Alles wird besser, vielleicht sogar gut (5)
Windelgeschichten.org präsentiert: Alles wird besser, vielleicht sogar gut (5)
Und anders als in den letzten Nächten träumte ich sogar mal wieder etwas. Von Juli und mir. Wir waren im Urlaub, irgendwo im Süden und schwammen um die Wette. Juli war viel schneller als ich, weil er einen überdimensionalen Schnuller als Propellerantrieb einsetzte und ich zu allem Unglück auch noch um riesige, in Neopren eingepackte Bojen herumschwimmen musste. Trotzdem hatten wir einen Heidenspaß! Ich war dennoch ziemlich froh, als mich ein kräftiger Stoß aus dem Schlaf holte. Doch anders als erwartet, guckte ich nicht auf den Fahrersitz von Onkel Phil. Und ich saß auch nicht in meinem Kindersitz. Da war überhaupt kein Auto. Dafür aber Tische, Bänke, Sofas, Lampen, große Fenster und … Onkel Phil. Ich lag in seinen Armen halb auf einer Sitzbank, die rund um einen großen Tisch reichte. “Na Schlafmütze, endlich wieder wach?”, drang seine ruhige, warme Stimme durch den Rest der Müdigkeit, die mir noch das Hirn vernebelte. Ich nickte gequält, auch wenn ich immer noch nicht wusste, wo wir eigentlich waren. “Wir sind auf der Fähre und warten jetzt schon fast zwei Stunden darauf, endlich ablegen zu können. Noch ist der Sturm aber zu stark!”, kam postwendend die Erklärung. Ah, okay. Fähre. Genau. Da war doch was. Aber wie, zwei Stunden? So lange hatte ich geschlafen? Krass! Ich wühlte mich aus Onkel Phils Armen und holte mir im Sitzen den letzten Rest Bewusstsein zurück. Hallo Welt, Paul ist wieder da!
Mein Kopf sprang in den Daten-Sammelmodus und begann, die Situation um uns herum bewusst wahrzunehmen. Wir saßen in einer Art Lounge, die offensichtlich ganz oben in der Fähre untergebracht war. Zentrales Element der Lounge waren drei Tresen, die ineinander verschränkt angebracht waren und auf denen sich Essen, Getränke, Snacks, Gläser, Tassen und Kaffeemaschinen befanden. Ein paar wenige Passagiere waren dabei, sich Teller und Tassen zu füllen, ohne dabei vom Schlingern des Schiffes von den Beinen geholt zu werden. Der Rest hatte sich, so wie Onkel Phil, an einen Tisch oder eine Sitzgruppe verzogen, um das Ende des Sturmes abzuwarten. Der Seegang war heftig, die Fähre schlingerte und gierte nach allen Seiten. Und das obwohl wir noch im sicheren Hafen lagen. Ich war zum Glück unempfindlich gegen die Schaukelei. Ein Vorteil, den definitiv nicht alle Passagiere hatten, wie ich an den Spucktüten sah, die auf einigen der Tischen standen. Ich musste an Juli denken. Das wäre ein Drama, wenn der jetzt hier wäre. Ich grinste. Und Onkel Phil grinste mit. “Schaukelt ganz schön, oder?” Ich zuckte mit den Schultern. Klar. Aber das machte eben auch Spaß! Aber wo sind wir hier? “Das ist die Albatross-Lounge der Fähre. Hier haben nur zahlende Kunden oder VIPs Zutritt. Da ich aber den Marketing-Chef der Fährgesellschaft kenne und regelmäßig für ihn arbeite, fahre ich eigentlich immer hier oben mit!” Wieder was gelernt. Erleuchtung macht aber nicht satt. Und ich hatte Hunger. Onkel Phil zum Glück auch.
“Okay, folgender Plan: Ich versuche, lebendig zum Büffet zu kommen und stelle uns ein paar Leckerein zusammen. Und du kannst ja so lange hinten im Kids-Corner schauen, ob du was zum Spielen findest!?” Klang nach einem Plan. Während also Onkel Phil gradeaus zum Büffet schwankte, taumelte ich nach links, wo sich ein abgetrennter Spielbereich für Kinder und Jugendliche befand. Erst auf halber Strecke jetzt fiel mir auf, dass ich nach wie vor nur in Strumpfhose und Pullover unterwegs war und auch keine Schuhe trug. Die hatte mir Onkel Phil offensichtlich im Schlaf ausgezogen.
Rutschen und Klettergerüste waren aus Sicherheitsgründen gesperrt. Aber direkt neben dem Hinweisschild, das den Weg zu den Toiletten beschrieb, gab es mehrere Regale mit Büchern, Spielzeug, Puzzeln und Stofftieren. Ein Logo auf dem WC-Hinweisschild verkündete, dass es weiter hinten offensichtlich auch noch Duschen sowie einen Wickelraum gab. Grund genug, mal an meine Windel zu denken. Mein Darm schien Ruhe zu geben, was nach dem Unfall im Supermarkt auch nicht weiter verwunderlich war. Ich war mir allerdings sicher, dass die Windel bereits nicht mehr trocken war. Genau konnte ich das nicht sagen. Dazu war die Saugkraft der Dinger einfach zu hoch. Aber ich hatte den typischen süßlichen Uringeruch in der Nase, den ich auch beim Wickeln immer wahrnahm. Onkel Phil würde also nach dem Essen nochmal ran müssen. Dass ich nicht alleine war, bemerkte ich erst, als ich auf Zehenspitzen vor dem Regal mit den Büchern und Lego-Bausätzen stand. Natürlich standen die Bücher, die mich interessierten, ganz oben. Und natürlich war ich wie immer eigentlich ein paar Zentimeter zu kurz. Also: auf die Zehenspitzen, den gesunden Arme maximal ausfahren und mit leichten Wippbewegungen versuchen, eines der Bücher vom Regalboden zu schieben. Das sah nicht nur wegen meines Gipsarm-Handicaps nur sehr eingeschränkt elegant aus. Auch die Kombination aus bunter Strumpfhose und dickem Windelpo, der so ausgestreckt besonders gut zur Geltung kam, senkte meinen Coolness-Faktor auf einen nicht mehr messbaren Wert. Eigentlich wäre mir das egal gewesen. Ich war ja alleine. Dachte ich. Und lag voll daneben. “Warte, ich helfe dir!”, kam wie aus dem Nichts eine leise Frauenstimme, gefolgt von einem Arm, der über mich hinweggriff und mir ein paar Augenblick später den ganzen Stapel Bücher in die Arme drückte. Himmel, wo kam die denn jetzt einfach her? Der Schreck lähmte mich. Und natürlich schalteten auch meine Ohren sofort wieder in den Notfall-Modus. Ich schaffte es mit Mühe und Not, mich sehr mechanisch um die eigene Achse zu drehen und ein leises “Dankeschön” zu flüstern. Ich klammerte mich an den Büchern fest, machte auf dem nicht vorhandenen Absatz kehrt und verzog mich in die Lese-Ecke, die mit dicken Sitzsäcken, Kissen und Polstern eingerichtet war. Ich verzog mich in die hinterste Ecke, schnappte mir einen der Sitzsäcke und verschanzte mich ohne langes Nachdenken hinter dem ersten Buch, das auf dem Stapel lag. Keine Ahnung, um was es darin ging. Der Schmöker diente lediglich dazu, mich dahinter sammeln zu können. Puh, was für ein Schreck. Langsam normalisierte sich meine Atmung wieder, das Adrenalin verschwand langsam wieder aus meinem Blut.
Zeit, sich die Sache mal anzusehen. Ich linste sehr vorsichtig hinter meinem Buch hervor, nur um sehr schnell enttäuscht feststellen zu müssen, dass meine Vorsicht völlig unbegründet gewesen war. 00Paul hatte sich mal wieder ganz ohne Grund zum Affen gemacht. Denn die junge Frau, die mir ja eigentlich nur nett geholfen hatte, zeigte keinerlei Interesse mehr an mir. Sie hatte genug damit zu tun, mit der einen Hand das zappelige Baby auf ihrem linken Arm ruhig zu halten und mit der rechten Hand ihrem großen Sohn erst aus seinen Gore-Tex-Schnürstiefeln und dann aus seiner roten Matschhose zu helfen. Der Junge war schätzungsweise sechs Jahre alt und sah aus, wie die moderne Version von Michel aus Lönneberga. Strohblond, freches Gesicht und ziemlich selbstbewusst. Er trug untern den Regenklamotten eine lange hellgrüne Funktionsunterhose und drüber das dazu passende Shirt. Ein rot-weißes Halstuch und Strümpfe in den gleichen Farben rundeten das sehr stimmige Gesamtbild ab. Viel Zeit für weitere Beobachtungen blieb nicht, denn unmittelbar, nachdem er die Regenklamotten losgeworden war, verschwand er mit einem Schrei im großen Bällebad. Sichtlich erleichtert platzierte die ebenfalls sehr schick aber funktionell gekleidete Frau das Baby auf ihrem Arm auf einer weichen Krabbeldecke und versuchte es davon abzuhalten, sich jedes Teil in seiner Reichweite in den Mund zu stecken. So richtig spannend war das alles nicht. Ich verlagerte also meine Aufmerksamkeit doch zu den Büchern und war ein paar Minuten damit beschäftigt, mich für eines zu entscheiden. Es wurde eine Folge der “Fünf Freunde”-Reihe, die ich ganz gerne las.
Zwischendurch bekam ich mit, wie die junge Mutter ihren großen Sohn mehrmals zu sich heranwinkte um ihn etwas zu fragen. Er schüttelte jedes Mal den Kopf und wurde bei jeder weiteren Frage trotziger. Ich konnte ihn verstehen, immerhin holte ihn seine Mutter für jede Frage aus dem Bällebad. Das würde mich auch nerven. Mütter waren wahrscheinlich wirklich alle gleich. Ich grinste und wühlte mich aus meinem Sitzsack. Sicher hatte Onkel Phil inzwischen ein fürstliches Mahl für uns zusammengestellt. Ich schwankte also vorsichtig zurück zum Bücherregal, platzierte den Stapel “Fünf Freunde”-Bücher in einem Regalfach das ich gut erreichen konnte und wollte mich mit dem Buch, für das ich mich entschieden hatte gerade auf den Rückweg machen, als ich eine weitere Fragerunde von Mutter und Sohn mitbekam. Ein Blinder mit Krückstock konnte sehen, dass der kleine Mann jetzt echt schlechte Laune hatte. Er stand mit verschränkten Armen vor ihr und lauschte einer Frage, die er ganz offensichtlich ein paar Mal zu häufig gestellt bekommen hatte: “Finn, könntest du jetzt bitte mit mir auf die Toilette kommen? Ich bin sicher, dass du aufs Klo musst!” Weiter kam sie nicht, weil Finn ganz eindeutig entweder keine Lust hatte, oder schlicht nicht aufs Klo musste: “Lass mich in Ruhe, Mama! Ich muss nicht aufs Klo, ich bin kein Baby mehr!”. Zack! Totenstille in meinem Kopf. Ich schluckte und versuchte die aufsteigenden Tränen runter zu schlucken. Stimmt. Er war ganz eindeutig kein Baby mehr. Aber ich! Das stand ja wohl fest! Schlagartig fühlte ich mich klein, hilflos und verloren. Es war diese verfluchte Windel. Auf die ich angewiesen war. Und Finn nicht. Ich war eifersüchtig. Auf einen Sechsjährigen, der keine Windel brauchte. Scheiß-Gefühl. Ich musste hier weg.
Fluchtartig startete ich durch zu Onkel Phil. Der Sturm hatte in den letzten Minuten nochmal zugelegt, was den Rückweg zur Tortur machte. Ich fand in meiner Strumpfhose kaum Halt auf dem blankgeputzten Parkettboden. Ich fühlte mich wie ein Stück Seife, das durch ein nasses Waschbecken flutscht. Als dann schließlich eine fiese Böe die Fähre nach unten drückte, riss es mich von den Beinen. Ich landete mit einem ungesunden Knall auf der Seite, knallte mit dem Kopf gegen einen Blumenkübel und endete schließlich neben einem Tischbein, an dem ich mich festklammerte. Sofort waren die Tränen da. Mein Kopf tat weh, meine Hüfte brannte. Ich wollte nur noch hier weg. Und dann war, wie eigentlich immer, Onkel Phil da. Er zog mich am linken Bein unter dem Tisch hervor, griff mir dann unter die Arme, nahm mich hoch und drückte mich erstmal fest an sich. “Hey, was war das denn für ein Stunt?”, flüsterte er mir ins Ohr, also ich zwischen all den Schluchzern mal Luft holen musste. “Hast du dich verletzt?” Ich zog den Rotz hoch, schnaufte ein paar Mal durch und schüttelte den Kopf. Die Schmerzen würde ich überleben. Es war die Kombination aus Niedergeschlagenheit und dem Sturz, die das Fass zum Überlaufen gebracht hatten. Ganz langsam bekam ich aber die Emotionen in den Griff. Das war immer so, in Onkel Phils Nähe. Ein letztes Schniefen noch, dann wollte ich Onkel Phil an einen fälligen Windelwechsel erinnern. Konnte ich mir aber sparen. “Essen wartet, vorher machen wir zwei aber noch einen Abstecher zum Wickelraum!”. Überfordertes Gesicht kann ich. Und da war es wieder. Woher wusste Onkel Phil immer, was ich gerade brauchte. Und quasi zeitgleich fiel mir auf, dass neben Onkel Phil nicht nur meine Schuhe standen, sondern auch eine Windel und ein Paket Feuchttücher lagen. Der Boxenstopp im ebenfalls ziemlich nobel eingerichteten Wickelraum war dann auch schnell erledigt, wenn man mal davon absieht, dass es echt beängstigend ist auf einem Wickeltisch zu liegen, der wild hin- und hergeschaukelt wird. Zum Glück hatte das Ding Haltegriffe, in die ich mich ziemlich unentspannt verkrallte.
Mit festen Schuhen statt nur mit einer Strumpfhose war der Rückweg dann auch nur halb so abenteuerlich, wie 15 Minuten vorher. Die Beule am Hinterkopf würde ich zwar definitiv noch eine Weile spüren, an unserem Tisch überwog aber eindeutig der Hunger. Onkel Phil hatte wie erwartet am Büffet alles gegeben und eine unfassbare Auswahl an Leckereien zusammengestellt und auf dem Tisch sturmsicher verstaut. Um alle flüssigen Lebensmittel hatte er einen großen Bogen gemacht. “Getränke müssen erstmal warten, es sei denn, wir besorgen uns Nuckelflaschen. Die wären sturmsicher!”, grinste er. Und obwohl mein Tiefpunkt erst wenige Minuten her war schaffte ich es diesmal, über seinen unbedachten Scherz ebenfalls zu lachen. Juli würde so einem Angebot wahrscheinlich nicht widerstehen können, aber ich lehnte dankend ab. Diese Schnuller/Nuckelsache war einfach nicht mein Ding. War ja schon schlimm genug, dass ich nicht ohne Windeln klar kam.
Das zweite Frühstück war himmlisch. Aber auch unfair. Denn der Sturm gab immernoch alles, um die Fähre durchzuschütteln. Heißt: Für weit mehr als die Hälfte der übrigen Passagiere in der Albatros-Lounge war an eine geregelte Nahrungsaufnahme nicht mal zu denken. Die meisten der seekranken Sturm-Opfer saßen mit bleichen Gesichtern und einem Vorrat an Spucktüten in den Ecken und hofften, dass die Schaukelei irgendwann wieder aufhören würde. Tat sie aber leider nicht. Oder zumindest nicht wirklich. Gut vier Stunden nach dem eigentlichen Abfahrtstermin hatte sich das Wetter aber immerhin soweit beruhigt, dass der Kapitän die eigentlich kurze Überfahrt nach Dänemark wagen wollte. Ich stand, satt und mit deutlich verbesserter Laune an den großen Panorama-Scheiben und staunte, wie mühelos sich die Fähre trotz des enormen Seegangs durch die Wellen schob. Onkel Phil saß über seinem Tablet-Computer und studierte die Wettervorhersage für die nächsten Tage. So richtig gut sah das alles nicht aus. “Wenn ich das richtig sehe Paul, dann werden wir wahrscheinlich die nächsten vier Tage unser Haus kaum verlassen können!”, erklärte er mir, als ich vom Wellenschauen genug hatte und mich neben ihm in die Sitzpolster gekuschelt hatte. Jetzt war ich doch etwas erstaunt. Vier Tage? Was war das denn bitte für ein Sturm? “Ich bin kein Meteorologe!”, brummte Onkel Phil. “Aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann haben wir es mit einer Kombination aus einem klassischen Herbtssturm und einem Tiefdruck-Gebiet, das vor ein paar Wochen als wilder Wirbelsturm einen Teil der amerikanischen Ostküste zerstört hat!”, erklärte er mir mit Verweis auf die Online-Wetterkarte. Ein bisschen mulmig war mir schon bei der Vorstellung, die nächsten Tage in einem Winzigen Leuchtturmwärter-Häuschen schlafen zu müssen, das jederzeit von einem Wirbelsturm weggefegt werden konnte. Onkel Phil nahm die Sache deutlich lockerer. “Das Haus ist nicht riesig. Du wirst aber sehr schnell sehen, dass es für uns mehr als ausreichend ist und darüber hinaus jede Menge Zerstreuung bietet!” Na toll. Ich liebe es, wenn er in Rätseln spricht. Quengeln war allerdings zwecklos. Onkel Phils Mund war in Sachen Unterkunft versiegelt. Dafür gab’s in Sachen Organisation der nächsten 20 Minuten deutlich mehr zu erzählen: “Wir sind bald da! Lass uns schauen, dass wir hier Ordnung schaffen und dich ins Auto bekommen! Es ist echt kalt draußen und der Sturm macht die Temperaturen nicht angenehmer! Da deine ganzen warmen Sachen aber in der Wäsche sind, müssen wir halt für den Weg von der Lounge zum Auto improvisieren!” Was das jetzt wieder bedeuten sollte, war mir nicht wirklich klar. Was ich aber wusste war, dass ich das Buch zurück in die Kids-Lounge bringen musste.
Dort traf ich dann wieder auf Finn und seine Mama. Die Stimmung war in der Zwischenzeit nicht wirklich besser geworden. Finn trug jetzt einen gelben Winnie-Puuh-Pullover, der ihm ein bisschen zu klein war. Und statt in der Funktionsunterwäsche steckten seine dünnen Beine in einer roten Bob-der-Baumeister-Strumpfhose. Er sah elend aus. Ich sah die Spucktüte neben ihm und konnte mir in etwa vorstellen, was geschehen war. Armer Kerl. Als ich zurück zu unserem Tisch kam, hatte Onkel Phil die Reste des Frühstücks weggeräumt und seine Sachen im großen Rucksack verstaut. Er trug seine dicke Softshell-Jacke. Neben sich hatte er eine dicke karierte Decke gelegt, die in den letzten Tagen immer mal wieder als Wickelunterlage gedient hatte. Jetzt war ich doch etwas verwirrt. Brauchte ich schon wieder eine frische Windel? Ne, oder? Ich taste kurz an meiner Windel entlang. Die war ziemlich sicher noch trocken! “Quatschkopf!”, schnaubte Onkel Phil. “Die Decke ist für dich! Darin packe ich dich ein und trage dich zum Auto. So hab’ ich dich ja auch hochgebracht!” Ah. Okay. Verstanden. Aber warum konnte ich nicht selber laufen? “Weil du bei der Schaukelei mit deinem Gipsarm ganz sicher nicht die Treppen hier runterläufst! Und ich dich schnell im Auto haben will, in deinen dünnen Klamotten!” Als ich keine fünf Minuten später in die Decke gehüllt auf dem Arm von Onkel Phil in Richtung Auto-Deck gebracht wurde wusste ich, dass die Entscheidung richtig gewesen war. Das fühlte sich an, wie eine Runde im eiskalten Waschmaschinen-Schleudergang. Der Wind peitschte durch jede Ritze und drückte Regen, erste Schneeflocken und Gischt in jede Ecke der Fähre. Onkel Phil brauchte fast 10 Minuten, um unser Auto zu erreichen, in dem es Dank der aktivierten Standheizung angenehm warm war. Lediglich die Decke um mich herum war feucht und kalt. Als er mich aber im Sitz festschnallte zeigte sich, dass ich selbst nichts abbekommen hatte. Erleichtert ließ sich Onkel Phil auf den Fahrersitz fallen, zog sich seine Jacke aus und startete den Motor. Weitere zehn Minuten später rollte der SUV langsam von Bord in den ersten Wintersturm des Jahres.
Die Insel war nicht sehr groß, allerdings lag das Haus, das Onkel Phil ansteuerte, lag am äußersten Nordzipfel. Theoretisch keine 15 Kilometer und bei normalem Wetter in längstens 30 Minuten mit dem Auto zu erreichen. Normal war heute aber … nichts. Die meiste Zeit krochen wir mit Schrittgeschwindigkeit durch die Gegend. Sturm, umherfliegender Müll, dichter Schneefall, kein Fitzelchen Sonne. So langsam verstand ich, warum Onkel Phil auf der Fähre gemeint hatte, dass wir in den nächsten drei bis vier Tagen im Haus festsitzen würden. Schlimm fand ich diese Aussicht nicht. Aber ich wäre jetzt halt gerne mal da. Es dauerte aber echt noch fast zwei Stunden, bis Onkel Phil den SUV von der asphaltierten Straße auf einen schmalen Schotterweg lenkte, der irgendwo im weißgrünen Nichts verschwand. “Endspurt, Paul! Die letzten 500 Meter werden ein bisschen holprig!” Das war deutlich untertrieben. Aber nicht wirklich beängstigend. Eine Schotterpiste halt, die im Laufe der Zeit unter Wind und Wetter gelitten hatte. Auf halber Strecke entdeckte ich ein Schild, das darauf hinwies, dass wir uns auf Privatbesitz befanden. Cool. Da gehörte jemand ein Stück einer Insel.
Ziemlich überraschend tauchte dann ein auf den ersten Blick sehr winziges Backstein-Häuschen mit Reetdach auf. Okay, es war auch auf den zweiten Blick nicht sehr groß. Das war aber gar nicht der Punkt, der mich faszinierte. Entscheidend war, dass das Haus gut zur Hälfte von einer Düne “gefressen” wurde. Einfach verschluckt von einem riesigen Sand-Wurm. Da sollen wir rein? Onkel Phil hatte sehr nah am Eingang geparkt und kämpfte gerade mit seinem Gurtschloss lachte. “Lass dich niemals von Äußerlichkeiten täuschen, Paul! Lovis, so heißt das Haus, wurde ganz bewusst in die Dünen gebaut. So richtig sichtbar ist nur der Eingangsbereich!” Oh. Wieder was gelernt. Dennoch war ich skeptisch. Die Dünen waren nicht sehr hoch. Wo sollte denn da der Rest des Hauses sein? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Ohne noch etwas zu sagen, warf Onkel Phil die Decke nach hinten, stieg aus öffnete wenige Sekunden später die Fond-Tür. Und obwohl wir im Windschatten von Haus Lovis parkten, war das Getöse, das von Draußen ins Innere des Volvo brach, ein echter Schock für mich. Eiskalter Wind, Schnellflocken und das Brüllen des Sturms überrollten mich fast. Ich war vor Schreck ziemlich bewegungsunfähig. Onkel Phil aber zum Glück nicht. Ihr öffnete meine Hosenträger-Gurte, schlang die Decke über mich und riss mich aus dem Sitz. Er machte auf dem Absatz kehrt, knalle die Tür mit der Hacke seines linken Fußes zu und stürmte mit mir auf dem Arm zum Eingang. Das Schloss wurde über einen blauen Chip entriegelt, den er in der linken Hand hielt. Die Tür flog auf und wir wurden von einem letzten wütenden Windstoß in den Eingangsbereich des Hauses gedrückt. Tür zu. Ruhe. Durchatmen.
Onkel Phil setzte mich vorsichtig ab, warf die Decke achtlos in die Ecke, schüttelte sich kurz und fragte dann grinsend: “Alles okay bei dir?” Ich nickte tapfer. Krasses Wetter! “Jepp, so schlimm habe ich es hier auch noch nicht erlebt!”, meinte Onkel Phil. “Alles trocken?” Ich griff instinktiv zu meiner Windel und suchte mit den Fingerspitzen nach dem gelig-glibberigen Gefühl von aufgequollenem Superabsorber. Und wurde natürlich fündig. Nicht wirklich, räumte ich kleinlaut ein. Onkel Phil lachte. “Eigentlich habe ich deine Klamotten gemeint, Paul!” Oh. War ja klar… Äh ja, die sind noch trocken! “Sehr schön, dann schlage ich vor, ich zeige dir kurz die wichtigsten Räume. Anschließend parke ich dich kurz in deinem Zimmer, damit ich den Rest der Sachen aus dem Auto holen kann, okay?” Sehr okay für mich. Nein. Es war super-okay! Warum? Weil das Haus der Knaller war.
Der Windfang öffnete sich zu einem ziemlich geräumigen Wohn-/Essbereich, der aussah, wie eine Kombination aus Bauernhof, Beton-Bunker und Wikinger-Nest. Mittelpunkt des Raumes war ein riesiger offener Kamin, um den drei bequeme rustikale Sofas standen. Ganz offensichtlich wurde das Haus vor gar nicht so langer Zeit massiv umgebaut und erweitert. Der alte Teil brachte den Charme der Vergangenheit mit sich. Und die entsprechenden Baustoffe. Backsteine, viel Holz, Tierfelle, viel Wärme. Der neue Teil war nahtlos mit dem alten Teil verbunden, bestand aber fast ausschließlich aus nacktem Beton und Holz, das allerdings glatt und modern bearbeitet war. Keine Trennung gab’s beim Fußboden, der komplett aus extrem breiten Eichendielen bestand, die irgendwie beheizt waren. Durch meine Strumpfhose konnte ich die angenehme Wärme an meinen Zehen spüren. Ganz viel indirektes Licht verband den Rest der beiden Gegensätze miteinander. Fenster gab es fast keine. Wie auch, schließlich war ein Großteil des Hauses IN die Düne gebaut. Ich war platt. Und Onkel Phil hatte ganz offensichtlich nichts anderes erwartet. Er schob mich gerade an einer ultramodernen Küche vorbei in einen Teil des Hauses, der noch aus der ursprünglichen Bausubstanz bestand. “Hier sind die Schlafräume und ein Badezimmer”, erklärte er und öffnete eine Tür auf der rechten Seite, durch die wir in ein sehr lustiges “Kinderzimmer” traten. Die Wände waren komplett mit grobem Holz vertäfelt, das in einem dunkel blaugrün gestrichen und mit Schnitzereien verziert war. Auf dem Boden lag ein riesiger gewebter bunter Teppich, der gleichzeitig die Mitte des Raumes markierte. Eine Wand bestand aus vier “Betten”, die wie Kojen in die Holzvertäfelung integriert waren. Es waren eindeutig Kinderbetten, denn ein Erwachsener würde auf den kleinen Matratzen niemals schlafen können. Uns selbst für Juli würde es knapp werden. Alle Schlafkojen waren, bis auf einen kleinen Einstiegsbereich, mit einer Art Edelstahl-Maschendrahtzaun verschlossen. Zu den oberen beiden Betten führten Holzstufen, die in die Wandvertäfelung integriert waren. Bunte Bettwäsche und indirektes Licht aus den Kojen sorgten für einen sehr einladenden Look. “Thore, einer der beiden Architekten, hat das Kinderzimmer bewusst so gelassen, wie es vor zweihundert Jahren gebaut wurde!”, referierte Onkel Phil. “Und damals waren die Leute einfach kleiner. Die Kinder schliefen aber hier, bis sie als Erwachsene das Haus verließen!”. Wow. Jetzt war ich beeindruckt. Onkel Phil konnte das aber noch locker toppen. Er öffnete einen von vier versteckten Wandschränken und legte sauber sortierte Kisten frei, die Spielzeug enthielten. Lego, Playmobil, Spielzeugautos, Lego Technik, Spiele, Konstruktionsspielzeug, Puzzles, Verkleidungen. Die Kisten reichten fast bis unter die Decke und waren fein säuberlich beschriftet. Im Schrank daneben gab’s eine Art Mini-Bibliothek mit Lesestoff für Kinder aller Altersstufen. Wieder sauber sortiert und beschriftet. Ich war im Himmel. Das konnte gar nicht anders sein. Hier würde ich es locker auch 3 Jahre aushalten, nicht nur drei Wochen! Und noch fehlten zwei Schränke. Zumindest einen davon bekam ich noch zu sehen. Er enthielt neben vier funkferngesteuerten Autos, zwei ferngesteuerte Boote, zwei Drohnen, einen Computer und diverse GoPro-Kameras. Der vierte Schrank blieb verschlossen. Und wenn ich Onkel Phils Blick richtig deutete war auch klar, warum. Er enthielt mit Sicherheit Videospiele. Und die waren tabu. Ich spürte das vertraute Ziehen im Bauch, als ich an die Daddelei dachte. Spürte, wie meine Handflächen feucht wurden. Nur keinen Rückfall riskieren. Ich nickte tapfer. Onkel Phil hatte aber eine weitere schlechte Nachricht. “Der Schrank mit den Drohnen bleibt auch verschlossen, das sind alles Sachen, die nicht ohne mich benutzt werden. Weder von dir, noch von Juli! Klaro?” Ich nickte wieder. Weil’s nachvollziehbar war. Letzte Station in diesem Zimmer: Der Kleiderschrank. Der verbarg sich in der dritten Wand und war in vier Bereiche unterteilt. Logisch, es gab ja auch vier Betten.
Das letzte Geheimnis versteckte sich in der Wand neben den hinteren beiden Betten. Es war eine kleine Nische, die ein Waschbecken, große Mülleimer, Regale, Ablageflächen und einen herunterklappbaren Wickeltisch enthielt. Ich wurde schlagartig rot. Da war ja dann eher ich die Zielgruppe.Onkel Phil bekam natürlich mit, dass ich eigentlich keinen großen Wert darauf legte, diesen Teil des Zimmers zu erkunden. Musste aber sein. “Paul, eines von Thores Kindern sitzt nach einem Verkehrsunfall im Rollstuhl, deshalb wurde das gesamte Haus vor knapp zehn Jahren entsprechend umgebaut. Alles ist barrierefrei, auch die Bäder und Toiletten. Und weil das am Anfang eben nötig war, hat er hier im Zimmer diese Wickelmöglichkeit einbauen lassen!” Pause. Das musste ich erstmal sortiert bekommen. Onkel Phil war aber noch nicht ganz fertig. “So richtig benutzt wurde das Teil nur rund zwei Jahre lang, inzwischen kommt Thores Sohn sehr gut mit dem Rollstuhl klar und benutzt natürlich die Toilette. Er war aber damals ungefähr in deinem Alter. Und: Wir müssen das nicht für dich benutzen, Paul. Wenn es dir unangenehm ist, dann machen wir das wie bisher auch: Windelwechsel auf dem Boden, oder auf dem Bett, oder auf dem Sofa!” Ich runzelte die Stirn. Das war ja auch Quatsch. Ich schüttelte den Kopf. Die restlichen drei Wochen würde ich damit klar kommen. Es war ja nicht so, dass ich auf dem Schiff nicht auch schon auf großen Wickeltischen gelegen hätte. Also, Eitelkeit runterschlucken. Wir hatten ja schließlich noch einiges vor uns.
In diesem Abschnitt des Hauses gab’s noch das große Schlafzimmer und zwei Gästezimmer, die alle mehr oder weniger ähnlich rustikal eingerichtet waren und sich vor allem durch ihre Größe voneinander unterschieden. In Onkel Phils Schlafzimmer fanden wir zwei riesige versteckte Flatscreens, ein ultramodernes Bad, das nur vom Schlafzimmer aus erreichbar war, einen begehbaren Kleiderschrank sowie ein Fenster im Dach, durch das man den Himmel sehen konnte. Das Badezimmer für alle anderen Bewohner befand sich ganz am Ende des Ganges. Es war klein, ziemlich verwinkelt und ebenfalls mehr als aufwändig eingerichtet. Statt eines Waschbecken gab es zwei Steintröge, in die das Wasser aus dicken Messingrohren eingelassen waren. Der Boden bestand aus irgendwie miteinander verklebten Kieselsteinen, die Dusche bestand aus drei Glaswänden, die in die schiefen Wände eingepasst waren. Ein riesiger Holztrog bildete die Badewanne. Nur das Klo sah verhältnismäßig normal aus. Meine Enttäuschung darüber war aber nicht vorhanden. Wenn ich das richtig sah, würde ich die Toilette in der zeit hier eher selten benutzen müssen. Oder besser: gar nicht.
Im futuristischen Teil des Hauses gab es neben dem Wohn/Esszimmer ein Büro, einen Vorratsraum mit Waschmaschine und Trockner, ein weiteres (diesmal sehr minimalistisches) Badezimmer und, das war die größte Überraschung, eine versteckte Terrasse. MIT Whirlpool! Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Eine kaum sichtbare Treppe hinter dem Kamin führt ein halbes Stockwerk nach unten in eine kleine Lounge mit riesiger Glasfront, vor der die überdachte Terrasse lag. Wobei das Dach eigentlich kein Dach war, sondern eben ein Stück Düne. Ich war verwirrt, weil ich noch nicht so ganz begriffen hatte, wie das Haus aufgeteilt war. Onkel Phil kam mir zur Hilfe. “Eigentlich ist es echt simpel: Da ist der alte Teil des Hauses, der frei steht und sichtbar ist. Der Rest wurde links hinten angebaut und um ein Halbgeschoss nach unten erweitert. Dieser nach unten versetzte Bereich ist der Übergang in die nächste Düne, die eine Art Innehof besitzt, zu dem sich die Terrasse öffnet! Ist doch ganz simpel, oder?” Äh, nein!? Es war einfach verwirrend. Vielleicht aber auch schlicht ein bisschen zu viel für mich. Aber hey, ich war Häuser gewohnt, die halt aussahen wie Häuser aussehen. So viel Architektur, Design und Wow überforderten mich. Trotzdem wollte ich unbedingt mal auf die Terrasse und mir den Whirlpool ansehen. Das ging zu meiner Überraschung sogar ohne dicke Winterjacke. Ja, es war kalt. Es war sogar saukalt. Aber ansonsten fast windstill. Das musste an dieser Düne mit Innenhof liegen. Sehr krass. Mein Entdeckergeist endete aber an Onkel Phils eindeutigen Gesichtsausdruck. Rein da, aber flott. -8 Grad und Paul in Pulli und Strumpfhose sind keine wirklich gute Kombination. Stimmte ja auch. Aber es war so unfassbar: Ein echter Whirlpool. Hier im Haus. “Kann sein, dass dir das Haus gefällt, oder?” fragte Onkel Phil nach dem Rundgang mit einem sehr rhetorischen Unterton. Scherzkeks. Das war die Untertreibung des Jahres. “Freut mich! Und ganz ehrlich: Ich hab nichts anderes erwartet!” Auch klar. “Bevor wir es uns hier aber gut gehen lassen, müssen wir erstmal alles aus dem Auto kriegen und einräumen!” Logisch. Und natürlich hatte Onkel Phil bereits einen Plan: “Ich versuche, die Sachen aus dem Auto so schnell wie möglich ins Haus zu bekommen. Du kannst in der Zwischenzeit gerne im Kinderzimmer die Spielsachen unter die Lupe nehmen. Wenn dann alles hier ist, räumen wir die Schränke ein, machen die Wäsche und besprechen den Rest des Abends, okay?” Yes sir! Und Abmarsch. Keine fünf Minuten später war ich im Kinderzimmer verschwunden, hatte den Inhalt der Playmobil-Kiste auf dem bunten Teppich vor mir verteilt und komplett in meiner Fantasiewelt verschwunden. Alles fühlte sich auf einen Schlag richtig gut an. Aber was heißt hier gut: Das hier war so viel besser als gut.
Dass Onkel Phil seinen Plan über den Haufen werfen musste, lag natürlich wieder mal an mir. Es war nur überhaupt kein Problem, sondern eigentlich eine wirklich coole Sache. Aber der Reihe nach: Den Volvo zu entladen war doch anstrengender, als gedacht. Nicht, weil die Sachen besonders schwer waren, sondern weil Onkel Phil teilweise nicht aus der Haustür kam. Der Sturm war einfach zu heftig. Die Aktion zog sich also beinahe eine dreiviertel Stunde. Eigentlich hätte ich jetzt helfen sollen, alles zu verräumen. Die Lebensmittel in die Küche, meine Sachen ins Kinderzimmer, die Wäsche zur Waschmaschine. Meinen Einsatz verschob Onkel Phil aber erstmal, weil ich nämlich in der Zwischenzeit in meiner eigenen (Playmobil)-Welt abgetaucht war und Onkel Phil es einfach nicht übers Herz brachte, mich da rauszureißen.
Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass Onkel Phil im Kinderzimmer gewesen war. War er aber. Ziemlich lange sogar, wie er mir dann später erzählte. Und statt mich mit Hinweis auf unseren Plan zur Arbeit anzuhalten, war er leise in der Tür stehen geblieben und hatte mir zugesehen. Hatte Zugesehen, wie der schüchterne, immer ein bisschen überforderte Paul zur Höchstform auflief. Und hey, das war auch echt nicht so schwer. In den beiden Playmobil-Kisten fand sich alles was ich brauchte, um die größte Playmobil-Szenerie aufzubauen, die die Welt je gesehen hatte. Okay. Die MEINE Welt je gesehen hatte. Kurz zusammengefasst war eine epische Schlacht zwischen den edlen Rittern zweier seit Jahrhunderten verfeindeten Königreichen. Dabei kam so ziemlich alles zum Einsatz, was die Kriegskunst der Zeit so hergab: Katapulte, Streitwagen, Kampftürme, Kampfelefanten, bengalisches Feuer und Bogenschützen. Nichts davon hatte sich übrigens in den Lego-Kisten befunden. Dafür aber Feuerwehrleute, Cowboys, ein Feuerwehrauto, ein altes Polizeiboot und ein verblasster Zirkuselefant. War das wichtig? Nein. Was zählte war, was daraus in meiner Fantasie wurde. Das hatte offensichtlich auch Onkel Phil sehr schnell erkannt. Und er ließ zu, dass ich völlig in meiner Welt abtauchen konnte.
Das Kampfgetümmel war unbeschreiblich. Ich positionierte mich mal auf der einen, dann auf der anderen Seite, immer wieder wogten die Fronten hin und her. Alles, was im Kinderzimmer rumstand, wurde ins Geschehen mit einbezogen. Der große Teppich, Stühle, Stehlampen. Als die Schlacht schließlich mit der vernichtenden Niederlage der eigentlich überlegenen Goldritter endete und sich die Sieger ermattet aber glücklich auf den Weg Heimweg machten, kam auch ich langsam wieder zurück. In die Realität. Ich lag mitten auf dem zerwühlten Teppich, hatte Schweißtropfen auf der Stirn, um mich herum die Reste der Schlacht, die auf einmal wieder Playmobil-Teile waren, die gänzlich andere Bestimmungen hatten. Und da war Onkel Phil, der ruhig an der Tür saß und mich mit seinen warmen Augen ansah. “Hallo Paul, willkommen zurück!” Ich zwinkerte verwirrt. Wie lange war er schon hier? Mit Wucht kam die Erinnerung an den Plan zurück, den wir uns vorgenommen hatten. Fuck. Ich hatte die Zeit vergessen. Zerknirscht wollte ich sofort loslegen. Kam aber nicht weit. Onkel Phils rechter Arm erwischt mich an der Hüfte, zog mich zu sich heran und nahm mich in den Arm. “Bleib ruhig, kleiner Mann. Es ist bereits alles erledigt. Du hast übrigens alle deine Aufgaben erfüllt!” Äh, was? Wie meinte er das denn jetzt bitte? Ich hatte das maximale Fragezeichen im Gesicht. “Du hast endlich mal wieder das getan, was ein Kind am besten kann. Du hast gespielt. Und Welt und Zeit um dich herum vergessen. Das war wichtig. Um den Rest habe ich mich gekümmert!” Na toll. Jetzt hatte ich einen Klos im Hals. Weil ich ein Gefühl der Leichtigkeit empfand, an das ich mich fast nicht mehr erinnern konnte. Vor meiner pausenlosen Konsolenspielerei war das Alltag gewesen. Das war meine Fantasie ein Teil von mir gewesen. Und sie war es immernoch. Das war ein wahnsinniges Gefühl. Ich hatte etwas wiedergefunden. Etwas das mir gefehlt hatte. Und warum? Weil mir jemand den Raum dazu gegeben hatte. Die Möglichkeit, Raum und Zeit zu vergessen. Das war mit Abstand der glücklichste Moment seit fast zwei Jahren. Und wahrscheinlich würden wir beide ihn nie vergessen.
“Du warst übrigens fast zwei Stunden weg!”, meinte Onkel Phil, als wir nach dem kurzen Moment der Ruhe nebeneinander saßen. Bitte wie lange? Krass. Das erklärte vielleicht auch, warum ziemlich überfallartig Hunger und Durst bekam. Ich hatte seit der Abfahrt von der Fähre nichts mehr gegessen. Und das war vor über fünf Stunden gewesen. Onkel Phil lachte. “Dachte ich mir fast! Ich hab ein paar Nudeln gekocht, die wir gleich vernichten können! Wir müssen nur noch schnell ein Pesto zaubern! Vorher fände ich es aber gut, wenn wir noch einen kurzen Stop auf dem Wickeltisch einlegen könnten!” Peinliches Schweigen. Die Windel. Himmel, die hatte ich ja ganz vergessen. Die war ja vorhin schon nass gewesen. Ich versuchte möglichst unauffällig, meinen Windelbereich abzutasten, kam aber nicht weit. “Spar dir die Mühe, Paul. Glaub mir einfach, dass du dringend eine frische Windel brauchst!” Mit diesen Worten erhob er sich, öffnete die Wickel-Nische, klappte den Wickeltisch herunter und ließ warmes Wasser ins Waschbecken laufen. Weiche Baumwoll-Waschlappen gab’s im Regal, Feuchttücher, eine frische Windel und einen sauberen Body hatte er in der Hand. “Kommst du?” Klar kam ich. Und bemerkte mit jedem Schritt, dass in den zwei Stunden nicht nur mal wieder alles in der Windel gelandet war, sondern sich zwischenzeitlich auch wieder einen Weg raus gesucht hatte. Wie sehr mich das nervte. Immerhin war die Wickelei dank des wirklich ziemlich genial konstruierten Einbau-Wickelschranks eine sehr komfortable Angelegenheit. Ein kleiner Hocker machte es möglich, dass ich alleine auf den Wickeltisch kam. Dort erledigte Onkel Phil den Rest. Strumpfhose und Body hatten erwartungsgemäß einiges abbekommen und flogen ohne große Umwege in eine der Wäscheboxen unterm Wickeltisch. Auch der Pulli war für heute nicht mehr zu retten und kam in die Wäsche. Dank des warmen Wassers und der Baumwoll-Tücher war ich dann auch sehr schnell wieder sauber, obwohl sich der breiige Inhalt meiner Windel bis hoch an meinen Rücken verteilt hatte. Onkel Phil platzierte die frische Windel unter mir. Klebestreifen schließen, dann schnell noch den letzten sauberen Body. Warme Socken und die neuen Hausschuhe. Fertig. Ich fühlte mich gut. Und auch Onkel Phil war sichtlich zufrieden. Keine Hose? “Das wird schwer. Alle Jeans, Leggings und Strumpfhosen sind noch in der Wäsche, bzw. gerade im Trockner. Muss also heute Abend so gehen. Aber es ist ja warm genug. Oder ist dir kalt?” Ich schüttelte den Kopf und ließ mich ziemlich elegant vom Wickeltisch gleiten. “Schaffst du’s noch, mir beim Pesto für die Nudeln zu helfen?”, fragte Onkel Phil. Ich versuchte zu meinem besten Leidensgesicht zu wechseln. Akute Gefahr des Verhungerns. Keine Chance, körperlich tätig zu werden. “Oh. Wir haben also einen Notfall!?”, grinste Onkel Phil? Ich nickte und hatte im nächsten Moment einen Müsliriegel vor dem Gesicht. “Ob der reicht, das Hunger-Tief zu überwinden?” Aber hallo, auf jeden Fall. Der arme Riegel hatte keine Chance. Praktisch weggeatmet. Und bereits wenige Sekunden später tat der darin enthaltene Zucker den Rest. Neue Energie. Ja, so konnte ich es eventuell schaffen, an der Pesto-Produktion teilzunehmen. “Es ist ein medizinisches Wunder!”, frotzelte Onkel Phil und kommandierte mich ab zum Basilikum-Zupfen. Keine ganz so leichte Übung mit einem Gipsarm, aber wir waren ja nicht auf der Flucht. Und weil Onkel Phil mir parallel auch noch einen frischen Kakao mit Sahne gezaubert hatte, war die Sache mit dem Hunger zumindest so lange kein Problem, bis die dampfenden Nudeln auf dem großen Tresen standen, der die Küche vom Wohn-/Essbereich trennte. Dazu gab es noch Mozarella mit Tomaten und frische Zitronenlimonade. Das perfekte Abendessen, das mit einer vernichtenden Niederlage für Pesto und Pasta endete.
Sehr satt und sehr zufrieden verzog ich mich auf eines der Sofas, kuschelte mich unter eine Decke und schnappte mir Onkel Phils Tablet-Computer, um die letzten beiden Tagesberichte zu tippen. Nur nicht nachlässig werden, an diesem perfekten Abend. Onkel Phil nahm in der Zeit die nächsten Wäscheberge in Angriff. Und weil der Vorratsraum, in dem Waschmaschine und Trockner standen, viel zu klein war, hängte er die gewaschenen Sachen zum Trocknen ins Wohnzimmer. In den ersten drei Maschinen waren ganz offensichtlich ausschließlich die schlimm versauten Sachen gewesen, die bei meinen letzten Windel-Unfällen was abbekommen hatten, also vor allem Unterhosen, Unterhemden, jede Menge Strumpfhosen, ein paar Jogginghosen, Jeans und sogar zwei der neuen Bodys. Eine sehr bunte Auswahl, aber so war gewährleistet, dass ich morgen wieder etwas zum Anziehen hatte. Morgen. So lange würde es wohl auch dauern, bis ich mit der Tipperei fertig war. Der Gipsarm war nicht nur keine große Hilfe, er war sogar immer aktiv im Weg. Das macht die Schreiberei nicht besser für jemanden, der eigentlich am allerliebsten in sehr kurzen Sätzen kommuniziert. Nach zwei Stunden war ich dann zu meiner eigenen Überraschung erstaunlich weit gekommen, aber Lichtjahre davon entfernt, zufrieden zu sein. Ich war ein lausiger Erzähler. Und, wie ich an den großflächig rot unterstrichenen Abschnitten unschwer erkennen konnte, auch in Sachen Grammatik ein echter Pflegefall. Immerhin hatte wenigsten Onkel Phil Mitleid und pflückte mich irgendwann kommentarlos vom Sofa. “Du kriegst zur Sicherheit noch schnelle eine frische Windel, dann kannst du dich bettfertig machen!” Wow, jetzt war ich verwirrt. Weil es offensichtlich doch schon deutlich später war, als gedacht. Und weil ich ich nicht damit gerechnet hatte, dass schon wieder ein Windelwechsel anstand. Immerhin war der letzte Boxenstopp noch keine drei Stunden her. Fieberhaft versuchte ich zu spüren, ob ich da wirklich so viel nicht mitbekommen hatte.
Dem war nicht so, musste auch Onkel Phil wenig später feststellen, als er die Klettbänder der Windel geöffnet und das Vorderteil nach vorne geklappt hatte. Trocken war anders. Richtig nass aber auch. Unentschieden, irgendwie. Dennoch war es gut, dass mal wieder Luft an meinen Windelbereich kam, wie Onkel Phil feststellte. Die Haut rund um meinen Po war gerötet und kribbelte unangenehm, als sie mit der kühlen Luft in Berührung kam. Irritiert zuckte ich zusammen. “Da haben wir den Salat, beziehungsweise den Windelausschlag!”, diagnostizierte Onkel Phil. “Du hast in den letzten zwei Tagen einfach zu viel Zeit in vollen Windeln verbracht! Für heute langt erstmal ein bisschen frische Luft und später eine dicke Schicht Heilsalbe!” Ich nickte. War ja auch echt unangenehm. Und es wurde nicht besser, als Onkel Phil begann, mit viel Wasser und einem weichen Tuch für porentiefe Sauberkeit in meinem Windelbereich zu sorgen. Lustig wurde die Sache, als er mich vom Wickeltisch hob, Mitten in den Raum stellte und mit einem Föhn trockenpustete. Oder es zumindest versuchte. Ich war viel zu kitzelig, für so eine Aktion und versuchte ständig, dem warmen Luftstrom zu entkommen. Onkel Phil spielte das Spiel mit. Erstens war es lustig und zweitens sorgte die Rennerei dafür, dass ich untenrum auch so ganz schnell abgetrocknet war. Erst als ich wieder auf der Wickelunterlage lag spürte ich, wie müde ich tatsächlich war. Ich gähnte und gab mir die größte Mühe, mir trotzdem möglichst wenig anmerken zu lassen. Ich bekam noch mit, wie Onkel Phil meinen Windelbereich mit einer dicken Schicht Windelsalbe überzog und die Windel verschloss. Dann war Sendepause. Akku leer. Ein tiefer, traumloser Schlaf. Onkel Phil seufzte. Eigentlich hatte er ja noch geplant, im Wohnzimmer entspannt ein paar Folgen meiner Lieblings-Serie auf Netflix zu gucken. Fiel jetzt also aus. Auch gut. Vorsichtig zog er mir einen hellgrünen Body über den Kopf, fädelte die Arme durch die Ärmel und verschloss die drei Druckknöpfe im Schritt. Dann noch eine der frisch gewaschenen Strumpfhosen, dann trug er mich in eine der Schlafkojen. “Schlaf gut, kleiner Mann!”.
Als ich eine Gefühlte Ewigkeit später wieder wach wurde, fuhr mein Gehirn Achterbahn. Völliger Orientierungsverlust. Wo war ich? Warum lag ich in einem Gitterbett? Warum schlief ich in einer Strumpfhose? Und warum trug ich eine Windel? Mein Herz wummerte schneller als jeder irre Techno-Beat. Ich schloss die Augen, konzentrierte mich auf meine Atmung und bekam so langsam die Panik in den Griff. Ich kannte dieses Gefühl. Also, ruhig bleiben, Paul. Und ich kannte es tatsächlich. Ich hatte schon immer einen sehr tiefen Schlaf gehabt. Das war auch meistens kein Problem. Manchmal aber, da schlief ich so tief, dass ich nach dem Aufwachen eine Weile brauchte, um wieder mit allen Sinnen in der Realität anzukommen. “Deine Festplatte braucht einfach zu lange, um hochzufahren!”, hatte meine Schwester immer gesagt. “Ein Hardware-Fehler! Leider ist deine Garantie schon abgelaufen!”. Das war nicht nett, aber ich wusste, dass sie das nicht böse meinte. Es traf aber den Sachverhalt ganz gut. Diese Tiefschlaf-Nächte waren dann auch immer die gewesen, an denen ich ins Bett gepinkelt hatte. Das würde auch heute nicht anders sein, sieht man mal von der Tatsache ab, dass das Dank der Windel kein Problem war. Es dauerte noch fast 15 Minuten, bis ich “normal” wach war und nicht mehr am ganzen Körper zitterte. Ein Blick auf die matt leuchtende Uhr zeigt, dass es erst kurz nach 6 Uhr morgens war. Ein bisschen zu früh, um Onkel Phil aus dem Bett zu schmeißen. Trotzdem war ich jetzt hellwach. Das war auch keine Überraschung. Immerhin war ich ziemlich kurz nach dem Abendessen eingeschlafen. Und da war es kaum 21 Uhr gewesen. Ich hatte also mehr als genug geschlafen. Deshalb: raus aus dem Bett. Das war eine ziemliche Kletterei, denn die Schlafkojen waren tief in die Wand gebaut. Man lag darin wirklich so ähnlich wie in einem Gitterbett. Ohne Gitter halt. Bekam ich aber alles hin. Trotz Gipsarm. Als ich dann endlich den weichen Teppich unter meinen Füßen spürte, der im Zimmer auslag, fiel mein Blick sofort auf die Lego/Playmobil-Armada, die es seit Gestern irgendwie nicht geschafft hatte, selbständig zurück in ihre Kisten zu wandern. Beim Gedanken daran, wie sauer Mama bei so einer Nachlässigkeit immer wurde, musste ich Grinsen. Onkel Phil hatte das Zeug lediglich aus dem Weg geschoben. Ich konnte also sofort loslegen. Vorher tippte ich mich aber noch auf einem diskret hinter einem Vorhang angebrachten Tablet durch diverse Playlists der Entertainment-Systems, das Onkel Phil zum Teil für mich freigegeben hatte. Neben diversem Märchen-Kram fanden sich darin auch sämtliche Hörspiel-Folgen der ???, von TKKG, Benjamin Blümchen und den Teufelskickern. Ich wischte über den Bildschirm, startete damit eine der Teufelskicker-Folgen und war wenige Minuten später in meiner Welt aus Plastikfiguren abgetaucht.
Knappe 90 Minuten und drei Teufelskicker später war es diesmal nicht Onkel Phil, der mich in die Realität zurückholte, sondern der Geruch von gebratenem Speck, Kaffee, Kakao und Orangen. Frühstück! Ich sprang auf die Beine, deaktivierte die Musikanlage und war wenige Sekunden später auf dem Weg in die Küche. Wie lange ich tatsächlich gespielt hatte, ließ sich nicht nur an der Uhr ablesen, sondern auch an meinem Windel. Die hing schwer und kalt zwischen meinen Beinen. Soweit ich das sehen, bzw. riechen konnte, war mein Darm bis jetzt noch ruhig geblieben. Ziemlich gut zu spüren war aber wieder dieses unangenehme Brennen auf der Haut, das ich gestern Abend bereits gespürt hatte. War wohl doch ganz schön entzündet, meine Haut im Windelbereich.
Onkel Phil brauchte keine fünf Sekunden, um mir erst einen schönen guten Morgen zu wünschen und die Situation zu erfassen. Er zog schnell die Pfanne mit den Spiegeleiern vom Herd, warf sich zwei Trauben in den Mund und scheuchte mich mit wedelnden Handbewegungen in Richtung Badezimmer. Was sollte ich denn da? Der Wickeltisch war doch im Kinderzimmer… Die Erklärung folgte unmittelbar nach Ankunft im rustikalen Super-Bad. “Ich hab dir ja gestern schon gesagt, dass wir deine Haut im Windelbereich ein bischen schonen müssen!”, referierte Onkel Phil. “Deshalb legen wir ab sofort immer mal wieder eine kleine Windelpause ein!” Wahrscheinlich hätte man für meinen Gesichtsausdruck in diesem Moment Eintritt verlangen können. Eine Windelpause? Wie sollte das denn bitte gehen? Ich spürte nach wie vor überhaupt nicht, was wann und wie in die Windel ging. “Kannst du dir gerade nicht vorstellen, ich weiß!”, schaltete Onkel Phil in den Verständnisvoll-Modus. “Wir machen das so: Ich zieh dir schnell die Windel aus. Dann setzt du dich aufs Klo und wartest. Wenn ich das richtig im Gefühl habe, sollte dein Darm in spätestens 10 Minuten soweit sein. In den letzten Tagen hast du nämlich fast immer zur fast identischen Uhrzeit die Windel voll! Dieses Timing können wir ausnutzen. Anschließend setzt du dich 15 Minuten in die Duschwanne. Da habe ich einen Kamillensud gemacht. Der wird deiner Haut sehr gut tun. Anschließend cremen wir dich ein und du bekommst eine weiche Frottee-Unterhose drüber. Ohne Windel”. Er war tatsächlich verrückt geworden! Ich konnte nicht ohne Windel zum Frühstück. Das würde die größte Sauerei seit Erfindung der Tortenschlacht werden! Jetzt war ich echt verzweifelt. Und sah offensichtlich auch so aus.”Hey, ruhig bleiben! Du sollst doch nicht den ganzen Tag ohne Windel rumlaufen. Nur so lange, bis die Creme eingezogen ist und deine Haut ein bisschen Zeit hatte, sich zu regenerieren!”, versuchte Onkel Phil die Situation zu beruhigen. “Und für den Fall der Fälle legen wir eine Wickelunterlage auf deinen Stuhl beim Frühstück!” So wie er das sagte, klang das mal wieder sehr vernünftig. Das war bei ihm ja immer so. Aber ich konnte mich noch zu gut an die ersten großen Unfälle ohne Windel auf Sylt erinnern. Alleine beim dran denken musste ich würgen. Gleichzeitig spürte ich aber eben auch dieses Brennen auf der Haut. Mit einem letzten Seufzen nahm die Hände vor meiner Windel weg und signalisierte Onkel Phil so, dass er loslegen konnte.
Vier kurze “Ratsch” der Windel-Klebebänder später saß ich das erste Mal seit vier Tagen wieder auf einer Toilette. Lustig, wie schnell man vergisst, wie normal sich das anfühlte. Skeptisch war ich trotzdem. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie lange ich hier würde sitzen müssen. Onkel Phil hatte vorgesorgt. Ohne noch viele Worte zu verlieren drückte er mit drei Lustige Taschenbücher in die Hand und verabschiedete sich in die Küche. “Ruf mich, wenn du soweit bist!” Scherzkeks. Genervt schaute ich an mir runter ins Klo. Nix. Ich versuchte zu drücken, um die Sache künstlich zu beschleunigen. Nix. Schloss die Augen und dachte an was anderes. Nix. Je mehr ich mich konzentrierte, desto weniger passierte. Ich spürte, wie ich langsam verkrampfte. Das war mal wieder typisch. Ich bekam es nichtmal hin, entspannt auf dem Klo zu sitzen. Ich schaute auf die frische Windel und den Stapel Klamotten, den Onkel Phil auf eine Ablage neben der Dusche gelegt hatte. Und erschrak über mich selbst. Freute ich mich jetzt schon drauf, endlich wieder eine Windel tragen zu können? Himmel, das war doch krank! Nein, ICH war krank. Sofort schossen mir die Tränen in die Augen. Ich schloss die Augen und versuchte alles abzurufen, was Onkel Phil mir in den letzten Tagen immer wieder zu dem Thema gesagt hatte. Das half. Zumindest ein wenig. Ein Schritt nach dem anderen. Bis zur OP ging es nur mit Windel. Danach war Schluss mit dem Klo am Po! Ich schnaufte tief durch, öffnete die Augen und griff endlich zu einem der Comics. Mit überraschenden Folgen. Keine zehn Seiten und die ersten zarten Lacher später hörte ich ein leises Plätschern in der Kloschüssel. Ein erstaunter Blick. Wow! Da kam was! Und das war erst der Anfang. Ein paar Minuten später konnte ich Onkel Phil Vollzug melden. Alles raus. Und alles war im Klo gelandet. War ich jetzt stolz? Nö. Aber erleichtert. Ich säuberte mich gründlich und wartete geduldig, bis kurz darauf Onkel Phil ins Bad kam. “Tschakka! Hab ich dir doch gesagt, dass das klappt!” Er strahlte. Und beförderte mich umstandslos in die große Badewanne, die zu einem Drittel mit einer warmen, nach Kamille duftenden Flüssigkeit gefüllt war. Ich bekam eine Gänsehaut. “Bleib bitte einfach 10 Minuten sitzen! Danach geht’s weiter!” Und schon war er wieder verschwunden. Diesmal konnte ich die Zeit ohne Onkel Phil aber sogar ein bisschen genießen. Das warme Wasser war super-angenehm, ich lehnte mich zurück und versuchte konsequent an nichts zu denken. Klappte super. Als Onkel Phil schließlich zurückkam hatte ich nicht das Gefühl, 15 Minuten in der Wanne verbracht zu haben. Auch gut. Ich kletterte aus der Wanne und wurde sofort von Onkel Phil in ein riesige Badetuch gepackt. Auf dem Boden vor dem Waschbecken lag jetzt ein weiteres Badetuch, auf dem eine meiner Wickelunterlagen platziert war. “Leg dich bitte da drauf, dann creme ich dich ein!”, dirigierte mich Onkel Phil durch die nächsten Schritte. Okay, kein Problem. “Die Salbe hat mir die Ärztin auf dem Schiff mitgegeben. Sie hat sich sowas schon gedacht! Achtung, wird jetzt vielleicht etwas kühl!” Ich zuckte zusammen. Das war ja wohl die Untertreibung des Tages. Die Creme war ja eiskalt! Ich bekam sofort wieder eine Gänsehaut. “Gleich vorbei!”, sagte Onkel Phil entschuldigend. Immerhin roch das Zeug lecker. Irgendwie nach Blumenwiese und frisch gesägtem Holz. Als ich schon damit rechnete, gleich das weiche Windelvlies unterm Po zu spüren erinnerte ich mich daran, dass ich ja noch eine ganze Zeit ohne Windel vor mir hatte. Passend dazu hielt mir Onkel Phil eine wenig glamouröse, bunt gestreifte Frottee-Unterhose vor die Nase. Ich kannte die Dinger von Früher. Bis zur Grundschule hatte ich sowas getragen, wie die meisten anderen Kindern in meinem Alter auch. “Paul, du musst heute weder Matilda oder sonst ein Mädchen beeindrucken!”, grinste Onkel Phil und bekam natürlich sofort mit, wie meine Ohren auf Alarmfarbe umschalteten. Blöder Kerl. Ich griff grimmig zu dem weichen Frottee-Teil und musste ein paar Augenblicke später aber zugeben, dass das zwar wirklich kein sehr cooler Look war, sich dafür aber gut anfühlte. Flauschig, weich und luftig. Statt eines Bodys reichte mir Onkel Phil ein gelbes Longsleeve und kickte mir zum Schluss noch meine neuen warmen Hausschuhe rüber. “So, fertig werden! Sonst werden die Rühreier kalt!” Das konnte ich natürlich auf keinen Fall zulassen. Schnell schlüpfte ich in die Hausschuhe und machte mich auf den Weg in die Küche. Das erste Mal seit Tagen fast lautlos. Ohne raschelnde Windel. Das fühlte sich fremd an. Aber… großartig!
Ziemlich großartig war auch das von Onkel Phil vorbereitete Frühstück. Und das lag nicht nur daran, dass ich Hunger hatte wie ein Bär. Er hatte die Kocherei einfach drauf. Dennoch war es nicht wirklich so entspannt wie sonst. Und das lag an mir. Oder besser: an der fehlenden Windel. Ich saß wie angekündigt auf einer gefalteten Wickelunterlage, Stuhl und Einrichtung waren also vor meinen Körperflüssigkeiten geschützt. Trotzdem war ich mehr als unentspannt. Ich wollte auf keinen Fall in die Hose machen. Nicht schon wieder. Und nicht vor Onkel Phil. Klar war das albern, immerhin wickelte er mich jeden Tag. Aber das war was anderes. Fand ich. Als Ergebnis meiner Panik hatte ich eigentlich permanent eine Hand unterm Tisch, direkt an der flauschigen Oberfläche der Frottee-Unterhose? Da! fühlte das sich nicht feucht an? Ging’s los? Insgesamt fünf Mal sprang ich vom Stuhl und sprintete zur Toilette. Fünf Mal Fehlalarm. Keine Überraschung. Immerhin war ich ja erst vor 20 Minuten erfolgreich auf dem Klo gewesen. Als ich vom sechsten Klo-Sprint zurück kam, fing Onkel Phil mich an der Tür ab. Er sagte nichts, sondern griff ohne etwas zu sagen unter meine Arme und zog mich zu sich hoch in seine Arme. Was tat er denn da? Ich war kurz steif vor Schreck, dann begann ich zu strampeln. Ich wollte unbedingt runter, weg von ihm. Das war doch Wahnsinn. Ich hatte keine Windel an! Was war denn, wenn es jetzt plötzlich los ging? Ich war verzweifelt, stellte aber irgendwann den Widerstand ein und hing dann schlapp in Onkel Phils Armen. Der wartete, bis sich meine Atmung beruhigt hatte und trug mich dann zu seinem Platz. Setzte sich und drückte mich dabei die ganze Zeit fest an sich. Kein Wort. Einfach nur sitzen, festhalten und atmen. Ich spürte seine Wärme, roch sein After Shave. Jetzt war ich es, der sich an ihn klammerte. Und konnte so die Panik langsam loslassen. “Na, geht’s wieder?”, hörte ich ihn irgendwann sagen und quittierte die Frage mit einem verschnieften Kopfnicken. “Wunderbar! Paul ich weiß, dass dich die letzten Tage emotional ziemlich mitgenommen haben! Deshalb haben wir, sobald das Unwetter durchgezogen ist, auch wieder Termine beim Therapeuten. Du musst das alles verarbeitet bekommen! Und so lange bin ich da, hörst du! Ich bin da! Egal ob mit oder ohne Windel. Und wenn ohne, dann ändert das nichts! Du wirst mich schon nicht anpinkeln!”, schloss er mit einem Lächeln. Ich war noch weit entfernt davon, zu lächeln. Aber er hatte meiner Angst Worte gegeben. Das half. “Können wir jetzt in Ruhe fertig essen?” Ich nickte wieder, war aber noch nicht so weit, mich von Onkel Phil entfernen zu können. Also ließ er mich auf seinem Schoß sitzen und dort essen. Seine Souveränität hatte mich mal wieder gerettet. Und natürlich blieb die Unterhose und damit auch Onkel Phil trocken. Erst, als ich über einen Stunde später dabei war, die Spülmaschine auszuräumen, endete meine Glückssträhne. Ich stand auf den Zehenspitzen und balancierte eine Tasse ins Regal, als ich die Wärme spürte, die sich ihren Weg an der Innenseite meiner Oberschenkel entlang nach unten suchte. Mit einem letzten Rest Konzentration schubste ich die Tasse an ihren Platz und blieb dann einfach mitten in der Küche stehen. Es hatte keinen Sinn, jetzt loszurennen. Dann würde ich die Sauerei im ganzen Haus verteilen. Also wartete ich, bis die Wärme nachließ und sah nach unten. Sah die Pfütze, in der ich stand und sah auch, wie sich meine neuen Hausschuhe langsam mit Urin vollsaugten. Eklig. Als Onkee Phil mit einem Korb Wäsche an der Küche vorbei kam, wollte ich gerade mit spitzen Fingern versuchen, aus den nassen Hausschuhen zu kommen. Das klappte nicht wirklich. War auch egal. Denn schon griffen zwei starke Hände nach mir, hoben mich hoch und stellten mich über eine Wickelunterlage, die jetzt neben der Tür auf dem Boden lag. “Geht gleich weiter!”, informierte mich Onkel Phil und bedeckte meine Pfütze mit zwei weiteren der saugfähigen Wickeldinger. Aus einer Schublade zog Onkel Phil Einweg-Handschuhe, streifte sie über und zog dann ein weiteres Wickelvlies wie eine XXL-Windel zwischen meinen Beinen hoch. So konnte er mich problemlos ins Kinderzimmer tragen.
Dort legte er mich auf dem Wickeltisch ab, ließ warmes Wasser ins Waschbecken laufen und befreite mich im nächsten Augenblick von meinen nassen Sachen. Schuhe, Unterhose, Shirt. Alles flog in die Wäschetonne. “Immerhin fast zwei Stunden ohne Windel!”, nickte er anerkennend. “Das hat deiner Haut sicher gut getan!” Und so war es auch. Als er mich gründlich mit einem weichen Tuch gewaschen hatte, sah er ziemlich zufrieden aus. “Die Rötung ist weg! Und jetzt riechst du auch wieder gut!” Ich war ehrlich gesagt froh, als ich wenige Minuten später wieder eine Windel an meinem Po spürte. Das Gefühl war nach wie vor nicht schön. Aber die Windel gab mir Sicherheit. Und darauf kam es jetzt erstmal an. Sorgfältig verschloss Onkel Phil die vier Klebestreifen und half mir dann in den dunkelblauen Body. Die herrlich nach frischer Wäsche duftende hellblaue Strumpfhose mit weißen Ringeln war echt nicht mein Lieblingsteil. War mir aber heute egal. Ein grünes Langarm-Shirt und grüne Stoppersocken komplettierten meinen Look für den nächsten Tag im Haus. Alles war, wie es sein sollte. Erleichtert sprang ich vom Wickeltisch. Konnte also endlich losgehen, der Tag. Große Unternehmungen waren nach wie vor keine Option. Das Unwetter hatte die Küste nach wie vor fest im Griff. Ken Fährbetrieb, alle Brücken gesperrt. Im Fernsehen sprachen sie fast von einem Wundern, weil bislang nur sehr, sehr wenige Menschen in der Kälte ums Leben gekommen waren. Immerhin: Statt der befürchtetet zwei weiteren Tage, rechneten die Meteorologen damit, dass die schlimmsten Stürme bereits heute Nacht abziehen würden. Ich war happy! Dann konnte Juli ja doch pünktlich zu uns kommen! Onkel Phil nickte. “Julis Großvater hat mir heute bereits eine Mail geschrieben. Sie haben Plätze auf der zweiten Fähre morgen. Wenn alles gut läuft, gabeln wir Juli gegen 17 Uhr am Hafen auf. Seine Großeltern nehmen dann sofort die Fähre zurück, sie wollen in ein Hotel hier an der Küste investieren und müssen sehen, was der Sturm davon übrig gelassen hat!” Ha! Jackpot! Juli kam hier her und würde bis zur OP bei uns bleiben. Das war so cool! “Wir könnten dann ja den Whirlpool einweihen, wenn Juli da ist, oder?” schlug Onkel Phil vor. Grundsätzlich eine Spitzenidee. Auch wenn ich beim Gedanken an die Schwimmwindeln, die wir vor der Abfahrt auf Sylt gekauft hatten, einen Klos im Magen hatte. Das ließ ich mir aber erstmal nicht anmerken.
“Willst du mir helfen, die ersten Bilder zu sortieren, die ich in den letzten Tagen gemacht habe?”, wechselte Onkel Phil das Thema. Klar wollte ich, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie das genau ablaufen sollte. Onkel Phil grinste vielsagend und schob mich in das Büro, das direkt neben dem Wohnzimmer lag. Optisch halt ein Büro. Schreibtisch mit Rechner und Bildschirm, ein großer Tisch mit schwarz glänzender Platte, vier Stühle, ein großer Multifunktionsdrucker, ein paar schöne Fotos an den Wänden. Aber halt keine Fotos. Ich war etwas ratlos. Aber Onkel Phil führt mich weiter. Zu dem Tisch mit den vier Stühlen. Ein Knopfdruck, und schon fuhr das Teil auf eine Höhe, aus der ich bequem auf die Tischplatte gucken konnten, die sich in diesem Moment in ein Display verwandelte. Was zur Hölle war denn das? “Ich wusste, dass dir das gefallen würde!”, lachte Onkel Phil. Das ist ein Multitouch-Display. Damit kann man ganz wunderbar Kunden beeindrucken. Wenn man so will, ist das ein riesiges iPad. 4K-Auflösung und eben mit Touchbedienung. Heißt: Wie holen die Bilder hier auf den Bildschirm und suchen uns die schönsten aus. Per Fingertip. Verstanden?” Verstanden. Auch wenn ich es immer noch nicht glauben konnte. Aber es funktionierte. Und machte zudem einen Heidenspaß. Mit den Finger eines der Bilder vom virtuellen Stapel aktivieren, vergrößern und mit ein paar Handbewegungen bearbeiten. Wenn nix mehr half, dann wanderte das Bild per Fingerschnippen in den digitalen Mülleimer. Der Rest wurde beschriftet und in entsprechende Ordner abgelegt. Wahnsinn. Es war so eine verrückte Mischung aus Spaß, Faszination und Albernheit. Onkel Phil hatte großartige Bilder gemacht. Von mir, von sich, von Juli, von Matilda und allen Orten, an denen wir waren. Eines der Bilder, es zeigte Juli und mich in unserem schrillen Zwillingslook (gleiche Pullis, gleiche Strumpfhosen) und Onkel Phil beim Einkaufen in der riesigen schwedischen Shopping-Mall, wie wir in dem Elektro-Einkaufswägelchen einen auf Rennfahrer machten, wollte ich unbedingt Juli schenken. Das Dreier-Selfie war zwar technische bestimmt kein herausragendes Foto. Aber es zeigte, was mir wichtig war: Drei Freunde. Jede Menge Spaß. Der perfekte Moment. “Du hast ein sehr, sehr gutes Auge, Paul!”, lobte mich Onkel Phil. “Genau das Foto hatte ich auch auf meiner Favoriten-Liste! Ich kann er dir hinten im Technik-Raum auf eine kleine Leinwand plotten, wenn du magst. Die kannst du dann Juli schenken!” Da waren sie wieder, Pauls Augen der Ahnungslosigkeit. Was konnte er mit dem Bild auf einer Leinwand? “Ausdrucken, Paul! Auf einem ziemlich großen Drucker, den man Plotter nennt!”, kam die Erklärung postwendend hinterher. Ah, ja! Klang sehr verrückt. Aber ich würde es ja gleich sehen. Oder eben nicht. Weil Onkel Phil das erst heute Nacht machen wollte. Wir hatten nämlich noch eine unfassbare Menge an zu sortierenden Bildern vor uns.
Autor: Der Beobachter (eingesandt via E-Mail, exklusiv)
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meinen größten Respekt und hut ab!!
Verdammte scheisse ey, du bist ’ne Wucht. Mal wieder super super super