Die neue Mitschülerin (19)
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Kapitel 19: Eine unerfreuliche Wendung
„Hey Anna, können wir uns nachher treffen? Ich brauche wen zum Reden…und Tamara ist im Moment im Urlaub in den Bergen…“ – Anna wusste nicht, wie sie auf Pias Bitte reagieren sollte. Sie hatte den Tag schon damit verplant, mit Patricia und Chris ins Freibad zu gehen. Pias Text las sich aber eher so, dass ein Vier-Augen-Gespräch angebrachter wäre.
„Hey. Können wir gerne…allerdings ist Patricia im Moment bei mir und wir wollten gleich mit Chris ins Freibad…ist das ok, wenn die beiden dabei sind?“, versuchte Anna, den bestmöglichen Kompromiss zu finden.
„Hm…geht Patricia gerne shoppen?“, kam prompt die Antwort. Typisch Pia, dachte Anna, ehe sie ihre Frage mit „Ja“ beantwortete.
„Dann gerne. Ein großes Geheimnis ist es nicht. Bzw. wird es nicht. Ich brauche nur dringend mal eine Freundin…“, beendete Pia das schriftliche Gespräch von ihrer Seite aus. Auf Annas „Wir müssen dir auch was erzählen, das glaubst du nicht.“ reagierte sie nicht mehr.
Chris und Patricia erklärten sich sofort einverstanden, den Nachmittag nicht zu dritt, sondern zu viert zu verbringen. Um kurz nach 14 Uhr rollten die beiden mit Anna zusammen und ihren Fahrrädern, im Fall von Patricia mit dem geliehenen Fahrrad von Annas Mutter, am Freibad an und wurden schon von Pia erwartet.
„Da seid ihr ja endlich.“, begrüßte sie die drei etwas ungeduldig, ehe sie auf Patricia zuging und die beiden sich vorstellten. Sie gingen ins – in Anbetracht des guten Wetters erstaunlicherweise – nicht allzu gut besuchte Freibad und suchten sich einen Platz eher abseits der größten Menschenansammlung.
„Ich geh mich dann mal umziehen.“, sagte Chris und wartete, dass die anderen drei sich im anschlossen.
„Ehm…ich nicht. Ich hab meinen Bikini schon drunter.“, erwiderte Anna.
„Ich meinen auch.“, fügten Pia und Patricia nacheinander hinzu. Chris stapfte also allein los zu den Umkleidekabinen, musste kurz warten, bis eine frei wurde und er sich seine Badehose anziehen konnte. Als er zurück an ihrem Platz war, hörte er bereits, wie vor allem Patricia von den Erlebnissen des Vortages berichtete, während Pia gebannt zuhörte.
„Ach du Scheiße!“, fasste diese die Geschichte zusammen, „Ist bei euch alles gut? Habt ihr euch selbst irgendwie verletzt oder so?“, wollte sie schließlich noch wissen.
„Nein, alles gut.“, antwortete Patricia, „der Arsch hat mich zwar einmal am Unterarm erwischt, aber das tut nicht weh. Und ich bin sowieso hart im Nehmen. Kampfsport, verstehst du?“
„Ah, deshalb bist du auch so gut alleine mit ihm fertig geworden?“, ging Pia ein Licht auf.
„Naja, Chris hat mir dann ja noch geholfen. Alleine wäre er mir früher oder später vermutlich doch entwischt.“, würdigte Patricia noch die Unterstützung, die sie erhalten hatte, ehe sie vorschlug, ins Wasser zu gehen, nun, da Chris umgezogen sein.
Knapp eine Stunde, die sie abwechselnd damit verbrachten, vergeblich zu versuchen, den Geschwindigkeitsrekord auf der Wasserrutsche zu brechen, vom Drei-Meter-Brett und vom Fünf-Meter-Turm zu springen oder sich im Freizeitbecken einen kleinen Stoffball zuzuwerfen, war vergangen, ehe die vier zu ihrem Platz am Rand der Liegewiese wieder ankamen. Gerade hatten sie sich in ihre Handtücher gewickelt, als Anna Pia fragte, weshalb sie denn reden wollte.
Pia schluckte kurz und kam dann wie für sie üblich direkt zum Kern der Sache: „Ben und ich haben uns getrennt.“, war ein dezentes Schluchzen von ihr zu vernehmen.
„Oh nein, das tut mir leid.“, sagte Anna, die kurz aufstand, um Pia in den Arm nehmen zu können. Dies schien ihr gut zu tun. „Darf ich fragen, was passiert ist?“, fragte Anna weiter.
„Naja…er hat Schluss gemacht.“, sagte Pia und wischte sich eine Träne von der Wange, „Er ist nach Stuttgart gezogen. Er fängt da ein Studium an. Deswegen hat er Schluss gemacht.“
„Aber das ist doch kein Grund!“, empörte sich Patricia.
„Naja. Fernbeziehung ist halt kacke.“, erwiderte Pia, „Herzschmerz ist kacke. Alles ist kacke.“, schloss sie wenig produktiv ab, löste sich aus Annas Arm und kramte kurz in ihrer Handtasche. „Pia, seit wann rauchst du?“, fragte Anna, als sie sah, dass Pia eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug hervorholte.
„Seit Ben Schluss gemacht hat. Ich hab mich an dem Abend bei meiner Schwester ausgeheult und sie dann so lange angebettelt, bis sie mir eine von ihren Zigaretten gegeben hat. Ich weiß, voll schädlich und so, aber es hilft gegen den Schmerz. Und ich rauche auch nicht viel. Im Moment vier oder fünf am Tag.“ Mit diesen Worten zündete sich Pia eine Zigarette an, inhalierte den Qualm und drehte den Kopf weg, damit sie ihn nicht in Richtung ihrer Freunde blies.
„Ooookay…“, wusste Anna nicht, wie sie darauf reagieren wollte, Chris und Patricia gingen es ähnlich, wobei Patricia die richtige Reaktion dadurch erschwert wurde, dass sie Pia ja erst vor einer guten Stunde kennengelernt hatte.
„Ihr müsst das nicht gut finden.“, sagte Pia ihren Freunden.
„Schon ok“, versuchte sich Anna erneut an einer halbwegs aussagekräftigen Reaktion, „ich versuche das zu verstehen. Und ich kann mir vorstellen, dass es echt so eine Down-Phase, wie du sie gerade hast, erträglicher macht. Was sagen denn deine Eltern dazu? Wissen die das schon?“
„Ja. Haben es direkt an dem Abend herausgefunden. Begeistert waren sie nicht, aber haben sofort eingesehen, dass sie es mir schlecht verbieten können. Die rauchen ja selber auch. Dass sie also schlechte Vorbilder sind, haben sie sofort eingesehen. War bei meiner Schwester wohl damals auch so, als sie herausgefunden hatten, dass sie raucht.“, erklärte Pia.
„Ich glaube, ich kann nur erahnen, wie du dich fühlst. So eine Trennung muss ich nicht unbedingt erleben.“, versuchte Chris, sich empathisch zu zeigen.
„Wirst du doch wohl auch nicht. Ich meine, Anna und du, ihr passt doch perfekt zusammen. Und dir hat bestimmt auch an Silvester keiner gesagt, dass sie dich nur ins Bett kriegen will.“, konnte Pia ihren Zynismus nicht zurückhalten, während sie weiter an ihrer Zigarette zog.
„Was?“, fragten die anderen drei gleichzeitig.
„Ach…ich war ja an Silvester mit Ben und ein paar seiner Freunde unterwegs, haben auch gut was getrunken. Jedenfalls hat mich dann einer zur Seite genommen, Adrian heißt er, und mich gewarnt. Ben würde mich nur ins Bett kriegen wollen und mich danach relativ schnell abschießen. Hab aber gedacht, Adrian wäre vielleicht in mich verschossen und würde deswegen sowas behaupten. Heute weiß ich es besser.“, plauderte Pia weiterhin aus dem Nahkästchen.
„Inwiefern? Also wie ist es weitergegangen?“, wollte Patricia wissen.
„Also Ben hat mich nicht bedrängt oder so, sondern war ganz geduldig. Im Februar hatten wir dann unser erstes Mal, von da an recht regelmäßig. Rückblickend betrachtet hätte ich merken müssen, dass es ihm in den letzten Wochen nicht mehr so gefallen hat. Das mit Stuttgart hat er auch entschieden, ohne mit mir abzusprechen.“, erzählte Pia weiter.
„Wie mies. Und wie geht’s dir jetzt in Anbetracht der Situation?“, fragte Anna.
„Beschissen, wie sonst?“, fragte Pia, die eine Plastikdose, in der dem Aufkleber zufolge einmal Brotaufstrich gewesen war, aus ihrer Handtasche hervorholte und die Zigarette darin ausdrückte.
„Das Erste, was mir meine Eltern hierzu beigebracht haben: Wiesen, Wege und Straßen sind keine Aschenbecher.“, erklärte sie ihr Handeln, als sie merkte, dass sie fragend angeschaut wurde, „im Ernst: Achtet mal darauf, wie viele Leute ihre Kippen einfach irgendwo hin werfen.“
„Darüber habe ich nie nachgedacht. Ist aber auch logisch, ich meine, Müll von einem Schokoriegel wirfst du ja auch nicht einfach so irgendwo hin.“, kommentierte Chris.
„Genau. Sollte man zumindest nicht.“, stimmte Pia zu, „und zu deiner Frage zurück, Anna: Ehrlich gesagt fühle ich mich ein bisschen ausgenutzt. Also nicht dass es nicht gerade am Anfang eine schöne Zeit war. Aber dass er mich wohl doch nur ins Bett kriegen wollte…“
„Warst du vorher eigentlich Jungfrau?“, fragte Patricia, „ähm…sorry, wenn das zu direkt ist. Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst.“
„Alles gut. Ich würde wohl auch solche Fragen stellen.“, beruhigte Pia sie, „ja, war ich. Das bereue ich auch nicht, mit Ben das erste Mal gehabt zu haben. Wie gesagt, es ist eher der Gedanke, dass er wohl nur das wollte, der mich belastet. Von Jungs habe ich jetzt erstmal auf jeden Fall genug.“
„Kann ich verstehen…“, antwortete Patricia.
Pia ging in die Gegenoffensive: „Hast du eigentlich einen Freund? Also wenn ich fragen darf?“
„Tatsächlich nicht.“, gab Patricia zu, „hab mir bisher ehrlich gesagt nicht viel aus Jungs gemacht und auch noch nicht irgendwie das Gefühl gehabt, den richtigen getroffen zu haben.“
„Und…ähm…Chris? Anna?“, bereitete Pia das befreundete Pärchen auf weitere Neugier fort, „Darf ich euch was fragen?“
„Was denn?“, antwortete Anna etwas argwöhnisch aufgrund der Vorahnung, welche Frage kommen würde.
„Hattet ihr schon…ihr wisst schon…euer erstes Mal?“, bestätigte Pia Annas Vermutung.
Die Angesprochenen schauten sich kurz in die Augen, ehe Anna das Wort ergriff.
„Nein, hatten wir nicht. War bisher nie groß ein Thema…“, antwortete sie. Pia war anzusehen, dass sie mit dieser Antwort nicht gerechnet hatte, auch wenn sie versuchte, dies zu verbergen.
„Warum nicht, wenn ich weiter bohren darf?“, fragte sie.
„Haben bisher wohl noch nicht das Bedürfnis danach?“, antwortete Anna ihrerseits irgendwie fragend und blickte Chris dabei an.
„Stimmt schon. Ich hab es da auch nicht so eilig. Das kommt schon noch früh genug.“, fügte dieser hinzu und sorgte für ein Gedankenkarussell in Pias Kopf. Diese wechselte schließlich das Thema:
„Patricia, Anna hat mir gesagt, du würdest im Gegensatz zu ihr gerne shoppen?“, vergewisserte sie sich. Patricias Augen erhellten sich leicht. „Oh ja!“, antwortete sie und warf dabei Anna einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu.
„Wollen wir morgen vielleicht zusammen los? Ich könnte sicherlich Ablenkung brauchen?“, machte Pia einen Vorschlag.
„Ähm…können wir gerne machen.“, antwortete Patricia, „oder hast du was dagegen?“
Anna erkannte, dass sie gemeint war und verneinte.
„Dann ist das beschlossen.“, entschied Pia, „morgen um 11 bei Anna in der Bushaltestelle?“
„Machen wir so.“, stimmte Patricia zu.
„Du weißt, in welchen Bus du einsteigen musst? Ich bin dann schon im Bus, steige schon vorher ein.“, vergewisserte sich Pia noch, was Patricia bejahte.
Autor: Theseus (eingesandt via E-Mail)
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Schön, dass es hier weitergeht, und auch, dass immer noch nicht ganz klar ist, wo die Geschichte hinführt. Ich frage mich, was das „Element“ war, von dem du am Ende von Teil 18 meintest, dass du es vielleicht ändern wolltest.
Ich hatte überlegt, ob ich das mit dem Rauchen weglasse – mich dann aber an die Intention der Geschichte erinnert, die ich ursprünglich hatte: Das Leben und die Entwicklung von Jugendlichen mit mehreren Facetten zu zeigen, und da gehört das bei einigen nunmal (leider) dazu.
Was hat diese Geschichte mit Windeln zu tun? Brachst nicht weiter zu schreiben, absolut alles scheisse
Susi, solche Kommentare finde ich doof und sehr unhöflich formuliert.
Ja die Geschichte hat zur Zeit wenig mit Windeln zu tun, aber die Windeln sind in den anderen Teilen recht realistisch eingearbeitet und am Anfang stand ja auch, dass es keine Geschichte werden soll in der es sofort und immer um Windeln geht.
Insgesamt finde ich die Geschichte gut geschrieben obwohl ich auch hoffe, dass die Windeln noch etwas öfter auftauchen…
Nur, weil die Geschichte auf einer Seite „windelgeschichten“ veröffentlicht wird, heißt das nicht, dass Windeln das einzige Thema sein müssen. Habe ich auch von Anfang an so im ersten Teil bekannt gegeben.
Wenn’s dir nicht passt, lies die Geschichte nicht, lass anderen ihre Freude daran und formuliere deine Kritik besser respektvoll und konstruktiv.
Wäre schön wenn du dir solchen Unverschämtheiten verkneifen könntest, Susi. Wenn du nur 0815 Wichsstorys lesen möchtest, dann tu das – davon sind auf dieser Website ja reichlich vorhanden. Aber lass die Autoren der wenigen guten Geschichten und deren Anhänger in Frieden.