ein Geschenk? Super! Geschenke konnte ich nie genug bekommen. Ich wurde ganz hibbelig vor Neugier und auch Jorin schien es ähnlich zu gehen.
„Klasse, was denn für ein Geschenk?“
„Hier, schaut selber nach. Bitteschön.“
„Danke!“
Thomas gab Jo ein kleines Päckchen, während ich ein identisches von Martin erhielt. Ich riss es auf, erstarrte, spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss und erlitt einen Lachkrampf! Und auch Jorin neben mir prustete los.
„Hehe, Tom, sieht so aus, als ob den Kleinen ihre Geschenke gefallen.“
„Ja, scheint so zu sein. Oder etwa nicht?“
Es fiel mir verdammt schwer, mich wieder zu beruhigen.
„Meint ihr das ernst?“
„Na klar. Die haben wir entdeckt, als wir die Windeln und Strampler für uns gekauft haben.“
„Ja und da haben wir gleich an euch zwei gedacht.“
„Danke. Vielen Dank, aber das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen.“
„Doch, doch, Jorin. Nun ziert euch mal nicht, probiert eure Geschenke mal aus!“
Ich schaute Jorin fragend an, dieser antwortete nur mit einem Grinsen und einem Schulterzucken. Dann steckte er sich den Schnuller in den Mund und ich folgte seinem Beispiel.
„Na seht ihr! Wow, jetzt seht ihr endgültig wie zwei Babys aus!“
Das konnte ich mir nun sogar ohne Spiegel lebhaft vorstellen. Es war ein komisches Gefühl, aber Jo nuckelte fröhlich auf seinem Schnuller herum, also tat ich es ihm gleich.
„Schau, den Kleinen scheint es zu gefallen.“
„Wusste ich’s doch, Tom. Sind halt zwei richtig süße Babys.“
Da am Schnuller nuckelnde Babys nicht sprechen konnten, wurde uns die Antwort erspart.
„Also dann, schlaft schön ihr zwei. Bis morgen.“
„Mmmhmmmhmmm…“
Tom und Martin lachten, dann verließen sie unser Zimmer. Jorin schaltete die Lampe aus und zog er mich zu sich heran. Im Mondschein schauten wir uns in die Augen, dann nahm Jo seinen Schnuller aus dem Mund.
„Komm, tauschen!“
Gute Idee. Wir wechselten die Schnuller aus, dann kuschelten wir uns in die Federn und kurz darauf waren wir eingeschlafen.
Autor: Mark (eingesandt via Nachricht)
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