Der Winterurlaub (26)
Windelgeschichten.org präsentiert: Der Winterurlaub
Kapitel 26
„Wo ist eigentlich Phips abgeblieben?“
Na eben, mir war gar nicht aufgefallen, dass er verschwunden war.
„Lucas, dir könnte man wohl auch deinen Jorin unter den Fingern wegklauen. Phips war einer der ersten, der von seinem Vater abgeholt wurde.“
„Jake, in Phips bin ich nicht verliebt, in Jorin schon. Bei dem passe ich ganz genau auf, dass der mir bloß nicht abhanden kommt.“
„Na hoffentlich!“
„Versprochen, Schatz!“
Unterdessen waren wir in den Privatgemächern eingetroffen und Jan stellte die große Frage.
„Was machen wir denn heute schönes?“
„Tja, eigentlich sollten wir nach dem Frühstück aufbrechen und hoch ins Ferienhaus, aber wenn ich mir den Schneefall so anschaue? Da sieht man ja die Hand vor Augen nicht.“
„Stimmt Jakob, bei diesem Wetter gehen wir lieber nicht raus. Da verirren wir uns ja total und landen dann vielleicht sonst wo.“
„Also wieder nichts mit Skifahren.“
Genau das hatten wir eigentlich für diesen Tag geplant. Immerhin waren wir schon ein paar Tage hier und hatten nicht ein einziges Mal auf den Brettern gestanden.
„Vielleicht geht’s ja nachmittags. Der Wetterbericht hat gesagt, dass der Schneefall nachlassen soll.“
Unbemerkt war Katrin Scholl ins Zimmer getreten.
„Nee, das wird dann auch nichts. Die Lifte sind doch garantiert noch alle außer Betrieb und die Pisten müssen auch erst wieder hergerichtet werden.“
„Hast recht Tom, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Naja, dann denkt euch was schönes aus. Ich wollte bloß ausrichten, dass Wolfgang vorhin hier angerufen hat. Die sind dort oben auch völlig eingeschneit. Ihr sollt auf jeden Fall erstmal noch hier bei uns bleiben. Im Laufe des Tages wird die Zufahrt hoffentlich geräumt werden. Herr Völker muss sich aber erstmal um die Wege hier kümmern.“
Herr Völker war die gute Seele vom Haus: Hausmeister, Klempner, Straßenfeger und Schneeräumer in Personalunion.
„Also dann, ich muss wieder an die Arbeit.“
Damit verschwand Toms Pflegemutter und ließ uns planlos zurück.
„Ich schlage vor, wir kümmern uns erstmal um die Morgentoilette und ziehen uns was für den Tag an. In der Zwischenzeit kann ja jeder mal nachdenken, was man mit dem angerissenen Vormittag so anfangen könnte.“
„Morgentoilette?“
„Martin meint duschen, Zähneputzen usw., Jan.“
„Ach so. Und warum sagt er das dann nicht?“
„Weil mein Schnuckel halt ein feiner Gentleman ist und sich gewählt ausdrückt.“
„Man könnte statt gewählt natürlich auch gestelzt sagen.“
„Jorin, davon könntest du dir ’ne Scheibe abschneiden. Und deine bessere Hälfte auch!“
„Blablabla, Jake.“
„Ich geb’s auf, aus dir wird nie ein feiner Mensch.“
„Okay Leute, Martin und ich nehmen das Badezimmer von meinen Eltern. Ihr könnt unseres hier nehmen, das ist auch größer.“
Wir verteilten uns so wie von Thomas vorgeschlagen auf die Badezimmer.
„Jo, Lucas, raus aus den Stramplern. Ich nehme euch gleich die Windeln ab, dann könnt ihr schnell duschen. Mit der Betonung auf „schnell“! In der Zwischenzeit kümmere ich mich dann um Jan.“
So geschah es und da wir zu viert im Bad waren, ging unsere Duscherei ausnahmsweise wirklich recht flott von statten, was auch Jakob auffiel.
„Ich glaub’s ja nicht! Das ist ja ein Ereignis, für das man einen roten Punkt an den Kalender machen sollte. Ihr zwei, fertig geduscht, in nur zehn Minuten?“
Dafür bekam Jake den doppelten Stinkefinger gezeigt. Er grinste aber nur und verschwand mit Jan unter der Dusche.
„Putzt euch die Zähne und zieht Bademäntel an. Ich kümmere mich um eure Windeln, wenn ich mit Jan fertig bin.“
Zähneputzen war eine gute Idee. Dann konnten wir wenigstens mit frischem Atem rumknutschen, wenn schon nichts anderes möglich war. Kurz darauf saßen wir in Bademänteln in Toms Zimmer.
„Und Jo, ist dir schon was eingefallen, was wir heute machen könnten?“
„Keine Ahnung. Schneemann bauen? Genügend Baumaterial ist ja da.“
„Würde ich nicht empfehlen.“
Thomas und Martin waren von ihrer Morgentoilette zurück.
„Wieso nicht, Martin?“
„Weil eure Schneeanzüge oben im Ferienhaus sind und ihr keine Wechselklamotten mit habt. Wenn eure Sachen nass werden, dann war’s das erstmal.“
Ich hasse es, wenn andere Leute recht haben. Muss doch nun wirklich nicht immer sein!
„Und, habt ihr irgendwelche Ideen?“
„Ja, aber ich denke wir warten damit, bis alle anwesend sind.“
„Da braucht ihr nicht mehr zu warten Tom, wir sind schon da.“
Ebenfalls in Bademänteln betraten Jakob und Jan das Zimmer.
„Jorin, Lukas, habt ihr schon eure Windeln parat gelegt? Nicht? Na dann mal los! Nur gut, dass wir genügend davon mitgebracht haben.“
Leider, konnte ich da nur sagen.
„Übrigens, mit den Nachtwindeln habt ihr ganze Arbeit geleistet. Ohne die Gummihosen hätten die das sicher nicht gehalten. Bei Jan übrigens auch, der Zwerg muss literweise Apfelsaft gesüffelt haben.“
„Hab ich gar nicht!“
„Musst du aber, wo sonst soll das alles hergekommen sein?“
„Ich habe nicht literweise Apfelsaft getrunken!“
„Wer’s glaubt.“
„Es war Orangensaft!“
Damit hatte der Stift die Lacher auf seiner Seite, was auch Jakob einsehen musste.
„Okay, okay, du hast gewonnen, du hast keinen Apfelsaft in dich rein geschüttet. Aber es zählt eh bloß das, was hinten bzw. unten rauskommt. Und das war für so ’nen Winzling wie dich ne ganze Menge.“
Och, jetzt war Jan etwas eingeschnappt. Keine Ahnung ob wegen des „Winzlings“ oder wegen dem, „was unten rauskommt“.
Während dieses Wortwechsels hatten wir die frischen Windeln rausgepackt und Jorin befand sich bereits in entsprechender Behandlung durch seinen großen Bruder.
„So, was ist nun? Hat irgendwer einen guten Vorschlag, was wir heute so machen könnten? Thomas, du hattest doch so was angedeutet?“
„Jup. Martin und ich denken, dass wir eigentlich die Bowlingbahn heimsuchen könnten. Das müssten wir aber wohl bald entscheiden, bevor keine Bahn mehr frei ist. Heute werden wohl viele hier im Haus festsitzen.“
Bowling klang gut, sehr gut sogar. Und das sagte ich auch, während ich mittlerweile von Jakob in meine Tageswindel gepackt wurde. Auch Jorin stimmte dem Vorschlag zu.
„Und wie ist es mit euch, Jakob, Jan?“
„Wegen mir gerne.“
„Ich will auch!“
„Na wunderbar, dann rufe ich schnell unten an und reserviere ein Bahn. Hoffentlich ist überhaupt noch eine frei.“
Es war noch eine Bahn frei für uns, wunderbar. In der Zwischenzeit hatte sich Jakob angezogen. Jeans und T—Shirt waren die Kleidung seiner Wahl, genauso wie bei Thomas und Martin. Gemeinerweise durfte sich auch Jan so anziehen, ganz ohne Windel drunter!
„Ähm… Mir fällt da gerade was auf. Ich glaube, wir haben da ein kleines Problem.“
„Und das wäre, Martin?“
„Naja Tom, Jake und ich können ja so bowlen gehen, wir haben nur Jeans an. Was aber ist mit Jan, Jorin und Lukas? Die haben noch dicke Strumpfhosen drunter.“
Und nicht zu vergessen, Jo und ich auch noch dicke Windeln.
„Du meinst, dass das zu warm wird, oder?“
„Genau, Jake.“
„Ziehen wir die Strumpfhosen halt aus.“
„Hatten wir das gestern nicht schon mal, Jorin? Ihr habt doch keine Socken mit. Und barfuss in den Leih—Bowlingschuhen ist nicht.“
Zitat Bernd das Brot, Anfang: Mist! Zitat Ende.
„Tohom? Tommilein? Tomchen?“
„Ja, Jo—Baby?“
„Könntest du uns eventuell ein paar Socken von dir leihen?“
Das war natürlich eine gute Idee und wäre die Lösung für das Problem gewesen.
„Nichts ist. Die beiden sollen schön in Windeln und Strumpfhosen rumlaufen! Anweisung von Mutter Brenner.“
Jakob konnte einem aber auch wirklich jegliche Hoffnung zerstören.
„Außerdem wäre das unfair gegenüber Jan. So kleine Socken habt ihr doch bestimmt nicht.“
„Hehe, stimmt. Der würde mit beiden Füßen in eine von meinen Socken reinpassen.“
„Und nun? Also ganz ehrlich, mit Strumpfhosen und Jeans drüber ist es mir so schon zu warm im Haus, dann auch noch bowlen? Da kommen wir ja um.“
„Lucas hat recht, da kann gleich einer mit ’nem Lappen hinter uns herlaufen und den Schweiß aufwischen.“
Wir standen alle etwas belämmert in der Gegend rum, bis sich plötzlich Toms Gesicht erhellte. Und ich bekam eine dunkle Vorahnung, dass mal wieder etwas passieren würde, was für Jo und mich mindestens leicht peinlich werden würde.
„Ich hab eine Idee!“
Thomas flitzte zu seinem Kleiderschrank, wühlte darin herum und warf dann mit einem zufriedenem Grinsen Jo und mir jeweils etwas zu.
„Hier, lasst die Jeans weg und zieht die hier drüber.“
Jeans weglassen, die hier drüberziehen? Die hier? Was waren die hier? Ach nee… Nicht das auch noch. Ich glaube, ich sollte anfangen, die Lottozahlen vorherzusagen. So gut, wie meine Vorahnungen immer eintrafen, musste ich eigentlich in kürzester Zeit Jackpot—Millionär werden.
„Meinst du das ernst?“
Jorin schien die gleiche Meinung zu „den hier“ zu haben wie ich.
„Ja klar, passt doch ideal.“
Ideal? Ach wirklich? Was er uns da zugeworfen hatte waren Sporthosen. Kurze Sporthosen! Also so die ganz normalen, kurzen Turnhosen!
„Du spinnst, Tom. Da sieht ja jeder unsere Strumpfhosen und auch die Windeln!“
Das waren auch genau meine Gedankengänge.
„Also mir gefällt die Idee. Und was ziert ihr euch so, euch haben letzte Nacht dutzende Kids und ihre Eltern in Stramplern, mit deutlich sichtbaren Windeln drunter gesehen. Dagegen ist dieses Outfit ja fast schon erwachsen.“
Typisch Jakob. Wenn es um solche Dinge ging, konnte man sich darauf verlassen, dass er uns in den Rücken fallen würde. Aber Moment mal, da war noch ein Ausweg.
„Vorhin habt ihr selber noch gesagt, dass Leih—Socken unfair gegenüber Jan wären, weil ihr keine in seiner Größe habt. Ihr habt doch aber sicher auch keine Turnhose in seiner Größe!“
Jorin grinste mich irgendwie erleichtert an.
„Ach, das ist kein Problem.“
Nicht?!?
„Jan zieht einfach seine Badeshorts drüber, das ist doch auch kaum was anderes als eine Turnhose.“
Argh!
„Na prima, dann wäre das ja auch geklärt!“
Danke, Jake!
Ich hatte noch die leise Hoffnung, dass Jan vielleicht einen Aufstand machen würde, in kurzer Hose und Strumpfhose drunter aufzutreten. Allerdings schien ihn das nicht allzu sehr zu beeindrucken, er suchte bereits nach seiner Badeshorts. Naja, der musste ja nicht auch noch ein dickes Windelpaket verbergen.
„Ihr könnt ja noch die Basketball—Shirts von gestern drüberziehen. Die dürften zumindest die Windeln ein wenig verbergen.“
Thomas hatte anscheinend meine Gedanken gelesen, allerdings war das nicht wirklich sonderlich beruhigend für mich.
„Nun macht hin Jungs! Nicht dass die Bahn doch noch an jemand anderes vergeben wird, bloß weil wir nicht in die Hufe kommen!“
Ich schaute zu Jorin, der zuckte nur resigniert mit den Schultern und zog sich dann die Turnhose über die Strumpfhose. Die Turnhose war weiß und seine blaue Strumpfhose bot einen krassen Kontrast dazu. Mal ganz davon abgesehen, dass die Turnhose ziemlich über dem Windelpaket spannte und dieses eher noch betonte, anstatt es zu verbergen. Ich seufzte und folgte seinem Beispiel. Meine Turnhose war rot, wie auch meine Strumpfhose. Wenigstens dieser gewaltige Kontrastunterschied fiel weg. Aber viel lockerer saß meine Turnhose auch nicht über der Windel.
„Sieht doch schick aus.“
Ich schaute zweifelnd zu Tom, der aber sah beinahe so aus, als hätte er das ernst gemeint.
„Hier sind noch eure Shirts.“
Wir zogen uns die Basketball—Shirts über, die zum Glück noch genauso lang wie am Vortag waren und einen guten Job in der Windeltarnung taten. Gegen die Strumpfhosen an unseren Beinen waren jedoch auch diese super—maxi—mega—langen Shirts machtlos.
„Alle fertig? Prima, dann können wir ja los. Alles mir nach!“
Thomas ging in Richtung Zimmertür, Jakob und Jan hinterher und mit einem letzten resignierten Seufzen folgten auch wir ihnen und ergaben uns in unser Schicksal. Martin bildete den Abschluss unserer Gruppe, schloss die Zimmertür von außen und wir waren auf dem Weg zur hauseigenen Bowlingbahn.
Autor: Mark (eingesandt via Nachricht)
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