Die Geheimnisse der Kerkwald-Geschwister (5)
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Eigentlich läuft alles ganz gut für die drei Kinder der Familie Kerkwald: Die fünfzehnjährige Robin ist eine der besten Schülerinnen in ihrer Klasse, schmeißt nebenbei den halben Familienhaushalt und kümmert sich rührend um ihren kleinen Bruder Jakob. Der wird bald Elf, ist seit ein paar Monaten mehr oder weniger stolzer Fünftklässler und endlich dabei, das mit dem Trockenwerden richtig hinzubekommen. Und der Älteste der Drei, David, von seinen Freunden entweder „Dave“ oder schlichtweg „Kerkwald“ genannt, ist grundsätzlich sehr zufrieden mit seiner Rolle als Enfant-Terrible. Doch all das änderte sich an diesem schicksalshaften Oktobertag …
Kapitel 5 – Die Halloween-Vorfälle Teil 1: „Dann mach doch!“
„Hiiija!“, rief Jakob, als er seine große Schwester mit seinem großen Ninjaschwert angriff. Die als Kleopatra verkleidete Robin wich ihrem kleinen Bruder elegant aus und entwaffnete den Attentäter mit einem gezielten Griff nach seinem harmlosen Plastikschwert: „Nix da, niemand tötet Ägyptens einzig wahre Herrscherin!“ . Beide lachten, als Robin den Zehnjährigen aus Rache ob des skandalösen Mordversuches an einer ägyptischen Königin durchkitzelte. Dave gab sich hingegen Mühe, möglichst unbeteiligt zu wirken und schlenderte äußerlich gelangweilt, die Hände in die Hosentaschen der langen Synthetikhose seiner Quaterback-Verkleidung vergraben, neben seinen Geschwistern her. Die Drei trotten durch das große, offene Tor des Vierseiten-Gutshofes im Ortskern des Dorfes und schlossen wieder zu ihren Eltern, die bereits auf ihre Kinder warteten, auf. Auch Eva und Volker hatten sich dieses Jahr verkleidet und waren nun beide in bunt-schwarz gemusterte, einteilige Trainingsanzüge gekleidet, die wohl trotz des Starfleet-Symboles nicht Jeder sofort als Star-Trek-Kostüme identifizieren würde. Das war Volkers Idee gewesen.
Es war der Abend des 31. Oktobers und halb Kleinfeldern war auf den Beinen. In der vergangenen Stunde waren die Kinder des Dorfes durch die Straßen der Einfamilienhaussiedlungen geschweift und hatten ihre Beutel voll mit Süßigkeiten gefüllt, bevor ein Großteil der Dorfbewohner nun im Knopphof zu einer Art Volksfest zusammenkommen würde. Für Außenstehende musste es wie ein Kuriosum wirken, wie hingebungsvoll die kleine, nordwestdeutsche Gemeinde jedes Jahr Halloween feierte. Guter Stoff für eine sozilogische Studie. Ob der Brauch über die nahegelegene, britische Kaserne in das Dorf hinübergeschwappt war, oder ob einfach irgendwann einmal jemand gedacht hatte ,Lass uns Halloween feiern wie man es in Filmen tut!‘, das konnte heute niemand mehr so recht rekonstruieren. Doch für jeden der alteingesessenen Einwohner war klar: Halloween war eines der wichtigsten Volksfeste im Jahr. Jedes Oktoberende lud Herbert Knopp, seines Zeichens Bürgermeister eines pulsierenden Dorfes an der Schwelle zur Kleinstadt, die alteingesessenen Einwohner und derlei zu einer tollen Feier auf den Knopphof ein. Der altertümliche, aber zumindest äußerlich bestens gepflegte, weiß angestrichene Gutshof, war angesichts des Anlasses aufwändig geschmückt worden: Oranges und rotes, flackerndes Licht strahlte die Fassade an und Nebelmaschinen hüllten den Boden der Torbrücke in weißen Dunst. Aus Lautsprechern hallte bösartig schallendes Gelächter. Ein Aufstell-Sensenmann wachte im Eingang und Jakob konnte es sich nicht nehmen lassen, kurz stehen zu bleiben und die verdammt cool aussehende Figur zu bestaunen: „Tschhh!“, zischte er während er mit seinem Schwert vor dem Tod herumfuchtelte so als würde er ihm Angst einjagen wollen.
„Komm, Bärchen!“, griff Robin nach der Hand ihres trödelnden kleinen Bruders, als sie merkte, dass er sich wieder einmal verzettelte, doch während David und ihre Eltern bereits zum Eingang vorgingen, wurde sie plötzlich selbst aufgehalten:
„Robin, heey!“, rief eine erfreute Jungenstimme vom Bürgersteig her, die Angesprochene blieb nun selbst stehen und drehte sich um.
Ihre Augen erhellten sich deutlich, als sie den Jungen erkannte: „Nick!“, lächelte sie.
„Gehst du auch auf die Knopp-Party?“, fragte er in einem entspannten Tonfall, die Antwort bereits kennend.
„Na klaro, das ist wie Schützen- und Maifest zusammen!“, antworte Robin und gab sich Mühe, dabei selbst nicht überzeugt zu wirken. Nick schmunzelte augenzwinkernd: „Ja, ich hörte davon …“
„Du hast ja gar keine Verkleidung!“, beschwerte sich Jakob und unterbrach die beiden Jugendlichen abrupt. Nick sah grinsend auf den kleinen Jungen herab und verdrehte seine Augen theatralisch, so als würde er grade eine Ausrede suchen: „Ähhh … joa … ich geh als Dauerpraktikant in einer Unternehmensberatung“, antwortete der in eine elegante, schwarze Jeans und ein ebenso schwarzes Slim-Fit Hemd, bei dem der oberste Knopf geöffnet war, gekleidete Sechzehnjährige.
Verwirrt sah Jakob den großen Jungen an und lupfte eine Augenbraune während Robin kicherte.
Nick erläuterte: „Glaub mir, dein größter Albtraum!“, grinste er woraufhin der Zehnjährige schulterzuckend mit den beiden Jugendlichen mitlachte obwohl er nicht verstand, was der unbekannte Junge, den seine Schwester zu kennen schien, genau meinte.
Fröhlich liefen sie zu dritt durch den Innenhof und betraten die Festhalle des Gutshofes, wo Robin und Nick auf Frau Knopp trafen und sich zufällig in ein Gespräch verwickelten während Jakob schnell ans Buffet schlich, dort unbeobachtet nach einer halbleeren Colaflasche griff und deren Inhalt in eines der bereitstehenden Gläser entleerte. War ja grade schließlich niemand da, der ihn daran hindern konnte. Jakob schlängelte sich zwischen den Erwachsenen durch das Buffet, doch nach den ganzen Gummibärchen, die er in den letzten Stunden verdrückt hatte, weckte das grade wirklich keine Begehrlichkeiten in ihm. In zwei großen Zügen leerte er eilig das große Glas mit dem dunkelbraunen Softdrink, der ihm eigentlich schlechter schmeckte als die ebenfalls am Buffet stehende Orangen- und Zitronenlimonade. Doch Fanta oder Sprite durfte er ja eigentlich immer. Die Chance, unbeobachtet mal Cola zu trinken, musste er doch schließlich nutzen! Er wischte sich seinen Mund am Ärmel des schwarzen Overalls ab, bevor er wieder in den Innenhof rannte, wo sich bereits einige andere Kinder versammelt hatten.
Es war, zumindest für das Oktoberende, ein milder Abend. Da Jakob, wer konnte es ihm verdenken, keine Jacke über seinem Ninjaoutfit hatte anziehen wollen, war er unter seinem Overall warm angezogen. Kuschelige Strumpfhose, Unterhemd, ein gemütliches Sweatshirt und schließlich der billig bedruckte Ninjaoverall, den er vor ein paar Tagen im Supermarkt erquengelt hatte. Klar, und die obligatorische Drynites als unterste Kleidungsschicht. War besser so. Alles in allem aber mehr als warm genug, um damit draußen herumzutoben und Feinde zur Strecke zu bringen ohne sich dabei eine Erkältung einzufangen. Bevor sie losgegangen waren, hatte Robin sein Kostüm noch ein wenig verfeinert indem sie ihm ein hellgrau-dunkelgraues Bandanahalstuch umgestülpt hatte, was er sich bis über die Nasenspitze gezogen hatte, sodass er, wie er fand, jetzt wie ein cooler, maskierter Ninja-Rächer aussah. Nur die blauen Schuhe passten nicht zu seinem Outfit, das hatte er auch selbst bemerkt. Was für Schuhe trugen Ninjas überhaupt? Jakob hatte keine Ahnung. Jedenfalls keine mit Klettverschluss, da war er sich sicher.
Während sich die Erwachsenen drinnen im Festsaal, hinter den großen, alten Fenstern, unterhielten, hatten die Kinder den Innenhof bevölkert. Allen voran die beiden Enkel des Bürgermeisters, Max und Ludwig, welche grade zusammen mit ein paar anderen Kindern ein leuchtend rotes, zweisitziges Kettcar aus der großen Halle, in der auch die Traktoren standen, rollten. Jakob verlangsamte sein Lauftempo, schleifte mit der Spitze seines Plastikschwertes auf dem Asphalt und kam sich einen Moment lang richtig cool vor. Er war ein bisschen aufgeregt, auch wenn er die Jungen, die da grade standen, natürlich schon kannte. Ludwig war in der Grundschule eine Klasse über ihm gewesen und ging jetzt in Großfeldern in die Sechste. Der beleibte Dreizehnjährige war mindestens zwei Köpfe größer als er, vermutlich würde er selbst Robin noch überragen. Maximilian, der stets darauf bestand, Max genannt zu werden, kannte Jakob noch aus dem Kindergarten. Max war eigentlich ganz okay, er hatte Jakob sogar vor ein paar Wochen zu seinem neunten Geburtstag eingeladen. Andererseits hatte Max eigentlich fast alle Jungen aus Kleinfeldern eingeladen. Zusammen mit drei anderen Jungen belagerten die beiden Brüder nun das leuchtend rote Kettcar. Ein Spiderman, Harry-Potter, ein Skelett, Vampir und ein als Yoda verkleideter Junge, der Jakob gänzlich unbekannt war. Alles in allem eine ziemlich coole Halloweenbande.
„Hi!“, sagte Jakob leise und lächelte schüchtern als er zu den anderen Kindern aufgeschlossen hatte.
„Hey Kleiner!“, begrüßte ihn Max während er das Zahlenschloss des Kettcars entfernte. Jakob grummelte kaum hörbar. Kleiner? Wusste Max, dass er fast zwei Jahre älter war als der vorlaute Drittklässler?
Doch bevor Jakob sich beschweren konnte, befehlige Ludwig seinen kleinen Bruder bereits: „Hohl mal den alten Karren aus dem Schuppen! Und bring die beiden Roller mit!“
Jakob folgte Max voller Tatendrang in die riesige, nur vom Zwielicht vereinzelter, aus großer Höhe herabbaumelnden Neonleuchten erleuchtete Gerätehalle und auch die anderen Kinder taten es den Beiden gleich. Max huschte an den riesigen Reifen eines großen, dunkelblauen Traktors vorbei und führte die Kinder an die gegenüberliegende Wand der Halle, wo noch ein weiteres, schmaleres und bereits leicht verrostetes Kettcar lagerte sowie ein paar Tretroller: „Wir machen ein Rennen, das wird richtig cool!“
Während die vier Kinder mit allerlei Gefährten bewaffnet wieder in den Innenhof zurückkehrten und Ludwig bereits mit ein paar Verkehrspylonen und Steinen einen Rundkurs absteckte, hatten sich die erwachseneren Dorfbewohner drinnen im Festsaal über verschiedene Stehtische verteilt und sich in allerlei Gespräche verwickelt. Es war mittlerweile stickig im großen Saal geworden, die Luftfeuchtigkeit perlte in Tropfenform am Glas der dünnen, altertümlichen Fenster ab und der durch die Unterhaltungen der Gäste und das Klimpern der dünnen Gläser erzeugte Geräuschpegel war so laut, das man sich manchmal nach vorne beugen musste, um sein Gegenüber zu verstehen. Der ,Festsaal‘ des Knopphofes war ein großer, an die hundert Quadratmeter großer, länglicher Raum, der beinahe das gesamte Erdgeschoss des Haupthauses einnahm. Die dunklen Holzbalken des Bodens und auch die hüfthohe Holztäfelung stammten noch aus dem Neunzehnten Jahrhundert, was man über die beiden, wahlweise prunkvollen oder protzigen, elektrisch beleuchteten Kronleuchter an der Decke des Minzgrün gestrichenen Raumes, nicht sagen konnte. Schwere, lachsfarbene Vorhänge hingen neben den Fenstern und gaben ihr bestes, den Hall in dem hohen Raum zu schlucken. Instinktiv hatte sich der anwesende Teil der Dorfgemeinschaft über die Stehtische verteilt. Volker hatte rasch einen Tisch mit anderen Männern mittleren Alters aus Feuerwehr und Modellbauclub gebildet und Robin hatte es sich zusammen mit Laura an der Heizung in der hinteren Ecke des Saals gemütlich gemacht. Die vierzehnjährige Kleopatra vermisste in diesem Moment nicht nur Franzi, von der sie selbstverständlich erwartet hatte, sie wie jedes Jahr hier zu treffen, sondern seit ein paar Minuten zusätzlich auch noch Nick. Eva hingegen hatte Glück gehabt und einen Platz am Tische des Bürgermeisters höchstpersönlich ergattern können. Vor dem dicken, rotköpfigen Mann Mitte Sechzig standen ein halbleerer Bierkrug dessen Schaumkrone sich grade zurückbildete sowie ein leerer Teller auf dem vor wenigen Minuten noch Schnittchen gestanden haben mussten.
Zur selben Zeit öffnete sich die Türe zum Gäste-WC unterhalb der hölzernen Galerie im Treppenhaus, als David die kleine Nasszelle verließ um durch den dunklen, länglichen Flur wieder zurück zu all den anderen Gästen zu laufen. Er atmete tief durch und sog die angenehm kühle Luft in sich auf während er über das nachdachte, was ihm Laura zuletzt gesagt hatte. Doch seine Gedanken wurden rasch weggeblasen, als er in dem kleinen Verbindungsraum, der den Treppenaufgang mit dem Erdgeschossflur zusammenführte auf einen Teenager in einem schwarzen Hemd traf. Ein schlacksiger Sechzehnjähriger, der es offenbar nicht für notwendig befunden hatte, sich für diesen Anlass in ein Kostüm zu kleiden, stockte in seinem Gang, als er David erkannte. Nick.
„Mhm“, sagte David verlegen und fuhr sich mit einer Hand über den Nacken.
Nick lächelte höflich und nickte.
Beide Jungen froren förmlich ein und standen sich im engen Gang gegenüber. Einer von ihnen musste jetzt eigentlich einen Schritt zurück machen, um den anderen durchzulassen.
„Hey, Sorry wegen Freitag …“, räusperte David sich.
Nick lächelte für einen Moment ehrlich und hocherfreut, wechselte aber rasch wieder in einen seiner unnahbaren, coolen Gesichtsausdrücke: „Ach, wegen der Willkommensgeste?“, scherzte er, während seine leuchtend grünen Augen den Jungen im Footballerkostüm musterten.
David antwortete schüchterner als er es von sich selbst gewohnt war. Ein sachtes Nicken, ohne einen Ton zu sagen. Zum Teufel, was tat er da grade? War doch scheißegal, Nick war selber schuld gewesen eine zu kassieren, warum war ihm selbst das jetzt so unangenehm?
„Joa, ne? Will ja nicht sagen, man hätte mich vor dem Dorfleben nicht gewarnt“, grinste Nick und wirkte dabei selbst ein wenig unsicher. Er hatte beide Hände verschränkt und lehnte am Geländer der hölzernen Treppe: „Und für nen Footballer ist das ja auch echt on-character. Könnte meinen, wir wären in ner Highschool-Serie …“
David verdrehte genervt die Augen und wurde schon wieder wütend auf sein arrogantes Gegenüber. Er ging einen Schritt nach vorne um Nick zu signalisieren, ihm endlich Platz zu machen. Nick verharrte. Bevor einer der beiden Jungen sich gezwungen sah, eine Reaktion zu zeigen, kam es, wie es kommen musste: Eine weitere Person betrat den schmalen Gang mit dem Ziel, das knoppsche Gäste-WC zu besuchen. Ausgerechnet Robin. Dave wich zurück und lies beide passieren, nicht ohne dabei einen vorwurfsvollen Blick von seiner Schwester zu kassieren. Was wollte sie denn jetzt? Er hatte sich doch nur bei dem Schleimbolzen entschuldigt. David versuchte, seine Gedanken wieder zu ordnen, machte einen raschen Abstecher an die Bar und gesellte sich wieder zu seinen Kumpels auf die mit diversen Kürbissen dekorierte Terrasse, wo sie sich im Schein der flackernden Lichterketten niedergelassen hatten.
Auf der anderen Seite des großen Hauses, im großen Innenhof, hatte Jakob zur selben Zeit verdammt viel Spaß, sich mit den anderen Kindern auf der improvisierten Rennstrecke zu duellieren. Die Rollerfahrer waren eigentlich in ihrer eigenen Liga, aber Max auf seinem roten Kettcar war ein würdiger Gegner für ihn.
„Letzte Runde!“, rief Yoda aufgeregt von der Ziellinie, als erst Jakob und dann, Sekundenbruchteile später, Max an dem kleinen Häuschen in der Mitte des Hofes vorbeirasten um wieder in die S-Kurve zu lenken. Es war schon ein bisschen unfair, das neue Kettcar, das Max pilotierte, lies sich wesentlich einfacher treten als das alte, das sie ihm gegeben hatten. Aber das war ja noch kein Grund, deshalb nicht zu gewinnen! Der einzige akzeptable Grund, dieses Rennen nicht Lightning-McQueen-mäßig zu gewinnen, war in diesem Moment mal wieder Jakobs verdammte Blase. Klar, immer dann, wenn es gar nicht passte. Er musste so nötig, dass er schon überlegt hatte, einfach einen kleinen Boxenstopp einzulegen, sein Rennauto an der Haustüre zu parken und so schnell es ging aufs Klo zu rennen. Aber jetzt war doch schon die letzte Runde. Das musste doch auch so klappen! Würde höchstens eine Minute länger dauern!
Der Zehnjährige trat in die Pedale und drehte das Lenkrad gleichzeitig mit beiden Händen um eine volle Umdrehung nach rechts sodass die profillosen Reifen übersteuerten als er aus der S-Kurve herauslenkte und auf das geöffnete Scheunentor der Gerätehalle zuraste. Durch das Scheunentor, zwischen den beiden riesigen Traktoren hindurch, eine Spitzkehre an der Rückwand der Scheune, wo sich das Fahrerlager befand, in dem die Rennautos geparkt waren, wenn sie sich nicht grade duellierten. Anschließend ging es auf der schmalen Bahn zwischen dem neuen dunkelgrünen Claas-Traktor und der Steinmauer wieder zurück zur Ziellinie. Wer an dieser Stelle vorne war, hatte die Runde eigentlich schon gewonnen, denn ab hier gab es keine Gelegenheit mehr zum Überholen. Der kritischste Punkt war jetzt die Spitzkehre auf dem staubigen Betonboden in der Halle und das wusste er.
Im Geräteschuppen war der Hall, den die Abrollgeräusche der alten Reifen erzeugten, plötzlich viel lauter. Das klackern der Kette. Und natürlich das Quietschen, als Jakob kurz vor der Kurve den Bremshebel hochriss sodass die Hinterräder blockierten. Er schlitterte um die Kurve und Max, der ohnehin das kurvenfähigere Gefährt fuhr und darüberhinaus noch wesentlich sparsamer, besser dosiert gebremst hatte als Jakob es in seinem Eifer grade tat, kam ihm bedrohlich nahe. „Eyy!“, rief Max überrascht, als auch er eine Vollbremsung hinlegen musste, einfach, um nicht mit Jakob zusammen zu knallen. Da trat der schon wieder mit voller Kraft in die Pedale und zog sich mit den Händen am Lenkrad hoch um sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf die Pedale zu stemmten, sodass die Hinterreifen seines klapprigen gelben Racers Schwierigkeiten hatten, auf dem glatten Betonboden überhaupt Traktion zu entwickeln. Doch realistisch gesehen konnte Max im engen Gang zwischen Traktor und den Hallenwänden ohnehin niemals an ihm vorbei. Trotzdem kreischte Jakob erschrocken, als er im Augenwinkel den roten Boliden von Max direkt hinter sich realisierte. Sein Halstuch flatterte im Wind, als er die Scheune endlich verlassen hatte und wieder durch den, von den hellen Scheinwerfern in ein dramatisches, stadionmäßiges Licht getauchten Innenhof raste. Kaum war wieder Kies unter den Reifen, gewann er auch wieder an Abstand gegenüber seinem Verfolger. Der Yoda-Junge an der Ziellinie hüpfte aufgeregt – beinahe so aufgeregt wie Jakob selbst – und schwenkte bereits die imaginäre Zielflagge.
Kaum hatte er die Kante des kleinen Häuschens passiert, an dessen gegenüberliegender Seite ein Stock auf dem Asphalt lag, zog Jakob erneut die Bremse, die Hinterreifen blockiert, das Kettcar drehte einen unbeabsichtigten Halbkreis und kam knapp neben der Wand zum stehen. „Wuuuuuaaaaaaaayeeaaaahhhh!“, freute sich Jakob und erhob sich sowohl langsam als auch betont siegesgewiss aus dem Plastiksitz, bevor er daran erinnert wurde, was zu Beginn der letzten Runde sein größtes Problem gewesen war. Pipi! Jetzt! „Gleich wieder da!“, piepste er, hielt eine Hand hoch um seinen Spielkameraden zu signalisieren das er eine kurze Pause machte und rannte, eine Hand zwischen seine Beine gepresst, so schnell er konnte ins Haupthaus. Fuck, ein Bisschen schien schon in die Notfallwindel gegangen zu sein! „Kann ich durch? Notfall!“, entschuldigte er sich bei der jungen Frau, die er in dem engen Flur, in dem sich seine beiden Geschwister noch vor wenigen Minuten aufgehalten hatten, anrempelte als er sich zur Toilette vordrängelte. Jakob knallte die Tür zu dem kleinen, maximal zwei Quadratmeter großen Raum zu, nahm sich nicht einmal die Zeit, den Schlüssel umzudrehen, sondern griff direkt mit der Hand, die grade nicht für wichtigere Angelegenheiten eingespannt war, nach dem Reisverschluss seines Ninjaoveralls. Er biss sich auf die Unterlippe, überkreuzte die Beine und zog den Reisverschluss so schnell es ging nach unten. Plötzlich hakte er. Verhedderte sich im Saum des Overalls! Steckte fest! Der Reisverschluss steckte fest!!
Jakob hielt den Atem an und versuchte aufgeregt Schadensbegrenzung zu betreiben. Versuchte den Verschluss, der höchstens auf Brustknochenhöhe hing, mit einer Hand wieder hochzuziehen um einen neuen Anlauf zu wagen. Chancenlos. Steckte in beide Richtungen fest. Der Zehnjährige nahm die andere Hand zur Hilfe, auch wenn er ganz genau wusste, dass das bedeutete, dass er sich mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit in exakt dem Moment, in dem er aufhören würde, die Handfläche gegen seinen Schritt zu pressen, in seine bis jetzt beinahe noch trockene Drynites pinkeln würde. So ein verdammter Mist aber auch! Jakob ging in die Knie, presste seine Beine gegeneinander und riss so fest an dem Reisverschluss, dass der Stoff aufgerissen wäre, wenn es sich nicht um elastische Kunststoffasern handeln würde. Doch die Fasern hielten stand und so kniete der Fünftklässler auf den schmutzigen, vom Händewaschwasser angefeuchteten Fliesen, keinen Meter von der Kloschüssel entfernt und spürte, wie es zwischen seinen Beinen warm wurde. Wie er die Kontrolle verlor. Das konnte doch jetzt nicht sein! Heute Abend war er ein cooler Ninja, kein Hosenpinkelkind, verdammte Scheiße!
Die heiße Pipiflut prasselte mit höchstem Druck gegen die Vorderseite von Jakobs Pullup. Breitete sich anschließend, wie eine Welle die auf ihre Brandung zurollte, zwischen seine Beine aus. Der Pullup plusterte sich auf, während die Superabsorber-Zellstoffkombi schwer arbeitete. Etwas in ihm wollte schon aufgeben. Er brauchte nur seine Muskeln, die die Oberschenkel aneinanderpressten, zu entspannen. Seine Beine auseinanderdrücken. Ausatmen. Die Augen schließen und sich einfach vollpinkeln. War ja zu spät, jetzt war er eh schon nass. Hatte er auf ähnliche Art und Weise früher schon hundertmal gemacht. Dann könnte er direkt wieder nach draußen gehen und weiter …
Nein! Er war fast Elf und kein kleines Windelkind mehr, verdammt! Jakob lies den Reißverschluss wieder los, presste kurz beide Hände in seinen Schritt, wo sie das heiße, nass-matschige Saugfließ wieder gegen seinen Körper drückten, sodass ihm für einen kurzen Moment das ganze Ausmaß des Schlamassels, das er in seiner Hochziehwindel angerichtet hatte, bewusst wurde. Doch es funktionierte: Irgendwie schaffte es der Zehnjährige, den Rest seiner Blasenfüllung wieder einzuhalten und den Strahl, der unbarmherzig gegen seine Drynites geprasselt war, zu unterbrechen.
Er riss die Klotüre wieder auf, rannte durch den engen Zwischengang, stolperte in den Festsaal und versuchte, zwischen all den fremden Erwachsenen hindurch jemanden zu entdecken, den er jetzt um Hilfe bitten konnte.
Herbert Alfred Knopp seufzte. Er wusste genau, was Eva Kerkwald von ihm wollte. Wenn man fast fünfundzwanzig Jahre Bürgermeister einer Fast-Kleinstadt war, dann war das, was man in all den Jahren am tiefsten verinnerlichte, seine Mitmenschen zu lesen. Nicht irgendwelche Kommunalordnungsparagraphen oder Antragsverfahren, sondern die Ziele und Wünsche, welche die Menschen um einen herum verfolgten. Nachbarn. Lokale Unternehmer. Gelangweilte Mütter, welche sich mit Kuchenfesten für die Renovierung des Grundschulspielplatzes engagierten. Übereifrige Vorstandsmitglieder im Fußballverein, die außer ihrem Posten im Vorstand nichts mehr im Leben hatten und für die ein neuer Rasenplatz das wichtigste auf der Welt war. Jedem das Gefühl zu geben, das sein Anliegen wichtiger war als alles andere, es berücksichtigen und irgendwie ins große Ganze einstricken, sodass am Ende Alle dachten, sie hätten gewonnen. Das war das, was ihn seit einem Vierteljahrhundert im Amt hielt.
Es waren immer die gleichen drei Fragen: Wer? Was? Warum?
„Herbert …“, hatte Eva in einem taktisch gut gewählten Moment, als der Tisch für eine kurze Minute bis auf sie und den Bürgermeister völlig leer gewesen war, angesetzt: „ … der Bauausschuss am Mittwoch.“
Es hatte länger als üblich gedauert, bis Herbert Knopp die drei W-Fragen in seinem Kopf beantworten hatte können: „Sag nicht, es ist wegen dem verdammten B-Plan“, seufzte er. Bebauungspläne, schrecklich. Es gab in der Kommunalpolitik einer kleinen Gemeinde nichts konfliktgeladeneres als verdammte Bebauungspläne. Zogen sich Jahre hin und brachten dabei jeden, der auch nur den Bruchteil eines Grundstückes oder Nutzungsinteresse im Gebiet besaß gegen sich auf. Seinem Amtsvorgänger, damals fast so lange im Amt wie er, hatte Ende der Achtziger ein sehr ähnlicher Bebauungsplan die Wiederwahl verhagelt. Aber das war kleines Bürgermeister-Einmaleins. Mit der Aufstellung des verfluchten Bebauungsplanes, der auf den schönen Namen „Kleinfeldern Zentrum und Interkommunales Gewerbegebiet Terphöhe“ hörte, hatte er wohlweißlich bereits 2008, im Jahr seiner Wiederwahl, begonnen, damit bis zum nächsten Wahlkampf genug Gras über die Sache wachsen konnte. Doch dann war Enercon gekommen. Der verdammte Windpark. Und jetzt waren es grade einmal sechs Monate bis zum Wahlabend und der verdammte B-Plan war immer noch nicht durch den Gemeinderat.
Eva nickte lächelnd. Herberts Reaktion hatte sie so erwartet: „Der Fließweiher“, erklärte sie: „den wollt ihr ja als Naturschutzgebiet ausweisen.“
In Herberts Kopf ratterte es.
Wer? Eva Kerkwald. War keine Helikoptermutter mit zu viel Tagesfreizeit sondern so ziemlich das Gegenteil davon. Wollte als junge Erwachsene eigentlich wie ihr Bruder Kleinfeldern Richtung Großstadt verlassen. Hatte sich stattdessen nach einigen schlechten Entscheidungen im Kaminsky-Schlachthof hochgearbeitet und war jetzt Schichtleiterin.
Was? Musste wohl um den verdammten Kaminsky-Schlachthof gehen. Wollte sich erweitern und war, das hatte Herbert damals selbst durchgesetzt, auf westlicher Seite durch die Mehrzweckhalle begrenzt, im Osten und Norden durch die Hauptstraße und, das war die Krux, auf Südseite von einem Tümpel, auch Fließweiher genannt. Ein Tümpel, der, so wollte es die Opposition, die Umweltschutzverbände und selbst die Anwohnerinnen im nahegelegenen Neubaugebiet, mit der Aufstellung des Bebauungsplanes zum Naturschutzgebiet werden sollte. Und, das war ein unangenehmer Nebeneffekt, den Schlachthof in seinem bisherigen Grundstück einschließen würde.
Warum? Keine Expansionsmöglichkeit zu haben, kam in der Chefetage des Schlachthofes verständlicherweise nicht gut an. Herbert hatte den Gegenwind bereits erwartet. Aber warum schickte Kaminsky sie? War sie im Schlachthof doch weder Geschäftsführend noch Eigentümerin. Natürlich, sie war schon immer Zielstrebig gewesen und eine Pragmatikerin noch dazu. Hätte wirklich etwas werden können in der Kommunalpolitik, wenn sie doch bloß endlich Farbe bekennen würde …
„Eva, wir können den Weiher nicht rausnehmen, unmöglich“, fuhr er der Mittvierzigerin in die Parade und schüttelte entschieden den Kopf. Das Thema war durch. Politisch Toter als tot.
Die Angesprochene nickte, als hätte sie seine Reaktion erwartet und schloss kurz ihre Augen: „Herbert, das weiß ich doch. Ich hab da einen viel besseren Vorschlag für dich …“
„Mama …“, quengelte plötzlich Evas jüngster Sohn von der Seite und unterbrach die Mittvierzigerin abrupt. Eva versuchte, den Zehnjährigen zu ignorieren und wenigstens ihren Satz zu vollenden. Das war jetzt wirklich wichtig: „ … alles, was uns wichtig ist, ist ja, das wir eine Erweiterungsfläche brauchen angeschlossen an unser bisheriges Grundst …“
„Ma-mahaaaaaa“, quengelte Jakob erneut und zupfte zur Untermalung seiner Aussage an Evas gelb-schwarzen Startrekkostüm.
„Bärchen, gleich!“, zischte Eva, schloss kurz die Augen und versuchte, ihren Gedankengang wieder zu finden: „ … aber du kannst im Wahlkampf nochmal einen draufsetzen und deinen Wählern …“
„Mamaaaaaaa, ich muss pullern aber …“, unterbrach der Zehnjährige seine Mutter abermals drängend und tippelte nervös vom einen Bein auf das Andere.
„Jaki! Eine Minute!“, unterbrach Eva ihren Sohn erneut und war dieses Mal deutlich gereizter. Das war grade wirklich verdammt wichtig. Für sie, ihre Arbeit, ihre Familie!
Doch der quasselte unbeeindruckt weiter:„ … klemmt! Kannst du …“
„Jakob! In einer, maximal zwei Minuten! Jetzt nicht!“
„Schaff ich nicht, ich mach gleich in die Hose!!“, quiekte Jakob leise aber empört um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen.
„Dann mach halt! Jakob wirklich, du …“
Doch da hörte der seiner Mutter schon gar nicht mehr zu sondern rannte empört aus dem Raum. Was fiel Mama ein? Er sollte einfach in die Hose machen!? Wie früher? Er war doch schon fast Elf!
Tränen stiegen in die großen Augen des Zehnjährigen als er mitten im Flur ziellos stehenblieb. Wütend gegen die Holzvertäfelung trat. Plötzlich einfror. Und nun eben doch in die Hose machte. Still stand er da, ging leicht in die Hocke und drückte die Beine nur ein ganz klein wenig auseinander. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten wurde es wieder heiß zwischen seinen Beinen und die Pipiwelle schwappte bis an seinen Po bevor sie langsam in dem Pullup versickerte.
Jakobs Gesichtszüge verdunkelten sich. Den ganzen Abend hatte er gestrahlt, voller Energie, glücklich, es war ein toller Abend gewesen. Das Kettcarrennen, der Laserschwert-Ninja-Kampf und ganz grundsätzlich das wunderbare Gefühl von Freiheit und Abenteuer, das ein Halloweenabend mit sich brachte. Doch jetzt? Verdammt, er hatte schon wieder in die Drynites gepinkelt wie ein Kleinkind!
,Dann mach halt‘, hatte Mama gesagt. Obwohl sie sonst doch immer meinte, dass er genau das bloß nicht tun sollte! Wie konnte sie ihm das sagen? Die würde schon noch sehen, was sie davon hatte! Mama wollte, dass er in die Hose machte? Das konnte sie haben!
Während der Zehnjährige betrübt durch die große Eingangstür schlurfte und bemüht war, seine nasse Drynites zu vergessen, lachten die Jugendlichen auf der anderen Seite des alten Anwesens umso lauter. Es war ein wirklich toller Abend im Dämmerlicht der Lichterketten und in der Wärme der aufgestellten Heizpilze, welche die Terrasse selbst Ende Oktober noch in einen angenehmen Wärmeteppich hüllten. David, Manuel, Alex und ein paar Zehntklässler hatten eine mehr oder weniger eigene Gesprächsrunde gebildet in der die Stimmung blendend zu sein schien und nebendran, ein wenig von den anderen separiert, hockten Robin und Nick auf der massiven Terrassenmauer.
Abgelenkt tippte Nick etwas in sein iPhone. Er hielt das schmale schwarze Hightechgerät leicht schräg in den Händen, sodass es seiner Gesprächspartnerin unmöglich war, auf das Display zu schauen. Seine Daumen flitzten mit hoher Geschwindigkeit über den Touchscreen, er schien wohl eine SMS zu tippen oder so. Robin fuhr sich mit einem Hand durch ihre passend zum Kostüm ausnahmsweise aufwändig geglätteten, schulterlangen Haare und entsprach ihrem Drang, erneut die Aufmerksamkeit des spannenden Sechzehnjährigen zu beanspruchen: „Und … was hat dich eigentlich ausgerechnet nach Kleinfeldern verschlagen?“
„Mmh“, antwortete Nick. Drückte noch einen kurzen Moment weiter auf seinem Handy herum, sperrte das Gerät anschließend und ließ es in seinen Schoß sinken. Der gepflegte dunkelblonde Teenager hob seinen Kopf und für zwei Sekunden blieb sein Blick dabei am verkleideten Quaterback rechts von ihm hängen. Die Blicke der beiden Jungen kreuzten sich und verharrten einen Tick zu lange aufeinander, bis Nick betreten wegsah.
„Nach Kleinfeldern?“, wiederholte Nick leise und schien nachdenklicher als sonst: „Ich mein‘, hier gibt es dichte Wälder, bestimmt ein ganzes dutzend interessante Leute und eine Autobahnauffahrt. What’s not to like about that?“
Doch als seine Gesprächspartnerin nicht lachte, sondern ihm weiterhin interessiert in die vorlauten grünen Augen starrte, wusste Nick, dass er an dieser Stelle mit ausweichenden Scherzen nicht weiterkommen würde. Er räusperte sich verlegen und starrte die Dielen vor sich an: „Ähm, ja … mein Vater hat einen Job bei der großen Firma angenommen, die die alteingesessenen Dorfbewohner mit ihrem Bauvorhaben gegen sich aufgebracht hat …“
„Hä … oh …“, in Robins Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie fragte sich, ob das wieder einer von Nicks Scherzen sein konnte. Oder etwa nicht? „Enercon? Im Ernst?!“, räusperte sie sich trocken und lachte dann fatalistisch: „Und dich und deinen Vater hat der Knopp heute Abend eingeladen?“
Nick hob seinen Kopf und sah dem Mädchen im weißgoldenen Kleopatrakostüm in die dunklen Augen: „Nee, mein Vater und euer Bürgermeister sind wirklich nicht grade beste Freunde. Eigentlich hab ich nur meinen Bruder hier abgesetzt, damit der ein paar Freunde in eurem komischen Kaff findet …“
Robin wollte sich grade wehren und verspürte den Drang, Kleinfeldern zu verteidigen. Doch kaum holte sie Luft, da alberte Nick schon wieder: „Hätte ich gewusst, wo ich hier lande, hätte ich mich natürlich auch dem Anlass entsprechend verkleidet! Vielleicht als Cheerleader?“, scherzte er und deutete mit dem Kopf auf David in seinem Quaterbackkostüm.
Robin verschluckte sich beinahe an ihrem Getränk und kämpfte einen Moment lang um Luft während beide hysterisch lachten. Wie gut, dass Nick nicht wusste, dass David ausgerechnet ihr Bruder war. Lachend legte sie einen Arm um Nicks breite Schulter und es wäre vielleicht einer jener perfekten Momente geworden, von denen man nur eine Handvoll hatte, bevor die Jugend viel zu schnell vorüber war, wenn nicht in diesem Moment ein lauter, dumpfer Knall ertönt wäre. Die Wand vor ihnen wurde plötzlich knallrot!
Die anwesenden Jugendlichen schreckten auf. Schrien verwirrt und duckten sich, als ein weiteres, ballartiges Wurfgeschoss aus der Dunkelheit auf der anderen Seite der Mauer kommend über ihre Köpfe hinweg flog und an der alten weißen Hauswand vor ihnen zerschellte. Einige der anwesenden Jugendlichen ließen ihre Gläser fallen, jemand stieß beinahe einen Heizpilz um, die Lichterkette riss und knallte zu Boden! Ein riesiger, blauer Farbklecks ronn die Fassade herab und gesellte sich zur roten Farbe der ersten Farbbombe.
Autor: giaci9 (eingesandt via E-Mail)
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Teil 4 ist nicht richtig verlinkt @Administrator
Entschuldigung, Der Fehler wurde behoben
Vielen Dank fürs schnelle fixen! Und danke, dass ihr die Kapitel immer so rasch hochladet – das können gerne einmal alle mitlesen hier – denn meist gehen die Kapitel hier immer direkt an dem Tag online, an dem ich sie Einsende. Dass das so schnell klappt, findet ich positiv bemerkenswert. 😀
Wie du die Stimmung aufbaust ist so schön, auch die Vielfältigkeit der Charaktere macht Spaß. Ich freue mich sehr auf den nächsten Teil!
Vielen Dank! Habe mir ja viele Einleitungskapitel Zeit gelassen zum „Aufbau“, haha 😀 Freut mich, dass es dir gefällt!
PS.: Deine Geschichte ist auch super, das will ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen!
Jede bisher veröffentlichte Geschichte ist absolut rekordverdächtig, zu den besten der besten zu gehören.
SO wird eine Story geschrieben!
Der Autor von Jona, Du, Tanja-Z, DAS sind Autoren, bei denen es sich richtig lohnt, auf den nächsten Teil zu warten.
Eure Geschichten leben, und zwar so sehr, dass man das Geschehen sehr gut nachvollziehen kann, vor dem geistigen Auge.
Absolut fabelhaft!
Chapeau!
Gäbe es deine Geschichten als Buch, wäre ich einer von vielen, die alle Teile kaufen würden.
Ohne Ausnahme!
Mahlzeit, wie immer, vielen Dank für dein Lob! Wie immer gilt: Euer Lob ist mein Lohn. Von daher vielen Dank für den Vorschuss 😉
Ich denke, das, was es ausmacht, ist dass ich mir beim schreiben – und beim Entwickeln von Szenen – Zeit lasse. Nicht Wunschhandlung auf Wunschhandlung, auf Teufel komm raus das Geschichten-Lastenheft abarbeiten, sondern laaangsam. Glaubhafte Handlung mit sinnvollen Dialogen und detailiert ausgemalte Szenen, sodass es „echt sein könnte“ sozusagen. Das ist das, was ich in Geschichten/Büchern als Leser mag und deshalb versuche ich auch selbst, dass so umzusetzen. 😀
PS.: An deine Autorenliste möchte ich auch noch Bic mit „Escortbaby“ hinzufügen, finde ich auch super geschrieben. 😀
Wow. So gut. Die detaillierte liebevoll Darstellung der Charaktere.
Und der arme Jakob… ich habe mitgelitten…
Bin auch gespannt wie es jetzt weitergeht. Er war ja schon sehr verletzt…
Auch der Cliffhanger sorgt für reichlich Spannung. Lass mich nicht zulange warten 🙂
Danke für dein Lob – ich hab ja manchmal Sorge, dass ich es mit „neuen Charakteren“ etwas übertreibe – dadurch, dass ich drei Hauptfiguren habe, gibt es plötzlich soooo vieeeeleee Nebencharaktere – nicht, dass man da noch die Übersicht verliert … 😀
Ist echt unfair, wie Jakob von seiner Mutter abgekanzelt worden ist – dabei hatten die beide eigentlich nur ein Missverständnis. Aber ich fürchte, das nimmt der Junge seiner Mutter jetzt übel …
Nicht zu lange warten lassen? Ich versuchs, bin etwa zu zwei dritteln fertig mit Kapitel 6! 😀
@giaci9 Vielen Dank. Dein Lob freur mich sehr.