Alles wird besser, vielleicht sogar gut (12)
Windelgeschichten.org präsentiert: Alles wird besser, vielleicht sogar gut (12)
Zu Anfang war Onkel Phil voll dabei. Er probierte jeden meiner Cocktails, mampfte jede Menge Junk-Food und erzählte die eine oder andere lustige Geschichte. Aus seinem Leben. Und natürlich auch von unserer gemeinsamen Reise, die noch keine zwei Wochen dauerte, aber bereits unfassbar viel in meinem Leben verändert hatte. Ich mochte das eigentlich nicht, wenn man über mich sprach. So wichtig war ich nicht. So interessant war ich nicht. Genau genommen fand ich mich selbst ziemlich peinlich. Wenn in den letzten Monaten jemand über mich gesprochen hatte, dann hatte das meist in Tränen, Frust und Wut geendet. Ich war ja auch ein leichtes Opfer. Ein bisschen zu klein für mein Alter. Ein bisschen zu unsportlich. Ein bisschen zu schüchtern. Ein bisschen zu wenig wohlhabend. Ein bisschen zu unscheinbar. Ein bisschen zu uncool. Was also, hätte Onkel Phil über unsere gemeinsame Zeit erzählen können? Dass ich noch nie eine richtige Party geschmissen hatte? Ich jetzt seit einer Woche komplett unkontrolliert in die Windel machte? Nö, ich konnte mir wirklich keine lustige Geschichte über mich vorstellen, bei der ich gut wegkam. Und natürlich lag ich mal wieder komplett falsch. Nichts, was Onkel Phil erzählte, behandelte eine Seite meines Lebens, die mir peinlich war. Nichts zum Thema Spätstarter. Nichts zum Thema Spielsucht. Nichts zum Thema Windeln. Dafür ganz viel Details, die mir so nicht aufgefallen waren. Kommentare und Sprüche, die in den letzten Wochen gefallen waren. Kleine Patzer, die uns allen passiert sind. Und natürlich die Aufzugs-Geschichte. Er machte das großartig. Selbst bei Juli brach nach 20 Minuten das Eis. Es gab schlicht keinen Grund, sich vor Mathilda, mir oder Onkel Phil für irgend etwas zu schämen. Und weil Onkel Phil mit so viel Humor, Witz und guter Laune erzählte und uns immer wieder in die Berichte mit einband, bemerkte eigentlich keiner von uns, dass er sich irgendwann diskret zurückzog. Seine Aufgabe als Animateur war erfüllt, wir schafften es jetzt selbst, gute Laune zu verbreiten. Mit (für Erwachsene sicher platten) Witzen, ein paar Pantomimen-Spielen, Flaschendrehen und “Wahrheit oder Pflicht”. Zwischendurch immer wieder Cocktails und Snacks. Und ein paar Party-Hits aus den Charts. Es war wunderbar.
Irgendwann kurz vor 22 Uhr (war es bitte wirklich schon so spät?), schaute Onkel Phil nochmal rein, um uns auf ein paar Filme hinzuweisen, die er im Entertainment-System des Hauses für uns freigegeben hatte. Wir entschieden uns für die Eisprinzessin von Disney. Weil Mathilda sich schlicht weigerte, was anderes zu kucken. Juli und ich hätten uns ein wenig mehr Action gewünscht, keine Frage. Aber immerhin passte der Streifen ganz gut zum Motto des Abends. Und ich hatte den Film wirklich noch nicht gesehen. Konnte also losgehen. Fast. Denn Onkel Phil bestand darauf, vorher den Platz zwischen den Sofas gemütlich herzurichten. “Ich werdet es wahrscheinlich eher nicht in eure Betten schaffen, wenn ich auf die Uhr schaue!”, meinte er mit einem Lächeln im Gesicht. Wir würden also im Wohnzimmer schlafen dürfen! Wie cool war dass denn? Ein bisschen Aufräumen war da kein Problem. In Wirklichkeit war Onkel Phil das Chaos aber komplett egal, er brauchte nur ein wenig Zeit, um mit Mathilda schnell noch einen Zwischenstopp auf dem Wickeltisch einzulegen. Sie hatte die Windel voll. Das erzählte sie uns aber erst, als sie wieder zurück war. Nicht mehr im Glitzerkleid, sondern jetzt in einer schlichten hellblauen Strickstrumpfhose mit Zopf-Muster und einem Eisprinzessin-T-Shirt. “Kann losgehen!”, lachte sie und suchte sich einen bequemen Platz zwischen Juli und mir.
Der Rest war Watte. Zumindest in meinem Kopf. Ich brauchte eine ganze Weile, um mich zu orientieren, als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete. Es war nicht mehr dunkel. Aber irgendwie auch noch nicht hell. Ingsesamt fühlte sich das alles seltsam an. Eben wie durch Watte. Die allerdings gefühlt eine Tonne wog. Und dann war’s irgendwann auch klar: Juli lag zur Hälfte auf mir drauf. Mehr oder weniger quer. Ich hatte seinen Po und die weiße Strumpfhose mehr oder weniger auf dem Gesicht. Ich hatte also nicht wirklich geträumt. Das Watteweiß war der Stoff von Julis Hose gewesen. Und das Gewicht. Nun ja. Juli eben. Der schlief noch. Genauso wie Tilda, die ebenfalls einen Teil von Juli auf sich hatte: seine Füße. Keine Ahnung, wie wir das hinbekommen hatten. Die letzte Erinnerung, die ich hatte, war ein dämlicher sprechender Schneemann. Ich hatte den Eisprinzessin-Film also nach wie vor nicht komplett gesehen. Und ich war mir sicher, dass es den beiden anderen nicht anders gegangen war. Dazu war es zu spät gewesen. Und der Tag zu lang. Und ehrlich gesagt fühlt sich das aktuell auch nicht so an, als ob ich ausgeschlafen hatte. Eher mittdendrin aufgehört. Und so langsam realisierte ich auch, warum. Eine Mischung aus Feuchtigkeit und Gestank hatte mich geweckt. Beides stammte von Juli. Und beides lag mehr oder weniger auf meinem Gesicht. Ich hatte längst aufgehört, meinem Körper in Sachen Ausscheidungen zu vertrauen. In diesem Fall war die Situation aber sogar für mich klar: Tilda und ich hatten noch am Abend die Windel voll gehabt. Es war also fast ausgeschlossen, dass der Geruch von uns kam. Vorsichtig schälte ich einen Arm aus dem Juli-Stapel und griff an meine Windel: Die war klatschnass. Klar. Aber sicher nicht mehr. Also: Juli. Der hatte aber eigentlich das Thema Stuhlgang im Griff. Es sei denn … Entschlossen wuchtete ich ihn von mir runter und rollte Juli auf die Seite. Und dann war’s klar. Sein Body war bis zum Rücken hoch nass. Und zwischen den Beinen hatte seine Strumpfhose hellbraune Ränder. Das konnte nicht mit Absicht passiert sein. Und die einzige Erklärung war: Juli hatte Durchfall. Und damit war die Windel einfach überfordert. Vor allem auch deshalb, weil die Dinger ja eigentlich für mich gedacht waren. Und verglichen mit Juli war ich eine halbe Portion. Er musste schleunigst raus aus den Sachen.
So schnell das mein Körper zuließ sprang ich auf die Beine und machte mich auf die Suche nach Onkel Phil. Ich fand ihn im Arbeitszimmer. Er war immer ziemlich früh wach,das wusste ich. Und heute war eh alles anders. Und dann ging alles ziemlich flott. Onkel Phil blieb wie immer ruhig, schnappte sich den immernoch schlafenden Juli und trug ihn vorsichtig in unser Zimmer. Mich schickte er mit knappen Worten wieder in die kuschelige Eislandschaft. Weiterschlafen! Als er Juli keine Viertelstunde später wieder bei uns abliefert, roch der nach frischer Seife und Pflegecreme, die dicke Windel unter einem gelben Body und einer grünen Strumpfhose. Glaubte ich im Halbschlaf wahrzunehmen.
Autor: DerBeobachter (eingesandt via E-Mail)
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Schön, dass ws doch weitergeht. Ich hatte schon befürchtet, die Geschichte wäre zuende.
Gute Fortsetzung. Und ich freue mich auf den nächsten Teil.
Joe Miller
wann gehts weiter ? ich finde diese geschichten sehr toll
Das ist eine Super Geschichte, diese macht süchtig beim Lesen. Danke!!
Es wäre schön wenn noch eine Fortsetzung kommen würde.
Oder zu.indest ein kurzer Abschluss, damit diese tolle Geschichte nicht im nichts endet.