Schicksalhafter Ferienbeginn
Windelgeschichten.org präsentiert: Schicksalhafter Ferienbeginn
Kapitel 1: Vorgezogene Ferien
„Ach ne Sarah. Das ist bestimmt schon das 5 mal diesen Monat.“
„Ja Frau Meier, irgendwie bin ich in letzter Zeit oft hier oder besser gesagt zu oft. Heute ist es irgendwie anders, ich habe ein wenig Angst.“
Sarah, eine blonde gut gebaute 16-Jährige stand im Sekretariat ihrer Schule und wartet darauf den Direktor zu treffen, wie so oft. Bislang hatte sie sich keinerlei Sorgen machen müssen. Sie war die beste und beliebteste Schülerin der Schule, Vorsitzende der Schülervertretung und was so alles dazu gehörte, aber sie hatte das Problem sich selbst ständig in Schwierigkeiten zu bringen so wie heute wieder einmal, mit dem Unterschied, dass heute der erste Tag des neuen Rektors war. Die Ungewissheit wie er reagieren würde, trieb sie in den Wahnsinn.
„Ich hole erst mal einen Kaffee und dann geht’s in die Höhle des Löwen. Es wird nicht so schlimm werden.“
Sarah nickte nur. Frau Meier verließ den Raum und kehrte nach einiger Zeit mit einer Tasse Kaffee wieder und drückte sie Sarah in die Hand, dann setzte sie sich wieder an ihren Computer und ging wieder ihrer Arbeit nach. Sarah setzte sich auf einen der Stühle, nippte zwischendurch an ihrem Kaffee und wartete darauf endlich ins Zimmer des Rektors zu können. Es kam ihr vor als ob sie Stunden dort gewartet hatte als endlich die Tür aufging und der neue Rektor der Schule, Herr Krautscheit, das Sekretariat betrat.
„Hallo. Wie kann ich ihnen helfen?“ fragte er Sarah.
Sarah stand auf und gab ihm einen einen Zettel, den sie bislang in ihrer Hosentasche aufbewahrt hatte. Herr Krautscheit las den Zettel und bat Sarah in sein Büro. Im Büro des Rektors wurde Sarah gebeten Platz zu nehmen.
„So Sie wurden also beim Rauchen auf dem Schulgelände erwischt. Wie ist ihr Name?“ fragte er.
„Mein Name ist Sarah Kraus. Meine Akte finden sie im dritten Schrank von rechts, die dickste in dem Schrank.“
„Sie scheinen hier ja Dauergast zu sein, wenn sie mir schon sagen können wo ich nach ihrer Akte suchen muss.“
Sarah zuckte nur mit den Schultern. Herr Krautscheit suchte im besagten Schrank die Akte und legte sie nachdem er sie gefunden hatte auf den Tisch. Er schlug die Akte auf und überflog die Seiten grob:
Name: Kraus
Vorname: Sarah
Geb.: 24.05.1997
Eltern: Helen und Karl Kraus (geschieden)
– Vorsitzende der Schülervertretung
– Auszeichnung durch viele andere schulische Aktivitäten
– Auszeichnungen für besonders gute Leistungen in jedem Fachbereich
Vergehen (Auszug):
2007 Anzettelung einer großen Schneeballschlacht mit 2 leichten Verletzen
→ Ahndung mit einer Woche Schulverweis
[…]
2008 mehrfaches Stören des Unterrichts durch Essen und Trinken
→ Ahndung (kein Eintrag)
[…]
2009 unerlaubtes Entfernen vom Schulgelände zur regulären Unterrichtszeit
→ Ahndung in Kenntnissetzen der Eltern (keine Reaktion der Eltern, verm. Aufgrund der guten Noten der Tochter)
[…]
2010 vermehrte Verspätungen im Unterricht
→ Ahndung (kein Eintrag)
[…]
2011 Fälschung der Unterschrift unter dem Zeugnis
→ Ahndung Gespräch mit den Eltern
[…]
2012 Verzehr alkoholischer Getränke auf dem Schulgelände während einer Freistunde
→ Ahndung (kein Eintrag)
[…]
2013 Mehrfaches Rauchen auf dem Schulgelände
→ Ahndung (kein Eintrag)
[…]
Anmerkung: Sarah scheint entweder ein Autoritätsproblem zu haben oder ist unterfordert und macht aufgrund dessen Dinge, die nicht regelkonform sind. Trotz ihres Verhaltens ist sie immer noch die beste und beliebteste Schülerin der Schule. Familiäre Probleme lassen sich trotz der Scheidung der Eltern ausschließen, da diese ein freundschaftlich Beziehung führen. Weitere Vergehen von Sarah werden bis auf weiteres nicht geahndet, dies ist ebenfalls mit entsprechenden Behörden abgesprochen, bezieht sich jedoch nur auf kleine Vergehen. Wichtig: Diese Information ist vertraulich.
Herr Krautscheit atmete tief durch. „So sie haben da ja einiges auf dem Kerbholz wie mir scheint und trotzdem scheinen sie die Musterschülerin schlechthin zu sein. Das ergibt eigentlich keinen Sinn. Man erwartet die Dinge, die sie getan haben eher von schlechten Schülern und nicht etwa von der besten und beliebtesten Schülerin. Bitte erklären sie mir das.“
„Was gibt es da zu erklären. Es steht doch alles schwarz auf weiß in der Akte. Ich mache halt manchmal Dinge zu denen ich Lust habe und habe das Pech immer dabei gesehen zu werden. Zur falschen Zeit am falschen Ort.“
„Und was meinen sie sollte ich jetzt tun?“
Sarah überlegte kurz und antwortete selbstsicher: „Machen sie das, was ich ihrem Vorgänger empfohlen habe, nämlich nichts. Ja ich kenne den Vermerk in meiner Akte, ich habe sozusagen Narrenfreiheit. Bevor sie fragen woher ich davon weiß, kann ich ihnen gleich sagen, dass dies unter anderem meine Idee war, damit die beste Schülerin nicht die Schule verlassen muss. Seit dem habe ich mir auch keine größeren Probleme mehr eingehandelt. Das Zeugnis war die letzte und da habe ich es nur getan, weil ich es vergessen habe es unterzeichnen zu lassen. Und bevor sie es erwähnen, ja, inzwischen weiß ich, dass es dämlich ist die Unterschrift unter einem Zeugnis mit dem Schnitt von 1,0 die Unterschrift zu fälschen und sich dabei auch noch erwischen zu lassen. Und nun würde ich gerne wieder in den Unterricht gehen um dort bekannt zu geben, dass sie mich ordentlich in die Mangel genommen haben etc. Klingt das nach nem Vorschlag?“
Der Rektor schaute Sarah an wie ein Reh, dass gerade von nem Auto angefahren wurde, zumindest kam es Sarah so vor.
„Hmmm….ich habe zwar etwas gegen sie in der Hand, aber irgendwer scheint große Stücke auf sie zu setzen, sonst würden sie nicht mehr hier sein und mir scheinen die Hände gebunden zu sein. Sie können gehen, aber darf ich sie auch um etwas bitten?“
„Was kann ich für sie tun?“
„Wie sie wissen ist das Schuljahr in zwei Wochen zu Ende und die Noten stehen bereits fest und ich habe nicht die Zeit jeden Tag oder jeden zweiten Tag 20 min mit ihnen Kaffee zu trinken. Ich würde sie aufgrund ihrer Leistungen, denn ich habe das aktuelle Zeugnis gerade gesehen, gerne bis zu den Ferien freistellen, nur mit ihrer Einverständnis. So bekomme ich die Möglichkeit mich einzuarbeiten und sie stellen hier keine Dummheiten an. Und noch etwas, bitte versuchen sie sich in Zukunft nichts mehr zu schulden kommen zu lassen, das wäre vermutlich besser für uns alle, denn wenn die Absprache innerhalb der Schule publik wird haben wir alle ein Problem. Wie klingt das für sie?“
„Gut Herr Krautscheit, das klingt gut. Ich würde sagen, wir sehen uns nach den Ferien. Wir werden sehen unter welchen Umständen, versprechen kann ich ihnen nichts.“
Sie verabschiedeten sich und Sarah machte sich auf den Weg nach Hause. Sie wohnte bei ihrer Mutter, nicht weit von der Schule entfernt. Da ihre Mutter einen guten Job im örtlich Krankenhaus als Ärztin hatte mangelte es Sarah an nichts. Ihren Vater sah sie zwar selten, da der in einer anderen Stadt wohne und durch seinen Beruf sehr viel reisen musste, aber sie versuchte ihn immerhin regelmäßig anzurufen. Selbst ihre Mutter verstand sich inzwischen richtig gut mit ihm, sie sagte nur immer wieder, dass die beiden einfach nicht zusammen als Ehepaar leben konnte, als Freunde schafften sie es doch recht gut, auch wenn das eine gewisse Zeit brauchte.
Als Sarah nach Hause kam, zündete sich erst mal ein Zigarette an und setzte sich an den Küchentisch und ließ ihre Gedanken in der Leere umherkreisen. Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken. Sie nahm den Hörer ab.
„Hallo Kraus hier.“
„Hallo, Helen?“ Am Telefon befand sich ihre Tante Monika.
„Nein ich bins Sarah. Mama ist noch arbeiten. Kann ich dir weiterhelfen Monika?“
„Das weiß ich nicht Sarah. Es geht um deine Cousine Kathi. Ich muss in zwei Tagen für einige Wochen verreisen und wollte sie nicht alleine zu Hause lassen. Und da wir ja bei uns bereits Ferien haben, dachte ich mir, dass sie vielleicht bei euch unterkommen kann.“
„Also ich denke nicht, dass es da ein Problem gibt, ich habe seit heute auch Ferien, ich wurde gerade aufgrund meiner Leistungen die letzten Wochen freigestellt, dann würde Kathi wenigstens nicht alleine hier rumhängen müssen.“
„Das ist aber schön für dich, aber ich muss trotzdem noch mit deiner Mutter darüber reden. Sagst du ihr bitte, dass ich angerufen habe und worum es geht. Ich muss jetzt leider auflegen, ich muss noch einige Dinge erledigen bevor es los geht, aber es war nett mit dir zu sprechen. Bis bald.“ Bis bald.“ Damit war das Gespräch beendet. Sarah war froh über diese Wendung. Sie mochte ihre Cousine Kathi. Kathi oder besser gesagt Katharina war 15, also nicht sehr viel jünger als sie selbst und als ihre Tante noch in der Stadt wohnte haben die beiden viel miteinander unternommen. Kathi jetzt wieder ein längere Zeit bei sich zu haben, wäre eine nette Abwechslung. Den Rest des Tages verbrachte Sarah mit Fernsehn und Computer. Als ihre Mutter nach Hause kam, erzählte sie ihr von dem Anruf. Ihre Mutter setzte sich umgehend mit ihrer Schwester in Verbindung und die beiden Frauen begannen zu planen.
Als Sarah am Abend nach unten ging um noch etwas zu essen berichtete ihre Mutter von ihrem Telefonat mit ihrer Schwester.
„Sarah, ich habe mit Monika gesprochen wegen Kathi. Sie sagt du hast schon frei?“
„Ähm..ja Mama der neue Rektor Herr Krautscheit hat mich für die letzten zwei Wochen freigestellt, tja immer hin bringt das Rauchen auf dem Schulgelände etwas.“
„Kind, was denkst du dir eigentlich immer dabei, du kannst froh sein, dass du die beste Schülerin der Schule bist, sonst hättest du dir schon mehrere Male eine neue suchen müssen. Du solltest versuchen deine Verhaltensweisen zu bessern. Das passt nicht zu dir.“
„Willst du mir jetzt wieder eine stundenlange Predigt halten, wie sonst auch oder willst du mir erzählen was jetzt mit Kathi ist?“
„Sarah, ich weiß, dass du vernünftig genug bist damit ich dir keine Predigt halten muss, ich will dir nur einen Rat geben mehr nicht. Kathi kommt morgen Mittag, ich bin zwar arbeiten aber es dürfte ja kein Problem für dich sein sie in Empfang zu nehmen oder?“
„Nein ist kein Problem. Wo soll Kathi schlafen?“
„Im Gästezimmer, so hat sie wenigstens ein wenig Ruhe vor uns, wenn wir sie nerven sollten.“
„Gut dann weiß ich Bescheid. Ich gehe jetzt schlafen, ich bin echt müde.“
„Ok dann schlaf gut Häschen.“
„Danke gute Nacht Mami.“ Sarah ging wieder in ihr Zimmer und legte sich schlafen, sie musste morgen fit sein, sonst würde sie am nächsten Tag nicht alt werden.
Kapitel 2: Die Ankunft
Der Morgen und der Vormittag vergingen zäh wie Gummi. Sarah erwartete gespannt die Ankunft ihrer Cousine Kathi. Endlich erlöste die Klingel sie von der Warterei. Sie stürmte zur Tür, schlug sie auf und fiel ihrer Cousine in die Arme.
„Hi, Kathi! Ist lange her. Wie geht’s dir?“
Kathi musste erst mal die stürmische Begrüßung verarbeiten. Nachdem sie es geschafft hatte Sarah von sich zu lösen sagte sie: „Hi, Sarah, so weit gut. Meine Mutter ist leider schon wieder weg. Kannst du mir mit meinen Sachen helfen.“
Sarah schnappte sich zwei von Kathis Koffern und brachte sie in das Gästezimmer. Danach gingen die beiden in die Küche.
„Willst du Kaffee Kathi?“
„Ja gerne. Erzählst du mir dann auch wie du es geschafft jetzt schon frei zu haben?“ „So wie ich kenne gibt’s du eh keine Ruhe bis du es weißt oder?“
„Worauf du Gift nehmen kannst!“ Beide Mädchen fingen an zu lachen.
„Wie du vielleicht weißt, bin ich die beste Schülerin der Schule…“
„Und auch die mit der dicksten Akte.“ warf Kathi ein. „Ja das auch. Seit ihr weggezogen seid hat sich nicht viel verändert. Naja ich hab mich beim Rauchen erwischen lassen, keine große Sache, hat mir einen Besuch beim Direx eingehandelt an seinem ersten Tag und er hatte keine Lust, dass ich in den nächsten zwei Wochen ein Dauergast bei ihm werde, also kam er auf die Idee mit der Freistellung.“
„Und du hast keine Strafen oder ähnliches deswegen zu befürchten?“ „Ähm…nein..ich denke nicht, es ist eigentlich nie wirklich was passiert weißt du, von der Schule schmeißen werden sie mich schon nicht und ein Unterrichtsausschluss, naja den hab ich ja gerade, aber halt in netter Form. Aber jetzt bist du mal dran. Erzähl mal wies bei dir läuft.“
„Ganz ehrlich…furchtbar…ich bin mit Ach und Krach durch das Schuljahr durch, wenns so weiter geht steh ich irgendwann ohne Abschluss da und dabei bin ich nicht blöd oder sowas, vielleicht bin ich ein wenig faul, aber das hat mir bis jetzt nie geschadet. Keine Ahnung was los ist. Vielleicht nimmt mich die Geschichte mit meinem Vater noch mit.“
„Das kann ich verstehen. Wie lange ist es jetzt her?“
„Zweieinhalb Jahre. Seitdem hab ich das Gefühl alles gerät aus den Fugen.“
„Hey Kopf hoch jetzt bist du erst mal hier und wir machen uns ne schöne Zeit und vergessen den ganzen Scheiß der uns belastet. Was hält’s du davon?“
„Das klingt nach nem verdammt guten Plan.“
Die beiden redeten noch eine geraume Weile über Gott und die Welt und der Tag verwandelte sich langsam in einen Abend. Als Sarahs Mutter nach Hause gab es ein tolles Essen zur Begrüßung. Nach dem Essen zogen sich die beiden Mädchen in das obere Stockwerk zurück. Kathi ging erstmal in ihr Zimmer und begann ihre Koffer auszupacken. Sarah hörte derweil etwas Musik. Beide wollten sich nachher noch in Sarahs Zimmer einen Film ansehen.
Die Zeit verging und Kathi tauchte nicht auf. Sarah begann sich Sorgen zu machen, wobei sie zu gleich dachte was sollte bei ihr zu Hause schon großartig passieren, Kathi wird eingeschlafen sein, mehr nicht. Sie verließ ihr Zimmer und ging zur Türe des Gästezimmers und klopfte an. Keine Antwort. Sie klopfte lauter und fragte zugleich durch die geschlossene Türe: „Kathi ist alles in Ordnung? Wir wollten doch den Hobbit sehen, kommst du auch mal?“
Drinnen hörte sie leise Geräusche und dann hörte sie Kathi nur leise sagen: „Ja ich bin gleich da. Hast du schon was zu Knabbern und Getränke besorgt?“
Knabbereien und Getränke, die hatte Sarah natürlich völlig vergessen. Sie raste nach unten und holte 2 Gläser, 2 Tüten Chips und Cola und Eistee und raste eben so schnell wieder nach oben. Als sie die Sachen, die sie geholt hatte, in ihr Zimmer brachte, traf sie dort auf Kathi, die es sich bereits auf Sarahs Sofa bequem gemacht hatte.
„Was hat denn bei dir so lange gedauert?“ fragte Sarah, völlig außer Atem, Kathi.
„Ach weißt du ich hab nur mal ein wenig eingeräumt und mir was gemütliches angezogen, nichts weiter. Jetzt bin ich ja da, also start den Film, ich bin schon richtig gespannt.“
Sarah stellte die Sachen auf ihren kleinen Tisch in der Nähe des Sofas, ging zu ihrem Fernseher und schaltete den Film ein, danach lümmelte sie sich ebenfalls aufs Sofa und genoss den Film. Die beiden Mädchen folgten gespannt der Handlung des Films, die nur durch gelegentliche Einwürfe von einer von beiden unterbrochen wurde. Die Getränke fingen mit der Zeit an bei Sarah ihren Tribut zu fordern. Ihre Blase drückte mächtig.
„Ich bin mal grad weg, schau du ruhig weiter, ich hab mir den Film schon mal angesehen.“ Kathi nickte nur. Sarah eilte zur Toilette und entleerte ihre Blase. Insgeheim ärgerte sie sich jedoch, dass sie nicht auf dem Sofa geblieben war, dort war es einfach zu bequem um aufzustehen. Sie ging zurück und schaute sich den Rest des Films mit Kathi ohne weitere Unterbrechungen an. Als der Film vorbei fragte sie nur: „Und wie war er?“
„Weißt du ich hätte vor dem Film nie gedacht, dass man das Buch in drei Filme packen kann, aber es geht. Einfach genial und wenig was nicht dazu gehört.“
„Ja ein echt guter Film, wenn ich ihn nicht schon mal gesehen hätte, hätte ich mich über meine Unterbrechung geärgert.“
„Du hättest einfach pausieren können. Das ist der Vorteil von einer DVD.“ Kahti grinste dabei hämisch.
„Ja aber wäre auch blöd gewesen. Du scheinst ja ne Blase aus Beton zu haben. Drei Stunden am Stück, bei der gleichen Menge an Getränken und nicht mal die Spur von Unruhe. Wie machst du das?“
„Das wüsste ich auch gerne.“ Kathi fing an zu lachen, aber etwas an ihrem Lachen war künstlich, das merkte Sarah.
„Kathi ist irgendwas?“
„Nein was soll sein?“
„Sag dus mir. Das Lachen gerade klang so was von gestellt, das hab ich schon lange nicht mehr erlebt.“
„Nein es ist nichts wirklich nicht.“
„Das soll ich dir glauben?“
Kathis Gesicht zeigte Spuren von Unsicherheit. „Ähm…ja…wenn was wäre würde ich es dir sagen.“
„Na schön, wenn alles in Ordnung ist, will ich dich nicht grundlos ausquetschen. Ich bin jetzt echt müde, ich glaube ich hau mich hin.“
„Ok ich bin auch total kaputt. Vermutlich hat mich nur die Spannung wachgehalten. Ich geh mal rüber bis morgen dann und gute Nacht.“
„Jo bis morgen und ebenfalls ne gute Nacht.“ Kathi stand auf und ging zur Tür, als sie die Türe gerade öffnen wollte, bemerkte Sarah etwas.
„Hey Kathi wart mal kurz. Du hast da zwei komische Flecken an deiner Hose.“ Kathi drehte langsam ihren Kopf zurück.
„Was? Wie? Wo?“ fragte sie ungläubich.
„Du hast zwei längliche Flecken am Arsch, recht groß sogar.“
„Ach die. Die sind alt, mach dir nichts draus, hast sie vermutlich nur nicht gesehen, weil ich die ganze Zeit gesessen hab.“
„Ähm Kathi verarschen kann ich gerade noch selber, die Flecken sind niemals alt, die sehen sehr frisch aus.“
„Ähm ich hab nur stark geschwitzt, mehr nicht.“
„Kahti…die Hose sieht nicht durchgeschwitzt aus, eher durchnässt, also so als ob du in die Hose gemacht hast.“
„Ach komm Sarah. Das bildest du dir nur ein. Warum sollte ich mir in die Hose machen, ich kann mir weiß Gott etwas besseres vorstellen.“
Ein gutes Argument musste Sarah feststellen, aber sie wollte es einfach nicht glauben.
„Soll ich schauen ob mein Sofa durchnässt ist oder willst du mir sagen was das mit den Flecken auf sich hat.“ Kathi blieb starr wie eine Salzsäule stehen, Sarah merkte, dass sie ihre Cousine an die Wand gedrängt hatte.
„Ähm…ähm…ach verdammt…na schön du hast gewonnen. Ich werde dir sagen was los ist, aber nicht jetzt sofort. Komm in 10 Minuten rüber ok?“ Sarah nickte und schaute Kathi hinter her als sie ihr Zimmer verließ.
Kapitel 3: Kathis Geheimnis
Sie schaute auf die Uhr und es kam ihr vor als ob die Zeit nahezu still stehen würde. Es waren kaum mehr als zwei Minuten vergangen seit Kathi ihr Zimmer verlassen hatte und die Bedeutung der längsförmigen Flecken ließ ihr auch keine Ruhe. Irgendwo hatte sie diese Art von Flecken schon ein mal gesehen, aber es wollte ihr beim besten Willen nicht mehr einfallen und auch der Auslöser war ihr vollkommen entfallen.
Also schlug sie weiter die Zeit tot und versuchte sich verzweifelt zu erinnern wo sie so etwas bereits gesehen hatte. Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, aber die Antwort ergab keinen Sinn oder etwa doch. Sie schaute auf die Uhr. Die 10 Minuten war um, es war also an der Zeit nach drüben ins Gästezimmer zu gehen und sich mit Kathi zu unterhalten. Als sie vor der Türe stand, wartete sie kurz, ging nochmals in sich und überlegte ob sie sich vorhin geirrt hatte als sie an die Flecken gedacht hatte. Sie klopfte und hörte Kathi nur herein rufen, dann betrat sie das Zimmer. Sie sah sofort, dass Kathis Koffer entleert und der Inhalt vermutlich inzwischen in den Schränken verschwunden war, aber das interessierte sie momentan recht wenig. Kathi saß zudeckt im Bett mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt. Sie machte einen nervösen Eindruck. Sarah ging ans Fußende des Bettes und setzte sich. Einige Minuten passierte nichts, dann fragte Sarah Kathi:
„Du wollest mir erzählen was es mit den Flecken auf sich hat. Also was haben die Flecken zu bedeuten?“
Kathi atmete tief durch. „Alles was ich dir jetzt sage, wird diesen Raum niemals verlassen, verstanden?“
„Wow Kathi ganz ruhig, du musst mir nicht direkt mit ner Drohung kommen.“
„Tschuldigung, das sollte keine Drohung sein, eher ein Bitte. Also bitte kein Wort zu niemandem, auch nicht zu deiner Mutter, sei so gut.“
„Ok verstanden. Aber warum machst du so nen Wind darum, du tust so als ob du was Verbotenes tust oder etwas weswegen man dich mit Mistgabeln und Fackeln zu ner Windmühle jagen könnte, wie Frankensteins Monster. Ich denke mal nicht, dass es so schlimm sein kann. Ich habe übrigens schon einen kleinen Verdacht was es sein könnte.“
„WAS???“ rief Kathi „Wie hast du es herausgefunden?“
„Ich hab nichts herausgefunden. Ich habe nur einen Verdacht.“
„Willst du mir mitteilen was dein Verdacht ist?“
Sarah überlegte kurz ob sie wirklich sagen sollte was sie vermutete, mehr als falsch sein kanns nicht dachte sie sich. „Ich würde sagen du hast gerade eben eine Windel getragen die ausgelaufen ist.“
Kathis Mund stand weit offen, sie war unfähig auf Sarahs Satz etwas zu erwidern.
„Dann liege ich anscheinend richtig. Was ist so schlimm daran? Wenn du sie brauchst ist es doch kein Problem, hättest du vielleicht direkt sagen sollen.“
Kathi starrte immer noch fassungslos zu Sarah.
„Ich…ich…“ stammelte sie, „Ich brauche sie nicht. Aber du hast recht mit deinem Verdacht.“
„Jetzt bin ich baff, das hätte ich nicht gedacht, dass ich richtig liege. Aber warum trägst du sie, wenn du sie nicht brauchst und vor allem wie passen dir Windeln, es gibt doch nur kleine Windeln?“
„Ich trage sie gerne, ich weiß das klingt seltsam und es ist nicht nur das, ich bin gerne ein Baby.“
Kathis Gesicht zeigte noch mehr Nervosität als zuvor, sie wartete anscheinend Sarahs Reaktion auf das Gesagte ab. Sarah schaute sie verwirrt an, sagen konnte sie anscheinend nichts.
„Du wirst dich jetzt vermutlich über mich lustig machen nicht?“
„Was?“ Kathi schien Sarah aus ihren Gedanken gerissen zu haben. „Nein, nein mach dir da keine Sorgen. Mich interessiert es eher wie du dazu kommst.“
Mit der Aussage hatte Kathi nicht gerechnet, ihre Cousine zeigte Interesse für ihre Eigenart, das hätte sie am wenigsten gedacht. Die Anspannung löste sich so gleich aus ihrem Gesicht und sie atmete tief durch.
„Was willst du denn wissen?“
„Am liebsten alles. Beantworte mir erst mal die Frage von vorhin. Wie schaffst du es Windeln zu tragen, die sind doch viel zu klein.“ Kathi grinste und zog die Bettdecke weg. Sarah sah, dass Kathi tatsächlich eine Windel trug, aber keine wie sie sie bisher gesehen hatte. Sie war nicht bunt bedruckt, sondern lila und passte wie angegossen. Zudem schien diese Windel nicht benutzt zu sein, zumindest schien es Sarah so.
„So“ sagte Kathi „damit ist die erste Frage von dir beantwortet, zumindest halbwegs. Es gibt eben nicht nur Windeln für Babys wie du sie anscheinend kennst, sondern auch für alte Menschen oder besser gesagt erwachsene Menschen, die sie tatsächlich brauchen. Wusstest du das nicht?“
Sarah schüttelte den Kopf. Sie schien von Kathis Windel nahezu in einen Bann gezogen zu werden, sie konnte ihren Blick nicht von der Windel lösen.
„Beantwortest du mir auch eine Frage Sarah? Sarah? Hallo, hörst du mir überhaupt zu?“
„Hmmm…ja war was?“ Kathi lachte. „Du scheinst ein wenig mehr als interessiert zu sein wie mir scheint. Du sollst mir eine Frage beantworten.“
„Ja welche?“
„Wie bist du drauf gekommen, dass ich eine Windel trage?“
„Ach ich bin wegen nem Praktikum im Kindergarten, was mir meine Mum letztes Jahr aufgebrummt hat drauf gekommen, da gabs ein paar Kinder, die noch Windeln brauchten und da ist auch mal eine ausgelaufen und das sah ähnlich aus.“
„Das erklärt es natürlich. Du willst bestimmt noch mehr wissen oder willst du lieber ins Bett?“
Sarahs Gedanken kreisten nur über das, was sie vor wenigen Minuten über ihre Cousine herausgefunden hatte, an Schlafen war nicht mehr zu denken. Die Müdigkeit, die sie nach dem Film erfasst hatte, war vollends verflogen.
„Erzähl mir bitte mehr. Wie bist du dazu gekommen wieder Windeln zu tragen?“
„Tja das weiß ich leider selber nicht so ganz. Irgendwie haben sie schon immer eine Wirkung auf mich gehabt. Irgendwann habe ich mir dann auch welche gekauft, zuerst Babywindeln, aber die waren eigentlich schon zu klein als ich sie das erste Mal kaufte. Ich habe mich dann schlau gemacht und bin dann auch schnell auf größere gestoßen, aber die bekommst du nicht einfach im Laden, nur in der Apotheke oder im Internet. Vor Allem war der Preis ein wenig problematisch, sie passten einfach nicht in mein Budget.“
„Und was hast du dagegen getan?“
„Naja das Problem mit dem Budget hat sich recht schnell erledigt. Du weißt vielleicht noch aus der Vergangenheit, dass ich kein sonderlich ordentlicher Mensch bin, das war sozusagen mein größter Fehler und das beste was ich tun konnte.“
„Wie soll ich das denn jetzt verstehen?“
„Ganz einfach meine Mutter kam irgendwann während ich nicht da war auf die Idee bei mir aufzuräumen, natürlich fielen ihr dabei auch meine Windeln in die Hände….“
„Ach du scheiße“ unterbrach Sarah sie, „dass muss doch echt Stress gegeben haben oder?“
„Ja anfangs gabs deswegen viele Diskussionen. Hat mir mit nem Psychologen und der gleichen gedroht, aber ich konnte sie davon abbringen und hab ihr erzählt was es mir bedeutet. Das hat sie erst mal kalt gelassen. Ich fühlte mich ein wenig verstoßen. Vermutlich hat sie sich selbst Vorwürfe gemacht, dass es an ihr liegen könnte, aber irgendwann kam sie dann zu mir um nochmals mit mir zu sprechen, es war ein sehr offenes Gespräch. Sie sagte nur, dass es ihr lieber wäre als irgendwelche Saufgelage oder Drogenexesse, aber auch, dass es für sie schwierig wäre es von jetzt auf gleich zu akzeptieren. Mit der Zeit hats ganz gut geklappt. Zudem hatte ich somit endlich den Zugang zu ordentlichen Windeln und brauchte mich zu Hause nicht mehr zu verstecken.“
„Wow ich ziehe grad mal symbolisch den Hut vor deiner Mutter. Ich wüsste nicht ob meine Mutter so tolerant wäre, wenn ich….“ sie brach mitten im Satz ab.
„Wenn du auch welche tragen würdest?“
„Ja“ sagte Sarah kleinlaut. Sie wurde rot, als ob sie sich für das gesagte schämen würde.
„Würdest du welche tragen wollen?“
„Ich weiß es nicht. Irgendwie würde es mich reizen, aber auf der anderen Seite, ich weiß nicht.“
Kathi bemerkte, dass Sarah innerlich mit sich rang.
„Hey Sarah ich mache dir einen Vorschlag. Ich gebe dir einfach eine von meinen Windeln und du nimmst die mit in dein Zimmer. Dann kannst du dich jederzeit dazu entscheiden ob du es probieren willst oder nicht. Was hältst du davon?“
Sarah nickte abermals. Kathi stand auf und ging zum Schrank und öffnete ihn. Sarah konnte eine lilane Verpackung sehen, den Namen erkannte sie nicht. Kathi kramte ein wenig in der lilanen Verpackung herum und schloss den Schrank wieder. Dann ging sie zu Sarah und drückte ihr eine Windel in die Hand. Sarah nahm die Windel entgegen und musterte sie.
„So ich bin jetzt wirklich müde. Du solltest vielleicht auch schlafen gehen Sarah, wir können ja morgen noch weiter reden.“
„Ja, in Ordnung ich geh dann mal rüber. Danke für die Windel. Und wie gesagt keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir sicher.“ Sie stand auf und ging zur Türe.
„Ähm gute Nacht dann Kahti.“
„Gute Nacht. Wir sehen uns morgen.“
Kapitel 4: Realität oder nicht?
Als Sarah in ihrem Bett lag, war sie nicht in der Lage ein Auge zuzumachen. Sie wälzte sich hin und her und konnte nicht aufhören an das zu denken was Kathi ihr vor wenigen Minuten erzählt hatte. Sie wusste nicht was sie daran so fazinierte. Sie hatte sich nie mit Windeln und dergleichen auseinander gesetzt, nun war es so präsent, dass es ihr vorkam als ob man es ihr in ihren Kopf gebrannt hätte. Sie war nicht sicher was das alles zu bedeuten sollte. Etwas in ihr sagte, nein treib sie nahezu dazu, es zu probieren. Etwas anderes sagte ihr, dass es mehr als lächerlich sei und, dass das was Kathi ihr erzählt hatte nicht mehr als ein Traum war und sie jeden Moment aufwachen musste.
Sie schreckte hoch. Sie fühlte sich wie benebelt. Etwas war anders als sonst, was konnte sie nicht sagen. Sie schaute sich in ihrem Zimmer um. Alles schien normal zu sein. Durch das Fenster fiel Tageslicht, Sarah war also tatsächlich eingeschlafen, trotz allem was sie erfahren und was sie so böse zugespielt.
„Oder war das alles nur ein böser Traum?“ fragte sie in den leeren Raum.
Sie schaute zu dem Ort, an dem sie Kathis Geschenk abgelegt hatte. Es war keine Windel zu sehen. Alles also nur ein böser Traum. Erleichterung machte sich in ihrem inneren breit, aber auf der anderen Seite dachte sie sich, dass es nicht nur ein Traum gewesen sein konnte, es war alles so real, zu real. Ehe sie weiter denken konnte, sprang die Türe ihres Zimmers auf. Sarah erschrak und fuhr zusammen. Im Türrahmen erkannte sie ihre Mutter.
„Was ist los?“ fragte Sarah in patzigem Ton.
Es war seit Jahren nicht mehr vorgekommen, dass jemand so in ihr Zimmer gekommen war.
„Was los ist? Was los ist fragst du? Das weißt du ganz genau junge Dame.“
Sarah war verwirrt. Was sollte sie wissen. Hatte sie irgendwas verpasst, etwas vergessen, es musste etwas Wichtiges sein, sonst würde ihre Mutter nicht derart wütend fragen.
„Mama, ich weiß grad echt nicht was du meinst. Kannst du mir mal auf die Sprünge helfen?“
„Ah jetzt leiden wir noch unter Amnesie oder wie? Ach ist ja auch egal. Mich wunderst so langsam gar nichts mehr. Du verschläfst jeden Tag, kommst jeden Tag mit schlechten Noten nach Hause und verkriechst dich jeden freien Moment hier. Und zu allem Überfluss kommst du noch auf die Idee wieder ins Bett zu machen, als ob ich nicht schon genug zu tun hätte.“ sagte ihre Mutter wutentbrannt.
„Sag mal Mama hast du nen Schaden? Ich komme zwischen drin mal zu spät, ok das geb ich zu, aber ich bin definitiv nicht schlecht in der Schule. Ich habe seit Jahren einen Schnitt von 1,0 und du erzählst hier was von schlechten Noten. Und vorallem was soll das mit dem ins Bett machen?“
„Du willst mich wirklich für dumm verkaufen oder? Ich bin es bald leid mit dir. Wenn dein Vater das zu hören bekommt…“
„Halt, seit wann interessiert dich seine Meinung, ihr seit seit Jahren geschieden.“
Das Gesicht ihrer Mutter zeigte nun neben Wut auch Besorgnis.
„Wir geschieden? Ist alles in Ordnung mit dir?“
Sarah fragte sich gerade dasselbe. Hatte sie sich alles war sie vorher erlebt hatte nur als Traum erlebt oder war es die Realität. Sie konnte sich nicht lange mit der Frage beschäftigen, denn schon kam der Drache von Mutter, der immer noch im Türrahmen stand mit der nächsten Frage:
„Was macht eigentlich deine Windel?“
Sarah war sich nicht sicher was sie meinte. Ihre Mutter fragte erneut.
„Mama ich trage keine Windel, ich bin kein Baby.“ sagte sie bestimmt.
Ihre Mutter kam ins Zimmer geschritten.
„Ach wirklich das 16-jährige Mädchen vor mir ist kein Baby?“ sie hatte inzwischen das Bett erreicht. Sie zog die Bettdecke weg. „Aber warum trägst dann Windeln?“
Sarah erschreckte kurz und schaute an sich herab. Jetzt wusste sie, was ihr komisch vorkam. Sie fühlte es nicht nur, sondern sah es sogar. Sie trug tatsächlich ein Windel, so eine wie sie bei Kathi gesehen hatte, oder geglaubt gesehen zu haben. Sie war anscheinend benutzt, aber warum trug sie eine Windel? Machte sie wirklich ins Bett? War sie wirklich so schlecht in der Schule wie ihre Mutter es sagte? War all das was sie anscheinend erlebt hatte nichts als ein Traum? Sie schloss die Augen. Alles um sie herum schien sich zu drehen. Sie wusste nicht mehr wo oben und unten war. Sie fühlte nur noch wie sie sich zurück fallen ließ.
Sarah schreckte erneut hoch. Um sie herum war es dunkel. Sie suchte ihr Handy, nachdem ihr Hände einen Moment in der Dunkelheit gefischt hatten, kriegte sie es zu fassen. Sie schaute auf die Uhr…4.00 Uhr.
„Puh was für ein verrückter Traum. Mehr als seltsam und auch noch so real.“
Sie atmete tief durch, schloss die Augen und öffnete sie einige Sekunden später. Nichts hatte sich verändert. Alles war gleich geblieben, also war es nur ein Traum, dachte sie sich. Sie ließ ihren Traum noch einmal vor ihrem geistigen ablaufen. „Ich hatte eine Windel an, habe sie anscheinend sogar benutzt gehabt“ sagte sie zu sich selbst. Sie überlegte kurz wie sie sich in diesem Moment gefühlt hatte, aber dies blieb ihr verschlossen. Sie schwang sich aus ihrem Bett. Sarah schaute auf ihr Sofa. Dort lag immer noch die Windel, die sie von Kathi erhalten hatte. Sie nahm sie in die Hand, faltete sie auseinander und betrachtete sie genauer. Ihre Hände zitterten leicht. Im Vergleich kam ihr die Windel nahezu riesig vor, aber sie hatte gesehen wie Kathi sie trug, da sah sie aus wie angegossen, also müsste sie ihr auch wie angegossen passen, sie war kaum größer als Kathi. Sie hielt kurz inne. Hatte sie gerade daran gedacht sich die Windel anzuziehen? Sie verharrte einen Moment regungslos, unschlüssig was sie nun tun sollte.
„Was soll schon groß passieren.“ dachte sie laut, „Im schlimmsten Fall…im schlimmsten Fall, gefällt es mir vielleicht. Aber was dann? Soll ich mit Mama drüber reden? Wenn sie so reagiert wie im meinem Traum besser nicht. Aber wie sollte ich es sonst handhaben. Warum plane ich so als ob es schon klar ist wie ich es finde?“
Sarah kam es vor als ob ihr Welt Kopf stand, vor wenigen Stunden war sie eine stinknormale 16-Jährige gewesen und nun machte sie sich über das Tragen von Windeln Gedanken. Sie schritt langsam und mit zittigen Knien zu ihrer Zimmertüre und drehte den Schlüssel um. Warum wusste sie selber nicht, es kam ihr nahezu so vor als ob sie in Trance wäre. Sie ging wieder zum Bett und breitete die Windel auf ihrem Bett aus. Sie stand regungslos vor ihrem Bett und betrachtete die Windel. Alle Gedanken was kommen könnte oder nicht waren verschwunden. Sie zog ihre Klamotten aus und legte sich auf die ausgebreitete Windel. Sie war weich und bequem fand Sarah, zumindest für den Anfang kein schlechtes Zeichen. Sie überlegte nochmals ob sie es wirklich tun sollte, aber sie wollte nicht noch mehr darüber nachdenken was passieren würde wenn und der gleichen. Sie zog die Vorderseite der Windel nach oben. Sie reichte ihr bis über den Bauchnabel. Dann versuchte sie so gut es ihr mit ihren noch immer zittrigen Händen möglich war die Klebestreifen zu schließen.
Nach einer Weile, die ihr wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen war hatte sie es geschafft. Sie ließ sich in ihr Kissen fallen. Sie fühlte sich gut, sehr gut sogar. Die Windel schmiegte sich weich an sie. Es war ein tolles Gefühl, dass sie nicht für möglich gehalten hatte. Sie bewegte sich ein wenig. Die Windel knistert bei jeder Bewegung. Ihr kam das Knistern fast so laut vor wie laute Musik, ob man es hören konnte oder nicht war ihr in diesem Moment gleich, sie genoss es die Windel zu fühlen und ihr Knistern zu hören. Nachdem sie einen Moment auf ihrem Bett gelegen hatte, wurden ihre Gedanken wieder klarer. Sie fühlte sich immer noch gut, fast leichtfüßig. Das Zittern in ihren Händen war verschwunden, jede Anspannung die sie vorher verspürt hatte, war von ihr abgefallen. Sie hatte jedoch irgendwie das Bedürfnis eine Zigarette zu rauchen. Sie stand auf und zog sich ihre Klamotten wieder an. Als sich gerade zur Türe drehte, erhaschte ihr Blick ihren Spiegel. Sie betrachtete ihr Spiegelbild. Unter ihrer Kleidung schien die Windeln extrem hervorzustechen. Sie war sich unsicher ob sie wirklich so bekleidet in die Küche gehen konnte. Entschied sich aber dafür es zu riskieren, vor allem, da sie sich daran erinnerte, dass sie Kathis Windel ebenfalls nicht bemerkt hatte.
Kapitel 5: Nächtliches Treffen in der Küche
Sarah horchte durch das dunkle Haus. Zum Glück kannte sie alles blind, so dass sie schließlich die Küche erreichte. Sie horchte kurz ob das Rascheln der Windel jemanden geweckt haben könnte. Es war nichts zu hören. Sie schaltete das Licht an. Sie suchte sich einen Aschenbecher und setzte sich an den Küchentisch. Sie kramte in ihrer Tasche und fand ihre Zigaretten und ihr Feuerzeug. Sie zündete sich eine Zigarette an und schaute durch den Raum. Die dunkle Bruchsteintapete und die helle Küche wirkten befremdlich. Es kam ihr so vor, als ob sie selbst nicht in den Raum passte in dem sie jeden Tag saß und auf die gleiche Art und Weise ihre Zigaretten rauchte. Sie rutschte ein wenig auf dem Stuhl umher. Wieder war das Knistern zu hören. Sie lächelte und ihr Herzschlag schien schneller zu gehen. Sie war geradezu süchtig nach dem Knistern ihrer Windel, sie schien es mehr zu brauchen als sie einen Zug von einer Zigarette je gebraucht hatte. Die Hälfte ihrer Zigarette war bereits abgebrannt, bist auf den Zug beim Anmachen hatte sie keinen zu sich genommen.
Sarah lies die letzten Stunden seit der Bestellung ins Büro des Rektors nochmal Revue passieren. Sie hatte das Gefühl, dass sie ein völlig anderer Mensch gewesen war, nicht sie selbst. Hatte sie allen nur etwas vorgespielt? Sie war beliebt. Das war gut und schön, aber warum machte sie ständig Dinge, die sie in Schwierigkeiten brachten. Hatte ihr etwas in ihrem Leben gefehlt? Wenn ja war es das Tragen von Windeln? Sie hatte nie irgendwelche Ambitionen zu Windeln entwickelt, zumindest keine die ihr bekannt waren, hatte sie mögliche Ambitionen verdrängt und durch ihrer rebellische Seite ausgetauscht? Sie seufzte. Auf der einen Seite fühlte sie sich glücklich und zufrieden, sogar besser als sonst, auf der anderen Seite erkannte sie sich selbst nicht mehr wieder. Alles was sie gemacht hatte, kam ihr wieder in den Sinn und kam ihr sinnlos vor. Aber warum? Warum hatte sie all diese Dinge getan? Im Nachhinein betrachtet kam es ihr alles andere als richtig vor. Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen als sie Schritte hörte. Sie schaute auf die Uhr.
Die Uhr zeigte inzwischen halb sechs, demnach müsste es ihre Mutter sein, die gerade aufstand um zur Arbeit zu gehen. Sollte sie sitzen bleiben oder gehen? Würde ihre Mutter bemerken was los war? Sie hoffe inständig, dass sie nichts bemerken würde, als sie sich dafür entschied in der Küche zu bleiben. Die Schritte kamen näher. Die Küchentüre öffnete sich und wie erwartet betrat ihre Mutter die Küche. Sie war verwundert Sarah um diese Zeit zu sehen.
„Sarah, was machst du denn um diese Zeit hier?“ fragte sie.
„Ach ich hab nur schlecht geschlafen und bin dann nochmal kurz runtergekommen mehr nicht.“
„Ist alles in Ordnung, du siehst irgendwie so aus als ob du dir über irgendwas Gedanken machst.“
„Ne ne alles ist in Ordnung. Ich hab nur über die ganzen Singe mit der Schule grade nachgedacht. Vermutlich hat Herr Krautscheit Recht und ich sollte mir nichts mehr zu Schulden kommen lassen. Ich glaube echt, dass ich ziemlich viel Mist gemacht hab.“
Ihre Mutter schaute sie so an, als ob sie das was ihre Tochter gesagt hatte nicht gehört hatte. Sie setzte sich ihrer Tochter gegenüber an den Tisch und brauchte einen Moment eh sie wieder etwas sagen konnte.
„Wie kommt der plötzliche Sinneswandel? Du hast dir doch sonst auch keine Gedanken darüber gemacht. Dein Vater und ich haben viel Arbeit darein investiert, dass du heute noch auf der Schule bist und jetzt machst du dir Gedanken über das was du getan hast. Ein wenig spät findest du nicht? Aber man sagt ja lieber zu spät als nie.“
Die Miene ihrer Mutter hatte sich ein wenig verfinstert, wirkte aber nicht wirklich böse, ihre Mutter hatte schon vor Jahren aufgehört über die Eingenarten ihrer Tochter vor Wut zu schäumen, aber Sarah vermutete, dass sie sich gerade an all die Dinge, die passiert waren erinnerte.
„Ja ich weiß, dass ihr es nicht einfach hattet mit mir, brauchst du mir nicht zu sagen, selbst ich finde mich gerade ein wenig anstrengend.“
Ihre Mutter hob eine Augenbraue. Sarah hatte ihre Neugier mit der Aussage geweckt.
„Also bedrückt dich doch etwas. Sonst würdest du nicht hier sitzen und dir Gedanken über dich machen. Was ist los? Muss ich mir Sorgen machen?“
Ihr Gesicht zeigte das besorgte Gesicht einer Mutter, wie Sarah es seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.
„Nein glaub mir es ist wirklich alles in Ordnung. Vielleicht ist es nur die Erkenntnis, dass ich mich in manchen Dingen ändern sollte, mehr nicht.“
Sarah hoffte ihre Mutter würde es dabei belassen.
„Vielleicht hast du Recht. Ich muss mich jetzt auch fertig machen, sonst schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig. Ich empfehle dir, dass du dich noch was hinlegst, sonst kannst du Unternehmungen mit Kathi morgen vermutlich vergessen.“
„Ja da hast du wohl Recht. Ich geh besser wieder ins Bett.“
Sie stand auf, da knisterte es wieder. Sie blieb regungslos stehen. Ihre Mutter fragte nochmals ob alles in Ordnung sei. Sarah nickte nur. Ihre Mutter schien das Knistern nicht gehört zu haben. Sie verließ langsam die Küche um nicht noch mehr verräterische Geräusche zu machen und ging in ihr Zimmer. Dort zog sich sich wieder bis auf die Windel und das T-Shirt, das sie trug aus und legte sich ins Bett. Dieses Mal war die Müdigkeit mächtiger als alle fragen, die sie zum Thema Windeln und ähnlichem noch hatte. Sie schlief schnell ein.
Sarahs Mutter machte sich indes in der Küche Gedanken über die komischen Anwandlungen ihrer Tochter. Sarah hatte noch nie über das nachgedacht was sie in der Schule angestellt hatte. Das stimmte sie nachdenklich. Sie überlegte was sich in letzter Zeit geändert hatte. Ihr fiel nichts ein, alles war wie immer gewesen in letzter Zeit und gestern war auch alles noch so wie sonst und gestern…und gestern war Kathi angekommen. Aber wie hätte Kathi es angestellt haben, dass Sarah über sich selbst und ihre Fehler nachdenkt und das innerhalb so kurzer Zeit. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, aber es kam ihr dennoch seltsam vor. Sie schnappte sich ihr Handy und tippte ein wenig darauf herum ehe sie sich für die Arbeit fertig machte.
Kapitel 6: Kreuzverhör?
„Entschuldigung, können sie mir sagen wo ich das Büro von Frau Kraus finden kann?“ fragte Kathi die Dame am Empfang des Krankenhauses.
„Haben sie einen Termin?“ fragte die Empfangsdame.
„Nein habe ich nicht. Aber sie sagte sie wollte mich sehen.“
Die Empfangsdame schaute sie kurz an. „Wen kann ich anmelden?“
„Sagen sie ihr einfach, dass ihre Nichte hier ist.“
Die Empfangsdame griff zum Telefon. Sie sagte einige Sätze in den Hörer, dann wandte sie sich wieder an Kathi: „Frau Kraus wartet in ihrem Büro. Es befindet sich im zweiten Stock. Raum 214.“
„Danke für ihr Hilfe“ sagte Kathi und machte sich auf den Weg ins Büro ihrer Tante.
Sie konnte sich keinen Reim darauf machen was ihre Tante von ihr wollte. Als sie aufgewacht war, hatte sie auf ihr Handy gesehen und hatte eine SMS von ihrer Tante gesehen. Sie sollte ins Krankenhaus kommen, sie wollte etwas bereden, was hatte sie nicht geschrieben, aber sie hatte geschrieben, dass Sarah nichts davon mitbekommen sollte. Das machte Kathi stutzig, aber sie war der Bitte gefolgt. Sie hatte sich morgens fertig gemacht und hatte sich auf den Weg zum Krankenhaus gemacht.
Nun schritt sie durch die Gänge und suchte das Büro ihrer Tante um endlich herauszufinden was sie wollte. Sie erreichte die Türe, die sie suchte. Sie klopfte und hörte einen kurzen Moment später ein Herein und betrat das Büro.
Sarahs Mutter saß hinter ihrem Schreibtisch und schaute auf als die Türe aufging. Sie lächelte Kathi an. Es schien nicht so als ob etwas Schlimmes der Grund für ihr Erscheinen hier zu sein.
„Hallo Kathi schön, dass du gekommen bist. Weiß Sarah, dass du hier bist?“
Kathi schüttelte den Kopf.
„Gut, setz dich bitte.“ Sarah Mutter zeigte auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch.
Kathi setze sich auf den Stuhl der ihr gewiesen wurden war, dann begann ihre Tante auch schon zu sprechen: „Wir hatten noch gar nicht wirklich die Gelegenheit miteinander zu sprechen seit du angekommen bist. Wie war die Ankunft und wie war der erste Abend mit Sarah?“
Kathi überlegte kurz ob das der einzige Grund war warum sie hier erscheinen sollte. Aber das erschien ihr doch ein wenig merkwürdig.
„Die Ankunft war recht schön, ich hab gestern mit Sarah kurz nen Kaffee getrunken, dann hab ich meine Sachen eingeräumt und wir haben uns einen Film angesehen und uns danach noch was unterhalten. Ist irgendwas passiert? Du hast mich doch bestimmt nicht unter strengster Geheimhaltung hierher gebeten nur um mich das zu fragen oder?“
Helen Kraus grinste kurz und sagte dann: „Hmmm, bin ich so durchschaubar? Ja es ist tatsächlich etwas passiert. Ich hab heute morgen um halb sechs Sarah in der Küche getroffen. Sie schien mit irgendetwas beschäftigt zu sein. Sie sagte sie mache sich Gedanken über sich und ob das sie in der Schule macht so richtig wäre. Das kam mir sehr komisch vor sie hat sich soweit ich das beurteilen kann noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Also wollte ich wissen ob gestern irgendetwas vorgefallen ist? Hast du irgendetwas bestimmtes zu ihr gesagt, was sie dazu gebracht haben könnte?“
Kathi hatte einen Verdacht warum sich Sarahs komisches Verhalten erklären lies, aber sie hielt es für klüger nichts darüber zu verlieren, nicht ihretwegen, sondern wegen Sarah. Sollte Sarah tatsächlich irgendeine Veränderung durchmachen, weil sie Sarah ihr Geheimnis offenbart hatte, dann sollte sich alles vielleicht erst einspielen und Sarah mit dieser Veränderung umgehen können und nicht direkt unter Druck geraten.
„Nein es ist nichts passiert. Vielleicht kommt sie in der Beziehung einfach zur Vernunft.“
„Kathi das würde ich ja gerne glauben, aber ich versuche seit Jahren sie dazu zu bringen sich Gedanken zu machen, bislang hatte ich das Gefühl, dass ich auf taube Ohren stoße. Als sie Sarah heute morgen gesehen hab, hab ich mir Sorgen gemacht, sie schien einen inneren Konflikt mit sich zu führen. So habe ich sie noch nie gesehen. Also ich frage dich nochmal, ist irgendetwas passiert?“
„Nein es ist definitiv nichts passiert.“ Sie schaute ihrer Tante direkt in die Augen und wartete auf eine Reaktion.
Einige Sekunden vergingen bis sie das Wort ergriff: „Kathi,“ sagte sie in einem ernsten Ton, „ich hoffe dir ist bewusst, dass ich herausfinden werde, was Sarah so beschäftigt, oder? Also solltest du etwas wissen, sag es mir lieber jetzt bevor ich es irgendwann auf andere Art und Weise herausfinde.“
Kathi rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Sie spürte die Windel, die sie heute morgen angezogen hatte bevor sie sich auf den Weg ins Krankenhaus gemacht hatte. Sie war sich unschlüssig ob sie etwas sagen sollte oder nicht oder ob es überhaupt eine gute Idee war hier hin zukommen. Ihrer Tante betrachtete sie immer noch und wartete auf eine Antwort.
Sarah wachte auf und streckte sich in ihrem Bett. Die Sonne schien durch das Fenster. Sie setzte sich auf. Es schien schon Mittag zu sein. Sie war tatsächlich nach allem was sie erlebt hatte, eingeschlafen. Sie war sich nicht sicher ob sie nicht wieder träumen würde. Sie führte ihre Hand unter die Bettdecke. Sie fühlte Plastik zwischen ihren Beinen. Sie trug also tatsächlich die Windel, die Kathi ihr gegeben hatte.
„Dann war alles kein Traum. Welch ein Glück.“ sprach sie in den Raum.
Sie wollte mehr über das ganze Thema Windeln erfahren. Sie musste unbedingt noch mehr Informationen von Kathi erhalten. Ob sie schon wach ist, frage sie sich. Sie horchte ob sie irgendetwas hören konnte, aber das ganze Haus schwieg. Sie merkte, dass sie aufs Klo musste. Sollte sie die Windel, die sie trug benutzen, fragte sie sich selbst innerlich. Sie war sich nicht sicher. Sie hatte es zwar ganz gerne, wenn sie eine Windel trug, zumindest wenn sie es sich nicht nur einbildete, aber sollte sie diese auch benutzen? Sie wusste, dass es nicht lange dauern würde bis sie wieder eine endlose Gedankenkette anstoßen würde und somit vermutlich nie zu einem Ergebnis kommen würde. Vor allem war sie neugierig, wie sich eine benutzte Windel anfühlen würde, wenn man sie trägt. Vielleicht würde alles wieder wie vorher und sie hätte keinen Gefallen mehr daran welche zu tragen, weil sie das Gefühl möglicherweise als unangenehm empfinden würde.
„Boah, kann ich nicht mal abschalten und einfach irgendwas machen ohne ständig drüber nachzudenken.“ rief sie, dann fiel ihr plötzlich wieder die Schule ein.
Dort hatte sie doch nur so viele Besuche beim Rektor aus diesem Grund gehabt, da hatte sie nicht endlos lang über Dinge philosophiert, sondern hatte einfach getan was ihr in den Sinn kam.
„So jetzt reicht es mit nachdenken was ich tun sollte oder nicht.“ sagte sie zu sich selbst und lehnte sich zurück.
Sie versuchte sich so gut zu entspannen wie es ihr möglich war. Sie spürte den Druck auf ihrer Blase, aber nicht ein Tropfen wollte ihr Körper verlassen. Egal wie sehr sie sich konzentrierte, nichts passierte.
Plötzlich klopfte jemand an ihre Türe. Sie erschrak und der Inhalt ihrer Blase entleerte sich in ihre Windel und verteilte sich langsam im Inneren der Windel. Die Windel war nun schön warm und irgendwie genoss Sarah das Gefühl noch mehr als vorher, aber es fühlte sich dennoch befremdlich an. Es klopfte wieder.
„Kathi? Bist du das?“
„Nein ich bins, darf ich reinkommen?“ fragte die Stimme ihrer Mutter von der anderen Seite der Türe.
Sarah fiel ihr Traum wieder ein, aber in ihrem Traum war die Türe einfach aufgesprungen und ihre Mutter war ins Zimmer gestürmt. Jetzt war es anders. Sarah wusste nicht was ihre Mutter um diese Zeit zu Hause machte, aber eigentlich konnte es nichts Gutes verheißen.
„Was willst von mir?“
„Sarah ich muss mit ihr reden und zwar sofort.“
Sarah war sich nicht sicher ob es eine kluge Idee war ihre Mutter herein zu bitten, aber früher oder später würde sie Sarah egal aus welchem Grunde zur Seite nehmen und ihr ins Gewissen reden, warum also nicht jetzt sofort.
„Ja ok komm rein.“
Kapitel 7: Unorthodoxe Methoden
Ihre Mutter betrat das Zimmer. Sarah saß nach außen hin seelenruhig wirkend auf ihrem Bett. Ihr Innerstes war das komplette Gegenteil von dem, was sie nach außen hin ausstrahlte. Sie war ziemlich nervös, alleine die Tatsache, dass sie immer noch die inzwischen benutzte Windel trug und nun ihre Mutter anscheinend aus einem dringenden, wenn nicht sogar für sie unaufschiebbaren Grund mit ihr reden wollte. Ihr Mutter schaute sie an. Die Augen schienen ein so durchbohrende Wirkung zu haben, dass es Sarah vorkam, als ob sie ihr Innerstes und jede kleinste Unsicherheit sehen konnte. Mütter sollen solche und andere mysteriöse Fertigkeiten besitzen dachte Sarah, aber komischerweise fiel ihr die Fertigkeit bei ihrer Mutter zum ersten Mal auf. Oder hatte sie sie einfach nicht wahrgenommen.
„Guten Morgen oder besser gesagt Mittag. Gut geschlafen?“ fragte Sarahs Mutter. Sarah nickte.
„Sarah, als wir uns heute morgen getroffen haben, habe ich mir Sorgen um dich gemacht und will mich einfach versichern, dass es dir gut geht.“
„Ich hab doch schon gesagt, dass alles in Ordnung ist, reicht dir das denn nicht?“
„Inzwischen reicht mir das nicht mehr. Ich habe heute morgen eine recht aufschlussreiche Unterhaltung mit jemandem geführt.“
„Ja und was soll mir das jetzt sagen? Dass du dir von irgendjemandem Ratschläge geholt hast und die Patentlösung für all meine Probleme hast?“ sprach Sarah ihrer Mutter in einem etwas patzigem Ton entgegen.
„Nein Ratschläge habe ich mir nicht geholt, aber ich glaube, dass du in einer Krise steckst. Und weißt du was ich auch glaube, nein wovon ich sogar mit ziemlicher Sicherheit ausgehe, ist, dass das ganze mit Kathis Besuch zusammenhängt.“
„Wie kommst du denn auf das schmale Brett?“
„Ganz einfach ich habe mich heute morgen mit Kathi unterhalten.“ Sarah zuckte zusammen.
„Du..hast..was?“ brachte sie mit zittriger Stimme heraus.
„Du hast mich richtig verstanden. Ich habe mit Kathi gesprochen. Ein sehr aufschlussreiches Gespräch.“ Ihre Mutter kam näher ans Bett und kniete sich schließlich neben das Bett.
„Wo ist sie?“ fragte Sarah.
Ihre Mutter deutete auf Sarahs Handy, das sich auf dem Boden neben dem Bett befand. „Ruf sie am besten an und frag sie.“
Sarah war sich nicht sicher, was ihre Mutter bezwecken wollte und sie war sich auch nicht sicher ob ihrer Mutter wirklich mit ihrer Cousine gesprochen hatte. Sie nahm das Handy und rief Kathi an. Es tutete mehrere Male, dann hob Kathi ab: „Sarah was gibt’s?“ fragte Kathi mit normal klingender Stimme.
„Kathi wo bist du? Hast du heute morgen mit meiner Mutter gesprochen? Was hast du ihr gesagt?“ sprudelte es aus Sarah heraus.
„Ich bin unten in der Küche. Ja ich habe heute morgen mit deiner Mutter gesprochen. Sie ist grad bei dir nehme ich an, sie sagte bereits, dass sie mir dir sprechen muss.“
„Ja, gut und schön aber warum?“
„Sie hat mich ausgequetscht, aber netter als du glaubst. Sie weiß es.“
Sarah wollte das Letzte nicht gehört haben. „Was?“ schrie sie in ihr Handy, aber Kathi hatte bereits aufgelegt.
Ihre Mutter wollte anscheinend irgendein seltsames Psychospiel mit ihr spielen, aber aus welchem Grund. Aus welchem Grund sagte sie ihr nicht einfach was sie wollte sondern machte anscheinend bewusst einen großen Bogen um das Thema. War das beabsichtigt, wollte sie ihr so zeigen, dass sie nicht guthieß was Kathi tut, was sie gerade ebenfalls tat. Wollte sie ihr so die Chance geben zu sagen es war ein Versehen, sie hatte sich von irgendetwas Wahnwitzigem leiten lassen wie sonst auch. Oder war das ebenfalls wieder ein Traum und alles würde gleich wieder gut werden, ihre Mutter wäre auf der Arbeit und sie hätten sich auch heute morgen nicht in der Küche getroffen. Sarah schaute ihre Mutter an. Sie kniete regungslos neben ihrem Bett, wie ein wildes Tier, das darauf wartete seine Beute hinterrücks zu erledigen. Ihre Augen sprachen gleichzeitig jedoch eine andere Sprache. Sie hatten etwas verständnisvolles an sich, was so als ob diese Augen dazu aufforderten alles zu sagen was jemanden beschäftigte. Sarah ließ sich zurück auf ihr Kissen fallen und schloss im Fallen die Augen.
Sie hatte die Hoffnung auf einen Traum noch nicht aufgegeben. Das erneute Öffnen der Augen gab ihr die jähe Gewissheit. Es war kein Traum. Ihre Mutter kniete neben ihrem Bett, sie trug immer noch eine Windel, sie hatte vor wenigen Augenblicken mit ihrer Cousine telefoniert und erfahren, dass ihre Mutter darüber Bescheid wusste, dass Kathi zum Spaß Windeln trug und jetzt vermutete sie das gleiche bei ihr.
Sarah lag da und war unfähig sich zu bewegen. Sie war nahezu versteinert. Ihre Mutter ergriff wieder das Wort:
„Du weißt ja jetzt was Kathi mir erzählt hat.“
Sarah jetzt keine Regung. Sie wartete auf den abriss ihres Lebens und was sie sich dabei gedacht hätte. Tränen liefen ihr über die Wangen. Als ihre Mutter sah, dass Sarah weinte, hockte sie sich auf die Bettkante und nahm Sarah in den Arm. Sarah war immer noch nicht in der Lage etwas zu sagen und ließ ihren Tränen einfach freien Lauf und umklammerte ihre Mutter.
Einige Momente später hatte sich Sarah wieder soweit gefangen, dass sie ihre Stimme wieder gefunden hatte: „Was heißt das jetzt für mich? Hast du dir irgendwelche Konsequenzen für mich ausgedacht, die nicht fruchten?“
Beide schauten sich einen Moment direkt in die Augen, fast so als ob sie versuchten sich gegenseitig ihre Gedanken von den Augen ablesen zu können.
„Sarah, glaubst du wirklich, dass du irgendwelche Konsequenzen zu befürchten hättest, nachdem ich dich gerade tröstend in den Arm genommen habe und du dich an meiner Schulter ausgeheult hast?“
Sarah schüttelte zaghaft den Kopf.
„Siehste. Ich bin hier um mit dir zu reden, weil ich mir Sorgen mache, mehr nicht. Also was ist los? Es hat doch was mit dem zu tun was Kathi mir erzählt hat nicht? War das zu viel für dich? Wäre es dir lieber, wenn sie nach Hause fährt? Ich kann das arrangieren.“
„Nein Kathi soll bleiben.“ war das einzige was Sarah herausbrachte.
„Dann wars also kein Schock für dich?“
„Naja irgendwo schon, aber das mit den Windeln stört mich nicht. Dich etwa?“
„Nein, aber da ist noch was, das ich wissen muss. Was ist mit der Windel passiert, die Kathi dir gegeben hat?“
„Ähm…die hab ich in müdem Kopf irgendwo hingelegt. Ich weiß grad nicht wo.“
„Und das soll ich dir glauben? Hast du Angst davor mir zu sagen was damit passiert ist? Angst davor mir zu sagen, dass du sie angezogen hast und das es dir gefällt? Glaubst du ich will dir die Information nur entlocken um danach los zu keifen wie eine Furie?“
Sarah zuckte mit den Schultern, sie war sich nach allem nicht mehr sicher was sie glauben sollte und konnte.
„Sarah, wenn es so ist, werde ich dich nicht umbringen oder der gleichen. Ich bin deine Mutter, egal was du tust ich steh dir zur Seite, das weißt du?“ Sarah nickte nur. „Also ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es so ist wie ich gerade schon vermutet habe, richtig?“
„Ja“ erwiderte Sarah. „Und du hast Gefallen daran gefunden?“
„Nun ja, dass weiß ich noch nicht so wirklich.“
„Dann frage ich mal anders. Würdest du nochmal eine Windel tragen wollen, ausgenommen die, die du gerade trägst?“
„Ja, ich glaube schon.“
„Gut. Und war das jetzt so ein Beinbruch mir das zu sagen?“
„Nein, aber was sollte das Ganze. Was bezweckst du damit?“
„Ich wollte nur von dir selbst wissen was los ist, was dich beschäftigt. Ich weiß, ich hätte Kathi vielleicht nicht ausquetschen sollen, aber ich denke sie hat es mir verziehen.“
„Ja, aber was hat das Ganze jetzt für Folgen für Kathi und mich?“
„Keine. Ich habe dir doch gerade gesagt ich stehe dir zur Seite. Es ist zwar ein etwas befremdlicher Gedanke das alles, aber Kathi hat mir das Ganze recht gut erklärt.“
„Heißt das ich hab jetzt so was wie die Erlaubnis Windeln zu tragen, wenn ich das möchte?“
„Ja genau das heißt es.“
Sarah strahlte und fiel ihre Mutter um den Hals. Ihre Mutter verlor das Gleichgewicht durch die plötzliche Umarmung ihrer Tochter und beide landeten auf dem Boden.
„Mama alles gut, hast du dir was getan?“
„Alles gut, ich hab mich nur erschreckt, mehr nicht. Du scheinst dich aber ganz schön zu freuen was?“
„Ähm ja irgendwo schon“ sagte Sarah und wurde ein wenig rot, „es ist gut zu wissen, dass ich mir darum keine Sorgen mehr machen muss, egal was kommt.“
„Verstehe. Sag mal wärest du so gut und würdest von mir runter gehen?“
Sarah zögerte keinen Moment und stellte sich auf ihre Füße und half ihrer Mutter ebenfalls auf die Füße. Sarahs Mutter musterte sie.
„Also ich glaube da hat jemand die Hosen voll. Kann das sein?“ Sarah wurde rot. Ihre Mutter lachte. „Alles gut. Hab ich dir doch gerade gesagt oder? Aber ein klein wenig Spaß muss du mir auch gönnen.“
Sie ging zur Tür. Ich gehe jetzt nach unten kommst du nach? Kathi und ich haben vorhin noch ein wenig eingekauft und ich glaube ein kleine Stärkung ist jetzt genau das Richtige für dich.“
„Ja ich komm gleich ich will mir nur gerade noch ne Hose anziehen. Und seid so gut und sag Kathi noch nichts von der Windel ja?“ Ihre Mutter nickte und verließ das Zimmer.
Kapitel 8: Konfrontation
Kathi saß währenddessen am Küchentisch als Frau Kraus die Treppe runter kam. Sie blickte auf und sah schon wieder normal aus. Sie hatte im Krankenhaus noch ziemlich lange auf sie eingeredet um die Informationen von ihr zu kriegen, die sie haben wollte. Sarahs Mutter tat es schon leid, aber sie hatte sich einfach Sorgen gemacht, sie kannte ihre Tochter gut genug um zu wissen, dass etwas nicht stimmte und es konnte einfach nicht an der Freistellung von der Schule liegen, da so etwas Sarah kalt ließ. Also hatte sie an Kathi gedacht und sie schließlich mit Erfolg ausgequetscht.
Kathi war vorhin im Krankenhaus fast zusammengebrochen, also sie die ganze Zeit immer weiter auf sie eingeredet hatte ihr zu sagen was los ist. Kathi hatte ihr dann unter Tränen erzählt was ihrer Meinung nach los war. Sie hatte vermutlich gedacht, dass sonst etwas passieren würde. Ihre Tante hatte keine Vorwürfe oder ähnliches gemacht, sondern hatte Kathi aufmerksam zu gehört, was es mit der ganzen Windelthematik auf sich hatte. Sie wusste vermutlich inzwischen mehr als Sarah. Sie hatten mehrere Stunden miteinander gesprochen. Ihre Tante hatte ihr am Ende des Gesprächs gesagt, dass sie mit Sarah darüber reden wollte. Kathi sollte in ihrem Büro warten mit der Bitte Sarah nicht davon in Kenntnis zu setzen was passiert war und sie organisierte in der Zwischenzeit Urlaub für den Rest des Tages. Nach kurzer Zeit kam sie wieder ins Büro und nahm Akthi mit zu sich nach Hause. Auf dem Weg hatten sie noch kurz gehalten um ein paar Dinge für ein verspätetes Frühstück zu holen. Seit dem sie angekommen waren, hatte Kathi in der Küche gewartet. Nun war sie gespannt was das Gespräch der beiden ergeben hatte.
„Und was ist mit Sarah?“ fragte Kathi.
„Du hattest tatsächlich Recht. Aber sie ist sich bei der ganzen Sache sagen wir mal noch nicht so sicher was sie davon halten soll. Ist vermutlich unterbewusst ein Schock für sie gewesen.“
„Oh, das…das wollte ich nicht.“
„Ach, Kathi ich mach dir da keinen Vorwurf. Es war ein dummer Zufall und Sarah hat einfach eins und eins zusammengezählt und genau ins Schwarze getroffen. Was hättest du anders tun sollen?“
„Ich hätte ihr sagen können, dass ich sie nachts brauche.“
„Wie hättest du ihr dann erklärt, dass du eine während des Films getragen hast?“
„Weil ich einschlafen könnte. Ganz einfache Erklärung. Vielleicht hätte Sarah die Erklärung geschluckt.“
„Ich glaube nicht, dass du so Erfolg gehabt hättest.“
„Mag sein, aber wenn es ihr wegen mir schlecht geht, ist das auch nicht toll.“
„Mach dir keinen Kopf um Sarah. Sie kommt gleich runter, dann kannst du sie selber fragen wie es ihr geht.“
Kathi sagte nichts mehr und starrte gebannt auf die Türe und erwartete Sarahs Ankunft. Sarahs Mutter stellte inzwischen alles für das verspätete Frühstück bereit und beobachtete Kathi. Sie fühlte sich irgendwie schlecht, weil sie ihr nicht gesagt hatte was oben passiert war, aber sie konnte sich denken warum Sarah sie darum gebeten hatte. Es sollte anscheinend Sarahs kleine Rache an ihrer Cousine dafür sein, dass sie ausgeplaudert hatte was passiert war.
Beide hörten Schritte und einen Augenblick später ging die Türe auf. Sarah betrat die Küche, man konnte ihr immer noch ansehen, dass sie geweint haben musste. Kathi schaute sie nur mit einem gequälten Lächeln an. Sarah sagte nichts und setzte sich stumm Kathi gegenüber.
„Oh, verdammt ich glaube ich muss nochmal zum Auto.“ sagte ihr Mutter plötzlich als sie die beiden am Tisch sitzen sah. Sie verließ das Zimmer. Ein Moment unter vier Augen dürfte den beiden nicht schaden dachte sie.
Sarah saß immer noch Kathi gegenüber, zündete sich eine Zigarette an und schaute Kathi an. Keine von beiden wollte anscheinend das Schweigen brechen. Schließlich brach Kathi das Schweigen.
„Ist alles in Ordnung? Nachdem deine Mutter gesagt hat, dass du dich so komisch verhalten hättest, hab ich mir irgendwie Sorgen gemacht. Vorwürfe hab ich mir auch gemacht, dass ich daran Schuld bin, dass du so nachdenklich warst, weil ich dich vielleicht doch mit den Windeln geschockt habe.“
„Warum hast du es gesagt? Wie bist du auf so ein bescheuerte Idee gekommen?“
„Ganz ruhig Sarah es tut mir leid. Ich hatte keine andere Wahl. Deine Mutter hat mich so ausgequetscht, wie es eigentlich nur meine Mutter kann, daran merkt man wohl, dass die beiden Schwestern sind, sie hab beide diese widerliche Eigenschaft dir mit ein bisschen Fragerei und Zeit alles aus der Nase zu ziehen.“
„Wieso bist du überhaupt zu meiner Mutter gegangen?“
„Sie hat mir geschrieben, anscheinend, nachdem du die Nacht ins Bett bist. Ich hab mir nichts dabei gedacht und dann wars nach kurzer Zeit auch schon raus. Es tut mir leid. Aber wie geht es dir jetzt? War das mit den Windeln zu viel für dich oder nicht und was ist bei dem Gespräch mit deiner Mutter raus gekommen?“
Sarah zog nochmals an ihrer Zigarette und erwiderte Kathi dann:
„Es ist alles gut, naja zumindest halbwegs, aber du hast nichts damit zu tun, also eigentlich schon, aber du musst dir keine Vorwürfe machen, dass du mich irgendwie geschockt hast oder so und böse bin ich dir auch nicht, es ist nur grad ein wenig zu viel auf ein Mal.“
„Was ist zu viel?“
„Alles, einfach alles. Ich habe gestern erfahren, dass meine Cousine gerne Windeln trägt, sie hat mir eine in die Hand gedrückt damit ich es ausprobieren kann eine zu tragen, wen ich die Lust dazu habe, dann werde ich von einem absonderlichen Traum geplagt und treffe meine Mutter morgens in der Küche und keine 12 Stunden später erfahre ich, dass meine Cousine meiner Mutter alles erzählt hat und meine Mutter nimmt mich ins Kreuzverhör und gibt mir schlussendlich die Erlaubnis für etwas von dem ich nicht mal Ahnung habe, geschweige denn weiß ob ich es mag. Ist das genug?“
„Also bist du doch geschockt oder wie?“
„Nein bin nicht geschockt oder so, aber ich weiß einfach nicht wie ich zu der ganzen Sache stehen soll?“
„Was denkst du momentan darüber?“
„Momentan? Ich bin nicht uninteressiert mehr über das Thema zu erfahren, das ist definitiv klar. Aber ob ich gerne Windeln tragen würde weiß ich nicht und das wurmt mich, vor allem, da es mir irgendwo schon gefällt.“
„Woher willst du das wissen?“
„Ich trage gerade die Windel, die du mir gegeben hast. Ich habe sie auch benutzt, eher versehntlich als absichtlich, aber eigentlich wollte ich sie schon benutzen, aber es hat nicht geklappt, als meine Mutter gekloppt hat, kams dann einfach. Ich hatte die Hoffnung, dass damit alles enden wird, ich mir keine Gedanken mehr machen, dass ich feststelle es gefällt mir absolut gar nicht, aber es ist irgendwie nicht so.“
„Das überrascht mich jetzt. Hätte nicht gedacht, dass du direkt so anfängst. Wie bist du darauf gekommen dir die Windel anzuziehen?“
„Das lag an dem Traum. Ich bin aufgewacht und plötzlich kam meine Mutter einfach rein und hat mich angefahren. Alles war verquer, nichts entsprach der Welt wie ich sie kenne, schlechte Schulnoten und der gleichen und dann sagt sie auch noch, dass ich nichts Bett mache, da war ich komplett perplex und konnte mir keinen Reim drauf machen. Dann hat sie mir die Bettdecke weggezogen, ich hatte tatsächlich eine Windel an und sie war benutzt, dann bin ich aufgewacht. Ich hab mir dann die Windel angezogen, die du mir gegeben hast, ich war wegen meiner zittrigen Händen kaum in der Lage sie überhaupt zu zu machen, es hat vermutlich mehr schlecht als recht geklappt, aber ich habe es tatsächlich geschafft und es war ein sehr schönes Gefühl, schön weich und das Knistern gefällt mir auch. Kurz danach habe ich meine Mutter in der Küche getroffen als ich eine Zigarette rauchen wollte. Das was mir die Zigarette eingebracht hat weißt du ja, du warst immerhin nicht unbeteiligt.“
„Und jetzt weiß du nicht wie es weitergehen soll? Was hältst du davon, wenn wir vielleicht da wieder ansetzen, wo wir letzte Nacht aufgehört haben? Vielleicht helfen dir einige Erzählungen und Informationen klarer in dieser Angelegenheit zu entscheiden.“
„Vielleicht ist das gar keine so schlechte Idee. Lass uns während dem „Frühstück“ noch was quatschen.“
Kapitel 9: Shopping mit Hindernissen
„So dann erzähl mir doch bitte mal wie das Ganze bei dir angefangen hat.“ sagte Sarah zu Kathi, während sie sich noch etwas Kaffee in ihre Tasse goss.
„Da fängst du ja direkt mit einer der kompliziertesten Fragen an. Ich habe es vor 2 Jahren herausgefunden, dass mich Windeln faszinieren und habe mir dann hab ich mir, wie ich dir bereits gestern Nacht erzählt habe welche gekauft und sie mir angezogen. Ich fand das Gefühl einfach wunderbar, hatte bis dahin schon lange nicht mehr so eine Art von Wohlbefinden verspürt.“
„Glaubst du, dass das Ganz irgendwas mit dem Tod deines Vaters zu tun hat? Zwischen der Entdeckung deiner Windelleidenschaft und seinem Tod liegen ja nur ein halbes Jahr.“
„Möglich ist das, aber ich glaube eher nicht, dass das der Auslöser ist. Meine Mutter hat mich das Gleiche gefragt als sie es herausgefunden hat. Scheint auf den ersten Blick irgendwie logisch, dass es miteinander zusammenhängt, aber vorher übten Windeln auch schon einen gewissen Reiz auf mich aus, bis zu meinem ersten Kauf und dem ersten Tragen war es mir vermutlich nicht wirklich klar.“
„War es eigentlich bei deiner Mutter ähnlich einfach sie zu einer Erlaubnis zu überzeugen wie bei meiner?“
„Deine Mutter wurde doch gar nicht davon überzeugt etwas zu erlauben.“ lachte Kathi. „Sie hat es dir einfach erlaubt. Aber um zu deiner Frage zu kommen. Nein es war nicht so einfach. Ich musste echt lange mit ihr reden und diskutieren, damit sie damit umgehen konnte, vermutlich habe ich dir das abgenommen, was ich mit meiner Mutter mitgemacht habe. Was glaubst du wie froh ich war, als sie mir endlich ihren Segen gegeben hat?“
„Kann ich mir vorstellen. Weißt da was mich viel mehr interessiert? Es wird doch nicht nur eine Person geben, die diese Leidenschaft hat. Weißt du irgendwas von anderen?“
„Es gibt einige, die diese Leidenschaft haben, vielleicht grob geschätzt 10.000 Menschen hier in Deutschland und dann natürlich noch einige im Ausland und dann hast du noch eine große Dunkelziffer. Du kannst also nicht wirklich sagen wie viele es gibt, aber es gibt noch andere.“
„Wie hast du das herausgefunden, dass es andere gibt?“
„Warte kurz. Ich zeig es dir.“ Kathi kramte ihr Handy aus der Tasche und tippte ein wenig darauf herum, dann gab sie es Sarah in die Hand.
„Hier. Da siehst du eine der deutschen Communitys für Menschen mit einer Windelleidenschaft.“
Sarah machte große Augen.
„Was bespricht man da denn so?“
„Alles mögliche. Du kannst über Gott und die Welt sprechen, ganz normal eben, oder eben über speziellere Themen, also entweder Windeln an sich oder Babyzeug und Schnuller, aber auch Informationen über Veranstaltungen und Treffen kannst du dir ansehen und darüber schreiben. Geschichten gibt es auch noch.“
„Wow. Das ist ja verdammt viel. Sag mal hast du je jemanden getroffen, der auch die Leidenschaft hat Windeln zu tragen?“
„Nein ich habe bislang niemanden getroffen, naja, wenn man dich mal weglässt.“
„Moment mal, ich hab doch gesagt, dass ich mir noch nicht sicher bin wie ich zu dem Thema stehe, also bitte zähl mich nicht dazu, zumindest noch nicht.“
„Ist ja gut, entschuldige. Du kannst übrigens gerne mal durch das Forum schauen, ich hab mich gerade angemeldet, du hast also Zugriff auf alles.“
„Ich schau mal nebenbei ein wenig durch, aber erzähl mir bitte noch ein bisschen mehr. Gibt es so was wie Ausprägungsarten oder verschiedene Stufen dieser Windelleidenschaft?“
„Es gibt so was wie eine grobe Unterteilung. Zum einen hast du Windelliebhaber, auch Diaperlover oder kurz DL genannt, die gerne Windeln tragen. Dann gibt es Teenbabys oder Adultbabys, oder auch TB und AB, die nicht nur gerne Windeln tragen, sondern auch gerne in die Rolle eines Babys schlüpfen und sich z.B. bemuttern lassen. Dann hast du auch noch Adult Childs oder AC, im Prinzip so was wie ein Adultbaby, nur das man in die Rolle eines älteren Kindes und nicht in die eines Babys schlüpft.“
„Ok. Das klingt irgendwie beängstigend. Hat das irgendwas mit Kinderschändung oder so zu tun? Klingt irgendwie so als ob das in die Richtung geht.“
„Oh nein, das sind zwei vollkommen unterschiedliche paar Schuhe. Ein Pädophiler möchte etwas mit einem Kind anstellen. Abs, Tbs oder ACs wollen nicht mit einem Kind anstellen, sondern sie wollen das Kind sein bzw. spielen. Es hat absolut gar nichts miteinander zu tun, obwohl es vielleicht irgendwo den Anschein haben mag wenn man davon erzählt.“
„Dann ist gut. Hörte sich irgendwie nur so danach an. Das kommt davon, wenn man absolut keine Ahnung von etwas hat und davon berichtet bekommt. Das ist alles irgendwie befremdlich.“
„Meiner und deiner Mutter ging es da nicht anders. Das ist vollkommen normal.“
„Du hast mir doch gesagt, dass du ein Teenbaby bist. Wo liegt da jetzt der genaue Unterschied zu jemandem der nur gerne Windeln trägt?“
„Ich trage nicht nur Windeln. Ich bin gerne ein Baby und lasse mich unter anderem gerne bemuttern. Da gehören nicht nur Windeln dazu, sondern auch noch Dinge wie Bodys, Strampler, Schnuller, Fläschchen oder Babyspielzeug. Aber das muss nicht immer sein, manchmal hab ich gerne nur Windeln an.“
„Und das ganze Zeug gibt es in deiner Größe?“
„Ja findet man alles mit ein bisschen suchen im Internet, ist nicht immer ganz günstig, aber ist total knuffig.“
„Hast du irgendwas von den Sachen hier? Ich würde mir die gerne mal ansehen.“
„Ja, ein paar Sachen habe ich hier, die kann ich dir nachher mal zeigen. Bist du sicher, dass du nicht schon eine Leidenschaft entwickelt hast?“
„Nein ich bin mir noch nicht sicher. Ich brauche vermutlich ein wenig mehr Zeit und muss mich mit dem ganzen Thema mehr befassen, auch alleine. Kann man sich ohne weiteres in diesem Forum hier anmelden?“
„Klar, ist alles kostenlos.“
„Gut dann werde ich mir nachher mal nen Account zu legen und mal ein wenig stöbern. Irgendwie hab ich das Gefühl ich sollte einen eigenen Vorrat an Windeln haben oder nicht?“
„Kommt darauf an ob du in nächster Zeit vor hast welche zu tragen. Ein paar könnte ich entbehren, aber wir können auch welche kaufen gehen, ich kann dich da denke ich recht gut beraten. Was wäre dir denn lieber?“
„Ich glaube es ist besser, wenn ich dir nicht auf der Tasche liege, sollte mir das ganze nicht gefallen, kannst du immer noch die übrigen Windeln nehmen, schlecht werden die bestimmt nicht.“
„Das heißt dann wohl es geht auf zum Shoppen.“ Kathi lächelte Sarah freudestrahlend an.
„Ja aber lass uns vorher hier Ordnung machen, außerdem muss ich aus der Windel raus bevor wir gehen.“
„Willst du keine tragen wenn wir einkaufen gehen?“
„Ich bin mir nicht sicher, die fällt doch bestimmt auf.“ „Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Windeln fallen unter normaler Kleidung nicht auf.“
„Ne Kathi lass mal. Das ist mir zu riskant, mich könnte jemand sehen, der mich kennt, wenn das dann auffällt bin ich am Ende.“
„Gut, dann lass uns hier klar Schiff machen und ab geht es zum Shoppen.“
Die beiden räumten ihre Reste vom Frühstück beiseite und gingen in ihre Zimmer um sich umzuziehen und trafen sich einige Zeit später wieder unten um ihre kleine Shoppingtour zu beginnen.
Die beiden schlenderten erst mal ziellos durch die Stadt. Es war nicht sehr viel los, da es zum einen mitten in der Woche war, zum anderen waren alle Kinder, die sich in der Stadt hätten rum treiben können, gerade die Schulbank drückten. Kathi bemerkte, dass Sarah nervös zu werden schien.
„Du weißt, dass du das nicht machen musst oder?“ sagte sie zu ihrer Cousine.
„Ja ich weiß, aber ich finde es besser als dich auszunehmen wie eine Weihnachtsgans.“
„Aber das tust du doch gar nicht und selbst wenn es dazu käme, dann könnte ich alleine los gehen und mir Wi…du weißt schon was kaufen.“
„Das stimmt wohl, aber ich habe ja gesagt, wenn das ganze nichts für mich ist, kannst du die übrigen du weißt schon was von mir haben. Gibt es eigentlich kein anderes Wort dafür, also ich meine eins, das man gefahrlos in der Öffentlichkeit nutzen kann?“
„Natürlich gibt es das. Sag doch einfach Toast.“
„Toast?“
„Ja, ist irgendwann mal aufgrund einer Diskussion im Internet dazu gekommen, ich hab sie leider nie gelesen, aber seitdem gibt es Toast als sozusagen Codewort. Bist du dir wirklich sicher, dass du es tun willst?“
„Kathi, wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich mir momentan über gar nichts mehr ganz im Klaren, geschweige denn sicher, ob ich etwas tun sollte oder nicht. Ich will auch nur Toast zu Hause haben um nicht ständig bei dir aufschlagen zu müssen, es könnte ja mitten in der Nacht sein, dass ich auf ein Mal denke ich sollte vielleicht toasten. Sagt man das so?“
Kathi lachte. „Ja, toasten sagt man tatsächlich dazu. Aber es gäbe doch einfachere Wege um an Toast zu kommen. Warum so? Warum fragst du nicht deine Mutter ob sie dir welchen besorgen kann? Die Möglichkeit bestünde immerhin und ich gehe stark davon aus, dass sie es machen würde. Warum also so?“
„Ich weiß es nicht. Vermutlich suche ich den Nervenkitzel oder so.“
Sarah kramte in ihrer Handtasche rum und zog ihre Zigarettenschachtel aus der Tasche.
„Ach verdammt. Leer.“
„Vielleicht auch besser so. Vielleicht solltest du das mit dem Rauchen an den Nagel hängen?“
„Fängst du jetzt so an wie der Rest der Leute in meiner Umgebung?“
„Nein, nein ich will dir bestimmt nicht sagen was du tun und lassen sollst, aber vielleicht wäre das ein weiterer Schritt um ein neues Ich zu finden.“
„Ich weiß noch nicht ein Mal ob ich ein neues ich bin oder ob ich eins sein will.“
„Überlege es dir einfach es wäre auf jeden Fall etwas was nicht schaden würde. Hast du eigentlich eine Vorstellung was du kaufen möchtest?“
Sarah blieb stehen und drehte sich zu Kathi.
„Naja ich denke mal Toast. Kann ja nicht so schwer sein oder?“
„Das täuschst du dich aber gewaltig. Es gibt einige Unterschiede.“
„Die wären?“
„Naja zum einen Plastikfolie oder Textiloberfläche. Dann natürlich noch die verschiedenen Saugstärken. Soll heißen je größer die Saugkraft, desto dicker der Toast.“ „Das klingt jetzt nicht gerade kompliziert würde ich sagen.“
„Das nicht, aber jeder Toast ist anders geschnitten, passt also besser oder schlechter. Wir wissen ja immer hin schon mal von einer Sorte die dir passt.“
„Ja die waren echt nicht schlecht. Plastikfolie und auch ein wenig dicker, wenn ich mich nicht täusche. Mal so ne blöde Frage gibt es noch dickere?“
„Ein paar sind noch ein wenig dicker oder gleich dick. Momentan kommen also schon mal die Molicare in die engere Auswahl. Wenn du Toast willst, der ähnlich dick, wenn nicht sogar noch was dicker ist, dann wären Abriform noch ein Alternative für dich. Alles was dicker ist als die beiden wirst du nicht einfach so in der Apotheke finden, dafür musst du das Internet befragen.“
„Hmmm…die zweite Option klingt irgendwie gut.“
„Dann haben wir das immerhin schon mal geklärt. Ich hoffe wir finden die in der Apotheke hier.“
„Werden wir sehen. Wir sind auch gleich da.“
„Du musst doch tierisch nervös sein oder nicht?“
„Ich gebe mir Mühe es nicht so zu zeigen, aber ich habe das Gefühl, dass meine Beine jeden Moment nachgeben könnten.“
„Das sind ja beste Voraussetzungen. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich stehe dir dabei zur Seite.“
Sie schritten weiter ohne weitere Worte miteinander auszutauschen. Ihr Ziel, die örtlich Apotheke, erschien vor ihren Augen. Als sie die Tür erreichten, gingen Sarah tausend Gedanken auf einmal durch den Kopf, so dass es ihr nicht mal möglich war diese zu ordnen. Sie schaute zu Kathi. Kathi nickte nur und zog die Türe zur Apotheke auf.
Kapitel 10: Begegnung der etwas anderen Art
Srah und Kathi betraten die Apotheke. Als sie im Thekenraum standen rochen sie schon den typischen Apothekengeruch nach Medikamenten und Salben und ähnlichem. Der Thekenbereich war leer. Sarahs Gedanken kreisten wie wild hin und her, sollte sie wirklich Windeln kaufen? Und dann auch noch für sich selbst? Würde sie jemand sehen, der sie kannte und wenn ja was sollte sie antworten? Die Wahrheit war definitiv nicht die beste Idee, so viel war ihr klar. Wie sollte sie es im schlimmsten Fall der Fälle schaffen mit einem mehr oder weniger starken blauen Augen aus der Situation zu entfliehen? Ihr gingen mehrere Möglichkeiten durch den Kopf. Zum einen wäre die Möglichkeit zu sagen, dass sie nachts ein Problem hat, dass wäre zu dem eine gute Begründung hier in der Apotheke, wenn sie nach den Windeln fragen würde. Zu anderen könnte sie vielleicht Kathi als Schutzschild benutzen, wobei sie das nur in den extremsten aller Fällen nutzen wollte. Es musste irgendwie möglich sein ohne weitere Probleme in eine Apotheke zu spazieren, Windeln zu kaufen, die Apotheke zu verlassen und mit den gekauften Windeln nach Hause zu gehen. Andere Leute überfielen Banken und das ist bei Weitem komplizierter. Warum machte sich Sarah also wieder so einen Kopf um die ganze Sache? Einfach rein, kaufen, raus, fertig.
„Tief durchatmen.“ sagte sie zu sich.
„Sarah ich frage vorsichtshalber noch ein aller allerletztes Mal. Du willst das wirklich tun oder?“
„Ja“ hauchte sie Kathi leise zu.
„Nur für den Fall, dass ich nicht klar komme, kannst du mich unterstützen?“
„Wie sollte ich das tun?“
„Keine Ahnung. Lass dir dann einfach was einfallen.“
Plötzlich wurden beide aus ihrem Gespräche gerissen, als eine junge Frau mittleren Alters, sie mochte nach Sarahs Einschätzung höchstens 30 sein, sie freundlich fragte wie sie ihnen weiterhelfen kann. Sarah schritt auf die Verkäuferin zu und dachte bei jedem Schritt, dass ihre Knie gleich den Dienst versagen würden. Schritt um Schritt nährte sie sich. Es kam ihr wie ein halbe Ewigkeit bis sie endlich vor der Verkäuferin stand. Kathi hielt sich derweil im Hintergrund auf. Sarah atmete nochmals tief durch und antwortete schließlich auf die Frage der Verkäuferin:
„Ja, sie können mir vielleicht weiterhelfen.“
„Was kann ich denn für sie tun?“
„Nun ja, ich habe da ein kleines Problem.“ sagte Sarah kleinlaut und wurde rot.
„Was ist das für ein Problem?“
„Ich habe ein Problem mit dem Einhalten. Ich mache in der letzten Zeit öfters in mein Bett und ich suche deswegen nach….“ sie stockte, etwas in ihrem Inneren wollte nicht sagen was sie suchte, egal wie sehr sie es auch versuchen wollte, das einfach Wort „Windeln“ wollte ihren Mund nicht verlassen.
„Suchen sie Medikamente gegen das Bettnässen? Oder wollen sie ihr Bett schützen?“
„Ähm…wie muss ich mir das mit dem schützen vorstellen?“
„Sie kennen doch bestimmt Windeln für Babys oder?“
„Ja“
„Es gibt auch Windeln für ältere Menschen, die entweder wegen ein völligen Inkontinenz oder eben wegen des Bettnässens Windeln tragen. Diese sind natürlich entsprechend saugfähiger und größer als die für Babys. Haben sie an so etwas gedacht?“
Sarah nickte.
„Gut wissen sie schon in etwa was sie brauchen oder brauchen sie eine Beratung zu dem Thema?“
„Ähm…ich habe da etwas über eine Windel namens Abriirgendwas gelesen, die sehr gut sein soll. Hätten sie die da?“
„Abriform meinen sie bestimmt. Da müsste ich meine Kollegin rufen, die sich normalerweise mit den Inkontinenzprodukten befasst. Nehmen sie doch einen Moment Platz.“
Sarah setzte sich auf einen der Stühle, die in der Nähe standen und versuchte erst mal ihren Puls wieder etwas nach unten zu kriegen, in dem sie mehrmals tief durchatmete.
Sie wartete einige Minuten bis die besagte Kollegin Apothekenangestellten erschien. Sarah rutschte das Herz fast in die Hose. Scheiße dachte sie. Besagte Kollegin war keine Unbekannte, schlimmer noch, sie kannte sie sogar sehr gut. Es war die Mutter ihrer besten Freundin. Sarah wusste genau, dass sie hier arbeitete, aber hatte dennoch nicht daran gedacht, dass sie sie hätte treffen können und nun war es auch noch genau die Kollegin, die sich um Inkontinenzprodukte kümmerte. Es konnte kaum besser laufen. In ihrem Kopf spielten sich schon Szenarien ab in denen Sandra, ihre beste Freundin, von ihrer Leidenschaft erfahren hatte und ihr den Rücken kehren würde und sie verspotten würde. Wie konnte sie sich jetzt noch aus dieser Situation retten? Sie blickte zu Kathi und versuchte einen Gesichtsausdruck zu zeigen, der ihrer Meinung nach ihrer ganze Angst und Verzweiflung über diese Situation so bündeln würde, dass Kathi es merken würde, nein sogar merken musste und sich dann schützend vor sie werfen würde. Bevor Kathi überhaupt reagieren konnte, hatte die Mutter von Sarahs Freundin schon auf die Anwesenden reagiert.
„Hallo wie kann ich Ihnen helfen? Meine Kollegin….Sarah bist du das? Das ist ja eine Überraschung. Was führt dich denn hier hin?“ sagte sie mit einem so netten Lächeln im Gesicht, dass es schon fast wieder unangenehm war.
„Hallo Sabine. Ich…ich…“ Sarah konnte es einfach nicht herausbringen. Irgendetwas in ihrem Kopf schien ihre Zunge zu lähmen und sie schien unfähig zu sprechen.
„Ja, was kann ich für dich tun?“ fragte Sandras Mutter erneut.
„Für Sarahs gar nichts.“ hörte es Sarah von hinter ihr erklingen.
Puh dachte sie sich, Kathi würde die Sache jetzt regeln und sie würde aus dieser misslichen Lage ohne irgendwelche Probleme hervorgehen.
„Ich wollte nur nicht so direkt nach jemandem fragen. Das Ganze ist mir ein wenig peinlich und schüchtern bin ich auch noch.“ sagte Kathi zu Sandras Mutter kleinlaut.
Sarah wusste genau, dass Kathi gerade die schauspielerische Leistung schlechthin hinlegte, da sie bislang keinerlei Unsicherheiten wegen der Windeln gezeigt hatte.
„Sarah wer ist deine Freundin? Irgendwoher kommt sie mir bekannt vor.“
„Das ist meine Cousine Kathi. Ich weiß nicht ob du dich noch an sie erinnern kannst?“
„Hmmm, das ist schon ne Weile her, aber man erkennt, dass ihr irgendwo zu einer Familie gehört. Also Kathi wie kann ich dir helfen? Du brauchst keine Angst zu haben hier ist alles vertraulich und bleibt in diesen vier Wänden, selbst Sarah braucht nichts von deinem Problem zu erfahren, wobei ich eher davon ausgehe, dass sie Bescheid weiß, wie hättest du sie sonst vor schicken können.“
Kathi schaute verlegen durch den Raum und bewegte den Fuß unruhig auf dem Boden um Nervosität zu symbolisieren.
„Ähm…ich…hab ein Problem mit Einhalten. Aber nur nachts.“ sagte Kathi.
„Das muss dir nicht peinlich sein, es geht nicht nur dir so. So viel sei gesagt, du bist weiß Gott nicht die einzige Jugendliche, die mit diesem Problem hier auftaucht. Warst du damit schon beim Arzt?“
„Ähm…nein das hat sich erst während meiner Ferien hier entwickelt und jetzt will ich irgendwas tun um nicht immer in einem nassen Bett aufzuwachen. Was habe ich da genau für Möglichkeiten, ich will jetzt aber nicht irgendwelche Medikamente.“
„Kathi ohne Arzt werden wir dich bestimmt nicht mit Medikamenten vollstopfen, das dürfe wir gar nicht. Eine Möglichkeit, die du hättest wäre das tragen von Inkontinenzslip.“
„Von was?“ fragte Kathi, die ihre Rolle der vollkommen Unwissenden fast so perfekt spielte, dass selbst Sarah glaubte, dass Kathi wirklich wegen dieses Problems hier in der Apotheke wäre und nicht aus anderen Gründen.
„Einfach ausgedrückt handelt es sich dabei um Windeln für Erwachsene.“
„Bitte was? Ich soll Windeln anziehen wie ein Baby?“ Kathi spielte auch ein bisschen Verzweiflung vor.
„Kathi das ist gar nicht so schlimm wie es sich anhört. Du bist ja nicht automatisch ein Baby nur weil du „Windeln“ trägst. Du brauchst sie aus medizinischen Gründen und vor allem brauchst du sie nur nachts, deshalb wird sie außer deiner Familie, wenn überhaupt, kein anderer Mensch zu sehen kriegen und ich glaube nicht, dass deine Familie dich damit aufziehen wird.“
„Das stimmt wohl. Aber woher weiß ich ob das wirklich das Richtige für mich ist?“
„Ich kann dir Proben anbieten, wenn du willst.“ sagte Sabine.
„Ich weiß nicht. Helfen die denn wirklich?“
„Es gibt viele Menschen mit solchen Problemen und die schwören auf Inkontinenzslips. Ob du sie tragen willst, kannst du immer noch selber entscheiden. Wenn du welche zum Probieren haben möchtest muss ich nur wissen wie groß dein Hüftumfang ist und wie viel Flüssigkeit du verlierst. Ach und ich muss noch wissen ob du lieber welche zum Hochziehen also so was wie eine saugfähige Unterhose oder eine Windel zum Zukleben haben möchtest.“
„Hmmm…ich weiß nicht ob es das Wahre ist…Sarah was meinst du?“ Kathi blickte auf Sarah.
Kapitel 11: Kauf geglückt
Sarah atmete tief durch und sammelte ihre Gedanken. Sie wir immer noch mehr als glücklich, dass Kathi für sie in die Bresche gesprungen war, aber jetzt war es an ihr, irgendwie über Kathi an die für sie bestimmten Windeln zu gelangen. Das Spiel musste blind gelingen. Sie hoffte, dass Kathi das ganze in die richtige Richtung lenken würde damit alles glatt lief.
„Schuldige Kathi, ich hab dir gerade nicht zugehört. Kannst du die Frage nochmal wiederholen?“ fragte Sarah.
„Es ging darum ob ich lieber diese Hochziehdinger…“
„Pants“ warf Sabine ein.
„Ja, Pants genau“, sprach Kathi weiter „Also ob ich diese Pants oder Windeln zum zukleben brauche bzw. haben möchte.“
„Hmm…“ überlegte Sarah laut. „Also wenn ich an das nasse Bett heute morgen denke würde ich eher sagen die zum kleben, die anderen verrutschen bestimmt eher und dann hat sich das mit dem Schutz des Bettes.“
„Danke für die Erinnerung Sarah!“ erwiderte Kathi leicht gereizt.
„Ganz ruhig Mädels. Kathi ich habe doch schon gesagt, dass dir das nicht peinlich sein muss und Sarah hat das bestimmt nicht böse gemeint.“ sagte die Apothekenangestellte.
„Also zum Kleben richtig und anscheinend auch in der entsprechenden Saugstärke?“ fuhr sie fort.
Kathi nickte nur.
„Dann gibt es noch das Problem mit der Größe. Ich gehe mal nicht davon aus, dass du deinen Hüftumfang kennst oder?“ fragte sie.
„Nein.“ erwiderte Kathi.
„Aber ich kenne meinen“ warf Sarah ein.
Kathi und Sabine schauten beide zu Sarah und fragten stumm wie das weiterhelfen sollte. Sarah fiel in dem Moment auf, dass sie den ersten Patzer gebracht hatte. Jetzt musste sie sich schnell etwas einfallen lassen warum sie auf einmal mit ihrem Hüftumfang um Ecke kam obwohl die Windeln ja augenscheinlich für Kathi waren.
„Wir…sind doch ähnlich gebaut.“ sagte Sarah mit leicht unsicherer Stimme „Cih dachte das könnte vielleicht helfen.“ setzte sie nach.
„Das ist gar kein schlechter Einwand Sarah.“ erwiderte Sabine „Aber wie kommt es, dass du auf Anhieb deinen Hüftumfang kennst?
„Ach weißt du ich war vor kurzem beim Schneider und habe mir ein Kleid bestellt. Der hat natürlich alles gemessen und den Hüftumfang konnte ich mir zufälligerweise merken. Der betrug ca. 75 cm.“
„Ok, dann kommen für Kathi wohl 2 Größen in Betracht. Größe S oder Größe M.“ sagte Sabine.
„Kann man nicht einfach erst mal eine Packung der M probieren?“ fragte Kathi, „wenn die nichts sind, dann können wir immer noch wiederkommen, ich bin ja noch ein paar Tage länger hier und möchte mich jetzt eigentlich bis heute Abend nicht mehr mit dem Thema auseinandersetzen.“
„Ich würde dir zwar eigentlich erst mal Proben mitgeben, aber du kannst natürlich auch eine ganze Packung mitnehmen. In einer Packung befinden sich 14 Slips, wenn sie passen hättest du für die nächsten 14 Tage deine Ruhe. Warte kurz ich hole das Paket von hinten.“ daraufhin verschwand Sabine.
Kathi schaute kurz zu Sarah und zwinkerte ihr zu. Alles schien zum gewünschten Ergebnis zu führen. Ein Problem weniger, dachte sich Sarah. Die Mutter ihrer besten Freundin Sandra erschien wieder im Verkaufsbereich. In ihrer Hand trug sie das Paket Abriform.
„So, lasst mich das kurz in die Kasse eingeben. Dann bekomme ich 24,00 €.“ sagte sie.
Kathi kramte in ihrer Tasche nach ihrem Portemonnaie und suchte nach Bargeld. Sie fand einige Scheine, aber sie hatte jetzt keine Lust die Windeln von Sarah zu zahlen, vor allem hatte Sarah selbst gesagt, sie wolle ihr nicht auf der Tasche liegen.
„Ähm…ich habe wohl vergessen Geld mitzunehmen.“ sagte Kathi „Sarah kannst du mir aushelfen? Ich habe mein Geld noch bei euch liegen, du kriegst es sofort wieder wenn wir zurück sind.“
Sarah zückte ihr Portemonnaie und bezahlte. Die Packung Windeln wanderte noch in eine blickdichte Tüte und wurde Kathi ausgehändigt.
Daraufhin verabschiedeten sich die 3 von einander und Sarah und Kathi verließen die Apotheke.
Kaum hatte sich die Türe hinter ihnen geschlossen, entfuhr Sarah ein erleichtertes „Puh“.
„Da hast wohl nicht bedacht, dass die Mutter deiner besten Freundin hier arbeitet oder Sarah?“ sagte Kathi.
„Komm mir jetzt bitte nicht mit Vorwürfen, weil du für mich in die Bresche springen musstest. Ich habs einfach komplett ausgeblendet. Aber jetzt weiß ich, dass ich hier solche Einkäufe in Zukunft nicht tätigen kann.“ sagte Sarah
„Naja dann bestell sie halt online, funktioniert auch wunderbar und ist günstiger.“ erwiderte Kathi
„Das könnte natürlich ein Lösung sein, du wirst bestimmt ein bis zwei gute Seiten für mich haben oder? Die kannst du mir ja später zeigen. Weißt du was ich jetzt erst mal brauche?“
„So wie ich dich kenne…vermutlich nen Kaffee und ne Zigarette.“ sagte Kathi grinsend.
„Bin ich so durchschaubar?“ fragte Sarah verwundert.
„In der Beziehung eindeutig ja. Ich würde zwar ungern die ganze Zeit das Zeug mit mir rumschleppen, aber ich würde mal sagen nach der Aktion von gerade eben ist es sicherer, wenn ich es weiterhin mit mir rum trage. Der Kaffee geht dafür auf dich, sozusagen als Träger- und Retterlohn.“ erwiderte sie Sarah.
„Wenns weiter nichts ist, dann komm mit wir müssen ein Stück weiter.“ sagte Sarah und bewegte sich langsam weiter in Richtung der Innenstadt.
Kapitel 12: Gedanken auf Abwegen
Sarah und Kathi waren einige Minuten durch die Fußgängerzone der Stadt geschlendert als sie im Cafe ankamen. Die Stadt war voller Menschen, die ihre Einkäufe erledigten und auch immer mehr Kinder kreuzten ihren Weg, die Schule musste vorbei sein. Sarah schaute auf ihr Handy 14.30 zeigte die Uhr die letzten Schulstunden waren tatsächlich vorbei. Das Kindergeschrei machte die Fußgängerzone und das Cafe einladender, aber Kaffee musste jetzt sein. Zigaretten hatte sie sich unterwegs besorgt. Sie hätte auch mit Kathi nach Hause gehen können, aber irgendwie wollte sie noch nicht zurück. Fürchtete sie sich davor zu Hause zu sein, weil sie dort die Möglichkeit hätte „ihre“ Windeln zu tragen. Sie war immer noch gespaltener Ansicht zu dem Thema. Zum einen war die Windel, die sie getragen hatte weich und bequem, auch die Nässe in der Windel war nicht schlimm, aber es kam ihr trotzdem weiterhin komisch vor. Zu Hause würde sie sich vermutlich noch mehr Gedanken machen schloss sie, das würde sie nur an den Rand des Wahnsinns führen. Nichts was jetzt erstrebenswert ist. Kathi hatte sich während Sarah noch in Gedanken schwelgte einen Platz gesucht und wartete darauf, dass sich Sarah zu ihr setzt.
„Sag mal Sarah willst du die ganze Zeit bloß darum stehen und dich von irgendwem umrennen lassen? Fragte Kathi
„Ähm, nein, ich komm ja schon. Nicht mal zwei Minuten nachdenken darf man wenn man mit dir unterwegs ist.“ erwiderte Sarah leicht genervt.
„Nachdenken kannst du zu Hause auch noch, bringt dir vermutlich sogar mehr als hier wie angegossen rumzustehen und dich umrennen zu lassen.“ sagte Kathi
„Ob das mehr bringt weiß ich nicht Kathi. Lass uns jetzt erst mal den Kaffee trinken, vielleicht geht’s mir danach besser. Die letzte Nacht hat mich vermutlich einfach nur mitgenommen. Vermutlich zu wenig geschlafen.“ erklärte Sarah
„Wenn du das sagst, aber ich denke nicht, dass der Schlafmangel der letzten Nacht beschäftigt, sondern andere Dinge, aber wenn du nicht drüber reden willst, auch in Ordnung.“ schloss Kathi vorerst die Unterhaltung ab.
Sarah schweifte wieder in ihre Gedanken ab. Sie kam sich komisch, gar abnormal vor. Irgendwie schienen die Menschen in ihrer Umgebung das nicht als tragisch anzusehen. War das Windeltragen normaler als sie dachte. Ja Windeltragen war normal, aber zum Spaß…aber es war kein Verbrechen so viel war klar, in den Augen der Gesellschaft vielleicht wer weiß, aber ihre Mutter schien es offenkundig nicht zu stören, Kathi sowieso nicht. Was war mit ihrem Vater? Sollte sie es ihm sagen oder es lieber sein lassen. Vor allem was sollte sie ihm sagen. Ich habe eine Windel getragen und fand es interessant, aber weiß noch nicht ob ich das nochmal machen werde oder in Zukunft öfter tun werde, aber nicht weiß ob mir das gefällt. Wäre vermutlich ähnlich konstruktiv wie bei einem Coming out zu sagen ich habe ein Mädchen geküsst, weiß aber nicht ob mir das gefallen hat und ob ich es wieder tun würde. Nur um auf andere Gedanken zu kommen, dachte Sarah daran ob sie schon mal ein Mädchen geküsst hatte, aber ihr viel keins ein. Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen.
„Guten Tag was kann ich ihnen zu trinken bringen?“ fragte der junge Kellner neben ihr.
„Guten Tag. Ähm…Kaffee…einfach nur schwarzen Kaffee bitte.“ erwiderte Sarah
„Gerne.“ er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand im Laden um die bestellten Getränke zu holen.
„Wie lange stand er schon neben mir?“ fragte Sarah Kathi.
„Naja, ich würde mal sagen ne gute Minute oder so. Du hast auf zwei Fragen von ihm nicht reagiert.“ sagte Kathi
„Ok, das ist definitiv nicht normal.“ sagte Sarah entschlossen
„Was meinst du jetzt?“ fragte Kathi verwundert
„Dass ich nicht mal eine simple Entscheidung treffen kann oder einfach etwas mache kann ohne, dass ich mir das ganze schon vorher tot denke.“ sagte Sarah
„Tja, du denkst halt viel darüber nach was würde passieren wenn. Sag Bescheid wenn du bei dem Punkt angelangt bist und darüber nachdenkst was wäre wenn in China ein Sack Reis umfällt. Dann sollten wir uns ernsthaft Sorgen um dich machen. Das du die Gedanken aktuell hast völlig normal. Erklärte ihr Kathi.
Sarah hoffte innerlich nicht nochmal jemandem aus ihrem Bekanntenkreis zu begegnen, vielleicht würden ja alle einfach zu Hause abhängen. Sie wunderte sich auch, dass sich noch niemand ihrer Klassenkameraden bei ihr gemeldet hatte. Sie war gestern ja einfach nur zum Rektor bestellt wurden und danach nicht in das Klassenzimmer zurückgekehrt. Zu wundern schien das anscheinend niemanden und niemand schien sich Sorgen um sie zu machen. Auch Sandra hatte sich nicht bei ihr gemeldet. Dadurch, dass Kathi gestern angekommen war, hatte sie völlig vergessen ihrer besten Freundin zu erzählen, dass sie die nächsten zwei Wochen nicht in der Schule erscheinen würde. Später würde sie Sandra kurz eine Nachricht schreiben oder sie kurz anrufen und ihr erzählen warum sie sich nach dem gestrigen Tag nicht bei ihr gemeldet hatte. Einiges würde sie auslassen müssen, vermutlich das wichtigste, das was ihr die quälenden Gedankenketten auferlegte und sie immer wieder aufs neue in ihren persönlichen Wahnsinn trieben.
In der Zwischenzeit war der Kellner mit dem Kaffee zurückgekommen. Sarah hatte sein Erscheinen wiedermal nicht bemerkt und musste von Kathi darauf aufmerksam gemacht werden, dass ihr Kaffee vor ihr stand. Sie nippte ein paar Mal an der Tasse und stellte die Tasse wieder zurück. Sie griff in ihre Handtasche und kramte ihre Zigaretten hervor und zündete sich eine davon an. Sie lehnte sich in dem Stuhl zurück und sah Kathi an.
„Sag mal Kathi: Hast du eigentlich noch irgendwas anderes neues zu berichten als das was wir gestern schon besprochen haben? Ich brauch gerade Ablenkung.“
Kathi wollte gerade ansetzen als sie unterbrochen wurde.
„Du hast doch bestimmt Interessanteres zu erzählen oder Sarah? Zum Beispiel wo du heute warst.“
ertönte eine Stimme hinter ihr.
Sandra. Scheiße war das einzige was Sarah in den Sinn kam.
Kapitel 13: Die so ziemlich nervigste Freundin
Scheiße, jetzt muss ich mich echt zusammenreißen…wenn Sandra mitkriegt wie daneben ich gerade bin, denkt die sonst irgendwas, dachte sich Sarah. Sie hoffte inständig, dass Kathi das Spiel aus der Apotheke weiter mitspielen würde, sonst hätte sie schon das nächste Problem an der Backe. Sie mochte Sandra, verständlicherweise, sie war immerhin ihre beste Freundin, doch charakterlich trennten beide Welten. Bei waren nahezu Musterschülerinnen, in sofern bestand noch eine Gemeinsamkeit, doch während Sarah größtenteils aufmüpfig war und sich nicht um Regeln scherte, tat Sandra eben genau das. Sie versuchte sich nicht einen falschen Schritt zu erlauben. Von Beliebtheit hielt sie ebenfalls nicht viel. Sie war zwar in der schule akzeptiert, aber eigentlich hatte nur Sarah außerhalb der schule etwas mit ihr zu tun. Sandra schien dies offenkundig nicht zu stören. Sie umgab sich weniger gern mit anderen Menschen, Partys und Ähnliches mied sie nach Möglichkeit. Trotz der Gegensätze, hatte sich aus der Bekanntschaft eine innige Freundschaft entwickelt. Manches Geheimnis teilten beide miteinander. Sarah hatte aber in keinster Weise vor ihr alle Neuigkeiten der letzten Stunden auf einem Silbertablett zu servieren. Erst einmal benötigte sie selbst Klarheit über den aktuellen Stand der Dinge und Sandra wollte sie vorerst gar nicht in ihre Gedanken einbeziehen. Sie hoffe, dass Sandra sich nicht verewigen würde und möglichst schnell das Weite suchen würde. Irgendwo schon fies gedacht, dachte sich Sarah zeitgleich, aber egal, damit muss ich erst einmal leben und Sandra wird es wohl überleben. Im schlimmsten Fall brechen ich und Kathi halt einfach auf, weil wir noch was anderes geplant haben, es wird sich schon irgendwie machen lassen.
Während Sarah vor sich her gedacht hatte, war Sandra zu dem Tisch der beiden gestoßen.
„Hi Sarah.“ begrüßte sie ihre Freundin.
Sarah stand auf, umarmte Sandra und sagte: Na, du. Was machst du denn hier?“
„Das selbe könnte ich dich fragen. Was machst du hier, warum warst du nicht in der Schule? Haben sie es endlich geschafft dich runter zuschmeißen oder machst du einfach nur blau? Und mit wem sitzt du hier rum?“ kam es fast wie aus einem Wasserfall gesprudelt.
„Wow, ganz ruhig Sandra, eins nach dem anderen.“ erwiderte Sarah „Setz dich erst mal, dann kriegst du deine Antworten.“ Sarah schaute kurz zu Kathi ob dort irgendein Zeichen von Abneigung gegen diese Idee zu sehen war. Kathis Gesicht zeigte keinerlei Spur, die Sarah als Ablehnung erkennen konnte. „Die hat ja echt die Ruhe weg.“ dachte Sarah „In Windel in der Öffentlichkeit und dann auch noch ein ganze Paket mit sich rum tragen, Respekt. Ich frage mich ob sie das schon öfter gemacht hat? Das muss ich sie unbedingt nachher mal fragen.“
Sandra hatte sich in der Zwischenzeit einen Stuhl geschnappt und setzte sich zu den beiden.
Der Kellner von vorhin erschien erneut und nahm die Bestellung auf. Kurze Zeit später standen 3 Tassen Kaffee auf dem Tisch.
„Also Sarah wer ist deine Begleitung?“ ergriff Sandra wieder das Gespräch.
„Ich bin Kathi.“ sagte Kathi bevor sich Sarah zu Wort melden konnte.
„Kathi…Kathi? Ach ja ich erinnere mich grob. Du bist doch Sarahs Cousine oder nicht?“ stellte Sandra fest.
„Die Kandidaten erhält hundert Punkte“ warf Sarah ein.
Alle lachten.
„Ich dachte ihr wärt schon vor längerer Zeit weggezogen? Wie kommt es, dass du mitten in der Woche hier bist?“ fragte Sandra.
„Wenn ich es nicht besser wüsste Sandra würde ich sagen, du wirst irgendwann mal Anwältin oder so was und übst gerade schon mal mit Kathi Kreuzverhör.“ sagte Sarah.
„Upps…schuldigung. Passiert mir einfach zu oft, dass ich Leute mit Fragen durchlöchere. Ich hoffe das war nicht unangenehm Kathi.“ erwiderte Sandra nach Sarahs Einwurf.
„Nee, passt schon. Ist auch ganz einfach beantwortet. Meine Mutter ist verreist und hat mich bei meiner Tante und Sarah abgeliefert, das hat sich angeboten, da bei uns bereits Ferien sind. Und jetzt bin ich erst mal ein paar Wochen hier.“ antwortet Kathi gelassen.
„Und deshalb machst du bestimmt jetzt blau oder haben sie dich tatsächlich rausgeworfen Sarah? Nur um mit deiner Cousine in der Stadt abzuhängen?“ fragte Sandra Sarah.
Sarah kramte nach ihren Zigaretten und zündete sich noch ein an.
„Naja sagen wir es mal so; Ich habe endlich eine weitere sinnvolle Verwendung für meine Zigaretten gefunden.“ erzählte sie grinsend.
„Wie soll ich das jetzt verstehen?“ fragte Sandra verwirrt.
„Na ist doch ganz simpel. Ich wurde gestern zufälligerweise beim Rauchen auf dem Schulgelände erwischt.“
„Ja und das ist doch schon öfter passiert und da biste danach auch nicht zu Hause geblieben.“ warf Sandra ein.
„Wenn du mich mal zu Ende erzählen lassen würdest, dann weißt du warum ich nicht in der Schule bin.“ setzte Sarah erneut an.
„Also doch Rauswurf!“ unterbrach Sandra sie erneut.
„Kathi, bitte geh zwei Straßen weiter, da ist ein Heimwerkerladen und Kauf mir Klebeband, damit ich Sandras Mund zu kleben kann, sonst begehe ich heute noch einen Mord.“ befahl Sarah sarkastisch.
„Ne lass mal Sarah, ich genieße lieber den Mord und Totschlag Sarah.“ sagte Kathi, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme um das weitere Schauspiel zu begutachten.
Sarah atmete tief durch. Immerhin sorgte Sandras Art der dauernden und zum Teil auch nervigen Unterbrechungen dafür, dass Sarah gerade keinen Gedanken an andere Dinge verschwenden musste, sondern sich voll und ganz auf das konzentrieren musste was sie erzählen wollte.
„Sarah? Bist du gerade am überlegen wie du mir das mit dem Rauswurf sagen sollst oder warum sagst du nichts mehr?“ frage Sandra.
„Sandra, atme mal tief durch und lass mich mal ausreden. Was bist du denn heute so aufgekratzt.“ setzte Sarah an. „Nein, warte lass mich erst erzählen und dann kannst du es mir sagen.“ setzte sie nach bevor ihre Freundin einen Ton raus bringen konnte. „ Der neue Direx hat mich nicht rausgeworfen, keine Angst du musst das nächste Schuljahr nicht ohne mich verbringen. Er hatte einfach nur keine Lust mich in den nächsten zwei Wochen öfter in seinem Büro zu sehen, da hat er mich halt freigestellt. Er meinte die Noten würden eh feststehen und da könnte ich genauso gut zu Hause bleiben.“
Sandra atmete erleichtert auf. Die Schule ohne ihre beste Freundin schien kein schöner Gedanke für sie zu sein. „Weißt du, das beruhigt mich ungemein. Ich dachte wirklich schon du hättest es so weit getrieben, dass sie dich raus werfen würden. Wie schaffst du das bloß immer wieder mit nicht mal einem blauen Auge aus solchen Situationen herauszukommen?“ fragte sie.
Sarah zuckte nur mit den Schulter. „Schlau und asozial scheint ebenso viel zu bringen wie schlau und regelkonform. Ersteres wie man sieht manchmal sogar mehr. Warum hängst du eigentlich die letzten Wochen noch im Unterricht rum? Hast du Angst was zu verpassen? Könntest ja auch einfach krank machen, würde an deinen Noten auch nicht mehr ändern. Oder hast du einfach nur Panik, dass es jemand herausfindet und deine Akte dicker wird?“ fragte Sarah
„Ich bin froh, dass meine Akte nicht so gut gefüllt ist wie deine. Wer weiß wer die später mal ausgräbt. Das muss ich nicht haben.“ erwiderte Sandra stolz.
„Naja, mich stört die Akte eben nicht. So jetzt sag mal warum du vorhin so aufgekratzt warst und was dich hierin treibt.“
„Aufgekratzt, ja, aufgekratzt war ich eigentlich hauptsächlich wegen dir, weil ich dachte, dass man dich von der schule geschmissen hätte und hier nun ja, hier bin ich eher zufällig. Ich wollte noch etwas shoppen.“ erklärte Sandra
„Du und shoppen? Wer bist du und was hast du mit der echten Sandra gemacht? Immer wenn ich shoppen gehen wollte und du mitkommen solltest, war das echt ein Kampf dich aus dem Haus zu kriegen.“ erwiderte Sarah neugierig.
„Ähm…ja…soll vorkommen, dass man auch mal Dinge macht, die man sonst nicht tut oder nicht?“ sagte Sandra leicht verunsichert.
„Naja seltsam ist es trotzdem.“ schloss Sarah vorerst das Shoppingthema.
„Was macht ihr eigentlich hier?“ fragte Sandra.
„Ähm…“ setzte Sarah an und schaute kurz zu Kathi, die sich während der ganzen Unterhaltung der beiden zurückgehalten hatte und darauf gewartet hatte, dass sich die beiden an die Gurgel gehen. Sie konnte nicht erkennen ob Kathi in das Gespräch einsteigen wollte oder nicht.
„Hmm..öhm…was?“ fragte Sandra nochmal.
„Wir waren auch bloß shoppen.“ sagte Sarah kurz.
„Und was schönes gefunden?“ fragte Sandra weiter.
„Ne, ich hab nichts gefunden.“ erwiderte Sarah.
„Und du Kathi, hast du irgendwas Schönes gefunden? Sieht zumindest so aus bei der großen Tüte.“ sagte Sandra
Scheiße, die Tüte dachte Sarah. Klar Kathi trug die ganze Zeit die Tüte mich sich rum. Was wäre wenn Sandra einen Blick in die Tüte werfen wollte? Würde Kathi das zulassen. Wie würde Kathi reagieren, wie sie selbst und as sie selbst am meisten beunruhigte, wie würde Sandra reagieren.
„Ach weißt du Sandra, dass ist nichts dolles was kathi da mit sich rum trägt. Nur irgendwelcher Plunder. Sieht nicht mal gut aus.“ warf Sarah ein um ihre Freundin von der Tüte abzulenken.
„Naja du hast manchmal eh nen komischen Geschmack. Vielleicht sollte ich mir selbst ein Bild machen?“ erwiderte Sandra gehässig.
Sarah schluckte. Kathi schien völlig unbeeindruckt davon zu sein, dass Sandra unbedingt einen Blick in die Tüte erhaschen wollte. Sarah kramte in ihrer Handtasche mit einer Hand nach ihrem Handy um einen Vorwand zu haben das Gespräch z unterbrechen. Sie kriegte es zu fassen, als sie es aus der Tasche zog glitt ihr Handy ihr jedoch aus der Hand und stürzte zu Boden. Als sie es aufhob hatte Sandra schon die Gunst der Stunde genutzt und hatte sich Kathi zugewandt. Mehr als diesen kurzen Moment benötigte Sandra nicht um sich von Kathi nahezu widerstandslos den Inhalt der Tüte zeigen zu lassen. Als Sarah ihr Handy vom Boden aufgehoben hatte sah sie nur noch wie Sandra neben Kathi stand und mit monströs wirkenden Augen wie aus einem Comic in Richtung Tüte starrte. Warum tat Akthi das bloß? Reizte es sie als angebliche Bettnässerin durch die Welt zu gehen oder was der tiefere Sinn dahinter.
Kapitel 14: Wer bin ich und wenn ja wie viele?
Sandra starrte immer noch in die Tüte und wirkte wie Lods Frau, die zur Salzsäule erstarrt war. Sarah schaute sich das Bild ebenfalls wie erstarrt an und wartete auf eine entsprechende Reaktion. Von wem auch immer und wenn sich der Boden teilen würde und Lava aus den Spalten laufen würde. Irgendetwas sollte passieren bevor Sandra wieder zur Besinnung kam. Nichts passierte. Sarah fühlte sich unfähig auch nur einen Ton herauszubringen.
Es war schließlich Sandra, die sich zuerst aus der Erstarrung löste und nur sagte: „Stimmt Sarah in der Tüte ist nur Plunder. Nichts dolles.“
Wie das sollte Sandras ganze Reaktion auf das sein was sie in der Tüte gesehen hatte. Sandra bewegte sich wieder auf ihren ursprünglichen Platz zurück.
Auch Sarah löste sich aus der Erstarrung. Sie hatte das Gefühl, dass sie am ganzen Körper zitterte nachdem die Anspannung von ihr abgefallen war. Sie ließ sich in ihren Stuhl fallen und kramte nochmals nach ihren Zigaretten. Mit zittrigen Händen wie beim verschließen der ersten Windel in der letzten Nacht zündete sie diese an und atmete einige Züge ein. Sandra brach erneut das Schweigen.
„So ihr beiden ich muss dann auch los ich wollte ja noch was shoppen.“ Daraufhin erhob sie sich und wollte gerade gehen als Sarah versuchte sie aufzuhalten. „Hey Sandra. Warte mal kurz. Ich wollte noch was mit dir klären.“ sagte sie.
„Sorry keine Zeit für weitere Gespräche. Vielleicht sollten wir nachher mal telefonieren oder so. Ich leg euch gerade noch das Geld für meinen Kaffee auf den Tisch dann bin ich weg.“ sagte sie, legte das Geld auf den Tisch und verschwand in der sich langsam auflösenden Menschenmenge.
Sarah schaute auf die Uhr. Es war inzwischen 17.00 Uhr. Es wurde Zeit nach Hause zu gehen. Dort würde sie zuerst einmal Kathi fragen was die Aktion mit Sandra sollte.
Sarah bezahlte die Kaffee und Kathi und Sarah machten sich auf den Weg zu Sarah nach Hause. Eine gute halbe Stunde später waren sie dort angekommen. Sarah schloss die Türe auf. Nachdem Kathi im Haus war, wollte sie schon loslegen, wurde aber von Kathi von einem einfachen „Gleich“ abgespeist. Daraufhin verschwand sie ins obere Stockwerk. Vermutlich ins Gästezimmer dachte sich Sarah. Sie konnte die Aktion ihrer Cousine immer noch nicht begreifen und hatte immer noch Lust dazu ihr den Hals rumzudrehen. Die Tüte mit den Abriforms hatte Kathi neben der Haustüre stehen gelassen. Sarah schaute kurz darauf. Sie hatte innerlich Lust das Paket auf den Küchentisch zu stellen, eine Weile zu betrachten, aufzureißen und eine der Windeln zu betrachten. Sie verwarf diesen Gedanken, aber schnell wieder. Erst wollte sie Kathi zur Rede stellen. Gedanken machen konnte sie sich später auch noch.
Sie schaute im Untergeschoss ob ihre Mutter zu Hause war. Ihr Auto hatte in der Einfahrt gestanden las sie mit Kathi heim gekommen war, aber ihre Mutter war nirgends zu sehen. Sie setzte sich schlussendlich in die Küche und wartete. Wartete auf Kathi um sie endlich zur Rede zu stellen. Sie musste sich innerlich zusammenreißen nicht einfach loszustürmen, die Türe vom Gästezimmer aufzureißen und auf sie loszugehen. Vor allem kam ihr zugleich der Gedanke warum sollte sie überhaupt auf sie losgehen. Was hatte sie ihr eigentlich getan. Eigentlich nichts. Sie hatte sich eigentlich nur unglaublich dumm verhalten oder eben verdammt dumm gespielt. Aber ihr hatte Kathi nichts getan. Zumindest nichts was ihr schadete. Ob es für Kathi toll war wusste Sarah nicht und wollte sich darüber auch keine Gedanken machen. Sie legte sich auf die Küchenbank und schloss die Augen. Sich das ganze nochmal durch den Kopf gehen zu lassen, half um ungerechtfertigte Aggressionen abzubauen. Der Nachteil, durch den Verlust ihres vermeintlichen Fokus auf Kathis Aktion mit Tüte kamen auch ihre Gedankenspiele zurück. Alleine schon, dass sie Kathis Aktion hinterfragte, zeigte, dass sie vermutlich schlussendlich wieder beim Thema Windel landen würde. Wollte sie das? Steuerte sie das bewusst oder gar unterbewusst? Hatte dieses eine Erlebnis aus der letzten Nacht eine so immense Wirkung auf sie und eine so große Auswirkung. Vielleicht war es auch einfach die Müdigkeit und sie versuchte sich krampfhaft wach zu halten und wollte dies mit den absonderlichsten Gedanken tun, die ihr gerade einfielen. Sie merkte zunehmend wie das Denken schwerer fiel, je weiter der Abend heranrückte. Sarah legte die Hände unter ihren Kopf und machte es sich auf der Bank so bequem wie es eben ging.
Sarah hörte den Schlüssel, der sich im Schloss drehte und schreckte hoch. Sie schaute auf die Uhr 20.00? Hatte sie so lange geschlafen? Warum hatte Kathi sie nicht geweckt? Die Haustüre öffnete sich und Sarah hörte Schritte. Sie setzte sich auf. Ihr Kopf wirkte schwer wie nach einer durchzechten Nacht. Sarah legte ihren Ellenbogen auf den Tisch und stützte ihren Kopf in der Hand ab. Sie brachte ein gequältes „Hallo“ hervor. Keine Antwort war zu hören. Die Türe hatte sich in der Zwischenzeit wieder geschlossen. Die zuvor gehörten Schritte kamen näher. Sarah dachte sich nur es müsste ihre Mutter sein, die sie nicht gehört hatte und verharrte weiterhin mit dem Kopf auf ihren Arm gestützt mit geschlossenen Augen in Küche. Warum fühlte sie sich so elend. Sie hatte keinen Schluck Alkohol zu sich genommen und gesundheitlich ging es ihr vor knapp zwei Stunden auch noch wunderbar. Die Schritte hatten die Küche erreicht. Sarah blickte kurz auf und war erstaunt ihren Vater zu sehen.
„Was machst du hier?“ fragte sie ihn.
„Na ich wohne hier.“ antwortete er knapp. „Deine Mutter hat mir schon erzählt, dass du nicht ganz auf der Höhe bist uns heute morgen irgendwelches komisches Zeug geredet hast. Hast wohl zu viel geträumt was?“
„Ich weiß nicht wovon du sprichst.“ sagte Sarah leide. Sie hatte das Gefühl, dass ihr mit jedem Wort der Kopf zu platzen drohte.
„Die Mutter hat mir nur erzählt, dass du heute morgen etwas von beste Schülerin und so erzählt hast und, dass du ins Bett machst hast du wohl auch vergessen.“ antwortete Sarahs Vater. „Ich gehe einfach mal davon aus, dass du auch vergessen hast was heute sonst noch passiert ist oder?“ setzte er nach.
Sarah konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen was er meinte. Sie dachte nach. Sie hatte das Gefühl, dass sich in ihrem Kopf eine dunkle Wolke breit machte, die jeden Gedanken ersticken wollte. Sie versuchte den Tag zu rekapitulieren, doch schließlich kapitulierte sie selbst.
„Sags mir einfach.“ hauchte sie, „Ich habe es anscheinend wirklich vergessen. Ich habe das Gefühl mir geht es nicht gut.“
„Dass es dir nicht gut geht, fällt dir aber früh auf. Du hast heute am helllichten Tag in der Schule in die Hose gemacht Kind. Kathi hat uns das berichtet.“
Kathi, Moment mal dachte sich Sarah. Kathi war doch nicht in der Schule. Sie, ich, wir waren in der Stadt und haben Sandra getroffen oder? Was ist dann das hier? Wieder so ein verkorkster Traum? Sarah schaute auf ihren vermeintlichen Vater. Vor ihren Augen wirkte nun alles verschwommen.
Sie meinte in ihrem Hinterkopf eine leise Stimme zu hören, die ihr sagte sie solle die Situation einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Ihr Kopf mochte immer noch nicht richtig funktionieren. Anderer Blickwinkel? Was soll der scheiß? Da alles um sie herum nun verschwommen war, stützte sie nochmals ihren Kopf auf ihren Arm und schloss die Augen. Ein anderer Blickwinkel sagte sie zu sich selbst. Ich stelle mir jetzt einfach mal vor, dass ich dieses Schauspiel hier einfach mal als eine andere Person betrachte oder wie? Sagte sie zu sich selbst. Allein dies ließ ihren Kopf mit einem mal sein Gewicht verlieren.
Sarah hatte die Augen immer noch geschlossen. Sie hatte Angst vor der nächsten Szene, die sich in ihrer mysteriösen Traumreise erleben würde. Vor allem hatte sie eigentlich das Gefühl, dass sie längst wieder aufwachen müsste. Das war doch schließlich in einem Traum so oder nicht.
„Es ist nicht immer so,meine gute.“ sagte eine sanfte Stimme.
Sarah öffnete die Augen. Sie sah eine leicht bläulich schimmernde Silhouette vor sich. Diese stellte augenscheinlich ein kleines Mädchen von ca. 9 Jahren dar. Das Alter konnte Sarah nur raten. Was sie mehr verblüffte, war die Tatsache, dass das Mädchen augenscheinlich alle paar Sekunden an einer ebenfalls blau schimmernden Zigarette zog und dabei immer wieder blauen Qualm in ihre Richtung blies. Die Szenerie war inzwischen wieder klar vor ihr, mit dem Unterschied, dass sie nun sich selbst und ihren Vater vor sich sah. Es passierte aber immer noch nichts. Alles stand still.
Sarah versuchte sich in ihrer neuen Situation zurecht zu finden. Sie sah sich selbst nicht jeden Tag aus der Perspektive einer dritten Person.
„Schon verwirrend nicht?“ fragte das Mädchen.
Sarah schaute auf das Mädchen.
„Ja ich meine das mit dem sich selber sehen, Dummerschen. Hör auf dran zu denken, dass könnte helfen.“ erwiderte das Mädchen schnippig.
Sarah hatte kein Wort zu dem Mädchen gesagt und dennoch schien sie auf jede der nur gedachten Fragen eine Antwort zu kennen, nein, nicht nur die Antwort, sondern die Frage bevor Sarah sie gestellt hatte.
„Jaja schon klar. Ich soll dir sagen wer ich bin und warum ich Gedankenlesen kann richtig?“ setzte das Mädchen erneut an. „Ich denke aber mal die Frage kannst du dir fast selber beantworten, außerdem kann ich auch einfach mal deine Gedanken ignorieren und normal mit dir sprechen. Wobei das Spiel mit dem Gedankenlesen einfach mehr Spaß macht.“ Das Mädchen lachte.
„Sag mal tust du das gerne du kleines Biest?“ frage Sarah verärgert. „du wirst mir jetzt erst ein mal sagen wer du bist, wo ich bin, wie ich hierherkommen, was ich hier mache und wie ich wieder wegkomme!“
„Wow, du bist ja echt mies drauf. Oder sollte ich sagen bin ich mies drauf.“ sagte das Mädchen.
Sarah rieb sich die Augen, schaute kurz nochmals auf die Silhouette, rieb sich nochmals die Augen und schaute nochmals. Erst beim genaueren Hinsehen erkannte sie, dass die Silhouette sie selbst war. Nur eben nicht ihr eigenes Ich aus dem hier und jetzt, sondern ein altes oder eher jüngeres ich.
„Ähm…ok…“ setzte Sarah an „Dir ist klar, dass das hier mehr als unheimlich ist oder?“
„Für dich vielleicht. Ich bin immer hier, mich stört die Umgebung nicht.“ sagte die junge Sarah
„Du oder ich spreche in Rätseln zu mir selbst?“ fragte die Ältere
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal selbst beleidigen müsste, aber pass auf F-Ü-R G-A-N-Z D-U-M-M-E.“ erläuterte sie langsam „Das hier ist ein Traum. Ich bin du oder besser gesagt ich bin ein Teil von dir, sozusagen in dir drin, ein Teil deines Unterbewusstseins. Du hast gerade die für viele Menschen einmalige Chance mit deinem Unterbewusstsein ein Zwiegespräch zu führen. Also würde ich dir empfehlen frag mich sinnvolle Dinge und steh nicht sabbernd hier rum und warte darauf bist alles vorbei ist. Eins sei aber noch gesagt. Ich werde dir keine Antworten geben, die du dir nicht auch selbst geben würdest. Allerhöchstens Abwägungen. Soweit verstanden?“
Sarah nickte sich selbst nur zu. Sie atmete tief durch. Eine Begegnung mit Ihrem Unterbewusstsein, na toll und das tollste war ihr Unterbewusstsein war ein schlimmeres Arschloch als sie selbst es jemals gewesen war. Strafte sie sich gerade selbst? War das ihr Weg zu Selbstfindung?
Kapitel 15: Gedankenspiele 2.0
Sarah schaute immer nochmals auf die Szenerie, die sich ihr bot. Ihr Traum war vor ihr im Standby gefangen und sie redete anscheinend mit einem teil ihres Unterbewusstseins. Kein tagtägliches Erlebnis. Sie wusste nicht in wie weit ihr diese Begegnung nützen wollte oder ob sie diese überhaupt geschehen lassen wollte. Vielleicht hatte sie keine andere Wahl, vielleicht konnte sie einfach nicht aufwachen, weil sie selbst es nicht wollte. Es könnten Stunden vergehen bevor sie wach werden würde oder war sie im realen Leben von der Bank in der Küche gefallen, war mit dem Kopf blöd aufgeschlagen und hatte sich durch Ungeschick in eine Art Koma befördert?
„Ich mach das ja nicht gerne“ unterbrach ihr Ebenbild ihre Gedanken, „aber ich beruhige dich einfach mal. Du hast hier eigentlich die komplette Kontrolle, du musst dich nur auf die entsprechende Sache konzentrieren. Also wenn du den Traum nicht mehr sehen willst und stattdessen lieber in einer Kneipe sitzen möchtest, dann schließe einfach nur die Augen und konzentriere dich drauf. Wenn du sie wieder aufmachst befindest du, im Idealfall wir uns in einer Kneipe. Mich kannst du theoretisch auch einfach verschwinden lassen, ebenso einfach kannst du einfach aufwachen. Du hast die Wahl was hier passiert.“ erklärte ihr jüngeres Ich weiter.
„Wenn ich hier alles kann was ich möchte, warum kann ich dann nicht einfach deine Gedankenlesen?“ frage Sarah. „Dann kriege ich doch auch meine Antworten.“
„Ähm…du hast da was Entscheidendes vergessen: Wie willst du deine eigenen Gedanken lesen? Ich bin ein Teil von dir und denke demnach eigentlich das gleich wie du bzw. kann auf deine bzw. unsere Gedanken zugreifen, es ist demnach keine richtiges Gedankenlesen. Und wenn ich nur ein Produkt deines Unterbewusstseins, also deiner Gedanken bin, wie willst du dann auf deine Gedanken zugreifen außer indem du an das entsprechende denkst?“ fragte ihr gegenüber.
„Ist ja doch komplizierter mit mir als ich gedacht hätte. Wenn du nur ein Produkt meiner Gedanken bist, wie kannst du mir dann helfen?“ sagte die ältere Sarah.
„Na, das liegt doch auf der Hand. Schon mal in Gedankenketten festgefahren? Sag nichts, ich kenne die Antwort sowieso schon. Jetzt stelle dir doch einfach nur mal vor du würdest das ganze nicht denken sondern in einem Dialog haben und hast vielleicht noch den ein oder anderen unterbewussten Anstoß für deine weiteren Gedanken. Also sozusagen Hilfe zur Selbsthilfe.“ erklärte die jüngere Sarah.
„Ok ich kann dir oder mir oder wem auch immer folgen. Verwirrend ist es trotzdem. Warum erscheine ich mir eigentlich als kleines rauchendes Mädchen?“ fragte Sarah
„Ganz einfach, weil du es so wolltest. Ich könnte alles sein, aber dieses Bild hat sich manifestiert. Wie ich erscheine hängt von dir ab, aber vielleicht solltest du einfach mal drüber nachdenken warum ich in dieser Form erscheine.“ entgegnete die jüngere Sarah
„Wenn ich mal drüber nachdenke könnte es mit diesen merkwürdigen Träumen zusammenhängen. Dieser hier und der von letzter Nacht.“ sagte Sarah
„Oh ja der von letzter Nacht war super. Ich habe mich köstlich amüsiert. Vor allem während der ganzen Gedanken den Tag über.“ sagte die Jüngere lachend.
„Willst mir also sagen, dass das alles hier nur wegen dieser Windelsache passiert?“ fragte die Ältere
„Das dürfte doch auf der Hand liegen oder? Sonst wärst du jetzt nicht drauf gekommen oder?“ entgegnete die Jüngere erneut.
„Das bedeutet ich streite mich gerade sprichwörtlich mit mir selbst über die Sache mit den Windeln? Bewegt mich das wirklich so sehr, dass ich mir jetzt schon in meinen Träumen Gespräche mit mir selbst antun muss?“ fragte Sarah verzweifelt.
„Das mit dem innerlich bewegen musst du dir schon selbst beantworten, aber wenn du mal drüber nachdenkst führst du eigentlich nur deine Gedankenspiele des Tages weiter. Ich frage dich einfach mal was ist so schlimm daran, wenn du sie tragen würdest?“ sprach die Jüngere
„Das klingt jetzt irgendwie so als ob du mir damit etwas sagen möchtest.“ warf die Ältere ein.
„Nein. Ich möchte dir damit nicht die Antwort auf deine Fragen geben, die du dir immer wieder stellst. Ich gebe dir gerade einfach nur die Fragen um dich und deine Gedanken selbst zu hinterfragen. Also was ist jetzt mit der Frage.“ erklärte die jüngere Sarah, die weiterhin in regelmäßigen Abständen an ihrer Zigarette zog und anscheinend auf so ziemlich alles ein kryptische nichtssagende Antwort kannte.
„Schlimm ist daran vermutlich nichts. Schaden tut es anscheinend auch nicht. Aber…“
„Aber was?“ unterbrach sie ihr Ebenbild.
„Ich finde es passt nicht zusammen. Also das mit den Windeln und meiner Persönlichkeit. Zum einen dieser Mensch der auf Regeln sprichwörtlich scheißt und auf der anderen Seite…“
„…auf der anderen Seite ein kleines verletzliches Mädchen, dass einfach nur mit Windeln, Body und Schnuller zu Hause in ihrem Bett liegen möchte?“ ergänzte die Jüngere die Ältere
„Ja. Das ist es. Das passt einfach nicht. Das ist paradox, ergibt einfach keinen Sinn.“ erläuterte die Ältere.
„Du willst mir also sagen, du hast nur ein Problem damit, weil es nicht zu deiner Persönlichkeit passt? Ist dir eigentlich klar wie viele deiner „Persönlichkeiten“ sich hier tummeln. Rate gar nicht erst, zum einen kommst du eh nicht drauf und zum anderen würdest du es mir nicht glauben, wenn ich es dir sage.“ sprach die Jünger weiter.
„Aber es passt augenscheinlich nicht zusammen!“ jammerte die Ältere der Verzweiflung nah.
„Könnte es sein, dass du Angst hast?“ fragte die jüngere Sarah.
„Angst? Angst vor was?“ fragte die ältere Sarah zurück.
„Hmmm…die Frage kann ich dir nicht richtig beantworten. Aber ich würde jetzt anhand der Gedanken der letzten Stunden raten. Angst vor Veränderungen? Angst davor ein neues Selbstbild zu prägen? Angst davor, dich so zu verändern, dass du dich rückblickend nicht mehr wieder erkennst. Hast du Angst dein jetziges Ich zu verlieren? Liegt dir so viel an ihm? Ist dein jetziges Ich das was du sein willst? Oder ist es nur eine Fassade, die dein wahres Ich versteckt? Denk mal drüber nach.“ erläuterte das jüngere Ich.
„Ich…“ Sarah konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Das Bild vor ihren Augen verschwamm erneut.
Kapitel 16: Einsicht?
Sarah öffnete die Augen. Sie lag wieder auf der Bank in der Küche. Sie rieb sich nochmals die Augen und setzte sich auf. Sie schaute auf die Uhr. Diese zeigte 20.00 Uhr. In Erwartung, dessen was bei ihrem letzten Traum passiert war, horchte sie ob sie einen Schlüssel in der Haustüre hörte.
Eine gefühlte Ewig wartete sie, dass sich etwas regte. Nichts geschah.
War sie überhaupt wach, war das hier überhaupt die Realität, überlegte sie. Ein Kniff in den Arm oder Ähnliches würden ihr wohl kaum helfen. Sie überlegte was einen ausreichenden Beweis für den Tag darstellen würde. Was hatte sie getan? Was brachte ihr einen physischen Beweis dafür, dass dies alles die Realität war, ihr Leben und kein ewig andauernder Traum aus dem sie irgendwann kaltherzig herausgerissen werden sollte nur um herauszufinden, dass ihre Träume die Realität waren und nicht das hier und jetzt. Sie dachte an die seltsame Begegnung mit sich selbst zurück. Wenn das hier ein Traum wäre, dann könnte ich ihn kontrollieren. Sie atmete tief durch und schloss die Augen und versuchte sich die Betrachtungsposition zu erlangen, die sie vor wenigen Augenblicken noch inne hatte. Sie öffnete ihre Augen. Sie alles so wie immer. Ein erneuter Versuch, wieder kein Erfolg. Entweder funktionierte das ganze nur zwischendurch oder es funktionierte nicht, weil sie wach war, wach und in der Realität in ihrem echten Leben. Alles schien wie immer zu sein. Aber was war immer. War sie, die für die sich hielt: Musterschülerin, beliebtes Mädchen, Regelbrecherin, zu guter letzt jemand der mit dem Gedanken spielte Windeln zu tragen. Wieder Gedanken an Windeln, dachte sie. Sie dachte an ihre Begegnung der dritten Art mit sich selbst zurück. Was hatte sie zu sich selbst gesagt? Angst vor Veränderungen? War die Angst vor Veränderung, die Angst davor Windeln tragen zu wollen, irgendwie klein zu sein und sich über nichts Gedanken zu machen? Gedankenlos handeln konnte sie, dass war ihr klar, ihre Akte in der Schule bestätigte das. War das ein Ausgleich für ihr möglicherweise zu vieles Denken, ihr ganze Hinterfragen von allem? Hätte es dann nicht schon vorher mit den Windeln passieren können? In ihrem Praktikum?* Warum kam dies urplötzlich jetzt? Durch Kathis Erläuterungen? Was war so schwer daran sich einfach eine Windel zu nehmen und sie anzuziehen und das Gefühl einfach zu genießen? Musste es einen rationalen Grund dahinter geben, den es zu finden gab und wenn es ihn nicht gab warum versuchte sie ihn krampfhaft zu finden? Fragen über Fragen und eine Antwort gibt es vermutlich vorerst nicht, dachte sie zuletzt.
Sie sah nochmals auf die Uhr. Diese zeigte 20.30.
„Wieder eine halbe Stunde verschwendet!“ sagte sie in den Raum.
Plötzlich hörte sie Schritte von oben kommen. Wenig später erschien Kathi in der Küche.
„Ah du bist wach. Ich wollte gerade mal schauen ob du noch lebst.“ wurde sie von ihrer Cousine begrüßt.
„Hi Kathi, wie lang war ich weg?“ fragte Sarah.
„Ich würde schätzen, dass du so um 18.00 Uhr eingepennt bist. Als ich vorhin unten war, warst du jedenfalls schon friedlich am Schlafen. Passte mir ganz gut, da hab ich dich Schlafen lassen.“ erklärte Kathi.
„Bestimmt wegen meiner Reaktion vorhin?“ fragte Sarah. Sie rief sich in der Erinnerung, dass sie Kathi am liebsten gelyncht hätte. Inzwischen war der Groll seltsamerweise verflogen.
„Ja.“ gab Kathi kleinlaut zurück, in Erwartung, dass Sarah gleich loslegen würde.
„Ach, vergiss es. Ich weiß zwar nicht von der Sinn und Zweck liegen sollte, aber wenn ich künftig alles weiter hinterfrage, dann werde ich bestimmt auch nicht schlauer.“ erwiderte Sarah
„Wow, die paar stunden Schlaf scheinen dir gut getan zu haben. Das wirkt so als ob du einer neuen Mensch wärst.“ warf Kathi ein.
„Ein neuer Mensch werde ich wohl kaum innerhalb von ein paar Stunden Kathi. Ich hab mir die Sache halt einfach nur nochmal durch den Kopf gehen lassen. Ich bin in Sandras Augen nicht als Windelträgerin gebranntmarkt.“ erwiderte Sarah lachend. Da fiel ihr Sandras Reaktion wieder ein.
„Sag mal Kathi.“ redetet sie weiter, „Sandras Reaktion war doch irgendwie komisch oder?“
„Hmm…naja ich kenne sie nicht so gut wie du, aber sie ist ein wenig überstürzt aufgebrochen. Kam mir irgendwie so vor als ob sie nen Geist oder so was gesehen hat, aber vielleicht hat sie auch nur einen Termin gehabt und musste los.“ setzte Kathi an.
„Sie hat doch gesagt sie wollte shoppen, die hatte bestimmt keinen Termin.“ warf Sarah ein.
„Vielleicht ein Date?“ fragte Kathi.
„Das hätte sie mir bestimmt gesagt. Außerdem wüsste ich es, wenn sie jemanden im Auge hätte und das wäre mir nun wirklich neu.“ erklärte Sarah
„Vielleicht ein peinliches Date? Eins das man verstecken muss?“ fragte Kathi weiter.
„Was soll das denn für ein Date sein? Irgendein Nerd oder was? Würde zwar zu ihr passen, aber selbst das müsste sie nicht vor mir geheim halten. Vielleicht sollte ich sie später einfach mal anrufen und fragen. Wenn ich mich irre haben wir doch heute Donnerstag oder? Was hältst du davon, wenn ich Sandra für morgen Abend einladen, dann können wir hier ein bisschen zu dritt abhängen. Bestimmt interessanter als hier immer nur zu zweit rum zu hängen oder?“ sagte Sarah.
„Von mir aus schon. Da ich ja eh schon als Windelträgerin gebranntmarkt bin wie du sagst, stört es dich bestimmt nicht, wenn ich morgen eine trage, wenn sie hier aufkreuzt oder?“ fragte Kathi.
„Ne, passt schon.“ sagte Sarah knapp.
„Sag mal, Sarah wo wir gerade schon beim Thema sind: Willst du dir eigentlich mal anschauen was ich da für „Plunder“ gekauft habe?“ fragte Kathi „Natürlich nur, wenn du willst.“ setzte sie hinterher.
„Ähm. Gut, dass du mich daran erinnerst. Ich wollte die eigentlich nicht nur anschauen, sondern mal eine anprobieren.“ sagte sie unsicher.
„Huch, wie kommt das denn so urplötzlich?“ fragte Kathi verblüfft.
„Erkläre ich dir gleich. Ich geh mal gerade nach oben und probiere die Windel anzuziehen, wenns so lang wie beim letzten Mal dauert, dann dauert es einen Moment. Hast du mir nicht noch von anderem Kram erzählt den du dabei hast? Kannst du mir den gleich mal zeigen, dann erzähle ich dir währenddessen warum ich auf einmal eine Windel anziehe.“ sagte Sarah während sie die Tüte mit den Windeln holte und nach oben verschwand.
„Alles klar. Ich muss nur noch mal kurz raus was in den Müll bringen.“ rief Kathi Sarah hinterher.
*Anmerkung des Autors: Besagtes Praktikum wird in Kapitel 3 erwähnt, wer also nicht alle Teile der Geschichte gelesen haben sollte, soll hier nicht verwirrt werden.
Kapitel 17: Windel Nr. 2
Sarah eilte in ihr Zimmer und schloss die Türe. Sie zückte ihr Handy und wählte Sandras Nummer.
Zuerst ein mal das mit morgen klären bevor Sandra pennt, dachte sie. Das Telefon wählte. Es tutete mehrmals, dann nahm Sandra endlich ab.
„Hi Sarah.“ erklang ihre Stimme am anderen Ende der Leitung. „Was kann ich für dich tun?“ fragte sie.
„Hi Sandra. Och nicht viel. Wie wars beim shoppen?“ fragte sie provokat.
„Ach weißt du ich hab nichts gefunden was mir gefällt. Aber du rufst doch bestimmt nicht an, weil du mich deswegen fragen willst oder?“ fragte Sandra
„Ne, stimmt, da hast du recht.“ erwiderte sie.
„Ist es wegen Kathi?“ fragte Sandra leise.
Sarah überlegte was sie antworten sollte und entschied erst ein mal die Dumme zu spielen.
„Ähm…was meinst du genau Sandra. Kathi geht’s gut.“ sagte sie knapp.
„Das beruhigt mich, ich dachte schon ich wäre zu aufdringlich gewesen.“ gab Sandra zurück.
„Warum solltest du aufdringlich gewesen sein?“ fragte Sarah.
„Na…wegen…“ Sandra stockte. „Wegen ihrem Einkauf.“ brachte sie schließlich hervor.
„Achso.“ sagte Sarah erstaunt klingend. „Da mach dir mal keine Sorgen. Aber wieso fragst du mich wegen des Einkaufs ob was mit Kathi ist?“ fragte sie verblüfft zurück.
„Ähm…naja….ich denke mal sie trägt nicht umsonst ein Paket Windeln mit sich rum, dass für sie ist.“ antwortete Sandra. „Und es hätte ja unangenehm sein können, dass ich es sehe.“
„Achso.“ sagte Sarah. „Sie wirkte nicht so als ob da irgendwas Schlimmes dran wäre. Wir haben uns übrigens überlegt, dass wir drei uns morgen Abend bei mir treffen könnten. Deshalb hab ich dich angerufen. So gegen 19.00 würde ich vorschlagen.“ sagte Sarah.
„Hmmm…lass mich mal überlegen. Morgen passt mir eigentlich recht gut. Hab noch nichts vor. Hast du irgendwas besonderes geplant? Soll ich was mitbringen?“ fragte Sandra.
„Ein paar Spiele oder Filme wären nicht schlecht. Irgendwas das ich noch nicht kenne. Wenn du möchtest kann ich dir auch meine Couch als Nachtlager anbieten, das Gästezimmer hat Kathi leider in Beschlag.“ antwortete Sarah.
„Ähm, ne du übernachten funktioniert nicht, ich muss Samstag früh raus.“ entgegnete sie knapp.
„Na gut, du hast die Option ja immer noch offen. So ich muss mal wieder zu Kathi, sonst langweilt sie sich noch. Ich würde sagen wir sehen uns morgen.“ sagte Sarah abschließend.
„Ok, bis morgen dann. Tschüss Sarah. Sagst du Kathi noch ein Schuldigung von mir?“ sagte Sandra, dann war das Telefonat beendet.
Sarah sammelte sich kurz. Dann nahm sie die Packung der Abriforms aus der Tüte und stellte sie auf ihren Schreibtisch. Sie betrachtete die Packung eine Weile, fast so als ob sie darauf wartete, dass die Packung zu ihr sagte Reiß mich auf. Sarah öffnete die Packung und entnahm eine der Windeln. Die Packung stellte sie danach auf den Boden. Mit der Windel in der Hand setzte sie sich aufs Bett. Sie begutachtete eingehend die Windel in ihren Händen. Diese war weiß mit irgendwelchem blauen Geschlingel und und zwei gelben Streifen. Sie wirkte dicker als die lilafarbene Windel, die sie von Kathi hatte. Sie entfaltete die Windel und betrachtete das Innere. Das Innenleben der Windel war weniger spannend als erwartet und glich dem was sie schon von der anderen kannte. Sie strich mit der Hand über das Innere der Windel und über die Außenseite. Die Folie fühlte sich stabil und zugleich weich an, das Innenleben nur weich. Sie legte die Windel beiseite und stand auf. Sie knöpfte den Kopf ihrer Hose auf, kurze Zeit darauf hatte sie sich der Hose und auch ihrer Unterhose entledigt. Sie ging zum Bett zurück und breitete ihre Windel aus. Sie merkte wieder, dass ihre Hände zu zittern anfingen. „Ganz ruhig, alles ist gut.“ sagte sie zu sich selbst, eine entsprechende Wirkung blieb aus. Sie verharrte noch einen Moment in der Hoffnung ihre Hände würden mit dem Zittern aufhören, aber auch Warten half nichts. „Das nächste Mal trinke ich vorher Schnaps, dann hab ich das Problem nicht.“ scherzte sie mit sich selbst. Sie legte sich schließlich auf Windel und versuchte diese zu verschließen. Ihre Hände waren wie bei der letzten Windel zwar nicht die beste Hilfe, aber mit ein bisschen Geduld und mehrmaligem Versuchen beim richten und verschließen, hatte sie es schlussendlich geschafft, die Windel war verschlossen. Sie strich sanft über die Außenseite der Windel. Die Folie fühlte sich trotz der Spannung durchs Anlegen immer noch weich an. Sie setzte sich. Es fühlte sich immer noch befremdlich an auf einer Polsterung zu sitzen, unbequem war es jedoch nicht. „So jetzt noch einen Blick in den Spiegel.“ sagte sie sich und stand auf. Beim Gang zum Spiegel merkte sie bereits, dass die Windel definitiv dicker war als die andere von Kathi, denn sie presste ihre Beine auseinander, nicht viel aber immerhin merkte sie es. Bewegen konnte sie sich trotzdem sehr gut. Was gleich war, war das verräterische Rascheln, das bei jedem Schritt erklang. Sarah lächelte. Sie mochte das Rascheln. Nach wenigen schritten hatte sie ihren Spiegel erreicht und begutachtete nun ausgiebig ihr Werk. Sie drehte sich mehrmals und betrachtete ihren gewindelten Körper von mehreren Seiten. Das Bild gefiel ihr irgendwie, wobei sie dieses Gefallen immer noch nicht einordnen konnte. „Nicht denken.“ ermahnte sie sich, denn sie wusste was sonst wieder passieren würde. Sie versuchte den Moment ohne jegliche Gedanken zu genießen. Wenige Augenblicke später realisierte sie, dass sie noch nach nebenan zu Kathi wollte. Sie schaute auf die Uhr. 21.30 zeigte diese. Sie sollte sich schnell nach drüben begeben, sonst würde Kathi wieder pennen und Sarah hatte im Bezug auf Kathis andere Dinge Blut geleckt und wollte diese unbedingt sehen. Sie wollte gerade ihr Zimmer verlassen als ihr auffiel, dass sie keine Hose anhatte. Sie hielt kurz inne nur um dann ohne Hose, nur in Windel T-Shirt und Socken bekleidet ihr Zimmer zu verlassen.
Kapitel 18: Neue interessante Dinge
Sarah verließ ihr Zimmer und ging zum Gästezimmer. Mit jedem Schritt höre sie wieder das von ihr so geliebte Rascheln ihrer Windel. Sie erreichte das Gästezimmer und klopfte. Sie höre nur ein kurzes „Herein“ von drin, öffnete die Türe und verschwand im Zimmer.
Als Sarah das Gästezimmer betrat saß Kathi wie beim letzten Treffen im Zimmer auf dem Bett, nur dieses Mal nicht unter ihrer Decke versteckt, sondern einfach nur auf der Bettkante. Sie trug nicht die Klamotten von vorhin als sie sich in der Küche getroffen hatten. Es schien ein Body zu sein, aber kein 08/15 einfarbiger, sondern ein weiß lilafarbener Body mit Marienkäfern oder ähnlichem darauf und Rüschen hatte er auch noch. Schon ein putziges Teil dachte sich Sarah, als sie den Body erblickte. Ebenfalls unverkennbar, war die Tatsache, das Teile von Kathis Windel unter dem Body hervorluckten. Es waren wieder die lilafarbenen Molicare.
„Ah Sarah, dachte schon du kommst nicht mehr.“ begrüßte sie Kathi. „Wie ich sehe, hast du wirklich ernst gemacht und dir eine von den Abriform angezogen. Steht dir gut.“ Sie fing an zu lachen.
„Hey, was ist daran so witzig?“ fragte Sarah.
„Witzig ist daran nichts. Keine Sorge. Es ist einfach seltsam dich hier so zu sehen. Du musst bedenken, dass ich dich in Windeln das erste mal sehe, zumindest mit sichtbarer Windel und das ist nicht gerade der unschönste Anblick.“ erwiderte Kathi.
„Ganz miese Anmache Kathi, dass musst du definitiv noch lernen. So landest du weder bei mir noch bei nem Kerl.“ konterte Sarah. „und bei mir erst recht nicht, ich hätte dann doch lieber nen Kerl.“ setzte sie nach.
„Das war keine Anmache. Sorry wenns so rüber gekommen ist. Wäre auch ein bisschen schräg fändest du nicht?“ erwiderte Kathi.
„Naja. Was ist schon schräg? Überleg mal wir stehen hier mehr oder weniger nur in Windeln bekleidet rum. Ist das nicht schon schräg genug?“ fragte Sarah.
„Für dich ist es vielleicht etwas schräg, aber ich habe mich damit abgefunden, dass ich das gerne mache und du scheinst dem Ganzen ja ebenfalls nicht abgeneigt zu sein, sonst wärst du hier nicht so aufgetaucht oder liege ich falsch?“ erörterte Kathi.
„Ganz ehrlich? Ich weiß immer noch nicht was ich davon halten soll. Irgendwas in meinem Innersten scheint mir aber sagen zu wollen, dass ich es probieren sollte. Mal sehen was dabei herum kommt.“ antwortete Sarah schlicht.
„Warte einfach mal ab, war anfangs für mich auch nicht leicht. Aber mit der Zeit wird es immer, naja sagen wir einfach mal…normaler. Vielleicht findest du ja Gefallen an dem was ich dir noch zeigen kann.“ sagte Kathi.
„Das erste sehe ich ja schon.“ sagte Sarah grinsend. „Das Ding, sieht echt putzig aus.“ setzte sie nach.
„Danke. Gefällt mir auch gut. Was hältst du davon wenn du dich erst mal setzt? Es gibt noch ein wenig mehr zu sehen als dieses „Ding“ hier, das ist außerdem ein Body, nur so zur Info.“ entgegnete Kathi.
„Danke für die Info Kathi, aber das war mir tatsächlich klar, aber irgendwie wollte es mir nicht über die Lippen kommen.“ sagte Sarah, während sie sich auf einen der Stühle setzte die sich im Gästezimmer befanden. „Ach bevor wir hier richtig loslegen. Ich hab gerade mit Sandra gesprochen. Hab sie für morgen eingeladen, sie kommt um 19.00 vorbei. Sie hat auch noch ein bisschen rumgedruckst wegen der Aktion mit dem Einkauf. Keine Ahnung ob sie es morgen nochmal ansprechen wird. Nur schon mal vorweg zur Info.“ sagte sie weiter.
„Passt schon. Ich krieg sie schon irgendwie gehandelt, mach dir da mal keinen Kopf. Außerdem ist die Zeit, die ich hier bin ja absehbar, also wenn sie mit Mistgabel und Fackel hier auftaucht, verbarrikadiere ich mich und verlasse das Haus nicht mehr, aber ich denke eher nicht, dass es dazu kommt.“ sagte Kathi-
„Ich schätze sie auch nicht so ein, aber halten wir uns lieber mal zurück so weit es möglich ist, wenn sie das Thema anspricht, dann schauen wir mal wies sich entwickelt. Im schlimmsten Fall haben wir immer noch unsere Ausrede zum Ausweichen.“ erörterte Sarah „und jetzt fang mal an mir ein bisschen was zu zeigen.“ forderte sie Kathi grinsend auf.
„Ok warte kurz ich lege kurz ein paar Sachen aufs Bett, das macht das Ganze einfacher.“ sagte Kathi und kramte daraufhin eine Weile im Schrank und in ihrem Koffer herum. Einige Teile flogen anscheinend vorerst wahllos auf Bett und bildeten einen kleinen Haufen. Sarah konnte nicht wirklich erkennen was Kathi auf den kleinen Haufen schmiss, es schienen zum einen Kleidungsstücke zu sein, zum anderen kleinere Dinge. Aber es erfolgte derart wahllos und schnell, dass sie sich beim bloßen Zuschauen kein Bild machen konnte.
„So.“ sagte Kathi schließlich, nachdem sie anscheinend eine geraume Zeit, die Sarah wie eine gefühlte Ewigkeit vorgekommen war, ihre Sachen wahllos auf einen inzwischen recht ansehnlichen Haufen getürmt hatte.
„Wow, ist das dein ganzer Babykram?“ fragte Sarah verblüfft.
„Naja sagen wir mal das meiste, einen Teil davon habe ich zu Hause gelassen. Mit noch mehr Koffern zu reisen, wäre ein bisschen zu heftig gewesen. Die paar die ich mit habe reichen mir schon und du darfst nicht vergessen, dass ich irgendwo ja auch noch ein paar Windeln unterbringen musste, die für die Zeit hier reichen und normale Klamotten brauchte ich ja auch noch.“ erklärte Kathi.
„Du wusstest ja nicht mal ob du das ganze hier tragen kannst und hast es trotzdem mitgenommen?“ fragte Sarah.
„Ich hatte die Hoffnung nachts oder spätabends was von den Sachen tragen zu können. Das du und deine Mutter über alles Bescheid wissen macht es für mich natürlich einfacher und ich kann mit anziehen was ich will. Also ein Vorteil für mich, dass ich alles mitgeschleppt habe.“ erklärte sie grinsend.
„Glück gehabt würde ich sagen. Hätte auch anders kommen können, würde ich behaupten. Was hast du da eigentlich alles mit dir rumgeschleppt?“ fragte Sarah gespannt.
„Ich sortiere das gerade mal ein bisschen, dann weißt du so in etwa was ich mit mir rum schleppe, gibt mir grad noch 5 Minuten ja.“ sagte Kathi und fing an den ungeordneten Haufen zu kleineren Stapeln nebeneinander zusammenzulegen. Sarah erkannte nur Bruchstücke der Sachen, da Kathi zwischendrin etwas hoch genug hob damit Sarah einen wagen Blick darauf erhaschen konnte. Es schienen einige bunte Bodys dabei zu sein. Aber genau konnte die Motive nicht erkennen. Sarah meinte auch das ein oder andere Kleid zu sehen oder einen Rock. Kathi drehte sich schließlich um und sagte: „So dann komm mal her, dann kannst du dir alles ansehen.“
Sarah erhob sich vom Stuhl und schritt zum Bett. Gehäuft auf verschiedenen Stapeln war wie bereits von ihr vermutet diverse Bodys. Sie waren farbenfroh, viele mit rosa farbenen Motiven und sehr kindlich mädchenhaft. Einige zeigten Einhörner und Prinzessinnenmotive, wieder andere hatten Rüschen an diversen Stellen, zwischendrin war auch mal ein einfarbiger Body, der aber im Vergleich zu den anderen eher langweilig und wie ein Fehlkauf wirkte. Sarah hob mit ihrer Hand die einzelnen Bodys hoch um sich alle einmal anzusehen.
„Beachtliche Sammlung. Ganz schön rosa lastig findest du nicht?“ fragte sie.
„Ich hab dir doch gesagt ich bin gerne ein kleines Mädchen, was passt besser als rosa und Prinzessinnen und Hello Kitty? Ich glaube da passt eigentlich nicht besser oder?“ fragte Kathi zurück.
„Stimmt wohl. Hello Kitty hab ich hier jetzt bei den Bodys nicht gesehen, oder hab ich was übersehen?“ fragte Sarah zurück.
„Ne stimmt schon. Hello Kitty ist nicht mit dabei, aber in einem der anderen Stapel ist was mit Hello Kitty. Was hältst du sonst so von den Bodys?“ fragte Kathi abschließend.
„Sehen ganz süß aus, aber wenn ich an die Bodys denke, die ich hinten bei mir rumfliegen habe, stelle ich sie mir nicht bequem vor.“ erklärte Sarah.
„Vielleicht solltest du einfach mal einen raus nehmen und anziehen.“ kicherte Kathi.
„Passen dürften sie ja. Das stört dich nicht? Wenn er mir gefällt könnte ich ihn ne Weile behalten.“ wehrte Sarah ab.
„Ist das nur ein Vorwand um keinen anzuziehen? Ich denke ich habe genug davon bei mir um ne Weile auszukommen, da stört einer weniger nicht, außerdem glaube ich, dass ihr hier bereits die Erfindung der Waschmaschine gemacht habt, also im schlimmsten Fall pack ich welche davon in die Wäsche und wenn ich den haben möchte den du gerade hast, kriegste halt nen anderen, da kann ich ganz gut mit leben.“ erklärte Kathi.
Sarah schluckte. „Ok, dann hab ich nur noch zwei Fragen an dich.“ sagte sie.
„Warte lass mich raten. Ähm die erste ist bestimmt ob mal unter so nem Body nen BH trägt oder einen tragen kann. Richtig?“ fragte Kathi.
„Raus aus meinem Kopf, da ist gerade schon genug Chaos drin.“ erwiderte Sarah leicht geschockt über die Aussage. „Aber ja das war die erste.“ setzte sie kleinlaut hinterher.
„Kannst du.“ antwortete Kathi. „Ist aber nicht so meins. Geht auch ohne. Soll ich nochmal raten? Die zweite ist bestimmt ob ich mich wegdrehen kann oder?“ fragte sie.
„Du machst mir echt Angst. Ja das waren die beiden Fragen. Und machst dus?“ fragte Sarah.
„Ich kann dir zwar nicht wirklich was weggucken, aber wenns dir sonst unangenehm ist, dann dreh ich mich halt weg. Welcher Body darf es denn nun sein?“ fragte sie Sarah.
„Ich glaube ich nehm den mit den Prinzessinnen. Gefällt mir auf den ersten Blick recht gut.“ sagte sie und schnappte sich besagten Body.
„Dann mach mal, ne Drehung, Kathi.“ Sagte sie und Kathi drehte sich weg.
Kapitel 19: Kathis Analyse
Sarah zog ihr T-Shirt aus und schlüpfte in den Body. Passte wie wie angegossen stellte sie fest. Sie fischte mit ihren Händen unbeholfen nach dem hinteren Teil um die Knöpfe zu verschließen, nach mehreren Versuchen und mehreren Flüchen in den Raum hatte sie es schlussendlich geschafft, der Body war verschlossen und saß immer noch wie angegossen, kein Knopf sprang auf oder ähnliches.
Sie wandte sich wieder Kathi zu.
„Also von mir aus kanns weiter gehen.“ sagte sie.
Kathi wandte sich wieder ihrer Cousine zu und musterte sie. Der Body passte und stand ihr gut.
„Schaut gut aus. Solltest du öfter tragen.“ sagte sie als sie Sarah so vor sich sah.
„Danke.“ erwiderte Sarah kleinlaut. Ihre Gedankenspiele wollten schon wieder beginnen, sie musste sie unterdrücken. Ablenkung, das würde helfen, mehr von Kathis Sachen sehen und mehr darüber erfahren, aber nur nicht über alles nachdenken. Einfach machen und gut. Das ewige Hinterfragen würde zu nichts und wieder nichts führen, erkannte sie, außer zu einer neuen Begegnung der dritten Art mit ihr selbst und auf die hatte sie in dieser Nacht alles andere als Lust. „Was hast du sonst noch so da?“ fragte sie schließlich.
„Wie kein Kommentar zu dem Body? Nicht mal ob er bequem ist?“ fragte Kathi.
„Ach sorry. Ne der super, echt bequem. Mal schauen ob ich drin pennen kann.“ erwiderte Sarah.
„Du denkst schon daran in Windeln und Body schlafen zu gehen?“ fragte Kathi weiter.
„Was ist denn dabei? Habe ich doch letzte Nacht auch getan oder etwa nicht?“ gab Sarah die Frage zurück.
„Ja das stimmt schon, aber da konntest du doch auch schlecht einschlafen, sonst wärst du wohl kaum nachts in der Küche aufgetaucht zum Rauchen oder etwa nicht?“ erwiderte Kathi.
„Worauf willst du hinaus Kathi?“ fragte Sarah leicht entnervt.
„Ganze einfach. Anfangs ist es nicht einfach in Windeln einzuschlafen, habe ich selbst erlebt, wenn du es ohne Probleme schaffst, würde es mich zwar freuen, aber die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Ich wollte nur, dass du das weißt bevor du dich ins Bett legst, nicht, dass du dich morgen wunderst warum du schlecht einschlafen konntest.“ antwortete Kathi.
„Mach dir darum keine Sorgen. Ich krieg das schon hin. Sollen wir uns jetzt den Rest von deinen Mitbringseln anschauen?“ fragte sie ungeduldig.
„Wir machen ja schon weiter.“ entgegnete Kathi. „Also kommen wir zum nächsten Stapel. Willst du einfach wieder durchschauen und ich erzähl dir was drüber?“ fragte Kathi Sarah.
„Jo lass mich mal einfach mal schauen.“ antwortete Sarah und ging zurück zum Bett und betrachtete den nächsten Haufen von Klamotten. Dieses mal war der mit dem vermeintlichen Kleid dran, dass sie bereits zuvor erblickt hatte. Anscheinend befanden sich in dem Haufen nur Kleider und Rücke, die ebenfalls wie die Bodys kindlich gehalten waren, zum Teil ebenfalls mit kindlichen Motiven drauf.
„Ebenfalls eine schöne Sammlung.“ stellte Sarah fest. „Sag mal was kostet der ganze Kram eigentlich? Wenn ich die ganzen Sachen hier sehe, kann ich mir gut vorstellen, dass das alles nicht günstig ist oder irre ich mich?“ fragte sie schließlich.
„Tja den genauen Preis kann ich dir nicht nennen, zum Teil sind die Sachen aus dem regulären Handel aus der Kinderabteilung, passt halt noch relativ gut. Andere Sachen sind wiederum speziell für Menschen wie mich und….“ sie stockte „…andere hergestellt und kosten entsprechend mehr.“ schloss sie.
„Schön und gut. Hast du irgendeine Vergleichsgröße mit der ich arbeiten kann?“ fragte Sarah.
„Hmmm…ich würde mal sagen, dass du mit dem Geld was ich da rein investiert habe bestimmt zwei Monate jedes Wochenende Party bis zum Koma machen könntest. Reicht das als Vergleichsgröße?“ fragte Kathi.
„Ok beachtliches Sümmchen, das du da investiert hast. Hat es sich wenigstens gelohnt?“ fragte Sarah weiter.
„Wenn nicht hätte ich den ganzen Kram wohl nicht mit mir geschleppt oder?“ entgegnete Kathi.
„Stimmt wohl. Die Kleider sind übrigens auch voll schön.“ sagte Sarah beiläufig.
„Danke. Willst du auch eins davon anprobieren?“ fragte Kathi.
„Gerade nicht, aber im schlimmsten Fall überlässt du mir auch eines davon oder?“ fragte Sarah Kathi.
„Klar.“ kam als knappe Antwort. „Sag mal. Du hast du bestimmt noch mehr Fragen, die sich nicht auf die Klamotten beziehen oder vertue ich mich?“ fragte sie schließlich.
„Bin ich so durchschaubar geworden oder was? Oder wie kommst du drauf?“ erwiderte Sarah.
„Der plötzliche Wechsel von dem Preis der Dinge zu der Bemerkung, dass die Kleider „schön“ sind hat dich verraten. Bei den Bodys warst du begeisterter als bei den Kleidern und hast nicht so viel gefragt. Das macht halt stutzig. Also was stimmt nicht oder was stört dich?“ erklärte Kathi.
„Mich stört nichts, zumindest nicht an dir oder an deinen Sachen.“ antwortete Sarah.
„Sondern…“ erwiderte Kathi auffordernd.
„Meine eigene Haltung zu dem ganzen. Weißt du ich habe auf der einen Seite das Gefühl Freudensprünge machen zu müssen, weil ich zum einen das ganze hier sehe, zum anderen weil ich tun kann was ich will, zumindest wenn man die Aussage meiner Mutter hört, aber trotzdem gibt es in meinem Inneren etwas, das mir das ganze madig machen will oder gar schlecht redet.“ erläuterte Sarah.
„Mach dir darüber mal keine Gedanken Sarah. Erinnerst du dich an vorhin, als ich dir gesagt habe ich habe mich damit abgefunden wie ich bin? Genau diese Phase wie du sie durchmachst habe ich auch durchgemacht. Ich hatte manches Mal das Bedürfnis alles auf einen Haufen zu werfen, ein Streichholz zu nehmen und es einfach zu verbrennen. Durch die Unterstützung durch meine Mutter, habe ich das ganze relativ schnell akzeptieren können, bei anderen dauert es Jahre, Jahrzehnte oder das ganze Leben. Du brauchst dir wirklich keinen Kopf deswegen zu machen. Sollen wir vielleicht lieber aufhören und du legst dich noch was ins Bett? Vielleicht hilft das?“ sagte Kathi.
„Weißt du ich glaube der Schlaf bringt mir nur noch mehr Verwirrung. Wenn du im Traum mit dir selber redest, dann ist schlafen wohl nicht die beste Idee.“ erwiderte Sarah.
„Gerade dann solltest du schlafen und dir selber stellen. Glaub mir, ich habe ähnliche Träume auch schon mal erlebt. Bis du nicht mit dir irgendwie ins Reine gekommen bist, werden sie dich immer weiter verfolgen. Ich empfehle dir aber auch, dir gründlich Gedanken darüber zu machen wie du zu dem ganzen Windelkram stehst.“ sagte Kathi.
„Das ist eben das Problem….Ich denke das Thema zu Tode. Wenn ich anfange, kommt irgendwann der Punkt an dem es soweit zu Tode gedacht ist, dass ich das Gefühl habe jetzt müsste sich das ganze erledigt haben und dann taucht es wieder von neuem auf. Ich krieg dabei keinen klaren und rationalen Gedanken hin. Das macht mich fertig.“ erläuterte Sarah.
Kathi zuckte mit den Schultern und erwiderte kurz: „Wen wundert es? Wie willst du etwas irrationales mit rationalen Gedanken und Denkweisen erklären und verstehen? Hast du Angst, dass das deine Entdeckung einer möglichen Leidenschaft für Windeln dein Wesen ändert? Das du sagen wir einfach mal deine Identität verlierst, die du bislang gehabt hast? Genau das ist dein Problem oder? Glaube mir du wirst dich nicht selbst verlieren oder gar dein ganzes Wesen ändern, du wirst weiterhin die sein, die du immer warst, aber vielleicht wirst du dich selbst überdenken und gewisse Wesenszüge ändern oder abstreifen.“ erwiderte Kathi.
„Wow…hast du nen Psychologieduden gefuttert oder warum kriegst du das so auf den Punkt gebracht? Fragte Sarah.
„Bekanntes Problem.“ antwortete Kathi kurz. „Meine Empfehlung: Stell dich deinem inneren „Schweinehund“ und dann warte ab was passiert.“ setzte sie nach während sie Sarah Richtung Türe schob, diese öffnete und Sarah in den Flur verfrachtete.
„Einfacher gesagt als getan.“ erwiderte Sarah, der inzwischen verschlossenen Türe des Gästezimmers. Sie war keinen Schritt schlauer als zuvor. Was konnte sie nun tun? Sollte sie sich wirklich in ihr Bett legen und ihre Träume über sich ergehen lassen, ihnen auf den Grund gehen oder was?
Sie ging ihr Zimmer zurück und legte sich ins Bett und versuchte zu schlafen. Sie drehte sich mehrere Male, gefühlte hunderte Male hin und her und versuchte Schlaf zu finden, doch anscheinend wollte es nicht gelinge. Sollte es wirklich so sein wie Kathi gesagt hatte? Waren einschlafen mit Windel wirklich so schwer? Sie Schaute zu ihrem Fenster. Die ersten Sonnenstrahlen machten sich draußen bemerkbar. Anscheinend sollte sie heute keinen Schlaf finden. Sarah erhob sich aus ihrem Bett und knöpfte den Body auf und betastete die Windel die sie trug. Sie fühlte sich anderes an als zu vor. Irgendwie matschig weich. Sie lehnte sich etwas zurück . Der durchgehend gelbe Streifen hatte sich grünlich verfärbt und das weiße der Windel schien in dem schwachen Licht leicht gelblich zu sein. Ihre Windel war nass, aber wann war das passiert. Sie hatte doch die ganze Zeit in ihrem Bett gelegen und hatte keinen Schlaf gefunden. Oder etwa doch? War sie eingeschlafen und befand sich wieder einmal in einem ihrer seltsamen Träume. Noch war anscheinend nichts passiert. Eigentlich seltsam. In allen bisherigen Träumen hatte sie geschlafen und immer war etwas passiert, wenn sie aufgewacht war. Warum jetzt nicht? Sie rief sich ihren letzten Traum in Erinnerung. Sie musste sich einfach nur vorstellen auf sich selbst zu schauen und schon würde sie wieder mit ihrem anderen Ich kommunizieren können. War das die Lösung ihrer Probleme? Sie stellte sich wie zuvor vor sich aus der Sicht einer dritten Person zu betrachten. Sie versuchte es einige Minuten lang. Nichts geschah. „Kein Traum?“ fragte sie in den Raum.
Sie suchte nach ihrem Handy. 6:30 am morgen. Sie überlegte ob sie zu Kathi ins Gästezimmer gehen sollte um mit ihr weiter zu reden, da ihre Ideen ja anscheinend nicht gefruchtet hatten, hielt Sarah es für richtig sie aus dem Schlaf zu reißen und mit ihr weiter zu diskutieren anstatt einfach zu liegen und zu warten bis etwas passierte. Sie knöpfte den Body wieder zu. Dieses Mal ging es ihr um einiges leichter von der Hand als beim ersten Mal. Als der Body geschlossen war schritt sie zur Tür und versuchte dies zu öffnen. Das Drücken der Klinke hatte keinen Erfolg. Jegliches Rütteln und Klopfen hatten genauso viel Erfolg. Das Fenster, kam ihr in den Sinn. Bestimmt klemmt nur die Tür und niemand hört mich rütteln weil alle schlafen, dachte sie. Sie ging zum Fenster und öffnete die Vorhänge.
Kapitel 20: Ein kurzes nächtliches Zwischenstück
Backsteine? Warum Backsteine? Was hatte eine akkurat gemauerte Backsteinwand an der Stelle ihres Fensters zu suchen, fragte sich Sarah. Im gleichen Moment wurde ihr klar, dass dies wieder ein Traum sein musste. Die verschlossene Türe, die nasse Windel und die Backsteinwand ließen keine anderen Schlüsse mehr zu. Irgendwas wollte ihr Unterbewusstsein ihr wieder mitteilen. Sie konnte sich nur nicht vorstellen was. Ihr anderes Ich hatte sie auch nicht kontaktieren können. Sarah schaute sich in ihrem Zimmer um. Bis auf die Backsteinwand, die ihr Fenster ersetze schien alles wie immer zu sein. Sie schnappte sich ihren Stuhl, setzte sich, lehnte sich im Stuhl zurück und schloss die Augen. Sarah versuchte ihre Gedanken zu sammeln und ihre Situation zu analysieren.
„Ok.“ sagte sie zu sich selbst. „Anscheinend bin ich schon wieder am träumen und dieses Mal komme ich nicht so einfach zur Lösung. Wie bin ich beim letzten Mal heraus gekommen?“ fragte sie sich laut selbst. Die Stimme im Hinterkopf antwortete sie sich stumm selbst. Doch dieses Mal kam sie nicht und das was sie ihr gesagt hatte funktionierte nicht. Vielleicht sollte dieser Traum gar nicht in einer Konfrontation mit ihrem inneren Selbst enden, überlegte sich Sarah. Aber was bezweckte er sonst. Sie dachte nochmals an die letzten Träume.
Im ersten war sie in einer verqueren Welt wach geworden in der sie Windeln tragen musste, weil sie ins Bett machte und ihre schulischen Leistungen waren alles andere als berauschend. Aus dieser verqueren Welt war sie recht schnell aufgewacht. Was ihr im Vergleich zu ihrem jetzigen Traum auffiel war die Tatsache, dass der Ort der gleiche war und, dass sie in beiden Träumen ein Windel trug und in beiden Träumen war sie benutzt wurden. Im zweiten Traum hatte sie eine kurze Diskussion mit ihrem Vater. Darüber, dass sie ins Bett machen würde und auch tagsüber in die Hose gemacht hätte. Alles andere des Traums war die Auseinandersetzung mit ihrem anderen ich. Zusammenfassend schienen beide Träume zwar im Zusammenhang zu stehen, aber sie brachten sie hier nicht weiter. Ihr kam plötzlich eine Idee.
Sarah stand auf und ging erneut zu ihrem eigentlichen Fenster. Sie betrachtete kurz die Backsteinwand und zog dann ihre Vorhänge wieder über die Backsteinwand. Sie ging kurz in sich und stellte sich ihr Fenster vor und zog dann die Vorhänge erneut zurück. Die Backsteine waren verschwunden und ihr Fenster war wieder da. Anscheinend hatte sie die Möglichkeit durch ein wenig Konzentration ihren Traum zu beeinflussen. Was ihr das in diesem Traum bringen sollte war ihr aber noch nicht klar. Ihr nächstes Ziel war klar, die Türe. Sarah ging zur Tür und konzentrierte sich kurz auf die Türe und dachte daran wie sie diese öffnet. Sie drückte die Klinke der Türe nach unten.
Kathi lag immer noch wach im Bett und drehte sich von der einen auf die andere Seite. Sie fragte sich ob es Sarah gut ginge. Die letzten beiden Tagen waren für sie vermutlich nicht einfach gewesen, aber dennoch hatte sie sich auf den ersten Blick betrachtet gut mit dem Thema Windeln und allem was sie ihr erzählt hatte arrangiert. Aber alleine ihre Abwesenheit am Nachmittag zeigte, dass es in ihr brodeln musste. Sie war wahrscheinlich an diesem berühmten Punkt alles hinzunehmen oder alles zu verabscheuen. Was sie genau machen würde war ungewiss. Kathi überlegte ob sie ihr irgendwie hätte helfen können. Sie hatte vor ihrer Tante geplaudert. Es war Kathi immer noch sichtlich unangenehm, dass es dazu gekommen war, aber im Endeffekt hatte es sich auch für sie als positiv herausgestellt. Sie konnte ohne Probleme ihrem Treiben nachgehen, ganz so wie zu Hause. Sarah hatte dadurch auch einen Vorteil, egal wie sie sich zum Thema Windeln verhalten würde, ihre Mutter hätte damit keinerlei Probleme. Das erübrigte ein Coming Out. Alles was sie weiterhin tun konnte, war mit Sarah über das ganze Thema zu reden. Sie drehte sich nochmals auf die andere Seite. Sie hatte das Gefühl, dass sie schon anfing so zu denken wie Sarah. In einer ewigen Schleife. Vielleicht sollte sie nochmals auf stehen und in das Nachbarzimmer gehen um mit Sarah zu sprechen. Nach einem nahezu ewigen für und wider entschied sie sich schlussendlich dagegen und drehte sich noch einige Male hin und her, bis sie schlussendlich einschlief.
Leicht quietschend öffnete sich tatsächlich die Türe. Sarah war immer noch erstaunt darüber, dass sie durch bloße kleine Überlegungen ihren Traum einfach beeinflussen konnte. Warum war es ihr dann aber nicht gelungen ihr anderes ich erscheinen zu lassen. Sie schloss kurz die Augen und versuchte sich erneut auf ihr anderes ich zu konzentrieren. Sie sah es vor sich wie beim letzten Mal. Sie öffnete die Augen und sah schlussendlich…nichts. Ihr anderes ich blieb verschollen. Vielleicht würde sie ihr anderes ich im Rest des Hauses irgendwo finden. Ihr erstes Ziel die Küche, der Ort ihres ersten Treffens. Sarah schlich sich leise durch den Flur, ohne zu wissen warum sie wirklich schlich. Ob sie Angst davor hatte, dass irgendwelche Unwesen aus den übrigen Räumen auf sie herfallen würden wusste sie nicht, aber allzu lange daran denken wollte sie auch nicht, wer wusste schon was sonst passieren würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit auf Zehenspitzen erreichte sie schlussendlich die Küche. Sarah betätigte das Licht. Urplötzlich erstrahlte die Küche im gewohnten Licht. Alles war hier wie immer. Kein anderes ich, keine Auffälligkeiten. Sarah schaute auf die Uhr. 3.00 Uhr zeigte diese. Moment dachte sie sich. Mein Handy hat doch 6.00 Uhr gezeigt, dachte sie sich plötzlich. „Was passiert eigentlich wenn ich….“ sagte sie sich laut. „…genau das.“ ergänzte plötzlich eine allzu bekannte Stimme.
Sarah atmete erleichtert auf. Die öffnete die Augen und starrte immer noch die Uhr an. Jetzt zeigte sie 20.00 Uhr. Der Zeitpunkt des letzten Treffens mit ihrem anderen ich. Es war erschienen. Die Stimme die kurz zuvor erklungen war gehörte dem kleinen Mädchen, das jetzt rauchend am Küchentisch saß und anscheinend darauf wartete, dass sich Sarah dazu gesellte und sich wieder mit ihm beschäftigte.
„Bevor du fragst“, fing die junge Sarah an. „ich wollte es so.“
Sarah konnte sich denken was sie meinte, der umständliche Weg sich in der Küche zu treffen.
„Und warum sollte ich mir selbst das „antun“?“ fragte sie ihr junges Gegenstück.
„Ich will mal nicht so sein wie beim letzten Mal. Du bist ja anscheinend schon einen Schritt weiter, zumindest wenn ich deine Kleidung zu ansehe. Vielleicht sollte ich mir auch ein anderes Outfit zu legen was sagst du?“ fragte sie zurück ohne richtig auf die Frage eingegangen zu sein.
„Ähm…müsste ich mir dich dafür nicht anders vorstellen?“ fragte Sarah ihr Ebenbild.
„Ja, dass müsstest du. Aber vielleicht gibt es einen Grund warum ich als rauchende Neunjährige erscheine?“ fragte sie wiederum zurück.
Sarah versuchte sich einen Reim darauf zu machen. Plötzlich hatte sie eine Idee warum ihr inneres ich ihr so erschien.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
Suche
Weitere Teile dieser Geschichte
- Schicksalhafter Ferienbeginn (27)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (26)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (25)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (24)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (23)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (22)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (21)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (20)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (19)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (18)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (17)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (16)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (15)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (14)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (13)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (12)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (11)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (10)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (9)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (8)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (7)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (6)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (5)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (4)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (3)
- Schicksalhafter Ferienbeginn (2)
- Schicksalhafter Ferienbeginn
Archiv
Neueste Beiträge
Neueste Kommentare
- Joerg Zach bei Besuch bei der Tante
- nappybaby bei Florians Schatten (2)
- Tobi bei Florians Schatten (4)
- Michael Two bei Zwischen gestern und Morgen (21)
- Michael Two bei Florians Schatten (4)
- Joerg Zach bei Niko (4)
- Phil bei Florians Schatten (4)
- Jojo bei Florians Schatten (4)
sehr gute geschichte, definitiv eine der besten hier. ich hoffe du schreibst noch eine fortsetzung, eine solche detaillierte geschichte mit so vielen emotionen erlebt man selten
Ich bin sehr erfreut diese Geschichte gelesen zu habe, auch wenn ich einige Anläufe brauchte, wegen der Länge. Die Emotionen wurden gut geschildert und in dem Zwiespalt in dem sich Sarah befindet kann ich gut reinversetzen, da dieser viele trifft. Bin gespsnnt wie sich das weite entwickelt! Bitte schreib weiter.
[…] Windelgeschichten.org präsentiert: Schicksalhafter Ferienbeginn (3) – 1. Teil […]
[…] Windelgeschichten.org präsentiert: Schicksalhafter Ferienbeginn (4) – 1. Teil […]
[…] Windelgeschichten.org präsentiert: Schicksalhafter Ferienbeginn (6) – 1. Teil […]
[…] Windelgeschichten.org präsentiert: Schicksalhafter Ferienbeginn (7) – 1. Teil […]
[…] Windelgeschichten.org präsentiert: Schicksalhafter Ferienbeginn (8) – 1. Teil […]
[…] Windelgeschichten.org präsentiert: Schicksalhafter Ferienbeginn (10) – 1. Teil […]
[…] Windelgeschichten.org präsentiert: Schicksalhafter Ferienbeginn (11) – 1. Teil […]
[…] Windelgeschichten.org präsentiert: Schicksalhafter Ferienbeginn (13) – 1. Teil […]