Der Winterurlaub (11)
Windelgeschichten.org präsentiert: Der Winterurlaub
Kapitel 11
Am Frühstückstisch wurden wir bereits von dampfenden Kakao und Toastbrot erwartet. Die abgelegene Lage des Hauses hatte ein kleines Problem: es gab niemanden, der sich morgens auf den Weg machte, um frische Bäckerbrötchen ranzuschaffen. Was für eine schreckliche Erfahrung.
„Ah, da sind ja unsere Kleinen. Guten Morgen ihr drei.“
Wir wünschten reihum das gleiche, dann fielen wir über das Essen her.
„Und, habt ihr alle gut geschlafen?“
„Wie die Murmeltiere.“
„Bei euch beiden hatte ich da auch kaum Zweifel. Jan, bei dir alles okay? Die erste Nacht im fremden Bett gut überstanden?“
„Ja Mami, kein Problem.“
„Na dann ist ja gut.“
Ich wartete die ganze Zeit auf die gefürchtete Frage nach dem Windelstatus, aber sie kam nicht.
„Was müssen wir eigentlich alles einkaufen? Und wo machen wir das?“ Jakob dachte mal wieder ganz praktisch.
„Also wir brauchen jede Menge Getränke und Fressalien für die Feiertage.“
„Was ist mit einem Weihnachtsbaum?“
Genau! Jorin hatte ganz recht, ohne einen solchen wäre es kein richtiges Weihnachtsfest.
„Darius hat uns versprochen, uns heute irgendwann einen herzuschicken.“ Hinter dem Namen Darius verbarg sich Herr Scholl.
„Super!“
„Haha. Jo, du hast doch nicht gedacht, dass ihr auf einen Baum verzichten müsstet.“
„Nein, ich hab mich bloß gefragt, wo wir einen herbekommen.“
„Wie du siehst ist alles geklärt.“
„Mit welchem Auto fahren wir? Oder fahren wir mit beiden?“
„Lieber mit beiden. Wir haben zwar im Van Platz für 6, aber dann passen keine Einkäufe mehr rein. Es gibt hier übrigens ein neues großes Einkaufscenter, dort fahren wir hin. Mittag essen wir dann im Wilden Ochsen.“
Mittlerweile hatten wir uns voll gestopft und Irene hob die Tafel auf.
„So Jungs, ab durchs Bad mit euch. Die großen zuerst. Jakob, kümmerst du dich bitte um die Windeln?“
„Mach ich. Wie sieht’s aus, wieder neue drum oder heute ohne?“
Frau Brenner schaute nachdenklich zu Jan.
„Kleiner, wie sieht’s aus. Wir werden ein paar Stunden unterwegs sein. Möchtest du lieber eine Windel umhaben oder nicht?“
Naja, diese Frage hätte sie nicht stellen müssen.
„Ich brauche keine Windel! Ich kann ja zwischendurch aufs Klo!“
„Na gut, du ziehst ja auch keinen Schneeanzug an. Also dann alle drei ohne.“
Sollte mir nur recht sein. Wir standen auf und verließen den Raum.
„Holt eure Bademäntel, ich warte dann im Bad auf euch.“
„Okay Jake.“
Wir taten genau das und wenige Minuten später befreite Jorins großer Bruder uns im Bad von den Stramplern und den Windeln.
„Oh, wie ich sehe, habt ihr die Windeln wieder benutzt. Oder sollte ich lieber sagen: ihr habt sie dringend gebraucht?“
„Haha. Wenn wir sie nun schon mal tragen müssen, dann können wir sie ja auch benutzen, oder?“
„Schon gut, schon gut. Wegen mir könnt ihr machen was ihr wollt. Mit der einen Einschränkung, um die ich euch gestern gebeten habe.“
Welche Einschränkung meinte er? Ach ja. Okay, die würde ich sogar ganz freiwillig befolgen. Wenn es sich irgendwie einrichten ließ. Die Windeln auch noch voll zu kacken wäre mir nun doch ZU unangenehm gewesen.
Jakob verschwand, wir machten uns tagesfein und 20 Minuten später saßen wir im Wohnzimmer und warteten darauf, dass auch Jan abgefertigt sein würde. Unsere Jeans und Sweatshirts hatten wir noch nicht angezogen sondern nur mit runter gebracht, uns war auch so warm genug.
Jorins Eltern packten Taschen und Beutel zusammen, die wir vermutlich einige Stunden später voll gestopft und schwer würden ins Haus schleppen müssen. Dann war es soweit, Jakob tauchte mit Jan im Schlepptau auf. Jo und ich zogen uns komplett an, dann stürmten wir die Autos. Mit der gleichen Personenverteilung wie auf der Herfahrt ging es hinunter in den Ort und mit ein wenig Sucherei fanden wir dann auch das neue Einkaufscenter. Naja, nicht unbedingt vergleichbar mit dem bei uns, aber immerhin gab es einige Märkte und Läden. Auf dem Parkplatz angekommen stiegen wir aus. Wolfgang begann die Aufgaben zu verteilen.
„Also Jungs, wir machen das so. Irene und ich wollen erstmal noch ein wenig durch die Geschäfte gucken, vielleicht noch ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen. Dabei können wir euch nicht gebrauchen, also amüsiert euch mal für eine Stunde alleine. Halb elf treffen wir uns dann vorm Eingang vom Supermarkt. Also bis dann.“
Damit ließen die Elterneinheiten uns einigermaßen verdutzt auf dem Parkplatz zurück. Damit hatten wir nicht gerechnet, aber was soll’s. In fremden Läden rumzustromern hatte ja auch etwas. Wir beschlossen zusammenzubleiben und begaben uns auf Erkundungstour.
Die ersten 20 Minuten verbrachten wir in einem Technikmarkt, wo wir vor allem nach Spielen und DVD’s schauten. Ein wenig Geld hatten Jorin und ich noch übrig, also leisteten wir uns die DVD „Beautiful Thing“, die war uns sehr empfohlen worden. Jakob hatte zwei CD’s erobert und Jan war ganz stolz auf ein auf 5 Euro runter gesetztes Spiel für seinen Gameboy. Wir bezahlten und wollten gerade den nächsten Laden in Angriff nehmen, als Jan plötzlich losquengelte.
„Ich muss aufs Klo!“
Also suchten wir die Toiletten und wo wir schon mal da waren, nutzten wir gleich alle die Gelegenheit. Anschließend ging es weiter in einen großen Klamottenladen.
„Was willst du hier, Jake? Suchst du irgendwas bestimmtes?“
„Lasst euch mal überraschen.“
Soso. Da war es wohl an der Zeit, sich ein wenig Sorgen zu machen. Ich meine, Jakob und Überraschungen? Ich sage nur: Strampler. Obwohl, die waren ja eigentlich wirklich geil, auch wenn ich anfangs ganz anders darüber gedacht hatte.
Suchend ließ der älteste Brennersohn seinen Blick durchs Angebot streifen, dann schien er gefunden zu haben was er suchte.
„Kommt mit.“
Flotten Schrittes ging er voraus und wir mussten die Beine in die Hand nehmen um ihm folgen zu können. Plötzlich blieb er stehen und wir fanden uns direkt vorm Strumpfregal wieder!
Wieder wanderten Jakobs Augen durchs Angebot, dann hellte sich sein Gesicht auf.
„Ah, da sind sie ja!“
„Verrätst du uns auch, WAS du gerade gefunden hast?“
„Klar. Schaut mal hier. Wäre das nicht was für euch?“
Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Jakob griff ins Regal und drückte sowohl Jorin als auch mir jeweils eine Strumpfhose in die Hand!
„Das sollten doch die gleichen sein, wie Martin gestern eine anhatte, oder?“
Sah tatsächlich so aus. Ja, das waren solche Strumpfhosen mit imitierten Schuhen an den Füßen, ganz ohne Zweifel.
„Und?“
„Wieso und? Die hat euch doch gestern so gefallen, da dachte ich mir, dass ihr vielleicht auch gerne welche hättet. Ich hab extra Tom gefragt, wo er sie herbekommen hat.“
„Ich weiß nicht.“
„Komm schon Jo, ich schenk euch auch jedem eine. Wo ihr doch eh Strumpfhosen anzieht. Und denkt mal dran, wenn ihr Schulsport habt. Da wären so coole Strumpfhosen sicher besser als die stinknormalen, die ihr sonst habt.“
Das war allerdings ein Argument. Mit diesen Designerteilen konnten wir jedenfalls eher einen auf cool machen als mit den einfarbigen.
„Okay.“
„Schön, dann sucht euch mal die passenden Größen und Farben raus.“
Wir taten genau das. Jorin nahm eine in rot mit blauen „Schuhen“, ich eine in grau mit roten.
„Okay, wir können.“
„Ich will auch eine!“
Völlig verwundert schauten sowohl Jakob als auch Jorin und ich auf Jan.
„Wieso? Ich denke, du bist so froh darüber, dass du keine Strumpfhosen mehr anziehen musst?“
„Aber so eine coole will ich auch Jake! Bitte, bitte!!!“
„Okay, du bekommst auch eine. Aber die musst du dann auch anziehen, versprichst du mir das? Ich kaufe die für dich, nicht für deine Sockenschublade.“
„Versprochen!“
„Na gut, dann such dir auch eine raus.“
Jakob half Jan noch bei der richtigen Größe, dann trug der Stift stolz wie Oskar eine blaue mit roten „Schuhen“ zur Kasse, genau die gleiche, die er bei Martin am Vortag gesehen hatte.
„Sag mal Jake, willst du dir nicht auch eine kaufen? Du musst dir ja langsam wie ein Ausgestoßener vorkommen unter uns. Keine Windeln, keine Strumpfhosen…“
„Haha, Luke. Du wirst lachen, aber SO eine Strumpfhose würde ich auch anziehen. Aber leider gibt es die nicht in meiner Größe.“
Ich konnte mich nicht so recht entscheiden, ob das nun ehrliches Bedauern oder nur eine Ausrede war.
Wieder aus dem Laden raus, gönnten wir uns passend zur Jahreszeit jeder ein Eis und setzten uns auf eine Bank. Um uns herum hetzten die Leute durchs Einkaufscenter, das typische Chaos kurz vor Weihnachten hatte eingesetzt. War doch ganz angenehm, dem allem mal eine Weile gemütlich zuschauen zu können.
„Ich muss noch mal aufs Klo!“
Das durfte doch nicht wahr sein! Es war höchstens eine halbe Stunde her, dass Jan die Örtlichkeiten besucht hatte! Und jetzt schon wieder?
„Sag mal Zwerg, wie viel Kakao hast du heute früh getrunken?“
„Drei Tassen!“
„Und das, obwohl du wusstest dass wir was vorhaben? Also wirklich, das hättest du dir mal lieber verkneifen sollen!“
„Aber ich hatte Durst!“
„Dann hättest du wenigstens wieder eine Windel tragen können!“
Ähm… Jorin war wohl nicht klar, dass das bedeutet hätte, dass auch WIR wieder in Windeln hätten rumlaufen müssen?
Jakob seufzte gottergeben und ging mit Jan zu den doch etwas entfernten Toiletten, während Jorin und ich weiter sitzen blieben.
„Also wirklich, der Stift ist unmöglich.“
„Jorin, hätte ER eine Windeln angezogen, hätten WIR das auch machen müssen.“
Mein Liebster schaute mich etwas seltsam an, dann lächelte er mit schief gelegtem Kopf.
„Na und?“
„Na und?!?“
„Ja, na und? Als ich vorhin die Toiletten hier sah, habe ich mir gewünscht, dass ich eine Windel umhätte und die nicht benutzen müsste.“
Naja, die waren wirklich nicht sonderlich angenehm gewesen, eigentlich verwunderlich in einem so neuen Center.
„Naja…“
„Außerdem hab ich mich irgendwie schon daran gewöhnt. Ich kam mir vorhin beim Anziehen richtig komisch vor, fast schon irgendwie nackt.“
Okay, es war auch für mich etwas seltsam gewesen, nach mehr als 24 gewindelten Stunden wieder in ganz normaler Unterwäsche rum zu laufen. Also solange man Strumpfhosen bei männlichen Teenagern als ganz normale Unterwäsche betrachten wollte.
„Ich wollte dir eigentlich vorschlagen, den ganzen Urlaub über Windeln zu tragen. Auch wenn Jan gerade keine anhat.“
„Jo? Vorhin hattest du noch Angst, dass du dich wegen der Windeln zum echten Bettnässer entwickeln würdest und jetzt willst du die rund um die Uhr tragen?“
„Scheiß drauf. Ich glaube nicht, dass das wirklich passiert. Also wie sieht’s aus, machst du mit?“
Regelrecht herausfordernd schaute er mich jetzt an und ich konnte mich diesem frechen Grinsen nicht entziehen.
„Okay. Aber DU erklärst das deinen Eltern!“
„Haha, keine Bange. Das mache ich schon, wenn es nötig werden sollte.“
Hm. Worauf hatte ich mich da jetzt gerade wieder eingelassen?
Endlich kamen Jakob und Jan wieder zurück und Jake schaute immer noch nicht sonderlich begeistert aus.
„Los ihr zwei, wir müssen zum Treffpunkt am Supermarkt. Eigentlich wollte ich noch in den Zeitungsladen, aber wegen diesem Kakaosäufer mit Fünf—Minuten—Blase hier reicht die Zeit nun nicht mehr. Noch mal geh ich mit dem nur einkaufen, wenn er ne Windel umhat.“
Hehe, das hatte der Sauf—und—Pinkel—Zwerg nun davon!
Wir begaben uns zum Supermarkt und trafen an dessen Eingang praktisch zeitgleich mit den Eheleuten Brenner ein.
„Ah, sehr schön. Da seid ihr ja, Jungs. Und sogar ganz pünktlich. Habt ihr was schönes gekauft?“
„Ja, haben wir. Und ihr?“
„Habt ihr Weihnachtsgeschenke für uns?!?“ Schon wieder der vorlaute Stift. Seine Eltern lachten.
„Ja, keine Bange, haben wir. Passt auf, wir machen das jetzt so: Wolfgang und ich kaufen die normalen Lebensmittel, Jan nehmen wir mit. Ihr drei nehmt einen eigenen Wagen und sucht Getränke raus. So sind wir alle viel schneller fertig.“
Das war eine gute Idee.
„Jakob, hier hast du Geld. Hast du deinen Ausweis dabei?“
„Wieso?“
„Naja, ihr sollt ja nicht nur Limo und Cola kaufen, sondern auch Bier, etwas Glühwein, Sekt und irgendeinen schönen Likör. Bloß dass es an der Kasse dann keine Probleme gibt, sonst müssen wir uns vorher wieder treffen.“
Jakob schaute etwas beleidigt aus der Wäsche, aber sein Vater hatte recht: er sah nicht unbedingt wie 18 aus. Er konnte auch problemlos für 17 oder gar 16 durchgehen, was zur Folge hatte, dass er bei solchen Gelegenheiten immer wieder den Ausweis zeigen musste. Einmal war er sogar in eine Verkehrskontrolle geraten und der Polizist dachte, er wäre ein minderjähriger Autodieb. Jake hatte noch Stunden danach geschimpft wie ein Rohrspatz!
„Ja, ich hab den Ausweis dabei.“
„Gut. Dann würde ich sagen, dass wir uns bei den Autos wieder treffen.“
„Okay. Aber beeilt euch, nicht dass wir ewig in der Kälte auf euch warten müssen.“
„Wir werden uns bemühen.“
Wir zogen also los und sorgten dafür, dass die Coca Cola Company, sowie diverse Brauereien, Keltereien und Schnapsbrennereien so schnell nicht pleite gehen würden. Jakob wurde natürlich prompt an der Kasse nach dem Ausweis gefragt, was ihm einen genervten Blick gen Himmel und uns leises Gelächter entlockte, was uns wiederum einen bösen Blick von Jake einbrachte. Tja, das hatte er nun von seinem Babyface! Vielleicht sollte er sich ja einen Vollbart wachsen lassen. Wobei… soviel schien da bei ihm nicht zu wachsen, dass das für einen Vollbart ausreichen würde.
Wir luden die Getränke in den Van, brachten die beiden Einkaufswagen wieder zurück und warteten dann auf das Auftauchen der anderen drei Einkäufer. Wir mussten doch eine ganze Weile warten und langsam wurden wir unruhig. Aber endlich erschienen die drei Vermissten.
„Tut uns leid Jungs, aber Jan musste unbedingt noch mal auf die Toilette.“
„Was?!?“ Und das diesmal gleichzeitig aus drei Kehlen.
„Der war doch vorhin schon zweimal!“
„Das hat er uns aber gar nicht erzählt Jakob! Stimmt das Jan?“
Kleinlaut gab dieser es zu.
„Also wirklich, hätten wir das gewusst, hätten wir dich heute früh doch noch in Windeln gepackt!“
„Das habe ich ihm auch schon gesagt.“
„Na das merken wir uns für spätere Gelegenheiten.“
Sah ganz so aus, als würde Jorin sich für unseren Plan rund um die Uhr Windeln zu tragen, keine Ausrede einfallen lassen müssen.
Als auch die restlichen Einkäufe verstaut waren, war es bereits kurz vor zwölf und wir machten uns auf den Weg zum „Wilden Ochsen“, um uns dort das wohlverdiente Mittagessen zuzuführen.
Autor: Mark (eingesandt via Nachricht)
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