Dj, du bist im falschen Jahr (2)
Windelgeschichten.org präsentiert: Dj, du bist im falschen Jahr (2)
Diese Geschichte ist der 4. Teil von „Dj, du bist im falschen Jahr“ so wie Nachfolger von „Nächste Corona-Sperre und trotzdem viele Erlebnisse“. Sie wird für 2023 vorgesehen! Ein Titel mit der Corona-Sperre passt nicht mehr, da diese zu 90% aufgehoben wurde. Dieser Teil handelt von einer neuen Arbeitsstelle des Hauptprotagonisten, die sehr ungewöhnlich entsteht. Porno-Texte sind nicht geplant, da sie speziell nur für Menschen bleiben soll, die Geschichten ohne Porno-Inhalte suchen!
Mara braucht für ihren Plan drei Anläufe, um Liane endlich für die Schule wach zu bekommen. Die Betroffene wird gebeten, sich gründlich am Waschbecken zu waschen und ihre Zähne zu putzen. Außerdem ermahnt Mara sie, ihre Haare ordentlich durch zu bürsten. Liane wird langsam mächtig nervös und weiß nicht, wofür sie das alles machen soll. Sie weiß nur, dass sie beauftragt wird, den Nachwuchs ihres Gegenübers zur Schule zu begleiten. Was die Betroffene allerdings am meisten stutzig macht ist, dass Mara sie sich nicht alleine anziehen lässt und nicht den üblichen, langen Zopf akzeptiert. Stattdessen wird Liane von ihr höchst persönlich mit Babypflegemitteln, Windeln und ziemlich jung aussehender Kleidung ausgestattet. Außerdem kommt Mara auf die Idee, ihr zwei Zöpfe zu flechten, damit sie noch kindlicher aussieht. Niemand würde Liane in dem Zustand, wie Mara sie haben will glauben, dass beide gleichaltrig sind. Die Betroffene hat es sowieso schon schwer genug, dass Passanden sie realistisch einschätzen und ihr das richtige Alter glauben. Aber jetzt in Mara´s vorgegebenem Zustand verschlechtert sich für Liane die Glaubwürdigkeit dramatisch, dass sie dieses Jahr auf den 36. Geburtstag zugeht.
Sobald Mara fertig ist, schaut die Betroffene sich im langen Spiegel des Schlafzimmerschrankes an und traut ihren Augen nicht. Sie erkennt sich selbst nicht mehr wieder und sieht aus wie eine Minderjährige! ,,Bitte? Was haben Sie denn aus mir gemacht? Ich kann mich auf gar keinen Fall wie ein Kind draußen sehen lassen. Pfui!!!,“ beschwert Liane sich ohne Ende. ,,Doch, es weiß ja keiner, dass eine Umwandlung von Statten ging. Natürlich kannst du dich sehen lassen! Ich habe dich schick gemacht, du brauchst keine Angst haben, das wissen nur wir beide und jetzt machen wir erstmal meine Sprösslinge wach,“ versucht Mara, ihr wieder die Angst zu nehmen. ,,Guten Morgen, wie sieht Liane denn aus?,“ murmeln die Kinder beim Wecken vor sich hin, denen das Aufstehen und sich auf Schule einzustellen ebenfalls schwer fällt. ,,Ich habe entschieden, dass Liane euch die nächsten Tage in die Schule begleitet und ihr extra zu einem passenden Äußerem verholfen,“ bleibt Mara auch vor ihren Angehörigen bei der Wahrheit. Während die Jüngeren sich im Bad fertig machen, kümmern sich die Erwachsenen um ihr Pausen-Essen. ,,So, ich wünsche euch viel Spaß und macht bei Liane keinen Blödsinn,“ verabschiedet Mara sich von ihren Kindern und der Bekannten und setzt ihr einen Rucksack auf.
,,Du hättest sehr gut zu uns gepasst! Willst du uns noch in die Klassenräume begleiten?,“ wird sie von den Kuhbert-Geschwistern gefragt, sobald sie mit ihnen vor dem Haupteingang des Schulgebäudes steht. ,,Nein, das tut mir Leid, aber das ist dann leider doch zu viel des Guten. Eure Lehrer und eure Klassenkameraden werden das falsch verstehen und außerdem ist das Betreten eurer Schule fremden Passanden ganz klar nicht gestattet,“ begründet Liane ihre Ängste, und will, sobald es zum Unterricht klingelt umkehren, doch sie wird von jemandem in weißer Uniform verwechselt und aufgehalten. ,,FRÄULEIN!!! Zum Unterricht, aber flott. Du kannst doch nicht einfach wieder nach Hause wollen und die Schule schwänzen,“ ruft eine strenge Stimme das Mädchen zurück zum Schul-Eingang. ,,Guten Tag, bei mir vertun Sie sich. Ich bin nicht mehr schulpflichtig und wurde von einem Elternteil hier her geschickt, um Kinder und Jugendliche auf dem Weg zu begleiten. Beinahe hätten die mich zu sich in die Klasse eingeladen. Ich musste denen erstmal sagen, dass das nicht geht,“ will Liane den in weiß gekleideten Jungen absichern. ,,Wer dir glaubt, wird seelig! Du kommst mal bitte schnell zu mir ins Behandlungszimmer. Mein Name ist Dr. Rainer Spieß! Ich bin der Schularzt und möchte rausfinden, in wievielte Klasse du gehst,“ gibt er ihr mit einem ungläubigen Gesicht zu verstehen. ,,Es tut mir Leid, ich gehöre nicht dazu und habe nur die Angehörigen von Frau Kuhbert bis zum Haupteingang begleitet,“ versucht Liane, ihm glaubhaft zu machen.
Im Endeffekt hat Liane nichts zu verbergen und entscheidet sich dafür, mit dem Schularzt Dr. Rainer Spieß das Schulgebäude und sein Behandlungszimmer zu betreten. Er fragt sie zwei bis drei Mal, in wievielte Klasse sie gehört. ,,Nee, nee, wie gesagt, bei mir vertun Sie sich. Ich bin schon längst raus aus dem schulpflichtigen Alter,“ verspricht Liane ihm hoch und heilig und zeigt sogar ihren Ausweis. ,,Du bist doch keine 1987 geborene Frau und veräppelst mich bestimmt? Man sollte nicht lügen! Aber ich werde noch rauskriegen, in welche Klassenstufe du gehörst und aus welchem Jahrgang du wirklich bist,“ wirkt Dr. Rainer Spieß weiterhin ungläubig und telefoniert durch alle Klassenstufen. Mara fährt heimlich mit dem nächsten Bus hinterher, um sich zu vergewissern, ob mit ihr und den Geschwistern alles geklappt hat. Der Schularzt kann lange durch die Klassenzimmer telefonieren, ob jemand ein Mädchen Namen´s Liane Uhlbrecht kennt. Die vierfache Mutter klopft am Fenster des Behandlungszimmers. Herr Dr. Rainer Spieß öffnet das Fenster, um sich mit ihr über Liane zu unterhalten. ,,Guten Morgen, hat sie denn etwas verbrochen oder geht es ihr nur schlecht?,“ macht Mara sich Sorgen. ,,Nein, ich habe weder eine Erkrankung noch etwas Schlimmes getan. Mir will bloß kein Mensch glauben, sobald ich mit Ihren Kindern vor dem Schulgelände stehe, dass ich wirklich schon aus dem schulpflichtigen Alter draußen bin und mein Jahrgang richtig ist. Der Schularzt fragt mich, in welche Klasse ich gehe, aber er irrt sich. Ich gehöre nicht mehr in eine Schule,“ gibt Liane ihr vorsichtig zu verstehen, bevor der Arzt was sagen kann.
,,Darf ich zu Ihnen reinkommen, ich muss Ihnen was erklären,“ lenkt Mara Kuhbert ein und bekommt grünes Licht. ,,Liane, willst du mal kurz rausgehen, ich muss mich mit dem Schularzt alleine unterhalten,“ gibt Mara ihr zu verstehen. Sie flüstert ihr leise zu: ,,Du wünschst dir wohl, dass du 1987 entstanden wärst, aber das ist nicht so einfach, wie du es dir vorstellst. Da hat man leider schon zu viel durchgemacht! Genieße deine Kindheit, so lange du kannst und sei froh, dass du noch nicht so alt bist, meine Kleine!“ ,,Das ist jetzt echt nicht wahr, dass Mara mich als junges Küken hinstellt,“ denkt Liane sich ihr Teil und schüttelt mit dem Kopf, während sie für ein Gespräch mit dem Arzt die Tür einklinkt. ,,Ich kann Ihnen die Angst nehmen, dass sie uns niemals anlügen würde. Sie stammt wirklich aus diesem Jahrgang und findet es sehr bedauerlich. Allerdings sieht man ihr das nicht an, weil ich sie zu Recht gemacht habe und auf diese Weise versuche, ihr dieses Leid wenigstens ein Stückweit zu lindern. Wenn ich die Liane im Oktober letzten Jahres nicht in der nahegelegenen Disko als Dj am Dj-Pult kennen gelernt und gesehen hätte, würde ich sie jetzt ebenfalls weitaus jünger einschätzen,“ entlastet sie im Zweier-Gespräch hinter verschlossener Tür die Betroffene. Liane hört das ganz leise mit und ist sehr erleichtert.
,,Ich habe dich extra mit meinen Kindern im Kindes-Aussehen losgeschickt und wusste vorher schon, dass du missverstanden wirst. Du würdest gut in eine Gruppe Minderjähriger hinein passen. Ich habe sogar schon für einen Termin gesorgt, an dem du dich zu meinen Jungs als Gast-Schülerin in die Klasse setzen wirst. Es ist die 4. Kalenderwoche von Montag bis Freitag und danach sehen wir weiter,“ entscheidet Mara Kuhbert über den Kopf der Betroffenen hinweg. ,,Ojee, ich fürchte schon, dass mein Jahrgang auffliegt und mich alle Jugendlichen auslachen. Na dann, Prost Mahlzeit!“, bekommt Liane langsam Angst vor dem schulischen Unterfangen. Andererseits ist sie als wesentlich Ältere, die nur so jung zu Recht gemacht wird klar im Vorteil. Sie kann und wird versuchen einzugreifen, wenn die Geschwister-Schüler mit Lehrern oder Gleichaltrigen in Schwierigkeiten geraten. Mara bereitet alles für die besagte Kalenderwoche vor. Sie kopiert von den Jungs einen Stundenplan, bestellt Schulbücher, Arbeitshefte, einen Tuschkasten und Liniale für die Betroffene und kennzeichnet das alles mit dem Namen des Schul-Gastes.
Je näher die 4. Kalenderwoche des angebrochenen Jahres rückt, desto nervöser wird Liane. Sie wünscht sich sehr, dass es gut gehen würde, aber die Angst sitzt tief. Ihre Freizeit im Wohnwagen und in Mara´s Wohnung mit den Erwachsenen samt ihrer Hätschelleien vergeht schnell. Bald soll diese Unbeschwertheit vorbei sein. Liane könnte nicht mehr ausschlafen, wäre mit den Pflichten von Minderjährigen konfrontiert und bekäme sehr viel mit, worauf sie mächtig ungehalten reagieren kann. Die Schultasche mit den Schreibblöcken und der Federmappe ist als Begleitperson nur eine Attrappe. Sobald sich das 3. Wochenende im neuen Jahr dem Ende neigt, wird es ernst für Liane. Sie ist bei Anbruch der 4. Kalenderwoche auf ein Mathebuch, Deutsch-Buch, Physik/Chemie-Buch, so wie Arbeitshefte speziell für die 10. Klasse, Tuschkasten und Schreibblöcke so wie Hausaufgabenheft angewiesen. Mara hilft ihr beim Packen, genau wie ihren eigenen Kindern und steckt sicherheitshalber eine Windel und Feuchttücher ein. Sobald auch noch das Essen und ein Getränk für die Pausenzeiten dazu kommt, ist alles vollständig. Liane wird schockiert, sobald sie ihre Tasche samt des Inhaltes anhebt. ,,Um Gottes Willen, so schwer? Diese Zeiten habe ich doch schon längst hinter mir. Kann der Plan nicht rückgängig gemacht werden? Ich wollte das alles gar nicht!,“ fängt die Betroffene kurz vor der Konfrontation nochmal zu protestieren.
,,Das habe ich vom letzten Jahr in der Kennlern-Phase allerdings noch ganz anders in Erinnerung. Du willst dich nicht zu den Erwachsenen zählen. Jetzt gibt es sowieso kein Zurück mehr. Morgen ist schon Montag, der 23.01.2023!,“ verdeutlicht Mara Kuhbert der Betroffenen, dass diese Entscheidung unumkehrbar ist und ihr Gegenüber nun eine Woche da durch muss. ,,Vergesst bloß nicht, Liane von heute bis Freitag mit zu euch in die Schulklasse zu nehmen. Das wird jetzt ihre Woche. Ich drücke euch die Daumen, dass sie im Ernstfall ordentlich eingreifen und ihren Mund aufmachen kann. Verplappert euch bloß nicht! Sie hilft von ganz allein, wenn euch jemand schaden will,“ erinnert Mara Kuhbert ihre Jungs daran, sie mit zu integrieren, während sie noch dabei ist, die Betroffene zu Recht zu machen. Liane versucht, ruhig zu bleiben und sich nichts anmerken zu lassen. Sie setzt sich mit den Kindern von Frau Kuhbert in den Bus und schaut aus dem Fenster, wie eine Unbekannte. Der Linienbus ist voll mit lauter Schulpflichtigen mit ihren Rucksäcken und braucht 20 Minuten, bis sie an der Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe der Schule ankommen. Die Betroffene spürt vor Angst ihr Herz pochen wie verrückt und ein Kribbeln durch den ganzen Körper, sobald sie sich dem Schulgelände nähert. ,,Na los, komm schon! Und keine Panik, du bist jetzt eine von Uns,“ wird sie von den Kindern ermutigt, das Schulgebäude zu betreten und geht hinter den Jungs her in den Klassenraum.
,,Oh, da kommen die beiden Pampers-Racker, igitt!,“ hört Liane gleich die erste Bemerkung von Seiten der Klassenkameraden an die Jungs. Außerdem tun die Täter sich zusammen, um die Brüder mit Gegenständen zu bewerfen. Selbst Beleidigungen wie: ,,Hosenpisser“ & ,,Hosenscheißer, ihr stinkt nach Windeln“, bestätigen sich leider. Vor einem Eingriff will sie aber erst noch den verbohrten Lehrer beobachten, der Physik/Chemie unterrichtet und die Brüder gleich ausgrenzt, anstatt sich für die hänselnden Mitmenschen eine Sanktion auszudenken. Nach 2,5 Stunden Unterricht platzt ihr endgültig die Hutschnur, dass sie sich energisch an die Täter wendet und versucht, ihnen und dem Lehrer die Stirn zu bieten. Sie erhebt sich ruckartig von ihrem Platz, haut schallend laut auf den Tisch und schimpft durch den Klassenraum wie verrückt. ,,Schluss, es reicht, ich habe genug gehört und gesehen!!! Ihr lasst die Brüder sofort in Ruhe. Sie stehen ab heute unter meinem Schutz! Und was ist eigentlich los mit Ihnen? Ein Lehrer, der nur wegschaut wenn jemand in Schwierigkeiten gerät und wegen einfachen Hilfsmitteln sogar noch Leute ausgrenzt, ist ein echtes Armutszeugnis. Außerdem hat jeder Mensch ein Recht, auf die Toilette zu gehen! Ich verbiete mir, dass man im 21. Jahrhundert Schüler diskriminiert, indem man sich nicht mal ansatzweise Gedanken darüber macht, warum jemand mit Hilfsmitteln zur Schule kommt, diese Menschen nur deswegen aus der Klasse schmeißt, ihnen das Grundbedürfnis mit dem Toilettengang verwehrt und während hinter dem Rücken der Betroffenen geredet wird, hier einfach dasteht, als ob nichts wäre. Sie sind unmöglich!,“ lauten ihre gravierenden Äußerungen an das schulische Umfeld der Jungs von Frau Kuhbert.
Die Reaktion von Liane sorgt für absolute Ruhe bei den Tätern. Selbst der Lehrer steht schockiert da wie angewurzelt und weiß nicht, wie er mit diesem Widerstand umgehen soll. Er weint und braucht lange, bis er sich wieder beruhigt. ,,Du hast Recht, Liane, du hast wirklich sowas von Recht! Es tut mir wahnsinnig Leid, dass ich so ein harter Knochen bin und es aus deiner Sicht so niemals wahrnehme. Du hast mir und wahrscheinlich einigen Kollegen, die genauso ticken wie ich und den Jugendlichen die Augen geöffnet,“ antwortet er ihr unter Tränen, die ihm über die Wangen bis zum Kinn runterlaufen und manchmal sogar auf den Fußboden tropfen. Der Gefühlsausbruch des sonst so hartgesottenen und strengen Lehrers, durch den es ausnahmsweise mal kein Physik/Chemie mehr gibt, läutet ein Umdenken bei der Lehrergemeinschaft und den Minderjährigen ein. Es spricht sich rum, dass Liane sich als Gast-Schülerin für Toleranz einsetzt und kein Wegschauen bei Hänselleien, Ausgrenzungen und der Verwehrung von Grundbedürfnissen duldet. Sie muss noch nicht mal ausgebildet sein, um über Recht und Unrecht Bescheid zu wissen! Als er sich wieder beruhigt hat, ist seine Unterrichtszeit in der 10. Klasse fast vorbei. ,,Ich habe für euch eine gute Nachricht! Die Brüder dürfen zurück an ihren Platz. Ihr müsst alle mal kurz Ruhe bewahren, denn ich werde versuchen, mich mit meinen Kollegen, dem Direktor und dem Schularzt abzusprechen und Dank des Einschreitens unseres Gastes eine Idee verkünden. Sie sollte einen geschützten Raum gegen jegliches Unrecht gestalten und einrichten dürfen und könnte anschließend unsere Fürsorgeperson werden. Das wäre für Menschen, die in Not sind oder sich generell anders entwickeln,“ verkündet der Physik/Chemie-Lehrer der Klasse.
Durch das Rumsprechen dieser Aktion von Liane, sich für mehr Toleranz und gegen Diskriminierung an der Schule einsetzen zu wollen, findet kein richtiger Unterricht mehr statt. Die Schüler dürfen sich in diesem Ausnahmezustand beschäftigen, wie sie wollen, da alle Lehrer, samt des Direktors und des Schularztes eingespannt sind und im Lehrerzimmer über die mögliche Belohnung für die Betroffene sprechen. Die einzige Regel ist, dass sie sich an die Stunden-Anzahl von Montag halten müssen und nicht einfach vorher das Schulgelände verlassen dürfen. Wie soll es auch anders sein, dass die meisten Schulpflichtigen die Zeit für sämtliche Hausaufgaben nutzen, die sie sonst zu Hause vor sich herschieben, was sie im ganz geregelten Schulablauf nicht dürfen. Liane und die Brüder sind fast die einzigen, die sich offiziell mit Malen beschäftigen. ,,Liane, komm mal kurz,“ wird sie von einer Jugendlichen unterbrochen. ,,Ja, was denn?,“ antwortet sie behutsam zurück und geht zu ihr an den Platz. ,,Bist du oberhalb oder unterhalb der Jahrtausendwende entstanden?,“ will die Jüngere so leise wie möglich indirekt das Alter wissen. ,,Warum ist dir das denn so wichtig?,“ fragt Liane den Hintergedanken des Mädchens. ,,Ich bin verunsichert, weil deine Art, dich für andere einsetzen zu wollen und dein Umfeld zu Recht zu weisen auf mich sehr überreif und untypisch für jemand Gleichaltriges wirkt. Es hat jeder mitgemacht und war noch lange nicht so souverän! Du gehst sehr erzieherisch vor, wenn ich es jetzt genauer beschreiben könnte,“ wirkt das wesentlich jüngere Mädchen sehr nervös.
,,Ja, irgendwann muss das auf den Tisch. Ihr könnt nicht einfach wegen Hilfsmitteln andere so schlecht behandeln. Es kann jeden treffen! Ich bin mir ziemlich sicher, dass niemand von euch wegen Hilfsmitteln die ganze Zeit nur geärgert werden möchte. Und das mich erst die Mutter von den Brüdern hier hingeschickt hat, damit alles in Ordnung kommt, ist auch sehr traurig. Ein Gast ist definitiv nicht dafür zuständig. Darauf sollten eure Lehrer selber mal genauer aufpassen!,“ betont Liane sachlich und konsequent. ,,Wir dachten bis heute, dass wir eigentlich nur Spaß gemacht haben, wollten alle cool und stark gegenüber den Geschwistern sein. Du bist die Einzige, die uns aufzeigt, dass es eben nicht cool und stark ist, auf Schwächere drauf zu gehen. Es tut mir Leid, dass ich so doof bin und da auch noch mitmache, um selber kein Opfer zu sein,“ kommt in ihr die Reue. ,,Ich hoffe für euch sehr, dass ihr das nie wieder macht, weil man für Mobbing-Situationen richtig bestraft werden kann und sowas nun mal kein Spaß ist,“ warnt Liane sie ausdrücklich, damit auf zu hören.
Ob die Gast-Schülerin älter ist als die Anderen, erfährt die Jugendliche, die es wissen will, sobald ein Lehrer auftaucht und zwischendurch kontrolliert, ob noch alle Zehntklässler anwesend sind und sich vernünftig beschäftigen. Bis dahin arbeitet Liane schon längst wieder an ihrem angefangenen Bild. Es sind lauter Meerjung-Figuren und dauert zwei Stunden. ,,So, wir haben euch was zu verkünden, da wir ja mit euch gerne ehrlich umgehen wollen. Liane, hast du schon deinen Mitmenschen gebeichtet, wie alt du in 4 Monaten wirst. ,,Nein noch nicht, ich steuere mit riesen Schritten auf den 36. Geburtstag zu und würde euch so gerne was anderes sagen, aber der Kunstlehrer hat Recht. Ein gewisser Verdacht stand sowieso im Raum. Die Situation ist für mich sehr verzwickt, das meinem Umfeld so sagen zu müssen,“ wendet die Betroffene sich an die Jugendlichen, ohne irgendwas zu erfinden. ,,Damit habe ich schon gerechnet! Du wirkst eben sehr überreif wie keiner von uns,“ beteiligt sich die neugierige Jugendliche am Gespräch.
,,So, wir haben besprochen, dass Liane jetzt einen Extra-Bereich gegen jegliche Art von Anfeindungen gestalten und einrichten darf. Wie ich an ihrem Bild sehe, lernen wir gerade ein sehr kreatives und selbstbewusstes Mädchen kennen. Wenn sie möchte, wird dieser Raum später auch ihre Arbeitsstelle sein, falls ihr Probleme bekommt oder sich jemand generell völlig anders entwickelt, als es die Gesellschaft da draußen akzeptiert,“ verkündet der Kunstlehrer diesen Wendepunkt. ,,In ihrem Alter sagt man nicht mehr „Mädchen“ sondern „Frau“, du Hirni,“ beschwert sich der männliche Anteil der Klasse umgangssprachlich. ,,Das kann man auch vernünftig sagen!,“ weist die Betroffene die halbstarken Jungs in die Schranken. Mit abschließenden Worten: ,,Wir sind gleich wieder da,“ lotst der Kunstlehrer die Gast-Schülerin die mittlere Kellertreppe runter und zeigt ihr zwei Räume, die frei sind und seit mehr als 10 Jahren nicht mehr gebraucht wurden. ,,AAH, um Gottes Willen, es müssen ja erstmal alle Spinnenweben weg, bevor ich anfangen kann,“ erschreckt sie sich. ,,Wenn du dich vor Spinnenweben fürchtest, bestellen wir eine Putzfirma. Unser Budget reicht eigentlich nicht dafür aus. Normalerweise reinigen wir selber, sobald wir die Schüler in den Feierabend schicken,“ akzeptiert der Kunstlehrer ihre Phobie und hält sein Versprechen. Die Firma besteht aus vier Reinigungskräften, die mit großen Staubsaugern, einem vielfältigen Reinigungsset und Reinigungsmaschinen antritt und damit keine 2 Stunden Arbeit braucht. ,,Auf Wiedersehen und vielen Dank,“ wirkt Liane sehr erleichtert darüber, jetzt unbeschwert die Räume genau erkunden zu können. Sie sind sehr groß, mit einer Zwischentür verbunden und haben Milchglas-Fenster.
,,Bravo, aus diesem Platz kann man sicher etwas machen,“ nimmt die Gast-Schülerin das Angebot gleich an. ,,Welche Farbvorstellung hättest du denn für die Wände?,“ will der Kunstlehrer von ihr wissen. ,,Ich weiß nicht, ob Rosa und Hellblau in Ordnung sind, oder ob wir lieber was neutraleres wie zB Cremegelb oder Pastellgrün nehmen sollen,“ wirkt Liane etwas unsicher in ihrer Farbauswahl. ,,Du triffst schon die richtige Entscheidung,“ verlässt der Kunstlehrer sich auf sie. ,,Weiß einer von Ihnen schon, wann ich mit der Vorbereitung beginnen soll?,“ fragt die Betroffene nach weiteren Schritten. ,,Das sollte dir der Direktor beantworten können,“ lotst der Kunstlehrer sie wieder hoch und ein paar Meter nach Links. An der Tür mit dem Namensschild Schuldirektor Roman Möllenbach klingelt sie jetzt und wird in sein Büro mit dem Kunstlehrer gemeinsam reingelassen. ,,Guten Tag, Entschuldigung für die Störung. Es hat sich rumgesprochen, dass ich einen Schutz-Raum gegen Anfeindungen gestalten und einrichten soll. Wenn das jetzt wirklich stimmt, welchen Termin haben Sie sich denn überlegt, ab wann die Vorbereitung laufen soll?,“ fragt Liane den Direktor selber.
,,Ich würde Ihnen vorschlagen, keine Zeit zu verlieren. Ab Morgen um 8:00Uhr nach dem Klingeln zum Unterricht können Sie anfangen. Außerdem würde ich Ihnen Malerkleidung empfehlen, falls sie mit Kleister, Tapeten, Farben oder ähnlichem umgehen,“ teilt Herr Roman Möllenbach ihr mit. ,,Und wie komme ich dann zum Unterricht?,“ hinterfragt Liane etwas irritiert. ,,Für Sie gibt es keinen Unterricht, weil Sie nicht zu den schulpflichtigen Minderjährigen gehören. Es hat sich heraus kristallisiert, dass Sie erwachsen sind und wir Ihnen jetzt deshalb andere Aufgaben stellen als den Kindern und Jugendlichen, die zum Unterricht in die Klassenräume müssen,“ gibt Herr Roman Möllenbach ihr zu verstehen. ,,Danke sehr, ich versuche, das Beste daraus zu machen,“ wirkt Liane sehr nachdenklich. Sobald sich aus dem Büro des Direktors wieder verabschiedet wird, ist die Schulzeit fast zu Ende. Der Kunstlehrer und die Gast-Schülerin kommen rechtzeitig, um die Schulpflichtigen in den Feierabend zu schicken. Liane gibt den Geschwistern Bescheid, dass sie noch keinen Feierabend bekommt und die Lehrerschaft mit ihr für sämtliche Maler-Utensilien in einen Baumarkt fährt. Der Startschuss dauert über 3 Stunden, sodass Liane erst zum Abendbrot wieder sicher in den Händen von Mara Kuhbert ist. ,,Und wie ist es dir heute in der Schule ergangen, meine Kleine?,“ fragt sie gleich, sobald sie Liane zu sich in die Wohnung lässt.
,,Ui, das ist und wird sehr anstrengend sage ich Ihnen! Auf mich sollen völlig andere Aufgaben zukommen als auf Kinder und Jugendliche. Es ging heute um einen Einkauf voller Maler-Zubehör und morgen soll ich loslegen. Die Lehrerschaft wird bestimmt ab und zu mal schauen, wie ich mit der Wandgestaltung voran komme,“ bereitet Liane sich und ihr Gegenüber auf lange Tage vor. ,,Hast du Hausaufgaben auf?,“ fragt Mara Kuhbert sie als nächstes. ,,Schulkram wurde für mich komplett gestrichen! Ich soll mich voll und ganz auf die Gestaltung und das Einrichten eines schützenden Bereiches gegen jegliche Art von Unrecht und für Menschen mit Problemen oder einer nicht gesellschaftskonformen Entwicklung konzentrieren, während die Minderjährigen ihre Schulpflicht wahrnehmen,“ bleibt Liane bei der Wahrheit. ,,Konnte sie sich denn gut gegen eure Täter durchsetzen?,“ wendet Mara sich an ihren Nachwuchs. ,,Ja, es waren alle auf einmal plötzlich still! Selbst der strenge Physik/Chemie-Lehrer ist eingeknickt,“ antworten ihr die Jungs. ,,Möchtest du morgen deine Haare wieder hinten haben?,“ fragt Mara die Gleichaltrige. ,,Ja, das wäre nur das Beste, weil an den Seiten würden sie mich bei der Arbeit stören und irgendwann voller Farbe sein,“ bitte die Betroffene sie darum, ihren langen Zopf wieder zu bekommen.
Nach dem Abendbrot weist Mara Kuhbert ihre Kinder an, sich nachttauglich zu machen, anschließend wird sie Liane wieder umsorgen wie es ihre Angehörigen ihr im Wohnfahrzeug gezeigt haben. ,,Stellt mal bitte sofort die Musik leise! Die Liane wird von eurer Lehrerschaft so gefordert, dass ich sie gerade umsorgt und schlafen geschickt habe. Sie hat nicht so zeitig Feierabend wie ihr,“ muss Mara ihre Sprösslinge um 20:00Uhr ermahnen. Die Kinder wissen Bescheid und werden aus Respekt vor dem Schul-Gast leiser. Die Betroffene ist so sehr müde und erledigt, dass sie durchschläft und nicht mal merkt, dass ihr Gegenüber sich zwei Stunden später selber hinlegen kommt. Am nächsten Tag muss Liane in Malerkleidung los, breitet die Fußboden-Plane aus und streicht alle Wände und beide Decken weiß vor. Sobald das frische Weiß an den Wänden trocken ist, klebt sie beide Decken, die Türen so wie Fußleisten ab. Anschließend mischt sie die erste, richtige Farbe an. Der Schul-Gast entscheidet sich für rosane Wände im rechten Zimmer und die Farbe Pastellblau für Links. Sobald sie der Ansicht ist, dass die Wände beider Räume farbig genug sind, entfernt sie das Maler-Klebeband von Decken und Türen und lässt diese erneut trocknen bis zum nächsten Tag. Die Plastik-Planen bekommen ganz schön viel Farbe ab.
Die Klebebänder an den Leisten bleiben noch bis zum nächsten Tag, da sie sich mit den anderen gewählten Farben noch Motive einfallen lassen will. Der 3. Vorbereitungstag geht mit Meerjung-Figuren so wie Meerestieren im rosanen Zimmer und mit Safari-Tieren, Bäumen als auch einer Sonne im hellblauen Zimmer weiter. Sobald sie die Motive fertig hat, entfernt sie das Maler-Klebeband auch an den Fußleisten und kann die Lehrerschaft auf den neusten Stand bringen, wie weit sie schon ist. Die Lehrer sind alle begeistert von ihrer Kreativität. ,,Da werden sich die Schüler bestimmt freuen! Selbst wir Erwachsenen könnten glatt neidisch auf die Kinder und Jugendlichen sein, wenn die Zimmer fertig sind,“ bestaunen die Lehrkräfte die bemalten Wände. ,,Ich würde uns ans Herz legen, falls Schüler sich auf einer normalen Schultoilette unsicher fühlen, dass dieser Bereich, der ohnehin schon geschützt sein soll, ebenfalls nochmal extra einen Raum für Intim-Situationen bekommt. Es kann ja wohl nicht angehen, dass sich während meiner Arbeit über Störungen bei Intimitäten zerstritten wird und dieses Ekel-Thema bis zu mir runterschallt. Ich falle während den Pausenzeiten echt vom Glauben ab!,“ begründet Liane besorgt, dass sie nicht überall aufpassen kann. ,,Gut, dann werden wir das berücksichtigen. Erwischen wir die Übeltäter, rufen wir von denen sofort die Eltern an,“ wird ihre Idee ernst genommen. ,,Ich habe auch extra in beiden Räumen jeweils eine Ecke eingeplant,“ denkt die Betroffene schon bei der Gestaltung mit.
Sobald die Wandmotive 2 Tage in Anspruch nahmen, wird Liane gefragt, ob sie sich denn vorstellen könne, in der Schule weiter gegen Unrecht zu kämpfen und nächste Woche wieder da zu sein. Sie sagt der Lehrerschaft zu, sucht mit den Erwachsenen nach Feierabend gemeinsam Fließen, Trennwende, Sanitär-Objekte und Fußböden aus, wofür sie auf Fach-Leute angewiesen sein werden. Sie zeigt mit einem Zollstock den Fach-Arbeitern, die sich mit Fliesenlegen und Sanitär-Einrichtung auskennen wie hoch sie sich die Wandfließen vorstellt und welche Quadrat-Meter-Anzahl die neuen Klokabinen einnehmen sollen. Während alles zusammen gefließt als auch gebaut wird, läuft sie zufällig durch das Schulgelände und bekommt etwas unangenehmes mit. ,,Runter von der Toilettentrennwand, aber zügig! Sowas gehört sich nicht. Jetzt gibt´s Ärger, Freundchen!,“ gibt Liane einem Jungen zu verstehen, packt ihn, bevor er flüchten kann an seinem linken Arm, bis ein Lehrer kommt und fragt, was er getan hat. Nachdem Liane dem Erwachsenen schildert, um was es geht, bringt er den Jungen zum Direktor Roman Möllenbach und bedankt sich bei ihr, dass sie ihn erwischt hat. Der Täter sieht noch nicht alt aus und gehört vielleicht in die 4. oder 5. Klasse!
Die gefliesten Flächen brauchen samt Fugenmasse 2 Tage zum Trocknen, bevor die Fach-Arbeiter die Sanitär-Anlagen installieren und die Trennwand der neuen, geschützten Toiletten aufbauen können. In der Zwischenzeit kümmert sich die Lehrerschaft mit Liane gemeinsam um kindgerechte Lampen, Fenstervorhänge, Fußbodenlaminat und bunte Teppichläufer. Nachdem die Toiletten fertig und funktionstüchtig sind, gestaltet Liane sie mit einer Disneyfiguren-Bordüre, lässt in den Kabinen als auch in den zukünftigen Ruheräumen eine Lampe anbringen, den Fußboden belegen und kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Es dauert zwei Wochen, bis der geschützte Bereich mit allem, was sie für notwendig hält eingerichtet werden kann. Das Schulpersonal bemerkt bei der Betroffenen ein großes Interesse und reichlich Motivation, die Räume schnellstmöglich nutzbar zu machen und bereitet in der 3. freiwilligen Gestaltungs-Woche schon einen festen Arbeitsvertrag vor, ohne dass sie davon weiß und sich um einen Arbeitsplatz in der Schule von den Kuhbert-Geschwistern beworben hat. Außerdem bekommt sie das Privileg, im Internet nach Kindgerechten Einrichtungsgegenständen so wie Spielgeräte für Innenräume, Spielzeug, Puzzle-Motiven als auch Gesellschafts-Spiele-Sammlungen zu suchen. Zudem folgen auch noch Mal-Utensilien, Bastel-Material und Bücher!
Pflege-Utensilien für die nagelneuen Intimräume sollen erst zu Letzt besorgt werden, wenn Liane mit dem Lehr-Personal alle Einrichtungs-Gegenstände aufgebaut und das ganze Spiel-Zubehör einsortiert hat. Der letzte Feinschliff beruht sich auf Spielzeug-Bögen über dem Wickelplatz der abgetrennten Räume so wie einer Reihe von Anschaffungen unzähliger Toiletten-Utensilien und Pflegematerial. Auch wenn Liane so verdächtig viele, letzte Details in den geschützten Bereich setzt, würde sie nicht einfach willkürlich jemanden drauf los wickeln! Stattdessen geht es ihr in erster Linie darum, in Not helfen und einem Opfer Sicherheit bieten zu können. Das Bemuttern behält sie wirklich nur für einen richtigen Ernstfall vor, dass jemand anders sein könnte. Bevor sie handeln würde, nimmt sie sich vor, den jeweiligen Klassenlehrer und auch die Angehörigen betroffener Schüler mit einzubeziehen. Sie legt sogar Wert auf eine Einverständnis-Erklärung mit Unterschrift eines Angehörigen, des Lehrers und den mutmaßlichen „ABDL-Schülern“ selbst, um auf Nummer sicher zu gehen, dass sie dann auch wirklich fürsorglich werden darf. Sobald es sich jemand anders überlegt und das ablehnt, akzeptiert sie dies ebenfalls und stellt es wieder ein.
Nach über 5 Wochen Vorbereitung wird Liane mit einem Arbeitsvertrag von Seiten des Schulpersonals überrascht. Er besteht aus 35 Stunden die Woche von Morgens bis frühen Nachmittags, freien Wochenenden und 30 Urlaubstagen im Jahr. Ihre Aufgaben lauten auf dem Papier:
-Versuchen Sie, bei Anfeindungen zu helfen und dagegen
anzugehen
-Versuchen Sie, schlechtes Verhalten, was man
beobachtet, zu untersagen, ggf. dem Schulpersonal
zu melden
-Opfer in die geschützten Räume mitnehmen
-Tätern eine Auszeit verhängen oder beim Direktor melden
-Aufmerksamkeit geben
-Fürsorge-Aufgaben nur mit gegenseitigem Einverständnis
-Keine Zwangshandlungen!
Liane freut sich ohne Ende und ist sehr überwältigt, dass sie nun endlich etwas dafür verdient, gebraucht zu werden. Die Vorbereitungs-Zeit war für sie eher eine Mischung zwischen Praktikum und Abenteuer ohne feste Erwartungen. ,,Ich muss Ihnen allerdings dazu sagen, dass ich im Umgang mit Minderjährigen nicht ausgebildet bin und deshalb sehr viel schief gehen kann! Was mache ich beispielsweise, wenn ich nicht rechtzeitig merke, dass jemand Hilfe braucht und zu spät am Tatort bin? Wie soll ich am Besten damit umgehen, wenn eine Aufgabe zu scheitern droht, oder schon bereits gescheitert ist?,“ hinterfragt Liane mögliche Szenarien, bei denen sie hofft, dass sie nie eintreten würden. ,,Also, im Notfall gibt es uns als Lehrer, den Schularzt Dr. Rainer Spieß und den Direktor Roman Möllenbach. Du brauchst also keine Angst haben und wärst nicht allein. Dich fängt immer irgendeiner von uns auf,“ wird sie abgesichert. ,,Danke sehr, das wollte ich wissen, dann kann ich also ab dem 06.03. loslegen?,“ hinterfragt sie den Termin für den Arbeitsbeginn nochmal. ,,Ja, das können Sie! Wir wollten Ihnen vor dem ersten Arbeitstag nochmal ein paar Tage Ruhe gönnen,“ wird ihr am letzten Tag im Februar verkündet.
Mit ihrer Unterschrift ist die Arbeitsstelle als Schutz&-Fürsorgeperson in der Schule besiegelt. Liane kann es nicht mehr rückgängig machen und will es auch gar nicht. Ihr Kampf um einen positiven Wandel in der Schule war viel zu hart und zu aufwändig, um jetzt aufzugeben und sich dann vorzuwerfen, dass es vielleicht wieder bergab gehen würde, wenn sie nicht mehr da wäre. Sie findet spätestens zum offiziellen Arbeitsbeginn das erste Mal Zuspruch bei den Minderjährigen. Es geht um unzählige Mädchen, die gerade die Pubertät erreichen und sich nicht trauen, die Entwicklung ihres Körpers in der Familie zu offenbaren und deshalb bei ihr in der Warteschlange stehen, um Hilfe zu bekommen. Sie muss den heranwachsenden Mädchen erklären, wie man Damenhygiene richtig anwendet. Für den Fall, dass jemand zu stark Beschwerden hat geht sie zu den größeren, saugfähigen Hygienevorlagen über und erklärt diese Anwendung nochmal extra. Falls unvorbereitete Mädchen darunter sind, hilft sie ihnen beim Kleidungswechsel, steckt für sie die unsaubere Wäsche in eine Tüte und übergibt ihnen eine Unterhose, die sie schon mit einer Damenbinde oder Hygienevorlage beklebt hat.
,,Stellt euch bitte alle darauf ein, auch wenn ihr Angst habt, es in der Familie zu sagen, dass dieser Entwicklungsprozess früher oder später trotzdem bemerkt wird. Die Pubertät ist unumkehrbar! Euer Körper wird nie wieder so sein, wie ihr ihn kanntet. Ich wünsche euch viel Glück, dass mit euch zu Hause anständig umgegangen wird,“ gibt Liane ihnen vorsichtig mit auf den Weg. Die jungen Mädchen verlassen sehr nervös diesen geschützten Bereich und gehen mächtig bedient in ihre Klasse zurück. Im Unterricht aufpassen geht vor lauter Aufregung für den Rest des Tages nicht mehr. Am 2. Arbeitstag geben die Mädchen ihr Bescheid, dass es ihre Angehörigen schon Wochen bis Monate vorher ahnten und sich damit abfinden, dass sie nicht mehr die kleinen, süßen Prinzessinnen sind, die sie mal waren und ihre Zeit um ist. Doch, manchmal sagt das Gefühls-Alter etwas anderes als der Körper. Liane findet ein englisch beschriebenes DNA-4 Blatt vor, sobald sie Leerlauf hat und die Mädchen zwischen 10 & 15 Jahren wieder zurück im Unterricht sind. Sie kann kein fließendes Englisch sondern, nur ungefähr die gröbsten Worte abschätzen und recherchieren. Die Arbeiterin entziffert Inhalte wie, dass der Inhaber wie ein zweijähriges Mädchen behandelt werden will, sich wieder Babyspielzeug, ein Gitterbett, einen Wickeltisch, Kinderwagen, Nuckelflaschen, Schnuller oder ähnliches wünscht und zurück in Windeln möchte. Er/Sie macht wieder in die Hose…..oder so in etwa.
Liane ist gerade völlig baff, sobald sie dieses Blatt genauer unter die Lupe nimmt und den halben Text entziffern konnte. Doch sie geht damit nicht hausieren, sondern behält ihn erstmal für sich. Zu ihrem eigenen Schutz und dem des Inhabers schließt sie ihn weg, damit ihn kein Unbefugter sieht. Erst, wenn die Mädchen sämtliche, ausgeliehene Wechsel-Kleidung wieder zurück geben, kann Liane die pubertierenden Schüler darauf ansprechen. ,,Stopp! Wartet alle mal bitte kurz, ich habe bei euch noch was offen,“ ruft sie die Schüler noch mal zurück, sobald sie sich von der Pause wieder in den Unterricht begeben wollen. Liane erwähnt das beschriebene Blatt, was sie unter Verschluss hält. ,,Ich habe gestern was sehr ernstes gefunden und bin seit dem am Überlegen, wem dieser besagte Text gehört,“ fasst sie sich so kurz wie möglich. ,,Mein…ups,“ verplappert sich jemand von den Älteren und hält sich die Hand vor dem Mund. Aber es ist zu spät für die Achtklässlerin. ,,Alles klar! Die anderen 24 Mädchen können schon mal zurück in ihre Klassenräume. Du bleibst bitte noch in meiner Obhut,“ pickt Liane sich die Betroffene mit rot/blonden, lockigen Haaren und leuchtend hellgrünen Augen heraus.
,,Herrein“ rufen die Klassenkameraden und der Englischlehrer. ,,Guten Tag, Entschuldigung, dass ich mal kurz unterbrechen muss. Falls sie eine Schülerin vermissen, kann ich Sie beruhigen, dass ich sie an die Seite nehmen musste. Ich hätte gerne mal das Unterrichtsmaterial des Mädchens abgeholt, damit sie ihre Aufgaben erledigen kann und nicht in Verzug gerät,“ begründet Liane die Störung. ,,Ja, die liegen dort auf Tisch 7,“ antwortet der Englischlehrer ihr und lässt die Hilfsperson alles von dem Mädchen zusammen packen und mit in den Schutzbereich nehmen. ,,So, da bin ich wieder,“ verkündet Liane ihr und bringt den Schulranzen mit. Das Mädchen konzentriert sich darauf, neue Wörter und Sätze zu lernen, benutzt einen Übersetzungs-Duden, verschiedene Bücher so wie Zeitschriften auf Englisch und Schreibmaterial. ,,Nach der Pause zwischen der 4. & 5. Stunde bist du bitte wieder hier unten. Du solltest schon wissen, warum dieser geschützte Bereich für Menschen wie dich besser ist,“ nähert Liane sich langsam der Erklärung.
Sobald die vorletzte Pause um ist und alle zur 5. Unterrichtsstunde in die Klassenräume gehen, wird das Mädchen von seinen Mitmenschen gefragt, warum es nicht bei denen sein kann. ,,Mir rutschte etwas raus, was mit eurem Alter nicht konform ist. Mehr darf ich dazu nicht sagen!,“ antwortet das Mädchen, bevor es sich von den Gleichaltrigen verabschieden und in die verkitschten Räume zurück muss. ,,Ich spreche keinen fließenden Satz Englisch ABER: Selbst der unwissenste Mensch kriegt das, was er wissen will irgendwann raus. Ich konnte den halben Text entziffern! Du willst wie eine Zweijährige behandelt werden, wünschst dir wieder Babyspielzeug, ein Gitterbett, einen Wickeltisch, Kinderwagen, Nuckelflaschen, Schnuller und möchtest zurück in Windeln. Du machst wieder in die Hose…oder so ähnlich. Genau weiß ich den Inhalt jetzt nicht! Solche Sätze sind deshalb so gefährlich, weil dieses Thema gesellschaftlich kaum oder gar nicht akzeptiert wird und wir in Teufels Küche landen, wenn das jemand Falsches erfährt. Die meisten Menschen reagieren auf eine Offenbarung so derart fies, dass wir nie wieder froh sind. Ich hoffe, auch wenn es blöd ist, gerade mal nicht bei deinen Mitschülern zu sitzen, dass du meinen Schutzinstinkt jetzt besser verstehen kannst,“ begründet Liane ihre Vorsichtsmaßnahmen sehr ernst, bevor das Mädchen weiter Aufgaben erledigt.
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Ich finde es wieder einen sehr schönen und interessanten Teil Deiner Geschichte, Aufzugstinker. Nur etwas find ich befremdlich. Warum nennst Du Liane immer wieder ‚Betroffene‘? Find ich etwas unfair. Nur weil Sie andere Wünsche hat die der Rest der Menschen? Das Liane nun die Möglichkeit hat anderen zu helfen ist eine prima Einleitung! So eine Schule hätte ich auch gern gehabt. Würde mich über eine Fortsetzung dieser Geschichte sehr freuen!
Vielen Dank für deine Rückmeldung, Burli, ich werde versuchen, weniger das Wort „Betroffene“ zu verwenden und nein, dieses Wort hatte ich nicht negativ ausgelegt!