Die Geheimnisse der Kerkwald Geschwister (23)
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Kapitel 23 – Probleme und Geheimnisse
Was zuletzt geschah:
Für die Familie Kerkwald und das Dorf Kleinfeldern hatte sich der Spätherbst des Jahres 2012 als ungewöhnlich ereignisreich erwiesen: Durch das geschickte Ausnutzen von einmaligen Gelegenheiten war Mutter Eva nun drauf und dran, Bürgermeisterin des kleinen Dorfes zu werden während ihr älteste Sohn David plötzlich entdeckt hatte, dass er auf Jungs steht – genauer gesagt auf Nick, den Hinzugezogenen 16 Jährigen der die Großstadt Hamburg zu vermissen scheint. Seine fünfzehnjährige Schwester Robin hingegen hatte ihre letzten Wochen damit zugebracht, im Dorf Unruhe zu stiften. Zusammen mit ihrer besten Freundin Franzi und ausgerechnet dem Schwarm ihres großen Bruders versucht sie nun, die geschicke des Dorfes und ihrer Mutter nach ihren Vorstellungen zu lenken. Nebenbei sorgt sie noch, dass ihr kleiner Bruder wieder ungestört Pampers tragen kann, über alle Widerstände ihrer Mutter hinweg und selbst wenn sie dafür ihn selbst belügen musste.
Jakob selbst freute sich währenddessen vor allem auf die bevorstehende Geburtstagsparty und erlebte seinen ersten Schultag als windeltragender Fünftklässler.
Kleinfeldern, Montag, der 5. November 2012, 11:40 Uhr.
Die Baumkronen der alten Bäume auf dem Schulhof wogen sich im scharfen Novemberwind. Heute Morgen war es eine Ewigkeit lang dunkel gewesen und erst als sie zur großen Pause die von flackerndem Kunstlicht beleuchtete Turnhalle verlassen hatten, war der Himmel hell gewesen. In den letzten Stunden hatte sich die Wolkendecke gelockert und die Sonnenstrahlen der tief am Himmel sitzenden Wintersonne schienen über den Schulhof und warfen lange Schatten.
Jakob hatte seinen Kopf auf seinen rechten Arm gestüzt und beobachtete wie die Bäume gegen den Wind ankämpften. Oder der Wind gegen die Bäume, umgekehrt. Wie bei Avatar, der Nick-Serie. Luftbändiger hieß da das Volk, dass Wind erzeugen konnte und Stürme als Waffe verwenden konnte. Für friedliche Zwecke, zum Beispiel könnten sie damit die Bäume auf dem Schulhof fällen um Feuerholz zu sammeln. Ohne dafür Äxte zu benutzen. Und die Windräder bei ihnen im Dorf, wenn die irgendwann einmal fertig wären, die könnten Luftbändiger wohl auch super antreiben.
Aber Luftbändiger gab es ja gar nicht. Nicht mal mehr wirklich in Avatar, wenn man von Aang absah. „Und dann griff die Feuernation an und alles änderte sich!“, flüsterte Jakob in Gedanken zu sich selbst, so leise, dass es nicht mal Fenix hören konnte.
Sein Freund hatte die Augen auf sein Heft gerichtet und rechnete eifrig Matheaufgaben. Schrieb Brüche auf und addierte leise flüsternd Zahlen. Die aufgeschlagene Doppelseite von Jakobs rotem Karoheft war hingegen noch völlig leer.
Der Luftbändiger, der sich auf dem Schulhof an den Bäumen abmühte schien sich noch einmal besonders anzustrengen. Durch die alten Fenster des Schulgebäudes pfiff der Wind und die Bäume neigten sich weit nach hinten. Ein Ast strich kratzend an der Fernsterfront vorbei und Jakob fand, dass das echt cool aussah. Er staunte, als er zum Himmel sah und erkannte, wie schnell sich die Wolken jetzt bewegten. Man konnte förmlich sehen, wie sie über den Feldern hinter der Schule vorbeizogen. Man erkannte sogar die Schatten der einzelnen Wolken auf dem Boden! Ob es einen Sturm geben würde?
Wieder pfiff der Wind durch die alten Fenster, sodass sie knarzten und die Tür auf der anderen Seite des Klassenraumes in ihrem Schloss klapperte. Jakob lächelte, während er das Schauspiel beobachtete. Wenn es ein Unwetter geben würde, dann würde er keine Angst haben. Das würde ein Abenteuer werden! Ob sie dann früher Schule aus hätten? Jakob hatte keinen Bock mehr auf Schule. Zumindest heute, vielleicht auch für immer. Das wusste er nicht so genau. Für heute reichte es jedenfalls. Er fühlte sich wie sein Nintendo DS, wenn die Batterie leer war. Es war zwar erst die fünfte Stunde … erst? In der Grundschule waren Tage mit fünf Stunden schon lange Tage gewesen! Und wenn, dann hätte er jetzt gleich Schulschluss gehabt. Und nicht noch sechste Stunde Biologie …
„Jakob?“, riss ihn die Aussprache seines Namens aus den Gedanken.
Der Fünftklässler schreckte hoch und drehte sich mit dem Kopf in Richtung Tafel.
„Jakob!“, forderte ihn der Lehrer mit Nachdruck erneut auf. Das Herz des schüchternen Jungen klopfte. Jakob brauchte eine Millisekunde um sich zu orientieren, während Adrenalin in seinen Körper flutete. Er wusste sofort, dass ihn Ärger erwartete. Er war im Matheunterricht. Herr Hammer hatte ihn drangenommen. Einer der strengsten Lehrer der Schule. Bestimmt hätte er die letzten Minuten, in der es so ruhig gewesen war nutzen müssen, um eine Aufgabe mitzurechnen. Aber jetzt hatte er gar nichts.
„I … Ich …“, stotterte er entsetzt. Das war eine Katastrophe jetzt!
Marcel, dieses verdammte Arschloch, lachte leise. Plötzlich sahen ihn alle an und Jakob kam es so vor als würden sie alle wissen, dass er nicht mitgearbeitet hatte.
Am Anfang der Stunde war er schon mit nicht-gemachten Hausaufgeben erwischt. Das war besonders schlimm gewesen, denn Herr Hammer pflegte am Anfang jeder Unterrichtsstunde stets genau danach zu fragen und lies allen Schülern einen Moment Zeit für die, wie er es nannte, ,Selbstanzeige‘. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lehrern sparte er es sich, am Anfang der Stunde durch die Tischreihen des Klassenzimmers zu laufen um die Hefte seiner Schüler zu kontrollieren sondern war der Meinung, dass er diese zeitraubende Aufgabe einzig und alleine mithilfe seiner Autorität gelöst hatte. Herr Hammer erwartete, dass man sich bei ihm meldete, wenn man die Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Versäumte Hausaufgaben zu verschweigen war ein Affront!
Doch Jakob hatte gar nichts gesagt. Nicht, weil er hoch gepokert und darauf vertraut hatte, dass die Hausaufgaben heute nicht gründlich besprochen und auch nicht, weil er erwartet hatte, dass er ohnehin nicht drangenommen werden würde.
Er hatte sich schlichtweg nicht getraut. Er hatte gewusst, dass er aufzeigen und alles gestehen müsste. Aber hatte seinen Arm einfach nicht heben können, weil er Sorge vor einem Mordsmäßigen Ärger gehabt hatte. Seit der Mathearbeit hatte Herr Hammer ihn auf dem Kieker, fand er.
Und natürlich hatte er ihn erwischt! Wütend hatte sein Mathelehrer ihn angestarrt und mit einer Mischung aus Rage und Enttäuschung mit dem Kopf geschüttelt. Jakob hatte stumm die leere Karodoppelseite seines Heftes fixiert und eine Standpauke erwartet, doch alles was Herr Hammer dann gesagt hatte, war: „Jakob, komm bitte nach der Stunde zu mir.“
Herr Hammer, der allerstrengste seiner Lehrer, hatte ihn verschont.
Aber jetzt?
Jakobs Hände zitterten, sodass sein Füller auf den Schreibtisch fiel. War eh egal, er hatte bisher sowieso nichts mitgeschrieben: „Ich … Ich“
Er schaffte es nicht mal, zu sagen, dass er nichts gerechnet hatte. Verdammt, er musste sich zusammenreißen!
Unerwartet trat Fenix ihm plötzlich von der Seite gegen sein Schienbein und Jakob zuckte zusammen. Mit seinem Geodreieck deutete sein Freund unauffällig auf eine Zeile in seinem dicht beschriebenen Matheheft.
Jakob schluckte. Das war seine Rettung: Einfach die Ergebnisse aus Fenix‘ Heft ablesen! Er hatte keine Ahnung, wie viele Sekunden vergangen waren seitdem Herr Hammer ihn drangenommen hatte oder ob es auffällig war, wie er zum Platz seines Freundes rüberschielte. Voller Furcht sah er seinen Mathelehrer an und ihm wurde klar, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb. Er musste es einfach probieren.
Nein: Es musste einfach klappen!
Seine Stimme schaffte es, mitzumachen: „Ich hab‘ da … drei Siebzehntel.“
Herr Hammer nickte und schloss kurz die Augen. Für einen wunderbaren, kleinen Moment war sich Jakob sicher, dass er seinen Lehrer überzeugt hatte. Oder hatte er etwas gemerkt? Sein Lehrer war immer noch still. Die ersten Kinder wunderten sich, warum er nicht weiter machte. Oh Gott! Bestimmt hatte der gemerkt, dass er schwindelte!
Doch dann räusperte sich Herr Hammer: „Danke, Jakob. Bitte schreibe deine nächste Lösung an der Tafel an, ja?“
„Mhm …“, nickte Jakob und klappte langsam sein Heft zusammen, um so zu tun als würde er damit seine gerechneten Aufgaben mit zur Tafel nehmen. In letzter Verzweiflung sah er noch einmal kurz rüber zu Fenix Heft und versuchte sich die Aufgabe im Kopf zu merken, aber in der Zeile stand viel zu viel. Als er aufstand, kam er sich vor wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt würde. Nur, dass er wusste, wohin seine Reise ging. Fenix sah seinem Freund mitleidig hinterher und wünschte sich sehnlichst, ihm helfen zu können. Aber auch er hatte Angst, Ärger zu bekommen, immerhin hatte er Jakob ablesen lassen.
Kaum saß Jakob nicht mehr auf seinem Stuhl sackte die aufgedunsene Windel in seiner Hose sofort schwerfällig nach unten und brachte sich damit unverzüglich wieder in das Bewusstsein des Fünftklässlers. Bei jedem Schritt den er tat streiften seine Oberschenkel den dicken Windelwulst zwischen seinen Beinen doch Jakob hatte in diesem Moment keine Nerven mehr, sich um die Auffälligkeit seiner Windeln zu sorgen. Unauffällig versuchte er trotzdem, seinen Pullover soweit wie möglich über seinen Pamperspo zu ziehen.
Jakob konnte seinem Lehrer nicht in die Augen schauen, als er an der Tafel angekommen war und sein Heft aufschlug. Zögerlich griff er nach einem Kreidestück und zog die Tafel etwas nach unten. Nein, so war sie zu tief. Behutsam schob er sie wieder etwas hoch, als würde er auf diese Art das Anschreiben seiner Lösung ins Unendliche hinauszögern können. Nervös tippelte er von einem Fuß auf den anderen und blätterte in seinem Heft herum, als würde er lediglich die richtige Seite suchen.
Urplötzlich ließ ein lauter Knall die gesamte 5E zusammenzucken. Herr Hammer machte seinem Namen alle Ehre und hatte das gelbblaue Mathebuch mit voller Wucht auf das Lehrerpult geknallt, sodass es sich nun in der oberen Ecke verbogen hatte und die Bundnaht aufgesprungen war.
Er schrie so laut, dass seine Stimme im Raum zu vibrieren schien: „SAGMAL JAKOB, GLAUBST DU IM ERNST DASS ICH NICHT MERKE, WAS DU HIER GRADE VERANSTALTEST?! Nicht genug, dass du permanent deine Hausaufgaben vernachlässigst. Du meldest dich vor der Hausaufgabenkontrolle nicht und untergräbst mein Vertrauen. Und dann machst du nicht mal im Unterricht mit!“
Jakob hatte sein Heft sinken lassen, sodass es nun wenige Zentimeter über dem Boden überkopf an seiner Hand herabbaumelte, sodass die leeren Seiten für alle sichtbar waren. Er hatte den Kopf gesenkt und starrte auf den dreckigen PVC-Boden vor seinen Füßen. Keiner der anderen Schüler wagte es, einen Laut von sich zu geben. Einige waren erschrocken von dem Knall und davon, wie ihr Lehrer rumschrie. Andere wiederrum versuchten ein schadenfrohes Grinsen zu unterdrücken.
„Willst du mich eigentlich verarschen!? Glaubst du, ich bekomme nicht mit, dass du die Ergebnisse von deinem Banknachbarn abliest?“, brüllte Herr Hammer in kurzen, stakkatoartigen Salven. Nach jedem Satz war es kurz still sodass Jakob hoffte, sein Lehrer wäre endlich fertig. Doch es hörte nicht auf: „Gottverdammt! Jakob Kerkwald! Schau mich an, wenn ich mit dir rede!!“
Jakobs Nackenmuskulatur spannte sich an, sein Herz klopfte und alles in ihm schien wegrennen zu wollen. An der Klasse vorbei, durch die Türe, auf den Schulhof und von dort nach Hause. Nur leider saß sein Lehrer im Weg. Er zwang sich, hochzusehen, doch seine Sicht war verschwommen von den Tränen, die sich jetzt in seinen schockgeweiteten Augen sammelten.
„Es kann doch so nicht weitergehen! Deine letzte Arbeit war schon eine Vier und bislang hohlen wir erst Stoff aus der Grundschule nach. Wo willst du denn hin??! Du bist hier einfach falsch auf dem Gymnasium, Jakob! Ja? Hörst du?“
Jakobs Antwort war kein Wort sondern nur noch ein verzweifeltes Wimmern. Er blinzelte, um noch etwas sehen zu können und hoffte, dass keiner seiner Klassenkameraden sah, dass er weinte. Achwas. Klar sahen es alle. Ein salziger Geschmack sammelte sich auf seiner bebenden Lippe.
„So. Und jetzt gib mir dein Heft. Ich schreibe deinen Eltern eine Notiz, wie du dich bei mir im Unterricht anstellst. Bring sie mir unterschrieben zurück. Morgen!“
Zitternd legte Jakob sein Matheheft an die Kante des Lehrerpultes und stolperte zu seinem Platz zurück, wo er die Arme auf dem Tisch verschränkte und seinen Kopf hineinlegte. Den Rest der Stunde bekam er nicht mehr mit, stattdessen weinte er eine Weile lang. Er fragte sich ob sein Mathelehrer die Wahrheit sagte, ob er wirklich falsch auf dem Gymnasium war. Hatte sich seine Grundschullehrerin geirrt mit ihrer Empfehlung? War er so dumm, wie es seine Mitschüler manchmal sagten? Sollte er auf die Hauptschule gehen? Oder wenigstens wie Linus auf die Realschule im Nachbardorf? Aber das wäre nur ein anderer riesiger Betonklotz mit über tausend Schülern die alle größer und stärker waren als er …
Wenn er so nachdachte, dann fand Jakob, dass er einfach nicht für Schule gemacht war. Zumindest nicht für Weiterführende Schule. Sogar die Tische waren hier zu hoch für ihn. Und alles andere eigentlich auch.
Ach, was würde er dafür geben, noch in der Grundschule zu sein! Vermutlich gehörte er da hin, zumindest jetzt, in diesem Moment ganz ganz sicher.
Viele Stunden später, um kurz nach 14 Uhr in Kleinfeldern
Der tosende Wind fegte über den zierlichen Zehnjährigen, der eilig an seinem Schlüssel herumdrehte, bis die Haustüre endlich aufsprang. Kaum hatte er es hinein geschafft, atmete er erst einmal erleichtert aus. Er schien alleine zu Hause zu sein, schließlich hatte niemand seinem drängenden klingeln nachgegeben und die Türe geöffnet. Robin war auf jeden Fall noch in der Schule und obwohl der Opel in der Einfahrt stand schien auch keiner seiner Eltern da zu sein. Es war ganz still im Haus. Aus der Küche hörte Jakob den Wasserhahn in die Spüle tropfen und man konnte hören, wie der Wind unter der Haustüre hindurchpfiff. Die Ruhe war toll. Und ansteckend, denn mit nun entspannte sich auch Jakob. Sein Schultag war endlich vorbei und auch wenn in seinem Magen das flaue Gefühl, seiner Mutter eine schlimme Botschaft beichten zu müssen, überwog, war alleine das Wissen, dass für heute nichts gravierenderes mehr passieren konnte, eine Erleichterung. Er lies erst seinen Schulranzen in die Ecke plumpsen, wohl wissend, das er heute definitiv noch Hausaufgaben würde erledigen müssen und hängte anschließend seine Jacke an einen der vielen Haken im Flur. Er setzte sich auf den kalten Fliesenboden um seine Klettschuhe auszuziehen und spürte wieder das, was den Schultag heute von Anfang an besonders gemacht hatte: Seine Pampers! Sein ganzer Po war klitschnass und so wunderbar warm. Vorne eh. Jakob vergaß seine Schuhe und lupfte stattdessen seinen grünen Schlabberpulover nach oben. Eine massige Windelbeule kam zum Vorschein, eine wie sie nur durch echte, heftig vollgepinkelte Pampers entstehen können. Fasziniert, etwas aufgeregt und vielleicht sogar ein bisschen stolz fuhr Jakob mit einer Hand über die breite Masse, die seinen Schritt stark ausbeulte. Die Pampers hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Leisten müssen, denn was war ihr anderes übrig geblieben? Die Pampers hatten ihn befreit, dachte Jakob. Nie wieder würde er sich Gedanken darüber machen müssen, wieviel er grade trinken, oder besser gesagt nicht trinken sollte. Wann er am besten aufs Klo gehen könnte, ob es noch bis zur nächsten Pause reichen würde. Ab jetzt würde er einfach nur noch in die Hose machen, wenn er merkte das er pullern musste. Und wenn er es nicht merkte, dann eh. Hatte er es heute überhaupt immer gemerkt, wenn er gemusst hatte? Gedanklich ging Jakob den Schultag erneut durch, auf seine ganz eigene Art und Weise.
Schon das erste Einpullern wäre kritisch gewesen, hätte er noch seine alten Pipihosen angehabt. Er hatte nichts, null, über-haupt-gar-nichts gemerkt als er und Fenix vor dem Sportunterricht gewartet und geredet hatten, bis er sich hingehockt hatte und auf einmal ein kräftiger, ja unaufhaltsamer Pipistrahl aus ihm herausspritzte und erst als da unten alles schon nass und warm wurde, hatte er überhaupt erst gespürt, dass er ultradringend musste – besser gesagt gemusst hatte. Später in der großen Pause bemerkte Jakob stattdessen von selbst, dass er pinkeln musste und lies sein Pipi achtsam und kontrolliert in die Pampers gluckern – was sich auch toll anfühlte, fast sogar noch ein bisschen besser. Im Religionsunterricht der dritten Stunde wurde ihm dann irgendwann als es um irgendwelche Apostel ging so langweilig, dass er sich lieber mit seiner Windel als mit dem Unterricht beschäftigte.
Draußen stürmte es immer noch und die Jalousien, welche Frau Fischer zu Beginn der Stunde als Sonnenschutz heruntergefahren hatte klapperten im Ryhtmus des Windes. Gelangweilt vom Unterricht drückte Jakob behutsam seine Beine zusammen und spürte dabei den Widerstand der aufgedunsenen Pampers die er unter seiner Hose versteckte. Sie fühlte sich noch ganz trocken an, aber alleine durch ihre Dicke war klar, dass sie sicher schon halbvoll sein musste. Durch seinen Tisch vor neugierigen Blicken geschützt spreizte er die Beine und drückte, einfach so. Es wurde warm! Heißes Pipi floss gegen das Pampersvorderteil und begann, sich im oberen Bereich der Windel zu stauen.
Erschrocken drückte Jakob seine Beine zusammen und hielt instinktiv wieder ein. Er musste! Hatte er gar nicht bemerkt.
Vor wenigen Tagen wäre Jakob über diese Erkenntnis noch schockiert gewesen. Er hätte jetzt sofort aufgezeigt und gefragt, ob er schnell auf Toilette gehen könnte. Es wäre ein großes, unerwartetes Problem gewesen. Doch jetzt freute sich Jakob: Sein Pipi war kein Problem für ihn sondern neue Munition im Kampf gegen den durstigen Saugstoff seiner dicken Pampers! Der Zehnjährige seufzte innerlich, während er wieder lockerlies. Der Pipistrom kam sofort zurück und war so stark als wäre er nie weggewesen. Sofort setzte er den oberen vorderen Teil seiner Pampers bis zu den Bündchen an seinem Bauchnabel unter Wasser und lies alles angenehm warm werden.
Während die Lehrerin grade die Tafel wischte zählte Jakob bis fünf und versuchte dann wieder einzuhalten. Diesmal war es schwerer, super schwer. Das Pipi floss einfach weiter während Jakob sich nach vorne beugte und mit einer Hand von außen gegen die dicke, jetzt wieder frisch-nasse Windel presste. Unauffällig rieb er seine Beine aneinander und schaffte es schließlich, wieder einzuhalten.
Stumm begann er, erneut mitzuzählen.
Eins – Die Schüler reichten ein Arbeitsblatt durch die Reihen.
Zwei – Fenix nahm sich eines und gab den Stapel an Jakob weiter.
Drei – ,Die Opferung Isaaks‘, las er bevor er sich nach links streckte …
Vier – … und das Arbeitsblatt an Amalia, die auf der anderen Seite des Gangs saß, weitergab.
Fünf – Er lockerte den Griff seiner Hand zwischen seinen Beinen.
Sechs – und drückte die Beine auseinander
Sieben – Langsam rutschte Jakob auf seinem Stuhl etwas nach unten
Acht – weiter in die pralle Pampers hinein
Neun – Frau Fischer nahm sich ein Stück Kreide aus der Tafelablage und begann, in großen Buchstaben an die Tafel zu schreiben …
Zehn!
Jakob gab seinen Widerstand auf und lies sein Pipi wieder laufen. Mitten im Reliunterricht sprudelte es nur so aus ihm heraus, ronn zwischen seinen Beinen herab durch die Windel bis hinter zu seinem Po und setzte auch dort alles unter Wasser.
Jakobs Augen wurden wässrig als er sich der Erleichterung hingab, sodass er erst nach einigen Momenten realisierte, das er vergessen hatte, wieder mitzuzählen.
Sofort quetschte er seine Windel wieder übel zusammen und hielt sogar kurz die Luft an um einzuhalten. Sein Unterleib kribbelte jetzt. Er konnte kaum stillsitzen und war so kurz davor, es nicht mehr halten zu können. Doch er schaffte es! Dann spritzte ein kurzer aber heftiger Pipistrahl allen Einhalteversuchen zum Trotz in seine Pampi. Jakob rutschte auf seinem feuchten Windelpo kaum merklich nach links und rechts und stützte sich mit den Händen angespannt am Stuhl ab.
Zehn Sekunden schaffte er es so, bis er nicht mehr konnte und wieder locker lassen musste.
Und dabei ein Gefühl zu verspüren das so befreiend war wie nichts, was Jakob je gespürt hatte. Sofort und mit vollem Karacho pinkelte er sich voll, das Pipi spritzte nur so in seiner Pampers umher.
Aber er wollte wieder einhalten! Jakob drückte die Beine ein weiteres Mal zusammen und spannte sich an. Und spürte plötzlich, dass rein garnichts mehr geschah. Ungehindert pinkelte er sich weiter voll, das frische Pipi staute sich im Vorderteil der Windel und es wurde immer nässer. Jakob spürte, wie sich die Nässe links und rechts breitmachte und ganz nach oben kroch, dort, wo seine Pampers fast keinen Saugstoff mehr hatte. Schnell drückte er seine Beine wieder auseinander, bevor die Windel noch auslaufen würde und stieß mit seinem rechten Knie gegen Fenix Bein.
Sein Freund sah fragend zu ihm: „Wasn?“, fragte er flüsternd und lehnte sich zu ihm rüber.
Jakob brauchte einen kurzen Moment bevor er antworten konnte: „Nix!“, flüsterte er und kicherte während das restliche Pipi immer langsamer aus ihm herauströpfelte bis seine Blase irgendwann völlig leer und seine Windel dafür heiß und prall war.
Später, zwischen der dritten und vierten Stunde trank Jakob seinen Apfelsaft aus und spürte schon eine Dreiviertelstunde später, in der zweiten Hofpause, die Konsequenzen. Diesmal waren sie nicht bei ihren älteren Geschwistern gewesen, sondern hatten sich in einer ruhigen Ecke des Schulhofes über das Starwars-Spiel, was sie neulich gespielt hatten, unterhalten. Genau so plötzlich wie viele Stunden zuvor vor der Turnhalle war es in Jakobs Pampers wieder heiß geworden. Eine Pipiwelle hatte ihn förmlich überrollt und hörte gar nicht mehr auf, durch seine Pampers zu fließen. Es wurde warm, richtig heiß und die Windel wurde von vorne bis zum Po matschig und nass. Und danach nie wieder richtig trocken. Dass er dann später an der Bushaltestelle noch eine weitere volle Ladung reinstrullerte machte die Sache dann auch nicht mehr besser. Und rückblickend musste Jakob sich eingestehen, dass er während der schrecklichen Mathestunde vermutlich auch in die Hose gemacht hatte ohne es zu merken.
Aber das störte ihn überhaupt nicht, auch wenn es zwischen seinen Beinen jetzt seit mehr als zwei Stunden dauerhaft durchnässt war. Mit der Hand quetschte er die tiefe Windelwölbung zwischen seinen Beinen zusammen, sodass es noch etwas nässer – gleichzeitig auch wärmer – an seiner Haut wurde und musste bei dem Gedanken lächeln, dass außer Fenix wirklich niemand etwas davon mitbekommen hatte, dass er sich den ganzen Tag lang immer wieder in die Hose gemacht hatte.
Das Gefühl der schwerfälligen Masse um seinen Unterleib genießend, stand der Zehnjährige schließlich wieder von den kalten Fliesen auf, kümmerte sich nicht darum, seinen Pulli wieder über den Pamperspo zu ziehen und schlich langsam die Treppenstufen nach oben.
Er hatte die Pampers voll wie ein Kleinkind, der Schultag war zu Ende und er war ganz alleine zu Hause. Irgendwie fühlte er sich merkwürdig frei. Aus dem kleinen Fenster an der Treppe sah er, wie sich am Horizont hinter dem Garten die Pappeln im Wind wogen. Aber hier war es schön warm. Gut, dass Papa die Heizung repariert hatte! Jakob summte eine Melodie, die ihm in den Kopf kam, ohne zu realisieren, dass es das Lied war, was Robin und er heute Morgen im Radio gehört hatten bevor sie vom Küchentisch aufgestanden waren. Sein Fußball, noch ein wenig dreckig vom Septembermatsch des Bolzplatzes fiel ihm ins Auge, als er um die Treppenkurve bog. Links vom Treppenabsatz lag er im oberen Flur, neben einem Spielzeugauto von ihm und einem paar dreckiger Turnschuhe als wäre er dort vor Monaten vergessen worden. War er vermutlich auch. Jakob streckte sein rechtes Bein aus und rollte den Ball kontrolliert hin und her. Ein bisschen getrockneter Matsch blätterte ab. Einem inneren Drang folgend, trat er den Ball, plötzlich und impulsiv. Er wusste, dass das keine gute Idee war, aber er war grade nunmal alleine zu Hause und konnte tun und lassen, was er wollte. Natürlich machte damit nicht nur seinen Socken dreckig, sondern musste mit anschauen wie der Ball seine erdige Kruste über die hölzernen Flurdielen verteilte, bevor er durch die angelehnte Zimmertüre in Davids Zimmer rollte.
Schnell schlitterte Jakob auf seinen Socken hinterher und huschte durch die Türe, ohne sie weiter aufdrücken zu müssen. Mit seinem Fußballen fing er den Ball wieder ein und wollte grade wieder aus dem verbotenen, wirklich ein absolutes Tabu darstellenden Zimmer seines großen Bruders verschwinden, als er zusammenzuckte.
Er war gar nicht alleine Zuhause!
David saß auf seinem Bett!
„Wah!“, quiekte er überrumpelt.
Dave sah von seinem Handy auf: „Was willst du denn hier, Pisser?“
„Ich … der Ball … ich dachte …“, stammelte Jakob, doch bemerkte, dass mit seinem Bruder etwas anders war also sonst. David sah tieftraurig aus.
Geschah ihm recht. Sein Bruder hatte ihm das Leben so oft zur Hölle gemacht. Jakob ließ den Ball vorsichtig wieder etwas nach vorne rollen und verschränkte die Arme: „Ich darf hier sein, das ist auch mein Haus!“, skandierte er und tapste in die Mitte des dunklen, muffig riechenden Zimmers. Argwöhnisch betrachtete er seinen sechzehnjährigen Bruder, so als wäre er ein Raubtier, bei dem man jeden Moment Sorge haben müsste, dass es einen anspringen würde.
Aber grade war das Raubtier geschwächt, die Gelegenheit musste er nutzen.
„Hast du heute geschwäänzt?“, fragte er neugierig.
„Ey Baby ehrlich fick dich, du …“, setzte David an: „Raus!“
Jakob zuckte süffisant mit den Schultern: „Was, wenn nicht?“, fragte er grinsend.
David reagierte gar nicht erst. Das wiederrum ärgerte Jakob! „Ich erzähl Mama, dass du geschwänzt hast!“, drohte er.
Doch sein großer Bruder sah ihn gar nicht mehr an. Er ballte die Faust um sein Handy und … Waren das …
„Heulst du?“, fragte Jakob überrascht während Freude in seinem Tonfall mitschwang¬.
Doch als er ihn so auf seinem Bett sitzen sah, änderte sich etwas in Jakob. Mit einem Mal verstand der Zehnjährige, dass auch große Brüder, egal wie sehr man sie hasst, zur Familie gehörten. Dass er selbst mit einem David Mitleid haben konnte.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte er besorgt.
„Gar nichts stimmt, Jakob!!“
Kaum hatte sein Bruder angefangen zu heulen, nannte er ihn plötzlich bei seinem richtigen Namen.
„Was … was ist denn passiert? Wegen Herr Knopp … ?“
David schüttelte schweigend den Kopf und sah seinem kleinen Bruder, der ihn plötzlich ganz schockiert anstarrte, dramatisch in die Augen: „Alle hassen mich jetzt. Mein Leben ist vorbei. Und das Schlimmste ist, ich weiß selber nicht, was mit mir nicht stimmt …“
David konnte nicht verhindern, dass sich sein kleiner Bruder neben ihn auf sein unordentliches Bett setzte. Jakob roch nach Pisse. Plötzlich umarmte der Hosenscheißer ihn.
„Ich hasse dich nicht.“, antwortete Jakob,
„Na dann …“, spottete er sarkastisch,
„Robin, Franzi und Nick hassen dich auch nicht. Ganz sicher nicht, die haben sich heute Sorgen gemacht um dich, als …“, Jakob brach ab als ihm bewusstwurde, dass er wohl der Einzige war, der nicht wusste, was mit seinem Bruder los war. Darüber hatten Robin und Nick also im Bus geredet!
„Ehrlich: Was ist passiert?
„Die wissen … alle wissen jetzt etwas, das niemand je hätte wissen sollen“, antwortete der große, kräftige Teenager nachdenklich.
Jakob sah fragend zu seinem großen Bruder hoch: „Hm? So wie … ein Geheimnis?“
„Stellst du dir jetzt vor wie ein Fünf-Freunde-Abenteuer?“, ätzte David und schubste seinen Bruder von sich weg.
Jakob schüttelte den Kopf: „Robin hat auch Geheimnisse. Ich auch.“
David sah seinen kleinen Bruder spöttisch an. Jakob schien das wirklich ernst zu meinen.
„Okay du Scheißer. Dann nimm jetzt dein schlimmstes Geheimnis. Dein allerschmisstes. Was wäre, wenn das plötzlich alle in deiner Klasse wüssten?“
Jakob blickte zu seinem Bruder, dann betreten zu Boden: „Dann würde ich auch zu Hause bleiben.“
David nickte stumm.
„Aber …“, setzte Jakob wieder an: „ … dann … könnte ich ja auch nichts mehr dran ändern. Das wäre mega mies und locker würden mich alle mobben deswegen … aber … vielleicht würde ich die Schule wechseln? Nach Großfeldern?“
„Aber auch hier Dorf wissens alle …“, warf David ein.
Jakob runzelte die Stirn: „Wissen sie jetzt auch schon, ist nicht so schlimm …“
David machte einen Punkt: „Ja, weil dein Geheimnis nicht so schlimm ist wie meines!“
Kurz schwiegen beide Brüder. Der Sturm lies die Äste der Bäume über die Fassade klappern.
„Was ist denn jetzt dein Geheimnis?“, fragte Jakob neugierig.
Stille.
„Mein Geheimnis sind die Pampers …“, gab er zu, als sein Bruder nichts sagte.
David schnäubte verächtlich: „Pampers? Ich dachte die nennst du Sicherheitshosen. Schreist immer rum, wenn ich sage, dass du noch Pampers trägst.“
Jakob grummelte: „Boah jaahaa. Da hab ich ja auch keine Pampers mehr … beziehungsweise noch nich wieder … getragen. Da war das unfair!“
„Okay!“, wehrte Dave desinteressiert ab. Die ekligen Windeln seines Bruders waren wirklich nicht sein Problem.
„Ist dein Geheimnis denn schlimmer als meines?“, fragte Jakob hartnäckig.
„Klar“, antwortete David überzeugt, doch dachte noch ein wenig länger über die Frage seines Bruders nach. Angenommen, man hätte ihn nicht dabei erwischt, wie er mit Nick im Wald rumgemacht hatte sondern stattdessen entdeckt, dass er Windeln trug: „Ne, irgendwie auch nicht. Alter. Digga, ich würde mir die Kugel geben. Einfach Pampers tragen, das ist ja wohl das unmännlichste, babyhafteste, ekligste …“, er fing an zu lachen bei der Vorstellung.
„Hurensohn!“, antwortete Jakob seinem großen Bruder beleidigt, klapste ihm mit einer Hand auf dessen Schulter doch auch er musste lachen bei der Vorstellung von seinem großen Bruder in Windeln.
„Sorry, Kleiner. War nicht so gemeint“, entschuldigte sich Dave, legte eine Hand um die Schultern des kleinen Jungen und überraschte den Windelträger damit ersichtlich. Jakob hätte niemals mit einer Entschuldigung gerechnet und lächelte seinen Bruder daraufhin beinahe versöhnlich an: „Schon klar …“, wiegelte er ab. David hatte nur gesagt, was er eh schon immer gedacht hatte. Der hatte noch nie einen Hehl daraus gemacht, was er von seinen Windeln hielt. Aber David wusste eben auch nicht, wie kuschelig, bequem und praktisch Pampers sein konnten. Eklig? Das war eine dumme Einschätzung, fand Jakob. Als Baby hatte ja schließlich selbst David in seine Pampers gemacht, ohne dass es ihn störte. Nur weil alle anderen damit im Alter von 2-3 Jahren aufhörten musste es doch nicht eklig sein, wenn er damit weitermachte.
„Aber jetzt sag schon, was ist mit dir!?“, fragte Jakob nachdem sich die beiden Brüder kurz angeschwiegen hatten. Er hatte die letzten Tage wahrlich genug Geheimnisse gelüftet. Seine Schwester, Franzi, die Sache mit dem Bürgermeister und seinem Sohn! David konnte ihm auch einfach erzählen, was passiert war, denn er würde es eh herausfinden.
„Es hat was mit Nick zu tun, oder?“, mutmaßte der Zehnjährige. Das war nur schwer zu übersehen.
„Woher …“, wollte David fragen.
„Ich kenn mich aus mit Geheimnissen!“, beharrte Jakob: „Nick macht sich Sorgen um dich“, fügte er hinterher.
„Ich weiß“, antwortete David.
„Ach Fuck … shit, bevor dus von jemand anderem erfährst: Ich und Nick … ich glaube, wir sind zusammen. Ich steh auf ihn. Ich glaube, ich bin …“
„Du stehst auf Nick Herbrand???“, staunte Jakob.
David zuckte zusammen: „Schhh! Nei…“
„Ist das dein Geheimnis?????“
„Ja scheiße man sei leise … sei einfach …“, wollte David seinen Bruder zum Schweigen bringen, der ihn nun breit grinsend, fasziniert und überrascht anstarrte: „Man … ja. Keine Ahnung, Mann! Ich hab nie gedacht, dass ich schwul wäre, aber …“
Und woher wissen das alle?“, fragte der Fünftklässler.
Davids Antwort glich einem einzigen sehr langgezogenen Seufzer: „Am Samstag war Franzis letzte Party in diesem Jahr und … ich hab Nick hinter der Scheune im Forst geküsst und irgendwer hat das gefilmt und an alle geschickt.“
„Und deshalb ärgern die dich jetzt?“, verstand Jakob.
„Hm, ja … sozusagen …“, antwortete David.
„Also dein Geheimnis ist, dass du schwul bist?“, fasste Jakob zusammen.
David nickte kaum merklich und sah seinen kleinen Bruder unsicher an. Jakob wich dem Blick seines großen Bruders aus. Dieser Gesichtsausdruck passte so gar nicht zu David. David, das war der große Böse Grobian, der ihn herumschubste, schlug, verpetzte, vor anderen ärgerte und der sein Spielzeug absichtlich kaputt machte. Es gab wenig gutes an David.
„Ich hab davon total keine Ahnung …“, gestand Jakob: „Aber … weißt du … wenn plötzlich alle mein Geheimnis wüssten, also wenn plötzlich alle von meinen Pampis wüssten … dann … ich mein, ich kann mich dann ja nicht ewig verstecken“, überlegte Jakob. Er sah fragend zu David bis ihm wurde bewusst, dass der ihm keine Antwort geben würde.
„Ich mein, wenn ich dann wieder zur Schule gehen würde, dann hätte ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich versuche davon loszukommen und erzähle allen dass ich keine Windeln mehr brauche oder ich versuche halt ihnen zu erklären, dass ich die halt noch brauche aus Gründen und dass sie mich nicht deswegen ärgern sollen …“
„Und du glaubst, damit hättest du Erfolg?“, fragte David skeptisch.
„Naja“, zuckte Jakob mit den Schultern: „Ich würds versuchen, was bleibt mir anderes übrig?“
David sah seinen kleinen Bruder kritisch an. Jakob lächelte, als würde dieser Junge ihn aufheitern können, indem er fröhlich dreinblickte. Gedanklich Augenrollend kam Dave zu dem Entschluss, dass dieses ganze Thema für Jakob einfach anders war. Jakob war eh ein Opfer. Klar wäre es für den das Schlimmste auf der ganzen Welt, wenn seine Klassenkameraden von seinen Windeln Wind bekommen würden. Aber dass er schwul war? Verdammt! Er hatte etwas zu verlieren gehabt! ER war doch immer einer der Coolen gewesen. Der solche wie Jakob herumschubste. Fuck. War er jetzt plötzlich einer der Opfer?
In David kochte Wut hoch. Kurz wollte er Jakob einfach auf den Boden stoßen und ihn anschreien, dass er sich verpissen sollte. Aber warum? Jakob hatte ihm ja gar nichts getan.
Ruckartig richtete sich der Sechzehnjährige von seinem Bett auf und verwarf alle Gedanken, die in seinem Kopf herumtobten mit einem einzelnen Kopfschütteln: „Hey, Ich geh nen paar Kroketten in den Ofen schieben, willst du auch welche?“
Ihr wünscht euch etwas für das nächste Kapitel? Habt eine Vermutung, wie es weitergehen könnte? Wollt Feedback abgeben? Ihr kennt das: Wenn euch die Geschichte gefallen hat, hinterlasst doch bitte einen Kommentar, um das zu zeigen! und wenn nicht, dann bitte auch! Feedback ist das, was am meisten motiviert!
Autor: giaci9 (eingesandt via E-Mail)
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Jakon ist so herrlich naiv, total knuffig! Aber ich finde es toll das Dave und Jakob sich jetzt endlich mal näher kommen, so wie es sich für Brüder eben gehört.
Auch die Mathestunde war wirklich ganz toll beschrieben von dir Giaci, ich konnte Jacob und den „strengsten Lehrer“ förmlich vor mir sehen… So ein..
Ob ich das schaffe jetzt noch mal n Monat zu warten bis ich erfahre bis es weiter geht…. Giaci lass mich nicht zu lang warten 😀
Hey toasty, danke mal wieder für deinen Kommentar! 😀
Ich finde es auch herzerwärmend, wie sich die beiden Brüder jetzt grade verstehen. Da hat Jakob im richtigen Moment Empathie gezeigt und ich finde, das hätte man von ihm nicht erwarten müssen, nachdem sein Bruder immer so gemein zu ihm gewesen ist. Da hat David wirklich richtig Glück gehabt.
In der Mathestunde kann der Zehnjährige einem aber wirklich leid tun. Was Herr König nur für ein Arschloch ist in diesem Moment … der arme Junge.
Was das nächste Kapitel angeht: Doch, ich glaube, einen Monat wird’s schon noch dauern – also jetzt noch so zwei bis drei Wochen. Sorry. 😀
Ach manno…. muss ich halt warten. Aaaber sag mal kann man deine Wenigkeit irgendwo erreichen?
Klick mal auf meinen Namen, da ist nen link auf dem man mich erreichen kann. 😀
Ich muss gestehen, dass ich das ausprobiert habe und es nicht funktioniert hat.
Komisch, bei mir funktioniert es! 😀 https://www.wb-community.com/member.php?21037-giaci9 ansonsten kannst du mich auch auf dem Windelweb-Discord finden! 😀
Hi giaci
danke, deine Geschichte ist einfach super!
kleiner Wunsch für die nächsten Kapitel: könnte Fenix nicht auch noch etwas mehr bei der Windel-Thematik miteinbezogen werden? zB dass er selber welche anzieht von Jakob?
Ich achte ja immer darauf, nicht zu viel zu verraten, wenn ich Kommentare beantworte. Aber ich kann nicht anders: Wir werden im nächsten Kapitel (an diesem Wochenende) mehr über Fenix erfahren und am Ende des Kapitels gibt es in der Geschichte auch einen Windelträger mehr.
Ich hoffe wirklich, ich habe jetzt nicht zu viel verraten … 😀
Ich denke Dave können wir ausschließen, also bleibt noch Fenix
🙂
naja, schau mal ins nächste Kapitel rein … 😉
Habs endlich geschafft, alles nachzudenken holen und es hat ganz viel Spaß gemacht es zu lesen. Die Mama nervt mich etwas, da sie offensichtlich mehr an ihrer eigenen Karriere,als an ihren Kindern interessiert ist. Die Schulatmosphäre bringst du super rüber. Man fühlt richtig mit, besonders mit dem armen Jakob. Ich fände es superschön wenn Nick und Dave es schaffen würden zueinander zu finden und die Couragd aufbringen Hand in Hand auf dem Schulhof aufzutauchen. Vielleicht auch ein Kuss von Nick wenn die beiden sich für unterschiedlichen Unterricht trennen. Das würde Davd so richtig in Verlegenheit bringen! (Hihihi)
Jakob wäre damit natürlich erneut das Opfef von Hänseleien. Leider ist das in so einem Falle ja so. Die Frage ist ja auch, wann die Eltern wieder auf den Plan treten und mitbekommen, was bei ihren Jungs los ist. Jakob der es oft gar nicht mal merkt wann er muss und David, der eine ganz neue Seite an sich entdeckt. Ich bin immer noch dafür, dass David sich Hilfe bei Robin holen möchte, da sie ja scheinbar immer alles im Griff hat. Vielleicht weißt sie ihn auch ab, da sie Nick selbst ja auch zugeneigt ist.
Ich glaube wirklich, dass meine Ideen gar nicht nötig sind und trotzdem kann ich es nicht lassen, sie dir mitzuteilen. Ich fiebere in der Geschichte richtig mit. Also mit großer Vorfreude auf den nächsten Teil: Applaus für den Autoren!!!
Hi Bic,
Danke wie immer für deine ausführlichen Kommentare die immer auch zeigen, dass du die Geschichte wirklich aufmerksam liest und nicht nur überfliegst. Solche Leser wünscht man sich! 😀
Ich glaube Nick und David müssen noch eine ganze Menge Mut aufbringen, bis sie sich das trauen – jedenfalls Dave. Aber ich glaube, sie sind auf dem richtigen Weg
Ja, die Eltern sind die ganze Zeit recht abwesend. Wobei Eva ja schon mitbekommen hat, was mit Jakob und seinen Windeln los ist – sie hat da ja mit ihrer Tochter eine Art abkommen geschlossen, weil Robin eben genauso gut im Taktieren ist wie ihre Mutter, was das angeht … Von Daves Schicksahl weiß sie noch nichts – aber welcher 16 Jährige redet darüber schon mit seiner Mutter? Ich glaube, es ist gut möglich, dass sie es erst als einer der letzten Erfährt.
Ob deine Ideen nötig sind? Glaub mir, ich bediene mich öfters an den Ideen, welche hier in den Kommentaren stehen als man glaubt! 😀
Nicht immer 1:1 aber oftmals zumindest als Inspiration. Die Szenenideen für Dave und Nick sind gutes Material – und auch das Detail, dass Jakob dann deswegen gehänselt wird „Dein Bruder ist ne Schwuchtel“ macht voll Sinn – das war mir gar nicht eingefallen. Von daher: Ich bin immer für jede Inspiration dankbar! 😀