Die Entdeckung im Sommer (4)
Windelgeschichten.org präsentiert: Die Entdeckung im Sommer (4)
Das Treffen rückte näher und ich wurde immer zwiegespaltener. Auf der einen Seite war ich wirklich neugierig, wer dahinter steckt, ausgerechnet einer von hier. Auf der anderen Seite fragte ich mich immer noch wirklich: “Was soll der Scheiß?“
Ich hatte immerhin mein Wort gegeben, daran wollte ich mich auch halten. Dementsprechend machte ich mich auch ziemlich zeitig auf den Weg.
Wir hatten uns geeinigt, dass wir uns an einem neutralen Ort treffen würden. In diesem Kaff gab es kaum eine wirkliche Anlaufstelle für ein Treffen. Uns fiel nur der Kiosk ein, welcher neben einem kleinen Laden, das einzige Geschäft hier war.
Wenn ich genau darüber nachdachte, war ich eigentlich zu früh losgegangen. Wir hatten erst kurz nach 10 Uhr und bis zum Kiosk waren es keine 5 Minuten Fußweg mehr. Naja, besser zu früh als zu spät.
Angekommen merkte ich, dass ich wohl noch gute 20 Minuten Zeit hatte. Ein Erkennungsmerkmal hatten wir auch ausgemacht. Ein Basecap von der vergangenen Fußball-Weltmeisterschaft. Die Chance war nicht allzu groß, dass besonders hier, mehrere Leute damit rumlaufen würden.
Warten war angesagt. Ich stand doof da und um beschäftigt auszusehen, tippte ich irgendwas auf meinem Handy herum. Doch, die Zeit verging und wir hatten 10:30 Uhr.
Niemand war da, ich dachte einen Moment: “5, vielleicht 10 Minuten, aber länger warte ich nicht.“
Ich hatte den Gedanken gerade zu Ende gedacht, da tippte jemand von hinten auf meine Schulter. “Ja, du bist doch und hast auch noch die Basecap…“
Da staunten wir beide nicht schlecht. Ich sagte ja mal, dass alle meine Freunde in der Stadt leben und ich hier alleine im Kaff. Aber ich sagte nie, dass ich der Einzige aus dem Kaff wäre, der mit mir die gleiche Schule besucht.
Es war Mirco aus der Parallelklasse. Wir saßen zwar in einigen Erweiterungskursen gemeinsam im Unterricht, aber hatten ansonsten nicht viel miteinander am Hut.
Ich wusste nur, dass er einen schweren Stand in seiner Klasse hatte. Was damit gemeint ist, kann sich wohl jeder denken. Ein Problem hatte ich nie mit ihm, aber hatte dennoch nicht wirklich den Sinn danach, mit ihm näher in Kontakt zu treten.
Unsere Blicke hatten sich schon seit einiger Zeit getroffen und wir starrten uns gegenseitig an. Was hatte ich mir vorhin noch gedacht? Zitat meinerseits, etwas anders formuliert: “Ich würde schon herausfinden, was mit demjenigen nicht richtig gelaufen ist.“
Dass sowas zu einer so problembehafteten Person gehört, hätte ich mir ja denken können. Aber irgendwie tat er mit leid. Er konnte den Augenkontakt nicht mehr halten, und als er sich abwendete, konnte ich noch sehen, wie seine Augen feucht wurden.
Er war wirklich im Begriff wegzurennen, aber ich brüllte einmal laut: “Mirco !“ Er blieb stehen und was er da vor sich her wimmerte, konnte ich nicht verstehen.
Jetzt stand er mit dem Rücken zu mir und ich legte meine Hand auf seine Schulter. Aber er schüttelte sich so, dass ich diese wieder zurücknahm.
Ich bat ihn, dass er lauter Reden sollte. Danach drehte er sich zu mir um, dabei versuchte er mit den Händen, irgendwie seine Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
Mirco begann zu stammeln. Er war zwar lauter als vorhin, bat ihn aber diesmal klar und deutlich zu sprechen. Er kämpfte noch mit sich, aber ich konnte diesmal alles verstehen:
“Verdammt, ich bin geliefert. Warum, warum ausgerechnet du? Du wirst es bestimmt in der Schule breittreten, dann kann ich einpacken. Ich dachte, es könnte nicht schlimmer werden, aber das kann es doch.“
Ich atmete tief durch und antwortete ihm: “Ich hab zwar keine Ahnung, was das mit den Windeln und dir auf sich hat, aber ich verpfeife dich nicht. Ich hab keinen Grund, dich in die Pfanne zu hauen.“
Schon irgendwie verständnislos schaute mich Mirco an und fragte sehr verwundert: “Wirklich?“
Ein weiteres Mal bestätigte ich ihm dies. Auch wenn ich es eigentlich nicht verstand, was ich ihm aber nicht sagte. Dennoch wollte ich mit ihm reden.
Ich schlug ihm vor, dass wir uns beide erst mal ein Eis holen, um die Gemüter abzukühlen. Er willigte ein, was ich mit Erleichterung zur Kenntnis nahm.
Beim Kauf des Eises dachte ich nur: “Wir beide würden bald 17 Jahre werden und er hatte noch Windeln…“
Wir hatten uns zum Reden, eine sehr ruhige Ecke ausgesucht. Um dann doch endgültig das Eis zu brechen, erzählte ich ihm meine Geschichte.
Das Erste, was er dann an Worten herausbekam, war: “Als ich dich sah, dachte ich es mir schon, dass du mit Windeln nichts zu tun hast. Das würdest du auch nie tun.“
Eigentlich hätte ich ihm an dieser Stelle beipflichten müssen, was ich mir aber verkniff. Jetzt war ich auf das Ganze wie und warum gespannt.
Ich musste ihn nochmals ermutigen und versprach ihm noch einmal, keiner Menschenseele was zu erzählen. Er schluckte und begann danach ziemlich zitterig zu erzählen:
“Weißt du, ich hatte mehrmals ins Bett gemacht. Danach wurde ich zu einigen Ärzten geschleift, aber kein Befund. Jedenfalls nichts organisches, wahrscheinlich alles durch den Stress in der Schule ausgelöst.
Es würde schon wieder weggehen, wenn sich der Stress reduzieren würde. Aber irgendwann wurde es zu viel, auch mit der Wäsche. Ohne mit mir zu reden, hatte meine Mutter Windeln für mich besorgt.
Ich weigerte mich anfangs, aber dann sah ich es ein. Dann beim ersten Mal wurde ich von meiner Mutter gewickelt. Es fühlte sich wie eine Niederlage an. Glücklicherweise verstand ich es auf Anhieb und so konnte ich es am nächsten Abend schon selber tun.“
Er machte eine kurze Pause und holte Luft. Er wollte es gerade selbst nicht glauben, dass er mir es erzählte. Mit der Geschichte wäre er definitiv noch weiter unten als jetzt schon in der Schule.
Aber da kam noch mehr, er erzählte weiter:
“Es war toll nicht mehr in einem nassen Bett aufzuwachen. Ich gewöhnte mich allmählich an die Windeln und empfand sie nicht mehr als schlimm. Im Gegenteil, mir gefiel es.
Dann probierte ich Sachen aus, wie beispielsweise vor dem Schlafen, bewusst in die Windel zu pinkeln. Es war ein überwältigendes Gefühl für mich, so kam es dann eben.“
Er hatte aus einer Not eine Tugend gemacht, das war der Grund. Er war also ein Diaperlover geworden, wie er mir erklärte.
Ich fand das schon komisch zu hören, wenn nicht sogar seltsam. Aber jetzt blieb noch die Frage offen, wie denn die Windeln nun in den Schuppen gelangten. Ich fragte nach und erhielt eine Antwort:
“Das mit dem Stress wurde gegen Ende des Schuljahres besser, damit auch das Bettnässproblem. Meine Mutter hatte wohl schon lange den Verdacht, dass ich die Windeln auch einfach so trage.
Sie hatte mich einmal am Tag dabei erwischt, aber ich wurde vorsichtiger. Der Drang wurde eben größer auch mal das große Geschäft in die Windel zu machen. Ich hatte alles gut vorbereitet, aber es ging schief.
Der Wecker war gestellt, damit ich alle Spuren rechtzeitig beseitigen konnte. Es passierte das, womit ich nicht rechnete, ich verschlief. Die Katastrophe war perfekt. Das gab Ärger.
Es wurde laut an dem Morgen, das kann ich dir sagen. Dabei blieb es allerdings nicht. Im Endeffekt wurden mir die Windeln verboten. Die restlichen Windeln wurden entsorgt, und wenn ich wieder ins Bett machen sollte, müsste ich mich ab sofort selbst darum kümmern.
Die Windeln ließen mich nicht mehr los, verstehst du? Ich kratzte mein Geld zusammen und kaufte im Sanitätshaus in der Stadt, ein Paket Windeln. Mir war das so peinlich, ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Danach suchte ich eben ein Versteck und wurde auf diesen alten Schuppen aufmerksam.
Dann holte ich ab und zu, mal 1 oder 2 Windeln aus dem Versteck. Die waren bei mir einfacher zu verstecken als ein ganzes Paket. Nach dem Benutzen habe ich sie meist in einer Nacht und Nebelaktion, in einem öffentlichen Mülleimer entsorgt. So, jetzt weißt du alles.“
In der Tat, die ganzen Informationen musste ich wirklich verdauen. Konnte ich ihn verstehen oder viel mehr, hatte ich wirklich Verständnis für alles, was er erzählt hatte?
Zu einem endgültigen Schluss kam ich erst mal nicht, denn Mirco riss mich aus meinen Gedanken heraus. Er fragte mich etwas beschämt: “Du, JJ? Kann ich die Windeln bei dir Zwischenlagern, bis ich ein neues Versteck habe?“
Mit dieser Frage hatte er mich überrollt, obwohl mit ihr zu rechnen war. Ja oder nein, jetzt war ich am Ball. Ich begann zu überlegen…
Autor: Anonym (eingesandt via E-Mail)
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Ich kann nicht nachvollziehen warum diese Geschichte mies bewertet wird.
Sie ist logisch, hat eine gute Grammatik und eine vernünftige Rechtschreibung.
Es ist nichts an den Haaren herbeigezogen.
Von mir 5 Sterne.
Vielleicht ist für manche genau das das Problem … :/
Da kann ich dir nur beipflichten!
Auch, oder gerade weil ich ursprünglich gedacht hatte, dass die Geschichte in eine andere Richtung gehen würde, wie die, dass die Windeln einer Frau gehören, die gerne andere Leute wie Babys behandelt.
Klar, die Variante wäre sehr logisch, und würde den Weg von 1001 weiteren Geschichten einschlagen.