Kleine Maus mit großen Herz (33)
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Kapitel 33: Zurück in die Schule
Tatsächlich wirkte Meike am nächsten Morgen erstaunlich fit, aber das könnte auch nur der äußere Anschein sein. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie innerlich alles andere als fit war. Sie hatte das alles als Achterbahn beschrieben, hoffentlich würde die Fahrt heute nicht so wild werden. Nachdem wir beide fertig waren, hieß es ein erstes Mal gemeinsam von zu Hause zur Schule gehen. Heute war es vergleichsweise angenehm draußen zumindest im Vergleich zu gestern.
„Ich hab übrigens total vergessen dir was zu sagen.“ merkte ich plötzlich an.
„So was denn?“ fragte Meike verwundert.
„Ich hab dir doch mal von meiner besten Freundin Jen erzählt.“ fing ich an.
„Die in die du…du weißt schon.“ unterbrach Meike mich.
„Genau die.“ bestätigte ich.
„Was ist mit ihr?“ bohrte Meike nach.
„Sie kommt uns am Samstag besuchen.“ antwortete ich.
„Uns?“ fragte Meike verwirrt.
„Naja eigentlich mich, aber ich musste sie ja vorwarnen, dass du auch bei uns rum springst. Sie würde dich zumindest gerne kennen lernen. Wenn du willst, kannst du dich bestimmt auch zu uns gesellen.“ erklärte ich.
„Mal schauen wie die beiden Schultage verlaufen, dann kann ich dir da mehr zu sagen. Ich bin noch nicht ganz so davon überzeugt, dass ich dazu bereit bin, aber ich versuche es.“ gab Meike zurück.
„Das ist die richtige Einstellung. Du weißt ja im Notfall ab nach Hause mit dir.“ versuchte ich Meike ein wenig aufzuheitern.
Meike antwortete darauf nichts mehr und wir setzten den restlichen Weg zur Schule schweigend fort. Glücklicherweise trafen wir unterwegs niemanden den wir kannten, so hatte Meike zumindest einen Moment Ruhe vor lästigen Fragen. Zu Meikes Glück hatten wir sogar die ersten vier Stunden zusammen Unterricht. Gut zwei Stunden davon waren Kunst, das war sowieso entspannt, möglicherweise verschaffte das Meike ein wenig Ablenkung um auch noch die letzten beiden Stunden durchzuhalten. Wenn sie den Tag heute schaffen würde, dann wäre der Tag morgen vermutlich ein weitaus kleines Übel, zumindest konnte ich mir das gut vorstellen. Wir kamen ein wenig vor dem Beginn des Unterrichts an, machten uns aber schon auf dem Weg in unser Klassenzimmer und warteten dort auf den Beginn des Unterrichts. Ich merkte, dass Meike mit ihren Fingern durch ihr Haar strich. Sie war wohl nervös.
„Alles wird gut. Die ersten vier Stunden bin ich mit dabei. Die Lehrer werden wissen was passiert ist und ein wenig gnädiger mit dir sein.“ flüsterte ich ihr zu. Meike nickte unsicher. Der Raum füllte sich immer mehr. Gelegentlich warf jemand mal einen Blick auf Meike, aber wohl eher einen Blick, der sagte auch wieder da oder wie. Schlussendlich kam als letzter unser Lehrer und der Unterricht fing an. Ich schaute noch mal zu Meike, die inzwischen recht angespannt neben mir saß. Ich hoffte sie würde den Unterricht überstehen.
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„Du kannst stolz auf dich sein.“ begrüßte ich Meike, nachdem die letzte Stunde vorbei war.
„Bin ich auch ein bisschen. Hätte ich heute morgen echt nicht gedacht, dass ich den kompletten Tag durch halte. Es war zwar ganz schön anstrengend und wirklich konzentrieren war nicht drin, aber es ist ein kleiner Lichtblick, dass ich immerhin die Kraft habe um den ganzen Schultag zu überstehen.“ entgegnete Meike freudestrahlend.
„Ja definitiv ein Lichtblick. Morgen ist schon Freitag, du hast sogar eine extrem kurze Woche. Morgen schaffst du das vermutlich noch was besser.“ ermutigte ich sie.
„Mal sehen. Kann sein, dass es mir morgen weitaus beschissener geht als heute. Das kommt manchmal so plötzlich, dass man es nicht abschätzen kann. Heute war vermutlich einer der besseren Tage.“ erklärte Meike.
„Dann hoffen wir einfach, dass es morgen ein noch besserer Tag wird. Ich finde jetzt gehen wir erst mal nach Hause.“ schlug ich vor.
„Definitiv. Ich darf mich dann heute mal wieder mit Hausaufgaben rum schlagen.“ gab Meike zurück und wir machten uns auf den Weg nach Hause. Wir hatten schon die Hälfte des Weges hinter uns gebracht, als wir von der Seite angesprochen wurden.
„Hallo ihr beiden.“ begrüßte Sandra uns, die gerade aus einer Seitenstraße kam.
„Hi Sandra.“ begrüßte ich sie.
„Hi.“ kam von Meike.
„Meike nehme ich an?“ fragte sie an Meike gerichtet. Meike nickte. „Schön dich auch mal kennen zu lernen. Ich bin Sandra. Ich nehme an Kathi hat schon erzählt, dass ich euch in Mathe unter die Arme greife oder?“ fragte Sandra weiter.
„Hat sie tatsächlich. Das wird nicht einfach. Ich bin ein Totalausfall in Sachen Mathe.“ meinte Meike unsicher. Hier kam wieder ihre schüchterne Art ans Tageslicht.
„Ach das kriegen wir schon hin. Ich hab schon den ein oder anderen Totalausfall zu vernünftigen Ergebnissen gebracht.“ meinte Sandra lachend.
„Ich bin echt mal gespannt. Bist du auch auf dem Weg nach Hause?“ fragte ich sie.
„Jo ich war gerade noch kurz bei Svenja, hatte da was vergessen.“ erklärte Sandra.
„Svenja? Der Name sagt mir irgendwas.“ meinte Meike.
„Wenn ich das richtig im Kopf habe, dann hat sie dir ihre Sachen geliehen als Rob dich mit Lasagne dekoriert hat.“ klärte Sandra Meike auf.
„Stimmt da war was. Ich muss ihr die Sachen noch zurück geben und meine Sachen habe ich auch noch nicht zurück.“ murmelte Meike fast unverständlich vor sich hin.
„Hat Svenja auch schon gesagt, dass sie ihre Sachen irgendwann mal zurück braucht, aber ich glaube bis nächste Woche oder so reicht das auch noch.“ meinte Sandra.
„Ich muss die Sachen erst mal raus suchen. Alles noch ein wenig chaotisch.“ meinte Meike.
„Kann ich mir vorstellen.“ gab Sandra zurück.
„Ernsthaft?“ fragte Meike verwundert.
„Naja ich wohne ein paar Häuser von euch entfernt, glaubst du nicht, dass ich bemerkt habe, dass bei euch die Hölle los war? Blaulicht und dergleichen…da fragt man halt nach.“ erklärte Sandra.
„Oh…das heißt…“ fing Meike an.
„Ja Sandra weiß, dass du bei mir eingezogen bist. Früher oder später hätte sie es sowieso herausgefunden. Deshalb hab ich es ihr gesagt.“ unterbrach ich Meike.
„Spart mir zumindest großartige Erklärungen.“ bedankte sich Meike. Wenigstens war sie nicht sauer, dass ich Sandra informiert hatte, aber Sandra hatte das auch geschickt genug formuliert, dass ich mich darauf beschränken konnte, dass Sandra wusste, dass Meike eingezogen war und nicht das Sandra auch noch den Grund wusste. Vermutlich war der Grund sowieso ein offenes Geheimnis, wer Zeitung lesen konnte oder Nachricht schaute, der hatte das vermutlich mitbekommen und konnte mit ein bisschen Überlegung darauf kommen was genau passiert war. Das war zwar kein Grund es jedem unter die Nase zu reiben, aber gerade bei Sandra machte es auf kurz oder lang keinen Sinn das Thema nicht anzusprechen, denn sie würde das am ehesten herausfinden.
„Also ich würde dann jetzt weiterziehen. Kommt ihr mit?“ fragte Sandra. Meike und ich schauten und kurz an und folgten dann Sandra. Meike war zwar auf dem Weg nicht sehr viel gesprächiger als zuvor, aber immerhin meldete sie sich ein paar Mal zu Wort. Wenig später kamen wir auch schon zu Hause an und verabschiedeten uns von Sandra und betraten das Haus.
„Ich hoffe ich hab nichts falsch gemacht?“ fragte ich unsicher, nachdem ich die Türe hinter mir geschlossen hatte.
„Passt schon. Ich nehme an du hast Sandra auch den Grund für meinen Einzug genannt?“ fragte Meike.
„Ja habe ich.“ gestand ich.
„Naja immerhin hat sie das Thema geschickt umschifft. Ich finde sie gar nicht mal so unsympathisch muss ich sagen. Ich glaube du hast eine gute Wahl für die Nachhilfe getroffen.“ entgegnete Meike.
„Freut mich zu hören.“ gab ich erleichtert zurück.
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Meine Mutter musste Meike natürlich auch für ihr heutiges Durchhaltevermögen ausgiebig loben. Es war Meike sichtlich peinlich, denn sie lief extrem rot an, freute sich aber gleichzeitig auch tierisch, dass sie den Tag doch besser überstanden hatte als sie gedacht hatte. Nach dem Essen hieß es für uns beide Hausaufgaben machen. Wir nutzten dafür tatsächlich den Esstisch im Wohnzimmer, dort hatten wir beide Platz und störten meine Mutter nicht. Es war eine gelungene Abwechslung mit Meike zusammen bei den Hausaufgaben zu sitzen. Die letzten Tage waren einfach ätzend gewesen, weil ich mich da alleine durchgekämpft hatte obwohl Meike da gewesen war. Klar ich hatte Verständnis dafür, dass sie sich nicht damit rum schlagen wollte, ich merkte auch, dass es jetzt eher mäßig funktionierte, denn Meike hinkte zeitlich hinterher. Immerhin versuchte sie einen Kopf an die Aufgaben zu bekommen, aber schlussendlich gab sie es nach gut zwei Dritteln dann doch auf.
„Ich hab genug.“ gab sie erschöpft von sich.
„Sieht man dir an, du siehst ziemlich fertig aus.“ merkte ich an.
„Ich habe vergessen wie viel das sein kann. Also das muss ich nächste Woche definitiv irgendwie anders einplanen.“ entgegnete Meike.
„Nächste Woche? Morgen ist doch auch noch Schule.“ warf ich ein.
„Klar, ich hatte nicht vor zu Hause zu bleiben falls du deswegen Sorgen hattest, aber ich hatte die Aufgaben für Morgen dann irgendwie eher am Sonntag eingeplant. Vielleicht Samstag bevor Jen kommt, aber definitiv nicht morgen.“ erklärte Meike.
„Ah verstehe. Ich dachte schon du bleibst morgen zu Hause.“ meinte ich.
„Sieht aktuell nicht so aus, sicher kann ich das natürlich erst morgen sagen. Außerdem gibt es bestimmt wieder ein ganz tolles Lob wenn ich das morgen komplett durchstehe.“ erwiderte Meike.
„Ja so ein bisschen gelobt werden kann manchmal echt Wunder wirken.“ merkte ich an.
„Mehr als du glaubst. Auch wenn deine Mutter ein bisschen übertrieben hat, ging das runter wie Öl.“ bestätigte Meike.
„Vielleicht tut sie dir morgen nochmal den Gefallen. Du brauchst sie nur zu fragen.“ neckte ich Meike.
„Ja ne ist klar. Ich finde wir sollten jetzt was essen und dann will ich noch ein bisschen was Netflix schauen. Morgen wird hart. Mathe lässt grüßen.“ konterte Meike. Oh ne stimmt morgen hatten wir Mathe. Da drehte sich mir schon fast der Magen um. Jetzt hatte ich noch weniger Lust auf morgen als vorher. Ich fing an meine Sachen in meine Tasche zu packen, Meike tat es mir gleich. Ich erklärte mich bereit unsere beiden Taschen nach oben zu bringen. Meike wollte sich noch einen Tee vor dem Abendessen kochen. Meine Eltern waren schon in der Küche und warteten. Ich eilte nach oben und brachte zuerst meine Tasche und dann Meikes Tasche in unsere Zimmer, dann eilte ich wieder nach unten in die Küche um die anderen nicht unnötig warten zu lassen.
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Da ich mein Tablet zurück hatte, konnte ich jetzt auch wieder Malen-nach-Zahlen spielen. Ich malte zur Entspannung noch ein wenig als mein Handy aufleuchtete. Eine Nachricht von Sandra.
Hey…ähm…doofe Frage. Soll ich euch morgen früh abholen?
Hi, kannste machen. Was ist denn mit Sarah und Jona?
Ach weißt du ich fand das heute Mittag recht angenehm mit euch beiden und wir sehen uns demnächst eh öfter, also können wir ja auch schon mal vorher ein paar Worte wechseln oder?
Durchaus. Ich wundere mich nur ein bisschen über den Vorschlag.
Ich bin halt ein netter Mensch, auch wenn manche mir das mit Büchern danken 😛
-.-
Sorry.
Schon ok. Nach deinem Ausgleichskaffee hört das mit den Büchern aber auf verstanden?
Hmmm…na gut.
Sehr schön. Hmmm…was hältst du von dem Sonntag nach der ersten Nachhilfestunde? Dann weiß ich wenigstens ob ich dich noch leiden kann 😛
Hey, ich bin voll nett…was denkst du von mir? Dass ich dich mit einem Mathebuch bewerfe, wenn du doofe Antworten gibst?
Hehe…ok der Konter war gut, den gönne ich dir ausnahmsweise mal.
Danke. Ich muss das ja noch ein bisschen ausnutzen, wenn ich das bald nicht mehr verwenden kann.
Hast ja noch ein bisschen Zeit dafür.
Hmmm…ja stimmt. Gut Deal, aber Kaffee heißt ab ins Cafe auf deine Kosten 😛
Na gut. So ich werde jetzt schlafen. Wir sehen uns morgen.
Dann gute Nacht.
Am nächsten Morgen wartete Sandra wie versprochen vor der Türe auf uns. Meike war zwar ein wenig verwundert, aber störte sich nicht weiter an ihr. Wir machten uns gemeinsam auf den Weg und unterhielten uns über alles mögliche. Sogar Meike brachte sich ein, was mich nach gestern ein wenig erstaunte. Blöderweise wurde unsere doch recht interessante Diskussion unterbrochen, weil wir die Schule erreichten, ich glaubte selbst Meike ärgerte sich darüber. Der Schultag war wieder langweilig bis zum geht nicht mehr. Ich hatte kaum Stunden mit Meike außer Mathe und das hatten wir direkt nach der Pause. Die ersten drei Stunden hatte sie vergleichsweise gut überstanden, zumindest wirkte sie so. Ich hoffte, dass es nach Mathe noch genauso war. Mit einem höchst mulmigen Gefühl ging ich zum Unterricht. Erstaunlicherweise war unser Mathelehrer recht umgänglich. Er nahm Meike zwar dran ohne, dass sie sich meldete, aber selbst ich merkte, dass es Fragen waren, die ohne Probleme zu beantworten waren, insoweit war er also sehr gnädig. Die letzten beiden Stunden schlug ich mich noch ohne Meike irgendwie durch und wartete am Rand des Schulhofs nach der letzten Stunde auf Meike. Sie ließ sich so viel Zeit, dass ich fast schon dachte sie wäre früher nach Hause verschwunden.
„Hast dir aber echt Zeit gelassen.“ beschwerte ich mich.
„Sorry ich wurde aufgehalten.“ entschuldigte sich Meike.
„Ist was passiert?“ fragte ich besorgt.
„Ne alles gut unser Stufenleiter ist mir nur über den Weg gelaufen und war erstaunt, dass ich wieder in der Schule bin. Hat wohl damit gerechnet, dass ich länger ausfalle. Hat natürlich gefragt wie es mir geht und wie es jetzt weiter geht. Anscheinend ist an ihm vorbei gegangen, dass ich bei euch wohne.“ erklärte Meike.
„Soll vorkommen. Lass uns nach Hause verschwinden. Wir haben jetzt erst mal Wochenende.“ merkte ich an.
„Klar guter Plan.“ gab Meike zurück und wir machten uns auf den Weg nach Hause.
„Sag mal, bist du eigentlich nervös wegen morgen?“ fragte Meike plötzlich.
„Wegen Jens Besuch? Puh keine Ahnung. Wenn ich nicht der Meinung wäre, dass ich das ertragen könnte, dann hätte ich ihrem Besuch nicht zugestimmt.“ erklärte ich.
„Also wenn ich zwei Schultage in Folge schaffe, dann schaffst du den Besuch deiner besten Freundin.“ scherzte Meike. Der Vergleich hinkte zwar gewaltig, aber ich wusste worauf Meike hinaus wollte. Ich konnte schon unsere Einfahrt sehen und erkannte, dass mehrere Autos vor unserer Türe standen. Ich wusste nichts von Besuch, das war meiner Meinung nach ein schlechtes Zeichen.
„Hmmm haben wir Besuch?“ fragte Meike verwundert.
„Möglich.“ gab ich skeptisch zurück.
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Wir kamen gar nicht dazu richtig zu Hause anzukommen, denn als Meike die Türe öffnete, wartete schon meine Mutter im Flur.
„Hallo ihr beiden. Kommt mal bitte in die Küche. Die Taschen könnt ihr auf die Treppe stellen.“ wies sie uns an. Meike und ich schauten und beide ratlos an und schauten dann zu meiner Mutter.
„Keine Sorge es ist nichts schlimmes passiert. Ihr erfahrt alles gleich.“ meinte meine Mutter und verschwand in der Küche. Mit einem seltsamen Gefühl folgte ich ihr mit Meike im Schlepptau. Tatsächlich wurden wir gleich von vier Augenpaaren angeschaut als wir die Küche betraten. Meine Eltern, Frau Meier vom Jugendamt und meine Tante saßen zusammen am Tisch. Irgendwie wirkte das nicht nach nichts schlimmen passiert.
„Hallo zusammen.“ begrüßte uns Frau Meier.
„Ähm…hallo.“ entgegnete ich unsicher. Meike schloss sich mir an.
„Also Meike Frau Meier kennst du ja schon. Die nette Frau neben mir ist meine Schwester. Sie ist Anwältin. Wir haben sie einfach mit dazu geholt zur Beratung.“ stellte meine Mutter meine Tante vor.
„Hallo Meike.“ begrüßte Helen sie.
„Ähm…hallo. Warum sind denn alle hier?“ fragte Meike unsicher. Die vier schauten sich einmal kurz an und waren dann anscheinend der Meinung, dass Frau Meier das ganze auflösen sollte.
„Ein kleiner Besuch um zu schauen ob alles in Ordnung ist. Aber ich habe auch noch andere Neuigkeiten dabei. Leider nicht nur schöne, aber wir fangen einfach mal ganz entspannt an.“ fing Frau Meier an.
„Ich muss weg?“ fragte Meike erschüttert. Natürlich dachte sie, dass das schlimmste gleich bedeuten musste, dass sie weg müsste.
„Nein, außer du möchtest unbedingt weg. Ich habe tatsächlich niemanden aus deiner Familie gefunden, der noch am Leben ist, außer irgendwelche ganz entfernten Verwandten im Altersheim und das ist keine Option. Also steht es für mich nicht zur Debatte dich hier weg zu holen. Wie ich gehört habe, hat das bislang auch recht gut funktioniert.“ erklärte Frau Meier.
„Wir haben da noch die ein oder andere Baustelle, ich habe das ja vorhin schon angesprochen, aber ansonsten funktioniert es wirklich gut. Oder siehst du das anders Meike?“ schaltete sich meine Mutter ein.
„Ähm…nein…es läuft wirklich gut.“ gab Meike unsicher von sich.
„Also haben wir das doch schon fast geregelt.“ meinte Frau Meier.
„Fast?“ fragte Meike verwundert.
„Das fast wundert mich jetzt auch. Meike kann doch hier bleiben also ist das doch eigentlich geklärt.“ warf ich ein.
„Ich glaube das erkläre ich am besten mal schnell. Was Frau Meier sagen will ist eigentlich erst mal, dass von Seite des Amtes alles geklärt ist damit Meike hier dauerhaft als Pflegekind bleiben kann.“ fing meine Tante an zu erklären.
„Ja aber das war doch schon vorher so.“ erwiderte ich.
„Ja das stimmt wohl, aber das war halt eine schnell gefundene Übergangslösung. Behörden sind nie Freunde von Übergangslösungen, was ich durchaus verstehen kann. Ich habe auch lieber alles wirklich sicher geregelt als irgendwo eine temporäre Lösung zu haben, bei der ich nicht weiß was daraus werden kann. Also das temporäre fällt jetzt auf jeden Fall weg und Meike kann hier bleiben, außer sie entschließt sich jetzt spontan noch dagegen.“ fuhr meine Tante fort. Natürlich schauten alle in dem Moment auf Meike, die energisch den Kopf schüttelte.
„Sieht nicht so aus. Ich glaube ich mache jetzt einfach mal weiter oder?“ fragte Helen in die Runde und Frau Meier nickte. Es wunderte mich irgendwie, dass meine Tante und Frau Meier sich anscheinend nicht stritten. Ich hatte das immer so verstanden, dass Anwälte dafür bezahlt werden, dass sie sich mit anderen streiten.
„Also wir haben natürlich auch noch über andere Dinge gesprochen. Ich glaube nachdem jetzt schon mal geklärt ist, dass Meike hier bleibt, müssen wir noch zwei nicht so schöne Themen ansprechen und dann haben wir noch was schönes. Also wir haben da noch zwei Baustellen…das sind das Erbe und die Beerdigungen.“ erklärte meine Tante.
„Erbe und Beerdigungen?“ fragte Meike leise und wurde kreidebleich.
„Ja leider. Das muss auch alles geklärt werden. Frau Meier war so nett und hat sich im Auftrag des Jugendamtes schon darum gekümmert und geschaut ob es überhaupt etwas zu erben gibt. Es ist nicht viel, aber so wie es aussieht reicht es immerhin zur Deckung der Bestattungskosten und aller anderen Kosten, die es noch gibt. Ich weiß das ist alles nach diesen furchtbaren Ereignissen bestimmt das letzte an das man denkt, aber leider können wir das nicht ewig aufschieben. Wenn du das Erbe nämlich nicht antreten möchtest, dann musst du das in einer bestimmten Zeit nach dem Tod der Personen, die du beerbst mitteilen. Das ist besonders wichtig, wenn man nur Schulden erbt. Wenn man das nicht macht, dann darfst du sonst nachher die Schulden zahlen.“ erklärte meine Tante weiter.
„Hmmm…nicht wirklich toll darüber zu reden oder nachzudenken, aber muss wohl sein.“ warf Meike ein.
„Wir würden nicht darüber reden, wenn es nicht wichtig wäre. Wir können es leider nicht ewig vor uns herschieben und wir sind uns hier in der Runde einig darüber geworden, dass du das für dich entscheiden solltest ob du das Erbe annimmst oder nicht. Selbst wenn du das Erbe nicht annimmst, kann es unter Umständen auch dazu kommen, dass du trotzdem die Beerdigung zahlen musst.“ warf meine Mutter ein.
„Ja das kann unter Umständen passieren. Wir sind deshalb der Meinung es ist sinnvoll das Erbe anzunehmen und damit die Beerdigung zu zahlen.“ entgegnete Helen.
„Ich kann doch keine Beerdigung planen.“ meldete sich Meike schon fast verzweifelt zu Wort.
„Brauchst du auch nicht. Wir kümmern uns darum. Du musst auch nicht zu irgendeiner Beerdigung wenn du das nicht willst. Das können wir aber auch noch klären, wenn du dich von dem Gespräch ein bisschen erholt hast.“ schaltete sich meine Mutter sofort ein.
„War das jetzt die beiden unschönen Dinge?“ fragte ich. Ich merkte, dass es Meike nicht so wirklich gut mit allem ging.
„Ja das schlimmste ist durch. Da gibt es nur noch eine Sache. Wir haben hier die Anträge für die Adoption. Die müssen nur noch von Meike unterschrieben werden.“ antwortete meine Tante. Ich schaute kurz zu Meike. Ich konnte tatsächlich ein Strahlen in ihren Augen sehen.
„Wie lange dauert das dann bis das durch ist?“ fragte Meike nervös.
„Schwierig zu sagen. Es kann mal einen Monat oder auch mal zwei Monate dauern. Ich nehme aber mal an, dass das erst nächstes Jahr über die Bühne laufen wird. Das örtliche Amtsgericht ist gerade ziemlich überlastet.“ erklärte Frau Meier.
„Ich dachte das würde schneller gehen.“ gab Meike geknickt von sich.
„Wir können das leider nicht beschleunigen.“ versuchte Frau Meier sie aufzumuntern.
„Ich denke ihr braucht mich nicht mehr oder?“ meinte meine Tante plötzlich.
„Nein ich glaube nicht. Danke, dass du vorbei gekommen bist.“ entgegnete meine Mutter. Meine Tante stand auf.
„Dann habt noch einen schönen Tag und ein schönes Wochenende.“ verabschiedete sich meine Tante und verließ die Küche. Einen Moment später hörte ich die Haustüre ins Schloss fallen.
„Die war jetzt aber schnell weg.“ kommentierte ich den sehr spontanen Abgang.
„Sie hatte noch einen wichtigen Termin, deshalb war sie jetzt so plötzlich weg.“ meinte meine Mutter. „So Meike am besten setzt du dich mal und schaust mal durch die ganzen Papiere.“ setzte sie nach. Meike setzte sich ein wenig wie bestellt und nicht abgeholt neben Frau Meier. Meike begann sich durch den Stapel an Papieren zu kämpfen. Irgendwann war sie bei der letzten Seite angelangt und atmete erleichter auf.
„So fertig.“ entgegnete Frau Meier freundlich.
„Puh…ganz schön viel Papierkram.“ gab Meike zurück.
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Frau Meier verließ uns auch kurz darauf. Eigentlich war das ein Grund zu feiern, aber meine Eltern wollten erst feiern, wenn die Adoption ganz offiziell durch war, auch wenn das jetzt schon ein Schritt in die richtige Richtung war. Meike schien erleichtert zu sein, dass sie nicht weg musste. Uns ging es nicht anders. Wir saßen noch eine Weile in der Küche und Meike gönnte sich zur Beruhigung einen Tee. Schlussendlich bestellten wir uns dann doch nochmal eine Pizza, auch wenn wir eigentlich nicht feiern wollten, hatten meine Eltern heute keine Lust zu kochen. Nach der Pizza zogen sich sowohl Meike wie auch ich in unsere Zimmer zurück. Ich ging früh schlafen um für morgen fit zu sein. Gähnend und übernächtigt wollte ich nicht vor Jen sitzen.
Das frühe Schlafengehen endete dann damit, dass ich um 8:00 wach war. Eigentlich viel zu früh für einen Samstag. Jetzt hieß es warten bis Jen da war. Ich ging direkt nach dem Aufstehen unter die Dusche und machte mir danach einen Kaffee. Gegen 11:00 kam Meike mit müden Augen in die Küche und machte sich einen Tee. Wirklich wach war sie noch nicht. Sie redete auch nicht viel, was das Warten nicht einfacher machte. Eine Stunde später war sie wenigstens ein wenig wacher, machte sich dann aber auf den Weg unter die Dusche. Es war 13:45 als Meike schlussendlich wieder zu mir stieß. Ich hatte in der Zwischenzeit eine neue Kanne Kaffee angesetzt.
„Du warst jetzt aber nicht die ganze Zeit unter der Dusche oder?“ fragte ich verwundert.
„Ne ich hab noch was auf Youtube geschaut.“ antwortete Meike.
„Ich dachte schon.“ meinte ich. Ich schaute nochmal auf die Uhr es konnte jeden Moment so weit sein und Jen könnte hier aufschlagen. Das Klingeln der Haustüre erlöste mich von meinem Warten und ich eilte zur Türe. Ich riss die Türe auf. Vor der Türe stand tatsächlich Jen. Ich konnte nicht anders und musste ihr um den Hals fallen.
„Hi, ich freue mich.“ begrüßte ich sie.
„Hi, ist viel zu lange her.“ entgegnete Jen. Ich löste mich von ihr.
„Definitiv. Komm rein.“ bat ich sie und trat beiseite.
„Danke. Wohin?“ fragte Jen während sie eintrat.
„Erste Türe rechts.“ antwortete ich während ich die Türe hinter Jen schloss.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Ist wieder eine schöne, weitere Folge aus dem Leben der Teenies. Schön auch wie sich alles fügt! Die Absätze find ich beruhigend beim lesen, mekt man garnicht wie schnell man am Ende des Kapittels angekommen ist. Ich vermisse lediglich die Windeln in dieser Geschichte. In den anderen Teilen hast Du Sie immer mal erwähnt! Seit einiger Zeit fehlen die Erwähnungen mir. Freu mich dennoch auf den nächsten Absatz.
Keine Sorge, nur noch eine windelose Woche, dann kommen sie wieder vor. Man mag es kaum glauben, aber die letzten Kapitel waren ja gerade mal zwei Wochen in der Geschichte und in denen ist verdammt viel passiert. Da lag der Fokus verständlicherweise auch ein wenig mehr auf Meike und weniger auf Kathi. Klar Meike spielt auch weiterhin eine wichtige Rolle, aber die beiden werden dann doch nicht auf Dauer so viel zusammen hängen wie bisher. Außerdem gibt es ja noch ein paar andere Charaktere, die noch einen Auftritt brauchen könnten.
Ich kann es kaum erwarten bis der nächste Teil kommt
Wieder mal ein super Kapitel. Es wäre schön wenn Meike von Kathi Heimlichkeit erfahren würde.
so ist sie aber wirklich super.
Vielleicht weiß Meike ja auch schon mehr als sie bislang gesagt hat.
Hat sie vielleicht Kathis Kasten durchstöbert? Woher sollte sie es sonst wissen?
Wenn du ein wenig zwischen den Zeilen gelesen hast, dann weißt du mehr :-).
Ein Nuki bleibt selten allein…
Das war das offensichtliche. Es gibt noch ein paar mehr Hinweise, die einiges verraten…ich will natürlich nicht die anderen spoilern. Wenn du mehr wissen möchtest, dann kontaktiere mich am besten über Discord, dann kann ich dir gerne mehr erzählen.
welcher Benutzername?
Okay, war ich mit dem Nuki tatsächlich näher dran als gedacht, hatte nur den Body nicht am Plan
Ich würde mich freuen wen aus der liebes Geschichte wieder eine Windelgeschichte wird und Meike die Windeln findet
Es kann nicht immer nur um Windeln gehen. Natürlich spielen die bei mir immer eine Rolle, aber halt eher im Hintergrund. Dafür hast du halt tiefgründigere Themen, die im Vordergrund sind.