Schicksalhafter Ferienbeginn (11)
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Kapitel 30: Das fehlende Puzzlestück
Sarah hatte in der Zwischenzeit das Badezimmer verlassen und war wieder in ihr Zimmer gegangen. Sie ärgerte sich immer noch darüber, dass sie gestern ihre letzte Jogginghose durch ihren Unfall versaut hatte. Sie dachte daran, dass ihr Vater heute vorbei kommen wollte. Nur Body und Windeln wären definitiv keine gute Idee gewesen, stellte sie etwas geknickt fest. Sie öffnete ihren Kleiderschrank und schaute was dieser noch so zu bieten hatte. Neben einer gefühlten Unmenge an T-Shirts und Jeans hatte sie noch einige Kleider im Schrank. Eigentlich waren die meisten der Kleider zu schick um sie einfach so zu tragen. Ihr Blick fiel auf ihre Sportkleidung. Eine Kurze Hose und ein Top würden es für heute auch tun, dachte sie sich. Rausgehen wäre heute sowieso nicht drin, es war immerhin Sonntag und alles hatte geschlossen und auf einen Cafebesuch hatte sie heute keine Lust und wusste gar nicht ob sie überhaupt die Gelegenheit kriegen würde, ihre Mutter hatte gar nicht gesagt wann ihr Vater vorbeikommen wollte. Sarah seufzte. Das könnte später noch etwas werden dachte sie sich. Eigentlich verstand sie sich mit ihrem Vater gut. Laut ihrer Mutter war er ein Workoholic, das hatte am Ende auch die Ehe beendet. Ihrer Mutter war es einfach bei allem Verständnis und aller Liebe leid ständig gefühlt immer die zweite Geige zu spielen. Sarah hatte davon eigentlich nicht viel mitbekommen. Sie kannte es eigentlich nicht anders. Ihr Vater war selten zu Hause und wenn er zu Hause war, dann meist nur kurz und zu Zeiten in denen Sarah schon längst im Bett war. Sie erinnerte sich gleichzeitig aber auch an schöne Erlebnisse, die sie zu dritt erlebt hatten. Meistens waren es irgendwelche Urlaubsreisen, in denen ihr Vater, wie sie im Nachhinein feststellen musste eigentlich auch in irgendeiner Weise am Arbeiten war. Sie hatte auch mitbekommen, dass sich ihre Eltern öfter darüber gestritten haben, dass ihr Vater zu viel arbeiten würde und die Familie dadurch vernachlässigen würde und das kein Dauerzustand sein könnte.
„Euch geht es doch nicht schlecht oder?“ hatte er meistens als Antwort parat.
„Materiell vielleicht nicht, aber findest du nicht du solltest auch etwas Zeit mit deiner Tochter verbringen. Sie braucht nicht nur ihre Mutter, das sollte dir doch wohl klar sein oder?“ sagte ihre Mutter.
„Hat sie irgendetwas in der Richtung gesagt? Ihr scheint es doch nicht schlecht zu gehen. Wenn ich das richtig sehe, scheint sie durch meine Abwesenheit keine Schäden davon zu tragen oder?“
„Noch nicht wer weiß ob das nicht noch kommt. Das ist alles, aber definitiv kein Familienleben das wir hier führen.“ konterte Sarahs Mutter
„Was willst du mir damit sagen?“ fragte ihr Vater
„Da du sowieso die meiste Zeit nicht da bist und wir dir anscheinend nicht wichtig genug sind, sollten wir vielleicht getrennte Wege gehen. So bringt das auf Dauer nichts.“ erklärte ihre Mutter
„Ist das der Dank, dass ich mir für meine Familie den Arsch aufreiße?“ fragte er wütend.
„Karl, Geld ist nicht alles. Ja es fehlt uns materiell an nichts, aber mir fehlt der Mann an meiner Seite. Ist dir eigentlich klar wie viel du aus meinem Leben verpasst und wie viel wir davon zusammen machen sollten? Und denk auch mal daran wie viel du aus dem Leben deiner Tochter verpasst. Ich habe darauf einfach keine Lust mehr.“ sagte sie mit Tränen in den Augen.
Die Tränen konnte Sarah damals nicht sehen und konnte das Ganze damals noch nicht genau einordnen. Am nächsten Tag hatte sie ihre Eltern kindgerecht darüber aufgeklärt was am Vorabend passiert war. Das es nichts damit zu tun hatte, dass sie beide nicht lieb hatten oder der gleichen, halt nur das ihre Eltern diese Art von Leben nicht mehr wollten. Sarah verstand damals nicht was daran so schlimm war. Wie gesagt sie kannte es ja nicht anders. Irgendwie stimmte es sie trotzdem traurig, dass ihre Eltern in Zukunft getrennte Wege würden. Vieles aus dieser Zeit war ihr jedoch seltsamerweise nicht in Erinnerung geblieben. Eigentlich seltsam wie sie feststellen musste, sonst war ihr Gedächtnis wie ein Schwamm, der sich beständig vollsog, aber hier, hier wollte das irgendwie nicht funktionieren. Sarah verdrängte das weitere Denken daran und widmete sich lieber damit sich anzuziehen. Es wurde definitiv Zeit für einen Kaffee und eine Zigarette. Keine fünf Minuten später verließ sie ihr Zimmer und setzte ihren Weg Richtung Küche fort.
Kathi und Sandra saßen in der Küche immer noch in der Ecke der Sitzbank, inzwischen aber weitaus näher beisammen als bei dem vorangegangen Gespräch mit Sarahs Mutter. Immerhin das hatten sie ihr nicht brühwarm erzählen müssen, wobei sie sich bestimmt ihren Teil dachte, wie beiden klar war.
„Glaubst du wirklich sie hat was mitbekommen?“ fragte Sandra.
„Mich würde es eher wundern, wenn sie es nicht mitbekommen hätte. Sie ist immerhin die Schwester meiner Mutter und die beiden sind sich schon sehr ähnlich, also gehe ich stark davon aus, dass sie was mitbekommen hat.“ erklärte Kathi.
„Hast du eigentlich was von deiner Mutter gehört?“ fragte Sandra.
„Ne, aber sie meldet sich sowieso selten wenn sie geschäftlich unterwegs ist. Sie ist gerade in Saudi-Arabien und die haben ne andere Zeitzone, das erschwert ein wenig den Kontakt.“ antwortete Kathi.
„Ist doch eigentlich cool, dass deine Mutter so viel rum kommt. Ich stelle mir das total spannend vor.“ warf Sandra ein.
„Naja, irgendwie schon, aber ich finde es irgendwie ziemlich ätzend. Ich darf immer irgendwo unterkommen. Gut hier ist es jetzt nicht ganz so schlimm wie sonst. Irgendwelche Kinderbetreuungen, aber da waren die Reisen auch kürzer.“ entgegnete Kathi.
„Ähm…Kathi wie stellst du dir das eigentlich mit uns vor, wenn du wieder zu Hause bist. Das ist ja keine Strecke, die man einfach mal so hin und zurückfährt.“ fragte Sandra ungeduldig.
„Lass uns doch erst mal die Zeit genießen. Wenn wir uns bei meiner Abreise noch nicht auf die Nerven gegangen sind, können wir immer noch weiter sehen, findest du nicht? Wir stehen immerhin am Anfang von unserer…ähm…Beziehung.“ sagte Kathi.
„Ja stimmt wohl, aber findest du nicht du siehst das etwas pessimistisch?“ fragte Sandra
„Das sollte jetzt nicht pessimistisch klingen.“ gab Kathi kleinlaut zurück.
„Schon gut. Sag mal willst du eigentlich heute hier bleiben wenn dein Onkel vorbei kommt? Oder hast du Lust eine Weile mit zu mir zu kommen?“ fragte Sandra aufgeregt.
„Naja ich würde ihn schon gerne sehen, aber muss ich jetzt auch nicht unbedingt haben. Ich glaube das gibt sowieso nur Stress wenn er hier ist. Da bin ich lieber weit genug weg um dem zu entgehen.“ entgegnete Kathi.
„Warum glaubst du, dass es Stress gibt? Eigentlich verstehen sich die beiden doch gut.“ sagte Sandra.
„Ja schon, aber so wie ich das mitbekommen habe, haben die sich schon ziemlich gefetzt, zumindest am Anfang. Ich habe das aber nur am Rande mitbekommen, wenn meine Mutter mit Sarahs Mutter telefoniert hat oder wenn sie mal da war. Ich war zu jung um das alles zu verstehen und in Zusammenhang zu bringen, aber so viel ist dann doch hängen geblieben. Das muss damals schon recht übel zur Sache gegangen sein.“ erläuterte Kathi.
„Wusste ich gar nicht. Ich hab Sarah zwar mal gefragt wie das ablief, aber sie hat kaum drüber gesprochen, ich dachte mir einfach sie wollte nicht drüber sprechen, weil sie nichts mitbekommen hat, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass das so ist.“ antwortete Sandra.
„Ganz ehrlich gesagt habe ich da kaum Erinnerungen dran, Sandra.“ warf Sarah ein, die gerade die Küche betrat. „Zumindest nicht das ich wüsste. Aber ihr habt ja echt interessante Gesprächsthemen. Ich hätte mir ja alles vorstellen können, aber die Scheidung meiner Eltern? Habt ihr nichts besseres zu tun?“ fragte sie patzig.
„Hey, guten Morgen erst mal. Das hat sich eben so ergeben.“ sagte Kathi.
Sarah war inzwischen zur Kaffeemaschine gegangen und nahm sich ihren Kaffee und setzte sich nun auf den Platz den einige Zeit vorher noch ihre Mutter in Beschlag genommen hatte. Sie nahm eine Schluck, griff zu ihren Zigaretten und zündete sich eine an. „Das musste mir aber mal erklären wie sich das ergeben kann.“ forderte Sarah Kathi auf.
„Jetzt reg dich doch mal ab. Wir haben nur gemutmaßt, dass es heute Stress geben könnte, deshalb hat Sandra mich gefragt ob ich mit zu ihr kommen will, dann habe ich ihr nur das berichtet was ich damals am Rande mitbekommen habe mehr nicht. Mich wundert es eigentlich wirklich, dass du kaum was davon mitbekommen hast.“ erklärte sie Sarah.
Sarah zuckte nichts wissend mit den Armen. „Kein Plan. Habe ich mir eigentlich nie großartig Gedanken drüber gemacht.“ entgegnete sie.
„Ich kann mir echt nicht denken, dass dich das so kalt gelassen hat wie du jetzt tust. Wenn ich mal daran denke was du seit dem alles angestellt hast.“ warf Sandra ein.
„Zufall.“ entgegnete Sarah knapp. „Müssen wir jetzt aber auch nicht weiter vertiefen. Ich brauche in einer anderen Sache eure Hilfe.“
Die beiden schauten sich verwundert an. Was konnte Sarah von beiden gleichzeitig wollen. Beide antworteten zeitgleich: „Was ist passiert?“
„Nichts ist passiert. Ich habe nur ein Bild im Kopf, dass ich nicht zuordnen kann. Es geht um eine bestimmte Windel. Ich wüsste gerne was das für eine sein könnte. Ich dachte mir wer könnte da besser helfen als ihr.“ Sie hoffte insgeheim, dass diese Schilderung ausreichend sein würde und sie nicht noch mehr erklären müsste.
Die beiden lachten. „Wenn’s weiter nichts ist, das sollten wir hinbekommen. Ok wie sieht das Teil denn aus?“ fragte Kathi.
„Lass mich mal überlegen. Es muss eine Babywindel sein. Sie müsste groß genug sein um einer Neunjährigen zu passen und hat irgendwelche Bauernhoftiere und Punkte aus Motiv und hat so türkisfarbene Seitenteile. Reicht das?“
Beide überlegten kurz. „Hmm….“ setzte Sandra an, „Ja ich glaube ich kenne die, aber die gibt es schon lange nicht mehr, bestimmt so 7 Jahre oder so. So sahen damals mal die Pampers aus. Eigentlich ganz niedlich würde ich heute sagen. Früher habe ich die Dinger gehasst. Ihr könnt euch ja denken warum. Ach übrigens anscheinend wusste deine Mutter über mein Problem Bescheid. Das haben wir gerade eben mehr oder weniger beiläufig erfahren als wir über gestern Abend ausgefragt wurden. Sie hat wohl mitbekommen, dass Sandra vor deiner Türe stand und hat uns ein wenig ausgefragt.“ erzählte Sandra Sarah um sie auf den neusten Stand zu bringen.
„Na super. Klasse.“ warf Sarah ein.
„Hey, alles gut Sarah, sie hat mich sogar gelobt, weil sie das Sofa nicht besser hinbekommen hätte. Sie wirkte nicht mal böse oder so.“ schaltete sich Kathi ein.
Sarahs Miene wurde nachdenklich. Warum sollte ihre Mutter nicht sauer werden wenn ihre sechzehnjährige Tochter im Schlaf ihr Sofa vollpinkeln sollte. Da kam selbst ihre Mutter ihr nun zu verständnisvoll vor. Irgendwo musste doch auch mal das Verständnis ihrer Mutter aufhören.
„Sarah?“ fragten zwei Stimmen zeitgleich.
„Ähm…ja sorry. Ich war gerade irgendwo in meinen Gedanken.“ antwortete sie Kathi und Sandra.
„Sag mal wie kommst du eigentlich jetzt auf Pampers?“ fragte Kathi. „Die könnten zwar noch passen, aber wirklich bringen tun die nichts. Saugen kaum was. Sehen halt nur nett aus, mehr nicht. Wenn du was bunteres willst, nimmst du lieber die Windeln die Sandra dabei hatte, da machste nichts falsch. Außerdem biste keine neun mehr.“
„Stimmt wohl.“ warf Sandra ein. „Wieso kommst du gerade auf eine Neunjährige?“
„Ach das kam mir nur so in den Sinn mehr nicht, keine Ahnung warum.“ versuchte sich Sarah aus der Situation zu retten. „Wo kriegt man diese bunten Windeln eigentlich her?“ fragte sie weiter um das Thema umzulenken.
„Internet.“ waren die knappe Antwort der Mädchen, die ihr gegenüber saßen.
„Schickt mir einfach mal die Seiten aufs Handy. Ich möchte einfach mal sehen was es da so gibt.“ sagte Sarah.
„Nicht das du vor Begeisterung noch den Internetshop leer kaufst.“ sagte Kathi lachend. „Ich finde ds echt seltsam. Auf der einen Seite bist du total aufgeschlossen, auf der anderen Seite habe ich das Gefühl du willst von Windeln gar nichts wissen. Ist dir das mal aufgefallen“
„Ich weiß halt einfach noch nicht was ich davon halten soll. Da ist nicht seltsames dran.“ erwiderte Sarah knapp.
„Also ich finde das auch seltsam. Glaub mir wenn ich die Möglichkeit hätte würde ich immer noch drauf verzichten, auch wenn ich mich inzwischen damit arrangiert habe, auch dank euch beiden. Aber es ist wirklich so wie Kathi schon sagte. Interesse auf der einen Seite und dann Ablehung auf der anderen Seite. Eigentlich sollte dir doch klar sein, dass nichts dabei ist wenn du Windeln mögen solltest oder?“ ergänzte Sandra.
„Das kann ich doch jetzt noch gar nicht sagen ob ich das mag oder nicht, ich habe das nur mal so probiert, mehr nicht.“ antwortete Sarah.
„Wenn du das so sagst, nehmen wir das einfach mal so hin, wir wollen dich auch nicht in irgendeine Richtung stoßen oder sowas. Weißt du eigentlich schon wann dein Vater hier aufschlägt?“ wollte Kathi wissen.
„Ne kein Plan. Ich glaube aber nicht, dass er vor heute Nachmittag hier aufkreuzen wird. Ihr habt schon gefrühstückt?“ fragte Sarah.
„Wir haben auf dich gewartet. Wird langsam aber auch Zeit. Ich würde sagen nach dem Frühstück verziehen wir beide uns erst mal zu Sandra. Wann sollte ich am besten wieder hier sein?“ informierte sich Kathi.
„Ich würde mal sagen spätestens um 21:00 solltest du schon wieder hier sein. Ich weiß nicht ob Sandras Mutter dich fährt, aber da lässt sich bestimmt was regeln, oder Sandra? Willst du eigentlich mit Windeln los? Das gibt doch bestimmt doofe Fragen.“ fragte Sarah während sie die Sachen fürs Frühstück zusammensuchte.
„Ich glaube die Ausrede mit dem Windeln brauchen ist aktuell die eleganteste oder Sandra?“
„Ja durchaus. Ich habe meiner Mutter nur gesagt, dass ich nicht wüsste warum du welche trägst, da musste dir möglicherweise noch was einfallen lassen, aber sollte ja nicht allzu schwer sein, wenn sie dich überhaupt drauf anspricht.“
„Naja ich gehe irgendwie davon aus, dass Kathi in nächster Zeit öfters mal bei euch aufschlagen wird. Da wird sich die Frage wohl irgendwann zwangsläufig ergeben.“ warf Sarah ein.
„Möglich. Ich denke meine Mutter ist weniger gut im Ausfragen als deine Mutter. Wo wir gerade von ihr sprechen. War dir eigentlich bewusst, dass sie von meinem Problem wusste?“ fragte Sandra interessiert.
„Gegenüber mir hat sie da nie irgendetwas erwähnt. Aber jetzt wo du es sagst, immer wenn du mich…schuldigung wenn ich es jetzt so hart sage…versetzt hast und echt geknickt war, hat sie mir gesagt, dass du es bestimmt nicht böse meinst und du deine Gründe hättest. Naja das hat sich ja jetzt auch erledigt. Lasst uns frühstücken.“ sagte Sarah.
Kurze Zeit später hatte sie alles für ein reichhaltiges Frühstück bereit gestellt und alle langten ordentlich zu ohne viele weitere Worte zu verlieren. Sarah hatte sich insgeheim wieder in ihre Gedanken zurückgezogen und dachte vor allem über ihren letzten Traum nach. Warum trug die neunjährige in ihren Träumen auch Windeln, das ergab keinen Sinn. Vor allem wie sollte sie eine Windel erkennen, die es gar nicht mehr gab. Auch die Tatsache, dass sie sich an die Zeit der Scheidung ihrer Eltern eigentlich gar nicht mehr erinnerte machte sie stutzig. Irgendetwas musste doch damals passiert sein. Hatte sie Angst vor der Erkenntnis, die sich hinter der gefühlt dichten Nebelwand verstecken würde befinden würde. Hatte das was damals passiert war, die schlechte Seite von ihr nach außen gekehrt. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Es gab nur eine Person, die ihr dazu eine wirklich aussagekräftige Antwort liefern konnte. Aber sollte sie wirklich alte Wunden ausreißen? Sie war sich unsicher ob das sinnvoll wäre, aber sie wollte Antworten. Ihre Träume wollten ihr irgendetwas mitteilen. Sie erkannte eine weitere Parallele ihrer Träume. Ihre Familie, die anscheinend intakt war, aber trotz allem war sie von ihrem anderen Ich an den tatsächlichen Tag der Trennung geführt wurden. Den Tag an dem ihr Vater ausgezogen war. Kurz nach dem Urlaub in dem sich ihre Eltern zu dem Schritt entschlossen bzw. ihre Mutter dazu entschlossen hatte musste sie im Nachhinein feststellen. Ihr Verständnis hielt sich in Grenzen, aber nachvollziehen konnte sie es mit den Jahren schon. Sie selbst hätte das vermutlich auch nicht so lange mitgemacht. Einen wirklichen Partner hatte ihre Mutter seit dem zwar nicht, aber Sarah hatte auch nicht das Gefühl, dass sie großartig danach strebte, außerdem hatte sie auch zu viel mit ihrer doch nicht so einfachen Tochter zu kämpfen. War ihr Trotz nur ein Mittel zum Zweck gewesen um ihre Mutter von anderen Männern fern zu halten? Nein dafür war sie eigentlich noch zu harmlos drauf. Da gab es Kinder, die definitiv härtere Geschütze auffahren als sie, aber ganz abwegig schien ihr der Gedanke nicht. Immerhin hatte sie es anscheinend, wenn auch eher ungewollt geschafft, dass ihr Vater zu Besuch kam und das geschah extrem selten. Aber war das überhaupt ihr Ziel gewesen. Was war überhaupt ihr Ziel und aus welchem Grund. Die Fragen in ihrem Kopf häuften sich zunehmend. Sie ließ weiter ihre Kreise kreisen und biss gelegentlich etwas von ihrem Brötchen ab und trank einen Schluck Kaffee.
„Bist du fertig? Sarah. Hallo.“ Sarah schreckte auf. Es war Kathi, die gerade angefangen hatte den Tisch abzuräumen. „Du bist schon wieder voll in deiner Gedankenwelt gefangen was? Du bist fertig oder?“ fragte sie erneut.
Sarah nickte. Keine Sekunde später war das Geschirr vor ihr verschwunden und der Tisch gewischt. Sarah schaute etwas perplex auf den Tisch, dann zu Kathi. Diese grinste breit und sagte ganz langsam: „Wir gehen jetzt nach oben uns fertig machen. Dann sind wir weg, in Ordnung?“ Sarah nickte langsam. Alles lief wie im Film ab. Sie griff nach ihren Zigaretten und zündete sich noch eine an währen Sandra und Kathi die Küche verließen.
„Du kannst mir doch erzählen was du willst, irgendwas stimmt nicht mit ihr.“ wandte sich Kathi an Sandra las bei in Kathis Zimmer waren.
„Möglich. Ich kann mir darauf auch keinen Reim machen. Wir sollten uns das noch eine Weile anschauen und uns dann an ihre Mutter wenden. Das kann kein Dauerzustand werden.“ erwiderte Sandra.
„Glaub mal die hat schon ein Auge auf sie. Mich hat sie doch direkt am zweiten Tag als ich hier war in die Mangel genommen, weil Sarah auf einmal so komisch wurde. Und glaub mir das war nichts anderes als ein Verhör, gut ein nettes, aber trotzdem wars schon heftig.“ erzählte Kathi.
„Sie hat dich echt komplett ausgequetscht. Also wegen der Windeln und so?“ fragte Sandra.
„Ja, sie hat sich alles erzählen lassen. Vermutlich weiß sie sogar mehr von dem ganzen Thema als Sarah. Sie hat sich alles mögliche erklären lassen, war dabei aber auch verständnisvoll. Hätte mich auch schlimmer treffen können. Sag mal wie kommt es eigentlich, dass du deine Windel noch nicht ausgezogen hast? Ich dachte du wärst froh wenn du sie wieder los bist?“
„Ähm…“ Sandra wurde etwas rot. „Naja, man gewöhnt sich halt irgendwie auch dran. Zwischendurch habe ich die auch noch zum Frühstück an. Ist ja kein Verbrechen.“ entgegnete sie Kathi.
„Das nicht, aber schon ein wenig ungewöhnlich. Hast du schon mal bewusst reingemacht?“ fragte sie neugierig.
„Ganz ehrlich?“ fragte Sandra unsicher.
„Ne unehrlich, was glaubst du denn?“ sagte sie lachend.
„Ja, habe ich schon mal gemacht. Aber eher aus Bequemlichkeit. Also wenn ich noch wach war und nicht einschlafen konnte, da habe ich schon mal absichtlich reingemacht. Sie wäre ja sowieso nass geworden. Außerdem konnte ich so liegen bleiben. Immerhin wars so auch schön warm. Das ist aber auch das einzig Positive was ich dem abgewinnen kann und natürlich ein trockenes Bett. Du glaubst mir gar nicht was für ein befreiendes Gefühl es ist zu wissen, dass man nicht in einem nassen Bett aufwacht.“ erklärte Sandra.
„Vorstellen kann ich mir das nicht, aber ich glaube dir das schon. Deine Eltern hatte es bestimmt nicht einfach dich dazu zu bringen oder?“ fragte Kathi.
„Ich habe mich gefühlt Ewigkeiten auf den Kopf gestellt und geweigert Windeln zu tragen. Sie haben mich machen lassen. Sie hielten es wohl für sinnvoller wenn ich selbst dahinter kommen, dass es sinnvoller ist sie zu tragen. Klar meine Mutter hatte immer irgendwo immer welche auf Vorrat. Das war mir auch klar. Sie hat auch oft genug versucht mich davon zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, aber erkläre mal einer Sechsjährigen, die eigentlich schon trocken ist, dass sie wieder Windeln tragen soll wie ein Baby.“ erzählte Sandra
„Ja, das ist nicht ohne. Kommt einem bestimmt irgendwie wie ein Rückschritt oder so vor. Aber du hast dich schlussendlich doch dazu überreden lassen?“ fragte Kathi weiter.
„Ja. Ich habe gesagt ich probiere das einmal. Darauf hat sich meine Mutter eingelassen. Den nächsten Morgen kannst du dir ja vorstellen?“ erzählte Sandra weiter.
„Windel nass, Bett trocken, du am Boden zerstört würde ich sagen.“ fasste Kathi kurz zusammen.
„Bis auf den letzten Punkt stimmt es. Ich habe an dem Morgen geweint, aber ganz ehrlich es waren Freudentränen, weil mein Bett nach einer Ewigkeit tatsächlich trocken war. Das war irgendwo schon eine Erleichterung. Das habe ich meiner Mutter, aber nie gesagt, den Triumph wollte ich ihr irgendwo nicht gönnen, auch wenn sie sich das bestimmt denken konnte. Ich habe mich danach immer noch ein wenig geziert, damit das auch glaubhaft bleibt, also damit meine Tränen nicht umdeutet werden, du verstehst was ich meine. Wirklichen Gefallen an der ganzen Sache habe ich nicht gefunden, aber ich habe mich mit der Zeit damit arrangiert.“ schloss Sandra ihre Erzählung.
„Bestimmt nicht einfach.“ antwortete Kathi kurz. „Ich gehe jetzt duschen, damit wir dann auch mal wegkommen. Wenn du willst kannst du gerne mitkommen.“ Dabei ging sie mit einem breiten Grinsen in Richtung Türe.
Sarah war gerade aufgestanden und streifte durch die untere Etage des Hauses. Sie betrat das Wohnzimmer. Ihr Unfall auf dem Sofa hatte anscheinend wie Kathi gesagt hatte keine weiteren Spuren hinterlassen. Ziemlich peinlich dachte sie sich. Ihr war vollkommen schleierhaft wie das passieren konnte. Vermutlich war der Schlafmangel oder der schlechte Schlaf die Folge. Ein Dauerzustand konnte das nicht werden. Sie löste ihren Blick vom Sofa und schlenderte weiter in den kleinen Flur der Richtung Keller und in den hinteren Teil des Hauses führte. Die Hintertüre stand offen, ein offensichtliches Zeichen, dass sich ihre Mutter im Garten befinden musste. Sie ging langsam Richtung Türe und verließ die kühle des Flures. Draußen wurde sie von der inzwischen vollen Mittagshitze wie mit einer Faust getroffen. Sie Sonne schien ihr genau ins Gesicht. Sie hatte Probleme etwas zu erkennen. Sie brauchte eine Weile bis sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten und sah sich nach ihrer Mutter um. Sie hatte sich es sich auf der kleinen Terrasse auf einer Liege gemütlich gemacht und las anscheinend ein Buch. Die übrigen Gartenstühle stand um einen kleinen Holztisch auf dem eine Karaffe mit Wasser mit Eiswürfel stand. Sarah setzte sich wortlos auf einen der Stühle. Ihre Mutter hatte bemerkt, dass sie sich zu ihr gesetzt hatte und löste sich von ihrem Buch.
„Guten Morgen oder eher Mittag.“ begrüßte sie ihre Tochter.
„Ich bin schon ne Weile wach. Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig geworden.“ sagte Sarah.
„Wo sind denn die anderen beiden? Wieso bist du nicht bei ihnen?“ fragte sie neugierig, während sie sich aufrichtete und ihre Füße auf dem Boden absetze und nun auf der Liege saß.
„Die beiden gehen duschen und wollen dann zu Sandra. Sie halten es irgendwie für sinnvoll nicht hier zu sein, wenn Papa gleich kommt.“ erklärte Sarah.
„Interessant. Die beiden scheinen irgendwie einen Narren aneinander gefressen zu haben oder meine ich das nur?“ fragte sie weiter.
„Du hast die beiden über alles mögliche ausgefragt und darüber hast du nichts gefragt?“ entgegnete Sarah verwundert.
„Manches merkt man auch, wenn man nicht direkt fragt. Es war eher die Interaktion zwischen den beiden die mich drauf gebracht hat. Ist ja nicht schlimmes bei, irgendwie freut es mich für die beiden sogar. Ich weiß nur nicht wie das funktionieren soll wenn Kathi wieder zu Hause ist. Ich hoffe das bedenken die beiden. Hast du eigentlich irgendwas darüber geahnt, dass Sandra auf Mädchen steht?“ erklärte ihr Mutter.
„Ne hat mich sozusagen auch kalt erwischt. Ich habe die beiden gestern Abend knutschend in der Küche gesehen als ich nach…ähm…der Sache mit dem Sofa oben war und mich von Sandra wieder aufbauen lassen musste. Aber das hat sie schon gut hinbekommen.“ berichtete Sarah.
„Ich habe mir schon davon berichten lassen, aber das weißt du ja schon. Verstehe mich nicht falsch ich möchte dir nicht hinterher spionieren, aber in den letzten Tagen bist du halt anders als sonst. Ich mache mir halt einfach ein bisschen Sorgen. Das mit dem Sofa kann halt mal passieren, sehen tut man davon übrigens nichts, aber so wie ich dich kenne, hast du dich davon schon selbst überzeugt oder?“
„Manchmal hasse ich Mütter. Nichts kann man tun ohne, dass sie es mitkriegen.“ antwortete Sarah
„Tja so sind Mütter eben. Manchmal ist es aber auch gut, dass wir so sind.“ entgegnete ihr Mutter.
„Glaubst du es ist sinnvoll, wenn die beiden nicht hier sind? Glaubst du es könnte Stress geben, wenn Papa vorbeikommt?“ fragte Sarah nervös.
„Ich kann mir schon vorstellen, dass er irgendwie ungehalten sein wird. Aber du musst da ja nicht alleine durch, notfalls bin ich ja auch noch da und helfe dir. Aber er wird dir schon nicht den Kopf abreißen wegen der Sache mit der Schule. Ich muss dir ganz ehrlich sagen ich bin sogar stolz darauf, dass du dir deine Narrenfreiheit selbst genommen hast, das zeugt von Reife, aber binde das deinem Vater nicht unter die Nase. Diese Anwaltsfutzis meinen immer auf ihren eigenen Vorteil bedacht zu sein. Glücklicherweise war er bei unserer Scheidung einsichtiger und hat nicht den Anwalt raushängen lassen.“ erzählte ihre Mutter.
„Ganz ehrlich ich kann mich daran kaum erinnern. Eigentlich nur den Urlaubstag, den Abend an dem ich euer Gespräch mitbekommen habe und an den Tag an dem er ausgezogen ist, alles andere, ich weiß nicht habe ich vergessen.“ sagte Sarah.
„Oder verdrängt.“ antwortete ihre Mutter knapp.
„Du hast mir doch immer erzählt, dass das friedlich über die Bühne ging, was soll ich da verdrängt haben? Das ergibt doch keinen Sinn.“ entgegnete Sarah
„Ja im Großen und Ganzen wars ja auch friedlich. Klar wir haben uns auch gestritten, zumindest wenn dein Vater mal zu Hause war, darin war er ja immer gut, also im nicht zu Hause sein, das war für mich ja auch der ausschlaggebende Punkt das Ganze zu beenden. Aber ganz so spurlos ist das auch nicht an dir vorbei gegangen. Du bist nicht schlechter in der schule geworden, aber wenn du mich fragst, hast du zu dem Zeitpunkt deine sagen wir mal aufmüpfige Art entwickelt. Ich bin keine Psychologin, aber ich würde einfach mal vermuten, dass du so eine Art Panzer um dich selbst gebildet hast, damit dich keiner verletzen kann.“ erklärte sie ihr weiter.
„Ich habe aber doch nicht direkt unter der Scheidung gelitten, warum sollte ich mich dann mit irgendeinem Panzer schützen.“ warf Sarah ein.
„Ja ein guter Einwand, aber das hat trotzdem was mit dir gemacht. Hat Sandra dir eigentlich erzählt, dass ich von ihrem Bettnässen und den Windeln gewusst habe?“ fragte ihre Mutter beinahe beiläufig.
„Ja das hat sie erwähnt. Hat mich irgendwie auch gewundert. Wie kam es denn dazu?“ fragte Sarah neugierig.
„Willst du das wirklich wissen? Oder kannst du dir die Antwort vielleicht schon denken?“ fragte ihre Mutter.
Sarah ging nochmal in sich. Oder kannte sie die Antwort vielleicht? Was wollte ihre Mutter ihr damit sagen. Woher sollte sie sich die Antwort schon denken können? Moment mal warum hat sie sich eigentlich das Sofa angesehen, sie wusste doch das nichts zu sehen war. Warum wollte sie sicher gehen? Warum hatte sie sich selbst in ihrem Traum in Pampers gesehen? Könnte es sein das…
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Ich hab zwar fünf gegeben, aber leider reicht das nicht aus, um auf fünf zu kommen. :/
Fragen über Fragen! Die Geschichte wird immer interessanter! Bin schon echt auf den nächsten Teil gespannt! Stell bitte bald den nächsten Teil ein, denn es ist eine tolle Storry!