Die neue Mitschülerin (14)
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Kapitel 14: Ein aufregender erster Weihnachtstag
„Komm rein!“, forderte Anna ihren Bruder auf, als dieser sich auf die Frage, wer denn da gerade geklopft habe, zu erkennen gab. Gerade erst hatte Anna ihren blauen Schlafanzug gegen ihr bevorzugtes Outfit aus Strumpfhose, darüberliegenden Shorts getauscht, aufgrund der kühlen Temperaturen hatte sie sich obenrum jedoch für einen Kapuzenpullover entschieden.
„Na, auch schon wach?“, fragte Jan, ohne die offensichtliche Antwort abzuwarten, „Frühstück ist fertig. Lasst uns gleich runter gehen.“
„Warum erst gleich?“, wollte Chris wissen, was Jan ihm beantwortete. An seine Schwester gewandt sagte er: „Anna, ich finde, du hast echt viel Mut bewiesen gestern Abend. Auch, wenn du das ursprünglich nicht vor hattest. Ich habe gestern Abend noch lange überlegt und finde, es ist an mir, gleich Mut zu beweisen. Hilfst du mir dabei, wenn das nötig ist?“
Das Mädchen machte große Augen und sagte ihre Unterstützung zu.
„Was meint er?“, fragte Chris neugierig, als Jan ins Treppenhaus geschritten war.
„Wirst du dann wohl gleich erfahren.“, blieb Anna allerdings geheimnisvoll.
„Guten Morgen“, begrüßten Rudolf und Maria die beiden Teenager. Sie saßen am Frühstückstisch bereit und schienen nur noch zu warten, dass alle Hausbewohner sich versammelten.
„Seid ihr schon lange wach?“, wollte Annas Mutter wissen.
„Tatsächlich schon ein bisschen. Chris hatte noch so einige Fragen im Anschluss an gestern Abend.“, antwortete die Angesprochene.
„Verstehe.“, gab sich Maria mit der Antwort zufrieden.
Nachdem sich die fünf über das Frühstück hergemacht hatten und auch die anwesende Hündin etwas von der Frühstückswurst abbekommen hatte, ergriff Jan dann das Wort. Er atmete einmal tief durch. „Mama, Papa, ich habe ein kleines Attentat auf euch vor.“, tastete er sich langsam heran.
„Wie soll das aussehen?“, wollte Rudolf wissen.
„Könnt ihr am 28. einen Zwischenstopp in Bochum einlegen, wenn wir von Oma und Opa zurückfahren?“, fragte er.
„Das sollte möglich sein, also je nach dem, was du vor hast und wie lange das dauert.“, stimmte sein Vater zu.
„Ich…möchte euch jemanden vorstellen. Am besten nachmittags bei einem Kaffee und einem Stück Kuchen in meiner WG.“, bereitete Jan seine Eltern darauf vor, dass der Zwischenstopp auf dem Heimweg wohl doch etwas länger dauern würde.
„Oh, du hast also endlich auch jemanden gefunden?“, freute sich Maria.
„Genau. Er heißt Oliver und wir gehen seit ein paar Monaten aus.“, ließ Jan die Katze aus dem Sack.
Verblüfft sahen seine Eltern und auch Chris ihn an, während Anna versuchte, sich möglichst unauffällig zu verhalten, nicht dass noch jemandem einfiel, dass sie auch da war.
„Das freut mich für dich.“, lächelte Rudolf seinen Sohn schließlich an, als er wenige Sekunden später die Fassung zurückerlangte, „dann werden wir wohl auf der Rückfahrt in Bochum halten.“ Maria nickte. Nun war es an Jan, verblüfft zu sein.
„Wie jetzt? Ich erzähle euch, dass ich einen Freund habe und das ist alles an Reaktion?“, fragte Jan ungläubig und war sich sicher, dass er gleich aus diesem Traum aufwachen würde.
„Wie sollen wir denn sonst reagieren, mein Junge?“, fragte Rudolf stirnrunzelnd, „Schon die Ärzte sagen: ‚Manche Männer lieben Männer, manche Frauen eben Frauen‘. Und sie haben Recht: Das ist so normal wie Kaugummi kauen.“
„Anna, wie lange wusstest du das eigentlich schon?“, wollte Maria plötzlich wissen.
„Ähm…“, reagierte diese etwas verlegen, „seit Jan das erste Mal bei uns hier war.“
Das kurz eintretende Schweigen unterbrach Anna selbst, diesmal an ihren Bruder gerichtet: „Hab’s dir ja gesagt: Mama und Papa reagieren so wie sie sollten.“ Dabei streckte sie ihre Zunge raus.
„Und ich hab dir gesagt, dass du keine Angst haben brauchst, Chris von deinen Windeln zu erzählen.“, konterte Jan.
„Niemand mag Klugscheißer.“, wies sie ihn zurecht, woraufhin alle fünf zu lachen begannen.
„Level 39! Endlich!“, frohlockte Anna, als Chris und sie den Weg zu Chris‘ Familie dazu nutzen, Pokémon zu fangen. „Du weißt, was das heißt?“, fragte sie, ohne die Antwort wirklich zu erwarten.
„Klar. Morgen möchtest du mit mir zusammen los ziehen und neue Pokestops vorschlagen?“, stellte Chris eine Gegenfrage.
„Naja. Ja. Aber nein, morgen fahren wir ja nach Neuss zu meinen Großeltern und kommen wohl erst am 28. abends wieder.“
Chris schloss die Haustür auf und sofort kam ihr der Duft des alljährlichen Weihnachtsessens in die Nase. Auch wenn seine Großmutter definitiv nicht mehr so fit war wie noch vor einigen Jahren, ließ sie es nicht nehmen, ein Festmahl, das seinen Namen verdiente, zuzubereiten. Allerdings hatten ihr zuletzt von Jahr zu Jahr Chris‘ Eltern immer mehr Arbeit abgenommen. Nach dem Essen, das aus einer gefüllten Pute, selbstgemachten Kartoffelklößen, einer herrlichen Bratensoße, Reis, einer abwechslungsreichen Gemüseplatte mit einer leckeren Hollandaise und Mousse au Chocolat zum Nachtisch saßen die drei Generationen der Familie vollgefuttert und erschöpft im großelterlichen Wohnzimmer.
„Lass uns den Abwasch machen.“, schlug Karin nach einiger Zeit vor.
„Muss das sein?“, fragte Jürgen, Chris‘ Vater, wohl wissend, dass er keine Chance hatte, sich davor zu drücken.
„Muss nicht, lass ruhig sein, Jürgen.“, warf Anna ein, „Chris und ich helfen schon.“
Augenverdrehend sah Chris seine Freundin an und fragte nun seinerseits, ob das sein müsse. „Hab dich nicht so und komm mit.“, forderte sie ihn ohne Umschweife auf. Wenig Lust auf Diskussionen und ahnen, was kommen würde, stand Chris auf und ging mit Anna in die Küche. Trotz der Beschwerden folgte Jürgen ihnen. Zu dritt ginge es schneller, meinte er.
„Anna?“, fragte Karin, nachdem sie genug Spülwasser eingelassen und den Wasserhahn abgestellt hatte, sodass man sich wieder normal unterhalten konnte.
„Warum Chris auf einmal doch bei mir übernachten durfte?“, wusste diese sofort, worauf die Mutter ihres Freundes hinaus wollte. Ein Nicken reichte als Bestätigung. Anna schluckte kurz, holte tief Luft und erzählte anschließend von ihrem Problem mit dem Bettnässen und dass sie lange Angst davor hatte, wie Chris reagieren würde, wenn er das herausfände. Und dass diese Angst sich gestern Abend als vollständig unbegründet erwiesen habe, wie sie betonte.
„Ehrlich gesagt, ich wäre enttäuscht gewesen, wenn Chris anders reagiert hätte.“, war Karin erleichtert, als Anna geendet hatte. Robert öffnete die Tür und kam herein. „Opa schläft und Oma guckt irgendeinen langweiligen Film.“, rechtfertigte er sein Erscheinen, als vier Augenpaare auf ihn gerichtet waren.
„Ich habe euch belauscht.“, gab er etwas zerknirscht zu, „wollte ich eigentlich nicht. Aber als ich gehört hab, dass Anna von Windeln erzählt hat, wurde ich neugierig…ich verspreche dir auch, niemandem was zu sagen.“
„Schon ok.“, kam Anna dazu, gerade einmal zwei Worte zu erwidern.
„Weißt du…ich musste auch lange Windeln tragen. Etwa bis ich zwölf war.“, erzählte Robert weiter und blickte dabei auf seine Füße.
„Weiß ich schon, hat Chris mir gestern erzählt.“, erklärte Anna, warum sie darauf nicht überrascht reagierte.
„Du solltest das doch niemandem erzählen!“, wies Robert seinen älteren Bruder auf ein zurückliegendes Versprechen hin.
„Lass ihn, Robert. Als Chris gestern spontan bei mir übernachtet hat, war klar, dass ich hier heute von meinem Problem erzählen muss. Chris hat mich nur ermutigt, dass deine Eltern ganz entspannt sein werden, eben weil du auch lange ins Bett gemacht hast.“, sprang Anna ihrem Freund beiseite, „und du kannst dir sicher sein, dass ich das auch niemandem weitererzähle.“
„Hm…“, machte Robert, „stimmt. Du bist echt cool, Anna.“ Mit diesen Worten ging er aus dem Raum und hörbar die Treppe hinauf.
„Wow…sowas hat er ja noch nie zu mir gesagt. Schön, dass auch er mich mag.“, schloss Anna das Thema vorerst ab.
Gegen Abend mussten Chris und Anna sich verabschieden, da letztere ja am nächsten Tag ziemlich früh Richtung Neuss aufbrach, um ihre dortigen Verwandten zu besuchen. Chris würde mit seiner Familie zu seinen anderen Großeltern fahren.
„Bestimmt muss jemand mit Nala noch eine Runde gehen. Hast du Lust, noch mitzukommen?“, fragte Anna, was Chris bejahte. Etwas lag ihm noch auf dem Herzen, wobei er aber nicht recht wusste, wie er das Thema ansprechen sollte. Letztlich entschied er sich für die Methode Holzhammer.
„Ehm…“, begann er, „ich…ach ich frage einfach: Darf ich vielleicht mal, wenn wir bei dir sind, eine von deinen Windeln anprobieren?“ Wie so oft, wenn einer der beiden beim Spazierengehen etwas Unerwartetes sagte, blieb die andere Person schlagartig stehen.
„Was?“, war Anna sich nicht ganz sicher, was sie da gerade gehört hatte.
„Ob ich mal eine Windel anprobieren darf, habe ich gefragt.“, sagte Chris entschieden, der sich sicher war, dass nach seinem Umgang mit Annas ehemaligem Geheimnis diese ihn ebenfalls keineswegs auslachen oder sich in irgendeiner anderen Form über ihn lustig machen würde.
„Ehm…das kommt unerwartet.“, wusste Anna nicht so ganz, was sie sagen sollte.
„Naja…du hast gesagt, das fühlt sich eigentlich ganz angenehm an. Und wenn ich ehrlich bin…als mein Bruder noch Windeln getragen hatte, war ich bereits fünfzehn. Und ich habe mich mehrfach gefragt, wie sich das wohl anfühlen würde…“, gab Chris zu und merkte, wie er rot wurde. Ein Glück, dass sie gerade ziemlich in der Mitte zwischen zwei Straßenlaternen waren und Anna dies in der Dunkelheit wohl kaum erkennen konnte.
„Ehm…also…gerne.“, antwortete Anna immer noch etwas überfallen, „wir müssen nur schauen, ob ich eine passende für dich da habe.“, fand sie nun aber einen klaren Gedanken.
„Stimmt, darüber habe ich gar nicht nachgedacht.“, gab Chris zu.
„War mir fast klar. Aber das sollte gehen. Ich habe von einer Marke die größere Größe da. Ich bin da quasi zwischen S und M, aber S ist mir zu klein und M eigentlich ein bisschen zu groß. Die müsste dir wahrscheinlich noch passen.“, hatte Anna einen Lösungsvorschlag parat.
„Komm doch dann einfach am 28. abends vorbei, wenn wir wieder da sind? Ich schreib dir dann?“, ergänzte sie noch. Chris stimmte zu, und so war der Plan gefasst.
Autor: Theseus (eingesandt via E-Mail)
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Schöne Story. Leicht, unbeschwert und mit Stiel. Kein stumpfer, platter 6kram….
Abgesehen davon komme ich aus dem schönen Novaesium. *lach* Gib Anna mal meine Nr. *lach* 02131-12345. Wenn sie in Neuss ist können wir ja was zusammen machen. *lach*
Dieser Satz hat mich einen Moment total irritiert:
Chris schloss die Haustür auf und sofort kam ihr der Duft …..
es müsste doch heißen:
Chris schloss die Haustür auf und sofort kam Ihnen der Duft ….
Oder sehe ich da was falsch.
Es eine sehr sehr schöne Geschichte
Toi toi toi
weiter so