Kleine Maus mit großen Herz (50)
Windelgeschichten.org präsentiert: Kleine Maus mit großen Herz (50)
So ausnahmsweise Mal mit einem kleinen Vorwort:
Ich wünsche auf diesem Wege allen ein paar entspannte und schöne Festtage. Seltsamerweise passt der Teil der Geschichte gut zu den anstehenden Festtagen, denn auch für Kathi ist Weihnachten. Das war nicht geplant, sondern tatsächlich Zufall.
So jetzt hab ich euch aber lange genug gequält, viel Spaß beim Lesen.
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Kapitel 50: Verhinderte Bescherung
Ich merkte wie sich etwas in meinem Bett bewegte und schreckte hoch.
„Hab ich dich erschreckt?“ hörte ich Meike fragen, die sich anscheinend zu mir ins Bett gelegt hatte. Nach dem ersten Schreck schaute ich sie verwundert an.
„Hast du.“ antwortete ich kurz.
„Sorry war keine Absicht.“ entschuldigte sie sich.
„Wieder schlecht geschlafen oder warum habe ich das Vergnügen dich neben mir liegen zu haben?“ fragte ich verwirrt.
„Schau doch mal auf den Handy.“ forderte Meike mich auf. Ich griff etwas schwerfällig über sie und fischte mein Hand vom Nachttisch. Nachrichten hatte ich keine, ich wusste also nicht was Meike mir damit für einen Hinweis geben wollte.
„Ich komm nicht drauf.“ meinte ich ratlos. Meike rutschte ans Fußende des Bettes und setzte sich auf, behielt aber einen Teil meiner Decke über ihren Beinen.
„Naja ist doch ganz einfach Schlafmütze, es ist Weihnachten.“ grinste sie mich breit an. Ich schaute nochmal auf mein Handy. Tatsache es war der 24.12. das wollte Meike mir sagen, anscheinend war ich wegen der Sache mit Sandra irgendwie immer noch ein wenig neben der Spur.
„Oh hab ich irgendwie total verplant. Die letzten Tage hab ich so viel geschlafen und nachgedacht, dass mir das fast durchgegangen ist. Bist du nur deswegen hier?“ fragte ich immer noch etwas verwirrt. Es ergab noch keinen Sinn.
„Also eigentlich wollte ich dich einfach als erste heute sehen und dir gleich nach dem Aufwachen dein Geschenk überreichen. Ich habe mir extra einen Wecker gestellt und Rob vorzeitig vor die Türe gesetzt.“ fing Meike an zu erklären.
„Ähm…Stopp du hast Rob vorzeitig vor die Türe gesetzt?“ fragte ich nachdenklich.
„Ja er war über Nacht da. Diese Sache mit Sandra macht dich echt mürbe. Du solltest dir langsam echt mal überlegen in die Offensive zu gehen. Wenn du jetzt schon nicht mal mehr mitbekommst, wenn ich Besuch habe.“ erklärte Meike.
„Du hast du nicht etwa…“ wollte ich fragen, aber wurde von Meike unterbrochen.
„Nein…also zumindest nicht das was du denkst.“ antwortete Meike. Ich atmete ein wenig erleichtert auf, keine Ahnung warum, vermutlich weil die beiden noch nicht so lange zusammen waren.
„Und was habt ihr dann bitte getrieben?“ fragte ich neugierig.
„Ich erzähle es dir.“ meinte Meike.
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Ich öffnete die Haustüre und schlich mit meinem Besucher in den Hausflur.
„Boah ist das draußen biestig.“ meinte ich durchfroren.
„Ich hab dich mehrmals gefragt ob es nicht zu kalt ist.“ warf Rob ein. Ich schaute ihn kurz an. Eigentlich wollte ich ihn böse anschauen, aber ich konnte es einfach nicht.
„Hast ja recht. Zieh deine Schuhe aus und stell sie neben die Türe. Ich will das gerade mit meinen…“ ich stockte und schaute mich um.
„Stimmt was nicht?“ fragte Rob verwundert, weil ich mitten im Satz abgebrochen hatte.
„Komm einfach mit. Ich erkläre dir das gleich in Ruhe.“ forderte ich ihn auf, griff sein Handgelenk und schleifte ihn hinter mir her ins Wohnzimmer, wo ich meine Eltern vermutete. Ich schob vorsichtig die Türe auf und schaute hinein.
„Meike. Du bist aber früh zurück. Wir haben eigentlich erst später mit dir gerechnet.“ meinte meine Mutter.
„Wurde zu kalt. Ähm…ich bin übrigens nicht alleine.“ sagte, schritt komplett ins Wohnzimmer und zog Rob hinter mir her.
„Ähm…Abend oder so zusammen.“ begrüßte er meine Eltern leicht erstaunt.
„Achja ich erinnere mich der junge Mann mit den Blumen.“ meinte meine Mutter grinsend.
„Der bin ich. Ich bin Robert oder kurz Rob.“ stellte er sich vor.
„Sehr erfreut. Und was eure Pläne für heute Abend?“ fragte mein Vater skeptisch.
„Mal schauen. Wir gehen jetzt auf jeden Fall nach oben. Mal schauen was wir noch machen. Möglicherweise bleibt Rob was länger oder über Nacht, wenn es euch nicht stört.“ erklärte ich unsicher.
„Sollte kein Problem sein. Seid etwas leiser oben. Kathi ging es nicht so gut, sie hat sich schon hingelegt.“ antwortete meine Mutter entspannt. Ich atmete erleichtert auf und verließ mit Rob nach ein paar üblichen Verabschiedungssätzen das Wohnzimmer. Wir verfrachteten noch unsere Jacken im Flur und machten uns leise auf den Weg nach oben.
Nachdem Rob in meinem Zimmer war schloss ich die Türe hinter ihm ab.
„So dann mal willkommen in meinem kleinen Reich.“ meinte ich.
„Schick. Gefällt mir.“ gab Rob zurück und schaute sich ein wenig in meinem Zimmer um. Er betrachtete die Fotos, die ich aufgehangen hatte und blieb besonders lange vor dem von mir und Kathi stehen.
„Das hier ist schön. Du siehst darauf echt ziemlich glücklich aus.“ meinte Rob. Ich stellte mich neben ihn, schlang den Arm um seine Brust und zog mich an ihn heran.
„Naja wirklich glücklich war ich da nicht, aber das Foto ist trotzdem toll. Das war meine erste Deko hier. Kathi hat das gleiche Foto bei sich hängen.“ meinte ich deprimiert. Rob legte seinen Arm um meine Schulter.
„Ich habe das ja nur am Rande mitbekommen. Das ist echt schlimm was dir passiert ist.“ gab Rob traurig zurück.
„Es wird besser, aber es wird noch eine Weile dauern bis ich wirklich darüber sprechen kann und will.“ erklärte ich.
„Absolut verständlich. Du wirkst auf jeden Fall schon weitaus glücklicher als vor ein paar Wochen bei unserem ersten Treffen.“ meinte Rob. Ich löste mich aus der Umarmung und setzte mich auf mein Bett.
„Danke, das höre ich gerne, dann bringt die Therapie wenigstens was.“ bedankte ich mich leise und wurde rot.
„Du musst jetzt nicht rot werden, weil du in Therapie bist. Meine Mutter ist auch in Therapie gewesen, hat leider nicht so viel gebracht. Funktionieren tut sie jetzt nur noch mäßig und wenn dann nur über Medis. Es bleibt halt viel an Svenja und mir hängen, auch wenn Svenja meint sie übernimmt den Löwenanteil.“ berichtete Rob.
„Nicht sehr aufbauend das mit deiner Mutter.“ gab ich enttäuscht zurück.
„Sorry ich wollte dich jetzt nicht entmutigen.“ sagte Rob, setzte sich neben mich und nahm meine Hand und legte sie auf seinen Schoß.
„Hat es aber ein bisschen.“ gab ich geknickt zurück.
„Das war ein negatives Beispiel ich kann dir genauso gut ein positives Beispiel aus dem Hut zaubern.“ stellte Rob klar.
„Und wen?“ fragte ich neugierig.
„Jona. Der war auch bei Dr. Berger in Therapie und das ziemlich lange und intensiv. Ich glaube der war bestimmt ein halbes oder ein dreiviertel Jahr drei mal die Woche bei Dr. Berger.“ erzählte Rob.
„Ok das klingt heftiger als mein einer Termin pro Woche. Weißt du was bei ihm passiert ist?“ fragte ich leicht schockiert.
„Ziemlich viel. Seine Eltern sind bei einem Feuer umgekommen, seine Freundin hat sich das Leben genommen. Er ist dann zu seinem Bruder gezogen und der wurde bei einem Banküberfall vor seinen Augen erschossen. Danach hat Jona selbst rot gesehen und ist mit mehr Glück als Verstand am Leben geblieben.“ fasste Rob grob zusammen.
„Wow das ist auch schon ganz schön heftig. Ich will das jetzt nicht mit meinen Baustellen vergleichen. Ich glaube das kann man nicht vergleichen. Aber wenn ich drüber nachdenke wie ich ihn bislang erlebt habe, dann ist das definitiv ein positives Beispiel.“ gab ich erstaunt zurück.
„Naja das war ja noch nicht alles. Er ist dann zu Sarah gezogen, inzwischen sind die beiden verlobt, aber das habe ich dir glaube ich schon mal erzählt. Der Brand, der seine Eltern getötet hat, war übrigens das Ergebnis einer Brandstiftung oder besser gesagt eigentlich ein Mordanschlag auf Jona und der wurde vom Stiefvater seiner toten Freundin und vom leiblichen Vater seiner Verlobten verübt.“ erklärte Rob.
„Und trotzdem ist er mit ihr verlobt?“ fragte ich verwundert.
„Das ist erst später raus gekommen und Sarah hat keinerlei Kontakt zu ihrem Vater also warum sollte Jona da ein Fass auf machen?“ entgegnete Rob.
„Stimmt auch irgendwie. Ziemlich verworren. Macht es nicht einfacher.“ merkte ich an.
„Stimmt wohl.“ entgegnete Rob.
„Dann besteht für mich ja auch noch Hoffnung, denn ganz so verworren ist es bei mir nicht.“ antwortete ich mit einem Lächeln und gab Rob einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
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„Klingt bislang nur danach als ob ihr geredet hättet.“ meinte ich leicht gelangweilt und gähnte.
„Och man Kahti, wenn du mich mal fertig erzählen lassen würdest und mich nicht unterbrichst, dann wäre es auch nicht langweilig. Hast du mal ne Geschichte erzählt und wurdest mitten in der Erzählung unterbrochen? Ist nicht so toll und hilft nicht gerade beim Erzählen. Eigentlich müsste dir noch was aufgefallen sein als du mich gesehen hast, aber wahrscheinlich hast du nicht drauf geachtet.“ beschwerte sich Meike. Ich schaute sie genau an, aber mir fiel nichts ungewöhnliches auf.
„Ich weiß nicht was jetzt so besonders ist. Du trägst einen Body und wahrscheinlich auch eine Windel nehme ich an. Gut so sehe ich dich nicht so häufig, aber was besonderes ist das doch nicht.“ meinte ich.
„Stimmt durchaus, aber wahrscheinlich denkst du, dass ich den gerade nachdem Rob weg war angezogen habe oder?“ fragte Meike.
„Wann denn sonst?“ entgegnete ich.
„Tja hättest du mich nicht unterbrochen, wüsstest du es jetzt schon. Also dann hör mal weiter zu.“ fuhr Meike fort.
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„Du bist echt super süß. Wie kommt es, dass dich noch keine andere abbekommen hat?“ fragte ich Rob ein wenig schüchtern.
„Hmmm…keine Ahnung. Ich bin halt ein wenig eigen. Ich verkrieche mich halt gerne mal und zocke relativ viel und bin manchmal ein wenig aufgedreht und vielleicht auch aufdringlich. Ich erinnere dich einfach mal an die Aktion mit den Blumen.“ vermutete Rob.
„Ja gut das mit den Blumen war ein wenig überraschend, aber irgendwo auch süß. Auch wenn ich dich zu dem Zeitpunkt am liebsten gelyncht hätte.“ entgegnete ich.
„Dachte ich mir, deswegen hielt ich das mit den Blumen für eine gute Idee.“ meinte er vorsichtig. Ich war tatsächlich an dem Tag etwas überrumpelt wurden, aber die Idee fand ich trotzdem irgendwie süß. Das hatte mich auch ein wenig die noch vorhandene Wut wegen meiner Klamotten vergessen lassen. Das war auch der Grund gewesen warum ich mit ihm ein paar Mal einen Kaffee trinken war und im Park spazieren gegangen war. Der Rest hatte sich mit und mit entwickelt.
„Ich habe mich auch gefreut. Du hast dir damals einfach den falschen Tag ausgesucht, deshalb habe ich dich abgewimmelt.“ entschuldigte mich ein wenig.
„Mach ja nichts. Du wolltest mir ja noch was zeigen und vor allem wolltest du mir noch erklären warum du unten so komisch warst.“ merkte Rob an. Ich wusste was er meinte.
„Ok pass auf. Ich zeige dir jetzt Kathis Weihnachtsgeschenk. Schaus dir einfach an und sag mir was du davon hältst. Das Geschenk beantwortet warum ich unten so komisch war. Sag einfach nicht zu viel. Möglicherweise schläft sie noch nicht und hört uns.“ erklärte ich Rob und ging zu meinem Schreibtisch. Ich holte einen bunten Umschlag aus einer der Schubladen. Ich hatte mir wirklich Mühe mit der Dekoration gegeben. Das eigentliche Geschenk war eigentlich ziemlich unscheinbar. Ein Zettel mehr nicht. Ich zog ihn aus dem noch nicht verschlossenen Umschlag und reichte in Rob.
„Hier bitte schön.“ sagte ich. Rob nahm den Zettel und überflog ihn.
„Das ist dein Geschenk?“ fragte er erstaunt.
„Naja mir ist nichts besseres eingefallen. Eigentlich ist die Überraschung eher das Geschenk. Sie weiß halt noch nichts von ihrem Glück.“ erklärte ich.
„Verstehe deshalb die Geheimniskrämerei. Ich glaube mich würde es freuen, wenn ich Kathi wäre also zumindest wenn ich mich an deinen Erzählungen richte.“ entgegnete Rob.
„Weißt du deshalb halten sich hier auch alle bedeckt, auch wenn es ein bisschen schwierig ist.“ merkte ich an.
„Kann ich mir vorstellen. Wie fühlt sich das eigentlich an also so eine Art sagen wir mal Neubeginn?“ fragte mich Rob völlig überraschend.
„Schwierig zu sagen. Ich bin hier mit vielen Problemen angekommen und die sind noch nicht alle geklärt, aber hier hat jeder Verständnis dafür. Das hilft schon gewaltig. Der Zettel da ändert an sich nichts. Das klingt total komisch, aber irgendwie fühle ich mich hier schon wie zu Hause, auch wenn das irgendwie einen faden Beigeschmack hat.“ antwortete ich unsicher.
„Wegen der Eltern oder noch mehr?“ bohrte Rob nach.
„Das ist der fade Beigeschmack in der Tat…diese Probleme…also die anderen…hmmm.“ meinte ich.
„Du weißt, dass ich dich jetzt nicht ausfragen werde. Wenn du meinst du müsstest mir etwas erzählen, dann immer frei raus, aber fühl dich jetzt nicht dazu genötigt.“ stellte Rob klar. Einer der Gründe warum ich ihn so unglaublich toll fand.
„Ähm…also…am besten ich packe erst mal den Zettel weg.“ sagte ich beiläufig und zog ihn sanft aus Robs Hand und packte ihn an seinen Bestimmungsort zurück.
„War das jetzt eine Ausweichtaktik?“ fragte Rob nachdem der Zettel verstaut war.
„Eher eine Denkpause. Ich weiß nicht wie lange du heute bleibst. Es gibt da etwas, dass du vielleicht wissen solltest, wenn du hier übernachtest und spätestens wenn ich wirklich mit euch in Urlaub fahren sollte, dann muss das sowieso raus.“ fing ich mit zittriger Stimme an.
„Ich muss nicht bleiben, wenn du nicht bereit bist darüber zu sprechen. Wenn das mit dem Urlaub nicht funktioniert, bin ich dir auch nicht böse. Du musst dich wegen mir nicht unter Druck setzen.“ warf Rob ein. Ich war froh, dass auch er Verständnis hatte. Ich hatte ihm während unserer Treffen schon das ein oder andere berichtet, nicht so haarklein wie hier zu Hause oder bei Dr. Berger, aber er wusste zumindest grob, dass er es mit mir nicht einfach haben würde und trotzdem brachte er sehr viel Geduld mit. Heute hatte ich mir einen Ruck gegeben und ihn mit nach Hause geschleift, einfach nur um noch ein wenig seine Gesellschaft zu genießen.
„Ich weiß, aber ich muss da halt durch. Früher oder später kommt sowieso der Tag an dem ich damit rausrücken muss. Das schlimmste was passieren kann wäre, dass du mich deswegen verlässt.“ erklärte ich niedergeschlagen. Rob sprang von meinen Bett auf und kam zu mir. Er legte seine Arme um mich und zog mich an sich.
„Hab ich nicht vor. Ich glaube mir würde nichts einfallen was daran etwas ändern kann.“ flüsterte er leise.
„Danke.“ hauchte ich zurück und genoss einen Moment seine Nähe, dann schob ich ihn sanft zurück um ihm ins Gesicht schauen zu können.
„Also…“ setzte ich an und atmete nochmal tief durch. „Also es gibt da ein sehr unschönes Problem, das ich mitgebracht habe. Ähm…naja…ich…puh…ich mache ins Bett.“ brachte ich schlussendlich stotternd heraus. Rob lächelte.
„Daraus machst du ein Drama?“ fragte er gelassen.
„Ich bin siebzehn und schaffe es nicht eine Nacht, dass mein Bett trocken bleibt. Klar ist das für mich ein Drama.“ antwortete ich leicht aggressiv.
„Hey so meinte ich das nicht. Ja das ist tragisch, keine Frage, aber kein Grund jemanden zu verlassen und ich finde das jetzt nicht so schlimm.“ entschuldigte sich Rob.
„Entschuldige. Das kam irgendwie so an als ob du das Problem nicht ernst siehst oder so. Ich bin da vielleicht etwas empfindlich. Das ist ein sagen wir mal älteres Problem. Das ist ja nur die halbe Info.“ gestand ich ein kleines bisschen gelassener.
„Da kommt noch mehr?“ fragte er verwundert.
„Naja…das Bett ist schon peinlich, aber ich glaube ich muss noch einen drauf legen. Weißt du ich muss deswegen halt Vorkehrungen treffen damit das Bett trocken bleibt.“ antwortete ich kryptisch.
„Ähm…ok. Das heißt genau?“ bohrte Rob ein wenig ratlos nach. Mein Herz raste und am liebsten wäre ich jetzt weinend weggerannt, aber ich hielt dem Bedürfnis noch stand.
„Ich trage nachts Windeln.“ gestand ich leise und merkte wie erste Tränen über meine Wange flossen. Rob schaute mich etwas verwundert an. Entweder wusste er nicht was er sagen sollte oder er wusste nicht wie er es sagen sollte. Er sagte nichts, aber er tat etwas mit dem ich nicht gerechnet hatte. Seine Hand bewegte sich in die Richtung meines Gesichts. Ich spürte wie seine Finger über meine Wangen fuhren und meine Tränen weg wischten.
„Es gibt schlimmeres glaube ich. Mach dich deswegen nicht verrückt. Deswegen verlasse ich dich bestimmt nicht. Nicht wegen dem Bett, nicht wegen der Windeln. Das liegt bestimmt an der ganzen Scheiße, die du mit gemacht hast. Das kommt wieder in Ordnung und gut ist, auch wenn das möglicherweise was dauert.“ versuchte Rob mich aufzuheitern. Ich war gerade einfach nur baff über die Reaktion. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.
„Danke…das ist echt schön das von dir zu hören. Ähm…da ist noch eine Kleinigkeit…“ fing ich erneut an.
„Schlimmer als das mit den Windeln?“ fragte Rob mit hochgezogener Augenbraue.
„Nein es hat damit zu tun. Also ich weiß nicht ob du so Windeln schon mal gesehen hast, also für Erwachsene meine ich.“ druckste ich herum.
„Hmmm…nö nicht wirklich. Ist da irgendwas besonderes dran?“ entgegnete Rob ratlos.
„Also für gewöhnlich sind die halt einfarbig und naja langweilig. Es gibt da aber auch was anderes. Ich glaube ich zeige dir das einfach mal.“ meinte ich und ging zu meinem Schrank und suchte eine der harmloseren Windeln raus. Meine Wahl fiel auf eine Crinklz, die ich Rob überreichte.
„Also ich mags halt gerne ein bisschen bunt. Weißt du es ist schon scheiße genug, wenn man sowas tragen muss also versuche ich das beste daraus zu machen oder zumindest mir das irgendwie naja ich weiß nicht halt durch ein bisschen Farbe angenehmer zu machen. Ein bisschen Farbe macht ja gefühlt alles besser. Auch ein Zimmer im Krankenhaus ist mit Farbe gleich viel freundlicher als dieses triste weiß was man überall sonst sieht.“ erklärte ich unsicher. Rob betrachtete die Windel skeptisch und schwieg eine Weile.
„Hmmm…recht kindlich würde ich sagen. Sieht irgendwie schon süß aus, wenn ich ehrlich bin.“ gab er nach einer Weile zu. Mir fiel schon wieder ein Stein vom Herz.
„Ja das Muster ist schon süß. Das macht es definitiv erträglicher. Man kommt sich nicht wie jemand mit einer Krankheit vor sondern man hat halt eine Art bunter Unterwäsche aus Plastik, die das Bett trocken hält. Klingt bestimmt total verrückt was ich gerade erkläre oder?“ fragte ich unsicher.
„Ne ich kann das schon verstehen. Ich bin gerade nur verwundert, dass es sowas gibt. Wer trägt den sowas also außer jemand, der es gerne bunt mag? Wird ja bestimmt eine kleine Zielgruppe sein, die auf sowas…abfährt…kann man das in dem Zusammenhang überhaupt sagen?“ entgegnete Rob neugierig.
„Ist doch egal wie du es sagst solange ich weiß was du meinst. Keine Ahnung ich habe mich da nicht so sehr mit beschäftigt. Ich habe halt einfach aus Spaß mal bunte Windeln gegooglet und dann die gefunden. Es gibt noch ein paar andere bunte mit anderen Mustern, aber das ist ja auch nicht so wichtig. Ach da fällt mir noch eine ganz kleine Ergänzung ein, die ich machen muss.“ erklärte ich.
„Noch mehr schlimme Geständnisse?“ fragte Rob.
„Nein eine letzte Ergänzung. Es gibt da noch ein Hilfsmittel. Weißt du seit dem das mit meinen Eltern, also mit meinen leiblichen Eltern passiert ist, schlafe ich recht unruhig, nicht immer, aber sehr häufig. Es ist also das ein oder andere Mal vorgekommen, dass diese unglaublich tolle Ding was du da in den Händen hältst einen Abgang gemacht hat und dementsprechend war trotz Vorkehrung mein Bett morgens nass. Meine Mutter, kam auf die Idee es dann…ähm…so zu lösen wie es bei einem Baby gelöst wird. Ich besitze also seitdem einige Bodys, die ich zum Schlafen trage.“ erklärte ich.
„So ein Ding was man auch zum Ballett trägt? Svenja hatte früher mal sowas, als sie getanzt hat.“ fragte Rob neugierig.
„Naja nicht so ganz. Beim Ballett ist der Schritt recht schmal geschnitten. Bei meinen ist der breiter damit nichts verrutscht.“ erklärte ich.
„Ergibt Sinn, aber sonst ist da nichts besonderes dran oder wie?“ fragte Rob.
„Ähm…naja…ich mags halt farbenfroh wie du schon festgestellt hast.“ gestand ich erneut mit rotem Kopf.
„Also haben die auch so interessante Muster oder wie?“ fragte Rob.
„Ähm…ja…ich glaube ich suche mal gerade im Schrank nach einem, dann kannst du dir was unter meinem Verständnis von farbenfroh vorstellen.“ antwortete ich und ging wieder zum Schrank.
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„Du bist ja echt krass drauf. Du hast das alles doch mehr oder weniger gerade für dich entdeckt und redest dann direkt mit deinem Freund drüber.“ kommentierte ich Meikes Erzählung.
„Naja was heißt krass drauf. Früher oder später hätte ich es Rob ja sowieso erzählen müssen.“ meinte Meike. Klar irgendwo hatte Meike Recht damit, aber ich fand das trotzdem recht früh.
„Ich finde du bist ein bisschen früh das Risiko eingegangen. Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen?“ fragte ich neugierig.
„Hmmm…naja Rob erwähnte einen Urlaub mit seiner Familie und er hat angedeutet ob ich nicht mitkommen will. Wenn ich mitfahre, dann wäre das sowieso zur Sprache gekommen. Ich bin froh, dass es keine Probleme damit gab. Nicht mal der Body war ein Problem. Das mit dem klein sein habe ich natürlich weggelassen bei meiner Erklärung. Ich denke das wäre dann too much gewesen, aber wenigstens stehen mir meine echten Probleme bei der Beziehung mit Rob nicht im Weg.“ erklärte Meike.
„Ah ok, dann nehme ich das mit dem krass drauf doch zurück, aber trotzdem mutig von dir. Kenne ich so gar nicht von dir. Außerdem ein Urlaub mit deinem Freund…na ob Mama und Papa das mitmachen.“ kommentiere ich ihre Aussage. Vermutlich würden sie es mitmachen, anscheinend hatte sie schon kein Problem damit wenn Rob über Nacht blieb also wäre der Urlaub wohl das kleinste Übel.
„Tja das werden wir beiden wohl gleich erfahren was die beiden dazu sagen. Ich habe mir das gestern Abend gespart. Achja ich habe übrigens noch etwas vergessen.“ meinte Meike und griff unter meine Decke und zog etwas buntes hervor und reichte es mir mit den Worten: „Frohe Weihnachten.“
Ich hatte zwar auch ein Geschenk für Meike, aber jetzt hatte sie mich wirklich überrascht. Ich hätte nicht damit gerechnet mein Geschenk von ihr so früh zu kriegen.
„Ähm danke. Frohe Weihnachten. Ich packe das erst mal aus und dann bekommst du deins in Ordnung?“ fragte ich immer noch verwirrt.
„Klar.“ gab Meike freudestrahlend zurück.
Ich wollte das Geschenk schon öffnen als mir noch eine Frage in den Sinn kam: „Weißt du ich bin ein bisschen verwundert, dass du mir das mit Rob nicht vorher erzählt hast. Also, dass ihr zusammen seid, hast du mir ja erzählt, aber das mit der…hmmm…Beichte, da holst du dir doch sonst immer einen Rat. Warum dieses Mal nicht?“ fragte ich neugierig.
Meike zögerte mit der Antwort.
„Uff…das ist eine noch längere Geschichte. Ich glaube da muss ich noch ein bisschen weiter zurückgehen. Willst du das jetzt hören bevor du dein Geschenk auf gemacht hast?“ entgegnete Meike.
„Ich bin nicht in Eile. Während du erzählst, kann ich auch dein Geschenk raus suchen, dann können wir tatsächlich zeitgleich auspacken.“ schlug ich vor.
„Können wir machen.“ gab Meike mit einem leicht enttäuschten Unterton zurück. Ich bezog das auf die Verzögerung bei ihrem Geschenk, aber das würde ich gleich in aller Ruhe auspacken. „Dann fange ich am besten Mal mit dem Termin bei Dr. Berger vor ein paar Wochen an.“ meinte Meike.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Hallo Timo,
Dir als allererstes erst einmal schöne und besinnliche Weihnachten.
Dieser Teil ist so ganz anders, als ich dies erwartet habe, und es ist schön zu sehen, dass wenigstens eine von den beiden mutig ist.
Liebe Grüße
Torsten
Hallo Thorsten,
ich fand es irgendwie richtig Meike auch mal ein bisschen was Glück zu gönnen, nicht dass sie nicht schon ein bisschen was davon bekommen hat, denn diese Entwicklung kommt ja auch nicht von irgendwoher, sondern auch von einem entsprechenden Umfeld. Diese Entwicklung wollte ich dann doch noch vor dem „großen Finale“ (passt nicht so ganz, weil noch ein paar Kapitel folgen sollen) zwischenschieben.
Vielleicht schneidet sich ja wer eine Scheibe von dem Mut ab…wer weiß, aber ich glaube Meike wird erst mal noch ein bisschen erzählen wie es genau dazu gekommen ist.
Keine Sorge die „Baustelle“ Sandra & Kathi ist nur aufgeschoben nicht aufgehoben und wird nach den Feiertagen (in der Geschichte) bestimmt auch wieder ganz akut werden. Manchmal soll es ja zu sehr überraschenden Ereignissen kommen und Personen auftauchen, mit denen man so gar nicht rechnet.
Vielleicht ist diese kleine indirekte Ankündigung ja ein Grund doch ein bisschen Geduld zu haben? 🙂
Hallo Timo, auch von mir noch gesegnete Weihnachten und wiedermal danke für diese Episode. Bin ja mal gespannt wann Maike das erste mal Kathi’s Eltern mit Mama und Papa anspricht, oder ob Sie es immer nur am Rande und wenn Sie allein ist so sagt.
Da bin ich mal auf die Geschenke gespannt hab da aber schon eine Vermutung. Schön das Meike so mutig ist und aktuell nach ihren vielen Schicksale auch mal Glück hat