Die neue Mitschülerin (24)
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Kapitel 24: Zwieträchtige Schmetterlinge
Wenige Minuten vor der verabredeten Zeit klingelten Anna und Chris am Montagabend bei Pia. Chris wollte gerade schon ein zweites Mal die Klingel drücken, als Pia die Tür öffnete.
„Oh, hi, ihr seid aber früh.“, bekundete sie das Offensichtliche, begrüßte ihre Freunde mit einer Umarmung und bat sie herein.
„Ihr seid die ersten, ich bin gerade noch in der Küche was vorbereiten. Wollt ihr zufällig schon mal ein paar Sachen raustragen?“, fragte sie, nachdem sie den beiden kurz Zeit zum Ankommen eingeräumt hatte.
„Können wir machen. Was sollen wir denn machen und wohin?“, fragte Chris.
„Hier, die zwei Salatschüsseln und die Kiste mit Tellern und Besteck müssen in den Garten.“, erklärte Pia, „Mein Vater grillt dann gleich für uns und für meine Mutter und meine Schwester auch mit. Aber die haben schon versprochen, uns in Ruhe zu lassen, wenn wir wollen.“
Eine halbe Stunde später waren auch Giacomo, Jonathan, Dennis, Noemi und Tamara angekommen und hatten es sich im Garten um den Tisch unter dem Pavillon gemütlich gemacht. Pia zählte kurz die Anwesenden und fragte dann: „Sieben Bier und eine Cola?“, wobei sie Noemi anschaute, die wie die anderen zustimmend nickte. Noch bevor Pia mit den Getränken zurückkam, kamen ihre Eltern in den Garten und begrüßten die Clique. Gleich darauf bereitete Pias Vater den Grill vor. Maja schloss sich erst kurz bevor die ersten Würstchen fertig waren den Leuten im Garten an und ging mit ihrer Schwester ein paar Schritt beiseite, um eine Zigarette zu rauchen. Während des abwechslungsreichen Essens, zu dem später auch noch Grillgemüse, Grillfackeln und Nackensteaks gereicht wurden, zeigten sich Pias Eltern auf eine etwas unbeholfene Weise interessiert an den Freunden ihrer Tochter: Sie fragten hauptsächlich Dinge über schulische Angelegenheiten, worauf von den Befragten eher widerwillig Antworten gegeben wurden, weil die Teenager sich einig waren, dass die sechswöchigen Sommerferien mal wieder viel zu kurz waren. Gegen Ende des Essens wechselte das Thema, ohne dass es jemand bewusst steuerte, zu den Erlebnissen in den Ferien und im Urlaub. Am ausführlichsten berichtete dabei die Gastgeberin, die die Geschichte der Trennung von Ben mittlerweile in allen Einzelheiten darbot. Chris hatte den Eindruck, dass Pia im Laufe der letzten Wochen gelernt hatte, die Geschichte möglichst dramatisch zu erzählen. Bestätigt sah er sich, als Ben sie auf einmal doch ziemlich überredet haben sollte, mit ihm ins Bett zu gehen. Er war sich sicher, dass dies bei der ersten Erzählung noch anders klang. Anna bemerkte währenddessen, dass Tamara sich in ihr Handy vertieft zu haben schien. Logisch, dachte sie, schließlich hat Tamara die Geschichte bestimmt schon oft gehört. Aber irgendwas war anders, nur was, konnte sie nicht sagen. Irgendwie schien es Tamara nicht gut zu gehen. Im Laufe des Abends löste sich die feste Runde am Tisch auf und es entwickelten sich wechselnde Gesprächsrunden, das Zentrum verlagerte sich aber langsam aber sicher in den hinteren Teil des Gartens, in den Pia immer zum Rauchen ging. Schließlich blieben nur Jonathan und Noemi am Tisch sitzen. Jonathan, der bereits einige Bier getrunken hatte und sich dadurch zunehmend ermutigt fühlte, einen ersten Schritt zu gehen, fühlte sich plötzlich überhaupt nicht mehr mutig und war drauf und dran, aufzustehen. Er blickte zu Noemi und lächelte unbeholfen. Diese reagierte auf ähnliche Weise.
„Wo genau im Allgäu warst du eigentlich im Urlaub?“, begann Jonathan ein Gespräch, als im einfiel, dass Noemi in ihrer kurzen Erzählung dieses Detail nicht erwähnt hatte.
„In Füssen. Und du?“, antwortete sie und stellte eine Gegenfrage.
„Oh witzig, ich auch.“, lachte Jonathan etwas unsicher und erzählte weiter, „wir hatten so eine Wohnung, in der irgendwie die Balkontür nicht richtig zu ging. Da mussten wir immer einen Stuhl vorstellen. Haben aber dafür auch Vergünstigung bekommen.“
Noemi staunte. „Echt. War bei uns genauso. Ob wir wohl in der gleichen Wohnung waren?“, überlegte sie.
„Könnte echt sein. Kleine Küche mit einem Durchgang, bei dem man sich immer den Kopf stößt?“, antwortete Jonathan.
„Also ich nicht.“, prustete Noemi, die gerade einen Schluck Cola genommen hatte, „Mit meinen 1,61 habe ich das Problem nicht. Bei dir kann das aber gut sein. Hm…Bad mit grünen Wandfliesen?“
„Genau. Eins der Schlafzimmer so quasi oben. Also wo man zwei Stufen hoch muss?“, ergründete Jonathan das mittlerweile Offensichtliche weiter.
„Ja. Was für ein cooler Zufall.“, befand Noemi.
„Wart ihr eigentlich in diesem Naturfreibad?“, wollte Jonathan dann wissen und hatte den Eindruck, dass Noemi sich zunehmend wohl fühlte in dem Gespräch.
„Jaa! Das ist voll cool da. Bestimmt vier Mal waren wir da. Und auch mein kleiner Bruder hatte viel Spaß. Der ist den einen Tag nur vom Fünfer gesprungen.“, bejahte Noemi die Frage, woraufhin sich ein mehrere Minuten dauerndes Gespräch über das Naturfreibad, kleine Geschwister und weitere Unternehmungen im Allgäu entwickelte, ehe sie einen Streit am anderen Ende des Gartens mitbekamen:
„Es geht immer nur um dich!“, schrie Tamara Pia an, wie Jonathan und Noemi erkannten. Dennis, Giacomo, Chris und Anna hatten sich zu viert zusammengestellt, Pia rauchte gerade eine Zigarette und Tamara stand als einzige neben ihr.
„Immer redest du nur über Ben und wie schlecht es dir geht! IMMER! Ich kann kaum mal einen Satz sagen.“, wurde Tamara nicht leiser. Auch im nur schwachen Licht im hinteren Teil des Gartens war erkennbar, dass Pia vollkommen überrascht von diesem emotionalen Ausbruch war. „Das ist doch nicht wahr, Tamara!“, versuchte sie, ihre Freundin zu beruhigen – ohne Erfolg.
„Ach ja? Immer nur Ben hier, gebrochenes Herz da. Aber wie es mir geht, interessiert dich einen Scheiß!“, keifte Tamara, die die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Sie lief ins Haus, durch das Fenster konnte man sehen, dass sie ihre Handtasche holte. Sie kam noch einmal in den Garten, zögerte kurz, und machte sich dann auf den Weg zum Gartentor. Pia stand wie angewurzelt da und wusste nicht, was sie tun sollte. Anna löste sich als erste aus ihrer Schockstarre und lief Tamara hinterher.
„Hey, warte doch mal!“, rief Anna Tamara hinterher, die stehen blieb und deutlich hörbar stark begann, zu weinen, als sie erkannte, wer da sprach. Anna nahm ihre Freundin in den Arm, was diese dankbar annahm.
„Möchtest du mit mir reden?“, fragte Anna nach wenigen Minuten vorsichtig, erhielt aber weiterhin nur Schluchzen als Antwort. Es dauerte nochmals mehrere Minuten, bis Tamara sich halbwegs beruhigte.
„Danke Anna“, brachte sie zumindest halbwegs verständlich hervor, „aber ich will gerade einfach nur nach Hause.“
„Soll ich dich begleiten?“, bot Anna an.
„Weiß nicht.“, antwortete Tamara und zuckte die Schultern, „Ich will glaube ich lieber allein sein.“
„Ok. Aber Tamara?“, setzte Anna an.
„Was?“, wollte die Angesprochene wissen.
„Schreib mir bitte, wenn du zu Hause bist, ja?“, forderte Anna ein.
„Mach ich.“, versprach Tamara etwas demütig, während die Mädchen sich aus der Umarmung lösten.
„Anna? Danke.“, flüsterte sie noch, bevor sie nach Hause ging und sich kurze Zeit später via WhatsApp bei Anna meldete.
Als Anna wieder im Garten ankam, saßen die Übrigen wieder am Tisch. Schweigend. Tamaras dramatischer Abgang hatte die Stimmung zum Erliegen gebracht und so dauerte es nur noch wenige Minuten, ehe Pia, die nun am Tisch rauchte, mit dem Aufräumen begann. Jonathan und Noemi erklärten sich bereit, Pia zu helfen. „Das wird bestimmt wieder. Ihr seid doch beste Freundinnen seit dem Kindergarten.“, versuchte Noemi, Pia Mut zu machen.
„Ach ja, und wie?“, fragte diese genervt, woraufhin sich Noemi zehn Zentimeter kleiner fühlte.
„Pia, Noemi hat dir nichts getan.“, mischte sich Jonathan entschieden ein. Damit hatte Pia nicht gerechnet. In ihrer Überraschung verteidigte sie sich und entschuldigte sich bei Noemi. Pias Eltern kamen schließlich noch heraus, um beim Aufräumen zu helfen. Dies nutzte sie, um ihre Freunde in ungewohnter Weise wortkarg zu verabschieden. Jeder konnte merken, dass sie sehr an Tamaras Auftritt knabberte. Jonathan machte sich mit Dennis und Giacomo zu ihm auf, die beiden Brogenberger würden bei ihm übernachten. Noemi fand nächtlichen Unterschlupf bei Anna, Chris verbrachte die Nacht allein, begleitete Anna und Noemi aber noch nach Hause.
„Du…ähm…Anna?“, begann Noemi, als die Mädchen in Annas Zimmer ankamen.
„Was denn?“, wollte Anna wissen.
„Hast du zufällig eine…eine…Windel für mich?“, fragte Noemi. Anna blickte sie erstaunt an und sah, wie Noemi verlegen zur Decke blickte und deutlich errötet war.
„Ich dachte, du brauchst sie nicht mehr?“, vergewisserte sich Anna.
„Brauch ich auch nicht. Also ich hab die ganzen Sommerferien ohne geschlafen und es ist auch nichts passiert.“, bestätigte Noemi.
„Warum willst du dann eine Windel haben?“, konnte sich Anna auf Noemis Bitte keinen Reim machen.
„Naja…wenn ausgerechnet heute Nacht ein Unfall passiert…“, brauchte Noemi nur eine halbe Antwort geben.
„Ah, verstehe. Das ergibt Sinn. Ähm…danke für deine Rücksicht.“, verstand Anna und öffnete die Schublade unter dem Bett. Sie holte eine Windel für Noemi hervor und übergab sie mit den Worten „Hier, die sitzen bei mir am engsten. Die müsste dir eigentlich gut passen.“
Noemi, immer noch errötet, bedankte sich leise und ging ins Bad. Kurze Zeit später kam sie, für Anna gut sichtbar gewickelt, in das Zimmer, in dem sie auf dem Sofa schlafen sollte.
„Darf ich dich was fragen?“, beschloss Anna, ihre Neugier nicht zurückhalten.
„Was?“, fragte Noemi.
„Du und Jonathan? Oder bin ich auf der falschen…“, setzte Anna an, merkte aber, dass sie ihre Frage nicht beenden musste. Noemis neuerliches Erröten genügte Anna als Bestätigung.
„Ja.“, gab Noemi kleinlaut zu und vermied tunlichst jeglichen Blickkontakt.
„Hey, alles gut.“, lächelte Anna, „freut mich für euch. Du hattest also einen besonders schönen Abend?“
„Ja. Also abgesehen von Tamaras Abgang…“, gab Noemi zu.
„Und, wie läuft es bisher?“, wollte Anna wissen, „Also…sofern du drüber reden möchtest.“
„Naja, wir haben uns gut unterhalten.“, blieb Noemi eher allgemein.
„Ist doch ein super Anfang.“, ermutigte Anna, „Und, wie findest du Jonathan?“
„Er ist irgendwie süß.“, flüsterte Noemi vor sich hin und blickte Anna daraufhin an. Diese setzte sich daraufhin zu Noemi aufs Sofa und umarmte sie.
„Das ist doch schon eine gute Voraussetzung. Ich finde, ihr würdet gut zusammenpassen.“, sagte Anna und bemerkte, dass Noemi in ihren Schoß schaute. „Ach, mach dir darüber keine Sorgen. Die wird schon trocken bleiben.“, sprach Anna Noemi weiteren Mut zu. Mit ihrer Prophezeiung sollte sie in der Tat Recht behalten. Ihre eigene Windel allerdings blieb in der Nacht nicht trocken. Das scheint so üblich zu sein, wenn ich am Abend vorher Alkohol getrunken habe, schlussfolgerte Anna aus dieser Tatsache.
Autor: Theseus (eingesandt via E-Mail)
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Schön das es bei den Teenager auch weiter geht! Hatte heute die Zeit beide Teile in Folge zu lesen. Interessant was sich in dieses Zeit alles so an neuem ergibt! Bin gespannt ob Jonathan dieses kleine Geheimniss von Noemi auch akzeptieren kann so wie Chris.