Projekt Probezeit (5)
Windelgeschichten.org präsentiert: Projekt Probezeit (5)
Dan verbrachte eine unruhige Nacht auf dem Sofa. Nancy hatte das Schlafzimmer abgeschlossen, weder auf sein Klopfen, noch sein Rufen reagiert. Das Essen, welches er ihr vor die Tür gestellt hatte, blieb unangetastet.
Lediglich einmal hatte sie sich an ihm vorbei ins Bad gedrängt und Dan hatte den Kopf eingezogen, als sie ihn anfauchte: „Du manipulatives Arschloch!“
Er hatte mit Paul geschrieben, der ihn freundlich zu sich einlud, doch Dan lehnte dankend ab. Er hatte es verbockt, auch wenn er die guten Ratschläge von Paul versucht hatte umzusetzen.
Der Schlaf hatte Dan irgendwann doch übermannt. Das Geräusch der Wohnungstür ließ ihn hochschrecken und als er sich seiner Situation auf dem Sofa bewusst wurde, viel ihm der gestrige Streit wieder ein.
Offenbar hatte Nancy es vorgezogen, sich heimlich aus der Wohnung zu verabschieden, anstatt Dan zu wecken. Er blieb liegen und bedeckte die Augen mit einer Hand. Er schluckte den Kloß in seinem Hals ein paar Mal erfolglos weg und seine Nasenflügel bebten.
Sein Mund öffnete sich, als er stoßweise Luft holte. Wie gerne hätte er Nancy das Frühstück gemacht. Sie hätte da gesessen, fröhlich von ihrem Traum erzählt und dabei zugesehen, wie Dan in der Küche werkelte. Diesen Gedanken spann er weiter.
Irgendwann würde sie in einem Hochstuhl sitzen, das Nachtwindelchen noch an und er würde ihre Nase anstupsen, bevor er ihr das Frühstück auf die Platte stellte.
Dan kämpfte gegen die aufkommenden Tränen.
Um sich abzulenken, hievte er sich hoch und ging in die Küche. Nancys Kaffeetasse stand in der Spüle, ansonsten sah alles unberührt aus. Offenbar war der Streit Anlass genug, um wieder in alte Gewohnheiten zu verfallen. Zumindest für Nancy.
Dan strich über die saubere Arbeitsfläche, als gäbe es dort Krümel, die er zu beseitigen hatte. Sein Blick glitt diese noch mal entlang und dann zum Esstisch. Dort war nichts, worauf er unbewusst hoffte. Nancy hatte ihm nicht mal einen Zettel dagelassen.
Mit einem miesen Gefühl im Bauch packte sich Dan eine Brotdose und trank dann einen Proteindrink, bevor er sich die Sporttasche über die Schulter warf. Arbeiten zu gehen würde ihn ablenken und eine Sondereinheit Sport danach, würde das miese Gefühl vertreiben. Ganz sicher!
Einige Stunden später brannten Dans Muskeln und zitterten von der Überanstrengung. Trotzdem hatte er einfach nicht aufhören können.
Weder die Arbeit noch das Krafttraining hatten in ihm das unausweichliche Gefühl alles falsch gemacht zu haben, vertreiben können.
Als er die Wohnung am späten Abend betrat, war es verdächtig still. Zu still, wie er fand. Er sammelte seinen Mut und rief: „Nanni? Bist du zu Hause?“
Dan wartete und lauschte nach einem verdächtigen Geräusch, das ihm sagen würde, dass Nancy zu Hause war. Doch es kam nichts. Seufzend schloss Dan hinter sich die Wohnungstür.
Kurz gab er dem Impuls nach seine Sporttasche mitten im Flur stehen zu lassen. Unruhig ging er alle Räume ab. Doch von Nancy gab es keine Spur. Sie war seit heute Morgen nicht zu Hause gewesen. In der Küche griff sich Dan die angefangene Flasche Wein vom Vorabend und nahm einen tiefen Schluck. Schmatzend setzte er sie ab, zog sein Handy hervor und scrollte durch Lieferando. Pizza klang doch ganz gut, außerdem konnte man bei ‚Dinos Pizza für Dinos‘ auch Wein mitbestellen. Dan legte den schweren Dessertwein, ohne nachzudenken, in den Einkaufswagen. Dann nahm er noch einen Schluck aus der angefangenen Flasche, stellte diese im Wohnzimmer ab und ging seine Sportsachen doch wegräumen.
Als die Waschmaschine mit den Sportklamotten lief und er sich für einen Film entschieden hatte, mit dem er seine Gedanken betäuben konnte, klingelte es an der Tür.
Dan stolperte fast über seine eigenen Füße, als er aufsprang, um diese zu öffnen. Enttäuscht sah er dem Pizzalieferanten ins Gesicht, der Dan misstrauisch ansah, da dieser die Tür ruckartig aufgerissen hatte.
„Pizzalieferung?“, sagte er und Dan nickte und nahm sowohl die Schachtel als auch die Tüte mit dem Wein entgegen.
Dass sein Handy gesummt hatte, sah er, als er zurück ins Wohnzimmer ging. Der leuchtende Bildschirm sagte ihm, dass Nancy ihm eine Nachricht geschickt hatte. Er stolperte fast über seine Füße, als er auf den Couchtisch zustürmte, rief sich aber zur Räson, als er danach griff.
„Sei kein Idiot, Dan!“, mahnte er sich selbst und wischte dann über den Bildschirm.
„Bin mit einer Freundin unterwegs.“
Mehr hatte sie ihm nicht geschrieben. Dans Daumen flogen über die kleine digitale Tastatur: „Wo bist du…?“
„Mit wem bist du…?“
„Wann kommst du…?“
„Mach nicht so lang…“
Er schrieb es, las es sich durch und löschte es. Dan nahm noch einen Schluck aus der Weinflasche und schrieb schlussendlich: „Ist gut, pass auf dich auf!“, diese Nachricht schickte er ab.
Danach widmete er sich der Betäubung mit einem Horrofilmmarathon, Pizza und der neuen Flasche Wein.
Am nächsten Morgen schreckte Dan hoch. Nancy hatte sich zu ihm auf die Sofakante gesetzt und zwei Tassen Kaffee standen auf dem kleinen Tisch davor. Der Duft erfüllte den Raum und nichts erinnerte an den Streit den sie hatten. Außer dem rosa Nuckeln, welcher mahnend zwischen den zwei dampfenden Tassen lag.
„Wie kann so etwas unschuldig Wirkendes für den Abgrund meiner Ehe stehen?“, fragte sich Dan und stützte sich auf seine Unterarme. Überrascht sah er auf, als Nancy ihm durchs Haar strich.
Kurz schien sie mit sich zu ringen, als würde sie die richtigen Worte suchen. Nach einem Moment des Schweigens, sagte sie: „Dan… ich… ich habe nachgedacht…“
Er schloss seine Augen und schluckte gegen die aufkommende Angst an, dass sie ihn verlassen würde wollen. Doch zu seiner Überraschung tat sie das nicht. Nancy strich weiter durch sein Haar und gab zu: „Dein Geständnis hat mich echt erschrocken und als mir aufgegangen ist, dass all die Sachen die du gemacht hast… das hängt doch damit zusammen oder? Mit dem Babywunsch? Aber ich kriegs nicht auf die Kette! Dan, ich bin kein Baby, wir haben doch ein ganz anderes Verhältnis zueinander und… wie soll ich das denn einordnen?“
Er setzte sich auf und merkte, wie ihm der Kopf weh tat. Die Flasche Rotwein hatte ihn nur kurz getröstet und sorgten bei diesem Gespräch für einen langsamen Verstand und einem sauren Atem. Keine guten Voraussetzungen, wie er fand.
Trotzdem kämpfte Dan sich in eine sitzende Position und machte klar: „Das, was ich von dir will, ist, dass du deine Littleseite zulässt und mich deinen Daddy sein lässt. Mit all den Sachen, die wir schon so gemacht haben und noch mehr. Du brauchst diese Unterstützung im Alltag und es hat echt Spaß gemacht. Wir sind beide noch nicht so weit richtige Eltern zu sein, das ist mir in den letzten zwei Monaten klar geworden. Aber warum nicht unsere Entwicklung weiter voranbringen? Das ist es doch, was du auch willst. Und wenn ich es schaffe, für dich die Verantwortung zu übernehmen, dann ja wohl auch für unsere Kinder später.“
Nancy nickte und gab nach einer Weile zu: „Ich habs versucht zu googeln, aber nur perverses Zeug gefunden, dass mir Angst macht. Nichts von dem, was ich gelesen habe, war so, wie dass, was wir gerade haben. Ich meine wo fängt es denn an und wo hört es auf?“
Dan musste flüchtig lächeln: „Es fängt da an, wo wir beide uns wohl fühlen und hört da auf, wo wir es nicht mehr tun.“
Er erkannte an ihrem Blick, dass sie das beruhigte. Sie schaute auf den Nuckel und Dan griff vorsichtig nach seiner Tasse. Schnell griff Nancy sein Handgelenk und lenkte so vom Nuckel weg.
Ein flüchtiges Lächeln huschte Dan über die Lippen. Er glaubte, für sich erkannt zu haben, dass Nancy Angst hatte. Angst die Kontrolle abzugeben und sich außerhalb ihrer Komfortzone bewegen zu müssen. Dabei hatte Dan vor all diese Dinge zu ihrer Komfortzone zu machen.
„Ich wollte nur einen Schluck Kaffee, Nanni. Ich hab gestern Abend eine dumme Entscheidung getroffen und jetzt tut mir der Kopf weh.“, sagte er sehr sanft. Peinlich berührt ließ sie ihn los. Dan griff die Tasse und nahm ein paar Schlucke. Sein Magen rebelliert nicht so stark, wie er es befürchtet hatte, aber angenehm war die aufkommende Übelkeit auch nicht. Nancy stand auf und holte einen Block und einen Stift.
Sie notierte etwas und Dan zog die Augenbrauen zusammen: „Projekt Probezeit?“
Nancy nickte und sah Dan an: „Ich bin Projektmanagerin. Und genau das machen wir daraus, Dan. Ein Projekt. Wir notieren unsere Ziele und überlegen, wie wir die erreichen wollen. Was wäre zielführend und förderlich für das, was wir mit unserem Leben vorhaben?“
Dan wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Lieber schaute er Nancy über die Schulter, welche eilig auf den Block schrieb. Er erkannte, dass sie ein Mindmap anlegte und in die Mitte ‚Kinderwunsch‘ schrieb.
Nancy führte ihren Stift an die Lippen und überlegte, doch da sagte Dan schon: „Wir brauchen eine größere Wohnung, vielleicht sogar ein Haus. Was mit Garten wäre schön.“
Nancy nickte und der Kugelschreiber flog übers Blatt. Sie zog von da Striche und schrieb gleich weiter: „Wenn dann möchte ich, dass es uns gehört. Dazu brauchen wir ein Gespräch mit der Bank und müssen uns über unsere Vorstellungen einig werden. Übergangsweise und für die Probezeit geht auch zur Miete, da werden wir ja sehen, wie wir mit einem anderen Objekt zurechtkommen und wie es mit dem Geld aussieht. Die monatliche Kreditsumme sollte die Mietsumme nicht überschreiten.“
Dan nickte und sagte: „Wie müssen unsere Unternehmungen und den Alltag besser unter einen Hut bekommen. Im Haushalt lief es gut, aber wir waren weder im Park, noch im Kino oder haben uns mit Freunden getroffen. Das muss anders werden.“
„Wir könnten schon mal schauen, was mit Kindern gut geht und uns auch Spaß macht. Immerhin sollte es schon kinderfreundlich sein, Theater wird schwierig.“
„Außer der Kindervorstellungen.“, sagte Dan.
Nancy schrieb fleißig mit und so trugen sie Stück für Stück ihr neues Leben auf einem DIN-A4-Blatt zusammen.
Einen Punkt zögerten sie jedoch beide hinaus und letztlich fasste sich Nancy ein Herz und schrieb ABDL auf das Blatt. Dan sah sie überrascht an. Nancy starrte bewusst auf das Papier vor sich. Sie wollte Dan nicht ansehen. Allerdings wollte sie dazu auch nichts sagen, also legte Dan ihr eine Hand auf die Schulter und küsste ihre Wange: „Ich war dir doch bis hierhin auch ein lieber Daddy, oder?“
Sie nickte und ihre Hand zitterte etwas. Es wirkte, als wollte sie etwas aufschreiben, doch sie verzog nur einen Strich. Dan nahm ihr den Stift aus der Hand und schrieb hin: ‚DD/LG‘
Sie sah ihn zögernd an: „Was heißt das?“
„Das ich dein Daddy Dom bin und du mein Little Girl, es ist unsere Rollenverteilung.“, er sprach so sanft, wie er konnte. Nancy zog die Stirn kraus. Sie überlegte und fragte: „Also bin ich das Baby?“
„Ja, Kleines. Du bist mein Baby.“, sein zärtlicher Ton rutschte in ein Raunen. Nancy wirkte unruhig auf ihrem Platz und sie wagte es Dan den Stift aus der Hand zu nehmen: ‚Strukturvorgaben‘, schrieb sie auf. Dan nahm ihr den Stift aus der Hand und notierte: ‚Kontrolle und Verantwortung abgeben‘
Nun war Nancy wieder an der Reihe. Sie wechselten sich ab und notierten die Dinge, die sie bis jetzt schon gelebt hatten. Als sie damit fertig waren, sah Nancy zum Nuckel: „Und was ist damit?“
„Der hilft dir dich zu beruhigen.“, sagte Dan und schrieb ihn auf. Doch diesmal legte er den Stift nicht zur Seite, denn bei Kleidung zog er noch einen Strich und schrieb: ‚Bodys, Strampler und Windeln‘, auf.
Nancy sah weg. Ihre Wangen brannten vor Scham. Sie nahm den Stift und wollte die Worte wieder durchstreichen, doch Dan hielt ihr Handgelenk fest.
„Das gehört dazu. Ist doch super, wenn ich schon mal Windeln wechseln üben kann. Und du kannst mal probieren, ob diese Art der Dominanz dir vielleicht sogar gefällt.“
„Und wenn sie mir nicht gefällt?“, wollte sie sofort wissen. Dan zuckte leichtfertig mit den Schultern, während er innerlich völlig unter Strom stand.
„Dann probieren wir rum, bis was dabei ist, womit wir uns wohl fühlen oder brechen diesen Teil ab. Alles hier…“, seine Hand schwebte kreisförmig über ihr Mindmap, „Ist nicht festgeschrieben. Wir probieren uns aus und sehen, was für uns funktioniert und was nicht. Wir probieren uns aus. Was hältst du davon?“
Nancy überlegte einen Moment, schaute auf das Blatt und starrte das Wort Windeln an. Trotzdem nickte sie: „Ist gut, wir probieren es aus.“
Dan spürte, wie ihn die Erleichterung durchflutete. Er zog Nancy auf seinen Schoß, küsste ihre Wange und drückte sein Gesicht an ihre Halsbeuge: „Danke, meine Süße. Das ist mehr, als ich mir erhofft habe. Du bist so tapfer, dass du dich darauf einlässt. Ich bin so stolz auf dich.“
Nancy lachte verlegen: „Oh an diese schönen Worte könnte ich mich echt gewöhnen. Das ist… ist das etwas, was dein innerer Daddy dir sagt?“
„Allerdings!“, gab Dan zu und sah seine Nancy an, „Und der sagt mir auch, dass wir beide Mal blau machen sollten.“
„Ich hab schon auf Arbeit angerufen.“, gab Nancy zu. Dan sah sie an und sie wich seinem Blick aus. Er erkannte sofort, wie sehr sie mit sich kämpfte. Nancy machte nie krank, wenn es ihr nicht wirklich schlecht ging. Doch in dieser Firma ging es ihr auf einer nicht körperlichen Ebene schlecht. Dans Kiefer presste sich zusammen und eine Ader trat hervor. Ohne zu zögern, griff er an ihr vorbei und schrieb auf das Blatt: ‚Jobwechsel‘
Autor: Bic (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
Suche
Weitere Teile dieser Geschichte
Archiv
Neueste Beiträge
Neueste Kommentare
- Nappycarina bei Julia auf dem Pferdehof (3)
- Julia-Jürgen bei Die neue Mitschülerin (48)
- Julia-Jürgen bei Die neue Mitschülerin (46)
- Julia-Jürgen bei Zwischen gestern und Morgen (21)
- Windelspiel bei Zwischen gestern und Morgen (21)
- Pamperspopo bei Sandra wieder ganz klein
- Micha bei Florians Schatten (4)
- Michl bei Florians Schatten (4)
Sehr gut gelöst das ganze.
Und endlich Mal Menschen die miteinander reden.
Tolle Geschichte weiter so und toll gelöst den Streit
Erfreulich das Dan und Nancy, trotz anfänglicher Probleme, sich zusammen gerauft haben und eine Lösung fanden. Bin gespannt wie es weiter geht.
Vielen Dank, es freut mich, dass es gefällt. Ich wollte gerne, dass es authentisch ist und nicht jeder würde gleich „Ja, hurra! Endlich Windeln!“, schreien. Mir gefiel die Lösung der beiden. Es wirkt sehr erwachsen. Aber wie lange das wohl noch so sein wird? 😉
Ich kann mich nur anschließen. Wobei ich erstmal weiter scheibchenweise vorgehen würde und nicht gleich die Windeln ausprobieren.
Die dann eventuell auch scheibchenweise, zum Beispiel erstmal als Ersatz für Nachtbinden in der Menstruation ohne nass machen, dann einfach weiter Nachts und irgendwann ausversehen wickeln, ohne vorher auf dem Klo gewesen zu sein aber erstmal nicht verbieten dann nachts aufs Klo zu gehen…
Mach weiter so!
Juhu das Experiment ist im Anmarsch