Kleine Maus mit großen Herz (65)
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Kapitel 65: Ein etwas anderes Neujahr
Ich musste mich erst mal sammeln bevor ich überhaupt etwas sagen konnte. Es hatte nur einen kleinen Augenblick gebraucht bis ich das Motiv erkannt hatte, aber das Erkennen zu verarbeiten dauerte einen weitaus längeren Moment. Ich atmete einmal deutlich hörbar tief durch.
„Hab ich übertrieben?“ fragte Sandra neben mir. Ich schaute abwechselnd zwischen ihr und dem Bild hin und her.
„Ähm…nein…es ist nur…überraschend.“ gestand ich. Ich schaute nochmal auf die Linien auf dem Leinwand. Man konnte erkennen, dass es nur ein Entwurf war, aber der Entwurf war deutlich erkennbar. Sandra wollte mich malen und tatsächlich war der Entwurf zumindest so gut, dass ich mich erkennen konnte.
„Entschuldige…ich konnte nicht anders. Ich habe bestimmt irgendwo Mist bei meinem Entwurf gebaut oder?“ fragte sie mit einem schuldigen Unterton in der Stimme.
„Nein alles gut. Sieht gut aus. Bestimmt schwierig das aus dem Gedächtnis zu zeichnen. Ich finde es ist dir gut gelungen.“ entgegnete ich. Sandra atmete erleichtert auf.
„Ich hatte echt ein wenig Panik, dass du mich für bescheuert hältst, dass ich angefangen habe dich zu malen.“ fuhr sie fort. Vor dem Hintergrund, dass sie sich in mich verguckt hatte, war das nicht wirklich bescheuert. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass das eine Art war irgendwie ihren Gefühlen Luft zu lassen. Ich ging noch einen Schritt näher auf sie zu und gab ihr einen Kuss.
„Du brauchst keine Panik deswegen zu haben. Es ist sogar egal wie es am Ende aussieht. Ich finde das ziemlich süß, dass du versuchst mich zu malen.“ gab ich zurück. Ich konnte erkennen wie sich die Anspannung bei Sandra löste.
„Danke. Ähm…ich packe das jetzt mal weg…und dann…ähm…mache ich mich mal bettfertig.“ entgegnete sie unsicher und packte sich das Bild, was kurze Zeit später wieder im Schrank verschwand. Sandra schloss den Schrank und blieb dann wie angewurzelt davor stehen ohne etwas zu tun.
„Wolltest du dich nicht fertig machen?“ fragte ich.
„Ähm…ja klar.“ meinte sie ein wenig abwesend, ging dann aber ein paar Schritte zu ihrem Schreibtisch um eine Schublade zu öffnen. Ich verstand natürlich nicht was das sollte. Als nächstes ging sie an mir vorbei zum Bett und zog etwas unter dem Bett hervor. Eine schlichte Holzkiste mit einem kleinen Vorhängeschloss daran. „Weißt du…über die Jahre wird man ein bisschen paranoid, wenn man solche Probleme hat wie ich…da macht man dann so ganz komische Sachen wie zum Beispiel alles in eine Kiste packen und diese verschließen.“ erklärte sie.
„Hat was von einem Einsperren des Problems.“ meinte ich ohne darüber nachzudenken.
„Ja genau. Naja in erste Linie wollte ich halt nicht, dass es jemand sieht, aber in gewisser Weise stimmt deine Aussage bestimmt auch.“ erwiderte Sandra, während sie sich noch an der Kiste zugange machte.
„Ziemlich klein die Kiste.“ merkte ich an. Sandra schaute erstaunt zu mir.
„Warum denn klein?“ fragte sie.
„Ähm…du hast mir doch so ein Teil im Urlaub in die Hand gedrückt und wenn ich jetzt mal überschlage, dann brauchst du doch pro Nacht eine davon und in die Kiste passt vielleicht…hmmm…die Hälfte oder so.“ antwortete ich unsicher. Sandra grinste. Es war vermutlich das erste mal, dass ich sie in Bezug auf das Bettnässen grinsen sah.
„Ganz schön clever kombiniert. Weißt du ich wollte mein Zimmer irgendwann nicht mehr damit voll stellen. War eine kleine Diskussion mit meinen Eltern, aber schlussendlich haben sie dann klein bei gegeben und ein wenig Platz im Keller geschaffen. Die meisten Windeln lagern jetzt dort und ich habe halt nur ein paar hier oben. Der Nachteil ist halt, dass ich regelmäßig in den Keller muss um welche hochzuholen. Dafür habe ich freie Schränke und die Kiste in der ich alles verstecken kann. Hat Vorteile und Nachteile.“ erklärte Sandra.
„Ergibt natürlich irgendwo Sinn alles in den Keller zu packen. Da könnte es aber auch irgendwer finden.“ merkte ich an.
„Klar, aber die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich gering. Außerdem sind Kartons mit Windeln für Erwachsene bei uns im Haus keine Seltenheit. Meine Mutter arbeitet in der Apotheke und hat früher immer mal wieder solche Kartons genutzt um Sachen einzulagern oder anderen Leuten als Umzugskartons zur Verfügung gestellt. Die paar Kartons, die ich im Keller habe fallen dann nicht wirklich auf. Außerdem müsste auch erst mal jemand, der eigentlich nichts im Keller zu suchen hätte sich da ganz genau umschauen und selbst wenn er die Windeln findet, dann könnten die immer noch von meinen Eltern sein. Würde ich die hier im Schrank lagern und jemand würde sie im Schrank finden, dann wäre natürlich automatisch klar, dass es meine wären.“ erwiderte Sandra. Ich überlegte ob sie mir irgendwann schon mal davon erzählt hatte was ihre Mutter beruflich machte, aber es wollte mir gerade nicht einfallen. Sandra hatte die Kiste inzwischen geöffnet. Ich wollte nicht ganz so auffällig auf die Kiste schauen, aber selbst bei einem flüchtigen Blick konnte ich feststellen, dass sie alles andere als gut gefüllt war.
„Nachvollziehbare Logik mit dem Keller.“ entgegnete ich. Sandra zog eine der Windeln aus der Kiste, legte sie aufs Bett und verschloss die Kiste wieder. Keine zehn Sekunden später war die Kiste wieder unterm Bett verschwunden.
„Naja man wird halt kreativ. Ist nicht toll, aber so fand ich es immer am einfachsten und bislang bin ich ganz gut damit gefahren.“ erklärte sie. Tatsächlich fiel mir gerade auf, dass sie recht auskunftsfreudig in Bezug auf das Thema war, das sie sonst eigentlich vermied.
„Kann ich mir vorstellen, dass man da kreativ wird.“ bestätigte ich die Aussage.
„Man kann verdammt kreativ werden. Hier packst du den in den obere Schreibtischschublade.“ forderte Sandra mich auf und reichte mir einen kleinen Schlüssel. Das war wohl der Schlüssel zu ihrer Kiste. Ich nickte, nahm den Schlüssel und verstaute ihn in der Schublade. „Ich verschwinde mal kurz im Bad.“ meinte Sandra, während ich noch die Schreibtischschublade schloss.
Ich hätte zu gerne einen Blick in die Kiste geworfen, einfach nur aus Neugier welche Windeln das genau waren, aber da Sandra gefühlt jeden Moment wieder kommen würde, traute ich mich tatsächlich nicht einen näheren Blick darauf zu werfen. Eigentlich war es auch ziemlich egal, bunt waren sie definitiv nicht und damit auch ziemlich langweilig. Ich entschloss mich stattdessen dazu mich schon ins Bett zu legen. Einen Schlafanzug hatte ich mir in weiser Voraussicht natürlich nicht mitgenommen, also würde ich die Nacht in meinem T-Shirt und meiner Unterhose verbringen. Es gab schlimmeres, aber auch weitaus besseres. Es dauerte einen Moment bis ich Schritte und dann die Türe hörte, die sich öffnete. Tatsächlich schloss Sandra verdächtig leise die Türe, dann wurde es schlagartig dunkel und ich hörte wieder Schritte, die sich in Richtung Bett bewegten.
„Du hättest jetzt nicht leise sein müssen. Ich bin noch wach.“ sprach ich in die Dunkelheit.
„Achso…es war so ruhig…da dachte ich du schläfst schon.“ erklärte Sandra während sie versuchte sich zu mir ins Bett zu legen. Ich glaubte tatsächlich ein leises Knistern zu hören, aber möglicherweise bildete ich mir das auch ein.
„Du hättest einfach fragen können.“ gab ich zurück.
„Ja…ist irgendwie…durchgegangen. Ich hoffe du hast genug Platz?“ fragte Sandra. Ich hatte mehr als ausreichend Platz.
„Hab ich. Ich würde glaube ich ganz gerne ein wenig näher zu dir kommen, wenn es dir nichts ausmacht.“ antwortete ich.
„Klar.“ erwiderte Sandra. Ich rutschte ein wenig näher in Sandras Richtung und fand irgendwie in der Dunkelheit ihre Schulter auf der ich meinen Kopf ablegte. Es dauerte nicht lange bis ich im Arm meiner Freundin einschlief.
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Das Öffnen der Türe ließ mich erschrocken die Augen öffnen. Sandra lag nicht mehr im Bett und draußen war es schon hell. Ein Blick auf Sandras Nachtisch verriet mir, dass es bereits Mittag war. Hatte ich wirklich so lange geschlafen.
„Guten Morgen…ähm…Mittag du Schlafmütze.“ begrüßte Sandra mich.
„Morgen…oder so.“ gab ich verschlafen zurück.
„Du hast geschlafen wie ein Stein. Ich hab dich heute morgen versucht zu wecken, aber ich hatte keine Chance.“ erklärte Sandra und setzte sich neben mich aufs Bett. Ich richtete mich auf und gab ihr einen Kuss.
„Tut mir leid. Ich hoffe du hattest nichts geplant?“ fragte ich mit einem schlechten Gewissen.
„Naja sagen wir mal du hast meine Pläne ein kleines bisschen durcheinander gebracht. Ich dachte eigentlich wir frühstücken gemütlich, aber daraus wurde ja nichts. Ich habe dann die Gunst der Stunde genutzt und hab mich anderweitig beschäftigt.“ antwortete Sandra breit grinsend.
„Das heißt?“ bohrte ich verwundert nach.
„Na schau doch mal zum Schrank.“ forderte Sandra mich auf und deutete mit ihrem Finger in die entsprechende Richtung. Ich folgte mit meinen Augen ihrem Finger und traf nach kurzer Zeit auf ihre Staffelei.
„Du hast mich doch jetzt nicht schlafend gemalt?“ fragte ich schon fast entsetzt.
„Verdient hättest du es irgendwie, wenn du dich nicht wecken lässt. Schau doch einfach mal nach was ich gemacht habe.“ schlug Sandra vor. Tatsächlich hatte ich ein wenig Panik, dass der gutaussehende Entwurf mich jetzt im Bett schlafend darstellte. Ich kletterte an Sandra vorbei aus dem Bett und eilte zur Staffelei. Ich suchte den Unterschied zu letzter Nacht. Grundsätzlich hatte sich nicht viel verändert. Es waren Linien dazu gekommen, manche waren stärker ausgeprägt als gestern. Aber es war noch der gleiche Entwurf, eine Sache fiel mir jedoch auf es gab keinen Entwurf von meinen Augen.
„Du hast weiter gemalt?“ fragte ich. Sandra stand auf und kam zu mir.
„Klar wenn du hier halbwegs ruhig rum liegst, dann kann ich auch weiter malen. Du hast sozusagen Modellgelegen.“ scherzte Sandra. Tatsächlich fand ich die Vorstellung wie sie ihren Entwurf abgeändert hatte während ich vor ihr schlief.
„Dann musst du mir jetzt nur noch erklären warum der Entwurf keine Augen hat.“ erwiderte ich. Es dauerte einen Moment bis Sandra zu einer Antwort ansetzte. Sie schaute mir zunächst einfach nur in die Augen und sagte nichts. Ich wollte schon etwas sagen, aber sie legte einen Finger auf meine Lippen.
„Die Augen sind noch nicht fertig, weil um die zu malen muss ich sie sehen. Diese wunderschöne Farbe und dieser wunderschöne Ausdruck. Den einzufangen wird das Meisterstück an dem Bild.“ entgegnete Sandra und gab mir einen Kuss. Ich hatte selten jemanden so über meine Augen sprechen hören. Gerade aus Sandras Mund merkte ich gleich wie eine wohlige Wärme aus der Gegend meiner Brust in Richtung meines Kopfes schoss.
„Oh verdammt…“ fluchte ich.
„Steht dir. Süß.“ kommentierte Sandra meinen wahrscheinlich hochroten Kopf.
„Das malst du aber bitte nicht.“ forderte ich ernst, musste dann aber gleich anfangen zu lachen.
„Ne das ist zwar süß, dass du schnell rot wirst, aber das passt irgendwie nicht zu dem Bild wie ich es mir vorstelle. Ähm…sag mal was ganz anderes. Wann wolltest du eigentlich nach Hause? Meine Mutter würde gleich anfangen zu Kochen…ähm…naja du kannst natürlich was mit essen wenn du willst…ähm…“ stammelte Sandra.
„Aber ich darf mich von deinen Eltern ausfragen lassen?“ fragte ich.
„War das so offensichtlich?“ entgegnete Sandra.
„Welchen Grund hättest du sonst so unsicher zu sein? Konnte ja nur das sein.“ merkte ich an.
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Ich hatte mich vor dem Essen zumindest ein wenig zurecht gemacht, auch wenn Sandra meinte, dass es nicht notwendig war. Es war immerhin ein Essen mit den Eltern meiner Freundin da wollte ich nicht wie ein gerupftes Huhn auftauchen. Ich wollte mich, nachdem ich mir ein frisches T-Shirt, das mir Sandra freundlicherweise geliehen hatte, angezogen hatte und meine Haare in Ordnung gebracht hatte für einen Moment setzen, aber aus dem geplanten Moment des Durchatmens wurde nichts, da ich einen Ruf von unten vernahm. Das war wohl das Zeichen, dass wir runter kommen sollten.
„Ich hoffe das passt so?“ fragte ich Sandra nochmal und erntete einen skeptischen Blick.
„Ähm…eine Jogginghose von mir wäre auch in Ordnung gewesen. Du hättest dich jetzt nicht extra schick machen brauchen. Meinen Eltern ist klar, dass wir letzte Nacht lange wach waren und du entsprechend viel geschlafen hast.“ antwortete Sandra.
„Mag sein, aber irgendwie…ich weiß nicht…es passt nicht so wirklich.“ erwiderte ich ohne genau zu wissen warum es für mich nicht passte. Wahrscheinlich waren meine Eltern schuld, die mit ihrer Erziehung dahingehend vielleicht einfach zu großen Wert auf sowas gelegt hatten.
„Mach dich deswegen nicht verrückt. Meine Eltern sind eigentlich ziemlich entspannt drauf. Meine Mutter hast du doch auch schon mal gesehen und mein Vater ist eigentlich auch ziemlich entspannt drauf.“ erklärte Sandra.
„Ja deine Mutter ist schon nett…also was ich so mitbekommen habe. Sag mal was gibt es eigentlich zu essen?“ fragte ich.
„Da musst du dich überraschen lassen, aber ich garantiere dir, dass es dir gefallen wird.“ entgegnete Sandra. Irgendwie spürte ich gerade ein wenig das Bedürfnis Sandra in einer trotzig und kindlichen Art zu nerven bis sie mir verraten würde was es zu essen geben würde, aber ich wischte den Gedanken daran schnell beiseite. Die Tatsache, dass sich Sandra bereits Richtung Türe bewegte sorgte neben meinen Bedenken zusätzlich dafür, dass ich es sein ließ.
Tatsächlich war mein mulmiges Gefühl immer noch nicht ganz verschwunden als ich mit Sandra die Küche betrat.
„Da seid ihr ja. Ich dachte schon Kathi hätte es sich doch anders überlegt.“ begrüßte uns Sandras Mutter.
„Ne…wir haben uns nur fest gequatscht Mama.“ erwiderte Sandra.
„Naja immerhin seid ihr schon da. Dein Vater lässt auf sich warten. Setzt euch schon mal.“ forderte sie uns auf. Sandra setzte sich auf die Seite, auf der Meike und Rob am Vorabend noch gesessen hatten. Ich setzte mich zu ihr. Ich beobachtete Sandras Mutter wie sie weitere Handgriffe in der Küche erledigte.
„Was gibt es denn jetzt eigentlich zu essen?“ flüsterte ich Sandra zu.
„Hab ich doch schon gesagt…eine Überraschung.“ antwortete sie.
„Och Mann du bist gemein. Ich könnte auch einfach deine Mutter fragen.“ meinte ich beleidigt.
„Was könntest du mich fragen?“ wendete sich Sandras Mutter an mich. Anscheinend hatte sie meine Aussage mitbekommen.
„Ähm…was es zu essen gibt.“ meinte ich unsicher.
„Hat Sandra da so ein großes Geheimnis draus gemacht?“ entgegnete sie lächelnd.
„Hat sie.“ erwiderte ich und schaute ein wenig vorwurfsvoll zu Sandra herüber.
„Hey jetzt schau mich nicht so an. Ich habe gesagt es ist eine Überraschung.“ verteidigte sich Sandra. Ich kam nicht dazu zu antworten, denn in dem Moment öffnete sich die Türe und Sandras Vater kam herein.
„Hallo zusammen. Das verdammte Telefonat hat länger gedauert. Ich hab was mit Überraschung gehört?“ fragte er in den Raum und setzte sich auf die andere Seite des Tisches. Ich schaute kurz zu ihm herüber. Er wirkte ein wenig so wie mein Vater, wenn er wieder viel Stress auf der Arbeit gehabt hatte. „Ach…ich bin auch ein bisschen verwirrt. Ich habe ganz vergessen mich vorzustellen. Ich nehme an du bist Kathi richtig?“ fragte er an mich gerichtet.
„Ja die bin ich.“ gab ich zurück.
„Ich bin Jochen. Entschuldige ich habe gerade einen Anruf aus dem Krankenhaus bekommen. Sowas kommt immer zur falschen Zeit.“ stellte er sich vor. Das klang nicht gut. War er krank? Er wirkte zumindest nicht krank.
„Klingt nicht gut.“ kommentierte ich die Aussage. Irgendwie wollte ich jetzt nicht genauer fragen.
„Der normale Wahnsinn, wenn man entsprechende Verantwortung in so einem Laden hat.“ erklärte er. Verantwortung in so einem Laden? War er Arzt? Ich schaute ein wenig verwundert zu Sandra.
„Ähm…ja stimmt ich habe wohl auch irgendwie vergessen zu erzählen, dass mein Vater Arzt ist.“ gestand sie.
„Aber was deine Mutter macht hast du ihr natürlich erzählt.“ beschwerte sich ihr Vater. Ich merkte gleich das die Aufregung definitiv künstlich war.
„Hat sie, aber erst heute Morgen.“ warf ich ein. Sandras Mutter kam mit einem Topf zum Tisch und stellte ihn in der Mitte ab. Aufgrund des Deckels konnte ich noch nicht erkennen was es gab.
„Hat Sandra überhaupt was über uns und sich erzählt oder hat sie dich nur ausgefragt?“ fragte ihr Mutter mich.
„Mama, du bist gemein.“ beschwerte sich Sandra. Ich musste kichern. Irgendwie erinnerte mich das gerade ein wenig an Diskussionen mit meinen Eltern. Sie holte einen weiteren Topf und setzte sich.
„Möglich, aber du hättest ruhig mal ein bisschen mehr über dich erzählen können und nicht nur die arme Kathi löchern können. Achja, bevor ich das jetzt bei dem ganzen Kochen vergesse. Ich bin Sabine.“ stellte sie sich nun auch vor. Tatsächlich konnte ich verstehen, dass sie das während der letzten Handgriffe aufgeschoben hatte.
„Freut mich.“ gab ich freundlich zurück.
„Dann würde ich mal vorschlagen, dass Kathi mal in den Topf schaut was es zu essen gibt.“ fuhr Sabine fort. Ich schaute unsicher in die Runde. Sandra stieß mich leicht in die Seite.
„Mach schon. Es ist deine Überraschung also schau schon nach.“ forderte sie mich auf. Ich lehnte mich über den Tisch und hob den Topfdeckel. Dampf und ein ziemlich angenehmer Geruch stiegen mir ins Gesicht. Ich war mir erst nicht sicher, aber dann erkannte ich was es sein sollte. Ich setzte den Deckel wieder auf den Topf und drehte mich zu Sandra.
„Stimmt was nicht?“ fragte sie mit einem breiten Grinsen.
„Das habe ich dir nicht verraten.“ entgegnete ich.
„Nö, aber deine Mutter.“ konterte sie. Ich konnte nicht anders als mich zu ihr rüber zu lehnen und ihr einen Kuss zu geben. Die Überraschung war ihr definitiv gut gelungen. Ich wusste zwar nicht ob die Bolognese mit der meiner Mutter mithalten konnte, aber alleine schon, dass sie auf den Gedanken kam bei meiner Mutter nachzufragen was ich gerne esse, fand ich mehr als beeindruckend.
Auch wenn ich nach dem Essen leider feststellen musste, dass meine Vermutung sich bewahrheitet hatte, war das Essen tatsächlich angenehmer als ich es gedacht hatte. Natürlich wurden sowohl Sandra wie auch ich ein wenig ausgefragt, vor allem zu unserem Urlaub und natürlich durfte ich dann auch ein wenig über mich erzählen. Sandras Eltern erzählten auch ein wenig über sich ihre Arbeit, wobei ich das tatsächlich ein wenig langweilig fand. Schlussendlich machte ich mich am späten Nachmittag auf den Weg nach Hause. Natürlich hätte ich auch noch eine Nacht neben Sandra verbringen können, aber wir wohnten nicht soweit auseinander, dass man das nicht auch mal spontan entscheiden konnte, außerdem konnte es bestimmt nicht schaden auch nochmal zu Hause aufzutauchen.
Autor: Timo (eingesandt via E-Mail)
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Wie immer ein sehr interessanter und witziger Abschnitt. Was sich die Medels so einfallen lassen um sich interessant für den anderen zu machen ist teils sehr lustig. Bin gespannt wie es raus kommt, Kathi Ihr zweites ich und wie Sandra es aufnimmt! Freu mich auf den nächsten Teil.