Kleine Maus mit großen Herz (29)
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Kapitel 29: Zug um Zug
Ich war bereits eine Weile in der Küche und der Kaffee war inzwischen durchgelaufen und ich hatte mir die erste Tasse bereits gegönnt. Meike ließ sich verdammt viel Zeit, zu viel wenn ich ehrlich war. Das machte mich ziemlich nervös. War der Schnuller doch ein Schock gewesen und sie hatte es nur als Kleinigkeit abgetan oder war etwas anderes im Argen? Wollte sie nicht drüber sprechen? Konnte ich irgendwas für sie tun um ihr zu helfen? Irgendwie kam ich zu keinem wirklichen Ergebnis. Gedankenverloren trank ich einen Schluck aus meiner neu aufgefüllten Kaffeetasse. Eine Hand tauchte plötzlich vor meinem Gesicht auf. Ich erschrak und verschluckte mich am Kaffee. Zeitgleich lief ein ordentlicher Schluck meines Kaffees über meine Hand und aus Reflex ließ ich meine Kaffeetasse fallen, die beim Aufprall auf den Boden in einen Scherbenhaufen verwandelt wurde. Ein Scherbenhaufen, der in einer Lache aus Kaffee quer im Raum verteilt wurde. Ich hustete immer noch aufgrund des verschluckten Kaffees. Ich merkte, dass jemand auf meinen Rücken klopfte. Langsam hörte das Husten auf. Ich hatte Tränen in den Augen nicht wegen des leichten Schmerzes in meiner Hand sondern aufgrund der Anstrengung. Ich drehte mich zur Seite. Neben mir stand meine Mutter und schaute mich erschrocken an.
„Entschuldige ich wollte nicht…du hast nicht reagiert.“ gab sie verwirrt von sich. Hatte sie mich angesprochen und ich hatte es nicht mitbekommen?
„Hab gar nicht mitbekommen, dass du rein gekommen bist.“ merkte ich an..
„Vor etwa fünf Minuten. Ich habe mit dir gesprochen, aber du warst anscheinend ganz wo anders. Du hast nicht auf mich reagiert, da wollte ich schauen ob alles in Ordnung ist. Ich konnte nicht ahnen, dass ich dich dermaßen erschrecke.“ erklärte sie.
„Hmmm…hab nur nachgedacht. Alles gut denke ich.“ entgegnete ich.
„Über was denkst du denn so intensiv nach, dass du alles um dich herum ausblendest?“ fragte meine Mutter. Jetzt war sie anscheinend hellhörig geworden und sorgte sich wieder, dass irgendetwas nicht so lief wie geplant.
„Ach ich hab nur darüber nachgedacht, dass Meike sich so viel Zeit lässt. Sie wollte sich nur umziehen und dann runter kommen. Sie hat vorhin einen meiner Schnuller gefunden.“ antwortete ich.
„Das war bestimmt nicht so schön oder kleine Maus? Hat das Probleme bereitet?“ bohrte sie gleich nach.
„Probleme gabs keine. Meike war verwundert, aber mehr nicht.“ entgegnete ich.
„Warum sollte es auch Probleme geben?“ hörte ich Meike hinter meiner Mutter fragen. Sie hatte sich lautlos in die Küche geschlichen. Ich konnte erkennen, dass ihre Haare nass waren, sie war wohl noch unter die Dusche gesprungen, das erklärte warum sie länger gebraucht hatte.
„Oh Morgen Meike. Gut geschlafen?“ begrüßte meine Mutter sie.
„Ein bisschen Probleme beim Einschlafen, aber geschlafen habe ich gut.“ entgegnete Meike mit einem breiten Ginsen.
„Freut mich und dein Bett?“ setzte meine Mutter vorsichtig nach.
„Ähm…ja…da habe ich nicht drin geschlafen. Hab mich wieder zu Kathi gelegt. Ist gerade alles noch ein wenig…naja…ungewohnt. Aber Kathis Bett ist trocken geblieben.“ erklärte Meike.
„Sehr schön wenigstens etwas.“ sagte meine Mutter erleichtert. „Am besten holst du gerade mal schnell einen Wischmob oder so Meike. Den findest du im Schrank im Flur.“ setzte meine Mutter nach. Meike nickte und verschwand aus der Küche.
„Schöne Scheiße.“ stellte ich bei einem genaueren Blick auf den Boden fest.
„Passiert. Geht es deiner Hand gut?“ fragte meine Mutter. Ich schaute auf meine Hand, die ein kleines bisschen gerötet war.
„Geht soweit denke ich.“ antwortete ich.
„Gut. Kriegt ihr das zu zweit hin? Ich wollte noch einkaufen?“ fragte meine Mutter.
„Kriegen wir hin.“ antwortete Meike an meiner Stelle als sie mit einem Wischmob und einem Eimer wieder die Küche betrat.
„In Ordnung. Braucht ihr noch was?“ fragte meine Mutter.
„Bring einfach irgendwelche Süßigkeiten und Knabberzeug mit. Das kann man immer brauchen.“ antwortete ich ohne großartig darüber nachzudenken. Meike nickte zustimmend.
„Gut dann sehen wir uns später. Es wäre übrigens total lieb, wenn eine von euch gleich die Wäsche aufhängen könnte und jemand die Spülmaschine ausräumen könnte.“ merkte meine Mutter an.
„Na gut. Kriegen wir bestimmt auch hin, wenn die Baustelle hier beseitigt ist.“ gab ich ein wenig genervt zurück.
„Wäre super. So jetzt muss ich aber mal. Bis später.“ verabschiedete sich meine Mutter und verließ die Küche.
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Meike saß am Tisch und trank ihren Kaffee, sie hatte schon mehrere Male über den Boden gewischt und zumindest das gröbste an Kaffee entfernt. Danach war es mir immerhin wieder möglich mich halbwegs durch den Raum zu bewegen. Ich wischte inzwischen den Boden ein letztes Mal und fegte die letzten übrig gebliebenen Scherben meiner alten Tasse auf. Nach etwa zehn Minuten war die Küche wieder in einem für mich annehmbaren Zustand und ich nahm mir eine neue Tasse mit Kaffee.
„Deine Mutter weiß also tatsächlich von dem Schnuller oder besser gesagt den Schnullern? Du hast mehrere oder wie?“ platzte es aus Meike heraus.
„Du hast also ein bisschen mehr von dem Gespräch mitbekommen?“ fragte ich nervös zurück.
„Ein bisschen, ein paar Sätze vielleicht. Entschuldige ich wollte nicht lauschen oder so, aber ich hab nicht so wirklich geglaubt, dass deine Eltern das wirklich wissen.“ meinte Meike.
„Ähm…ja…klar ist ein bisschen schwer zu verstecken. Ich habe ein paar davon. Ich glaube so fünf oder sechs.“ antwortete ich mit einem nervösen Unterton.
„Sind das Spezialanfertigungen? Sowas wirst du doch wohl kaum in einem normalen Laden finden oder?“ fragte Meike weiter. Anscheinend schien der Schnuller einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben.
„Möglich. Ich habe die halt im Internet gefunden und gekauft.“ versuchte ich mich raus zu reden.
„Und wie bist du überhaupt darauf gekommen danach zu suchen? Man kommt doch nicht einfach auf die Idee sich so ein Ding in den Mund zu stecken oder?“ bohrte Meike nach. Jetzt wurden die Fragen kritischer, aber mir fiel in dem Moment eine wirklich gute Antwort ein.
„Warum denn nicht? Ich meine genau das hätte ich gerade bei jemandem gesehen.“ konterte ich. Meikes Reaktion sagte mehr als tausend Worte, denn wenige Sekunden später wurde sie knallrot im Gesicht.
„Gut ok vielleicht kommt man einfach auf die Idee.“ gab sie klein bei.
„Hast du eigentlich wirklich gut geschlafen?“ fragte ich Meike vorsorglich.
„Keine Sorge habe ich und die nächste Nacht verbringe ich wirklich in meinem Bett. Weißt du die Bilder von denen ich gesprochen habe, die ich irgendwo verschlossen habe. Sie verfolgen mich im Schlaf. Immer wieder und wieder sehe ich diesen Moment wenn ich die Haustüre öffne und dann nur noch rot. Überall ist alles rot. Rot vom Blut.“ berichtete Meike.
„Ein Wunder, dass du überhaupt schlafen kannst.“ warf ich ein. Vermutlich würde ich in ihrer Situation so lange wach bleiben bis mein Körper irgendwann zwangsweise den Geist aufgeben würde und sich selbst schlafen legen würde.
„Unterschiedlich. Das passiert nicht jede Nacht oder ich kriege es nicht jede Nacht mit. Was von beiden es auch ist, dadurch ist es möglich, dass ich manchmal ein wenig zur Ruhe komme.“ erklärte Meike.
„Ich hoffe die Therapie hilft dir. Alleine schon um irgendwann mal wieder ordentlich schlafen zu können und natürlich hoffe ich auch, dass du das mit dem nassen Bett auch wieder los wirst.“ sagte ich mitleidig.
„Danke. Auch wenn ich noch nicht wirklich innerlich hier angekommen bin, muss ich sagen ihr gebt euch alle so viel Mühe mit mir und lasst mir echt alle Zeit der Welt. Das ist so lieb von euch.“ stellte Meike fest.
„Was bringt es denn auch dich unter Druck zu setzen? Ich glaube meinen Eltern ist klar, dass du dich erst mal hier zurecht finden musst und ankommen musst. Ginge mir in deiner Situation nicht anders.“ erklärte ich und packte die letzten Scherben in den Mülleimer.
„Weißt du ich kenne dieses intakte Familienleben so gar nicht und obwohl ich erst zwei Tage hier bin habe ich irgendwie das Gefühl, dass ich eigentlich schon voll zu euch gehöre. Das ist total verrückt. Alleine wenn ich überlege wie viel Zeit sich deine Mutter genommen hat um mit mir zu sprechen und mit was für einer Engelsgeduld.“ gab Meike zurück.
„Ist doch logisch. Wir wollen halt alle, dass du dich hier langfristig wohl fühlst.“ erklärte ich.
„Auch wenn das für dich logisch ist, für mich ist das alles neu und einfach nur toll. Ich gehe mal gerade die Wäsche aufhängen.“ sagte Meike und leerte ihren Kaffee. Ich schaute ihr ein wenig verwundert nach. Anscheinend brauchte sie einen kleinen Moment Ruhe. Sollte sie ihn sich gönnen. Ich machte mich in der Zwischenzeit an die Spülmaschine.
Ich brauchte nicht sehr lange um alles aus- und wegzuräumen. Meike hingegen schien mit der Wäsche weitaus länger zu brauchen. Ich nahm mir einen letzten Kaffee und wartete. Selbst nachdem ich ziemlich langsam meinen Kaffee getrunken hatte, war Meike immer noch nicht zurück. Ich beschloss also einmal nachzusehen ob es Probleme mit der Wäsche gab und machte mich auf den Weg in den Keller, wo meine Eltern einen Raum zum Trocknen der Wäsche eingerichtet hatten. Der Gang im Keller war immer noch voller Kartons, was den Weg ein wenig schwierig machte, aber schlussendlich erreichte ich den Wäschekeller, in dem bereits fein säuberlich die Wäsche hing. Von Meike war jedoch keine Spur. Vielleicht war sie nochmal nach oben in ihr Zimmer gegangen und ich hatte sie verpasst? Ich entschied mich dazu oben nach ihr zu suchen. Ich kam gerade aus dem Keller als Meike die Treppe herunter kam.
„Da bist du.“ sagte ich als ich sie sah.
„Ähm…ja ich war schnell nochmal oben in meinem Zimmer und im Bad.“ antwortete sie ein wenig nervös.
„Ich dachte schon du wärst getürmt oder so.“ merkte ich scherzhaft an.
„Ach ne, ich glaube nicht, dass ich dazu einen Grund habe.“ konterte Meike.
„Gut zu wissen. Lust auf ein kleines Spielchen? Ich hab da was recht amüsantes zum Spielen.“ schlug ich vor.
„Warum nicht. Was haste denn schönes?“ fragte Meike neugierig.
„Das Spiel heißt Zug um Zug. Schon mal gehört?“ entgegnete ich.
„Ich glaube ich habe davon gehört. Da musst du doch Eisenbahnstrecken bauen oder?“ fragte Meike nachdenklich.
„Ganz genau. Ich würde sagen wir spielen das einfach im Wohnzimmer. Am Esstisch im Wohnzimmer sollte genug Platz sein.“ schlug ich vor.
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Der Vormittag und der Nachmittag vergingen gefühlt wie im Flug. Meike und ich spielten eine Runde nach der anderen und wurden eigentlich nur einmal kurz von meiner Mutter unterbrochen als sie nach Hause kam und uns um Hilfe beim Ausladen bat. Eine kurze Pause tat uns in dem Moment bestimmt ganz gut, vor allem mir tat die Pause gut, weil ich in der Zeit Gelegenheit hatte mir zu überlegen wie ich meine Strecken weiter bauen konnte. Meike hatte es tatsächlich gewagt mir meine nahezu perfekte Strecke zu verbauen, was mich natürlich tierisch ärgerte. Jetzt konnte ich versuchen mir mit den wenigen verbleibenden Spielsteinen eine Ersatzstrecke zu basteln. Eigentlich war mir schon klar, dass ich nicht mehr gewinnen konnte, aber ich versuchte natürlich trotzdem irgendwie eine Alternative zu finden. Wir waren gerade mit dem Ausladen fertig und hatten uns wieder hingesetzt als mir plötzlich eine Idee kam. Ich war glücklicherweise auch noch am Zug und setzte eine Strecke. Mir verblieben jetzt noch vier Steine, damit konnten sowohl Meike wie auch ich noch genau einmal setzen. Meike hatte keine Karten mehr zum Legen, damit konnte sie entweder neue Streckenkarten ziehen oder eben Nachziehen. Beides würde ihr wahrscheinlich nichts bringen.
„Du bist dran.“ merkte ich an.
„Ich weiß. Ziemlich fies von dir jetzt einfach so Schluss zu machen.“ beschwerte sich Meike.
„Noch habe ich nicht Schluss gemacht. Außerdem selbst Schuld. Du hast mir meine Strecke verbaut.“ gab ich zurück.
„Du hast doch in den letzten Runden genau das gleiche mit mir gemacht.“ konterte sie grinsend. Sie hatte anscheinend Spaß daran sich mit mir ein wenig zu zanken, zumindest glaubte ich das.
„Ähm…ja…aber das zählt nicht.“ verteidigte ich mich.
„Wohl.“ fuhr Meike fort. Ich überlegte kurz und entschied mich dann den Joker schlechthin zu ziehen.
„MAMA!“ rief ich laut und meine Mutter tauchte einen Moment später im Wohnzimmer auf.
„Ja?“ fragte sie verwundert.
„Meike zankt.“ beschwerte ich mich gekünstelt bei meiner Mutter. Die daraufhin eine Augenbraue hochzog.
„Meike zankt soso. Was macht Meike denn?“ fragte meine Mutter.
„Na Meike baut mir einfach meine Strecken weg und beschwert sich dann, dass ich die Runde gleich beende.“ erklärte ich.
„Kathi zankt mich auch, weil als sie das die letzten Runden gemacht hat, war ihr das auch egal.“ schaltete sich Meike plötzlich ein.
„Ihr habt auch nichts besseres zu tun als euch aus Spaß auch noch zu zanken oder?“ fragte meine Mutter lachend.
„Ähm…nö.“ kam von uns beiden gleichzeitig, gefolgt von einem Lachen. Meine Mutter verschwand kopfschüttelnd wieder in der Küche.
„Das war lustig.“ merkte Meike an.
„Definitiv. Achja du bist immer noch dran.“ entgegnete ich. Meike schaute nachdenklich auf den Spielplan und zog dann drei Streckenkarten.
„Du kannst schon mal Schluss machen, ich schaue mir die Karten in Ruhe an.“ erklärte Meike. Ich setzte meine letzten beiden Spielsteine und hatte mit diesem Zug meine letzte Streckenkarte beendet. Meike brauchte noch einen Moment und legte dann zwei Streckenkarten beiseite.
„Naja mal schauen was das jetzt gibt.“ meinte sie, nachdem sie nochmals drei Karten gezogen hatte und auch davon zwei Karten mit den beiden Karten aus der Runde davor links neben dem Nachziehstapel gelandet waren. Ich fing mit der Auswertung an. Ich hatte ziemlich viele Streckenkarten geschafft was mir ordentlich Punkte einbrachte, auch wenn das Bild meiner Strecken dank Meike in meinen Augen sehr chaotisch geworden war. Ich endete mit 151 Punkten. Meike hatte tatsächlich alle Streckenkarten bis auf eine geschafft. Sie hatte definitiv einen Vorteil durch entsprechend lange Strecken, die sie gebaut hatte, die gaben ihr einen ziemlichen Schub an Punkten, was schlussendlich ebenfalls zu einem Ergebnis von 151 Punkten führte. Wir schauten auf die Auswertungen, dann schauten wir uns gegenseitig an.
„Tja…Gleichstand.“ sagte Meike.
„Ja, Gleichstand. Geht ja mal gar nicht. Das müssen wir mit einer weiteren Runde klären.“ gab ich grinsend zurück.
„Definitiv.“ gab Meike zurück.
„Aber erst nach dem Essen.“ meldete sich meine Mutter zu Wort, die in der Zwischenzeit das Wohnzimmer wieder betreten hatte.
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Wir hatten gar nicht auf die Zeit geachtet, denn anscheinend war es sogar schon so spät, dass es Abendessen gab. War meine Mutter erst so spät vom Einkaufen nach Hause gekommen? Meike und ich machten uns also auf den Weg in die Küche, wo mein Vater tatsächlich schon am Küchentisch saß und auf uns wartete.
„Na alles gut bei euch?“ fragte er als wir rein kamen.
„Joa soweit.“ antwortete ich.
„Passt schon.“ gab Meike als Antwort.
„Hört man gerne. Meike ich habe gute Neuigkeiten.“ fuhr er sofort fort.
„Ok?“ fragte Meike verwundert.
„Ich war ja heute den ganzen Tag unterwegs. Eigentlich war ich nur bei der Polizei um das mit deinen Sachen zu klären. Ich sag euch so eine verdammte Arbeit das ganze. Ein ewiges hin und her. Also wenn ich Helen nicht dabei gehabt hätte, dann hätte ich bestimmt einen Mord begangen.“ fing er an zu erklären.
„Wen?“ unterbrach Meike meinen Vater.
„Er meint meine Tante. Sarahs Mutter. Sie ist Anwältin.“ warf ich ein.
„Ah ok verstehe.“ merkte Meike an und schaute wieder zu meinem Vater, der darauf wartete weiter erzählen zu können.
„Naja auf jeden Fall sieht es so aus als ob wir ab Mitte nächster Woche damit rechnen können, dass deine Sachen abgeholt werden können.“ erklärte mein Vater.
„Ähm…wow.“ gab Meike nicht wirklich begeistert von sich.
„Stimmt was nicht?“ fragte meine Mutter, die anscheinend sofort gemerkt hatte, dass Meike etwas bedrückte.
„Muss ich beim Abholen helfen?“ fragte Meike ängstlich. Zuerst verstand ich die Frage nicht, aber dann wurde mir schlagartig klar worauf Meike anspielte. Die Sachen waren im Haus ihrer Mutter und das letzte Mal als sie es betreten hatte, war an dem Tag als ihr Vater um sich geschossen hatte. Ich konnte verstehen warum sie nicht dort hin wollte. Sie hatte Angst, dass das wieder eine ähnliche Reaktion auslösen würde.
„Keine Sorge ich kümmere mich darum, natürlich nur, wenn das für dich in Ordnung ist, wenn ich die Sachen abhole. Ich habe Helen darum gebeten Jona zu fragen ob er mir helfen kann. Du musst später nur deine Sachen in Empfang nehmen und oben ausräumen. Bevor es wirklich los geht sprechen wir nochmal drüber ob irgendwas nicht mit hier hin soll.“ antwortete mein Vater ruhig.
„Danke. Ich glaube das ist schon in Ordnung. Nicht die beste Lösung, aber besser als selbst zu fahren. Ich glaube die Möbel oben sind in Ordnung, die brauchen nicht weg. Meine alten Möbel sind…naja…eh durch.“ erklärte Meike.
„Eigentlich waren die Möbel oben nur provisorisch gedacht, aber wenn du die lieber behalten möchtest, kannst du das gerne tun.“ warf meine Mutter ein.
„Ich denke schon, dass ich die behalten will. Irgendwie sind die ein bisschen neuer als meine alten Möbel.“ gestand Meike kleinlaut. Auch wenn die Möbel nicht besonders hochwertig waren, schienen sie Meike mehr zu gefallen als ihre alten Sachen. Anscheinend verband sie weniger Erinnerungen an ihre Möbel als wir dachten oder es waren eher schlechte Erinnerung, die sie damit verband.
„Gut dann holen wir nur alles andere.“ beschloss mein Vater schließlich.
„Hmmm…ja denke das klingt gut.“ meinte Meike kleinlaut an.
„Wirkt irgendwie so als ob du da noch nicht so ganz glücklich mit bist Meike.“ warf mein Vater ein.
„Hmmm…weiß nicht…wir reden jetzt nur von den Sachen aus meinem Zimmer oder?“ fragte Meike.
„Zunächst ja. Brauchst du noch irgendwas anderes?“ entgegnete mein Vater.
„Nein die Sachen aus meinem Zimmer reichen.“ erwiderte Meike knapp.
„Gut, sollte dir noch was einfallen, dann können wir das noch klären wenn wir wissen, wann wir die Möbel wirklich holen können.“ schlug mein Vater vor.
„So und jetzt ist erst mal genug mit der Planung. Es wird Zeit fürs Essen.“ warf meine Mutter ein und reichte uns nach und nach einen Teller.
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Tatsächlich merkte man Meike an, dass ihre Anspannung etwas abgenommen hatte, selbst in Gegenwart von meinem Vater war sie nicht mehr so nervös wie vor zwei Tagen. Vor zwei Tagen war sie gefühlt noch getürmt als er mit im Raum war und hatte kaum mit uns gesprochen. Inzwischen sprach sie immerhin ein bisschen mehr, wenn auch noch nicht so viel wie zum Beispiel mit mir, aber ich merkte definitiv leichte Fortschritte. Vor allem glaubte ich, dass ihr die Ruhe, die meine Eltern ihr vermittelten, ihr ziemlich gut tat. Gerade meine Mutter hatte wohl mit ihrem ziemlich langen Gespräch mit Meike sehr viele Ängste nehmen können und für sehr viel Entspannung gesorgt und wenn Meike schon nach zwei Tagen das Gefühl hatte schon zu uns zu gehören, dann war das eigentlich ein gutes Zeichen. Bestimmt würde es bald noch ein wenig entspannter sein, spätestens dann, wenn sie wirklich innerlich angekommen war und diese furchtbaren Bilder sie irgendwann nicht mehr quälten. Ob und wann das mit den Bildern überhaupt enden würde, wusste keiner von uns, wir hofften, aber, dass es schnell funktionieren würde, auch wenn uns allen irgendwo klar war, dass das keine Entwicklung war die von heute auf morgen passieren würde. Die Therapie würde bestimmt helfen, nicht sofort, aber das wollte keiner offen ansprechen, alleine schon um Meike in der aktuellen Situation nicht weiter zu verunsichern.
Nach dem Essen passierte tatsächlich eine kleine Überraschung, denn meine Eltern kamen tatsächlich auf die Idee sich unserer Spielerunde anzuschließen. Meike schien zunächst ein wenig skeptisch zu sein, aber ließ sich schlussendlich doch von mir überzeugen, dass es bestimmt lustig werden würde. Auch wenn sie sich am Anfang gesträubt hatte, konnte ich während des Spielens beobachten, dass sie tatsächlich ziemlich viel Spaß zu haben schien, wobei sie vermutlich mehr Spaß daran hatte uns anderen unsere Strecken zu verbauen als am Spiel selbst. Hauptsache sie hatte Spaß. Ich selbst hatte meinen Spaß, auch wenn ich mich mehr als einmal lautstark aufregte, was ein Kichern bei Meike auslöste. Aus einer Runde wurden dann am Ende des Abends drei Runden, die mich und Meike dann doch ziemlich geschafft hatten. Wir hatten schon den halben Tag hochkonzentriert gegeneinander gespielt. Die drei Runden mit meinen Eltern waren natürlich nochmal um einiges länger als unsere Zweierrunden und erforderten weitaus mehr Aufmerksamkeit, was sich nach der dritten Runde durch ein lautes Gähnen bemerkbar machte.
„Ich glaube ich muss ins Bett.“ sagte ich müde.
„Hmmm…ich auch. Mir fallen gleich die Augen zu.“ stimmte Meike mir zu.
„Dann geht mal schlafen. Wir räumen das Spiel weg.“ schlug meine Mutter vor. Wir nickten müde.
„Gute Nacht ihr beiden.“ verabschiedeten sich meine Eltern von uns woraufhin wir noch ein müdes und gequältes „Gute Nacht“ erwiderten und uns dann in unsere Zimmer verkrochen.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Wieder ein sehr gutes Kapitel
5 Sterne
Super gemacht besonders der teil wo sie sich aus spaß zanken freue mich schon auf den nächsten Teil
ICh wiederhole mich auch dieser Teil ist wieder klasse geworden
Ich vermute nicht, das Maike in nächster Zeit aus Kathi’s Bett raus halten wird. Fänd ich aber gut das die Girli’s sich gegenseitig stärken. Und das mit dem Nuckel lässt Maike auch nicht wirklich los! Mal seh’n was noch alles kommt.
Die Vermutung ist tatsächlich nicht richtig, auch wenn ich dich damit vielleicht enttäusche.
Zum Schnuller…abwarten :-).
Du hast Kathis hintergründige Angst, Meike könnte aus Neugier auf die Schnuller Kathis Windelvorrat gefunden haben, ganz toll angedeutet.
ich bin ja nur gespannt, wie lange Kathi noch durchhält, ohne die Nerven zu verlieren.
Ich habe in den letzten Kapiteln einige Andeutungen gemacht :-).
Wer aufmerksam war, der weiß ob und was Meike noch gefunden haben könnte.