Die Lehre (13)
Dieser Eintrag ist Teil 13 von 13 der Serie Die Lehre
Windelgeschichten.org präsentiert: Die Lehre (13)
Für „Spoof“
…………die auch am letzten Tag erst allen anderen
Menschen noch Glück ins Gesicht gezaubert hat…….
DANKE dafür
Hallo ihr lieben Ungeduldigen! Vielen Dank für euer vielfältiges Feedback und die Wünsche der Besserung. Ich habe mich riesig darüber gefreut – auch weil es mir schon viel zu lange gedauert hat! Darauf hat man selber leider keinen Einfluss. Selber hoffe ich, dass ich jetzt die nächsten Teile schneller einbringen und veröffentlichen kann. Ja, ich bin immer noch Intensivstationsabhängig.
Für die nächsten Teile suche ich jemanden der aus reiner Begeisterung die Kapitel auf Lesefluss und Inhalt begutachtet. Auch weil ich mir gern etwas mehr Kontrolle und Unterstützung dadurch erhoffe. Alle weiteren Teil sollen möglichst in schnellerer und besserer Form veröffentlicht werden.
Im Hintergrund und in den Gedanken sind bereits weitere echte Geschichten abgelegt.
Aber jetzt erst einmal viel Spaß mit „Die Lehre 13“. Ich freue mich so sehr auf eure Kommentare.
Kapitel XIII
# „Miss 100…“
Rückblick
Wir sind knapp vor den 80ziger Jahren. Jule, eigentlich Julian beginnt sein erstes Lehrjahr in der gut 25 Kilometer entfernten Kleinstadt. Als Dorfkind ergaben sich jetzt neue Möglichkeiten und Erfüllungen, die schon seit Jahren seine Gedanken und Wünsche bestimmten.
Seinen Wünschen und Träumen konnte Jule bis hierhin nur in den kiloschweren Versandkatalogen nachgehen.
Eine Kinderkarussell voller Gefühle als „Jule“ (Julian) die Verkäuferin Frau Schneider kennenlernt, scheinen all ihre frühen Kinderträume wahr zu werden: eine neue Stadt, der erste Job und dann noch Franzi – überaus aktiv, überaus selbstsicher und überaus erfolgssüchtig.
wohlwissend, dass die ganze Freude innerhalb eines Tages wieder vorbei sein konnte.
Vergessen scheint Jules schwierige Kindheit. Vergessen auch ihr Vater, ihre zweite große Enttäuschung, der Jule gegenüber nicht mehr gerecht wird – bis der Vater die Entscheidung trifft Jule in die Hände seiner Schwester zu geben und von heute auf morgen für immer verschwand.
Die Erzählung spiegelt die Zeit zum Anfang der 80ger Jahre und enthält autobiographische Element.
Kapitel XIII
# “Miss one hundred …“
„Sie hat ja doch schon ein bisschen was von Maria, stimmt´s Anne?“ „Also, als Maria so ungefähr sechs oder sieben Jahre alt war.“ „Das kommt doch irgendwie hin, wenn ich die Zeit zurück drehe und mir meine Erinnerungen keinen Streich spielen, oder Anne?!“
„Anne, du gehst mit der Kleinen da ebenso fürsorglich um, wie früher mit deiner Marie, dass ist deutlich zu sehen und zu spüren. Das kannst du leugnen Anne, aber es ist ganz arg zu sehen und zu fühlen!“
Meine Wangen wurden nicht nur rot, sondern mein ganzer Kopf glühte direkt.
Dabei grummelte mein Bauch leicht, aber es war kein unangenehmes Bauchgefühl – eher so, als würde ich mich an der Seite von Frau Schneider besonders sicher und geborgen fühlen.
Ich war so froh, dass Frau Schneider das Gespräch sofort übernahm. Ich mochte es gar nicht, wenn Fremde mich ansahen oder Fragen stellten, auf die ich noch keine Antworten hatte. Es fühlte sich alles so seltsam an, als wäre ich plötzlich jemand, über den gesprochen werde musste.
Blieb nur die Frage: „war Marie so wie ich oder ich so wie sie in ihrer Art, und warum überhaupt ein Vergleich?“
„Alles ist gut Jule!“ , hauchte Anne leise.
Dennoch schaute ich mich etwas ängstlich und mit einem fragenden Blick zu Frau Schneider um. Maria war hier im Kaufhof-Ableger wohl überall ein Begriff, oder viele der Mitarbeiterinnen hatten auch noch regelmäßigen, privaten Kontakt mit Frau Schneider, waren meine Vermutungen. Meine Gedanken hätten zu gerne gewusst, wer eigentlich diese Maria war und warum taugte ich viele Jahre später als schlechtes Duplikat oder Abbild?
Das Ganze beschäftigte mich mehr, als ich wahrhaben wollte und ich fragte mich, was Frau Schneider dabei wohl in mir sah. Immerhin hatte ich das verbotene Spiel heute Morgen so begonnen, ohne zu wissen, dass ich mit meinem Wunsch und meiner gezinkten Einkaufsliste wirklich so weit kommen würde. Bisher konnte ich wenigstens über die ganze Zeit noch meine wirkliche Fassade aufrecht erhalten.
Lediglich meine Gedanken konnte ich noch über die lange Zeit verschlossen halten, als könnte ich etwas von meiner alten Fassade behalten und bewahren. Nur was wollte ich noch mit dieser alten Würde, die bisher für mich nur darin bestand, ein falsches zweites „Ich“ in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Frau Schneider hatte für die Anmerkung von Svantje nur ein Augenverdrehen übrig: „Also wirklich, Svantje… Sophia ist bereits 25 Jahre alt und Maria ist inzwischen auch schon 23 Jahre…, dass ist ja schon viele Jahre her. Die Kleine hier lebt ihr Leben gut 15 Jahre später und die Möglichkeiten sowie die Erkenntnisse und Einsichten sind bestimmt viel weiter und großzügiger geworden“
„Ja, Anne!“, gab Svantje klein bei, konnte aber ihre aufmerksamen, neugierigen Augen nicht von mir lassen. Ich rang mir ein schiefes Lächeln ab, aber es machte mein flaues Gefühl auch nicht viel besser.
„Die Beiden kann man nun wirklich nicht miteinander vergleichen!“ , schob Frau Schneider mit Nachdruck hinterher. „Findest du wirklich Anne?“ , fragte Svantje ungläubig, unnachgiebig und uneinsichtig nach.
Ich saß einfach nur still daneben und beobachtete die unterschiedlichen Sichtweisen, ohne zu wissen wo Svantje mit ihrem Vergleich wirklich hin wollte.
„Steigere dich nicht so da hinein, raunte Frau Schneider!“, Svantje zu. „Ach, Svantje, wenn das immer so einfach wäre, das Leben ist manchmal einfach komplizierter als es von außen wirkt und aussieht!“
Mein verbotenes Spiel nahm eine andere Wendung, mit der ich mich sehr viel wohler fühlte und ich jubilierte innerlich. Dabei krallte ich mich an der Tischplatte fest, denn das momentane Glücksgefühl ging warm und wollig durch meinen ganzen Körper. Am Ende hatte ich wieder diese angenehme dicke Gänsehaut, die ich so sehr mochte.
Es fühlte sich für mich gerade so an, als würde ich – also Jule neu geboren. Mein Herz raste wie verrückt und dabei löste sich der neblig, schwere Druck in meinem Herzen und in meiner Brust wie ein Zaubertrick einfach auf.
Svantje sah mich immer noch an und wartete auf eine Reaktion. Auch ich sah ihr in die Augen, doch mein Blick schweifte dann ab, direkt in das schmunzelnde Gesicht von Frau Schneider. Ich rätselte was mir das schmunzelnde Lächeln von Frau Schneider sagen wollte.
Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ihr etwas zu antworten. Frau Schneider strich mir über die Wange. “Svantje, der Krümmel hier ist heute meine persönliche kleine Assistentin und möchte sehr viel mehr über richtige Mädchenwäsche, Bekleidung, Kleider und Kleidung lernen!“ , dabei zwinkerte sie mir zu.
Ich sah verlegen zu Boden und schwieg. Ein inneres Lächeln konnte ich mir trotzdem nicht verkneifen.
Es war wirklich eine Achterbahn der Gefühle für mich, es schien so, als würden all meine Träume wahr werden können: eine neue Stadt, die Ausbildung, die erste eigenen mädchenhaften, feinen Anziehsachen und dann noch das Glück mit Frau Schneider – überaus mitfühlend, überaus wohltuend und überaus verständnisvoll.
Nur, ihre Gedanken konnte ich noch nicht lesen oder verstehen. Konnte Frau Schneider etwa meine Gedanken lesen oder hatte sie von Anfang an meinen Plan durchschaut, fragte ich mich im Stillen.
Jemand Fremdes, der auf mich achtete und beschützte und zudem, unangenehme Sachen von mir fern hielt. „Wie viel Glück konnte man eigentlich noch haben“, fragte ich mich heimlich.
Vergessen war auch für diesen Moment meine schwierige Kindheit. Vergessen auch Iris, meine erste Verliebtheit. Vergessen auch die abrupte Trennung von meinen Eltern. Vergessen auch, dass sich meine Oma so ganz heimlich und leise aus ihrem Leben verabschiedet hatte. Einen Opa gab es nicht wirklich – der war schon früh Opfer eines tragischen Bahnunfalls. Genauere Einzelheiten gab es nicht, über diesen unglücklichen Arbeitsunfall, vom Opa. Die Omi und auch die Familie schwiegen die Umstände dazu einfach tot.
„Ich war auf einmal wieder so schrecklich aufgeregt.“, Dabei stiegen mir Tränen in die Augen, ich wischte mir schnell und unauffällig die Tränen mit dem Handrücken weg. Alles ist gut, Jule. Ich kenne solche Reaktionen.“, wobei sie mir zuzwinkerte , „Besonders auch von meiner Marie, in solchen ängstlichen Situationen.“
Da war es wieder, dieses Signalwort „Maria“! Dieses Mädchen oder jetzt junge Frau, musste etwas ganz besonders sein. Ich hoffte darauf, dass das Gespräch und der Austausch zwischen Svantje und Frau Schneider, mir noch mehr über Maria verraten würde. Leider wurde mir dieser Wunsch erst einmal nicht wirklich erfüllt. Maria musste etwas ganz, ganz besonderes sein, dessen war ich mir jetzt schon ziemlich sicher.
Stirnrunzelnd sah Frau Schneider mich an und wirkte mehr als überrascht von meinen Tränen. Fragend sah ich sie an, dabei wurde ihre Stimme sanfter: „Jule, hier ist wirklich niemand richtig bösartig!“, sie schenkte mir noch eine zweite Tasse Tee ein. „Trink bitte“, forderte sie mich auf.
Der Tee war eine tolle Ablenkung nach den ganzen Anproben, neuen Eindrücken und meinem grübelnden „Ich“. Das flaue Gefühl in meinem Bauch beruhigte es trotzdem nicht.
Glück bekam man nicht einfach geschenkt und Sympathien flogen einem nicht so einfach zu! Blöde Sprüche und Ausgrenzungen schon, wie ich in der Schule und im Dorf gelernt hatte. Wie oft musste ich in der Klasse Kommentare hören wie: „Hau ab, du bist hier unerwünscht! Sag mal, raffst du es nicht?“ Du Quitsche, gehörst doch zu den Mädchen.“ Aber nun gut. Gerade hing ja für mich alles an Frau Schneider. Wir würden gleich zu Frau Köhler in die Kinderabteilung gehen und dann würde sich alles weitere ergeben und ich zum ersten mal sehen wie ich mit einem Kleidchen wirke und ich mich wirklich darin fühle.
Jetzt würde ich mich bald daran gewöhnen müssen, beides zusammen zu vereinen, um Frau Schneider zufrieden zu stellen…., und auf der anderen Seite, auch um mir meine eigenen gedanklichen Wünsche zu erfüllen.
Ich gluckste innerlich bei dem Gedanken und bekam richtig Lust darauf mich endlich auch wie ein Mädchen zu geben und zu benehmen. Die Frage war nur, wie viel echte Zeit würde das wohl noch in Anspruch nehmen. Mein Plan war es, bereits für den Nachmittag mir etwas mehr Mühe zu geben und die Erlebnisse aus meiner frühen Kindheit umsetzen zu können – um mir selber etwas mehr Glück zu gönnen.
Es war nur schon länger her, diese Kindheitserinnerungen, die vielen, langen Sommer-Nachmittage mit Eva, Iris, Andrea, Petra und Elisabeth. Die Ferien waren immer ganz frei und ganz ohne Verpflichtungen. Tante Elli machte was sie immer schon machte – ihre fünf Töchter auf das Leben vorbereiten. Tante Elli war nicht wirklich meine richtige Tante, es war die beste Freundin meiner Mutter und uns trennten nur ein kleiner Spielplatz, der kleine Bach „Wieke“ und die einzige Dorfstraße, die an sehr heißen Tagen viele, kleine Teerklumpen hoch spuckte. Am Ende der Ferien versuchten wir immer gemeinsam dem einzigen Birnenbaum, auf dem Spielplatz, seine Früchte zu klauen. „Die aller, aller besten Birnen der Welt trug dieser hohe, schlanke Birnenbaum!“
Sofort entstand auf meiner Zunge ein kleiner süßer Saftsee, wenn ich nur an die Früchte meiner Kindheit zurück dachte und die damit verbundenen, gemeinsamen Stunden und Tage mit Iris und ihren beiden älteren Schwestern.
Iris Mutter war Mamas beste Freundin und war in Sachen Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit um vieles erfahrener und konsequenter orientiert. Heißt: Ich hatte immer mal wieder das Vergnügen, die abgelegten Bücher, Sachen, Schuhe und Spielsachen von drüben zu erben und weiter auftragen zu müssen.
„Oft wünschte ich mir eine eigene Schwestern wie Iris oder vielleicht auch einen Bruder, wer wusste schon, was aus mir Einzelkind dann……..“ Komisch eigentlich, dass ich nur sehr selten so darüber nachdachte. Vielleicht auch deshalb, weil meine richtige Mama immer sehr hektisch wirkte und wenig Wärme ausstrahlte. Bestimmt wäre sie auch mit zwei Kinder, sehr wahrscheinlich sogar, überfordert gewesen. So fuhr sie sechs mal in der Woche, morgens um halb-acht, zum Friseur nach Dorschen, um dort den Städtern die Haare zu machen. Meine blonden Locken durften währenddessen, wie wilder Efeu, ungehemmt mein Gesicht umwuchern.
Gemeinsam planten und machten meine Mutter und Tante Elli immer gemeinsame Sache. Zu den üblichen Festtagen, wie Weihnachten, Ostern oder den Geburtstagen hockten sie schon Wochen vorher zusammen und stellten ihre Sammelbestellungen, für die großen Versandhäusern, zusammen. Sparsamkeit bedeutete in meinen Kinderjahren meistens Mehrfachpackungen und möglichst einheitlich, neutrale Kindersachen und Co..grundsätzlich zusammen mit den „Tante Elli-Mädchen“.
So kam es auch häufiger vor, dass für mich nicht selten genau aus diesen Mehrfachpackungen, Unterwäsche, Strumpfhosen, T-Shirts und einiges mehr abfielen.
Tante Elli saß meistens völlig entspannt auf ihrer kleinen Holzbank vor oder im Haus, häkelte oder strickte meist irgend etwas, aus bunten Fäden, und beobachtete interessiert, wie wir zusammen spielten oder Hausaufgaben erledigten.
Iris und ich gingen bis zur Fünften zusammen, ab der ersten Klasse in die Schule. Iris war schon immer viel größer, frecher und um vieles selbstbewusster, obwohl ich gut 2 ½ Jahre älter war. Nur das ich durch meine stark eingeschränkte Schilddrüse und vielen Klinikaufenthalte erst mit fast neun Jahren eingeschult werden konnte. Meine Stärken lagen beim Rechnen, Deutsch und Gemeinschaftskunde, alles Fächer in denen Iris ständig Schwierigkeiten hatte. So machten wir meistens unsere Aufgaben zusammen und das unter der Aufsicht von Tante Elli.
Im Gegensatz zu Iris war ich Einzelkind und in den ersten vier, fünf Jahren Dauergast in vielen Kliniken, weil meine Beschwerden und Untersuchungen keine einheitliche Diagnose ergaben. Auffällig wurde mein verzögertes Wachstum wirklich erst durch meine fehlende Zahnbildung und die ständigen Infekte. Irgendwann wurde dann erkannt, dass meine Schilddrüse nicht ausreichend Hormone bildete und ich ein nicht dem Alter entsprechendes Wachstum hatte. Außer meiner quieken Stimme, der geringeren Größe und einer gestörten Verdauung blieben keine weiteren Einschränkungen zurück.
Die ersten gemeinsamen Sommerferien lagen praktisch schon in der Luft. Der Sommer 1980 kündigte sich schon früh an. Das Korn stand schon hoch und trocken im Halm. Die „Wieke“ lag trocken in ihrem Bett und der Unterricht fiel bereits zum vierten Mal wegen der gleißenden Hitze aus.
Die sechswöchigen Ferien veränderten mein Leben für immer. Zuvor war ich wohl das unscheinbarste „I-Dötzchen“ – der kleinen Volksschule, in den letzten paar Jahrzehnten: klein, nicht gerade beliebt, unbeachtet und farblos. Nur durch Iris konnte ich auf dem Schulhof Teil der Völkerballmannschaft, beim Fangen oder Versteck spielen werden. Offenbar war ich ein echter Unsichtbarer, denn die Jungs der „1a“ brauchten mich nicht einmal als Notnagel, für die Fußballmannschaft, sie stellten einfach demonstrativ den Müllkorb zwischen die beiden alten Buchen als stummen, unbeweglichen Torwart. Das sind auch bis heute immer noch schmerzhafte Erinnerungen.
Nach der Schule nahm mich Iris direkt mit zu sich nach Hause und ich blieb, bis zum Abend, direkt bei ihr und Tante Elli. Hausaufgaben, Hilfsarbeiten in der Küche – Kartoffeln schälen Beispielweise, aber natürlich für die ganze Horde, hauswirtschaftliche Fingerspiele – Stopfen oder Flicken aufnähen, und dann etwas Verhaltenstraining umfasste den täglichen Ablauf im „Hause Lange“.
Gute eineinhalb Stunden nach dem meine Mutter das Haus verlassen hatte durfte ich erst rüber zu Iris, so war die interne Abmachung für die Sommerferien 1980. Ehrlich gesagt reizte es mich schon am ersten Ferientag, dieses Gelöbnis zu kippen. Aus meinem Kinderzimmerfenster heraus hatte ich freien Blick rüber zum Haus von Iris. Es war gerade Acht, als ich mit meinem kleinen Frühstück bereits fertig war und mich in mein Fenster legte um zu schauen, ob sich vielleicht doch schon drüben etwas bewegte. Nein leider nicht – auch zehn Minuten später nicht! Und als der große Zeiger auf die „Drei“ hüpfte, immer noch nichts…..Meine Geduld war nicht wirklich ein nachwachsender Rohstoff. Die letzten quälend langen Minuten verbrachte ich Notgedrungen mit dem Dösen auf meinem Bett zu.
Ich erinnerte mich an die Zeit, vor dem ersten Schuljahr, hatte auch nicht vergessen, wie frei ich den ganzen Tag spielen, träumen und erkunden konnte. Die Zeit bis um Neun schien stehen geblieben zu sein. Es waren zwei Gehminuten rüber bis zu Iris, gut eine Minute die Treppen runter und noch eine Minute bis ich in meinen Schuhen stand, also konnte ich bereits um 8:50 Uhr starten. Daheim konnte mich nichts halten und erwartet wurde ich erst wieder um 19:00 Uhr. Zur kalten Zeit und während der Schule kam ich nur selten nach draußen, jetzt im Frühjahr und Sommer ……war mein Drang nach den Farben der Natur unendlich stark.
Auf der Uhr überholte der lange Zeiger gerade den Kleinen und mich jagte schon meine innerliche Unruhe und trieb mich sofort zur Haustür.
Mit übertriebener Begeisterung lief ich die Straße runter. Die kurze Strecke reichte nicht einmal für Seitenstiche, die ich selbst beim Völkerball regelmäßig bekam. Ich fummelte sehr lange an der schwerfälligen Klinke, der schweren Eisentür, bis ich endlich im Innenhof stand. Nur noch drei, vier Meter bis zur Hausklingel, die auf meinen Druck hin, ähnlich, wie unsere kleine Kirchturmuhr läutete – „Dihing“-“Dihing“-“Dihing“-…….“Dooohong“.
Als die Tür aufgerissen wurde, war klar, dass Iris atemlos und völlig zerzaust im Nachthemd hinter der schweren, dunklen Haustür auftauchte. „Na, komm schon rein…..oder wolltest du nur wissen, ob wir noch zuhause sind?“
„Ich zuckte kurz mit den Schultern.“
“Ähm nein, natürlich nicht”, murmelte ich leise weiter…,und verstummte sofort wieder.
„Kommst du nun oder willst du da vor der Tür anwachsen?“ Schnell zog mich Iris an meinem Pulloverärmel in den noch kühlen, kalten, dunklen Flur.
Sie fängt sofort an zu lachen. „Wir haben doch keine Weihnachtsferien, sondern Sommerferien, feixte Iris sofort.“ Ich brauchte ein paar Sekunden, Minuten bis ich verstand. „Ha, ha, ha…..maunzte ich zurück.“
„Und warum hast du dann Wintersachen angezogen. Wir müssen heute Erdbeeren pflücken, für die weltbeste „Mama-Erdbeermarmelade“ und gehen bestimmt nicht zum Eiskunstlaufen!“ ,erklärte Iris.
Mein erneutes Gestammel amüsierte Iris und auch die Vorstellung, dass sie mich so zum Erdbeerpflücken mitnehmen sollte, noch mehr. Ihr Prusten konnte Iris genau so wenig unterdrücken, wie das herzhafte Lachen, was darauf folgte.
Auf Iris machte das natürlich wieder keinen Eindruck, mit ihrer frechen und forschen Art machte sie sich immer besondere Mühe noch mal ihr Unverständnis darüber lautstark zu äußern. „Wer bitte hat dich den heute angezogen?“
Wie witzig brachte ich hervor, „dass lag bereits schon fertig auf meinen Ankleidestuhl!“
„Ach so, dann hast du den Winterstuhl mit dem vom Sommer verwechselt!“, itzelte Iris freudig natürlich weiter.
„Die Mami hat dir also diese Winterklamotten hingelegt und das Julchen hat sie brav angezogen….so, so. Im Ernst, wir haben Sommer, Hitzefrei und du lässt dir lange Hosen und Pullover zurecht legen.?“, Tzzztzzztzz, du bist aber schon manchmal ein richtiges Dummerchen, oder.
Iris schien nicht gewillt zu sein, so schnell aufzugeben: „Mama, das geht doch so nicht!“ Es wird doch heute so heiß, wie soll Jule denn mit den ollen langen Klamotten……., Erdbeer….?“
Innerlich ärgerte ich mich natürlich über die Wahl meiner Kleidung, die meine Mutter ohne Überlegung bereits für mich am Morgen raus gelegt hatte, und doch wollte ich meine unpassende Kleidung, nicht so einfach aufgeben.
“Oje”, fragte mich Tante Elli. “Jule hast du wirklich keine andere Wechselwäsche mit dabei?” „Nein, nuschelte ich kurz!“
„Ihr wachst ja alle so schnell aus euren Sachen raus!“, sprach Iris Mutter um die Sache zu entspannen: Deshalb haben ich immer einige Kisten mit zu klein gewordenen Sachen auf dem Dachboden abgestellt, da ist bestimmt auch für dich noch etwas passendes, für heute dabei.” , erklärte Tante Elli ihre Lösung.
„Iris, lauf mal bitte hoch und bring mir die Kiste mit der Aufschrift „Sommer 78 Iris-Eva-Andrea“ runter.„
Kurze Zeit später stand Iris lächelnd vor Tante Elli und mir. „Ist das hier, der richtige Karton Mama?“, fragte Iris etwas unschlüssig. „Ja genau, erwiderte Tante Elli darauf.“
Nachdem Tanti Elli den Karton geöffnet hatte sollte Iris auf der linken Seite nach etwas passendem in meiner Größe suchen. „Da links sind die abgetragenen Sachen von dir verstaut Iris, ermunterte Tante Elli ihre jüngste Tochter.“ Bei den anderen alten getragenen Sachen von Andrea und Eva wirst du in Jules Größe nichts wirklich passendes finden.“ „Okay habe ich schon verstanden!“
Iris durchwühlte offensichtlich bewusst und gezielt den Karton nach einem bestimmten Kleidungsstück. Immer hektischer wurden ihre Bewegungen bis sie auf einmal ihre braunen schulterlangen Haare schüttelte und genervt aufblickte. „Momi wo ist denn das tolle, blaue Set was ich im Sommer immer so gerne getragen habe?“
„Welches blaue Set fragte Tante Elli Iris: „na das, mit dem schönen pinken Streifen über der Brust und an der Hose oder ist das doch in einem anderen Karton!“ „Nein Siri, du meinst bestimmt das süße türkis-farbene Sommerset, dass habe ich ganz bestimmt in diesen Karton gelegt.“ „Such mal bitte ganz, ganz unten, es muss ganz bestimmt in diesem Karton sein, da bin ich mir sicher“. „Gut, dann suche ich halt eben noch einmal ganz, ganz unten.“
„Das du immer so schnell ungeduldig und hektisch werden musst Iris, Jule ist doch heute schon gestraft genug, dabei ist er immer so geduldig und nachsichtig mit dir wenn ihr zusammen die Aufgaben macht. Außerdem ist er doch voll niedlich!“
Ich spürte kurz, wie meine Ohren sehr heiß wurden. „Was hatte Tante Elli da gerade gesagt?“ ,fragte ich mich.“ Voll niedlich? Ich runzelte die Stirn. Was meinte sie damit? Meine Größe? Meine unpassende Kleidung? Oder dass ich so geduldig bin? Ich konnte es nicht herausfinden, weil Iris bereits triumphierend ihr gesuchtes Set hochhielt.
„Hey Jule, ich habe das hier extra für dich rausgesucht, dass habe ich selbst noch vor ein paar Jahren sehr, sehr gerne im Sommer getragen, jubilierte Iris freudestrahlend und hielt mir ihr Fundstück hin.
Das ist schön bequem und luftig. Probier das jetzt und gib dir einfach einen Ruck. Das hier ist doch eher süß, als doof. Schau…“
Ich schmollte innerlich, auch weil ich genau wusste, dass Iris nicht so schnell aufgeben würde.
Sie hielt mir eine türkisblaue Frottee-Shorts mit pinken Seitenstreifen und passendem Kurzarm-Shirt hin. Die zwei breiten rosa Blockstreifen verliefen dick und quer über die ganze Brust.
Ich schaute beide abwechselnd an. „Echt jetzt…..?“ Iris und Tante Elli gaben mir Zeit um mich zu sammeln.
„Und…..?“
Ich starrte sie wie betäubt an. „Wie …und!“
„Ist doch total praktisch bei der Hitze heute!“, donnerte Iris unüberhörbar laut los und in meine Richtung.
Nun mach schon, ich möchte heute noch los und am Nachmittag auch noch ein wenig spielen können.
Der Meinung war ich natürlich nicht. Ich schluckte. Plötzlich war meine Kehle wie ausgedörrt. Iris strahlte Einfluss aus, und das übertrug sich auf alles, was um sie herum geschah.
Ich ließ mehr ungewollt als gewollt meinen Blick darüber wandern und versuchte, mir vorzustellen, wie ich ohne dieses kurze Set mit meinen eigenen Sachen den Tag überstehen könnte.
Heute war wirklich schon ein sehr heißer Tag und in mir wuchs die Erkenntnis und Einsicht, wohl dem notwendigen besseren Übel zu zustimmen.
Währenddessen sprach Tante Elli zu mir: „Du gehst am besten ins Spielzimmer und wechselst da die Sachen, ich bringe dir dann Strümpfe und Sandalen, okay. Wenn du Hilfe brauchst, melde dich bei mir.“ Dabei übergab sie mir auch das Set.
Ich hörte noch, wie Tante Elli Iris aufforderte die Zähne zu putzen, endlich aus dem Nachthemd zu steigen und auch etwas passendes für den Tag anzuziehen. Tante Elli kam erneut zu mir und fragte: „Und, Jule? Für welche Strümpfe möchtest du dich entscheiden?“
Ich schaute noch einmal auf die beiden Strümpfe rechts und links in ihrer Hand vor mir, nahm einen tiefen Atemzug und deutete schließlich auf die Sorte, die mir am besten gefiel. „Die hellblauen hier“, sagte ich leise.
„Gute Wahl“, lobte sie mich und lächelte. „Dann zieh dich um, du weist ja wie Iris auf trödeln reagiert, also tummel dich. Wenn du fertig bist, sag mir Bescheid.“ Deine Sandalen stelle ich schon mal vor die Tür, okay.
Ich nickte und nahm das Sommer-Set und die Strümpfe von Tante Elli entgegen und ging Richtung Spielzimmer. Die leicht vergilbte Tür zog ich hinter mir ins Schloß und genoss den ruhigen Moment für mich alleine.
Meine Gedanken waren noch immer voller Fragen, die ich nicht in Worte fassen konnte, dabei legte ich das Set besonders vorsichtig neben mich auf das Sofa ab. Grade so, als sei es sehr zerbrechlich und unheimlich wertvoll. Ich saß nur einige, wenige Momente einfach nur so still da., um meine Gedankenwelt zu sortieren. Gerade als ich meine Hose und den Pullover ausgezogen hatte hörte ich Iris Stimme.
Ich wollte gerade wieder aufstehen, als sich ohne klopfen die Tür öffnete und Iris aufgeregt ins Zimmer sprang. Vorwurfsvoll beugte sich Iris zu mir und sagte: „Du bist ja immer noch nicht umgezogen, dabei zog sie sich ihr Nachthemd aus und streifte sich im gleichen Moment das vorbereitete Sommerkleid vom Sessel über. „Nun mach schon du Trödeltante, ich kann dir schnell helfen, wenn du das möchtest.“ Dabei funkelten ihre rehbraunen Augen noch intensiver und ihr fast durchsichtiges, gelb, gekrepptes Spaghettikleidchen schmeichelte ihrer Haut und den schulterlangen Haaren.
„So jetzt aber hopp, hopp, hopp Jule ich habe so Hunger und Lust auf frische Erdbeeren“;, feuerte Iris mich ungeduldig an. „Ja ich beeil mich ja schon“, gab ich ziemlich schnippisch zurück und konzentrierte mich wieder auf meine eigene Sache.
Iris führte noch schnell eine Bürste durch ihre Haare während ich noch mit den Strümpfen kämpfte. „Ich bin schon fertig“ , jubelte Iris und du, du bist ja noch langsamer wie alle Mädchen dieser Welt.
“Willst du das jetzt nun mal endlich bitte schneller anziehen oder…………?”, wollte Iris genervt von mir wissen.“
Ich sagte nichts dazu. Sie hatten ja vielleicht Recht, aber ich wollte auch keine Last oder der Spaßverderber sein und diskutieren wollte ich das jetzt auch nicht mehr.
Irgendwie schaffte es Iris immer bei mir, dass mir die Dinge gar nicht mehr so schlimm vorkamen. Vielleicht mochte ich sie deswegen so sehr und vertraute ihr.
Ich fand es vom Stoff und den Farben gerade noch so tolerierbar.
Den Gedanken fand ich dennoch wirklich sehr schräg, aber es war auch nicht so, als hätte ich zwei Dutzend andere Möglichkeiten.
„Aber eigentlich ist es doch gar nicht so schlimm, beruhigte Iris mich.“ „Ich finde es sogar irgendwie toll und richtig cool, dass du meine Klamotten noch weiter tragen kannst und deine Mama auch noch dabei Geld sparen kann.“ – richtig Mama?“
„Denn wer, wenn nicht du, könnte das echt so gut tragen.“ , meinte Iris ganz selbstverständlich. Ich bin ja trotzdem deine einzige, wirklich, richtige Freundin, wenn du mich weiter mit deinen besonderen Mathe und Gemeinschaftswissen heimlich versorgst.”
Als ich dann auch fertig angezogen aus dem Spielzimmer kam, warteten Iris und Tante Elli schon auf mich.
Iris und Tante Elli waren mehr als angetan und zufrieden als ich mich doch für das Set entschieden hatte. Tante Elli drückte Iris einen Schmatzer auf die Wange und schickte uns dann auf den Weg zum Erdbeerpflücken. „Und nicht bummeln, hört ihr?“, die Marmelade muss bis heute Abend in den Gläsern sein, rief Iris Mama noch hinter her.
Ich ging zusammen neben Iris langsam zur Haustür. Ich spürte den elastischen, leichten Stoff zwischen meinen Schenkeln, der viel luftiger war als der steife, starre Stoff meiner langen Hose. Es war irgendwie sehr ungewohnt, in dieser kurzen Kombination die Iris selbst auch schon getragen hatte. Sonst hatten wir immer das eine oder andere Thema oder tolle Ideen über die wir gemeinsam zusammen quatschen und uns ausgetauschten konnten. Jetzt fühlte sich alles anders, irgendwie fremd an. Ich war mit mir und der ungewöhnlichen Situation beschäftigt. Wir schwiegen einen Moment lang bis wir vor der Haustür standen.
Vor der Tür hatte Tante Elli bereits die Sandalen für mich und ein gepackten Bollerwagen geparkt.
Während Iris schon in ihre Sandalen geschlüpft war, musste ich mich noch mit dem Verschluß auseinander setzen. Iris rollte schon wieder mit den Augen und Tante Elli sprang mir schnell zur Seite. „Komm Jule ich mach dir schnell die Sandalen zu, sonst wird Iris noch ungeduldiger und zwinkert mir dabei zu.“
“Schaffst du den Rest alleine”, fragte Tante Elli mich hoffnungsvoll. Ich sah kurz zu ihr hoch, “Ja Tante Elli”, nuschelte ich und versuchte dabei nicht allzu überrumpelt zu klingen.
Fünf Meter vor der Tür fiel mir auf, das ich in diesem Aufzug durch das ganze Dorf musste, weil das Erdbeerfeld etwa zwei Kilometer außerhalb vom Dorf – genauer zwischen „Eichenfels“ und „Gleisberg“ lag.
Ich schob den gruseligen Gedanken einfach beiseite und sah mich etwas um. Kurz sog ich die Luft ein, aber die warme Luft verschaffte mir auch keine wirkliche Abkühlung.
„Immer noch bockig, fragte Iris?“, knuffte mir dabei in die Flanke und lächelte in ihrer typischen überlegenen Art. Ich hätte verärgert sein können, war es aber nicht. Genau genommen, kam es mir so vor, als ob ich das Ganze irgendwie spannend und richtig fand.
„Du kannst doch nicht einfach über meinen Kopf entscheiden, das ist doch blöd!“, rutschte es mir gespielt zickig raus und Iris rollte nur ihre Augen genervt, was mir zeigt, dass sie meinen Einwand wieder kindisch fand. „Über was du so alles nörgelst!“ , willst du nun mit oder wieder nur ein auf beleidigtes, kleines Baby machen. Ich schmollte, weil sie mein Protest einfach ignorierte.
„Ja, ich will ja mit!“, gab ich schlicht zurück. Dann war Iris wieder kurz still und wir gingen stumm durch unser kleines Dorf.
Über dem kleinen Dorf an der „Wieke“ hing um diese Zeit noch eine schläfrig, heiße Stille, der erste Ferientag war jetzt schon ungewöhnlich heiß. Über den Dächern lag bereits staubige Luft, von Mähdreschern die die Getreidefelder wie gefräßige Raupen überfielen. Ein paar Kinder jaulten und quietschten vor Freude hinter hohen Backsteinmauern.
Ansonsten war es im Dorf sehr viel lebhafter, nur waren in dieser Zeit alle Leute auf den prallen Feldern oder eigenen Gärten damit beschäftigt ihre Ernte schnell und sicher für den kommenden Winter unter Dach und Fach oder in Glas und Gefrierbeutel zu bekommen.
Wir passierten die Brennerei, die im Juni, mit vielen aneinander gereihten Traktoren, und den hoch gefüllten Weizenberg – Kippanhängern, an die riesig großen Saugschnäbel fuhren, um ihre ganze Jahresernte einzufahren. Vom vorbeifahrenden Traktor herab grüßte uns einer. Die Häuser wurden weniger und die Gärten größer. Als wir die Brennerei weit hinter uns gelassen hatten, klapperten nur noch die leeren Eimer, in unserem quietschenden Bollerwagen, den wir hinter uns her durch die gleißende Stille zogen. Am Dorfrand blieben wir kurz an der Gabelung unentschlossen stehen.
Während ich noch versuchte, meine eigenen Gedanken und Gefühle in Ordnung zu bringen, seufzte Iris schon und zog hörbar die Luft ein: „Man, man, man……ist das schön hier.“ Iris war nicht so gut im Folgen, wie ich es wohl schon immer in meiner DNA hatte. Für Iris waren Regeln in erster Regeln zum brechen da, oder zumindest sie in Frage zu stellen. „Wir gehen jetzt Querfeldein, weil ich wirklich keine Lust auf soviel Umweg habe!“, erklärte mir Iris ihre Gedanken.
Vor allem aber zeigte der unendlich, freie Blick über die weite Ebene, eine romantisch, ländliche Idylle, die mit kahlen, abgeernteten Feldern und emsig, fleißigen Erntehelfern sämtlichen Vorurteilen entsprach.
Von den Feldern im Graben zog ein warmer Windhauch bis zur Weggabelung hoch, brachte süßen Maisgeruch und den Duft von Kräutern und Gras mit sich. Allmählich machte sich die Hitze für diesen Tag schon sehr stark bemerkbar.
Ich war jetzt froh, dass ich die lange Hose gegen das luftige, türkisblaue Set eingetauscht hatte.
Das große Erdbeerfeld lag leuchtend, weit hinten, in der Sonne. Zwischen den grünen Reihen tanzten bunte Stofffetzen, die dann und wann abtauchten, um sich dann wieder in der wärmenden Sonne zu zeigen.
Über den beiden großen, abgeernteten Felder war der Weg zu den roten kleinen Früchtchen um viele 100 Meter kürzer. Iris und ich tauschten Blicke aus. Der wesentlich längere Weg führte über einen grob geschotterten, schmalen Pfad, ganz umständlich über den Dorfkern von Gleisberg zurück zum Erdbeerfeld.
„Wir gehen ab hier Querfeldein, meinte Iris völlig entschlossen und ohne wirklich zu zögern.“ Iris zog eine der kalten Wasserflaschen unter der Decke im Bollerwagen hervor und zog kräftig daran bis sie die Flasche mir hin hielt. „Trink schon, stichelte sie mich an. Da unten wird es gleich richtig heiß.“ Auch ich zögerte nicht lange und die erste Flasche war schnell leer.
„Na los befahl Iris.“, ich möchte nicht den ganzen Tag mit Pflücken vertrödeln und später noch etwas lustiges mit dir Spielen. Auf der Landstraße huschten ein paar Autos noch lautlos vorbei, weil wir noch viel zu weit weg waren und ein leichter Wind von Südwesten kam und die Geräusche davon trug. Nach den ersten Metern über das Stoppelfeld merkte man sehr deutlich wie sich die Sonne in die Schulter und den Rücken grub. Jetzt spürte ich, wie sich kleine Steinchen und Erdklumpen in Iris alten, roten Sandalen unangenehm und unaufhörlich bohrten. Tante Elli hatte sie mir heute morgen hin gestellt, weil sie fand, dass meine knöchelhohen, braunen Kreppschuhe, wenig sinnvoll für das Erdbeerfeld waren.
Schneller als erwartet erreichten wir das Erdbeerfeld und die tanzenden, bunten Fahnen, die sich als Kopftücher entpuppten. Wir hatten natürlich nicht an eine Kopfbedeckung gedacht. „Wie blöd“ ,sagte Iris sofort, als sie es auch bemerkte. „Wir werden heute wie Grillfleisch in dieser Hitze verbrennen. Lass uns schnell die Eimer mit Erdbeeren füllen, damit wir schnell nach Hause ins Kühle kommen. Gut das Momi uns genug zu trinken mit gegeben hat, dass hilft gegen die irre Hitze.“
Wir fanden schnell eine Reihe, die voll mit roten, fetten Erdbeeren hingen. Iris steckte sich die ersten Erdbeeren erst mal in den Mund und schwärmte vom Geschmack und der Größe. „Hier probier doch mal und steckte mir dabei eine mega, große Beere in den Mund.“
„Und…“ ,fragte Iris mich, „das wird doch bestimmt die beste Marmelade der Welt?“
„Ja bestimmt“, sagt ich mit Erdbeermatsch im Mund.
Iris erzählte mir beim Pflücken von ihren Wünschen, Träumen und das sie Kinderärztin; Krankenschwester und Kinderpflegerin werden wollte. „Warum denn gleich drei Berufe?“, fragte ich neugierig nach.
„Na überlegt doch mal selbst“, fragte mich Iris ziemlich scharf. Damit ich später Kinder wie dich sofort richtig pflegen und fördern kann.“
„Wieso Kinder wie mich?“, wie meinst du das fragte ich.
„Ja weil, weil du so lange krank warst, nicht in die Schule konntest und immer noch ein bisschen Baby bist und dabei doch drei Jahre älter bist als ich. Das ist doch voll blöd für dich und deine Mami.“
„Wenn ich drei Berufe habe, kann ich später bestimmt auch ein Haus oder Klinik kaufen wo ich viele solcher Kindern wie dich sofort untersuchen und viel schneller helfen kann!“, erklärte mir Iris.
Ich war sprachlos und innerlich ziemlich wütend auf das was Iris mir da gerade gesagt hatte.
Mein Blick wurde immer glasiger und ich merkte wie mir Tränen über die Wangen kullerten.
„Du glaubst wirklich auch, dass ich behindert bin?“, fragte ich sofort nach………., wirklich, dass denkst du von mir und ich dachte du bist wirklich meine Freundin?“
„Ooooh… Jule nicht doch. Bitte nicht weinen, ich habe es so doch nicht wirklich gemeint, ……sagte Iris“, nahm mich in den Arm und drückte mich ganz, ganz fest, bis ich nicht mehr schluchzen mußte.
Als mich Iris so fest umarmte meldete sich meine Blase. Es war fast Mittag, als wir erst drei Eimer gepflückt hatten und die zu Marmelade verkocht werden sollten.
Ich hatte bereits Blasenschmerzen wegen des vielen Wassers und der gehockten Haltung beim Erdbeerpflücken bekommen. Viel länger konnte und wollte ich diese Schmerzen nicht mehr ertragen. Unsere Erdbeerausbeute betrug aber gerade mal knapp drei Eimer und für den vierten und fünften Eimer war meine Blase bereits schon viel zu voll.
Mein Plan war es Iris zu fragen, ob ich kurz mal gehen könne, um meine Blase entleeren zu können. “Erstaunt fragte sie mich:“ ,und wohin willst du gehen, hier gibt es doch weit und breit keine richtige Möglichkeit, du mußt schon hier…….“
Mit bleichem Gesicht starrte ich Iris an. Im Moment wollte ich mich einfach nur verkriechen.
Ich sah Iris erstaunt, aber auch irgendwie dankbar für ihre knappe Antwort an.
Wieder zwickte es kräftig in meiner Blase. Aber wollte ich das Geschäft einfach so vor ihr machen?
Du bist wirklich wie ein Kleinkind, versuchte Iris mich weiter zu necken, um mich schneller zu einer Entscheidung zu zwingen.“Nun mach schon“! „Was soll ich…..“? Ich kann das nicht!“
Es folgte peinliches Schweigen. „Also…..ich kann nicht vor anderen Menschen….“ , gestand ich Iris aus meiner Not heraus. Ihre braunen Augen blitzten und wurden zu kleinen Schlitzen. Gerade als ich mir wünschte, ihren neckenden Blicken entkommen zu können, …..kam von Iris ein unverständliches, lautes Kichern – na dann wirst du dir wohl in die Hose machen müssen.
Vielleicht warteten sie darauf, dass ich etwas sagte. Aber was sollte ich sagen? Die Worte blieben mir im Hals stecken, und meine Kehle fühlte sich ganz trocken an.
Die Minuten zogen sich in die Länge. Jeder Moment fühlte sich gerade an wie eine Ewigkeit. Und dann sprudelte es aus mir raus, du hast gut reden, du brauchst ja nur……
Iris zeigte mir voller Eifer den Umgang mit der Hocke und dem Laufen lassen und erklärte, wie er funktionierte. In Gedanken stellte ich fest, wie praktisch das war – etwas, das ich bisher so noch nicht kannte.
Ihre Worte sickerten langsam in mein Bewusstsein, während meine Blase weiter pochte und schon wieder zwickte.
Alle meine verklemmten Gedanken schwirrten mir durch meinen Kopf, bis ich mich dann endlich traute………….
………..ich ging noch tiefer in die Hocke, berührte sogar den staubigen Boden und tat so, als würde ich gleich in einen tiefen, dunklen Tunnel eintauchen und lies dabei ganz locker. Nicht mal eine Minute später zwickte meine Blase nicht mehr.
Ich musste zwar dringend, aber sofort wollte es nicht funktionieren. Ich schloss die Augen und atmete ruhig und gleichmäßig.
Langsam spürte ich, wie es anfing, wie sich der Muskeln entspannte, wie sich etwas immer noch in mich wehrte bewusst los zu lassen, ohne Schutz und mit Beobachtern, hier auf offenem Feld. Erst kamen nur ein paar kleine Tropfen, ehe sich ihr Beckenboden völlig entspannte. Ich verlagerte mein Gewicht und beugte mich vor und die nächsten Tropfen fühlten sich so gut an, bis sie zu einem großen Rinnsal wurden. Ganz sachte steigerte sich der Fluss. Der trockene Boden konnte den süßlichen Pipistrahl nicht sofort ganz aufnehmen. Das leise Zischen hallte mir viel zu laut in den Ohren und ich hatte Angst, dass die verdörrte Erde nicht sofort alles Pipi aufsaugte. Dabei pickelte ich mir auch noch ungeschickt über Unterhose und Iris-Short´s.
Ich war einfach nicht schnell genug gewesen. Ich blieb einfach mit der Unterhose und Shorts auf Höhe meines Oberschenkels hängen und pullerte direkt schon los. Dabei versuchte ich mit meinen Arme verzweifelt das Gleichgewicht zu halten. „Ich wollte dir wirklich keine Umstände machen.
Es fühlte sich irgendwie kribbelnd an. Es war eine ganz neue Erfahrung. Der Strahl versiegte endlich und ich stand noch ein paar Augenblicke da, um in mich hineinzuhorchen…………..als ich von einer völlig anderen Stimme aus meinen alten, fast vergessen Gedanken gerissen wurde.
Ein starker, frischer Pipigeruch lag noch in meiner Nase, als ich mich erschrocken nach der unpassenden Stimme umdrehte.
„Jule wir wollen doch noch zu Frau Köhler hörte ich nebelig, dumpf die Stimme von Frau Schneider ……wie einen entfernten Schiffsgruß.
„Du bist ja noch in einer ganz anderen Welt unterwegs!“, stellte sie mit einem Schmunzeln und Erstaunen fest.
Ich wollte mich stotternd erklären „Neeeiin..nnneinn..ich habe nur kurz an die Etage oben ged…………
„Alles gut bei dir?“, fragte Frau Schneider mit besorgtem Gesichtsausdruck.
Ich schluckte und wurde leicht rot vor Scham. „Ehm, mja, also, es geht“, murmelte ich.
„Na gut, wenn alles gut ist können wir ja wieder los!“ ,entgegnete mir Frau Schneider.
Ich dachte ausgerechnet an diese Kindheitserinnerung mit Iris, nicht nur heute, eigentlich immer, wenn ich mich wohlfühlte und Sicherheit empfand, obwohl Iris immer so frech und forsch vorging, und ich mir auch keine Widerrede erlauben durfte, es fiel mir immer als Erstes ein, wenn ich an meine glücklichen Zeiten, an meine Ferien, in meiner Kindheit dachte.
“Kommst du Jule, oder träumst du etwa schon wieder?”, wollte Frau Schneider mich in die reale Welt zurückholen, während sie mich an meiner Hand täschelte. “Du warst gerade aber in einer ganz anderen Welt.”
Svantje schielte auch sofort zur Uhr und sagte: „Hui, es ist ja schon fast elf, ich werde mich mal schnell auf den Weg machen und zurück in meine Abteilung gehen. Elke soll am ersten Tag ja nicht gleich das volle Programm abspulen müssen.“
„Ja, das ist eine gute Idee Svantje!“, erwiderte Frau Schneider. Svantje stand bereits neben dem Tisch drehte sich aber noch einmal zu mir und schmunzelte mich freundlich an: „Möchtest du auch mal meine Praktikantin sein?“, oder kann ich schon etwas für dich raus suchen, für den Sportunterricht oder für deine Tanzstunden?“, fragte sie und lachte nicht gerade lautlos. Wir haben heute erst noch neue hübsche Badeanzüge und Gymnastikanzüge, in den tollsten Farben und neuesten, leichten Stoffen, rein bekommen und auch schon toll dekoriert.
„Ich muss später sowieso mit Jule noch in die Kinderabteilung!“, überspielte Anne gekonnt die angespannte Stimmung. „Wir müssen heute noch ein paar Schuhe kaufen! Etwas für den Sport brauchen wir vielleicht auch noch. Für unten drunter haben wir jetzt erst einmal soweit alles wichtige!“ „Hui, dann habt ihr zwei beiden ja noch ein ganz sportlich, großes Programm vor Euch, dabei leuchteten die blauen, großen Augen von Svantje gewaltig.“
Ich hatte das Gefühl, dass mich Svantje immer noch belustigt an sah: „Wusste Svantje mehr als sie im Austausch mit Frau Schneider auftischte oder war es nur meine andauernde Unsicherheit…den Gedanken konnte ich jedenfalls nicht einfach wegschieben.
Ich hätte gern auch so eine hübsche und verspielte Tochter wie du, ……………
„Ich kann Elke nicht länger allein lassen. Schaut ihr später wirklich noch in der Sportabteilung vorbei?“, wir freuen uns schnaubte Svantje freudig – bis bald dann.
Sie drückten sich und ich nickte Svantje auch zum Abschied zu.
Frau Schneider nahm mich sanft am Ellenbogen, als müsste sie sichergehen, dass ich auch wirklich ruhig blieb und nichts unbedachtes ausplauderte.
Eine Weile lang plauderten die anderen Verkäuferinnen noch mit Frau Schneider, bis sich auch ihre Wege trennten, und Frau Schneider und ich ganz alleine im Pausenraum saßen.
„Wir müssen aber jetzt auch unbedingt nach oben, Jule!“ , merkte Frau Schneider ungeduldig an.
„Bist du bereit?” Auf dem Weg wirst du ein richtig braves Mädchen sein. Einverstanden, Jule?“
„Ich nickte kurz und richtete mein Blick Richtung Boden.“
„Okay, wir gehen dann auch gleich, Jule.“ , sagte Frau Schneider im gleichen Atemzug.
Frau Schneider erhob sich und richtete ihren Rock und die Bluse, während ich vom Stuhl krabbelte. Auch meine Kleidung untersuchte sie nach Makeln ab und richtete die kleinen Faltenfehler direkt.
Wie fürsorglich sich doch Frau Schneider gegenüber mich verhielt, etwas, was ich so noch nicht wirklich kannte. „Mir kam der Begriff „Überfürsorglich“ in den Sinn, aber warum gerade ich, stellte ich mir kurz die Frage.“
Es dauerte, bis meine Anspannung danach wieder in mir nachließ.
Sie strich mir noch kurz durchs Haar: „Dann lass uns bitte noch schnell zu Andrea gehen. Ich stelle nur schnell meine Tasche ab und dann gehen wir direkt zu Frau Köhler, in die Kinderabteilung.
Als wir den Personalraum verließen, wartete Andrea schon mit einem freundlichen Lächeln hinter der Kasse.
Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass Andrea außergewöhnlich hübsch war.
Ein blonder, halblanger Bobschnitt mit offenen, runden sympathischen Gesichtszügen unterstrichen ihr attraktives Erscheinungsbild. Die schwarz-weiße Kleiderordnung ließ sie noch eleganter und kompetenter wirken.
Frau Schneider stellte schnell ihre Tasche hinter der Theke ab, sprach noch ein paar Sätze mit Andrea und vergewisserte sich, ob Andrea auch klar kommen würde.
„Die Wäsche und Windeln hier im Korb bitte nicht wieder in die Regale einsortieren. Wir werden sie später noch brauchen und zusammen mit den anderen Sachen hier unten abrechnen.“ Die Hose, Schuhe und den Pullover lassen wir auch hier. Ich nehme Jule so mit in die Kinderabteilung.
„Es ist Zeit für einen kleinen Spaziergang, Jule.“ Ich nickte, für mich klang das sehr verständlich.
„Na komm. Wir gehen jetzt los.“, damit nahm sie mich einfach an die Hand.
Während Frau Schneider und Andrea noch redeten tastete ich vorsichtig meine Windel und den Po ab. Alles saß auch noch wirklich gut und war nicht zu auffällig. Außerdem gefiel es mir, dass das Höschen mit den aufgedrucken Libellen so bequem war. Ich zuckte zusammen, als Andrea mich lächelnd dabei erwischte. Schnell nahm ich meine Hand aus dem Schritt. Amüsiert zog Andrea ihre Augenbrauen nach oben und schmunzelte mich freudig an. „Wirklich hübsch“, rief sie mit zwei hochgestreckten Daumen in meine Richtung. Ich war erschrocken und peinlichst berührt.
Hinter Frau Schneider suchte ich erst einmal eine geschützte Stelle.
„Geht in Ordnung Frau Schneider ich halte hier die Stellung“, versprach Andrea. „Soll ich noch die neu Ware einsortieren?“ „Nein, dass machen wir dann später zusammen, wenn es die Kunden zulassen!“ Sei bitte präsent und vertritt die Abteilung.“ Ich bin dann weg, Andrea!“
„Bis jetzt hast du das richtig super hinbekommen und alles schön angenommen und mitgemacht, oder?“ Also für mich waren das bis hierhin wirklich tolle Stunden mit dir und eine sehr schöne Erfahrung!” , erklärte mir Frau Schneider mit einem Lächeln in ihrem Gesicht.
Der lange Weg durch das Kaufhaus und zu den breiten Treppenaufgang hoch, in die obere Abteilung, brachten wieder etwas Zeit und Ordnung in mein ganzes Gefühlschaos. Während wir uns durch die Gänge zur Treppe schlängelten, erklärte mir Frau Schneider ausgiebig, dass sich gleich Frau Köhler, aus der Kinderabteilung, um mich kümmern würde, wegen der Kleidchen, und das wir danach auch noch in die Schuhabteilung vorbei schauen müssten.
Frau Schneider hatte bereits alles so weit vorgeplant und abgeklärt. Sie erwähnte auch noch, das ihre Töchter gerne und begeistert zu Frau Köhler gegangen sind, um sich dort ankleiden zu lassen.
Frau Köhler hat es immer geschafft meine Töchter vorteilhaft und gut auszustatten. Du musst dir also wirklich keine Sorgen machen, erklärte sie mit ruhiger Stimme. Vorab werde ich mich natürlich noch mit Frau Köhler genau absprechen und sie informieren, damit es dir alles noch viel einfacher fällt.
Frau Schneider blieb die ganze Zeit an meiner Seite und lächelte ermutigend. Das wird jetzt ganz bestimmt sehr spannend und neu für dich. Bist du bereit?
Ich fragte nur: „bleiben sie wirklich die ganze Zeit bei mir?“ , Frau Schneider nickte.
Bei jeden Schritt spürte ich jetzt die doppelte Gummihose, die inzwischen meine Körperwärme, unter der sehr warmen Strumpfhose und dem Spielhöschen, völlig angenommen hatte.
Das fühlte sich grade irgendwie echt gut an. Mein ganzer Körper kribbelte. Zum einen waren da meine etwas feuchten Windeln, die sich mittlerweile wirklich schön anfühlten, wie sie sich warm und weich unter der strammen, gelben neuen Septa und Strumpfhose gegen meinen Unterkörper drückten.
Ich war jetzt ziemlich neugierig und gespannt darauf, was mich wohl bei Frau Köhler und in der Kinderabteilung erwartete. Frau Schneider hatte wohl vorsorglich alle weiteren Schritte bereits im voraus für mich geplant und abgestimmt.
Wenige Minuten später standen wir vor einer nach oben führenden Steintreppe. Von Stufe zu Stufe wurde meine Windel wärmer. Ich genoss bei jedem Schritt das Gefühl der feuchter werdenden Windel und auch vor Aufregung auf die kommenden Ereignisse und den neuen Erfahrungen!
An der oberen Stufe hielt ich kurz an um meiner Blase eine kleine Pause zu gönnen, und atmete einmal tief durch, wobei sich der leichte Druck verringerte. Langsam wurde es warm zwischen meinen Schenkeln, aber das störte mich gerade überhaupt nicht.
Das fühlte sich grade irgendwie echt gut an. Mein ganzer Körper kribbelte. Zum einen waren da meine etwas feuchten Windeln, die sich mittlerweile wirklich schön anfühlten, wie sie sich warm und weich unter der strammen, gelben neuen Septa und Strumpfhose fest gegen meinen Unterkörper drückten.
Dann waren da noch die Gedanken und Hoffnungen, dass mich Frau Schneider weiter darin unterstütze, mein selbst gestecktes Ziel, wie ein kleines Mädchen zu wirken und gekleidet zu sein, auch am Ende des Tages erreichen konnte.
Ich war jetzt ziemlich neugierig und gespannt darauf, was mich wohl bei Frau Köhler und in der Kinderabteilung erwartete. Frau Schneider hatte wohl vorsorglich alle weiteren Schritte bereits im voraus geplant und abgestimmt.
Oben angekommen konnte ich schon mehr Betrieb erkennen. Hier waren wesentlich mehr Kunden unterwegs, als eben unten in der Babyabteilung. Etwa ein gutes Dutzend Mütter mit Kindern in verschiedenen Altersklassen nutzten wohl den Sommerschlussverkauf, augenscheinlich auch dazu um sich neue Kleidung anzuschaffen.
Als wir endlich in der oberen Etage angekommen waren standen wir zuerst in der Haushaltswaren-Abteilung.
Kurz darauf betraten wir die Kinderabteilung und Frau Schneider wurde sofort von einer hochgewachsenen Verkäuferin entdeckt und freudig begrüßt.
„Na sieh mal einer an, wer mich da mit einem Besuch beehrt!“
„Hallo Anne!“
„Hallo Simone!“ Wir sind unten soweit fertig und wären jetzt bereit für deine Ideen und Vorschläge. An mich gerichtet, sagte sie nur kurz; „du wartest bitte einen Moment hier!“
„Ich werde kurz das Thema und den Ablauf vorher mit Frau Köhler besprechen.“
Mehr als ein Nicken und meinen Dackelblick hatte ich nicht anzubieten. Reichte ja aber auch. Vorsichtig setzte ich mich auf einen der drei Stühle, die zu einer Bank und in einer Reihe zusammen gestellt waren. Vor mir entdeckte ich die große Kinderabteilung, die auf linken Seite begann und mit etlichen Regalen und Kleiderständern an der Stirnseite endete. Weiter rechts begann die Schuhabteilung mit geordneten, schrägen Regalen, die gefüllt mit Schuhen waren.???
Meine noch gut gefüllte Blase ließ tröpfelnd etwas von ihrem Inhalt freien Lauf. Ein bis zwei Mal rutschte ich auf der grauen, harten Sitzfläche hin und her, um eine geeignete Position zu finden, damit sich meine Blase leichter entlasten konnte.
Ich genoss diesen entspannten Moment, wo sich meine Blase dann ganz entleerte und ließ dabei weiter den Blick über die inzwischen belebte obere Etage, mit der beheimateten Kinderabteilung schweifen.
Aus der Sitzecke der Kinderabteilung, sah ich wie Frau Schneider und die hochgewachsene Frau eine Zeitlang redeten. Inzwischen sah ich auch einige Mütter mit ihren jugendlichen Anhang, zwischen den unzähligen Ständern und Regalen kreuzen.
Ich blickte mich immer noch neugierig um und begann langsam, mich mit der ungewohnten Umgebung vertraut zu machen. Die Wände waren in einem hellem Orange und die Regale standen in einem dunklen Mahagoni, wie gehorsame Soldaten, in Reihe und Glied davor. Dazwischen hingen viele bunte Stoffe, wie die Nationalflaggen-Farben aller Länder dieser Welt. Hier und da standen Stehlampen in mattem Gold und aus einzelnen Bilderrahmen blickten Disneyfiguren in die großzügige Kinderabteilung. Dekorativ war mittig ein beidseitig einsehbarer Spiegel aufgebaut.
Das hier war anders als in meinen Versandhausbibeln, wo ich ungehemmt vor- und zurückblättern konnte, oder mich nach belieben Minuten- und Stundenlang mit Einzelheiten, Kleidchen oder Unterwäsche aufhalten konnte.
„In der Kinderabteilung ist Frau Köhler für alles zuständig. Sie wird sich jetzt gleich um dich kümmern und dich beraten“, erklärte mir Frau Schneider nur kurz.
„Bei Kinderbekleidung kennt sie sich einfach besonders gut aus, sehr viel besser als ich das könnte.“
Die sehr große Frau, war deutlich schlanker als Frau Schneider und so um die dreißig. Ihre blonden Haare lagen auf ihren Schultern.
Die Verkäuferin, kam kurz darauf mit Frau Schneider zu mir.
„Hallo, ich bin Frau Köhler sagte sie in gebeugter Haltung zu mir und bin hier für die Kinderabteilung zuständig.“
„Na, und wer bist du denn?!“
Ich wusste irgendwie nicht wirklich, wie ich mich jetzt verhalten und geben sollte. Auch weil ich das Gespräch der beiden Frauen nicht verfolgen konnte. Mit einem flehenden Blick Richtung Frau Schneider erhoffte ich mir Hilfe. Sie nickte mir nur aufmunternd zu. „Deinen Name kennst du doch!“, war aber ihre einzige Hilfe. Ich rückte erst einmal etwas näher an Frau Schneider. Mein schlechtes Gewissen war wieder da. Ich wusste ja nicht, was Frau Schneider über mich erzählt hatte, aber ich war mir sicher, dass es kein klares Bild meiner jetzigen Gefühlswelt sein konnte. Selbst ich schwankte ja ständig zwischen Alice im Wunderland und Struwwelpeter.
„Hallo, Frau Köhler“, sagte ich leise und fragte mich, wie ich mich richtig vorstellen sollte, mit Nachnamen oder Vornamen, oder gleich mit beidem? „Ich heiße Zufall!“ Ähm, ja nein Jule, ach eigentlich wirklich richtig Julian!“
Frau Köhler schmunzelte: „Oh, das ist ja sehr brav von dir, aber nenn mich doch einfach Simone, Maus!“
Ihre Stimme passte so gar nicht zu ihrer Größe. Sie war zart, leise und fein, im Gegensatz zu ihrer auffallenden Größe. Sie überragter Frau Schneider bestimmt um fast einen Kopf und war sportlich schlank. Über ihr leicht sonnengebräuntes Gesicht lag eine blonde, einsame Strähne, die sie noch freundlicher erscheinen ließ. Frau Schneider hat mir von den Einkaufswünschen deiner Stiefmutter schon etwas erzählt.
„Aber sehr viel wichtiger ist ja was dir gefällt und zu dir passt, mmhhh Schatz oder was meinst du?!“ Dann überlege dir schon mal welche Farben du magst und ob du es lieber elegant oder sportlich möchtest.
„Es sollen also die ersten Kleidchen in deinen Schrank einziehen, richtig?!“
„Dann bist du jetzt bestimmt ganz schön aufgeregt und freust dich bestimmt ganz toll.“
„Hmm…ja, das auch!“ sagte ich knapp.
„Frau Schneider möchte auch ganz gerne weiter in deiner Nähe bleiben.“ „Das ist doch toll und ist für dich bestimmt auch in Ordnung, wenn deine Mami schon nicht dabei sein kann?! Dann kann Anne, also Frau Schneider dir notfalls helfen, wenn du auch damit einverstanden bist!”
Natürlich war ich das.
Deine Stiefmutter muss ja bei deiner kränklichen Stiefschwester zuhause bleiben. Eigentlich sehr schade, aber wir schaffen das auch alleine zusammen, sagte sie mit einem Augenzwinkern und einem überschwänglichen Lächeln, in ihrem Gesichtsausdruck.
„Auf was freust du dich denn am meisten, Jule?“
Hätte ich wirklich die freie Auswahlmöglichkeit, dann wäre mein Wunschzettel bestimmt so lang, wie der gesamte Erdumfang. Natürlich nur auf das bezogen was die erste Kleiderauswahl betraf. Alles andere stand auf einem weiteren Monsterzettel. Leider war das hier nicht die Sendung „Wünsch dir was“. Meine anderen Wünsche mussten also erst einmal auch weiter geheim bleiben.
Ich musste auch weiter den ahnungslosen, unterdrückten Jungen spielen, der sich an eine neue Welt und neue familiäre Spielregeln gewöhnen musste. Nur das diese Wünsche schon längst meine Gedankenwelt, aus ganz eigenen Antrieb, beherrschten beziehungsweise fast nichts anderes mehr zuließen.
Ein paar Minuten später forderte mich Frau Köhler schon auf ihr zu folgen.
„Was machen wir denn?!“
„Wie wäre es, Jule, wenn wir beide einen kleinen Rundgang machen und ich dir alles zeige?“ schlug Frau Köhler vor.
„Ich dachte, ich zeige dir zuerst einmal, was wir so alles, tolles für Mädchen an Kleidern hier haben. Dazu müssen wir aber zuerst da rüber, zu den Regalen.“
„Kommst du?!“ Das tat ich dann auch. Wir mussten quer durch die ganze Abteilung, bis wir vor einem prallgefüllten Eckregal standen.
Eigentlich war ich ja bereits Profi in Sachen Mädchenkleider. Hatte ich doch in den letzten Jahren die kiloschweren Versandkataloge intensiv und ausgiebig studiert. Ich wusste praktisch alles, was in den letzten Jahren modisch war oder jetzt aktuell angesagt ist. Vom ersten Moment an war ich diesen Dingern, auch wegen mangelnder Alternativen, so sehr verfallen.
Jede freie Minute blätterte ich in den bunten Bibeln des Konsums. Alte Exemplare rettete ich regelmäßig vor dem familiären, offenen Osterfeuer. Hier im Dorf hatten wir Zeit. Sehr viel Zeit. Selbst die Schule war kein wirklicher Zeitfaktor. Andere Hobbys hatte ich kaum. Fußball gehörte auch nicht so wirklich zu meinen Aktivitäten. Nur der Sommer füllte, mit regelmäßigen Reit- und Schwimmstunden, mein unerfülltes großzügiges Freizeitkonto.
Mit, „da wären wir“, stoppte Frau Köhler den kleinen Ausflug durch die Gänge der Kinderabteilung. Frau Schneider hat dich ja schon vermessen. Sie hat mir auch verraten, das für dich bestimmt schon die Größe 140 reichen könnte. „Wie alt bist du denn, wenn ich fragen darf?!“
Ich fand die Frage peinlich. Frau Köhler brauchte aber Anhaltspunkte. Sie bohrte einfach weiter. Ich brauche ein paar Informationen damit ich ungefähr einschätzen kann, was dir gefallen könnte. In deiner Größe haben wir recht viele Möglichkeiten, wie du siehst. „Und möchtest du mir jetzt dein Alter verraten?“ Ich biss die Zähne zusammen und gab mir einen Ruck. „Fast Neun“, mogelte ich mit einem ganz, ganz schlechten Gewissen.
So, so…..fast „Neun“ schon, wiederholte Frau Köhler meine Aussage hörbar skeptisch. „Ach wirklich, das ist ja sehr interessant!“ Mhhh…, da hätte ich mich jetzt aber ganz schön verschätzt, dein richtiges Alter zu erraten und zu bestimmen. Da wäre ich doch fast in ein Fettnäpfchen getreten mit meinen geschätzten sieben Jahren. Meine eigene Tochter möchte nämlich gern immer älter sein, dabei habt ihr das süßeste Alter und seit noch so herrlich verspielt und verträumt. Und man kann euch noch alles niedliche anziehen.
Inzwischen war mir klar, dass ich selten oder fast gar nicht mehr als ein 14 Jähriger, der ich wirklich war, bezeichnet und erkannt wurde. Offensichtlich gab ich im Erscheinungsbild und im Vergleich zu anderen den Eindruck ab, irgendwas zwischen 7 und 9 Jahre alt zu sein. Zu mindestens bei den meisten die ich bisher hier kennen gelernt hatte.
Warum eigentlich sollte ich dann diese Rolle nicht auch spielen und erfüllen. War es nicht sogar von Vorteil, wenn ich mich dem fügte und mich darauf einließ? Mit den bisher gemachten positiven Erfahrungen versuchte ich mich wirklich so zu geben.
Aus Erfahrung wusste ich, dass ich nicht die wirkliche Durchschnittsgröße für mein tatsächliches Alter widerspiegelte. „Ah, danke!“ „Ich zeige dir dann mal Kleidchen für die Kleinen und dann auch welche für die größeren Mädels. „Du liegst mit deiner Größe und Figur ja eigentlich noch eher bei den Mini, eigentlich fast noch darunter erklärte mir Frau Köhler auf dem Weg.
Die Regale waren prall gefüllt mit Kleidern in allen Längen, verschiedenen Größen, Farben und Stilen.
Meine Augen leuchteten, als ich all die Möglichkeiten sah, die sich vor mir befanden. Ich konnte es kaum erwarten, alles zu sehen und vielleicht später auch anzuprobieren.
Hier waren praktisch alle Modelle im Regal, die ich mir schon immer gewünscht hatte: Gepunktete, Karierte, kurze und lange Kleider, mit Motiven von Tieren oder Kreisen, blaue, rote, gelbe und grüne, praktisch der gesamte Versandkatalog, nur eben alles zum Greifen nah. „Alles da… in meiner Größe erhob sich praktisch ein leuchtender Regenbogen über einer unendlichen Blumenwiese.
Ich musste mir das einfach alles ansehen. Die bunten Stoffe und Farben übten eine geradezu magische Anziehungskraft auf mich aus. Frau Köhler bemerkte meine träumerische Neugier. „Hast du eigentlich eine echte Lieblingsfarbe oder eine andere Vorliebe, für Tiere, Motive oder Blumen?“
Ich wollte gerade antworten, als sie sich leise zu mir beugte und sagte: „Du kannst gerne noch schauen und dir dabei Gedanken machen, es sind ja schließlich deine ersten Kleidchen, nicht wahr.“
Ich nickte und konzentrierte mich sofort wieder auf die vielen Kleidchen. Wenn es nach mir ginge, könnte ich hier noch Stunden stehen und Staunen. Es machte mir noch viel mehr Spaß als durch die Kataloge zu blättern, und es fühlte sich so gut an, alles mit den eigenen Augen zu sehen und so nah an meinem nächsten Ziel zu sein. Vor lauter Begeisterung reagierte auch meine Blase, doch ich ließ mich nicht ablenken. Die warme Nässe zwischen meinen Schenkeln erhöhte noch zusätzlich meine innere Aufgeregtheit.
„Und Jule, hast du schon einige Ideen für dein Kleidchen?“
Ich hörte nur noch die warme Stimme von Frau Köhler, sie nahm meine Hand in ihre Hand, drehte mich leicht zu sich hin und betrachtete mich genauer mit einem anerkennenden Blick. „Du siehst wirklich süß aus, Jule. Ich glaube, dir steht Prinzessin ganz toll und Benehmen liegt dir ja auch.“
Ich wusste nicht, ob das stimmte oder was Frau Schneider ihr schon erzählt hatte. Vielleicht wollte sie mich einfach nur nicht kränken Ich fühlte mich doch so unendlich schlecht, während ich dieses kleine Kino- , oder Theaterstück vorführte ohne wirklich zu wissen was sich mein Umfeld hier im kleinen Kaufhaus dachte. Meine eigenen Gedanken ließen mich frösteln.
Frau Köhler sagte nichts weiter, sondern sah mich einfach nur an. Dann stand sie auf und lächelte sanft.
Jule möchtest du mir verraten was du am liebsten ma……….
Mhh, ja…..schon irgendwie! Am liebsten fröhlich, leuchtende Farben, wie hellblau, gerne Rottöne – auch die blassen, Grün, Gelb und Orange oder alles gemischt, wie ein toller Blumenstrauß. “Das sind wirklich hübsche, brauchbare Anhaltspunkte.“ Frau Köhler lächelte. Da werden wir bestimmt zusammen etwas passendes für dich finden.
Die größeren Mädels mögen lieber Röcke und Blusen oder schlichtere Kleider tragen, wie ihre Mutti´s halt. Ich finde du kannst noch sehr gut Kleidchen für Minis tragen, da haben wir noch sehr hübsche Sets und Kombinationen. Das sieht eigentlich auch immer angezogener und knuffiger in deinem Alter und deiner Größe aus.
Meine Erfahrungen und Idee für deine ersten Kleidchen liegen mehr bei den praktischen Mini-Mädchen-Modellen. Die kannst du dann einfach über dein Köpfchen anziehen. Haben einen süßen, weiten und niedlichen A-Schnitt, mit vielen tollen Blümchendrucken und abgestimmte, zarte Farbkombinationen.
Bei den richtigen Größen und Modellen für dich fangen wir erst einmal bei den Größen 110-128 an. Da finden wir ganz bestimmt schon etwas passend hübsches für dich. Das verspielte passt noch gut zu deinem jetzigen „Ich“!
Mit klassischen Schnitten und Kleidern kann ich mich bei deiner Figur und Größe noch nicht wirklich anfreunden.
Ich zeig dir mal eine wirklich schöne Kombination, die ich mir angezogen gut an dir vorstellen könnte.
Sie schob gekonnt und zielsicher ein paar Kleider, im Regal zur Seite und zog dann etwas rotes aus dem ganzen Stoffgewirr.
„Das 3er -Set gehört so zusammen, es ist praktisch für alle Anlässe – Schule, Freizeit und besondere Geburtstage. Gefällt es dir?“
Ich schnappte nach Luft um Zeit für eine Antwort zu finden.
Die Kombination in ihrer Hand bestand im Wesentlichen aus einer, in kräftigen kirschrot gehalten Baumwoll-Tunika, in A-Form mit bestickten Blümchenmuster – am Kragen und den zwei aufgesetzten Taschen. Einem passenden Höschen mit weißen Pünktchen, so wie eine wahlweise abgestimmte Bluse oder Rolli mit Bordüre. Das Kleidchen ist wirklich toll für den Anfang, weil es durch ein Taillengummi unten schön weit fällt und auch nur bis zur Mitte vom Oberschenkel geht. So hast du immer genug Freiraum um dich wirklich frei und ungezwungen zu bewegen, oder auch damit zu spielen. Bei deiner Größe und deinem ersten Kleidchen wirkt es recht unschön und engt dich ein, wenn es zu weit unterm Knie endet. „Weniger ist mehr, schob Frau Köhler mit einem breitem Lächeln und schmunzelnd hinterher.“
„Das Kleidchen ist zwar kurz aber nicht wirklich zu kurz für dich“, erklärte mir Frau Köhler überzeugend freundlich.
„Könntest du dir so etwas schon an dir vorstellen, oder lieber dann doch nicht?”, fragte Frau Köhler ein weiteres Mal.
Vor Aufregung begann ich auf zwei Ebenen zu schwitzen, die Untere war ja noch gut geschützt, oben kam noch zusätzlich meine auffällig rote Gesichtsfarbe dazu, als ich endlich ein Stück meiner Stimme wieder fand.
Mhhh…ja, Frau Köhler brauchte von mir eine Antwort, aber das… ich fühlte mich eingeschüchtert und gerade noch etwas überfordert.
Ich zuckte mit den Schultern und setzte ein schüchternes Lächeln auf und senkte dabei kurz den Blick: „Das sieht sehr hübsch aus!“
„Das ist doch schon mal ein Anhaltspunkt. Sie musterte mich und deutete dann zum Rollständer: „Sollen wir das schon mal für dich dort aufhängen?“
„Hmm, ja bitte!“, gab ich kleinlaut zurück und wischte mir dabei meine Augen aus.
„Gut gemacht, Maus. Du darfst mir ruhig deine ganz eigenen Wünsche erzählen.“ Du möchtest doch bestimmt nicht ein falsches Kleidchen in deinem Schrank hängen haben, oder doch?“
“Möchtest du das gleich vielleicht mal anprobieren?”
„Jetzt, etwa hier?!“, fragte ich überrascht.
„Nein, natürlich nicht sofort, erst wenn wir wieder in der Kabine sind und wir noch weitere Kleidchen zur Anprobe für dich rausgesucht haben.“
Die nächsten 10 Minuten verbrachte Frau Köhler ausgiebig damit, mir die Unterschiede zwischen Rock, Latzrock, Trägerkleidchen, Hängerchen, Tunika, A-Linie, Plissee und Kellerfalten zu erklären.
Bei der Aufklärung in Sachen Form und Falten hätte ich mir so sehr gewünscht, dass ich damit wirklich aufgewachsen wäre.
„Ich denke, für dich kommen bei deiner Größe und Figur nur Röcke, mit Trägern, in Frage!“, du bist einfach noch viel zu schmal, murmelte Frau Köhler.“
“Eigentlich ist das ganz einfach zu prüfen”, meinte Frau Köhler knapp. Und damit griff sie mir auf Höhe meines Po´s mit beiden Händen um die Hüfte. „Du hast ja nichts wo ein Rock wirklich halten könnte, Maus!“ Überrascht durch den Griff und die Aussage konnte ich nicht wirklich etwas sagen.
Ich hole kurz einen Rollständer, damit wir unsere Auswahl auch gleich bequem mit zur Kabine nehmen können. Wartest du bitte hier. Dabei kannst du aber auch gerne selbst mal schauen. Schau einfach bei den Größen 110-134, und dann verschwand sie hinter einer Tür des Rundgangs.
Vor mir alles Kleider, aus einer völlig anderen Galaxie, die dazu auch noch in allen Farben des Universums leuchteten und stark auf mich wirkten. Ich sog alles wie ein Schwamm auf. Aufgeregt stand ich vor einem riesigen Schaufenster meiner Sehnsucht – real und aus 1001 Versuchungen. Die weit schwingenden, bunten Röcke und Kleider, die die Nachbars-Mädchen an den gemeinsamen Spieltagen, bei Gummitwist und Huckekästchen trugen. Verdammt, ich liebte es, alles!!!
Autor: Soe Lückel02 | Eingesandt via Formular
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Die Geschichte zieht sich einfach und es entwickelt sich keine neue Handlung. Alles ist vorhersehbar und die Charaktere werden nicht wirklich tiefgründig entwickelt
Ja hallo Pampersmausi,
du hast sicherlich recht mit deiner Kritik, aber letztlich beschreibt und umfasst der Zeitstrahl gerade mal knapp vier Stunden. Wie sich in vier Stunden etwas dramatisches im Charakterlichen ändern kann ist mir nicht wirklich klar.
Ist der Weg im realen von der einen auf die andere Seite wirklich immer so kurz und sprunghaft???
Klar hier wird immer sehr schnell sofort Vollzug erwartet – mein Prozeß hat halt sehr viel länger gebraucht. Daher fehlt mir vielleicht auch die Fantasie für Quickies.
Schade das ich dich nicht mit meiner Geschichte mitnehmen kann. Oder diese Geschichte passt mit meinem Hobbydillettantismus einfach nicht hier her.
Vielen dank für deine offene Kritik.
Beste Grüße ……………………Soe
Da bin ich einfach anderer Meinung, die Geschichte entwickelt sich sehr gut, die Handlung gefällt mir sehr gut, du hast vielleicht einfach keine Geduld. Das Lesen ist bei dir vielleicht eher flüchtig oder du bist einfach nicht in der Stimmung für diese Geschichte. In anderen Geschichten wird auch oft die gleiche Handlung niedergeschrieben, mal zum Doktor, mal in den Zoo, mal auf den Spielplatz, Windelwechsel am Morgen, Mittag und Abend, alles schon hundert Mal gelesen, aber eine Handlung in einem Kaufhaus finde ich immer noch spannend und speziell. So sind eben die Leser verschieden. Bitte nicht alles immer niederreissen. LG Petra
Hallo Petra,
danke für deine bereichernde und erklärende Kritik. Es freut mich ungemein, dass du immer noch so begeistert von „Die Lehre“ bist, obwohl so viel verzichtbare Zeit zwischen Kapitel 12 und 13 lagen.
Das freut mich ganz besonders, zumal diese Geschichte immer auch sehr harte, negative Kritik und Resonanzen erhalten hat. Da stellt man gerne sein Gestalten und ersten Versuch in Frage. Vielleicht liegt meine Dünnhäutigkeit auch einfach an der ziemlich ausgedünnten Resilienz.
Intensive Grüße aus der Anstalt Soe
Hallo Soe,
das mit der Dünnhäutigkeit geht mir gleich. Irgendwie ist es wie wenn ein Sänger auf der Bühne steht, alle starren auf seine Lippen und er singt einen eigenen Song, der ihm viel bedeutet, den er komponiert hat. Dann kann eine kleine Bemerkung, muss nicht mal eine Kritik sein, sein Herz brechen oder ihn traurig stimmen. Es ist immer so wenn man etwas kreiert, dann fühlt man 100x mehr, als wenn man konsumiert. Aber mit der Zeit lernt man, dass man es eigentlich nur für sich alleine macht, weil man Freude daran hat, etwas zu schaffen, zu schreiben, Musik zu machen etc. Dieses Gefühl kennt ein Konsument nicht. Denke immer daran, dass du es in erster Linie für dich machst…. und da kann mal ein Ton daneben sein, ein Rechtschreibefehler sich einschleichen…. was solls ….. ich freue mich immer, wenn ich von dir lese, „die Lehre“ oder „was bleibt“…. in mir lebt diese Geschichte, danke. Liebe Grüsse Petra
Ich kann gerne helfen was Lesbarkeit und so angeht. Hab heute 10 Kapitel der Geschichte gelesen. Es sind auch einige Fehler enthalten. Weiß ja nicht ob bisher irgendjemand die Geschichte korrektur gelesen hat.
Gruß
frecherDaxxx
Hey, frecherDaxxx
das klingt ja großartig. Nein, bisher hat niemand Korrektur gelesen. Das Werk hat bis jetzt noch ähnlich viele Kapitel. Danke für dein nettes Angebot. Gerne möchte ich in den nächsten Kapiteln auf deine freundliche Hilfe zurück greifen.
Liebe Grüße ………So
Hallo Soe,
vielen Dank für Deine wunderbare Geschichte! Ich finde den inneren Konflikt von Julian sehr spannend. Infolge seines medizinischen Problems wurde er von Schulkameraden ausgegrenzt und von seinen Eltern bekam er auch kaum unterstützung. Seit diesem Teil wissen wir, dass er viel Zeit bei den Nachbarsmädchen verbracht hat. Aber er scheint sich in der Kindheit ständig angepasst zu haben. Mit Frau Schneider kriegt er die Chance, nochmal Kind sein zu dürfen. Und die Einkaufsliste ist der geniale Plan, seine Rolle als 9-jährige Jule glaubhaft spielen zu können.
Frau Schneider wird ihm sicher helfen, sein Selbtsvertrauen zu finden und seine Einzigartigkeit zu entdecken und etwas Grossartiges daraus zu machen.
Macht er seine Lehre in einem Krankenhaus? Ich könnte ihn mir gut als Pfleger in einer Kinderabteilung vorstellen. Seine Sensibilität und Empathie würde bei den kleinen Patienten sicher gut ankommen und könnte zu spannenden Geprächen und Erfahrungen führen.
Herzlichst,
Dr. Windelrecht
Sehr geehrter Herr Doktor,
ich habe mich so sehr über die positive Kritik und Begeisterung gefreut. Mein ganzes Denken und Fühlen steckt in der Geschichte und bereits in der Folgegeschichte „Das was bleibt“ und doch spornt mich die nette Kritik noch mehr an.
Auch wenn ich bereits sehr viele Emotionen, authentische und fiktive Dimensionen eingeflochten habe sind mir einige Abschnitte noch zu wenig tief und schlampig formuliert.
Ich verliere mich noch zu sehr im realen und vergesse zu häufig den/die Leser*innen mitzunehmen.
„Krankenhaus??!!!“ ,chapeau ………..sehr nah dran, aber nicht wie Sie vermuten. Bleiben sie gespannt…………….
Liebe Grüße aus dem **************
liebe Grüße aus dem Schreibzimmer sollte da stehen
Soe
Hallo Soe,
lass dich nicht aus dem Konzept bringen – indem du über Jules Tagträume dem Leser wichtige Anhaltspunkte für Ihr jetziges Dasein geliefert hast, werden viele Eigenschaften von Jule endlich leichter verständlich !
Und den Weg über die „Tagträume“
zu gehen, empfand ich als eine prima Idee von Dir .
… und keiner wird dazu gezwungen, diese Geschichte zu lesen !
…
Was das Korrektur Lesen und vielleicht auch den einen oder anderen Content Imput betrifft,
kann ich Dir möglicherweise meine Hilfe anbieten – allerdings lieber für die Geschichte, bei der sich Jule bei Anne befindet, denn zu dem „kleinen Kaufhaus“ habe ich eine zu große innere Distanz, und könnte Dir daher Dort kaum eine Hilfe sein !
Trotzdem finde ich, daß Du auch diese Geschichte langsam für eine größere Leserschaft interessanter gestaltest, als es in den Anfangskapiteln der Fall war.
Schreib hier einfach, möglichst im Stile dieses Kapitels weiter !
… und um zu wissen, ob ich Dich bei Deiner anderen Geschichte unterstützen kann, müsste ich noch wissen wie viele Kapitel Du dort in welchem Abstand noch zu veröffentlichen gedenkst, um den Aufwand abschätzen zu können.
LG von Windelspiel
Hui Windelspiel!
Freue mich immer über deine qualifizierte, offene Kritik, zumal du allerhöchsten als Sympathisant der „Lehre“ gezählt werden kannst. Dazu gehört schon eine gewisse Haltung und Überzeugung.
Danke dafür……
Wenn “deine Kritiken” etwas nicht sind, dann trivial, banal, fad und langweilig. Zu Beginn (bis Kapitel XIII) kann man den Eindruck haben, dass die Geschichte eine reine Shopping Tour ist und bleibt. Wenn man aus diesem Grund die Story abbricht, entgeht einem leider der Kern der Geschichte, der sich vielmehr um die Vielschichtigkeit von Beziehungen, Vertrauen und Gefühlen dreht.
Das liegt natürlich auch darin begründet, dass ich bezüglich Schreiben nicht ein mal rudimentäre Fähigkeiten besitze. Zudem bin ich selbstverliebt in die Story.
Danke, dass du mir die Hand reichst. Gerne würde ich die Hilfestellung (in „Das was bleibt) zu gegebener Zeit in Anspruch nehmen :-).
Hmmm… Anzahl der Kapitel?! Im Moment liege ich bereits bei ähnlichen 13 Kapiteln +++.
Beste Grüße Soe
Hy soe
Ich finde Geschichte gut
Der Titel der Geschichte ist aber total Thema verfehlt.
Er müsste “ Die Anprobe “ heißen.