Jona (24)
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Kapitel 24: Die Einladung
Ich wurde zu Hause schon sehnsüchtig erwartet. Sowohl Sarah wie auch Helen musterten mich von oben bis unten mit einem vorwurfsvollen Blick. Klar die beiden wussten nicht was ich die letzten Stunden getan hatte. Es war mehr als verdächtig mich einfach ohne nähere Informationen abzusetzen.
„Hi.“ begrüßte ich die beiden.
„Hallo Jona. Du warst aber lange unterwegs.“ merkte Helen an, Sarah hielt sich im Hintergrund und lächelte nur einmal kurz als sie mich sah.
„Ähm ja. Ich hoffe das war jetzt nicht schlimm.“ fing ich an ein wenig Entspannung in die Situation zu bringen.
„Nein, alles gut. Ich würde nur gerne wissen was du getrieben hast.“ antwortete Helen. Naja immerhin war hier keiner sauer auf mich. Die beiden machten sich vermutlich einfach nur Sorgen. Die waren zwar in diesem Fall unbegründet, aber ich fand es gut, dass sich beide um mich Gedanken machten.
„Ich war bei Dr. Berger.“ antwortete ich Helen wahrheitsgemäß. An ihrem Blick konnte ich sehen, dass sie mir das nicht so recht glauben wollte. War auch logisch, es war Samstag wie sollte ich Dr. Berger erreichen und, dass ich einfach auf gut Glück in die Praxis marschiere, war auch alles andere als glaubhaft.
„Jona, die Wahrheit bitte.“ forderte Helen mich auf.
„Ich war bei Dr. Berger. Ich bin einfach auf gut Glück zur Praxis und hatte Glück, dass er da war. Du kannst ihn gerne anrufen und fragen ob ich dort war, er wird das sicherlich bestätigen.“ beharrte ich auf meiner Antwort. Das schien schon eher zu wirken, aber sie zögerte anscheinend noch. Sie war sich bestimmt unsicher ob ich die Möglichkeit des Anrufs nur erwähnte damit ich für den Moment Ruhe hatte und den nicht geplanten Termin einfach nur als Vorwand für etwas anderes nannte.
Natürlich ließ es sich Helen nicht nehmen tatsächlich bei Dr. Berger nachzufragen ob ich wirklich dort gewesen war. Ich hasste es zwar derart unter der Kontrolle von jemandem zu stehen, aber ich hatte es ja so gewollt. Es war für sie bestimmt auch nicht einfach nach einer Woche mit mir umzugehen. Es musste eine entsprechende Vertrauensbasis geschaffen werden. Wirklich viel gesprochen hatten wir noch nicht und bislang hatte sich Helen noch nicht allzu sehr in meinen Alltag eingemischt, was natürlich auch daran lag, dass der Alltag dieser Woche alles aber nicht alltäglich war. Vermutlich würde das in Zukunft anders aussehen. Wir würden uns irgendwie arrangieren müssen, aber das würde schon irgendwie klappen. Das Telefonat mit Dr. Berger dauerte tatsächlich länger als ich gedacht hätte. Ich erfuhr leider nicht was Dr. Berger ihr alles erzählte. Möglicherweise alles, möglicherweise nichts. Wenn ich an den Packen an Papier dachte, den ich im Krankenhaus unterschrieben hatte, dann war da auch irgendwas von Ärzten und dergleichen geregelt, aber ich wusste den genauen Wortlaut nicht mehr. Helen hatte bestimmt entsprechende Vollmachten um alles mögliche zu erfragen. Es machte sich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend breit. Ich wusste nicht ob sie begeistert darüber wäre, wenn sie erfahren würde, dass sich zwischen Sarah und mir emotional etwas anbahnte. Vielleicht hatte Sarah auch schon davon erzählt, aber auch das entzog sich meiner Kenntnis.
Ich hatte mich während des Telefonats einfach neben Sarah gesetzt, aber da Helen in der Küche telefoniert hatte, hatten wir es weitestgehend vermieden mit einander zu sprechen. Sarah hatte zwar auch nochmals nachgefragt ob ich wirklich bei Dr. Berger gewesen war, aber auch ihr gegenüber hatte ich das nochmals bekräftigt. Sie hatte es nickend zur Kenntnis genommen. Helen beendete das Gespräch, aber eine Schlussfolgerung über die Erkenntnisse, die sie gewonnen hatte, konnte ich nicht ziehen.
„Und?“ fragte ich ein wenig trotzig, weil sie mir nicht geglaubt hatte.
„Hans hat bestätigt, dass du bei ihm warst Jona. Er war sehr zufrieden mit dem Ergebnis von heute.“ antwortete Helen, die inzwischen auch einen zufriedenen Gesichtsausdruck entwickelt hatte. Naja immerhin war das jetzt geklärt und mein Erfolgsgefühl von vorhin war nochmal bestätigt wurden.
„Ich finds toll, dass es gut gelaufen ist Jona.“ schaltete sich Sarah begeistert ein, die bislang noch nichts gesagt hatte.
„Ähm…ja…scheint wohl so zu sein.“ kommentierte ich die Begeisterung der beiden, die mich gerade ein bisschen überrumpelte. Klar ich fühlte mich gut, naja zumindest besser als sonst, aber diese Begeisterung darüber war ein wenig übertrieben, zumindest meiner Meinung nach. Ich habe nur einen zusätzlichen Termin bei Dr. Berger wahrgenommen, weil mir gerade danach war und nicht den Welthunger zum Erliegen gebracht. Bei Hunger fiel mir tatsächlich selbiger bei mir auf. Helen hatte heute keine Lust zu Kochen, also gab es ausnahmsweise mal was vom Lieferdienst. Pizza hatte ich schon eine Weile nicht mehr. Die Tatsache, dass es jetzt auch noch Pizza gab, hob meine Laune zusätzlich. Während wir auf unser Essen warteten, unterhielten wir uns noch über unseren Besuch und dass ich anscheinend bei allen ziemlich nett rüber gekommen war, also nicht nur bei Kathi. Die hatte es sehr schade gefunden, dass ich mich nicht verabschiedet hatte, beim nächsten Mal würde ich es nicht so machen, falls wir uns in nächster Zeit nochmals sehen sollten. Der Rest drehte sich um für mich belanglose Familienneuigkeiten also schaltete ich einen Moment ab und wartete auf meine Pizza.
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Ich merkte nach dem Essen dann auch bald, dass mich das Gespräch mit Dr. Berger neben dem Erfolg auch einiges an Kraft gekostet hatte. Ich war nach dem Essen wirklich hundemüde. Ich verschwand recht schnell aus dem Erdgeschoss als wie fertig waren mit Essen. Sarah eilte ebenfalls nach oben und hatte die Hoffnung, dass ich ihr noch etwas vorlesen würde, aber diese Hoffnung musste ich dann leider zunichte machen. Ich war einfach zu müde. Vermutlich wäre eher ich beim Lesen eingeschlafen als sie beim zuhören. Sie zog zwar einen kleinen Schmollmund, aber wünschte mir wenige Wimpernschläge später mit einem Lächeln eine gute Nacht und verschwand in ihrem Zimmer. Ich tat es ihr gleich, machte aber vorher noch einen Abstecher ins Bad und legte mich dann auch in mein Bett.
Der Sonntag zog ereignislos an mir vorbei. Eigentlich war mir ziemlich langweilig. Sarah hatte keine Zeit für mich, sie war mit ihren restlichen Schulaufgaben beschäftigt. Sie kam nachmittags kurz vorbei um mich wegen ein paar ihrer Schulaufgaben um Rat zu fragen. Das fand ich zwar etwas ungewöhnlich, aber konnte ihr trotzdem helfen. Die Langeweile machte mir zu schaffen. Normalerweise kannte ich in letzter Zeit keine Langeweile, da ich immer irgendwelche Gedanken hatte, die mich in ihren Bann zogen und die Zeit recht schnell vergingen lassen. An dem Sonntag war es anders, es quälten mich ausnahmsweise keine Gedanken, dafür die Langeweile. Ich brauchte also, für den Fall, dass das öfter vorkommt eine Beschäftigung und auch noch eine, die ich unabhängig von Sarahs Zeit und Planung ausüben konnte. Ich überlegte und kam zu dem Schluss, dass es sinnvoll wäre ein gutes altes Hobby von mir wieder auszuüben. Ich hatte vor der ganzen Scheiße, die mir passiert war eine Passion für Computerspiele. Leider musste ich natürlich auch feststellen, dass mir jegliches Equipment hierfür fehlte, das was ich einmal hatte, nun ja war ein geschmolzener Klumpen Schrott. Ich wusste gar nicht ob ich ohne weiteres einen neuen Computer kaufen konnte. Ich hatte Ewigkeiten nicht mehr auf mein Bankkonto geschaut und wusste damit gar nicht wie meine finanzielle Lage aussah. Außerdem sollte ich das möglicherweise mit Helen klären oder etwa nicht? Heute würde das mit einem Kauf sowieso nichts werden, die Geschäfte hatten zu, also brauchte ich mir darüber keine weiteren Gedanken zu machen. Morgen würde ich mir meinen Kontostand ansehen und dann wüsste ich ob die Anschaffung überhaupt machbar wäre oder nicht. Nach dem ereignislosen Tag folgte eine noch ereignislosere Nacht wie ich am Montagmorgen feststellte. Ich war ausnahmsweise tatsächlich pünktlich wach und hatte wenig Stress beim Frühstück. Unser Schulweg verlief wie üblich, natürlich auch mit dem üblichen Treffen mit Sandra. Die war immer noch recht umgänglich, was man bei ihr halt als umgänglich bezeichnen konnte, immerhin meckerte sie nicht mehr rum. Den ersten Kurs am Montagmorgen durfte ich wieder neben Rob verbringen, Svenja war nicht mit in dem Kurs. Ich war recht spät ins Klassenzimmer gekommen, also ging der Unterricht direkt nach meiner Ankunft los. Nach der Stunde musste ich den Raum nicht wechseln, da wir wieder eine Doppelstunde hatten. Rob nutzte die Fünfminutenpause um mit mir zu sprechen.
„Na Jona. Wie war das Wochenende?“ begrüßte er mich als ich mich setzte.
„Hmmm…zu kurz.“ antwortete ich. Ich fand Wochenenden immer zu kurz. Rob lachte, anscheinend teilte er meine Auffassung.
„Hast du dich gut von dem Zusammentreffen mit Svenja erholt?“ fragte er weiter. Ich merkte, dass mir heiß wurde. Ich wurde nervös. Hatte Svenja irgendetwas von dem erzählt was ich ihr gesagt hatte?
„J…a…schon“ sagte ich mit nervösen Unterton.
„Sie ist manchmal einfach unachtsam, wenn sie in Eile ist. Brauchst dir keine Gedanken machen. Sie hat dich einfach nicht gesehen als du um die Ecke bist, ist definitiv ihre Schuld gewesen. Ich hoffe der Kaffee war ein vernünftiger Ausgleich?“ entgegnete Rob. Die Schilderung passte nicht zu dem, was wirklich passiert war. Svenja hatte Rob also wahrscheinlich nichts erzählt also zumindest nichts von dem was ich ihr erzählt hatte und wie und wo wir uns tatsächlich getroffen hatten. Ziemlich beruhigend, was mein Körper mir auch zu gleich mit einem geringeren Puls zu verstehen gab.
„Ja der Kaffee war schon ein netter Ausgleich. Svenja ist ziemlich umgänglich.“ merkte ich an.
„Ja, aber nur wenn du nicht ihr Bruder bist. Ach da fällt mir noch was ein. Wir haben am Wochenende sturmfrei. Unsere Eltern sind übers Wochenende nicht da. Wegen dem guten Wetter wollten wir so ne kleine Grillparty machen. Svenja fragt ihre Mädels, also Sarah und Sandra und ich kann mir auch ein paar Leute suchen. Was ist mit dir? Lust zu kommen?“ erwiderte Rob. Klang nach einer Art Houseparty, ich hatte früher schon mal an sowas teil genommen, sex, drugs and Rock ’n Roll fiel mir dazu ein. Das biss sich zumindest in den ersten beiden Punkten mit Helens Regeln und bis Mitten in der Nacht konnte ich auch nicht bleiben, da war diese kleine zeitliche Begrenzung.
„Ähm…ich weiß nicht so recht. Ich bin nicht so in Partylaune.“ versuchte ich Robs Angebot auszuschlagen.
„Ach das wird keine Party, einfach nur ein nettes Zusammensitzen, was leckeres Essen und Spaß haben. Also nichts wildes.“ konkretisierte Rob sein Vorhaben. Klang schon besser als das was ich gedacht hatte, aber wirklich überzeugt war ich noch nicht. Immerhin würde Sandra auch da sein, das könnte was geben.
„Ich weiß nicht.“ versuchte ich mich nochmals raus zu winden.
„Ach komm Junge gib dir nen Ruck. Du schaust immer so deprimiert drein und bist neu hier, da kann es bestimmt nicht schaden, wenn du dir mal ein paar neue Leute suchst mit denen du mal was machen kannst.“ argumentierte Rob. Ziemliches gutes Argument wie ich feststellen musste, außer Sarah hatte ich eigentlich niemanden in meiner Altersklasse mit dem ich eine engere Beziehung hatte. Bislang hatte ich mich ja auf den Standpunkt gestellt, dass ich mich bald wieder aus der Welt verabschieden würde, also stand Anschluss bislang nicht auf meiner to-do-Liste. Möglicherweise war es Zeit für einen Sinneswandel. Robs Vorhaben bot sich dafür eigentlich gut an. Rob kannte ich immerhin schon ein wenig, gut er war manchmal etwas anstrengend, aber in Ordnung, Svenja war in Ordnung, wie ich bereits festgestellt hatte, Sandra naja konnte ich nicht beurteilen, aber begeistert war ich nicht, wenn ich an ihre Anwesenheit dachte und Sarah naja da brauchte ich nicht lange nachzudenken, sie war gerade mehr oder weniger der Sinn in meinem Leben, der Strohhalm an den ich mich geklammert hatte und vermutlich noch klammerte.
„Nur wir fünf oder hast du noch mehr Leute geplant?“ fragte ich vorsichtshalber.
„Eigentlich sollten noch zwei von meinen Jungs kommen, aber die können leider nicht, also bleibt es bei uns fünf sofern Svenja nicht noch irgendwen anschleppt, aber ich denke die begnügt sich mit Sarah und Sandra. Wir wollten es auch nicht zu einer Massenveranstaltung werden lassen.“ erklärte mir Rob. Naja ein überschaubares Grüppchen wie ich feststellen musste.
„Na gut.“ gab ich schlussendlich nach und sagte Rob zu.
„Sehr schön. Du wirst es nicht bereuen, versprochen.“ sagte mir Rob grinsend. Kurz darauf ging der Unterricht weiter.
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Ich wollte mich nach der Schule mit Sarah treffen um nach Hause zu gehen. Sie war mal wieder in einem anderen Kurs gewesen als ich. An unserem üblichen Treffpunkt fand ich jedoch nicht Sarah vor sondern Helen. Im ersten Moment kriegte ich einen tierischen Schreck, weil ich dachte irgendetwas war passiert, aber nach dem ersten Schock wurde recht schnell klar, dass nichts passiert war, also eigentlich schon, aber nichts weltbewegendes. Helen hatte einfach nur vergessen mir zu sagen, dass ich nochmal einen Termin wegen der Verbände habe. Vielleicht wurde ich die Teile heute endlich los. Sarah hatte Helen schon vorher abgepasst und sie zum Auto geschickt. Ich folgte ihr ebenfalls zum Auto und wir machten uns auf den Weg zum Hausarzt.
Es war mal wieder eine elendige Warterei beim Hausarzt und dabei waren wir tatsächlich die einzigen Patienten die warteten, also eigentlich war ich der einzige Patient der wartete. Sarah hatte sich mal wieder dazu entschlossen zu malen, dieses Mal aber nicht so wüst wie bei Dr. Berger, sondern dieses Mal waren ihre Zeichnungen viel filigraner und feiner. Was es genau werden sollte konnte ich noch nicht erkennen, aber sie hatte definitiv Talent. Ich hatte bewusst nicht Kunst als Fach gewählt ich glaube Sarah hatte sich dafür entschieden, aber ich war mir nicht sicher. Mit dem Talent wäre es zumindest Schwachsinn gewesen, wenn sie es nicht getan hätte. Ich schaute zwischendurch immer mal wieder auf die Uhr. Ich hatte ja noch einen Termin bei Dr. Berger. Ich wollte nicht wie letzte Woche schon wieder zu spät kommen. Ich nutzte die Zeit um mit Helen die Pläne für das Wochenende zu besprechen. Ich hätte irgendwie mir mehr Kontra von ihr gerechnet, aber tatsächlich kam keines, also wirklich gar keines. Sie nickte nur und erinnerte mich an die Regeln und fragte Sarah ob sie mitgehen würde, Sarah nickte nur, sie war wieder ins Malen vertieft und summte währenddessen. Ich hätte sie gerne weiter beobachtet, aber leider kam auch schon Dr. Müller und ließ Helen und mich ihm folgen. Sarah machte keine Anstalten uns zu folgen und malte weiter.
Wenn ich die Behandlungszimmer von Dr. Berger und Dr. Müller verglich, dann waren das zwei völlig unterschiedliche Welten. Die Möbel waren modern und hell gehalten. Ich vermutete Eiche oder Buche. Es lagen auch keinerlei Akten getürmt auf Berge irgendwo herum. Möglicherweise hatte Dr. Berger mehr nachzuarbeiten als Dr. Müller, das würde zumindest die Aktenberge erklären oder es lag schlichtweg daran, dass Dr. Müller einfach jünger war und alles nach Möglichkeit digital erledigte und sich deshalb gar keine Aktenberge bilden konnten. Ich konnte über die Qualitäten von Dr. Müller nicht wirklich etwas sagen, denn ich hatte ihn bislang nur beim ersten Verbandswechsel getroffen, da wirkte er ziemlich nett und umgänglich. Nach der Ursache für die Verletzungen hatte er nicht gefragt, vermutlich hatte Helen ihm irgendwelche Unterlagen aus dem Krankenhaus gegeben oder ihm anderweitig Informationen zu kommen lassen oder er konnte es sich schlichtweg denken. Mediziner hatten bestimmt ein Auge für sowas.
Dr. Müller kämpfte gerade noch mit seinem Computer, anscheinend wollte er nicht so wie er wollte, also wohl kein Technikass der gute Doktor. Ich saß neben Helen auf einem der Stühle für Dr. Müllers Schreibtisch und wartete darauf, dass Dr. Müller seine technischen Probleme behob. Ich schaute noch ein wenig durch den Raum, aber konnte nichts interessantes finden, ein schlichtweg ziemlich normales Behandlungszimmer. Ein lautes AHHH ließ mich meine Aufmerksamkeit wieder auf Dr. Müller richten.
„So jetzt funktioniert alles wieder. Ich bitte um Entschuldigung, die Technik will schon den ganzen Tag nicht so richtig. Irgendwas ist wohl mit dem letzten Update schief gelaufen, aber das soll uns nicht davon abhalten weiterzuarbeiten.“ erklärte Dr. Müller die Verzögerung.
„Ich kenne das aus der Knazlei. Ist immer ärgerlich. Das hat mir schon ganze Arbeitstage gestohlen.“ entgegnete Helen verständnisvoll.
„So schlimm war es hier zum Glück noch nicht. Lassen sie mich mal gerade in die Akten schauen was ansteht.“ antwortete Dr. Müller und tippte auf seiner Tastatur herum. „So Jonathan Winter, ahja einmal die Verbände prüfen und bei Bedarf wechseln.“ murmelte er vor sich hin. Bei Bedarf klang gar nicht schlecht, vielleicht wurde ich die Dinger heute doch los, das wäre mal was Positives.
„Bei Bedarf heißt doch es ist möglich, dass sie wegkommen oder?“ fragte ich unsicher und hoffte, dass sich keine endlose Diskussion darüber ergeben würde.
„Ja genau das heißt es. Schauen wir einfach mal nach wie die Wundheilung aussieht und dann sehen wir weiter. Aber vorher noch ein paar Fragen. Gibt es irgendwelche Beschwerden? Schmerzen oder ähnliches?“ fragte er mich.
„Naja vielleicht zwischendurch mal ein kleines Zwicken oder so wenn ich nicht aufpasse bei hastigen Bewegungen zum Beispiel, aber keine Schmerzen und auch sonst keine Beschwerden.“ beantwortete ich die Fragen. Dr. Müller tippte wieder alles in seine digitale Akte ein. Kurz darauf stand er auf und kam zu mir und begann an den Verbänden zu hantieren.
„Es ist möglich, dass das gleich ein wenig wehtut. Möglicherweise hat sich die Kruste deiner Verletzungen mit dem Verband verbunden und hängt fest. Wenn das der Fall ist werden wir den Verband sehr vorsichtig lösen müssen um die Wunde nicht wieder aufzureißen. Es ist unwahrscheinlich, dass das in diesem Stadium der Wundheilung passiert, aber bevor du gleich in Panik gerätst, wollte ich dir diese kleine Vorwarnung geben. Bereit?“ fragte Dr. Müller. Nach meinem zaghaften Nicken fing er an den Verband am linken Handgelenk zu lösen. Ich weiß nicht warum aber ich konnte ihm dabei nicht zu sehen. Ich kniff die Augen beinahe krampfhaft zu und drehte meinen Kopf zur Seite. Es war so als ob ich die Spuren meiner Tat einfach nicht sehen wollte. War das beim letzten Mal auch so gewesen? Ich wusste es nicht mehr oder hatte es verdrängt. Das erwartete Zwicken oder irgendeine Art von Schmerz blieben aus. Der Verband war komplett ab, das merkte ich selbst mit geschlossenen Augen, vermutlich auch, weil Dr. Müller inzwischen an der rechten Seite weiter machte. Auch hier schien der Verband sich vollends zu lösen ohne jegliche Probleme. Das ließ mich erleichtert aufatmen.
„Hmmm…das sieht gut aus.“ sagte Dr. Müller und griff sich nacheinander meine Arme und hob sie nach oben und ließ sie wieder sinken. Anscheinend begutachtete er sie näher. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Auch wenn ich mir den Anblick nicht geben wollte, öffnete ich nun doch sehr zaghaft die Augen um zu sehen was Dr. Müller mit gut aussehen meinte. Ich erwartete keine Wunderheilung so viel war klar, aber gut hörte sich aufbauend an.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Egal was ich schreibe, es wäre nicht annähernd dem Gerecht, zu beschreiben, wie toll du schreibst, und was für ein unfassbares Talent du hast.
Wenn die jeweiligen Kapitel nur ein klein wenig länger wären, das wäre wirklich toll.
Musst du unbedingt als Script einem Verlag zeigen, das muss!! als Buch erscheinen!
Hallo Mahlzeit,
vielen Dank für die Blumen. Ja die Kapitel sind etwas kürzer als die beim Ferienbeginn das stimmt. Aber es werden bestimmt noch längere Kapitel kommen und als kleiner Trost am Rande selbst wenn sie weiterhin kurz bleiben, es wird auch eine neue Geschichte kommen, ganz bestimmt und die dann auch mit längeren Kapiteln.
Ich versuche trotzdem mal ein wenig an der Länge zu arbeiten, aber rechne bitte erst ab den 30er Kapiteln damit, dann beginnt es auch richtig spannend werden…aber ich will jetzt natürlich nicht zu viel öffentlich spoilern.
Bei Spoilerbedarf gerne via Discord. Meinen Nick kannste dem Vorwort zu Jona in Kapitel 1 entnehmen.