Die Lehre
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Die Lehrstelle
Anmerkung vom Autor: Hallo Zusammen, ich schreibe schon etwas länger an dieser Geschichte. Das erste Kapitel gebe ich jetzt zum Lesen frei!
Diese Geschichte ist nicht unbedingt frei erfunden und beinhaltet viele authentische Ereignisse. Es ist meine erste Geschichte und handelt von einem damals 15-jährigen Jungen in den Anfängen der 80ziger. Seine Lehre beginnt in der nächst größeren Stadt mit neuen Freiheiten. Seit vielen Jahren wünscht er sich seine ganz eigene Sonderausstattung.Ich erzähle die Geschichte aus der Retrosicht des Hauptdarstellers, überlasse aber den Leserinnen und Lesern ihre eigenen Gedanken und Sichtweisen. Ich hoffe, sie gefällt, ist logisch aufgebaut und verständlich. Danke für die Nachsicht und Entgegenkommen. Nun, viel Spaß beim Lesen des ersten Kapitels.
Geschichte über die Lehre
Der Plan (1)
Meine neue Lehrstelle hatte einiges an Annehmlichkeiten zu bieten. Abgesehen davon, dass ich dafür immer in die Kleinstadt musste, gab es in dem Gebäudekomplex noch ein Personalschwimmbecken, eine riesengroße Kantine und ein angeschlossenes Wohnheim.
Zu allem hatte ich freien Zugang. Auf dem ganzen Gelände wimmelte es nur so von Personal, Kunden und Zulieferer. Schon nach kurzer Zeit war ich praktisch Dauergast im beheizten Schwimmbecken. Groß war anders aber zum Entspannen, nach der Arbeit, war es gemütlich und mit 20×10 Meter gut bemessen. Erstaunlicherweise war es immer spärlich bis gar nicht besucht.
In 2-3 Monaten sollte ich mein eigenes kleines Apartment in dem Schwestern-Wohnheim beziehen können. Im Schwimmbad hatte ich mir inzwischen schnell mit 2 abschließbaren Spinden privaten Stauraum gesichert.
Im Wohnheim gab es auch noch einen Haushaltsraum mit Waschmaschinen, Trocknern, Wäscheleine und Bügeltisch. Hin und wieder brachte ich meine Zweitwäsche zur Waschmaschine um sie wieder in Form zu bringen. Dabei begegneten mir gelegentlich Stationsschwestern die ebenfalls ihre Arbeitskittel und private Wäsche auf Vordermann brachten. Hier und da hingen noch einige Sachen auf der Wäscheleine, weil sich der Trockner wohl nicht lohnte. Irgendwann faste ich den Plan, bei einer günstigen Gelegenheit ein Set Unterwäsche von der Leine zu nehmen. Tage danach kam einer dieser günstigen Gelegenheiten. Auf der Leine hingen noch einige Stücke, die ich größentechnisch für geeignet hielt. Rein weiß und etwas verspielt. Perfekt, dachte ich. Ich war sofort hin und weg. Zudem war niemand weit und breit zu hören, denn der lange Flur war hellhörig und die schwere Zugangstür hörte man sofort, falls doch jemand kommen sollte. Unter größter Anspannung nahm ich das fremde Hemdchen und den Schlüpfer von der Wäscheleine. Steckte beides direkt unter meinen Pullover und verschwand Richtung Schwimmbad. Mein schlechtes Gewissen verfolgte mich die ganze Zeit. Mein erster Gedanke war gleich bei der Bestohlenen, wobei ich hoffte, dass meine stibitzte Ware weder auffallen noch größeren Schaden anrichten würde.
In der Schwimmbad-Umkleide betrachtete ich die illegale Beute und zog sie direkt über. So weit passte sie für meinen weiteren Plan. Bis zur Verwendung verstaute ich sie in einer meiner beiden Spinde. Und das hatte natürlich einen Grund. Im zweiten Spind lagen bereits meine Mölny, sowie Puder, Creme und ein Stapel Mullwindeln.
Jetzt waren meine Vorkehrungen soweit abgeschlossen. Der Tag „X“ konnte also kommen.
Regelmäßig nach Dienstschluss drehte ich immer erst ein paar Runden im Schwimmbecken. Danach legte ich immer Windeln und Gummihöschen an. Das wurde zum täglichen Ritual nach der Arbeit und für die Stunden danach.
Wochenlang hatte ich geplant, verworfen, überarbeitet und plausibles gegen unglaubwürdiges ausgetauscht, bis mein geschmiedeter Plan stand.
Jetzt hatte ich endlich alles zusammen. Meine kurze Lebensgeschichte, in mehreren Varianten. Das überaus wichtige Drehbuch, das entsprechend der kommenden Anforderungen, flexible Ausführungen und Handlungen zu lies. Die ersten drei Ausbildungsgehälter waren gebunkert und konnten zum Einsatz kommen.
Den handgeschriebenen Einkaufszettel überprüfte ich zum x-ten Mal. Faltete ihn wieder zusammen und steckte ihn zurück in meinen Brustbeutel, zusammen mit dem Geld, immerhin insgesamt stolze 450,00 DM!
Mein ausgeklügelter Plan stand und den wollte ich unbedingt jetzt gleich, hier und jetzt, umsetzen.
Meine Entscheidung stand fest. Ich wollte ganz, ganz sicher diese „Sonderausstattung!“ Alles und eigentlich noch sehr viel mehr.
Ich hatte mich für diesen Tag entschieden in meine grüne-graue Hose mit Fischgrätenmuster, den blauen Pulli und die hellbraunen Halbschuhe zu steigen. Ein gängiges Outfit und die Ansage für – „Achtung Dorfkind!“
Drunter trug ich die stibitze Unterwäschegarnitur aus einem weißen Hüftslip, mit aufgesticktem Blumenmotiv, elastisch, blauer Spitzenborde an den Beinabschlüssen und einem passenden weißen Achselhemdchen mit Spitzenverzierung, darunter meine gelbe Mölny, – Größe 4, die schon reichlich gelitten hatte.
Die Entscheidung, es heute zu versuchen konnte mir niemand mehr ausreden. Auch nicht meine ständigen Selbstzweifel und die Möglichkeit mich lächerlich zu machen. Ich wollte das unbedingt umsetzen, aber es passte genauso wenig zu dem Jugendlichen, den andere in mir sahen.
Ich hatte einfach die Vorstellung, wie ein kleines Mädchen gekleidet zu sein, nicht widerstehen zu können. So betrat ich nun mit meinem lang ersehnten Wunsch die unauffällige Seitentür der Kaufhof – Filiale. Mein lang gehegter und überlegter Plan stand und war in meinen Augen perfekt. Zusammen mit meinen ersten Lehrlingsgehältern und der vorbereiteten Einkaufsliste wollte ich zum Ziel kommen.
Die gegenüberliegende Uhr, vom Uhrmacher Hahne zeigte genau 09:00 Uhr, als ich vor dem kleinen Schaufenster, der Filiale, zum wiederholten Mal, gedanklich alles durchging, Mein Geld und Einkaufsliste sorgfältig kontrollierte und für fehlerfrei hielt. Das kleine Reisebüro lobte das Münchener Oktoberfest ´77 als besondere Urlaubattraktion aus. Das es ganz anders kommen sollte, konnte ich natürlich nicht wirklich ahnen.
Später sollte ich wissen, das diese Erfahrung meine Befreiung und eine Art Fügung für mich sein sollte, aber das ist ein ganz anderes Thema.
Keine zwei Minuten später betrat ich, durch den kleinen Seiteneingang, den Kaufhofableger. Die Baby- und Miederabteilung lag gleich links. Durch meine wiederholten Besuche und Inspektionen war mir die Aufteilung und deren personelle Besetzung bestens bekannt. Um nicht frühzeitig und unverhofft aufzufallen legte ich einen schnellen Schritt auf. Den unteren Bereich des kleinen Kaufhofes kannte ich inzwischen sehr gut. Also schnell rechts abbiegen und mich dann am kleinen Reisebüro und dem Tabakladen vorbei zum Haupteingang aufmachen. Die ungeschützten acht Meter, hin zum Reisebüro nutzte ich, um mir schnell einen Überblick, über die Besetzung, des heutigen Tages zu machen.
Die kleine Abteilung war wie alle Tage zuvor in gleicher Besetzung. An den rechten, langen Verkaufsregalen stand die ältere der beiden Verkäuferinnen. Vor ihr ein riesen Berg an unterschiedlichen Sachen, die sie auf einem Schiebewagen von einer Position zu anderen schob und immer wieder einzelne Teile in den Regalen verschwinden ließ. Die circa halb so alte junge Verkäuferin bestückte, im vorderen Bereich, einen der Aktionsständer.
Kunden konnte ich noch keine entdecken, dafür war es wohl noch zu früh. Hinter dem Reisebüro musste ich, im rechten Winkel, weiter marschieren, damit mir das Kofferregal vorläufigen Schutz bot. Mein Herz pochte bis zum Hals. Als ich hinter dem Regal stand fühlte ich mich kurzzeitig sicher. Atmen, dachte ich nur! Ich sortierte noch einmal alle meine Gedanken.
„War ich wirklich schon bereit für diese Aktion?!“ Vorwärts oder Rückzug?
Meine Entscheidung stand! Vorwärts, und ich wollte es jetzt wirklich umsetzen. Innerlich kämpfte ich nur noch mit dem Startzeitpunkt. Nur noch ein Moment die Deckung hinter den Koffern nutzen und dann auf, in die gewünschte Realität. Alles lag noch vor mir. Dennoch hatte ich echten Bammel davor. Aber vor allem die Aussicht, auf die lange ersehnte Sonderausstattung, sollte mir jetzt wohl jede Anstrengung wert sein und die letzten Zweifel nehmen.
Eine freundliche Stimme hinter mir unterbrach abrupt mein Gedankenkarussell.
„Darf ich ihnen etwas zeigen, sprach mich eine äußerst freundliche Stimme an?!“
„Oh, ähm nein!“ Ich suche die Babyabteilung antwortete ich überrascht.
„Die finden sie gleich hier Rechts, kam prompt von der netten Stimme.“
„Ich bedankte mich freundlichst und machte mich auf den Weg.“
Nach etwa 40 Schritten war ich dann in der Babyabteilung. “Ich war endlich da!” Aber ich hatte keine Ahnung, was jetzt alles passieren konnte! Mit wackligen Beinen und tausend Gedanken im Kopf eilte ich noch durch die engen Gänge der Abteilung bis ans Ende des rechten Regals. Ich postierte mich im hinteren Bereich der Abteilung. Aber genau so, dass ich auch beide Verkäuferinnen noch sehen konnte. Interessiert und Neugierig betrachtete ich die kleine aber sehr farbenfrohe Babyausstattung vor mir im Regal.
“Guten Tag junger Mann”, sprach mich die dunkelhaarige Verkäuferin mit weißer Bluse und schwarzem Rock an.
“Wie kann ich helfen?!“
Ich richtete mich unsicher auf und erkannte die Ältere, mit Namensschild -“Frau Schneider“ ausgestattete, Verkäuferin.
Ich muss etwas besorgen, stotterte ich murmelnd gerade noch so zusammen.
Dabei fummelte ich unsicher meinen Einkaufszettel aus dem Brustbeutel. Mit knallroten Ohren gab ich den Einkaufszettel der Verkäuferin.
Sehr geehrte Verkäuferin,
ich schicke ihnen heute meinen Stiefsohn „Jule“ mit der Bitte, dass Sie ihn beim Einkauf der unten stehenden Liste behilflich sind. Ausreichend Geld (450,00 DM) liegt im Brustbeutel. Ich bedanke mich mit ganz lieben Grüßen.
Martina Wilde
Hier nun die Liste der Sachen, die ich für Jule unbedingt benötige.
2 x Moltontücher
2 x Mullwindeln
1 x Vlieseinlagen
2 x Gummihöschen (Schwedenknöpfer)
1 x Puder
1 x Penatencreme
1 x Nachthemd farbig
1 x Miederhöschen weiß
2 x Unterwäsche – Garnitur bunt
2 x Strumpfhose unterschiedliche Farben
Eine Tagesgarnitur
Hängerchen oder Rock, Bluse, Pullover – Strickjacke, Schuhe, Gymnastikanzug
Nachdem sie die Liste aufmerksam gelesen und studiert hatte, folgte ein knappes, klares….
“Ah, Okay, das haben wir alles im Haus.“
„Kein Problem, sollte möglich sein.“
Mit dem Einkaufszettel in der Hand machte sich Frau Schneider auf den Weg Richtung Regale, direkt in die Babyabteilung. Vorsichtig mit großen Abstand folgte ich ihr, weil ich nicht genau wusste, was jetzt meine Aufgabe war. Schnell hatte sie Puder und Creme in der Hand. Beides legte sie in einen Korb, der hinter ihr an der Kasse stand. Da ich ihr zu weit weg stand, forderte sie mich mit einer klaren Handbewegung auf, an ihre Seite zu kommen.
Sie stand bereits vor dem Regal mit den Windeln und Gummihöschen.
„Junger Mann, deine Stiefmutter hat vergessen, hinter die Gummihöschen, die Größen zu notieren.“
„Wir haben vier Größen hier, von der Marke Mölny, in weiß und gelb.
„Für welches Alter werden die denn gebraucht?“
„Panik kam in mir hoch.“
„Ich war kurz davor, abzubrechen. Und was tat ich hier eigentlich?!“
Ich war immer noch ziemlich aufgeregt und mit einem schweren, großen Klos im Hals belegt. Für einen Moment, war alles was ich mir als Drehbuch zurecht gelegt hatte, in Luft auflöst.
Da stand ich nun, gefühlte Minuten lang sprachlos vor der Verkäuferin. Während die eine Kopfhälfte mit dem Mut kämpfte lieferte die andere Hälfte nur eine Endlosschleife mit …..
JETZT, JETZT, JETZT!!
Autor: Soe Lückel02 (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
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Soe Lückel02, spitzenmäßg ich würde mich freuen, wenn du die anderen Kapitel auch noch fertig bekommst! 1+++
Ich finde es für den Anfang einen gelungenen Einstieg in die Geschichte. Vieleicht den einen oder anderen Absatz mit einbauen, um es einfacher aufzuschlüsseln was was ist, aber sonst recht gut. Bin auf die nächsten Kapittel gespannt.
Hallo zusammen und Danke für den positiven Empfang. Ich werde versuchen mich zu bemühen.
Ob es dann ähnlich flüssig wird, wie die Werke von Julie Zeh oder Sebastian Fitzek vage ich zu bezweifeln.
In jedem Fall sind die nächsten Kapitel bereits verfasst.
Hallo an alle interessierten Leser und Leserinnen der „Lehre“!
Wow….. die 1000er Marke übersprungen. Hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Inzwischen habe ich hier schon die weiteren Fortsetzungen II, III, und IV abgelegt. Weitere Fortsetzungen sind bereits fast schon wieder Druckreif.
Ich wünsche euch auch weiterhin viel Spaß/Freude und hoffe sehr, dass euch die Geschichte insgesamt gefällt.
Es freut mich wirklich, dass ihr der Geschichte folgt. Danke!!!
Liebe Leser*innen,
ich hätte am Anfang nie gedacht, dass sich die Geschichte „Die Lehre“ so beliebt gelesen wird.
Mit 2100 Aufrufen ist das weit über meinen Hoffnungen. Inzwischen ist bereits der elfte Teil erschienen und Kapitel zwölf fehlt auch nur noch die Tinte!
Für meine erste Geschichte, bin ich natürlich total von jeden einzelnen Leser*innen begeistert.
Ich hoffe, ich kann das Niveau weiterhin halten. Euch wünsche ich natürlich auch jede Menge Leselust.
Liebe Grüße ……….Soe