Jona (39)
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Kapitel 39: Neustart die zweite?
Ein lautes Räuspern riss mich etwas unsanft aus dem Schlaf. Ich öffnete müde wie nach einer durchzechten Nacht die Augen. Helen stand vor meinem Bett und schaute mich ziemlich verwirrt an. Ich konnte mir erst keinen Reim darauf machen warum sie so schaute. Ich versuchte mich umzudrehen, aber es gelang mir nicht. Ich schaute warum ich mich nicht richtig bewegen konnte. Da fiel es mir wieder ein. Sarah lag bei mir im Bett, immer noch eng an mich gekuschelt. Oh verdammt, das erklärte natürlich Helens Blick. Plötzlich war ich hellwach und befreite mich etwas unsanft aus Sarahs Umarmung und setzte mich auf die Bettkante. Mein Herz raste. Irgendwie fühlte ich mich wie ein Teenager, der von seinen Eltern inflagranti erwischt wurden war. Kein schönes Gefühl. Sarah schien es weniger zu stören, dass ich mich aus ihrer Umarmung befreit hatte. Sie schlief einfach seelenruhig weiter. Ich schaute nochmal zu Helen. Immerhin war ihr Blick keiner dieser typischen Blicke einer Mutter, also dieses vorwurfsvolle oder besorgte, sondern sie konnte sich anscheinend einfach keinen Reim darauf machen warum Sarah bei mir im Bett lag. Sie zeigte mit einem Finger nach unten. Wohl das Zeichen, dass ich mit nach unten kommen sollte. Ich schluckte, nickte und schnappte mir meine Hose und zog sie an, dann verließen wir langsam und leise das Zimmer.
Wenigstens gab es in der Küche einen Kaffee. So hatte ich wenigstens die Gelegenheit ein wenig wach zu werden. Ich rief mir die letzte Nacht in Erinnerung. Der Traum, dann Sarahs plötzliches Auftauchen. Ich hatte das Gefühl, dass alles immer noch alles andere als toll war, voran ich natürlich nicht unschuldig war. Ich war echt ein verdammter Idiot gewesen, ich hatte gerade das Bedürfnis meinen Kopf gegen eine Wand zu hauen, nur um mich für meine Idiotie zu strafen. Die Atmosphäre in der Küche wies auch ein gewisses Maß an Spannung auf. Helen gegenüber hatte ich mich auch nicht sonderlich anständig verhalten. Ich dachte daran, dass hier auch eine Entschuldigung notwendig wäre, ob die etwas ändern würde konnte ich nicht einschätzen. Helen hatte noch nichts gesagt, kein gutes Zeichen wie ich vermutete, also ergriff ich als erster das Wort: „Helen, was ich gesagt habe war nicht richtig, es tut mir leid. Ich war nicht ganz bei mir. Es war einfach zu viel in dem Moment.“ versuchte ich irgendwie eine Entschuldigung zu formulieren und wartete auf eine entsprechende Reaktion von ihr. Es dauerte verdammt lange bis sie endlich eine Antwort formulierte. Jede Sekunde ließ mich mehr daran zweifeln, dass meine Entschuldigung ausreichend gewesen war und ließ damit die Befürchtung steigen, dass meine Reise hier zu Ende sein würde und ich mir damit einen wunderbaren Klinikaufenthalt gebucht hatte. Gestern war ich noch überzeugt gewesen, dass das der einzige Ausweg wäre, dass ich nicht mehr hier bleiben konnte, jetzt war mir klar, dass das das einzige war, was ich eigentlich wirklich wollte. Ich wollte Sarah, auch wenn mich die Erkenntnisse zu ihrem Vater zuerst etwas anderes vermuten ließen.
„Es ist schön, dass du deinen Fehler einsiehst. Wie soll es jetzt deiner Ansicht weitergehen?“ fragte mich Helen. Das klang alles andere als gut, ich hörte die Klinik schon nach mir rufen.
„Ich…weiß nicht so wirklich. Ich…“ ich stockte. Ich hatte mir noch gar keine weiteren Gedanken gemacht. Ich wollte kurzfristig gesehen erst mal die Wogen glätten und dann wusste ich eigentlich schon nicht mehr weiter. Sollte ich einfach zur Tagesordnung übergehen? Nein das wäre zu simpel. Ich verspürte tief in mir immer noch eine tiefe Wut, aber die richtete sich weder gegen Sarah noch gegen Helen, sondern gegen den eigentlichen Urheber dieser Misere. Diese Wut würde früher oder später heraus wollen, dass war mir klar, ich hatte sie schon zu Unrecht an den beiden abgelassen, ich konnte nicht ausschließen, dass es nicht nochmal passieren würde.
„Hast du dir gar keine Gedanken darüber gemacht wie es weiter gehen soll? Willst du einfach zur Tagesordnung übergehen und das wars dann?“ fragte mich Helen mit aufgebrachter Stimme. Irgendwie glaubte ich noch nicht daran, dass meine Entschuldigung die Wogen geglättet hatte, also war das nun wirklich das Ende von diesem Experiment.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur was ich nicht will. Ich will Sarah nicht verlieren, nicht jetzt nachdem ich mich endlich dazu durchringen konnte mich auf sie einzulassen und meine granatenmäßig miserable Aktion wieder gerade biegen zu können. Sie ist alles was mich gerade irgendwie an diesem Leben hält, wenn ich sie jetzt endgültig verlieren, dann wars das für mich. Ich weiß gestern war ich noch drauf und dran ein sabberndes Abbild meiner selbst sein zu wollen, aber diese Genugtuung geben ich diesem verdammten Arschloch nicht, nein definitiv nicht.“ antwortete ich verzweifelt. Ich hatte Scheiße gebaut, hatte die Menschen, die für mich da sein wollten gefühlt mit Füßen getreten. Das wurde mir erst jetzt klar. Ich hatte mich einfach hintergangen gefühlt, war ausgerastet, aber eben anders als das letzte Mal als ich allem ein Ende setzen wollte.
„Ihr seid also wieder…“ fing Helen an, aber ich unterbrach sie bevor sie den Satz abschließen konnte. „….zusammen?“
„Naja wir haben nicht wirklich darüber gesprochen, wir haben uns geküsst oder besser gesagt Sarah mich. Ich weiß nicht ob wir damit wieder zusammen waren oder nicht, aber ich würde es mir wünschen.“ antwortete ich. Helen wirkte nachdenklich und zugleich weniger aufgebracht.
„Eigentlich hätte sie dir eher einen gehörigen Tritt in den Allerwertesten geben sollen, für deine Aktion. Du hast sie sehr verletzt, ich hoffe du weißt das.“ ermahnte mich Helen. Ich strich über meine Wange. Ich meinte immer noch ein wenig die Stelle spüren zu können, an der mich Sandra erwischt hatte.
„Hätte ich vermutlich auch verdient. Wenn Sarah nicht zu mir gekommen wäre, dann wäre ich morgen weg gewesen und wenn…“ ich stockte.
„Wenn was?“ fragte Helen.
„Ähm…aber halt mich bitte nicht für bescheuert, wenn ich das jetzt sage.“ fing ich an zu erzählen. Helen nickte zustimmend, vermutlich hielt sie mich sowieso schon für bescheuert. „Wenn ich nicht diesen seltsamen Traum mit Chris und Natalie gehabt hätte. Irgendwie haben sie mich davon überzeugt, dass das was ich getan habe einfach nur dumm, kindisch und falsch war.“ erklärte ich kurz.
„Möglicherweise war es einfach dein Unterbewusstsein, das sich gemeldet hat und dir einen letzten Rettungsring zu werfen wollte.“ entgegnete Helen.
„Möglich, aber da ist noch mehr. Ich möchte dich um etwas bitten.“ sagte ich entschlossen.
„Du weißt doch noch nicht mal ob du hier bleibst und möchtest mich trotzdem um etwas bitten?“ erwiderte Helen. Verdammt ich dachte das wäre inzwischen klar, aber anscheinend war das immer noch nicht geklärt.
„Nehmen wir mal an, dass ich hier bleiben kann, dürfte ich dich dann um etwas bitten?“ fragte ich nochmal und hoffte mehr Erfolg zu haben.
„Ich höre.“ antwortete Helen.
———————————————————————————————
Ich hörte die Türklingel. Ich eilte, nein rannte so schnell ich konnte zur Türe. Ich war froh, dass das geklappt hatte. Egal was mit mir passieren würde, diese Sache musste ich vorher definitiv noch grade biegen, auch wenn ich nicht wusste warum. Ich öffnete die Türe. Meine Besucherin schien nicht gerade die beste Laune zu haben, aber heute verübelte ich es ihr ausnahmsweise nicht. Sie hatte jeden Grund sauer auf mich zu sein, ich hätte es ihr auch nicht verübelt, wenn sie wieder auf mich losgegangen wäre, aber sie stand nur da und schaute mich mit traurigen Augen an. Kommentarlos ließ ich sie eintreten und schloss die Türe hinter ihr. Sie wusste anscheinend schon, dass es in die Küche gehen sollte, denn sie ging direkt dort hin. Ich folgte ihr. Als ich in die Küche kam saß sie schon auf der Bank und wartete, wartete darauf zu erfahren warum sie hier war. Ich wusste nicht ob sie einen Kaffee wollte, ich nahm eine Tasse und stellte sie ihr hin und nahm mir dann ebenfalls eine Tasse uns setzte mich ebenfalls an den Tisch. Wir nahmen beide einen Schluck aus unserer Tasse und nahezu zeitgleich unterbrachen wir die Stille die uns umgab: „Hör mal ich…“
Dann wieder Stille. Ich war der erste der das Wort ergriff.
„Ich war ein Idiot.“ sagte ich. Es war das erstbeste das mir einfiel.
„Ein großer Idiot.“ kam aus Sandras Mund.
„Meinetwegen auch ein großer Idiot. Ich hätte das nicht sagen dürfen. Ich hätte das alles nicht sagen dürfen, ich hätte nicht so ausrasten dürfen, verdammt!“ schrie ich in den Raum hinein und ließ meiner Wucht über mich selbst mit einem Schlag mit der Faust auf den Tisch freien Lauf. Meine Tasse hüpfte kurz nach oben, landete aber glücklicherweise wieder stehend auf dem Tisch.
„Bin ich nur hier damit du mir etwas sagst, das mir bereits klar ist?“ fragte Sandra ein wenig erschrocken über meinen kleinen Wutanfall.
„Nein. Ich möchte mich bei dir entschuldigen, wegen der Sache von gestern. In dem Moment als du herein geplatzt bist und mir eine gelangt hast und ich Sarah gesehen habe, das hat mich irgendwo tatsächlich wachgerüttelt. Aber ich habe dir in dem Moment einfach nur den Vorwurf gemacht, dass du wegen deinen Gefühlen zu dir handelst und habe mit meiner Aussage sogar noch einen Keil zwischen euch getrieben.“ erklärte ich ihr.
„Sie ignoriert mich seit dem komplett.“ sagte Sandra traurig.
„Lass mich das wieder in Ordnung bringen oder es zumindest versuchen.“ bat ich Sandra.
„Du kommst doch selbst nicht an sie ran. Außerdem seit wann kommst du eigentlich aus deinem Loch gekrochen?“ fragte sie mich in ihrer bekannt charmanten Art.
„Sarah und ich…wir…hatten eine Aussprache, letzte Nacht, bist heute Morgen. Ich weiß zwar nicht ob alles wieder in Ordnung ist, aber ich denke zumindest bewegen wir uns wieder auf einem Level auf dem man sich normal miteinander unterhalten kann.“ erklärte ich ihr.
„Und deine Pläne von hier weg zu gehen?“ fragte Sandra.
„Das ist gerade in Klärung. Helen ist etwas skeptisch und spricht gerade mit Dr. Berger am Telefon darüber. Ich weiß nicht was das Ergebnis sein wird, aber egal was es ist, wenn ich nicht mehr hier sein sollte, dann soll sie wenigstens nicht auch noch dich verlieren. Sie braucht irgendeine Stütze, wer von uns beiden das ist oder ob wir beide das sind ist jetzt gerade zweitrangig.“ antwortete ich ihr.
„Was ist wenn du weg gehst?“ bohrte Sandra nach.
„Wenn ich gehen muss, dann mache ich einen langen Klinikaufenthalt mit ganz viel Medikamenten und werde ein sabberndes Abbild von dem Menschen, der ich jetzt bin, denn wenn ich weg gehe, ist die Gefahr groß, dass ich mir wieder etwas antue. Sarah ist gerade das einzige, dass mich noch in irgendeiner Weise am Leben hält. Sie, jetzt wirklich final und endgültig zu verlieren, ist mein Ende. Das bedeutet für dich natürlich freie Fahrt, aber wie du gemerkt hast, bringt dir das auch nichts, denn ich glaube das war für Sarah eher ein Schock als eine Freude das zu erfahren.“ konkretisierte ich die Folgen meines Weggangs.
„Ich hätte echt früher mit ihr reden sollen. Dann wäre es vermutlich anderes gekommen.“ murmelte Sandra vor sich hin.
„Ja, aber ich glaube nicht, dass es am Ergebnis etwas geändert hätte. Es wäre einfach nur nicht so verkorkst wie jetzt, wo es so aussieht als ob du es iniziiert hättest um mich loszuwerden.“ warf ich ein.
„Vermutlich nicht. Warum willst du mir überhaupt helfen?“ fragte Sandra.
„Habe ich dir doch schon gesagt. Ich bin weder ein rachsüchtiger, noch ein nachtragender Mensch. Ich weiß warum du gegen mich geschossen hast und habe in gewisser Weise Verständnis dafür, außerdem habe ich dich in diese Situation gebracht. Sieh es als eine Art Wiedergutmachung und einen Neuanfang zwischen uns an, letzteres unter der Voraussetzung, dass ich hier bleibe.“ entgegnete ich. Sandra nickte nur zustimmend.
———————————————————————————————
Ich öffnete die Türe zu meinem Zimmer. Sarah lag immer noch schlafend im Bett. Inzwischen war ich dank einiger Tassen Kaffee definitiv wach. Helen war wohl noch mit Dr. Berger im Gespräch. Ich wusste nicht ob das gut oder schlecht war, das würde sich zeigen. Ich konnte nichts mehr tun außer abwarten, abwarten und angerichteten Schaden so gut wie möglich wieder gut machen, zumindest so lange ich noch die Gelegenheit hatte. Ich rüttelte leicht an Sarah, die sich automatisch wegdrehte. Ich rüttelte stärker an ihr, aber es kam immer noch nicht die gewünschte Reaktion. Nun griff ich zur ultimativen Waffe und fing an sie zu kitzeln. Darauf reagierte sie, wenn auch nicht zu freudig wie erhofft.
„Mam wam sol daf.“ beschwerte sie sich in einem unverständlichen Satz. Es klang irgendwie lustig wenn sie durch ihren Schnuller sprach.
„Ähm…sorry…ich muss mit dir reden.“ begrüßte ich sie. In dem Moment war sie wieder wie ausgewechselt und saß kerzengerade im Bett, wie ich es sonst nur von mir kannte, wenn ich aus einem Alptraum erwacht war.
„Was ist passiert?“ fragte sie besorgt.
„Naja noch nicht viel. Hatte ein Gespräch mit deiner Mutter. Sie überlegt anscheinend gerade wie es weiter gehen soll.“ erklärte ich.
„Du bleibst aber oder?“ fragte Sarah weiter.
„Ich will schon, aber ich weiß nicht ob deine Mutter mich hier bleiben lässt.“ erklärte ich Sarah.
„Sie muss, ich will dich nicht nochmal verlieren.“ erwiderte Sarah traurig.
„Weiß ich doch, geht mir genauso, aber das ist nicht der Grund warum ich dich wecke.“ entgegnete ich ihr.
„Warum machst du es dann?“ fragte sie verwirrt.
„Ich betreibe gerade Schadensbegrenzung. Kannst du dich um ziehen und nach unten kommen? Unten wartet jemand auf dich.“ bat ich Sarah.
„Wer wartet unten auf mich?“ hakte sie nach.
„Sandra.“ antwortete ich kurz.
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Natürlich musste ich Sarah Zeit verschaffen. So wie sie im Bett gelegen hatte, konnte sie schlecht Sandra gegenüber treten, auch wenn es ihr vermutlich egal gewesen wäre. Ich wollte, dass die beiden sich aussprachen und nicht, dass Sarah Sandra noch mehr verunsicherte. Ich stieg auch noch nicht ganz hinter all das was Sarah mir erzählt hatte, aber durch die kleinen Dosen, die ich über die Monate bekommen hatte, wunderte mich das jetzt auch nicht mehr als alles andere zuvor. Für jeden anderen, der sofort das Komplettpaket zu sehen bekam war das bestimmt ein Kulturschock. Einen weiteren Schockmoment wollte ich uns allen ersparen.
Ich hörte die Dusche, jetzt war der richtige Zeitpunkt um nach unten zu gehen. Sandra war eigentlich schon zu lange alleine. Ich eilte die Treppe nach unten und öffnete die Küchentüre.
„So Sarah kommt gleich. Hat ein bisschen gedauert sie zu überzeugen.“ log ich Sandra frech ins Gesicht. Gut begeistert war Sarah nicht gewesen, aber ich hatte ihr schnell klar gemacht, dass ich das nicht hätte sagen dürfen und das Sandra rein gar nichts dafür konnte was passiert war. Damit konnte ich sie immerhin überzeugen mit Sandra zu reden. Leider fragte sie mich auch ob ich das alles nur aus meiner gestrigen Boshaftigkeit heraus gesagt hatte oder ob daran irgendetwas wahr war. Blöderweise war alles wahr, was ich ihr gegenüber auch zugegeben hatte. Die Erkenntnis hatte sie sichtlich mitgenommen, aber glücklicherweise nicht mein Vorhaben beendet.
„Hmmm.“ summte Sandra als Antwort. Ich stellte mich an die Arbeitsplatte neben die Kaffeemaschine.
„Willst du noch nen Kaffee?“ fragte ich Sandra.
„Nervöser werd ich sowieso nicht mehr, also immer her damit.“ antwortete sie. Ich nahm die Kaffeekanne aus der Maschine und fülle unsere Tassen wieder auf und setzte mich wieder an den Tisch.
„Jetzt mach dich deswegen nicht verrückt. Es wird sich alles klären. Vertrau mir.“ versuchte ich Sandra aufzuheitern.
„Ein bisschen schwierig nach gestern.“ kommentierte sie meine Aufheiterung.
„Hey ich habe mich dafür entschuldigt und habe gesagt ich versuche das wieder gerade zu biegen und das ganze mache ich sogar ohne davon irgendeinen Vorteil zu haben. Weder du noch ich wissen ob ich morgen noch hier bin, also könnte es mir eigentlich auch egal sein, ist es aber nicht, weil ich den Scheiß zu verantworten habe.“ verteidigte ich mich.
„Schon gut und ich bin dir dafür tatsächlich dankbar.“ erwiderte Sandra.
Ich hörte Schritte auf der Treppe. Sandra hörte sie anscheinend auch, denn ihr Kopf wandte sich in Richtung Türe. Die Schritte ließen nach und die Türe öffnete sich langsam. Sarah kam mit noch nassen Haaren in die Küche. Sie setzte sich nicht sondern nahm sich kommentarlos einen Kaffee und lehnte sich gegen einen Schrank und wartete darauf, dass jemand etwas sagte. Weder Sarah noch Sandra schienen zu wissen was sie der jeweils anderen sagen sollten. Also blieb es an mir das ganze Spiel zu eröffnen.
„Also? Möchte jemand der anderen etwas sagen?“ fragte ich und schaute abwechselnd zur einen und dann zur anderen.
„Ich…ich…weiß…nicht wo ich anfangen soll.“ fing Sandra an.
„Fang damit an was Jona dir gestern vorgeworfen hat.“ warf Sarah ein. Sandra nickte.
„Seine Vorwürfe sind schlichtweg falsch.“ sagte sie.
„Ich stimme ihr in dem Punkt zu. Was ich gesagt stimmt nicht zumindest nicht alles.“ unterbrach ich Sandra kurz. Sarah nickte zustimmend.
„Was ist mit der Sache, dass du dich in mich verliebt hast?“ fragte Sarah ihre Freundin. Ich wechselte meinen Blick zu Sandra. Ich kannte sie zwar nicht gut, aber ihr Blick verriet die Antwort aber schon.
„Das stimmt. Ich habe mich in dich verguckt. Schon vor einiger Zeit. Ich wollte es dir eigentlich schon lange sagen, aber der Unfall, das Koma. Das hat mir alles einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ erklärte Sandra.
„Dann ist das auch der Grund warum du immer so gegen Jona geschossen hast?“ fragte Sarah vorwurfsvoll. Sandra nickte zustimmend. „Das erklärt einiges. Woher wusste Jona das überhaupt?“ fragte sie uns.
„Zufall. Sandra hatte vorgestern einen sagen wir mal kleinen Zusammenbruch.“ erklärte ich ohne weiter in Detail zu gehen.
„Ernsthaft?“ fragte Sarah besorgt.
„Klingt jetzt wilder als es war. Wir haben uns am Samstag ein wenig ausgesprochen.“ erklärte Sandra.
„Verstehe. Wie soll das jetzt mit uns allen hier weiter gehen?“ fragte Sarah in den Raum.
„Ich weiß nicht mal ob ich morgen noch hier bin. Deine Mutter wird dich dazu auch noch befragen ob du das für sinnvoll hältst oder nicht.“ merkte ich an.
„Dann nehmen wir einfach mal an, dass es so ist. Die Ausrede mit was wäre wenn gilt jetzt nicht. Verstanden?“ gab Sarah mir unbefriedigt die Frage zurück.
„Gut, dann würde ich gerne da weiter machen wo wir aufgehört haben. Also mit dir als Freundin an meiner Seite und…“ jetzt richtete ich mich an Sandra „…naja mit dir komme ich auch klar, ich glaube wir sollten uns auch nochmal in Ruhe aussprechen und über eine Art Neuanfang nachdenken oder?“ fragte ich sie. Wirklich begeistert über meine Antwort war sie nicht, aber sie nickte zustimmend.
„Sandra?“ fragte Sarah sie.
„Ich glaube beziehungstechnisch brauche ich mir wohl keine Hoffnungen mehr machen….“ fing sie an, wurde aber unterbrochen.
„Sandra ich liebe dich, aber eben als meine beste Freundin und nicht als meine Partnerin. Du hattest nie Chancen, so leid mir das tut. Ich wünschte ich könnte dir eine schönere Nachricht mitteilen. Jona hat damit rein gar nichts zu tun, so gerne du das auch glauben möchtest.“ warf Sarah ein.
„Danke für deine Ehrlichkeit. Du kannst nachvollziehen, dass das schmerzt, ich werde ein paar Tage brauchen und in mich gehen um das zu verdauen. Aber ich will dich auch nicht als Freundin verlieren, so schmerzhaft die Nähe zu dir in der ersten Zeit sein wird.“ erklärte Sandra und fing dabei sogar an zu weinen. Jetzt tat sie mir tatsächlich sogar leid. Ich kannte mich zwar nicht mit Zurückweisung aus, aber ich stellte mir das alles andere als toll vor. Ich schaute wieder zu Sarah. Sie hatte ihre Kaffeetasse beiseite gestellt und machte das einzige sinnvolle, das sie in diesem Moment tun konnte. Sie kam zum Tisch und nahm das heulende Elend, das mir gegenüber saß an der Hand und zog sie nach oben zu sich hin und nahm Sandra in den Arm.
„Ich weiß. Du nimmst dir einfach die Zeit die du brauchst. Ich bin hier, wenn du mich brauchst, aber mach dir egal was kommt bitte keine Hoffnungen, dass du bei mir landest.“ sagte Sarah leise und musste auch anfangen zu weinen. Ihr war klar, dass sie ihrer besten Freundin gerade sprichwörtlich das Herz aus der Brust gerissen hatte und darauf herumgetrampelt war. Die Situation war für beide alles andere als schön, aber immerhin gab es noch eine Basis mit der man arbeiten konnte. Die beiden lösten ihre Umarmung und Sandra setzte sich wieder.
„Danke.“ sagte sie leise.
„Wer möchte noch einen Kaffee, ich könnte noch einen brauchen.“ sagte ich um die angespannte Stimmung zu lockern. Das Lachen der beiden anderen, das auf meine Aussage folgte, wurde von einem Klingeln an der Türe jäh unterbrochen.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Spannend bis zum Schluss. Diese Geschichte ist super , mach bitte weiter ?
Find ich schön, das die Teenager wieder zusammen sprechen können. Bin gespannt was sich noch klähren lässt und ob Jona in der Familie bleiben kann. Bin auf das nächste Kapittel sehr gespannt!