Die Geheimnisse der Kerkwald-Geschwister (11)
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Es ist Herbst geworden in Kleinfeldern, einem kleinen Dorf irgendwo in der Provinz das wirkt, als wäre es zur Erläuterung des Adjektives „verschlafen“ erfunden worden. Umgeben von dichten, hohen Nadelbäumen zwischen denen, wenn es nach Jakob und seiner Bande geht, ein Geheimnis schlummert. Durch unterschiedliche Art und Weise haben sich die drei Kinder der Familie Kerkwald in ihre jeweils eigenen Geheimnisse verstrickt. Die fünfzehnjährige Robin, sonst das Musterkind ihrer Familie, deckt plötzlich ihre beste Freundin, die nichts Geringeres als eine Art Rachefeldzug gegenüber dem Bürgermeister durchführt. Ihr großer Bruder David hingegen hat ein Geheimnis, das so ungeheuer ist, dass er es sogar vor sich selbst verschlossen hält: Er steht auf Jungs! Genauer gesagt auf den neuen im Dorf, den mysteriösen Nick, der über allen Dingen zu schweben scheint.
Und Jakob, das Nesthäkchen in der Familie, wird bald Elf. Das ist kein Geheimnis. Was er hingegen vor den meisten anderen Menschen verborgen hält, sind seine Windeln. Aufs Klo gehen hat er immer noch nicht wirklich raus, trägt zur Sicherheit Pullups und würde Nachts jedes Mal sein Bett fluten, wenn er nicht wie ein Baby eine Pampers unter seinem Schlafanzug tragen würde. Aber das war eigentlich nichts neues. Das war schon immer so gewesen. Doch seit den schicksalhaften Vorfällen am Halloweenabend lernt er plötzlich eine ganz neue Seite an sich kennen: Die Windeln, die peinlichen, verzwergenden Babydinger, findet er plötzlich ganz ganz spannend.
Nass.
Nass, das war Jakobs erster Sinneseindruck am nächsten Morgen. Anstatt seiner Mutter hatte ihn heute Rob geweckt, doch auch die war gefühlt genau so schnell wieder aus seinem Zimmer verschwunden, wie sie hineingekommen war.
Jakob hatte sich in seinem Bett noch einmal auf die Seite gedreht und mit der Hand dabei plötzlich warme Nässe gespürt.
Einen Moment lang hatte er nur verwirrt geblinzelt. Seine Hand unter der Decke zurückgezogen aber statt der Nässe prompt realisiert, dass er immernoch sein weiß-rot-schwarzes Sweatshirt von gestern anhatte. Hä?
Wo war denn …
… sein Schlafanzug?
Es war warm und feucht unter seiner Bettdecke. Vorsichtig lugte Jakob an sich runter, hob die Decke an und sofort drang ihm eine deutliche, süßliche Pipiduftwolke entgegen. Genervt ließ er den Kopf wieder in das Kissen fallen. Mist!
Vorsichtig und zögerlich erfühlte er den Schaden, den er angerichtet hatte. Drückte vorsichtig seine Oberschenkel zusammen, nur um bei der kleinsten Berührung die dicke Masse einer nass-glibbrigen Windel zu spüren. Er spürte, wie an seinem Po Pipi aus der Pampers lief und seine Hose noch nässer wurde als sie ohnehin schon war. Vorsichtig rutsche er ein bisschen nach unten, nur um sofort ein sattes, feuchtes Schmatzgeräusch zu hören.
Die Pampers war komplett voll. Seine Hose nass, vermutlich sogar sein Shirt.
Was … ?
Verwirrt schlug Jakob die Bettdecke zur Seite und war nicht einmal mehr wirklich verwundert, als er an seinen Beinen noch die graue Cordhose von gestern Nachmittag sah, anstatt einer seiner weichen Schlafanzughosen.
Auch ohne genauer hinzusehen konnte er sich sicher sein, dass die Hose an seinem ganzen Po nass sein musste und auch vorne fühlte sie sich klamm an. An seinem linken Oberschenkel war ein kleiner Pipifleck.
Prüfend quetschte Jakob mit einer Hand in die Pampers zwischen seinen Beinen. Sachte, beinahe ängstlich angesichts des Ergebnisses, das ihn erwartete.
Da drin fühlte sich alles einfach nur noch nass an. Komplette Sauerei. Während er von außen drückte, quoll Pipi aus den oberen Bündchen der Pampers hervor und machte auch noch seinen Bauch nass. Was sich nicht einmal unangenehm anfühlte. Auch sein Sweatshirt war am unteren Rand nass geworden.
Noch ein wenig benommen kletterte der Zehnjährige zum Fuße seines Hochbettes und zog seine Bettdecke wieder über den kreisrunden nassen Fleck, der die Mitte des Bettlakens ausfüllte. Er spürte, wie ein paar Pipitropfen an seinem linken Bein herabronnen, als er die Hochbettleiter runterkletterte und die Pampers dabei übel zusammenquetschte während er langsam wach wurde.
Klar!
Die Pampers hatte ihm Robin gestern Nachmittag angezogen und er hatte mehrmals reingepullert, während er an der Legoflugzeugabsturzstelle gespielt hatte. Dann war er irgendwann auf dem Teppich wachgeworden, mitten in der Nacht. Hatte keine Ahnung, wie spät es gewesen war, aber spürte dafür, dass ein roter Legostein, quadratisch und simpel wie auf dem Logo der schwedischen Spielzeugfirma, auf seiner Wange klebte. Er musste während des bauens eingeschlafen sein und es hatte scheinbar niemand mehr daran gedacht, ihn ins Bett zu schicken. Niemand hatte ihn gestern ins Bett gebracht. Mama nicht, auch Robin nicht! Er musste relativ früh auf dem Teppich eingeschlafen sein, die Hörspielkassette war noch nicht umgedreht gewesen. Als er wachgeworden war, war er müde in sein Hochbett geklettert und hatte nichtmal daran gedacht, dass er seinen Schlafanzug nicht anhatte. Dafür aber seine Tag-Nacht-Pampers.
Aber klar, einen ganzen Nachmittag plus die Nacht waren selbst für die dicken Nachtpampis zu viel gewesen und deshalb war jetzt alles nass.
Breitbeinig watschelte Jakob zu der Kommode auf der anderen Zimmerseite während die schwere, klitschnasse Windel bei jedem Schritt eng zusammengepresst wurde und schwerfällig hin- und herwackelte. Jedenfalls soweit, wie es in der engen Hose möglich war – was definitiv weniger als in den lockersitzenden Schlafanzughosen war. Ein mehr als vertrautes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit. Wie früher im Kindergarten fühlte sich das alles an.
Doch dafür war jetzt wirklich keine Zeit!, schüttelte Jakob die Gedanken, die in ihm aufkeimten, beiseite.
Eillig knöpfte er sich die nasse Hose auf, knüllte sie zusammen, streifte sich das Shirt ab, öffnete seine Windelschublade und zog routiniert eine frische Drynites heraus.
Kurz verharrten seine Augen auf dem Pampersstapel am rechten Rand des Faches. Die Pampers waren viel cooler! Cooler? Nein. Das war echt das falsche Wort. Sie waren … besser? Besser darin, sich gut anzufühlen. Besser darin, trocken zu sein. Besser darin, damit gewickelt zu werden. Besser darin, Windeln zu sein!
Aber heute war ein Schultag. Es zählten ganz andere Dinge. Auch wenn sich die hoffnungslos vollgepinkelte Pampers zwischen seinen Beinen in diesem Moment wirklich verführerisch anfühlte …
impulsiv riss der Zehnjährige plötzlich an den beiden Klettstreifen der gelb angelaufenen Windel, die daraufhin widerstandslos auf den Boden herunterfiel und hoffte, mit der Windel würden auch die Gedanken daran verschwinden. Doch nun lag sie unter ihm, das ehemals weiße Innenfließ ganz leuchtend gelb, von vorne bis gaaaaanz nach hinten. Dunkelgelb und im Lichte der Zimmerlampe vor Nässe glänzend. Eine Pfütze hatte sich in der Mitte gebildet und wurde von den Bündchen nur knapp daran gehindert, aus der Windel hinauszulaufen.
Ruckartig griff Jakob nach der Feuchttuchpackung, die ganz vorne in seiner Schublade ihren Platz hatte und brauchte einige der wohlriechenden nassen Tücher, um sich da unten wieder einigermaßen sauber zu bekommen. Anschließend cremte er sich mindestens genau so gründlich und sorgfältig ein, wie es Robin gestern getan hatte, bevor er schließlich in einen frischen, im Vergleich zu der Pampers unter ihm auf dem Fußboden gradezu lächerlich dünnen Pullup stieg und schließlich hochzog. Behutsam faltete Jakob jetzt endlich die immer noch heiße Pampers vor ihm zusammen, verschloss sie mit den beiden Klebestreifen und ließ sie theatralisch in den Windelmülleimer, der sein Zimmer so sehr von dem Gleichaltriger unterschied, fallen.
Schluss mit Pampers für heute!
Er war fast Elf!
Aber sie waren wirklich sooooo kuschelig …
„Wos Laura denn heute?“, fragte Alex seinen besten Freund, als sie zu zweit und ohne die übliche Begleitung ihre Plätze in der hinteren rechten Ecke des Klassenzimmers einnahmen, Er nuschelte dabei müde, sodass die Wörter schwer erkennbar ineinander übergingen und gähnte theatralisch, als er sich auf dem harten Holzstuhl niederlies.
„Meh“, antworte Dave lustlos, während er in seinem Rucksack kramte: „Wettbewerb …“
„Hat sie sich echt nen guten Tag für ausgesucht.“
„Voll!“, seufzte David zustimmend während er das ockergelbe Mathebuch aus seinem Rucksack zog und in die linke obere Ecke des grauen Holztisches legte. Mathe in der ersten Stunde war wirklich das schlimmste und seit er letzte Woche zu spät zum Unterricht gekommen war, schien Herr König, sein verhasster Mathelehrer, ihn noch mehr auf dem Kieker zu haben als ohnehin schon. Müde fuhr sich David mit einer Hand über die vereinzelten Bartstoppeln an seinem Kiefer während er aus dem Fenster auf die Bäume, die aus dem Asphalt des Schulhofes vor dem Klassenzimmer wuchsen sah. Seit Beginn des zehnten Schuljahres waren die Tische in seinem Klassenzimmer in Reihen aufgeteilt, immer in Zweierpaaren. Damit weniger gequatscht werden konnte. Seitdem saß er auch nicht mehr neben seinem besten Freund Alex, sondern neben Laura. Was natürlich auch nicht schlecht war, zur Freude seiner Klassenlehrerin aber tatsächlich zur Beruhigung des Unterrichtes beigetragen hatte.
Herrn König, seinen Mathelehrer, interessierten solche Kleinigkeiten natürlich nicht. Selbstverständlich fand auch er die Reihenbestuhlung viel besser als die neupädagogischen Gruppentische, bei denen man noch nicht einmal allen Schülern in die Augen sehen konnte. Aber um Ruhe musste er sich in seinen Unterrichtsstunden ohnehin keinerlei Gedanken machen. Während seines Mathematikunterrichtes wagte es gewiss Niemand, freiwillig zu stören. Natürlich, das mag man anders sehen, wenn das eigene Lehramtsstudium erst in den Nullerjahren war. Junge Lehrkräfte, die selbst nicht wussten, ob sie ihren Schülern etwas beibringen wollten, oder eigentlich deren Freunde sein wollten. Die sich kaum trauten, schlechte Noten zu vergeben. Aber nicht er. Nicht Studienrat König.
In seiner üblichen Gangart betrat der Herr Anfang Sechzig den Klassenraum, nicht gehetzt gehend, doch in deutlichem schnellem Schritttempo. Kaum war er durch die Tür geschritten, senkte sich der Geräuschpegel der 10c deutlich. Seine schwarzen Budapester klackten auf dem dreckigen Linoleumboden und der dünne brauen Lehrerstuhl quietschte mit seinen dünnen Metallbeinen wie jedes Mal, wenn er ihn zurückzog, um sich ans Lehrerpult zu setzen. Die grau angelaufenen Metallverschlüsse seiner ledernen Aktentasche klackten mechanisch, während er sie aufschnippte um seine Unterrichtsmaterialien hervorzuholen. Ein paar Folien, das Lehrbuch, mehr hatte er eigentlich nicht dabei. Einen Taschenrechner für Notfälle. In der Regel verzichtete Herr König völlig auf Fremdmaterial. Diktierte Formeln seinen Schülern, die sie an seiner Stelle an die Tafel schreiben mussten, denn wenn er eines hasste, dann war es das trockene, kratzige Gefühl, das Kreide an seinen Fingern hinterlies.
Erwartungsvoll blickten die 26 Schülerinnen und Schüler zwischen Fünfzehn und siebzehn Jahren auf ihren Mathematiklehrer, doch grade, als Herr König von seinen Notizen, die er im Zuge einer zweifelsohne gewissenhaften Unterrichtsvorbereitung erstellt hatte, hochsah, öffnete sich erneut die Türe zum Klassenzimmer.
„Ah ja!“, proklamierte Herr König ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen.
Bis auf die Krankmeldungen und Abwesenheitsnotizen, die bereits heute Morgen an der Korkpinnwand im Lehrerzimmer gehangen hatten, war die 10c zu diesem Zeitpunkt bereits vollzählig. Niemand konnte mehr zu spät kommen, selbst David Kerkwald saß bereits schlaff wie eh und je auf seinem Platz in der vorletzten Reihe. Und trotzdem musste sich Herr König nicht umdrehen um herauszufinden, wer in diesem Moment seinen Klassenraum betrat.
52 Augen starrten in Richtung des dünnen blonden Jungen, der in diesem Moment in den Klassenraum hineingetreten, ja vielmehr locker geschlendert kam. Zwei Davon ganz besonders. David ließ die Hand, auf die er seinen Kopf bis dato müde gestüzt hatte, ganz langsam sinken und starrte auf den Teenager, der nun vor der Tafel in der Mitte des Raumes stand. Er hatte eine Hand lässig in die Hosentasche seiner hellblauen, ausgeblichenen und an den Oberschenkeln leicht aufgerissenen Jeans gesteckt, während er die Andere frei herrabbaumeln lies. Seinen schlichten, schwarzen Eastpack-Rucksack hatte er über die linke Seite geschultert und an seinem Oberkörper trug er ein locker sitzendes, weißes Fanshirt vom FC St. Pauli und darüber einen engen, dunkelblauen Filzhoodie.
Nick!
Von all den Personen, die an diesem Morgen durch diese Tür hätten kommen können, war es ausgerechnet Nick gewesen!
Nick sah beinahe so aus, als hätte er sich für den heutigen Tag absichtlich schäbige Kleidung angezogen. Zweimal hatte Dave diesen bemerkenswerten Jungen bisher getroffen. Auf Franzis letzter Party und während dem Halloweenfest am Knopphof. Er hatte ein verdammt gutsitzendes, perfekt zu seinem Körper geschnittenes schwarzes Hemd angehabt. Die Ärmel trotz der kühlen Temperaturen lässig hochgekrempelt, den obersten Knopf offen gehabt und einen Kragen, bei dem man sich nicht ganz sicher sein konnte, ob er gebügelt war oder nicht.
„Sie bekommen ab heute einen neuen Mitschüler“, brach Herr König schließlich die Stille und siezte seine Schüler wie gewohnt: „Nick Herbrandt ist aus Hamburg hergezogen und wird hier mit Ihnen die zehnte Klasse besuchen. Hoffentlich erfolgreich, versteht sich.“
Erst nachdem er diesen Satz vollendet hatte, drehte Herr König seinen Kopf zu Nick: „Herbrandt, möchten Sie sich Ihren neuen Mitschülern nicht vorstellen?“
David folgte dem Geschehen im Klassenzimmer so aufmerksam wie seit Jahren nicht mehr. Was würde Nick wohl von sich erzählen?
Nick zog seinen linken Mundwinkel nach oben während er den strengen Blick seines zukünftigen Mathelehrers ausblendete und seine Augen stattdessen nach vorne zu seinen Klassenkameraden richtete.
„Nö.“, antwortete er schlicht und kaltschnäuzig.
Ein erstauntes Gelächter ging durch die Bankreihen und David zog beeindruckt die Augenbrauen hoch. Herr König grunzte fassungslos bei dem Versuch, gleichzeitig etwas zu sagen und Luft zu hohlen.
Dann hatte er sich wieder gefangen: „Nun gut. Kommen Sie hier erst einmal an. Setzen Sie sich doch …“
„… Ist da noch frei?“, unterbrach Nick seinen Mathelehrer so, dass es beinahe unabsichtlich wirkte und deutete auf den leeren Platz neben David.
„Der Platz neben dem Herrn Kerkwald ist bereits …“, setzte Herr König, der die Sitzverhältnisse in der letzten und vorletzten Reihe des Klassenraumes selbstverständlich gut im Blick hatte, korrigierend an. Dass dort Alexander und David nicht mehr beieinander saßen war immerhin zum Großteil auf seine Beharrlichkeit in der letzten Klassenkonferenz zurückzuführen gewesen.
„Ja!“, schnitt ihm David das Wort ab
„Junge bist du im Delirium??“, flüsterte Alex von hinten über die Schulter seines besten Freundes, da setzte sich Nick schon grinsend in Bewegung.
„Ssscht“, raunte Dave genervt zurück.
Er konnte sein Glück kaum fassen. Wie in Zeitlupe zog Nick den Stuhl, der eigentlich zu Lauras Platz gehörte, zurück und setzte sich auf selbigen. Der Junge, über den er sich den Kopf zerbrochen hatte. Von dem er sich gefragt hatte, wann er ihn je wiedersehen würde. War einfach durch die Tür spaziert und saß nun direkt neben ihm! Auf einmal war Dave hellwach.
„Is ja belastend bei euch …“, flüsterte Nick grinsend zu seinem Sitznachbarn, während er mit dem Kopf in Richtung seines neuen Mathematiklehrers deutete und in seiner Tasche kramte.
Auch Alex lehnte sich zaghaft nach vorne, bedacht, etwas über den Jungen zu erfahren, dem sein bester Freund grade den Platz seiner Freundin geopfert hatte: „Hi! Ich bin Alex …“
„Moin“, lautete die knappe, grinsende Antwort von Nick, der mit seinen Augen im Bruchteil einer Sekunde einmal sorgfältig über Davids Oberkörper fuhr.
„Hehe“, lachte David nervös.
„Ganz alte Schule, hm?“, setzte Nick hinterher und meinte damit augenscheinlich nicht nur das Gebäude.
„Mhm“, nickte David, versteckte dabei seinen Kopf in dem aufgestellten Arm, auf den er sich eben noch gelehnt hatte und konnte sein eigenes Grinsen nun auch nicht mehr verbergen.
Nick drehte einen schmalen hellblauen Plastikkugelschreiber beinahe artistisch um seinen Daumen, bevor er ihn mehrfach klickte und anschließend die Formel, die Herr König den Schülern in jenem Moment diktierte, auf seinem Collegeblock notierte.
„Ehm …“, setzte Dave an und überlegte fieberhaft, wie er das Gespräch am laufen halten konnte: „Und, Vorgestern noch gut nach Hause gefunden?“
„So groß is euer Dorf nich …“, grinste Nick: „Kenn mich schon richtig aus. Muss nur am Knopphof links, an der alten Eiche gradeaus und dann am Hexenhaus mit den rituellen Schafsmorden dann links …“
Dave schüttelte leise schnaufend, ein Lachen unterdrückend den Kopf: „Jo. Aber geh da niemals bei Vollmond lang, ja?“
„Ohoo“, lächelte Nick und drehte seinen Stuhl leicht zu David.
David nahm seinen Mut zusammen: „Awww, soll ich dich beim nächsten Mal vielleicht besser begleiten?“
Nick lachte nun vielleicht ein bisschen zu laut: „Jaaa Schatzi, das wäre wundervoll“, gab er in einer absichtlich schrägen Tonlage von sich.
Was? Schatzi? Wtf! Klar, das war nur wieder einer von Nicks Scherzen auf der Metaebene. Aber …
„Schatziii“, flüsterte Alex neckend hinter ihm und David spürte mit einem Mal, wie sein Gesicht ganz heiß wurde. Gott, bestimmt wurde er grade rot.
Mit offenem Mund sah Dave seinem Banknachbarn in sein süßes Gesicht. Auch in jenem Moment hatte Nick dieses gewinnende Lächeln auf seinen Lippen und die Augenlider dabei freundlich zusammengekniffen. Und trotzdem funkelten die blauen Augen dahinter. Nun lachte auch David nervös.
„Herbrandt. Sie scheinen sich ja prächtig einzuleben hier. Ich gebe Ihnen an dieser Stelle einmal den Rat, den Kontakt zu ihrem Banknachbarn während des Unterrichtes einzuschränken“, beendete ausgerechnet Herr König das Gespräch zwischen den Beiden: „Warum tragen Sie nicht ihr Ergebnis einmal vor?“
„Ähm, Herr …“, geriet nun sogar Nick kurz ins Straucheln. Schluckte, verlor sich in Interjektionen: „Ähm … äh … Hab mich grade erst gesetzt, ich …“, versuchte er abzuwehren.
„Verständlich. Das macht nichts, sie dürfen die Ableitung gerne an der Tafel durchführen“, wies Herr König trocken an und deutete mit der ausgestreckten Hand auf die dunkelgrüne, mit Kalkwasser- und Kreideflecken übersäte Tafel die einen Großteil des Stirnseite des Raumes hinter ihm einnahm. Herr König erwartete nicht grade viel von seinem neuen Schüler.
Seufzend, erschöpft, aber auch erleichtert schüttelte Frau Fischer mit dem Kopf: „Soo, seid ihr jetzt alle zufrieden?“, fragte sie ihre sonst durchaus angenehme fünfte Klasse. Es lag wenig wirklich im Argen in der 5E. Es gab ein paar Rivalitäten, ein paar Jungen, die sich gegenseitig immer wieder anstachelten, aufeinander rumhackten, größtenteils hervorgerufen durch unterschiedliche Entwicklungsstände, wie es sooft in der Unterstufe war. Manche der Schüler, die nun seit ein paar Monaten die weiterführende Schule besuchten waren noch richtige Kinder, andere machten keinen Hehl daraus, selbstständige Teenager sein zu wollen. Aber trotzdem war die Klassenchemie gut. Wandertage mit der 5E, beispielsweise letzten Monat zum Stausee, endeten mit ausgepowerten Kids und neu gefundenen Freundschaften und nicht mit blutigen Nasen und anschließenden Elternbriefen.
Sie war so froh, dass sie ihre alte neunte Klasse gegen die 5E getauscht hatte.
Doch manchmal waren richtige Kinder eben auch richtig anstrengend.
Erst heute Morgen war Sabine Fischer kurzfristig informiert worden, dass sie ab heute einen Schüler mehr in ihrer Klasse haben würde. Klar, ihre Klasse war so schon relativ groß.
,Kopf hoch, Biene. Das schaffst du schon! Bei dir in der Klasse läufts doch so gut‘, hatte der stellvertretende Schuldirektor ihr zugezwinkert.
Klar, es lief gut. Aber dreißig Fünftklässler waren eben auch dreißig Fünftklässler. Und je größer die Klasse wurde, desto eher verloren die Schüchternen, die Unscheinbaren, ihren Raum.
Seit einer halben Stunde waren sie 31.
Es hatte wirklich gut angefangen. Sabine Fischer hatte gedanklich noch die Fallbeispiele aus der nicht lange vergangenen Refrendarzeit herausgekramt. Wie sich neue Mitschüler in einen bestehenden Klassenverbund integrieren ließen.
Um kurz nach Acht war Fenix, so hieß der blonde Junge, der nun ihr einunddreißigster Schüler war, von seinem Vater in die Klasse gebracht worden. Der Junge hatte eine relativ bewegende Geschichte hinter sich. Aber einen engagierten, netten Vater und ein gutes Umfeld. Einen großen Bruder, der sich mit um ihn kümmerte. Hoffentlich würde der Umzug ihnen guttun.
Die gesamte Klasse war gespannt gewesen. Sie hatte sich vorgenommen, ihn nur kurz einzuleiten und ihm anschließend Raum dazu zu geben, sich selbst vorzustellen. Sofern er sich traute.
„Fenix!“, hatte einer ihrer Schüler ihre Pläne unsanft durchkreuzt. Natürlich Jakob Kerkwald. Der schüchterne, träumerische, verspielte Junge, der im hinteren Bereich des Klassenraumes saß. Der in ihrer Klasse noch am ehesten so etwas wie ein Problemkind war. Mittelmäßige bis schlechte Leistungen, oft abgelenkt, hatte es schwer, sich im Sozialgefüge der Klasse zurechtzufinden. Kurioserweise war er der kleine Bruder von dem David, der sie in ihrer alten Neunten auf ganz andere Art und Weise so auf Trab gehalten hatte. Doch Jakob war eigentlich ein guter Junge, ein liebes Kind. Und trotz seiner schulischen Leistungen nicht dumm, ganz im Gegenteil. Während des Wandertages hatte er sie sicherlich eine Viertelstunde lang über die Funktionsweise des Stausees zugetextet, kaum hatte sie ihm ihre Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Hatte die Wanderkarte besser lesen können als sie selbst. Nur leider war Jakob im Unterricht oft einfach nicht bei der Sache. Malte während der Stunde auf den Rückseiten seiner Arbeitsblätter, anstatt aufzupassen. Fiel wenn, dann meist durch Störereien auf und schien neuerdings damit begonnen zu haben, im Unterricht aufs Klo zu wollen um sich vor Aufgaben zu drücken. Er würde bald Elf werden. Im November geboren, also ein Muss-, kein Kann-Kind, bei dem die Eltern die Wahl gehabt hätten, ob sie ihn mit sechs oder mit sieben einschulen wollten. Jakob wirkte oft einfach nicht so weit wie seine Klassenkameraden. Ein Jahr mehr, das war vielleicht das, was er gebraucht hätte.
„Jakob …“, hatte Fenix erstaunt reagiert und sofort war klar gewesen, dass die Beiden sich bereits kannten, mehr noch, bereits Freunde sein mussten. Womit dann leider auch Fenix Rolle im Sozialgefüge der 5E zehn Sekunden nach betreten des Klassenraumes klar gewesen war.
Doch das war nicht einmal alles gewesen.
„Komm Fenix, setz dich zu mir!“, hatte Jakob sofort begeistert gerufen.
Dabei hatte sie sich so viele Mühe gegeben, Jakob noch zwischen Marcel und Julian auf der einen, Carolin und Amelia auf der anderen Seite zu setzen. Erst vor ein paar Wochen, am ersten Tag nach den Herbstferien, hatte sie der gesamten Klasse die Möglichkeit gegeben, sich von der Sitzordnung, die sie am Schuljahresanfang in Unkenntnis ihrer Mitschüler aufgestellt hatten, zu lösen und sich eigenständig neuzuorganisieren. Sehr gut hatte das geklappt, bis auf den einen kleinen Jungen, der am Ende immer noch unsicher in der Mitte des Klassenraumes stand und nicht wusste, wo er hinsollte. Der immer auf die freien Ecken geschielt hatte, aber doch erkennbar nicht in die erste Reihe wollte.
Kurzerhand hatte sie Jakob zu dem freien länglichen Gruppentisch auf der rechten Seite geführt und ihm gut zugeredet.
Natürlich, es war gut, dass der Zehnjährige nun endlich einmal so etwas wie Initiative zeigte.
Nur leider war neben Jakob nunmal kein freier Platz
Doch das hatte der schwarzhaarige Junge bereits selbst bemerkt: „Ähhhhh … Marcel? Wolltest du dich nicht eh neben Paul …“
„Neeee“, hob der Angesprochene abwehrend die Hände
„Oh, oder …“, sprudelte Jakob aufgeregt: „Amelia, willst du nicht rüber zu …“
Amelia kicherte und verdrehte die Augen. Auch Marcel lachte jetzt.
„Jakob!“, versuchte Frau Fischer den Jungen zu ermahnen, doch der nahm sie gar nicht war.
„Oder ich geh in die zweite Reihe neben …“, hektisch sah sich Jakob im Klassenzimmer um: „ oooooah … wenn … Ja! Wenn …“
„Jakob! Schluss jetzt!“, rief Sabine und knallte mit ihrer rechten Hand genervt gegen die Tischplatte. Dieses Kind!
Endlich reagierte der Junge: „Ab …“, setzte Jakob an und kam nichtmal über die erste Silbe hinaus. Traurig presste er seine Lippen aufeinander, zog die Augenbrauen runter, verschränkte bockig seine Arme und sah stumm auf seinen Tisch.
Doch plötzlich wurde es laut in der Klasse. Zwischen den Tischen begannen kurze, wortreiche Diskussionen. Marcel lehnte sich so weit nach vorne, dass er Pauls Platz fast berühren konnte. Fenix stand immer noch neben dem Lehrerpult und zupfte nervös an den Schnallen seines grellgrünen Rucksackes. Jakob trat gegen das Tischbein, sodass der ganze Tisch einen kleinen Sprung machte, doch das bemerkte in diesem Moment nur Frau Fischer, deren Augen noch immer auf dem kleinen Jungen mit den tiefbraunen Augen ruhten. Sie verdrehte innerlich die Augen. Wie konnte dieser Junge nur so kindisch sein!? Was erwartete er denn, was jetzt passieren würde? Dass ihn jemand tröstete, dass er seinen Willen doch noch bekam, weil er schmollte? Meine Güte, er benahm sich ja wie ein Kindergartenkind.
Sie biss sich auf die Lippe. Der kindische Junge tat ihr leid. Sie konnte es nicht leugnen.
Sie versuchte, Blickkontakt zu ihm aufzubauen, doch Jakob schien gar nicht mehr mitzubekommen, was um ihn herum passierte.
Sabine Fischer auch nicht.
„Frau Fischer? Frau Fiiiischer!?“, schnippste Amelia mit dem Finger.
Sie seufzte: „Jaaa?“
„Ähmm könnten ich und Theresa vielleicht doch tauschen?“
„Amelie … Amelia“, korrigierte sie sich: „Wir haben doch erst vor zwei Wochen …“
„Außerdem ist der alte Platz von Tom doch frei, wenn Jakob nach da geht, könnte Paul hier rüber …“, schaltete sich nun auch Marcel in die Diskussion ein und verlegte seinen Sitznachbarn kurzerhand auf die andere Seite des Klassenraumes.
„Ähhh … Frau Fischer?“, fragte Fenix plötzlich schüchtern, während er immer noch neben ihr stand und verständlicherweise nicht wusste, wo er nun hinsollte.
Mit einem Mal redete plötzlich jeder im gesamten Klassenzimmer, bis auf Jakob.
„Schluss jetzt! Einer nach dem anderen“, rief sie schließlich: „Wer möchte alles einen neuen Sitzplatz?“
Ein paar Hände gingen hoch, etwa ein halbes Dutzend. Schien machbar. Allerdings fehlte eine Hand mit Sicherheit.
„Jakob …“, sprach Frau Fischer ihren Schützling direkt an. Bestimmt war er schon wieder am Träumen und bekam gar nicht mit, was grade in der Klasse passierte: „Willst du auch deinen Platz wechseln?“, fragte sie aufmunternd.
Der Angesprochene, sicherlich einer der Kleinsten in seiner Klasse, sah hoch: „Nö. Jetzt will ich nicht mehr!“
Aufgebracht rieb Sabine mit ihrer Handfläche auf dem Lehrerpult auf und ab und versuchte, dem Drang zum facepalmen zu widerstehen. Was war nur mit diesem Jungen los, das konnte doch nicht sein Ernst sein!
„Gut, Jakob“, entgegnete sie enttäuscht, genervt aber auch selbst angegriffen: „Dann halt nicht.“ Er hatte seine Chance gehabt. Dann halt nicht, mit den Konsequenzen seines Handelns musste er schon selbst klarkommen. Auch wenn das bedeutete, dass er in der nächsten Stunde bestimmt wieder rumquängeln würde. Verdammt, warum musste der Kleine nur so stur sein?
Sie war kurz davor, die ersten der Kinder, die sich zum Sitzplatztausch gemeldet hatten, dranzunehmen, da nahm sie in ihrem peripheren Sehfeld plötzlich eine Bewegung war. Ihr neuer Schüler zeigte ebenfalls auf! Vermutlich schon länger. Geduldig. Meine Güte.
„Ja, Fenix?“
„Kann … kann … kann … ich neben Jakob sitzen?“
„Kann ich noch nen Stift in ner anderen Farbe haben?“, fragte Fenix seinen neuen Sitznachbarn eine Stunde später leise. Stolz klappte Jakob sein dunkelblaues Rennautomäppchen auf und fuhr mit dem Zeigefinger über die Buntstifte, die ordentlich sortiert in den Gurten der Federmappe lagen.
Es war mittlerweile hell vor den Fenstern des Klassenraumes geworden. Die Morgensonne war hinter dem Altbau emporgekommen und hüllte alles in oranges, kräftiges Sonnenlicht. Die kleinen Linden auf dem Schulhof erzeugten lange, bizarr wirkende Schatten. Grade eben erst war das neun-Uhr-Läuten des Kirchturmes von draußen durch die gekippten Fenster gedrungen und hatte den Schülerinnen und Schülern der 5E klargemacht, dass in zwanzig Minuten bereits große Pause sein würde. Jakob hatte sein Ziel erreicht: Er und sein neuer Freund teilten sich nun einen Doppeltisch in der zweiten Reihe. Die Mädchenclique rund um Amelia hatte sich von Marcel und Paul gelöst und sich in die erste Reihe vor ihnen verteilt, wohingegen die coolen Jungen hinter ihnen in der Reihe saßen. Fenix hatte seinen grellgrünen, erkennbar dem Umfeld einer Grundschule entstammenden Ranzen säuberlich an den rechten Haken ihres gemeinsamen Tisches gehangen und Jakob hatte seinen blauschwarzen, modernen Rucksack, den er sich äußerst ausdauernd aber letztendlich erfolgreich erquengelt hatte, an den Haken der anderen Seite gehangen. Er war wirklich stolz, nicht den alten 4You seines großen Bruders bekommen zu haben, sondern etwas Eigenes. Nur für ihn.
Kerzengrade und angespannt, mit übereinandergeschlagenen Beinen saß der Zehnjährige auf dem kleinen Holzstuhl, den er eben extra noch getauscht hatte, weil alle anderen Modelle zu groß für ihn gewesen waren. Trotzdem reichten Jakobs Beine nicht ganz bis zum Boden, sodass er gedankenlos mit seinen Beinen vor- und zurückschaukeln konnte und die Spitzen seiner dreckigen blauen Klettschuhe nur manchmal den Boden berührten. Den Grund für die Anspannung seines Körpers hatte er selbst unterdessen noch nicht bemerkt.
„Welche denn?“, sah Jakob von seinem Blatt hoch.
„Keine Ahnung. Is egal. Will nur die Kreise in ner anderen Farbe …“
„Ich geb dir Lila!“, beschloss Jakob für seinen Freund, doch wunderte sich anschließend: „Welche Kreise überhaupt?“
„Na wo wir einkreisen welches Wort ein Verb ist!“, flüsterte Fenix
„Oh …“, grübelte Jakob und bemühte sich, unauffällig von seinem Nachbarn abzuschreiben, vielmehr abzumalen.
Ein kleiner Spritzer heißen Urins schoss aus Jakobs randvoller Blase, ohne, dass dieser davon etwas merkte.
„Hast du deine Schlüssel schon ausprobiert?“, wechselte Fenix vorsichtig das Thema, nachdem er sich mit einem gekonnten Schulterblick versichert hatte, dass Frau Fischer grade am anderen Ende der Klasse beschäftigt war.
Instinktiv griff sich Jakob an seine linke Hosentasche, bevor er realisierte, dass die Hose, in deren Tasche die gefundenen Schlüssel waren, in diesem Moment vollgepinkelt im Wäschekorb Zuhause lag. Oha! Die musste er dringend rausholen, bevor Mama sie sah!
„Joa. Nur Zuhause“, antwortete Jakob und kicherte: „Da passen sie nich!“
„Meine auch nicht“, antwortete Fenix: „Auch hier in der Schule nicht!“
„Oh!“, antwortete Jakob erstaunt und zog die Augenbrauen hoch. An die Schule hatte er ja gar nicht gedacht! Dabei hatte er ja selbst gesagt, dass sie jede, wirklich jede Tür ausprobieren mussten: „Der große Braune von dir ist bestimmt von nem voll alten Haus“, vermutete Jakob während ein zweiter kräftiger Pipispritzer unbemerkt gegen das bislang noch trockene Saugfließ seiner Drynites schoss.
„Schhhhhh“, antwortete Fenix nervös und Jakob drehte sich verwirrt um. Verdammt! Frau Fischer hatte gemerkt, dass sie tratschten!
Verlegen stützte er seinen Kopf auf den rechten Arm und wandte sich wieder seinem Arbeitsblatt zu. Hoffte, dass er keinen Ärger kriegen würde. Frau Fischer ging zielstrebig nach vorne.
Zeitgleich schwappte seine Blase ein drittes Mal über. Plötzlich, ganz unerwartet, spürte Jakob ein vertrautes Gefühl wohliger Wärme zwischen seinen Beinen. Das war angenehm …
Warte, was?
Was passierte da?
„Ok, class!“, setzte Frau Fischer, die mittlerweile wieder an ihrem Pult saß, an: „Vocabulary excercise! Is everyone ready?“
Hektisch drückte Jakob eine Hand zwischen seine Beine, lehnte sich noch ein wenig weiter nach vorne. Presste die Oberschenkel zusammen. Er musste dringend. So unglaublich dringend: „Frau Fischer? Kann ich auf Toilette?“, fragte er seine Klassenlehrerin und schaffte es dabei, erstaunlich unaufgeregt zu wirken.
„Ha, Jakob pisst sich bestimmt gleich in die Hose“, scherzte Marcel trotzdem.
Dieses Arschloch! Kein einziges Mal hatte er sich in die Hose gemacht in seiner neuen Klasse! Gut, jedenfalls nicht so, dass es irgendwer mitbekommen hätte! Es gab überhaupt keinen Grund für Marcel, zu sagen, das er in die Hose machen würde! Das konnte er gar nicht wissen!
„Jakob …“, setzte Frau Fischer gereizt an. Und seufzte dann: „… In Zehn Minuten ist große Pause. Ist es wirklich so dringend, dass du nicht mehr warten kannst?“
Prompt kicherten wieder ein paar Jungen hinter ihm.
Jakob schnaufte beleidigt. Sah auf die Tischplatte vor ihm und schüttelte überzeug seinen Kopf.
Zehn Minuten. Das musste er einfach schaffen!
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Autor: giaci9 (eingesandt via E-Mail)
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schade das ich keine 100 Sterne geben kann
Jeder einzelne Stern ist wertvoll! ;D
Seine Mutter sollte ihm wirklich mal einen Zettel für die Lehrer mitgeben wegen seiner Blasenschwäche 😀
Ja absolut! Das würde so manchen Unfall verhindern. Setzt aber vorraus, dass sie davon auch etwas mitbekommt. 😀
Ach der arme Jakob. Das eskaliert ja. Ich fürchte, dass die Mama da bald andere Maßnahmen ergreift (Termine beim Arzt bleiben da wohl auch nicht aus.)
Aber wieder großartig gemacht. Fenix könnte kurze Zeit sauer sein, wegen der Schlüssel und ja, irgendwie muss die Mama das der Lehrerin mal stecken…
Ich fänds süß, wenn Dave seinen Bruder (vielleicht vor seinen Klassenkameraden) verteidigt und er damit ein paar Pluspunkte bei Nick sammelt. Meine anderen Anmerkungen sind ja unter Teil 10. Bleib dran und bring es weiter, es ist echt super!
Jip, die Anmerkungen auch zum letzten Teil hab ich gelesen. Super wertvolles Feedback für mich, muss ich sagen! Grade, dass Robin für dich als „zu perfekt“ rüberkommt, ist etwas, was ich mir definitiv gemerkt habe. Da muss sich auf jeden Fall noch etwas tun, es ist ja jetzt immerhin schon mal ein Anfang, dass sie ihrem kleinen Bruder den Schlüssel klaut. Das ist ja echt so gar nicht Nette-Große-Schwester-Like! 😀
Und Dave, der jetzt seine Sexualität entdeckt: Da ist wirklich sehr viel zu schreiben, absolut! Leider tue ich mich dabei erstaunlich schwer, für jemanden der ebenfalls seine Homosexualität im selben Alter entdeckt hat. Aber ich arbeite dran. An die Idee, das er sich „da was bei Robin abgucken kann“, weil die ja jetzt beide auf Männer stehen, bin ich gar nicht gekommen bislang … 😀
Fenix wird auf jeden Fall Grund haben, sauer auf Jakob zu sein! Einfach Beweismittel verlieren, das geht ja garnicht! Die beiden sind ja, wie das bei Kindern so ist, ziemlich ehrlich zu sich und ich glaube, Fenix findet das ehrlich nicht so toll. Ich denke aber, Freunde bleiben sie bestimmt trotzdem! 😀
Was Jakobs Pipi-Problem angeht: Ja, da müsste eigentlich echt was getan werden. Das setzt natürlich auch vorraus, das die Mutter das ganze Ausmaß mitbekommt und Zeit und Kapazität hat, sich darum zu kümmern – daran ist es beim armen Jakob ja oft gescheitert. Drei Kinder und ein Vollzeitjob ist halt ne Mammutaufgabe. :/
Jip, die Anmerkungen auch zum letzten Teil hab ich gelesen. Super wertvolles Feedback für mich, muss ich sagen! Grade, dass Robin für dich als „zu perfekt“ rüberkommt, ist etwas, was ich mir definitiv gemerkt habe. Da muss sich auf jeden Fall noch etwas tun, es ist ja jetzt immerhin schon mal ein Anfang, dass sie ihrem kleinen Bruder den Schlüssel klaut. Das ist ja echt so gar nicht Nette-Große-Schwester-Like! 😀
Und Dave, der jetzt seine Sexualität entdeckt: Da ist wirklich sehr viel zu schreiben, absolut! Leider tue ich mich dabei erstaunlich schwer, für jemanden der ebenfalls seine Homosexualität im selben Alter entdeckt hat. Aber ich arbeite dran. An die Idee, das er sich „da was bei Robin abgucken kann“, weil die ja jetzt beide auf Männer stehen, bin ich gar nicht gekommen bislang … 😀
Fenix wird auf jeden Fall Grund haben, sauer auf Jakob zu sein! Einfach Beweismittel verlieren, das geht ja garnicht! Die beiden sind ja, wie das bei Kindern so ist, ziemlich ehrlich zu sich und ich glaube, Fenix findet das ehrlich nicht so toll. Ich denke aber, Freunde bleiben sie bestimmt trotzdem! 😀
Was Jakobs Pipi-Problem angeht: Ja, da müsste eigentlich echt was getan werden. Das setzt natürlich auch vorraus, das die Mutter das ganze Ausmaß mitbekommt und Zeit und Kapazität hat, sich darum zu kümmern – daran ist es beim armen Jakob ja oft gescheitert. Drei Kinder und ein Vollzeitjob ist halt ne Mammutaufgabe. :/
Interessant, dass es dir schwer fällt, wo du doch auf einen Erfahrungsschatz zurückgreifen kannst. Ich bleibe gespannt, was du daraus machst.
Den Einwand mit der Mama kann ich verstehen, aber ich denke, dass es mal auffällt, wenn sie Wäsche macht oder die Betten bezieht. Die Sachen (besonders getrocknetes Pippi) dürften mehr als verräterisch stinken. Also ein Gespräch wirds mindestens geben. Vielleicht entzieht sich Jakob ja wirklich, in dem Mama und Papa zu beschäftigt sind, dem Ganzen nachzugehen und er anfängt Vertuschungstaktiken zu entwickeln. Vielleicht kommt er auch an den Punkt, wo er es bewusst wahrnimmt, aber eben das Gefühl zu sehr genießt. (Sind nur Optionen)
Ich fänd es große Klasse, wenn du weitermachst und die Geschichte auch zu Ende bringst. Gerade der Titel lässt ja verschiedene Möglichkeiten zu. (Dein Titel + die Einleitung zeigen mir allerdings, dass die Kinder sehr zusammengeschweißt sind. Vielleicht führen offenbaren sich die einzelnen Geheimnisse und führen am Ende zu diesem innigen Verhältnis)
Ich bleibe gespannt. Mach gerne weiter so!