Die Fußball Jungs (5)
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Die Fußball-Jungs – Kapitel 5
Das schweißnasse Trikot des SV Fichtenwald klebte am Oberkörper des Zwölfjährigen, der soeben den Ball per Flanke von links zugespielt bekam. Das Punktspiel gegen den FC Eichenhain war bisher torlos verlaufen, obwohl Jonathans Mannschaft dem gegnerischen Tor bereits zwei brandgefährliche Kopfbälle entgegengebracht hatte. Gekonnt nahm der blonde Stürmer den Ball mit der Brust an, legte ihn sich mit den linken Fuß zurecht und spannte mit dem rechten Bein voll durch.
„Scheiße!“, rief Jonathan wütend, als der Ball ein ganzes Stück neben dem Torpfosten ins Aus flog.
Maik, der Trainer der D-Jugend des SV Fichtenwald, trat an die Seitenlinie heran: „Konzentration, Jungs! Ihr habt noch drei Minuten bis zur Halbzeit!“
Der Torwart des FC Eichenhain machte sich für den Abstoß bereit und schoss den Ball in Richtung des Mittelkreises, wo Jonathans Mitspieler nach einigen Zweikämpfen den Pausenpfiff des Schiedsrichters hörten und sich auf den Weg in die Umkleidekabine machten. Die Halbzeitpause kam für Jonathan genau zur richtigen Zeit, da er wirklich dringend pinkeln musste. Langsam trabte er hinter den anderen Jungen seiner Mannschaft her und wollte gerade zu den Toiletten abbiegen, als ihn die Hand seines Trainers zurückhielt.
„Einmal zu den Anderen, Jonathan.“, deutete Maik auf die Holzbänke der Umkleidekabine, wo der Rest der Mannschaft bereits an ihren Trinkflaschen hingen.
Der Gesichtsausdruck des Jugendtrainers ließ erkennen, dass er mit der Leistung in der ersten Halbzeit nicht zufrieden war. Klar war der FC Eichenhain kein einfacher Gegner, aber in der letzten Dreiviertelstunde waren seine Jungs einfach nicht bei der Sache gewesen: Ungenaue Pässe, eine unsortierte Abwehr und einen viel zu unsicheren Stürmer. So war an einen Sieg nicht zu denken!
Mit einem lauten Klopfen auf die Holzbank reduzierte Maik den Geräuschpegel auf ein Minimum und blickte den Jungen mit ernster Miene ins Gesicht.
„Jungs, wir wollen heute drei Punkte holen! So wird das aber nichts. Mads und Fyn, was ist bei euch in der Abwehr los? Ihr könnt euch nicht immer darauf verlassen, dass Timo die Bälle im Tor hält! Und vorne müsst ihr viel aggressiver sein. Du bekommst so gute Flanken, Jonathan. Da musst du mehr draus machen!“
Der angesprochene Mittelfeldspieler wusste natürlich, dass er nicht nur die Torchance vor der Pause versemmelt hatte. Er war enttäuscht von sich selbst, da er immer alles für seine Mannschaft geben wollte. Heute jedoch war einfach nicht sein Tag! Durch sein nächtliches Abenteuer, das er mit seinem kleinen Bruder und seinem Mitspieler Simon erlebt hatte, war er einfach zu müde und ausgelaugt für ein Fußballspiel. Die Aktion war ein absoluter Reinfall gewesen: Sie wurden vom Wachdienst erwischt und auf die örtliche Polizeiwache gebracht und Jonathan hatte sich vor Angst in die Hose gemacht. So etwas passierte doch sonst nur Babys, wie seinem achtjährigen Bruder Noah, der nachts wegen seines Bettnässens sogar noch Pampers tragen musste! Noah war aber nicht der Einzige, der letzte Nacht eingenässt hatte. Das war im Hause der dreiköpfigen Familie ja völlig normal. Nein, ausgerechnet er, der zwölfjährige Jonathan, war an diesem Samstagmorgen in einem klitschnassen Bett aufgewacht und hatte für die Erkundungsaktion auch noch zwei Wochen Playstatoinverbot bekommen. Da war es ja kein Wunder, dass er heute unkonzentriert und müde war! Dazu zwickte seit zwanzig Minuten seine Blase und das, obwohl er zuhause vor dem Spiel noch auf der Toilette war. Nach der Ansprach des Trainers verzog sich der Mittelfeldspieler auf die Toilette, um endlich den unangenehmen Druck loszuwerden. Mit einem Knall fiel die Toilettentür ins Schloss und wurde verriegelt. Es roch streng und das Flackern der Neonröhre an der Decke machte das Ambiente nicht gerade gemütlicher. Jonathan klappte den Klodeckel auf und zog seine grüne Sporthose herunter. Als er seine Unterhose ebenso herunterziehen wollte, durchfuhr ihn ein Schlag. Trotz der spärlichen Beleuchtung konnte er einen kreisrunden, nassen Fleck auf seiner Unterhose erkennen! Erschrocken setzte er sich auf die Klobrille und musterte seine Unterhose. Scheinbar hatte er während der ersten Halbzeit ein wenig eingepullert, ohne es zu merken. War dieses Wochenende nicht schon bescheuert genug? Jetzt hatte er endgültig seinem kleinen Bruder nachgeeifert, der ja ansonsten Zuhause für nasse Hosen verantwortlich war. Missmutig pinkelte der Zwölfjährige fertig und kam nach dem Händewaschen zurück zu seiner Mannschaft, die nun bereit für die zweite Halbzeit war.
Zuhause im Elsterweg war Heike derweilen mit der Gartenarbeit beschäftigt. Der Rasen musste dringend gemäht werden und da ihr großer Sohn heute ein wichtiges Fußballspiel hatte, erledigte Heike das eben selbst. Das laute Getöse des Benzinrasenmähers konnte Noah sogar noch oben in seinem Zimmer hören. Der achtjährige Lockenkopf lag bäuchlings auf dem flauschigen Teppich seines chaotischen Kinderzimmers und schob sein Polizeiauto von Playmobil in Richtung der Drachenritterburg. Gedankenverloren gab er sich voll seinem Spiel hin, in dem die Polizisten eine Razzia in der Ritterburg durchführten, da im Turm ein geklauter Goldschatz versteckt wurde. Aus dem Kassettenrekorder im Bücherregal ertönten die Teufelskicker, eine Hörspielserie über eine Fußballmannschaft namens Blau-Gelb, die von den beiden Brüdern sehr geschätzt wurde. Auch wenn Jonathan sich mittlerweile zu alt und cool dafür vorkam und die grünen Kassetten an seinen kleinen Bruder weitergegeben hatte. Mit einem lauten Klacken vermeldete der Kassettenrekorder, dass die A-Seite der Kassette zu Ende war und man sie umdrehen musste. Beim Aufraffen bemerkte der Grundschüler, dass seine Blase mal wieder ziemlich drückte. Die zwei großen Gläser Apfelsaft, die er vor einer halben Stunde geleert hatte, machten sich schlagartig bemerkbar. Warum musste er ausgerechnet jetzt auf die Toilette gehen? Voll unfair! Es war gerade doch so gemütlich in seinem Kinderzimmer. Noah wollte einfach keine unnötige Pause einlegen und lieber weiterspielen. Aber auch wenn sein großer Bruder beim Fußball war und ihn daher nicht für eine nasse Hose ärgern konnte, würde es Mama sicher nicht gefallen, wenn noch mehr vollgepieselte Wäsche in der Waschmaschine landen würde. Nein, eine nasse Hose würde das Problem nur auf später verlagern.
Also flitzte der Drittklässler ins angrenzende Badezimmer und setzte sich auf die Klobrille. Er hätte wirklich nicht länger warten dürfen, denn keine Sekunde später sprudelte sein Pipi in die Toilette. Und seine Unterhose war sogar fast ganz trocken geblieben!
Sein Blick wanderte durch den Raum und fixierte den Schrank. Irgendetwas waberte dem Achtjährigen durch den Kopf. Ein Gedanke, den er nicht greifen konnte. Da durchfuhr es Noah wie ein Blitz! Die nervigen Toilettenpausen beim Spielen konnte er sich sparen, wenn er einfach nicht mehr auf die Toilette müsste! So wie damals im Kindergarten, wenn er zur Sicherheit eine Windel angezogen bekam, nachdem er bereits beim Morgenkreis in die Hose gemacht hatte. Und da seine Jeans dann trocken bleiben würde, hätte Mama nicht einmal einen Grund zum Schimpfen.
Voller Tatendrang zog er am Türknauf und musterte den Inhalt: Haarshampoo, der große Föhn, die Dose Penaten-Creme, die allabendlich zum Einsatz kam und die türkise Plastikverpackung mit der Aufschrift „Pampers“.
Noah schluckte. Solange er den Rasenmäher noch hören konnte, wusste er, dass er allein im Haus war. Also konnte ihn auch niemand dabei erwischen, wenn er sich an seinem Windelvorrat bediente. Es waren ja ohnehin seine Windeln. Mama hatte sie nur für ihn gekauft. Also nahm er ja auch niemandem etwas weg, dachte sich der Grundschüler. Mit pochendem Herzen griff Noah nach der Verpackung und zog sie heraus. Ein Blick hinein lies jedoch alle Vorfreude auf das wundervolle Gefühl aus seiner Kindheit und ungestörtes Spielen zunichte werden. Lediglich zweit zusammengepresste, weiße Exemplare waren noch in der Packung übrig. Das waren zu wenig: Mama würde es garantiert werken, wenn heute Abend nur noch eine der Pampers übrig war. Die Packung mit der aufgedruckten Sechs wanderte zurück an ihren Stammplatz, wo bereits eine weitere, noch ungeöffnete Packung der Babywindeln stand. Beim letzten Wocheneinkauf hatte Heike sie mitgenommen, da sie den Windelvorrat für ihren jüngeren Sohn immer genau im Blick hatte. Schließlich wäre es eine Katastrophe gewesen, wenn sie dem Kleinen pünktlich um Acht Uhr bettfertig machen wollte und ihn dann womöglich ohne Windel ins Bett schicken musste, weil die Supermärkte in Fichtenwald zur gleichen Zeit ihre Türen schlossen.
Mit hängendem Kopf verließ Noah das Badezimmer und wollte wieder nach nebenan gehen. Im Flur lag eine kleiner Stoffball von Jonathans Lieblingsverein, den sein Bruder vor einigen Tagen nach ihm geworfen hatte. Mit einem Grummeln kickte er den Ball durch den Flur, sodass er hinter dem Vorhang der Abstellnische landete. Die dicke, weinrote Gardine diente als Abtrennung zu einer Ecke des Obergeschosses, in der Heike allerlei Kram aufbewahrte: Den Weihnachtsbaumschmuck, die Gästematratze, oder die alte Spielküche ihrer Söhne von Fisher-Price. Noahs neugieriger Blick fiel allerdings auf etwas anderes. Neben der Kiste mit der Weihnachtsdekoration ragte eine Plastikverpackung in einem hellen Violett empor. Das Gesicht eines blonden Kleinkindes war darauf zu erkennen. Allem Anschein nach handelte es sich um eine Windelpackung. Nur eben nicht um Windeln der Marke Pampers. Deren türkise Verpackung kannte Noah natürlich gut.
Vorsichtig zog der Achtjährige an der alten Verpackung und betrachtete sie genauer.
„Vibelle Junior.“, versuchte Noah zu lesen. Das war der Aufdruck über dem blonden Jungen auf der Verpackung, der ein Kuscheltier in der Hand hielt. Neben den typischen Informationen über Größe und Zielgruppe der Babywindel war im unteren Bereich eine knuffige Giraffe abgebildet, die eine Windel mit Sicherheitsnadel trug, so wie es oft in Comics oder Cartoons der Fall war. Noah überlegte. Es musste die alten Windeln seines großen Bruders sein. Aber hatte Mama nicht immer erzählt, dass sie Jonathans Windeln an ihre Schwester weitergegeben hatte, da ihr Sohn noch in nicht trocken war? Scheinbar waren nicht alle Windeln aus dem Haus verschwunden, als Jonathan nachts ohne Unfälle durchschlief. Aufgeregt zog der Grundschüler eines der Exemplare aus der frühen Kindheit seines großen Bruders heraus und musterte sie mit großen Augen. Es war keine Windel, die man mit seinen Pampers vergleichen konnte. Die Oberfläche war mit einer Art Folie überzogen und fühlte sich ganz anders an, als die weichen Windeln, die er nachts immer trug. Kurz vergewisserte sich Noah, dass er den Rasenmäher immer noch hören konnte. Mama war also im Garten und würde nicht ohne weiteres hineinplatzen. Er wollte ungern mit so etwas in der Hand erwischt werden. Ohnehin war die Abstellnische für ihn und seinen Bruder eigentlich tabu, da Mama dort Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke vor den neugierigen Augen ihrer Söhne versteckte.
Mit festem Griff hielt Noah seine Beute fest, als er einen Augenblick später damit im Badezimmer des Obergeschosses verschwand. Sein Herz pochte vor Aufregung. Er war dabei etwas absolut verbotenes zu tun. Und das, obwohl er erst heute Morgen am Frühstückstisch eine Standpauke von Mama bekommen hatte, wegen des nächtlichen Ausflugs in die Fabrik! Aber er wollte einfach wieder dieses Gefühl der Geborgenheit beim Spielen wiederhaben!
Behutsam faltete er die Windel mit der ungewohnten Oberfläche auseinander, wobei sein Objekt der Begierde hörbar knisterte. Etwas ratlos betrachte er das innere Saugvlies, zog die Seitenflügel zur Seite und überlegte. Mama wickelte ihn ja immer, während er auf dem Sofa lag und Fernsehen guckte. Vermutlich war das Wickeln im Liegen die einfachste Option. Aufgeregt zog sich der Grundschüler die Hose herunter und legte sich auf den flauschigen Badezimmerteppich. Vorsichtig schob er sich die Windel unter den Po und versuchte sie in die richtige Position zu bringen. Gar nicht so einfach, wenn man das plötzlich alleine machen musste! Nach ein paar Versuchen klappte Noah das Vorderteil um und zog es an seinem Bauch stramm, wie Mama es auch immer machte. Sie war wirklich ein ganzes Stück kleiner als seine gewohnten Pampers. Mit spitzen Fingern versuchte er die Klebestreifen auf der Plastikoberfläche der alten Windel zu platzieren. Aber dafür waren die Seitenteile der Windel einfach nicht lang genug. Gerade noch so konnte er sie an die Seitenflügel kleben, was normalerweise ein Zeichen dafür war, dass die nächste Windelgröße her musste. Vorsichtig rappelte Noah sich auf und blickte an sich herunter. Es sah nicht aus wie sonst, wenn Mama ihn für die Nacht gewickelt hatte. Die alte Windel seines Bruders war viel dicker und spannte am Bauch, sodass er Angst hatte, dass sie an der Seite sofort aufreißen würde. Vorsichtig zog der Achtjährige seine Jeans über die dicke Windel und tapste zurück in sein Kinderzimmer. Dort stolperte er fast über ein herumliegendes Kuscheltier, als er die Kassette umdrehen wollte. Das Laufen mit so einem sperrigen Ding zwischen den Beinen war gar nicht so einfach, wenn man keinen luftigen Schlafanzug anhatte! Die blau-gelben Teufelskicker setzen ihr Abenteuer fort und der blonde Lockenkopf widmete sich wieder seiner Ritterburg von Playmobil.
Bei jeder Bewegung spürte er die dicke Babywindel zwischen seinen Oberschenkeln. Das Gefühl von Sicherheit machte sich in ihm breit. So als ob er nun vor allen schlimmen Dingen geschützt wäre. Nur er und seine Spielsachen. In seinem furchtbar chaotischen, aber doch unglaublich gemütlichen Kinderzimmer. Keine nervigen Hausaufgaben, kein gemeiner großer Bruder und keine Angst, dass die Hose nass werden konnte. Ein Gefühl wie damals im Kindergarten. Und solange er den Rasenmäher noch hören konnte, wusste er, dass niemand davon etwas mitbekommen würde.
Auf dem Fußballplatz des SV Fichtenwald hatte derweilen die zweite Halbzeit begonnen. Jonathan hatte seine nasse Unterhose schon wieder verdrängt und konzentrierte sich voll und ganz auf das Spiel. Fyn, sein rothaariger Teamkollege aus der Abwehrkette hatte gerade dem Stürmer der FC Eichenhain den Ball abgenommen und spielte einen traumhaften Pass an den Mittelkreis, wo Jonathan ihn annahm und in die gegnerische Hälfte des Spielfeldes dribbelte. Von der Seitenlinie konnte er seinen Trainer brüllen hören.
„Guuut Jonathan! Mach ihn rein!“
Mit Leichtigkeit tänzelte der Zwölfjährige mit dem Ball durch die gegnerische Abwehr und setzte zum Schuss an. Der Torwart des FC Eichenhain brachte sich in Position und warf sich in die linke Ecke seines Kastens. Aber Jonathan zimmerte den Ball gnadenlos ins obere Eck, sodass das Aluminiumgestänge des Tores einen Knall von sich gab, den man über das gesamte Spielfeld hören konnte!
„Toooor!“,riefen die Mannschaftskameraden und umjubelten den strahlenden Torschützen. Auch Maik schien äußerst zufrieden zu sein. Frustriert sammelten die Eichenhainer Jungs den Ball wieder ein und machten sich für Anstoß in der Mitte des Spielfeldes bereit.
Nun hatte Jonathan Blut geleckt. Der Torjäger wollte sich nicht auf diesem kleinen Vorsprung ausruhen, sondern mit einem weiteren Tor das Spiel entscheiden! Die gegnerische Mannschaft hatte gerade erst ein paar mal hin und her gepasst, als der Zwölfjährige ihn den Ball geschickt abnahm und wieder in Richtung Tor dribbelte. Jedoch kam er nicht weit. Er merkte nur noch, wie seine Beine weggerissen wurden und er unsanft auf dem Rasen aufkam.
„Ey! Das war ein Foul!“, rief Mads und lief zu seinem am Boden liegenden Teamkameraden.
Langsam bildete sich eine kleine Traube von Spielern um Jonathan und auch sein Trainer Maik kam zu ihm auf das Spielfeld.
„Hey Champ, kannst du aufstehen?“, fragte er besorgt und musterte den Jungen, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den linken Arm hielt.
„Ich…ich…“, schnaufte Jonathan und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Er war mit seinem ganzen Gewicht genau auf seinem linken Arm gelandet. Sein Trikot zierte nun ein großer Rasenfleck, über den sich seine Mutter bestimmt tierisch ärgern würde.
„Bleib erst mal sitzen. Ganz in Ruhe.“, versuchte Maik seinen Mittelfeldspieler zu beruhigen.
Der Schiedsrichter vergab für das Foul eine gelbe Karte an den Abwehrspieler des FC Eichenhain und Simon machte sich für den anstehenden Freistoß bereit. Für Jonathan allerdings war das Spiel vorbei! Sein Arm tat zu doll weh, um den Rest der zweiten Halbzeit weiterzuspielen. Mit hängendem Kopf trotte er vom Spielfeld und nahm auf der Bank neben seinem Trainer Platz.
„Geht es, oder hast du schlimme Schmerzen?“, fragte Maik, nachdem Simon den Freistoß über das Tor geschossen hatte und es daher erst einmal Abstoß gab.
„Geht schon.“, knirschte der Mittelfeldspieler und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er seinen Arm kaum bewegen mochte.
Dazu kam auch noch, dass er beim Sturz wieder einmal die Kontrolle über seine Blase verloren hatte. Zwar nur für einen kurzen Moment, aber er spürte, dass seine Unterhose wieder feuchter war, als noch in der Halbzeitpause. Ein unangenehmes Gefühl machte sich an seinem Po breit, wo scheinbar der meiste Urin hingeflossen war, als er auf dem Boden lag.
„Du solltest das lieber untersuchen lassen. Ich fahr dich gleich zum Krankenhaus. Ist bestimmt nichts wildes, aber wir wollen kein Risiko eingehen.“
„Nein, Maik. Ist echt nicht nötig. Ich will einfach nur nach Hause.“
„Ich hab die Verantwortung für euch, Jonathan. Da muss ich mich an ein paar Regeln halten. Auch wenn das manchmal blöd ist.“
„Aber…“
„Wenn wirklich was mit deinem Arm ist, dann musst du zum Arzt. Da gibt es keine zwei Meinungen.“
Jonathan nickte stumm und schaute zu, wie Simon einen weiteren Schuss auf das Tor des FC Eichenhain donnerte, den der Keeper gerade noch so mit seinen Fäusten parieren konnte.
Nach dem Schlusspfiff des Schiedsrichters stand es noch immer 1:0 für die Jungs in den grünen Trikots des SV Fichtenwald. Der Torschütze verfolgte die kurze Ansprache seines Trainers von der Bank aus. Die Spieler waren erschöpft von den anstrengenden 90 Minuten, die hinter ihnen lagen. Daher fiel Maiks Wortbeitrag recht kurz aus. Er dankte allen für ihren Kampfgeist und schickte die verschwitzen Nachwuchskicker zum Duschen in die Mannschaftskabine. Nur Jonathan blieb noch am Rand des Spielfeldes, da Maik noch seine Mutter informieren musste. Sein verletzter Mittelfeldspieler gab ihm Heikes Handynummer und sein Trainer erklärte ihr in knappen Sätzen, was genau vorgefallen war.
„Deine Mutter weiß Bescheid. Sie kommt gleich zum Krankenhaus und wartet dort auf uns. Ich fahr dich schnell hin.“, schilderte Maik den Plan, nachdem er das Telefonat beendet hatte, „Willst du dich kurz umziehen, oder geht das nicht mit deinem Arm?“
„Äh…also…“, druckste Jonathan verlegen, „Ich behalte die Sachen lieber an.“
Er wollte ungern zu den anderen Jungs in die Umkleidekabine. Seine Unterhose klebte nun an seinem Po und war mittlerweile kalt und unangenehm geworden. Wie peinlich, wenn seine Teamkameraden von seinem kleinen Pipi-Unfall erfahren hätten!
„Ich lege deine Sachen nachher ins Büro. Hol die einfach ab, wenn es zeitlich passt.“
Maik ging die Treppe hinauf zum Vereinsheim, dass direkt an den kleinen Parkplatz grenzte. Dort hatte er seinen sportlichen BMW geparkt, in dessen Kofferraum er eine große Sporttasche legte und sah, wie Jonathan beschämt auf den Asphaltboden blickte.
„Steig ein.“, deutete der Dreißigjährige auf die Beifahrertür und blickte Jonathan verwundert an.
„Ich…also…“, versuchte der umjubelte Torjäger die richtigen Worte zu finden, „Beim Sturz hab ich mir ein bisschen in die Hose gepinkelt. Ich will nicht, dass deine Autositze was abbekommen.“
Maik lächelte mild und nickte. Als Kinder- und Jugendtrainer kannte er es zwar eher von den kleineren Fußballern, dass mal etwas in die Hose ging, aber für ihn war das nichts außergewöhnliches. Auf seiner Rückbank fand er glücklicherweise eine alte Ausgabe der lokalen Tageszeitung, die dem Zwölfjährigen spontan als Sitzunterlage diente und so die stoffbezogenen Sitze des Sportwagens vor Nässe schützte.
„Du Maik? Kannst du das bitte nicht Mama sagen?“, murmelte Jonathan, nachdem der BMW den Parkplatz verlassen hatte.
„Keine Sorge! Aber sie wird es so oder so herausfinden. Sei lieber ehrlich zu ihr. Sie wird dir schon nicht den Kopf abreißen.“
Jonathan schaute beschämt auf seine vom Spiel gezeichneten Sportschuhe. Er kannte Maik mehr als sein halbes Leben und wusste, dass er ihm alles anvertrauen konnte. Auch wenn es etwas furchtbar unangenehmes war, über das er nie im Leben mit Simon oder einem anderen Kumpel gesprochen hätte.
„Das…das passiert mir aber in letzter Zeit öfter. Und Mama wird bestimmt sauer sein.“
In seinem Kinderzimmer setzte Noah gerade den Oberkommissar in den Turm seiner Ritterburg, als das laute Geräusch des Rasenmähers verstummte. Davon bekam der achtjährige Lockenkopf allerdings nicht viel mit. Völlig vertieft spielte er mit seinen Playmobilfiguren und hörte mit halbem Ohr dem Hörspiel zu, in dem die Mannschaft der Teufelskicker nun das entscheidende Match der Folge bestritten. Bei jeder seiner Bewegungen konnte Noah das Rascheln der Plastikoberfläche seiner erbeuteten Windel hören. Es fühlte sich gut an! Wie früher im Kindergarten.
Da riss die Zimmertür den Jungen schlagartig aus seinen warmen Gedanken, als Heike ins Zimmer stürmte und ihren Sohn im Schneidersitz vor seiner Ritterburg-Polizei-Szenerie, inmitten des üblichen Kinderzimmerchaos, sitzen sah.
„Kommst du bitte mit runter, Schatz? Dein Bruder ist beim Fußball gefoult worden und Maik fährt ihn zum Krankenhaus.“
Noah hob den Kopf und schaute schockiert. Er wusste ja schließlich aus eigener Erfahrung, wie es war sich beim Fußballspielen weh zu tun.
„Ist es doll schlimm? Muss er oper…oper….dingsbums werden?“
„Operiert? Nein, nein. So schlimm ist es sicher nicht. Aber er muss das einmal von einem Arzt angeschaut bekommen. Zur Sicherheit. Wir wollen ihn aber nicht warten lassen. Also beeile dich bitte, ja?“
Sie hatte den Satz noch nicht einmal ganz beendet, da machte sie kehrt und ging die Holztreppe hinunter. So hörte sie nicht, wie der Po ihres Sohnes verräterisch knisterte, als dieser sich aufrappelte und seiner Mama folgen wollte.
„Gehst du vorher bitte nochmal auf die Toilette, Noah? Kann sein, dass es da länger dauert.“
Normalerweise hätte der Angesprochene die Bitte seiner Mutter mit einem „Muss nicht“ abgetan, aber in diesem Moment realisierte er, dass er nicht mit einer dicken Babywindel um den Po zu seinem Bruder ins Krankenhaus fahren sollte. Mama wäre sicher furchtbar sauer, wenn sie von der Sache erfahren hätte und hätte vermutlich sein Nintendo-DS-Verbot verlängert oder ihm womöglich sogar Fernsehverbot gegeben! So ging der Grundschüler, ohne zu meckern, in das Badezimmer im Obergeschoss, nahm sich die noch trockene Windel ab und ging auf die Toilette. Das Corpus Delicti legte er vorsichtig in den Badschrank, nachdem er gespült und sich die Hände gewaschen hatte. Das es dort auch die anderen Hausbewohner finden konnten, sollte ihm erst später einfallen.
Autor: Spargeltarzan (eingesandt via E-Mail)
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