Das Paradoxon (12)
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Samstag, 16.Tag
Neue Erinnerungen
Ausnahmsweise hatten wir uns in den Ferien mal den Wecker gestellt.
Heute sollte schließlich das große Spiel gegen Fischerhude stattfinden. Und so klingelte der
Wecker um Punkt Acht Uhr. Anpfiff war um Elf. Aber vorher mussten wir ja auch noch
Frühstücken und uns Aufwärmen. Mama wollte uns außerdem erst direkt bevor wir losfuhren
wickeln, damit die dünnen Windeln möglichst lange durchhalten. Tobi hatte Zehn Uhr zum
Treffen angesetzt. Yannick, Simon und Ich fuhren mit den Rädern zur Anlage. Meine Eltern
wollten nachkommen und rechtzeitig zum Anpfiff da sein.
Da ich der Mannschaftskapitän war, wollte ich etwas eher am Sportplatz sein und so trafen
wir drei schon um viertel vor Zehn auf der Anlage ein. Wir fanden Tobi im Ballraum wo er
gerade unsere Bälle kontrollierte und aufpumpte.
“Hallo Tobi!” riefen wir.
Tobias drehte sich um und sah uns freudig an. “Morgen Jungs. Ihr seid ja früh da.”
“Na Ja, ich bin schließlich der Kapitän.” rief ich stolz.
“Und ich bin der zweite Kapitän!” rief Simon und grinste.
“Na ihr seid ja gut drauf. Hoffen wir mal, dass wir das auf dem Platz nachher auch sind!”
“Worauf du dich verlassen kannst Tobi, wir werden sie schlachten!” antwortete ich.
“Jawohl, wir fegen sie von der Anlage!” lachte Simon.
“Na Jungs, nicht so überheblich. Ihr wisst die sind stark!”
“Das sind wir auch!”, protestierte Yannick: ”Und außerdem habe ich mit Kevin noch eine
Rechnung zu begleichen!”, fügte Yannick leise hinzu und funkelte Tobi böse an.
“Yannick, mach keine Dummheiten! Ich kann mir nicht erlauben dich zu verlieren, nur weil
du dich an ihm rächen willst!”, sagte er ernst.
“Keine Sorge, ich erledige ihn so, dass uns nichts passiert!”
“Yannick!”, mahnte Tobi und wollte gerade noch etwas sagen als Sven, Dave und Lukas um
die Ecke und mit lauten Gejohle zu uns herüber gerannt kamen.
“Hey Leute, moin Sven. Bist du bereit?”, fragte Tobi.
“Bereit!”, sagte er und grinste. Inzwischen hatte er sich damit angefreundet ein wenig zu
schummeln und außerdem hatte er sich in den letzten Tagen von unserer Vorfreude anstecken
lassen.
Tobi war mit den Bällen fertig und ging mit uns Richtung Kabinen. So langsam trudelten
immer mehr Spieler von unserem Team ein und wir gingen in unsere Kabine. Tobi hatte den
Trikotkoffer, nicht wie sonst üblich, offen auf den Tisch gestellt. Nein! Er musste wirklich
schon sehr früh hier gewesen sein. Denn er hatte alle Trikots verteilt. Von 1 bis 14 hatte er
jedes Trikot auf einen Haken gehängt. Die Hose auf die Bank und die Stutzen darauf gelegt.
Bei mir lag außerdem die Kapitänsbinde.
Wir staunten nicht schlecht als wir das sahen.
“Mensch Tobi, nicht schlecht!”, rief Simon.
“Ja wirklich sagte ich.”
Und auch die anderen Jungs, die jetzt herein kamen reagierten ähnlich.
“Na ich dachte mir, da heute das letzte Spiel ist mach ich das mal.”
Er grinste und fügte hinzu: ”Und außerdem muss ich euch gleich noch was sagen.
Aber zieht ihr euch erstmal um und wartet bis alle da sind. OK? Keiner verlässt die Kabine
bis ich da bin!”, er sah mich an und ich antwortete: ”Ist gut.”
Dann ging er nach draußen und wir fingen an uns umzuziehen.
Mama hatte uns drei heute, wie bei mir bei Spielen und Training üblich, mit der dünnen
Tagwindel gewickelt. Und tatsächlich. Jetzt wo sie noch so gut wie trocken war, schließlich
trugen wir sie erst seit einer knappen Stunde, spürte ich sie kaum zwischen meinen Beinen.
Die Textiloberfläche sorgte außerdem dafür, das ich mich an den Beinen nicht wund scheuer.
Ich genoss das Mehr an Bewegungsfreiheit und Simon staunte das er die Windel sogar völlig
vergessen hatte, bis er sich eben ausgezogen hatte. Yannick hatte sich nicht davon abbringen
lassen auch weiter eine Windel zu tragen, und so hatte er sich heute zur Tarnung eine
Boxershorts über die Windel gezogen, damit keiner der anderen Jungs ihn in Windeln sehen
würde. Und auch Sven trug eine Boxershorts die seine Windel perfekt versteckte.
“Hast du auch eine dünnere Windel an, Sven?”, fragte ich leise.
Er nickte nur vielsagend und wurde leicht rot.
Simon und Ich zogen uns ganz ungeniert um. Bei mir wusste es ja eh jeder in der Mannschaft
und was Simon anging so hatten wir die anderen Jungs beim letzten Training eingeweiht.
Als endlich alle Spieler in der Kabine versammelt waren, und die letzten noch mit umziehen
beschäftigt waren kam Tobi herein.
“Guten Morgen Jungs!”, rief er in die Runde.
“Morgen Tobi“, riefen wir alle aus vollem Munde zurück und lachten fröhlich durcheinander.
“Seid mal ruhig Jungs und hört mir zu während ihr euch zu Ende umzieht. Ich muss euch was
sagen!”
Schlagartig wurde es ruhig in der Kabine. Alle sahen gespannt unseren Trainer an und Tobi
stellte sich vor die gesamte Mannschaft.
“Ich habe am Mittwoch erfahren das dem Team vom TSV Fischerhude drei Punkte aus dem
Spiel gegen Holtebüttel abgezogen wurden und stattdessen denen zugesprochen worden sind.
Der Schiri in dem Spiel war wohl etwas zu wohlwollend, was seine Entscheidungen angeht!”
“Was?“ fragten einige Jungs.
“Der Schiri war bestochen!”, antwortete Tobi trocken.
Lautes Gejubel brach los. Doch außer mir, schien keiner meiner Teamkollegen zu begreifen
was das bedeutete. Relativ schnell wurde es wieder ruhig in der Kabine und die letzten
Schuhe wurden zugebunden. Doch Tobi stand noch immer vor uns und sah erwartungsvoll in
die Runde. Er sah mich, mit einem verschmitzten Grinsen, an und mir fiel langsam die
Kinnlade herunter. Doch noch immer schien ich der Einzige zu sein, der wusste was los war.
Ich sah Simon an. “ Wir sind Zweiter!”, sagte ich ungläubig.
“Was?”, fragte er irritiert.
“Wir sind zweiter!”, sagte ich etwas lauter und bestimmter
“Hä. Das weiß ich doch!”, Gab er zurück: Simon begriff noch immer nicht
“Mensch du Doofkopf. Wir sind Zweiter. Aber Fischerhude hat jetzt nur noch zwei Punkte
Vorsprung!”
“Was?!”, rief er und begriff endlich was ich meinte.
“Jungs! Hab ihr gehört was euer Kapitän gerade gesagt hat?”, rief Tobi freudig erregt in die
Runde.
Allmählich wurde es ruhiger und ich stand auf und rief. ”Wir sind jetzt nur noch zwei Punkte
hinter den Fischerhudern. Das heißt, wenn wir gleich gewinnen – dann sind wir Meister!”
Einen kurzen Moment war es totenstill in der Kabine, doch dann brandete unglaublicher
Jubellärm auf und Tobi hatte Mühe uns wieder ruhig zu bekommen.
“OK Jungs, erstmal müssen wir dieses Spiel aber gewinnen! Und ihr wisst jetzt worum es
geht. Nämlich um alles! Versaut euch das nicht selber, in dem ihr Scheiße spielt!”
Nach einer kurzen Jubelunterbrechung malte Tobi unsere Aufstellung auf die Taktiktafel.
In der Auswahlmannschaft spielten wir ein modernes System, mit wechselnden Positionen
und übergebenden Gegnern. In unserer Vereinsmannschaft sah es etwas altmodischer aus.
Tobi ließ uns eine klassische 4-4-2 Aufstellung mit Libero und Vorstopper, so wie zwei
offensiven und zwei defensiven Mittelfeldspielern spielen
Ich spielte auf der rechten offensiven Mittelfeldposition, Simon rechter Verteidiger und
Yannick gab in der Regel den Libero. Dave spielte links neben mir.
Im defensiven Mittelfeld standen links Dennis und rechts Manuel, und im Sturm Erhan und
Sergej. Dennis sollte mit seiner kräftigeren Statur und seiner sicheren Ballführung, Waldemar
als Vorstopper ersetzten und die Bälle dann gezielt nach vorn verteilen und außerdem
Yannick vertreten, wenn dieser sich nach vorne orientierte.
Linker Manndecker war Jöran und im Tor stand Cem. Mit ihm spielte ich auch in der
Auswahl und mit ihm wussten wir einen wirklich klasse Keeper im Tor.
Auf der Bank saßen für heute zunächst Suat und Jörn.
“…und denk bitte daran. Keine Bälle vor dem eigenen Tor quer spielen. Ihr wisst das gerade
Kevin als Abstauber auf sowas wartet. Und Celvin ist verdammt schnell. Macht also keine
Geschenke wenn es geht! OK?”, sagte er bestimmt und damit schloss Tobi seine Ansprache.
“Alles klar!”, riefen wir gemeinsam im Chor und trampelten mit den Füßen auf den Boden,
das einem die Ohren weh tun konnten.
“Na dann raus mit euch!”, rief Tobi.
Wenig später waren wir mit Warmmachen beschäftigt. Gerade als wir anfingen Cem einige
Bälle auf´s Tor zu schießen, kamen die Fischerhuder auf den Platz.
Ich sah zur Uhr am Vereinsheim. Es war 10:32 Uhr. Ich zog ab, als ich mit schießen an der
Reihe war und als alle Bälle Richtung Tor geflogen waren, Acht von Elf hatte Cem gehalten,
liefen wir los um uns die Bälle zurück zu holen.
Ich drehte mich zur Tribüne um und so allmählich kamen auch die Eltern und teilweise auch
die Geschwister und die Großeltern als Fan Unterstützung an.
Mit Genugtuung stellte ich fest das von unserem Gegner bisher nur fünf Eltern anwesend
waren.
Ich ließ meinen Blick Richtung Vereinsheim schweifen. “Wo war Lukas?”, dachte ich bei mir
und erwischte mich, wie ich ihn herbei sehnte!
Um Viertel vor Elf sah ich aus dem Augenwinkel den Schiedsrichter den Platz ablaufen und
die Tore und Eckfahnen kontrollieren. Ich versuchte zu erkennen wer es war. Doch in diesem
Moment rief Tobi uns zusammen.
Um Elf war Anpfiff und sicher wollte er uns noch mal auf einen Sieg einschwören.
Nachdem wir alle Bälle wieder im Netz hatten, trabten wir zu unserem Trainer, der bei den
Eltern unserer Mannschaft in der Nähe der Tribüne stand.
“So Jungs, kommt nach mal her!”
Tobi hockte sich hin und sah uns alle eindringlich an.
“Ihr wisst bescheid?”
“Jaaa!”, riefen wir alle im Chor.
“Gut, dann spielt Fußball. Spielt ruhig und baut das Spiel auf. Ihr könnt das! Und das wisst ihr
auch. Spielt den sicheren Ball und kommt über die Außenbahnen. Und sucht den Abschluss,
wenn ihr die Chance habt. Der Ball muss nicht schön ins Tor. Er muss nur rein! Verstanden?”
“Verstanden!”, kam es aus 14 Kehlen zurück.
“Simon, Jöran! Ihr tretet den Stürmern auf die Füße und deckt sie so eng, das sie denken ihr
wärt ihr Spiegelbild! Klar?” Jöran und Simon nickten.
“Gut in ein paar Minuten geht es los. Ruht euch noch kurz aus.”
Ich ging zu meinen Eltern und Simon, Yannick und Sven folgten mir.
“Na Luca, wir haben gehört ihr habt unerwartet die Chance doch noch Meister zu werden?”
“Japp.”, sagte ich und fügte düster hinzu: ”Das dumme ist, dass die Fischerhuder das auch
wissen!”
Ich sah zu den Eltern des Gegners hinüber, die ungefähr 20 Meter entfernt standen.
Auch deren Trainer schwor gerade seine Mannschaft ein.
“Hey Sven, das Trikot steht dir gut!”, sagte mein Vater
“Danke Herr Haas. Zum Glück wird uns der Schiri kaum anscheißen weil ich mitspiele.”,
sagte er leise.
Ich sah mich verwundert um und dann erkannte ich Lukas, der sich gerade mit Tobias
unterhielt. Er trug ein blaues Schiritrikot zu schwarzer Hose und schwarzen Stutzen.
“Hey Leute, das ist ja geil!”, sagte ich kichernd und diebische Freude überkam mich.
“Na, dann sollte ja nichts mehr schief gehen, wenn wir zumindest halbwegs ordentlich
spielen.”, sagte Yannick zufrieden und in diesem Moment ging Lukas mit dem Ball unter dem
Arm in Richtung Mittelkreis.
“JUNGS!”, rief Tobi mit seiner sonoren Stimme: ”Aufstellung!”
Ich zog meine roten Stutzen noch mal ordentlich hoch und krempelte sie sauber um.
Am Anstoßpunkt nahmen beide Teams nun gegenüber Aufstellung. Ich als Kapitän als erster,
dann unser Keeper und dann der Rest des Teams. Ich stand Louis dem Kapitän der
Fischerhuder gegenüber. Er war ein anständiger Junge. Ich kannte ihn flüchtig aus der Schule.
“Ich begrüße beide Teams zum letzten Meisterschaftsspiel der E Junioren in dieser Saison.”,
begann Lukas seine Begrüßung: “Ich möchte ein faires Spiel sehen! Kopf oder Zahl?”, fragte
er Louis
“Zahl auf Anstoß”
Lukas warf die Münze: “Zahl! Fischerhude hat Anstoß.”
Nun sah Lukas mich an. “Wollt ihr so stehen bleiben?”
Ich sah kurz zu den Bäumen hinter unserem Tor. Wenn wir so stehen bleiben würden,
müssten wir gegen den Wind spielen. “Wir wechseln die Seite!”, sagte ich bestimmt.
“In Ordnung. Dann beginnen wir das Spiel mit einem Gut Sport!”, rief Lukas und beide
Teams antwortet im Chor. “GUT SPORT!”
Wir nahmen unsere Aufstellung ein und Lukas sah auf seine Uhr. Dann pfiff er an.
Der Ball wurde sofort in die Gegnerhälfte zurück gespielt. Diese Taktik kannte wir nur zu gut.
So wollten sie versuchen, uns nach vorne zu locken um uns dann zu überrennen. Ich sah zu
Erhan hinüber der auf Höhe der Mittellinie kurz vor lief.
“Gut”, dachte ich mir. “Nichts überstürzen.” Dann suchte ich Sergej. Ich wusste wie sehr es
ihn immer wieder leichtsinnig nach vorne zog. Doch auch er hielt sich zurück.
Ich grinste ein wenig.
Jetzt kam der erste lange Ball über deren rechte Flanke. Michael trieb den Ball und schickte
Celvin lang. Doch da war Sven. Er stieg höher als Celvin und nahm den Ball elegant mit der
Brust an, drehte sich mit dem Ball links um Celvin herum und flanke ihn hart und genau zu
mir. Ich legte ihn mir flach fünf Meter vor und spurtete los.
Sergej zog Richtung Sechzehner und Erhan spurtete die linke Flanke hoch.
Ich wusste das Dennis jetzt Dave sicherte und ahnte diesen 20 Meter neben mir.
Hinter mir sicherte mich Manuel ab.
“Wahnsinn, wie im Training!”, dachte ich bei mir. Ich erreichte die Höhe des Strafraumes und
da die Verteidiger mich bedrängten, musste ich aus vollem Lauf schießen und zog die Flanke
quer vors Tor. Dann blieb ich stehen. Sergej stieg hoch, aber er verpasste den Ball.
Doch da war Daves Kopf!
Flugkopfball – Tor- 1:0 in der 3. Spielminute!
Plötzlich geschah etwas. Wieder hatte ich dieses Gefühl, das viele neue Informationen in
meinen Kopf drangen und sich erst sortieren mussten. Neue Erinnerungen etablierten sich. Ich
sah mich mit Simon, Yannick und Dave die B-Jugendmeisterschaft gewinnen. Verwirrt
schüttelte ich den Kopf, und lief Gedanken verloren zurück in unserer Hälfte.
Alle jubelten und von der Tribüne drangen laute Anfeuerungen der Eltern zu uns herüber.
Ich lief zu Dave herüber und klatschte ihn ab.
“Danke für das Geschenk!”, rief er übermütig und umarmte mich kurz.
“Bitte gerne!” rief ich lachend zurück und schon nahmen wir wieder unsere Aufstellung ein.
Mit einem Mal wusste ich, dass ich ihm und seinen Eltern durch meine Vorlage, gerade das
Leben gerettet hatte. Denn dieses Tor hatte er in unserer alten Vergangenheit nie geschossen.
Doch da hatte ich auch nicht von Sven diesen Ball bekommen, denn Sven hatte damals nicht
mitgespielt! Dieses eine Tor hatte unser aller Leben verändert. Doch ich hatte keine Zeit mir
darüber noch weitere Gedanken zu machen. Das Spiel war jetzt wichtiger. Ich schüttelte noch
einmal meinen Kopf und lief zurück in unsere Hälfte.
Nach dem Anstoß versuchten wir unser Spiel aufzubauen. Wir versuchten über lange
Ballstafetten Ruhe ins Spiel zu bringen. Leider funktionierte auch die Manndeckung des
Gegners. Und so kamen wir zwar zu reichlich Ballbesitz und einigen sehenswerten
Ballbewegungen in Richtung des gegnerischen Tores, doch so leicht wie beim 1:0 wollten die
Fischerhuder es uns offenbar nicht noch mal machen.
Nach gut einer Viertelstunde kam dann das, was kommen musste. Sven war zu weit weg und
Jöran wurde von Celvin ausgetrickst. Yannick schrie. “Zurück!”, ich spurtete los. Doch die
Rückwärtsbewegung kam zu spät. Celvin zog aus rund 16 Metern ab. Simon deckte Kevin
sauber ab. Doch Yannick stieg nicht hoch genug. Ich sah in vollem Lauf den Ball ins Tor
gehen. Doch – Cem fischte ihn gerade noch vor der Linie aus der Luft. Gerettet. Zum Glück
war Celvin nach wie vor ein Egoist!”
Kevin schimpfte und unser Abstoß kam weit bis zur Mittellinie. Der Wind trug den Ball und
jetzt war Erhan an der Reihe. Leider kam seine Flanke zu kurz und landete beim Gegner.
Es ging auf die Halbzeit zu und unsere Führung war hauchdünn. Zwischenzeitlich hatten die
Fischerhuder eine Ecke bekommen, welche jedoch von Yannick im Duell mit Kevin geklärt
wurde. Aus einigen Metern Entfernung sah ich Yannicks Blick zu Kevin. Wenn Blicke töten
könnten dachte ich bei mir. Wieder hatten wir Abstoß.
Cem spielte kurz auf Yannick. Der trabte los und sah mich an. Ich nickte. Dann gab ich Sven
ein Zeichen. Er verstand und ließ sich zurückfallen. Dave und Ich setzten uns in Bewegung.
Jetzt spurtete der Kleine los. Und dann kam der Pass. Dave nahm sicher an und flitze die
Flanke hoch, Yannick tat so als würde er sich fallen lassen. Doch die Fischerhuder hatten
nicht bemerkt das Erhan gar nicht mitlief. Nur Sergej zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ich
lief mit. Von hinten rückten Dennis und Manu nach. Dann sah ich Yannicks Blondschopf wo
ich ihn vermutete. Daves Flanke zu Sergej kam genau. Doch er war umzingelt. Er stocherte
den Ball nach hinten und dann ging alles ganz schnell. Yannick tunnelt den einzigen Mann
der ihn bemerkt hatte, passte hart nach rechts zu mir, stach durch die Mitte, ließ drei Gegner
stehen und ich spielte zurück – kein Abseits – Yannick zog aus sechs Metern hart ab. Tor!
“Super Jungs! Jetzt nicht nachlassen!”, brüllte Tobi vom Spielfeldrand herüber.
Als hätte er es geahnt was jetzt kommen würde. Anstatt durch unsere Führung Ruhe ins Spiel
zu bekommen, gaben wir es immer mehr aus der Hand. Der nächste Abstoß brachte den Ball
direkt auf die Außen und wir schalten nicht schnell genug. Unsere Zuordnung stimmte nicht
und Kevin kam angewalzt. Anschluß 2:1!
“Jungs, jetzt pennt doch nicht ein! Noch vier Minuten bis zur Halbzeit!“ schrie Tobi.
“Leute, konzentriert euch. Das kann doch nicht wahr sein!” brüllte ich und lief zum
Anstoßpunkt. Unterwegs schnappte ich mir Simon. “Komm mit.” sagte ich sauer.
Gerade wollten Sergej und Manu den Anstoß ausführen, als ich ihnen zurief: “Ich mache das!
Auf eure Positionen.“
Sergej sah mich böse an, wusste aber das er seinem Kapitän gehorchen musste und machte
Platz.
“Den sicheren Ball Simon!”, sagte ich leise aber bestimmte und sah zu Sven zurück.
Simon nickte und wir spielten den Ball zurück zu Sven. Sofort stürmten die Fischerhuder in
unsere Hälfte. Doch Sven war zu abgeklärt und spielte den Ball sicher zu Yannick, der zu
Cem und Cem brachte ihn weit nach rechts zu Manu auf die Außen.
Erstmal Ruhe reinbringen, dachte ich mir. Simon ließ sich wieder auf seine Position fallen
und allmählich kam wieder etwas Ruhe ins Spiel.
Es gelang uns den Ball in unseren Reihen zu halten. Ich sah kurz zu unserem Trainer,
während der Ball gerade wieder über unseren Keeper verlagert wurde.
Tobi zeigte mir zwei Finger.
“Also noch zwei Minuten”, sagte ich zu mir selbst und forderte jetzt den Ball.
Das Spiel war zu wichtig als dass wir jetzt, so kurz vor der Pause noch ein Tor fangen durften.
Noch führten wir und diese Führung wollte ich um jeden Preis in die Halbzeit retten. Dennis
passte über Sven und der hart und flach zu mir in den Lauf. Platz hatte ich plötzlich wieder
genug und nahm die Chance, die sich mir bot, an. Ich tat so, als würde ich den Pass auf Erhan
suchen. Alle Anspielstationen wurden gedeckt und ich tat so als suchte ich einen freien Mann.
Niemand griff mich ernsthaft an. Jetzt kam ein Mittelfeldspieler auf mich zu. Noch zwanzig
Meter Torentfernung. Ich zog hart ab und der Keeper flog zu kurz. Tor! 3:1
Mit dem Anstoß kam der Halbzeitpfiff und erleichtert trabte ich mit meinen
Mannschaftskameraden vom Platz.
“Gut Jungs, passt auf. Ihr habt es bis jetzt klasse gemacht. Bis auf die paar Minuten zwischen
unserem zweiten und dritten Tor!”, er sah in die Runde und wir nickten stumm.
“OK, wir wechseln, Manu und Dennis, ihr bleibt erstmal draußen. Suat, Jörn?”
Die beiden sahen Tobi an und nickten. “Ihr seid kräftiger als Dennis und Manu. Ihr seid die
Älteren. Macht denen auf den Flanken das Leben schwer! Verstanden?”
“Ja.”, antworteten beide.
Ich verstand Tobis Plan. Dennis und Manu waren gut. Sie waren klein und schnell. Aber sie
waren beide die Jahrgangs jüngsten und somit hatten sie im ersten Durchgang teilweise
Probleme, gegen die körperlich stärkeren Fischerhuder. Deren Team bestand fast nur aus
Jahrgangs älteren Spielern. Allerdings war gerade Jörn recht langsam. Konnte dies aber in der
Regel durch seine Kraft und sein gutes Stellungsspiel wieder wett machen.
Und außerdem konnte Tobi ja jederzeit wieder wechseln.
Nach wenigen Minuten pfiff Lukas das Spiel wieder an. Durch den Seitenwechseln hatten wir
nun Gegenwind. Unsere Abschläge würden nicht mehr so weit kommen wie noch in der
ersten Hälfte. Zum Glück war der Wind nicht noch stärker geworden.
Mit dem Anpfiff merkten wir erst wie sauer unser Gegner war und mit welcher Macht sie
bereit waren, ihre Führung um die Meisterschaft zurück zu erobern.
Ich bekam es sofort bei meinem ersten Ballkontakt zu spüren. Zwar kannte ich meinen
Gegenspieler nicht. Doch sein Foul nahm ich persönlich. Gerade als ich in einer guten
Position zum Flanken war, wurde ich unsanft umgegrätscht.
Ein Stöhnen kam von der Tribüne und ich hörte Tobi meinen Namen rufen.
Nachdem ich wieder stand und mir glücklicher Weise nichts weiter getan hatte, rückte ich
meine Stutzen zurecht. In einem war nun dort, wo die Stollen meines Gegners getroffen
hatten, ein großes Loch im Schienbeinbereich.
Bloß gut das ich mich für die großen Schienbeinschützer entschieden hatte.
Ich zeigte Tobi Daumenhoch und weiter ging es.
Wir kamen nun nicht mehr so gut ins Spiel, wie noch zum größten Teil der ersten Halbzeit.
Der erneute Anschlusstreffer zum 3:2 fiel nach rund zehn Minuten.
Das Tor war weder schön, noch gut herausgespielt. Sondern einfach unserer inkonsequenten
Rückwärtsbewegung und der Unordnung in der Abwehr geschuldet.
Unser Anstoß landete nach zwei Kontakten beim Gegner und schon wieder waren die
Fischeruder in der Vorwärtsbewegung.
Ich fluchte laut und rannte zurück. Kevin trieb den Ball. Nun sah ich Yannick auf ihn los
rennen. Sein Gesicht sprach Bände und ich ahnte das dieses Duell für Kevin, einen
unangenehmen Ausgang nehmen würde.
“Yan!”, rief ich mahnend. Doch er ignorierte mich.
Wenn er Kevin jetzt kaputt treten würde, dann wären wir nur noch zu zehnt. Und dabei hatte
er doch versprochen der Mannschaft nicht schaden zu wollen.
“Yannick!”, rief ich erneut. Wieder keine Reaktion und dann war es auch schon zu spät.
Yannick grätschte außerhalb des Sechszehners lang gegen den Ball, und zog mit dem hinteren
Bein Kevin von den Füßen. Der fiel wie ein nasser Sack und landete unglücklich auf dem
Arm. Das Knacken hörte man über den ganzen Platz.
Lukas Pfiff kam prompt Er rannte zu Yannick und zog Gelb!
Der Trainer und Kevins Onkel rannten auf den Platz.
Es dauerte einige Minuten bis wir weiter spielen konnten. Yannick hatte ganze Arbeit
geleistet. Kevin war ausgeschaltet, Yan hatte seine Rache und weil er erst den Ball gespielt
hatte und es nicht nach Absicht aussah, hatte er nur Gelb gesehen und somit dem Team nicht
geschadet. Kevins Ersatzspieler war nun auf dem Platz und er schien mir wesentlich
Teamorientierter zu spielen als Kevin.
Der Schock bei unserem Gegner schien tief zu sitzen. Und nachdem der Freistoß ausgeführt
war, Cem hatte zur Ecke klären können welche ebenfalls ungefährlich blieb, bekamen wir
das Spiel zunehmend besser unter Kontrolle.
Zwölf Minuten vor dem Abpfiff, gelang Erhan der Treffer zum 4:2 und somit mussten die
Fischerhuder alles auf eine Karte setzten, wenn sie hier wenigstens noch ein Unentschieden
holen wollten um doch noch Meister zu werden.
Der Trainer reagierte und brachte einen weiteren Stürmer. Wir merkten den Druck. Wieder
lief der Angriff über die Flanke, Jörn war zu langsam, der kleine Angreifer war für ihn
einfach zu flink. Suat deckte nicht sauber, Yannick preschte in Richtung Gegner, Sven machte
den Raum Eng. Doch alles half nichts. 4:3.
Noch drei Minuten.
Doch unser Gegner wollte das Unentschieden nun mit deutlich zu hohem Risiko erreichen.
Selbst der Keeper lief bis kurz zur Mittellinie vor.
Den nächsten Einwurf nutze Tobi zum Wechseln.
Dennis und Manu kamen wieder für Jörn und Suat. Beide ließen sich Zeit dabei das Feld zu
verlassen, so das Lukas beiden die gelbe Karte, wegen Spielverzögerung zeigen musste. Doch
es hatte uns eine knappe Minute gebracht.
Wie lange würde Lukas wohl nachspielen lassen? Ich tippte auf zwei bis drei Minuten.
Unser Einwurf kam weit zurück in unsere Hälfte und landete bei Simon.
Wir bauten das Spiel wieder von hinten auf.
“Jetzt muss doch bald Schluss sein.”, sagte ich wieder zu mir selbst.
Fischerhude war am Ball. Alle Spieler waren weit in unsere Hälfte vorgerückt. Wieder stand
deren Keeper an der Mittellinie. Erhan, Sergej und ich waren in der Rückwärtsbewegung als
Simon den Ball erobern konnte.
Ich brüllte: “Simon!”. Er sah gar nicht erst her, sondern wusste blind wo ich stand.
Der Konter lief wie im Lehrvideo. Der lange Pass zu mir war kein Abseits da ich noch in
unserer Hälfte stand. Die Fischerhuder reagierten zwar sofort, doch sie hatten keine Chance.
Zu mal ihr Torwart eine Sekunde brauchte um zu begreifen, was gerade geschah. Sergej lief
mit. Doch er war nun im Abseits. Der Torwart rannte zurück zu seinem Kasten. Doch ich war
schneller als er und unser Abstand wurde größer. Ich entschied mich nicht zu schießen.
Ich dribbelte im vollen Lauf den Ball Richtung Tor. Alle Gegner rannte auf mich zu. Doch sie
waren alle mindestens fünfzehn bis zwanzig Meter von mir entfernt. Ich stoppte den Ball. Die
Tribüne stöhnte. Dann sah ich den Torwart an, der jetzt noch sechs Meter von mir entfernt
war und in vollem Lauf auf mich zu strebte. Dann schob ich den Ball grinsend über die Linie!
Ich wusste es war eine Demütigung für ihn. Lukas Pfiff und kam auf mich zu. Im nächsten
Moment sah ich wegen dieser Provokation Gelb. Doch es war mir egal. Es stand 5:3
Lukas lies den Anstoß ausführen und vielleicht dreißig Sekunden später pfiff er ab.
Wir waren Meister!
Lukas pfiff alle zusammen um das Spiel offiziell zu Beenden. Und endlich durften wir feiern!
Vor Freude schreiend und Jubelnd liefen wir alle zur Tribüne. Unsere Eltern und Geschwister
und alle, die da waren, Jubelten mit uns. Tobi hatte T-Shirts mit der Aufschrift E Jugend
Meister für uns alle besorgt.
Ein paar Väter hatten plötzlich den Grill angeschmissen. Unser Gegner war niedergeschlagen
in der Kabine verschwunden. Tobi hatte eine Dusche aus einem unserer Wassereimer
bekommen und ich und einige andere Jungs hatten einfach unsere Fußballschuhe ausgezogen
und kickten nun auf Socken weiter auf dem Rasen. Tobi wollte unsere Trikots haben, doch er
gab es auf. Zu ausgelassen war die Stimmung. Langsam wurde es richtig heiß. Und kurz
bevor die Kohlen durch waren, schaffte er es uns alle zusammen zu rufen.
“Jungs, bitte. Zieht eure Klamotten aus. Trikots, Hosen und Stutzen. Na los!”, lachte er.
“OK Jungs, runter mit den Klamotten!”, rief ich triumphierend.
Diejenigen die noch das Trikot unter unserem Meistershirt trugen zogen beides aus, Dann
ließen sich fast alle auf den Po fallen und entledigten sich ihrer Stutzen und
Schienbeinschoner. Da es jetzt wieder knapp 30 Grad warm war gab sich erstmal niemand
von uns die Mühe sich eine Hose anzuziehen, nach dem die Trikothose ausgezogen war. Und
so standen wir alle kurz darauf nur in Unterhosen, die meisten trugen Boxershorts und
T-Shirt, vor Tobi.
Er sah uns an und als er Simon und mich sah musste er lachen.
“Ach Ja, meine zwei Windelträger!”
Wir grinsten und nun meldete sich Sven zu Wort: “ Wieso zwei?” fragte er mutig und schon
flog seine Boxershorts in die Ecke.
“Was. Du auch?”, fragte Tobi und sah ihn ungläubig an.
“Japp, er auch. Und ich auch!”, rief Yannick. Schwupp. Und auch Yannick zog blank!
“Ihr seid doch eine verrückte Truppe! Na los. Kommt. Die ersten Würste sind gleich fertig!”
Das Essen dauerte bis fast Fünfzehn Uhr. Einige Mütter hatten Salate gemacht und es gab
alles was man zu einer gepflegten Mannschaftsfeier brauchte.
Irgendwann verabschiedeten sich die ersten Eltern und nahmen ihre Sprösslinge mit.
Allmählich begannen wir alle zusammen mit dem Aufräumen und einige Jungs gingen nun
doch in die Kabine. Einige wenige duschten. Die anderen wollten das, so wie wir auch, zu
Hause erledigen. Bei uns machte es eh keinen Sinn da wir noch neue Windeln brauchten.
Erst gegen 16 Uhr kamen wir drei wieder zu Hause an. Als wir in unser Zimmer gingen und
uns zum Duschen auszogen erschrak ich. Ich meine Windel war randvoll.
Ich war es nicht gewohnt dieses weniger saugstarke Modell so lange zu tragen und ich staunte
nicht schlecht als ich in den Spiegel sah. Auch Simon war nass und genauso sah es bei
Yannick aus. Schnell entledigen wir uns der vollen Windeln und endlich ging es unter die
Dusche. Inzwischen war es schwül geworden und draußen roch es nach Gewitter. Und so
duschten wir fast kalt. Und endlich bekamen wir unsere gewohnte Windel angelegt. Ich fühlte
mich super wohl und war einfach nur glücklich! Nackt, außer unsere Windeln und barfuss
gingen wir auf die Terrasse.
“Na ihr Meisterhelden. Könnt ihr noch?”
“Klar, aber nur Faulenzen.”, antwortete ich meinem Vater. “Genau, jetzt ist rumhängen
angesagt!”, sagte Yannick
“Du hast dem Einen ganz schön übel einen verpasst Yannick!”, sagte mein Vater
vorwurfsvoll.
“Kevin hatte es verdient!“, gab Yannick trotzig zurück und setzte schuldbewusster hinterher:
„Und ich kann doch nicht ahnen das der Depp sich den Arm bricht! Oder?”, er sah meinen
Vater um Verständnis bittend an.
“Hm.”, gab mein Vater als Antwort zurück. Lies es aber darauf beruhen.
Wenig später hatte meine Mutter uns alle eingecremt und wir lagen erschöpft auf einer
Wolldecke im Halbschatten auf dem Rasen.
Gegen 19 Uhr gab es ein einfaches Abendbrot.
Danach gingen wir auf mein Zimmer. Im Fernsehen lief nichts interessantes und so verzogen
wir uns fürs Erste nach Oben.
“Sag mal Yannick, könntest du nicht mal mit Florian Kontakt aufnehmen und nachfragen wie
weit unsere Klone sind?”, ich hatte mich lang auf mein Bett gelegt und gähnte beim Sprechen.
Mir war langweilig. Irgendwie war mit dem Ende der Saison und unserem Meistertitel ein
Loch entstanden, in das wir alle gefallen waren.
“Ja, Bruderherz. Mach mal. Immerhin sind wir jetzt schon über zwei Wochen hier. Und
angeblich sollten wir doch schon längst wieder in unserer Zeit sein. Oder?”
“Hm. Ja. Ich schicke ihm eine Nachricht. Mal sehn was er sagt. OK?”
Wir nickten stumm und sahen uns neugierig an. Simon saß neben mir auf dem Bett.
“Und wie?”, fragte ich interessiert.
“Meine Tasche. Sie ist ein Tor in unsere Zeit.”
“Hab Ichs doch gewusst.”, sagte ich triumphierend.
“Simon, weißt du eigentlich wie schön du bist!”
“Hä?”, fragte er verwundert.
“Ooch. Nun hört aber auf Leute. Ich meine ihr seit Zehn!”, sagte Yannick genervt.
“Unsere Körper sind Zehn. Nicht unsere Persönlichkeit!”, protestierte ich.
“Jaaa, aber trotzdem.”, wich Yannick aus.
“und was findest du so schön an mir?”, fragte Simon frech.
“Deine unglaublich braunen Augen. Und dein schüchternes Lächeln!”, sagte ich verliebt. Und
sah ihn träumerisch an.
“Ich wünschte, wir würden das alles hier nicht vergessen müssen!”
“Ja, ich auch Luca, aber wir vergessen es ja eigentlich auch nicht. Denn es wird ja nie passiert
sein wenn alles klappt. Also passiert sein schon. Wir leben ja gerade unsere eigenen
Vergangenheit. Aber das was jetzt dazu passiert eben nicht.”
Schweigend sahen wir drei uns an.
“Man ist das kompliziert!”
“Das kannst du echt laut sagen Simon.”, sagte ich und legte mich im Spaß stöhnend wieder
lang aufs Bett.
Simon rollte sich auf die Seite neben mich und sagte: “Kannst du mir nicht noch ein bisschen
mehr über meine Augen erzählen?”, er sah mich lächelnd an.
“Könnt ich schon.”
“Aber?”, fragte er.
“Leute ihr nervt!”, sagte Yannick.
“Ach Simon, ich bin so froh das ich dich habe!”
Ich setzte mich auf. Simon hockte sich schwungvoll neben mich und küsste mich auf die
Wange.
“Eins muß ich euch beiden ja lassen”, Yannick grinste.
“Ach Ja. Und was bitte schön?”, fragte ich.
“Ihr seid echt ein schönes Paar!”, das meinte er ernst.
Wir sahen uns kurz verwundert an. Dann sagte Simon: ”Danke Yan.”
“Es wird wohl eine Weile dauern bis Florian sich meldet.”
“Wieso?”
“Weil er bestimmt wieder in mich hinein springen wird. Und dafür müssen sie ihn erstmal
vorbereiten. Ich denke, er wird uns eine Nachricht schicken, wann er kommt damit wir alleine
sind.”
“Und was machen wir so lange?” fragte ich.
In diesem Moment piepste es leise aus Yannicks Tasche.
“Das ist er!” sagte Yannick
Er öffnete die Tasche und holte einen Zettel heraus.
“Er springt morgen um Elf Uhr in mich hinein.”, sagte Yannick und zeigte uns den Zettel.
Komme morgen um Elf Uhr Vormittags zu euch. Es sieht zwar ganz gut aus. Muss aber auch
dringend mit euch reden. Die Zeitlinie hat sich verändert. Morgen mehr. Gruß, Flo
“Sieht ganz gut aus?”, sagte Simon: ”das klingt doch ganz gut!”
“Allerdings.”, lachte ich.
“Ja, aber was meint er damit – die Zeitlinie hat sich verändert?”, sagte Simon nachdenklich
und sah erst mich und dann Yannick an der besorgt aussah.
“Wie wäre es wenn wir auf die Terrasse gehen?”
Yannick sah uns fragend an.
“Hm, joar,”, antwortete ich nun ebenfalls nachdenklich und besorgt aber verdrängte meine
Sorge. Wenn es ernst wäre würde Flo nicht bis morgen warten.
“Kuscheln?”, fragte ich und sah Simon an.
“Kuscheln!”, antwortete er.
“Ihr seid bescheuert!”, sagte Yannick und verdrehte die Augen.
Wenig später lagen wir drei zusammen in unserer Hängematte, die neben der Terrasse auf
dem Rasen stand. Es war jetzt angenehm warm und nicht mehr so drückend schwül wie am
Nachmittag.
Ich hatte meinen Arm um Simon gelegt.
“Schatz,”, sagte mein Vater zu meiner Mutter:” sind die drei nicht niedlich!”
“Auf jeden Fall schön dass Luca so gute Freunde hat!”
“Stimmt Liebling!”
Simon und ich sahen uns an und mussten grinsen. Yannick lag außen neben Simon.
“Deine Eltern haben Recht.”, sagte er leise zu uns. “Schön das wir Freunde sind!”
Yannick und ich klatschten uns ab und dann legte wir uns etwas enger aneinander und
schlossen die Augen. Erst jetzt merkte ich wie anstrengend dieser Tag war und lies es zu das
sich die Schwere der Müdigkeit in mir breit machte. Gerade als ich ganz auf meinen Körper
hörte und spürte wie sich meine Muskeln entspannten, merkte ich wie auch Simon neben mir
ganz locker wurde. Ich lag mit meinem Kopf an seinem und hörte seinen Atem.
Die Wärme des Abends war angenehm und die Luft roch würzig nach Sommer.
Mein Herz schlägt ruhig und mir ging durch den Kopf, was in den letzten Tagen alles
geschehen war. Ich war glücklich noch zu leben und war dankbar das auch mein Freund noch
am Leben war. Aber was war mit der Zeitlinie geschehen? Alles war so unglaublich und doch
wahr. Andere Menschen denen wir offensichtlich viel bedeuten mussten, gingen ein hohes
Risiko ein um unser Leben zu retten. Und wir lagen hier, eng aneinander geschmiegt und
durften unsere Kindheit noch einmal leben! Im Hintergrund hörte ich wie sich meine Eltern
unterhielten. Ich öffnete meine Augen. Der Himmel war fast wolkenlos und färbte sich leicht
rot.
“Simon.”
“Hm?”
“Sieh dir mal den Himmel an.”, sagte ich leise.
“Sieht genial aus!”, antwortete er verschlafen: “Yannick?”. Er stupste sanft seinen Bruder an
und sah zu ihm.
Keine Antwort. Der Kleine schien eingeschlafen zu sein.
“Pennt Yan?”, fragte ich.
“Ich denke schon.”, sagte er schmunzelnd.
“Ich habe Dave vorhin das Leben gerettet.”
“Hä?”
“Ich habe ihm die Torvorlage gegeben. In unserer eigentlichen Vergangenheit hat er das Tor
nie geschossen. Durch dieses Tor hat sich unsere Vergangenheit verändert. Und seine. Er ist
nicht bei diesem Unfall gestorben!”
Simon schwieg einen Moment.
“Ja.”, sagte er nachdenklich: ”ich weiß. Hast du gut gemacht!”, sagte er erschöpft
Wir sahen uns an.
“Ich hab’s nicht bewusst getan. Es war Zufall oder vielleicht Instinkt!”, sagte ich
nachdenklich. “Und dadurch hat sich vielleicht die Zeitlinie geändert!
Du weißt was wir Florian und den Anderen zu verdanken haben?”, fragte ich.
“Ich weiß!”, sagte Simon.
“Was wenn ich durch Daves Tor unser aller Leben in Gefahr gebracht habe?”
Simon schwieg eine Weile. Dann sagte er: ”Flo wäre bestimmt sofort gekommen wenn das
der Fall wäre!”
Ich nickte stumm und verdrängte erneut die Sorge die sich in mir breit machte.
Ich hob leicht den Kopf und sah an mir herunter. Sah meinen Bauch, meine Windel, meine
schlanken Jungenbeine und meine kleinen Kinderfüße. Ich begann mit meinen Zehen zu
wackeln und musste grinsen.
“Wahnsinn!”
“Hm?” fragte Simon.
“Ich sagte Wahnsinn, guck uns an. Wir sind kleine Jungen. Das ist doch einfach alles
Wahnsinn!”, ich sprach ganz leise damit meine Eltern mich nicht hörten.
Autor: Lukas W. (eingesandt via E-Mail)
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Sehr schön! Gefällt mir sehr, da es vernünftig und detailliert geschrieben ist – keine „ich mach dich zum baby“ Sache! Prima
Viele Dank ?
Tja ihr Lieben. So langsam nähern wir uns dem Ende der Geschichte.
Aber wie versprochen. Es bleiben keine losen Ende ??!
Freut euch auf die letzten Kapitel.
Ich freue mich über eure Kommentare und eure tollen Votes ‼️
Vielen Dank dafür ?
LG,
euer Lukasw