Die neue Mitschülerin (38)
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Kapitel 38: Nachwirkungen
„Pia fragt schon, wie es gelaufen ist.“, sagte Patricia, als die drei mit Herrn Johannwill nach der Verhandlung vor dem Gericht standen und ihre Handys wieder eingeschaltet hatten.
„Eine Freundin von euch, nehme ich an?“, vergewisserte sich der Anwalt.
„Ja. Hat die eigentlich keinen Unterricht?“, wunderte sich Patricia.
„Doch, eigentlich schon. Aber wie ich sie kenne, ist sie schlau genug, sich nicht erwischen zu lassen.“, mutmaßte Anna, „Schlag ihr doch vor, dass wir uns gleich irgendwo zusammen was zu essen holen können. Können ihr ja Richtung Schule entgegenkommen, die sechste Stunde ist in drei Minuten vorbei.“
„Bevor du das machst, Patricia, erlaube mir bitte, mich zu verabschieden.“, warf der Jurist zwischen.
„Oh, ja, natürlich, entschuldigen Sie. Und vielen Dank für alles. Sie haben mir wirklich sehr geholfen, auch, das überhaupt nervlich durchzustehen.“, zeigte Patricia sich wertschätzend.
„Gerne, das ist schließlich Teil meines Jobs. Ich werde mich dann mal auf den Weg zurück nach Neuss machen. Ich informiere deine Eltern?“, fragte er.
„Machen Sie das gerne. Gute Heimfahrt.“, war Patricia einverstanden.
„Danke. Dir nachher auch. Und euch, Christian, Anna, alles Gute.“, verabschiedete der Anwalt sich, nachdem Chris und Anna sich bedankten.
Kaum hatte Patricia den Vorschlag an Pia verschickt, klingelte auch schon ihr Handy.
„Lust auf ‘nen Döner? Kenne da eine gute Bude zwischen Schule und Gericht.“, schlug Pia vor. Patricia stimmte nach kurzer Rücksprache zu: „Sind unterwegs. Anna meinte, sie weiß, welche Bude du meinst.“
„Jo, weiß sie. Bis gleich.“, antwortete Pia noch und legte auf.
„Und?“, fragte sie, als sie sich etwa zehn Minuten später vor der Dönerbude trafen.
„Der wandert drei Jahre in den Bau. Und das Verfahren gegen Patricia wurde eingestellt.“, erzählte Chris.
„Super. Also, das ist doch gut, oder?“, fragte Pia etwas unsicher nach.
„Ja, besser hätte es gar nicht laufen können.“, bestätigte Chris.
„Da fühlst du dich bestimmt fünf Kilo leichter, oder?“, wandte Pia sich lachend an Patricia.
„Eher zehn“, kommentierte diese und stimmte immer noch etwas nervös in das Lachen ein, „sollen wir dann reingehen?“
„Würde noch eine rauchen, wenn ihr mich lasst.“, antwortete Pia.
„Gute Idee…also…wenn du nochmal so freundlich wärst…“, stimmte Patricia zu.
Pia seufzte und rollte spielerisch mit den Augen. „Ihr auch?“, fragte sie an Anna und Chris gewandt, die nickten. „Ich sollte echt Geld dafür nehmen…“, murmelte sie.
„Hm…lass mich dich auf einen Döner einladen.“, forderte Patricia lachend.
„Das geht natürlich auch.“, konnte Pia keinen Haken an dem Vorschlag erkennen.
Vier Dönerbestellungen später standen die Teenager um einen Stehtisch herum vor der Dönerbude und aßen. Pia fragte, wie es vor Gericht gewesen war, und gab sich nicht mit weniger als drei ausführlichen Erzählungen zufrieden, sodass die Döner längst verputzt waren, bevor Patricia als erste mit ihrem Bericht fertig war, die zugegebenermaßen auch die längste Zeit benötigte.
„Was haltet ihr eigentlich davon, eine Runde shoppen zu gehen?“, fragte Pia.
„Muss ich darauf wirklich antworten?“, warf Anna ihrer Freundin einen unglaubwürdigen Blick zu.
„Stimmt, da war ja was“, lachte diese mit einem eher künstlichen Augenrollen, „du, Patricia?“
„Irgendwie ja. Aber ich glaube, das wird nichts mehr. Wir haben schon halb drei durch und um vier muss ich im Zug sitzen um zurückzufahren.“, antwortete diese.
„Schade.“, reagierte Pia etwas enttäuscht.
„Hm…komm doch einfach nächstes Mal mit nach Neuss, wenn Anna mich besuchen kommt?“, schlug Patricia vor, „also sofern Anna da nichts gegen hat.“
„Nö, warum sollte ich. Könnte dann ja meine Großeltern besuchen oder so, wenn ihr shoppen seid.“, gab Anna zurück.
„Oder du kommst einfach mal mit shoppen?“, neckte Pia sie.
„Ja…oder halt das mit den Großeltern.“, wiederholte Anna lachend.
„Wollen wir dann nachher noch irgendwas unternehmen?“, fragte Pia Anna und Chris.
„Weiß nicht…wenn ich ehrlich bin, hat mich der Tag ziemlich geschafft…“, antwortete Anna und schaute sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand sie belauschte, „ich glaub, ich möchte nur noch nach Hause, eine Windel anziehen und lesen oder Serien gucken oder so.“
„Warum reagierst du nicht total schockiert?“, fragte Patricia verwundert und blickte zunächst Pia, und dann Anna an, nachdem es einen Moment still war.
„Das hab ich dann wohl nicht erzählt…das ist in die Zeit gefallen, als du wegen der Anzeige aufgebracht warst.“, begann Anna.
„Verstehe…magst du jetzt erzählen?“, fragte Patricia.
„Klar, gerne. Also…Tamara und Pia hatten sich Ende der Ferien verkracht und als sie sich zur Aussprache getroffen haben, haben sie mich gebeten, dabei zu sein. Wir haben uns dann einen Nachmittag im Café getroffen, eigentlich hätte ich gar nicht da sein müssen, das haben die beiden dann auch ohne mich gut hinbekommen. Jedenfalls hat Pia dann vorgeschlagen, am Freitag danach bei ihr abends auf die Versöhnung anzustoßen und zusammen zu übernachten. Und ich habe gespürt, meine Ausrede würde man mir nicht länger abkaufen, dass meine Eltern mir das nicht erlauben. Also hab ich die beiden mit zu mir genommen und mich offenbart. Auch, dass ich nicht immer nur nachts Windeln trage.“, erzählte Anna.
„Oh…das hättest du mir ja trotzdem mal erzählen können.“, sagte Patricia fast vorwurfsvoll, „aber hey, finde ich super, wie du damit mittlerweile umgehst…besser als ich mittlerweile.“
„Moment…hä?“, drückte Pia ihr Gefühl aus, dass ihr irgendwo Kontext fehlte.
„Ähm…“, lachte Patricia und bedeutete Anna mit einer Handbewegung, nichts zu sagen, als sie sah, dass ihre beste Freundin antworten wollte. Diesen kleinen Spaß wollte Patricia sich nicht nehmen lassen. „Du weißt, dass Anna und ich quasi auf einer Klassenfahrt beste Freundinnen geworden sind?“, fragte sie schließlich verwundert.
„Naja…ähm…“, antwortete Pia, der doch relativ schnell ein Licht aufging, „Moment…auf der Klassenfahrt wart ihr im gleichen Zimmer.“
„Genau. Und weiter?“, fragte Patricia schelmisch.
„Ihr wart auf einem Zimmer, weil ihr beide das, ich sag mal nächtliche Schicksal geteilt habt.“, schlussfolgerte Pia.
„Die Kandidatin hat 100 Punkte.“, lachte Patricia, „Und ja, wir teilen das Schicksal so wie du es sagst immer noch. Leider. Also zumindest in meinem Fall, ich hätte nichts dagegen, wenn es anders ist. Bei Anna bin ich mir da mittlerweile nicht mehr so sicher.“
„Passt schon. Kann aufhören, muss nicht. Mittlerweile komme ich ja super klar und brauch auch keine Angst mehr haben, irgendwo anders zu übernachten.“, antwortete Anna darauf.
„Das hätte ich jetzt irgendwie nicht erwartet. Aber das ergibt irgendwie alles Sinn.“, fasste Pia zusammen.
„Warte mal, Anna…deine Eltern wissen auch Bescheid?“, fiel Patricia eine weitere Ungereimtheit auf.
„Was meinst du?“, konnte Anna die Frage nicht direkt einordnen.
„Dass du nicht nur nachts…“, brauchte Patricia die Erklärung ihrer Frage allerdings nur anzudeuten.
„Achso…ja…also ich hab ja gegenüber Tamara und Pia mit offenen Karten gespielt…und meine Mutter hat wohl unbeabsichtigt gelauscht…und mir dann zwei Tage später die Pistole auf die Brust gesetzt.“, erklärte Anna.
„Autsch…und wie war es?“, fragte Patricia mitfühlend.
„Gar nicht so schlimm letztlich. Klar, erstmal war ich schockiert. Aber meine Eltern sind ja zum Glück ohnehin ziemlich entspannt. Gut, sich ertappt zu fühlen, ist bestimmt nie angenehm, aber sie haben insgesamt ähnlich wie du reagiert: Sie freuen sich, dass ich mich und die Windeln auch auf diese Weise akzeptieren kann. Muss man sich mal vorstellen, noch vor einem Jahr wäre das völlig undenkbar gewesen. Also auch dass ich so offen mit euch darüber reden kann…“, führte Anna ziemlich verlegen aus.
„Da hast du wohl Recht. Und jetzt kannst du wann immer du willst…?“, formulierte Patricia erneut eine unvollständige Frage.
„Ja. Also ich muss mich vor meinen Eltern nicht mehr verstecken.“, sagte Anna mit einem Lächeln.
„Wir sollten wirklich sehen, dass wir nach Hause kommen.“, warf Chris ein, der dem Gespräch bis hierhin lediglich halbwegs interessiert gelauscht hatte, schließlich waren die Informationen für ihn nicht gerade neu.
„Stimmt.“, sagte Patricia laut, die auf ihrem Handy die Uhrzeit nachgesehen hatte. Also machten sich die vier auf zur nächsten Bushaltestelle und fuhren zurück nach Kleifelden. Pia verabschiedete sich von den dreien, als sie zuerst ausstieg.
„Dann sehen wir uns bald mal in Neuss?“, fragte sie Patricia zum Abschied.
„Auf jeden Fall. Anna oder ich melden sich sicher bei dir.“, antwortete diese.
Patricia, Anna und Chris gingen schließlich zu Anna nach Hause, Patricia allerdings nur noch auf ein Glas Wasser, einen Toilettenbesuch und zum Abholen ihres Rucksacks, dann mussten die drei wieder zum Bahnhof aufbrechen. Chris verabschiedete sich unterwegs, da er noch Hausaufgaben für den Folgetag erledigen musste.
„Kommst du denn nachher noch vorbei?“, wollte Anna wissen.
„Mal sehen. Wenn ich schnell genug fertig bin, bestimmt.“, antwortete Chris lächelnd.
Autor: Theseus (eingesandt via E-Mail)
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