Die neue Mitschülerin (41)
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Kapitel 41: Der Sturm
Da Anna ihren Schlüssel mitgenommen hatte, brauchten sie, Jan und Chris nicht klingeln, als sie gegen 19 Uhr bei den Schneefelds das Haus betraten.
„Da bist du ja endlich!“, begrüßte Rudolf Anna und ergänzte noch „Hallo Chris“, als er diesen erblickte. Es dauerte einen Moment, bis er auch Jan erkannte, der als letzter aus dem dunklen Flur hervortrat. „Du auch? Was verschafft uns die Ehre?“, fragte Rudolf.
„Das weißt du denke ich ganz genau. Immerhin habt ihr auch mir über sechzehn Jahre lang was verschwiegen. Ich habe auch so einiges an Gesprächsbedarf. Und Anna kann bestimmt auch Beistand brauchen.“, erklärte Jan den Grund seiner Anwesenheit.
„Schön, kommt rein.“, forderte Rudolf die drei auf und klang dabei eher ausladend, was für ihn ungewöhnlich war. Maria setzte sich ebenfalls an den abgeräumten Esstisch, um am Gespräch teilzuhaben, als sie erkannte, wer da gerade das Haus betreten hatte.
„Würdest du uns mal bitte erklären, warum du einfach so abends abhaust, ohne uns eine Nachricht zu hinterlassen?“, fing Rudolf an Anna gerichtet an, erhielt aber von Jan die Antwort: „Nun, die Antwort liegt doch auf der Hand. Und ich denke, ihr solltet mit dem Erklären anfangen.“
„Du bist zwar volljährig, aber immer noch mein Sohn. Ich verbitte mir, dass du so mit mir redest.“, erwiderte Rudolf und deutete damit an, dass das Gespräch nicht einfach werden würde.
„Aha. Ich bin also dein Sohn? Dein leiblicher Sohn?“, machte Jan selbst ebenfalls keine Anstalten, deeskalierend zu handeln.
„Natürlich bist du das!“, erwiderte Rudolf ungeduldig und wollte sich gerade wieder an Anna wenden, als er abermals von seinem Sohn unterbrochen wurde: „Natürlich? So natürlich scheint das hier nicht zu sein.“
Rudolf holte gerade zum verbalen Gegenschlag aus, als seine Frau ihn an der Hand hielt und an seiner Stelle das Wort ergriff: „Ja, bist du. Du bist in der Tat unser leiblicher Sohn.“
„Schön. Und warum erfährt Anna erst gestern, dass sie nicht eure leibliche Tochter ist? Und warum erfahre ich erst heute – und nicht von euch – dass ich scheinbar keine leibliche, sondern eine Adoptivschwester habe?“, fragte Jan weiter und bemühte sich erst gar nicht, seine Wut zu verbergen.
„Weil…weil…“, fing Rudolf an, konnte abermals aber nicht aussprechen.
„Aha. Die Frage kannst du also nicht beantworten.“, warf Anna ein.
„Du gibst mir ja auch nicht die Gelegenheit dazu.“, entgegnete Rudolf.
„Du hattest genug Gelegenheit in den letzten sechzehn Jahren!“, schrie Anna ihn nun regelrecht an.
„Vorsicht, junge Dame. So ein Benehmen haben wir dir nicht beigebracht.“, mahnte Rudolf.
„Und wenn schon? Ihr hättet mir gar kein Benehmen beibringen sollen! Dafür wäre jemand anders zuständig gewesen!“, wurde Anna nicht leiser. Ihr kamen die ersten Tränen, ebenso wie Maria, die versuchte, sie sich unauffällig wegzuwischen. Dies gelang ihr auch fast, nur Chris konnte die typische Handbewegung aus dem Augenwinkel ziemlich eindeutig erkennen.
„Anna, bitte.“, schluchzte Maria.
„Was? Was!?“, konnte Anna nicht verbergen, wie emotional aufgeladen sie war, auch wenn sie gewollt hätte, „Redet endlich. Die ganze Geschichte. Die ganze Wahrheit!“
„Das…“, fing Maria an und musste erneut schluchzen.
„Könnt ihr nicht?“, beendete Anna den Satz und ballte ihre Hände endgültig zu Fäusten. Als Maria den Kopf schüttelte, konnte Anna nicht mehr an sich halten und schlug mit der Faust auf den Tisch. Chris erschrak, so hatte er seine Freundin noch nie erlebt. Allerdings konnte er sich wohl auch nur annähernd vorstellen, wenn überhaupt, wie es ihr seit gestern Abend ging.
„Könnten schon.“, erwiderte Rudolf und knurrte dabei leicht.
„Also? Wo ist dann das verdammte Problem?“, bemühte sich Anna, nicht in diesem Moment endgültig zu explodieren.
„Das ist keine schöne Geschichte…“, sagte Rudolf, fast schon kleinlaut.
„DAS IST MIR EGAL! Ich will sie trotzdem hören!“, stellte Anna einen neuen Höchstwert für die Lautstärke auf. Als Außenstehender hätte man nicht vermutet, dass Rudolf eigentlich der Erziehungsberechtigte von Anna ist und nicht andersherum.
„Aber…“, unternahm Rudolf einen letzten Versuch, das Thema zu vermeiden.
„Nein, kein Aber!“, sagte Anna laut und bestimmt, „Ihr habt mir die Geschichte über sechzehn Jahre lang verschwiegen. Und ich denke, ich habe ein Recht darauf, die ganze Wahrheit zu hören.“
„Papa, da hat sie Recht. Und mich interessiert das genauso.“, unterstützte Jan seine Schwester.
„Also gut.“, erwiderte Rudolf seufzend, nachdem er mit Maria einen Blick ausgetauscht hatte. Nachdem sie nonverbal ihr Einverständnis gegeben hatte, konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, was Anna und Jan aber nur mit einem zur Kenntnis nehmenden Blick quittierten. Chris sah es auch nicht als seine Aufgabe, Maria zu trösten, auch wenn er durchaus ein wenig Mitleid mit ihr empfand. Denn er war sich sicher, dass auch sie Anna noch nie oder zumindest schon sehr lange nicht mehr so erlebt hatte.
„Ich fange mal damit an, dass deine Mutter einen Arbeitsunfall hatte, als Jan zwei Jahre alt war. Sie war mit dem Fahrrad auf Postzustellung und ein Auto hat sie übersehen.“, begann Rudolf, zu erzählen.
„Was hat das mit dem Thema zu tun?“, fragte Anna aufgebracht, aber dennoch ruhiger als noch zuvor.
„Würdest du mich erzählen lassen, müsstest du diese Frage nicht stellen.“, ermahnte Rudolf sie, was sie mit verschränkten, abweisenden Armen erwiderte.
„Also, sie ist jedenfalls mit dem Bauch auf der Motorhaube gelandet. Leider haben die Verletzungen dazu geführt, dass sie nicht mehr schwanger werden konnte. Wir wollten aber unbedingt noch ein Geschwisterchen für Jan haben.“, erzählte Rudolf weiter. Annas Stimmung schlug schlagartig um. Sie schaute mitleidvoll zu Maria: „Das wusste ich ja gar nicht…“
Diese hob aber nur die Hand und entgegnete: „Schon gut. Du brauchst dich nicht entschuldigen.“
Daraufhin schaute Anna Rudolf wieder auffordernd und erwartungsvoll an. Dieser fuhr fort: „Wir haben uns also mit dem Jugendamt in Verbindung gesetzt und uns etwa ein halbes Jahr vor deiner Geburt als Interessierte für eine Adoption gemeldet. Und ein Jahr später erhielten wir einen Anruf. Es gebe da eine Frau, die ihr Kind zur Adoption freigeben wollte. Wir haben die Frau dann bei einem Termin mit dem Jugendamt kennengelernt und uns war gleich klar, dass wir dich da rausholen müssen.“
„WAS SOLL DAS DENN HEIßEN?“, schrie Anna nun wieder.
„Das soll heißen, dass deine leibliche Mutter sehr mit sich selbst beschäftigt war. Schon als sie in den Raum reingekommen ist, hat es auf einmal stark nach Zigaretten gerochen. Und dann die Piercings und Tattoos…“, konnte Rudolf erzählen, ehe er abermals unterbrochen wurde.
„Ihr sagt mir also, ich soll niemanden vorverurteilen. Ihr predigt Wasser und trinkt selbst Wein? Ist das euer Ernst? Und wenn ich euch gestehe, dass ich mal eine Zigarette geraucht habe, ist das ok und ich kriege keine Standpauke?“ – Anna war nun vollends wieder in Rage.
„Moment, was?“, warf Jan ein.
„Erzähl ich dir später, ja?“, erwiderte Anna schnell und konnte sich gerade noch zurückhalten, noch einmal auf den Tisch zu schlagen. Jan nickte.
„Vielleicht war das falsch…“, gestand Rudolf.
„Vielleicht? Auf jeden Fall war das falsch!“, leistete Anna nun Erziehungsarbeit bei den Menschen, die sie jahrelang erzogen hatten.
„Ja…nun ja, regelmäßig getrunken hatte sie wohl auch. Und sie lebte wohl in einer kleinen Wohnung von Arbeitslosengeld.“, fuhr Rudolf fort.
„Aha, toll. Und deshalb kann man für kein Kind sorgen? Was ist eigentlich mit meinem leiblichen Vater?“, fragte Anna nun.
„Das weiß niemand. Deine leibliche Mutter weiß auch nicht, wer dein leiblicher Vater ist. Hat sie zumindest damals behauptet.“, antwortete Rudolf.
„Na super. Und weiter?“, gab Anna sich mit dem bisher Erzählten nicht zufrieden.
„Es war dann relativ schnell erledigt. Du warst etwa ein halbes Jahr alt und warst ab dem Zeitpunkt unsere Tochter. Wenn auch nicht unsere leibliche.“, schloss Rudolf ab.
„Und weiter? Was ist mit meiner Mutter heute? Habt ihr noch Kontakt zu ihr?“, stellte Anna gleich mehrere Fragen.
„Nein. Also einseitig. Du hast ja den Brief gelesen.“, gab Rudolf zurück.
„Ach ja. Warum schreibt sie mir jetzt? Was ist mit den anderen Briefen, die sie angedeutet hat? Und womöglich all die Weihnachtskarten und Briefe und was auch immer, was sie über die Jahre geschickt hat? WO. SIND. DIE!?“, war Anna nun wieder kurz vorm Explodieren.
Rudolf seufzte: „Die sind im Keller. Die haben wir gesammelt. Wir wussten, dass du irgendwann danach fragen würdest.“
„Natürlich würde ich das! Warum habt ihr mir das nicht schon von euch aus viel früher gesagt!?“, wollte Anna wissen.
„Ganz ehrlich…weiß ich nicht. Irgendwie hatten wir nie den Eindruck, dass jetzt der passende Zeitpunkt, dir von deiner Herkunft zu erzählen.“, sagte Maria endlich wieder etwas.
„Habt ihr vielleicht doch ein schlechtes Gewissen? Gegenüber Anna oder auch ihrer leiblichen Mutter, dass ihr bisher jedem Kontakt im Weg standet?“, warf Jan in einem überzeugten Tonfall eine Idee ein.
„Naja…vielleicht ein wenig.“, musste Maria zugeben, „Anna, wirklich, wir wussten nie, wann und vor allem wie wir es dir sagen sollen.“ Sie klang fast ein wenig verzweifelt.
„Und deshalb geht ihr diesem Gespräch sechzehn Jahre lang aus dem Weg?“, fragte Anna rhetorisch ungläubig, „weiß meine leibliche Mutter eigentlich davon, dass ihr mir bisher nichts erzählt habt?
„Ehm…“, gab Rudolf zu erkennen, dass er eigentlich gar nichts sagen brauchte, um Annas Frage zu beantworten.
„Das ist nicht dein Ernst.“, brachte Anna hervor. Mittlerweile lag in ihrer Stimme keine Wut mehr, sondern nur noch Fassungslosigkeit. Ein paar Momente schwiegen sich die Personen am Tisch gegenseitig an.
„Naja, ich schlaf auf jeden Fall heute wieder bei Chris. Also, wenn ich darf.“ Sie blickte demonstrativ zu ihrem Freund anstatt zu ihren Eltern. Chris nickte.
„Und am Wochenende fahre ich nach Neuss.“, fügte sie noch hinzu.
„Du willst doch nicht?“, fragte Rudolf und konnte sein Entsetzen nicht komplett verstecken.
„Doch, genau das will ich! Und das ist verdammt nochmal mein gutes Recht!“, schrie Anna ihn an.
„Aber…du kennst die Frau nicht…“, warf Rudolf ein, aber Anna fiel ihm ins Wort: „DAS WILL ICH JA ÄNDERN! Und egal was vor sechzehn Jahren war, ich will sie kennenlernen! Sie soll zumindest eine Chance kriegen, sich zu erklären.“
„Und die kriegen wir nicht?“, warf Rudolf ein.
„Bitte? Die hattet ihr. Und nicht gerade überzeugend genutzt.“, merkte Anna an, „Ich geh erstmal eine Runde mit Nala, ich brauch Zeit zum Nachdenken.“
„Ehm…soll ich mitkommen oder willst du allein sein?“, fragte Chris unsicher.
„Mir egal. Also das ist nicht so pampig gemeint wie es klingt, sondern wörtlich. Komm mit oder bleib hier, wie du willst.“, entgegnete Anna. Chris tauschte kurz einen Blick mit Jan und auch wenn die beiden sich nicht allzu gut kannten, verstanden sie sich auch ohne Worte, dass sie Anna Zeit für sich geben würden.
„Findest du nicht, du hättest ein bisschen verständnisvoller reagieren können? Und mit ein bisschen meine ich extrem viel?“, fragte Jan seinen Vater mit einem durchaus vorwurfsvollen Unterton in seiner Stimme.
„Was meinst du?“, knurrte er. Mittlerweile hatte er endgültig das Gefühl, allein da zu stehen.
„Überleg mal. Anna hat gestern erfahren, dass ihr gar nicht ihre Eltern seid. Also nicht ihre leiblichen. Das war, um es positiv auszudrücken, eine große Überraschung, wie sie mir erzählt hat. Negativ ausgedrückt, ein großer Schock. Und die Frage, warum ihr ihr das nicht früher gesagt habt, konntet ihr auch nicht wirklich beantworten. Das einzige, was ich halbwegs nachvollziehen kann, dass es wohl keinen richtigen Zeitpunkt gibt, um einem Kind das zu sagen. Aber wenn es einen richtigen Zeitpunkt gibt, ist der bestimmt vor dem sechzehnten Geburtstag.“, führte Jan seine Gedanken aus. Noch während er sprach, konnte er zumindest leichte Schuldgefühle auf dem Gesicht seines Vaters erkennen.
„Hm…“, machte dieser nur und zeigte sich um Worte verlegen.
„Wenn ihr das Verhältnis zu Anna wieder reparieren wollt: Gebt ihr Zeit. Und lasst sie vor allem selbst urteilen, nachdem sie ihre leibliche Mutter kennengelernt hat. Sie ist zwar – erst – sechzehn, aber ich schätze sie schon sehr erwachsen ein.“, gab Jan seinen Eltern noch einen Ratschlag. Rudolf wollte gerade zum Sprechen ansetzen, aber Maria kam ihm zuvor: „Lass gut sein. Ich denke, Jan hat Recht.“
Als Anna zurückkam, hatte ihr Adoptivvater sich bereits ins Arbeitszimmer verzogen. Es war ihr allerdings auch ganz recht, ihn nicht zu sehen. „Habe gerade mit Patricia telefoniert. Die war auch total schockiert. Aber ich kann am Wochenende nach Neuss und bei ihr schlafen. Kommst du mit, Chris?“, fragte sie. Chris nickte.
„Ich hab ja die Adresse. Werde dann wohl auf gut Glück mal vorbei schauen. Ein Brief käme ja nicht mehr rechtzeitig an.“, erzählte Anna noch von dem groben Plan für das Wochenende.
Autor: Theseus (eingesandt via E-Mail)
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Ist spannend die Erzählung. Bin gespannt ob Anne Ihr Erwartungen erfüllt oder enttäuscht werden?
Bei meiner Antwort keine Garantie auf Richtigkeit. Meines Wissens nach gibt es eigentlich eine Regel die besagt, dass man Adoptivkindern erst zur Volljährigkeit davon erzählen soll/darf/muss. Und das abhängig vom jeweiligen Fall die leiblichen Eltern ein Kontaktverbot haben oder bekommen können.
Da muss ich Dir leider wiedersprechen, es gib solch eine Regel nicht. Es wird nur Empfohlen Adoptivkindern erst ab dem 10 oder 12 Lebensjahr dies zu sagen.
Ich weiß nicht ob Links erlaubt sind:
https://familienportal.de/familienportal/lebenslagen/kinderwunsch-adoption/adoption/wie-kann-ein-adoptivkind-erfahren-wer-seine-leiblichen-eltern-sind–125924
Zusammenfassung:
Ab dem 16 Lebensjahr hat das Adoptivkind das Recht ohne Zustimmung der Adoptiveltern seine Akte einzusehen. Diese muss 100 Jahre ab der Geburt des Kindes aufbewahrt werden.
Die Adoptiveltern werden darüber zum 16 Geburtstag des Kindes nochmals informiert.
Ich verstehe das so, dass die Adoptiveltern sogar verpflichtet sind das Kind aufzuklären.
Einen Fall indem Adoptiveltern die die Adoption verheimlicht haben dafür belangt wurden, konnte ich nicht finden
Über den richtigen Zeitpunkt gibt es wohl viele Meinungen. Von Tag 1 an (also es wurde in einem Artikel von am Wickeltisch gesprochen) bis hin zum 16 Geburtstag war alles dabei.
Eigentlich kann ich Annas Reaktion nur sehr bedingt nachvollziehen, denn immerhin haben ihre Adoptiveltern sie wie ihr eigenes Kind geliebt und aufgezogen, während ihre leibliche Mutter ihr Kind aufgegeben hat. Ich hoffe, dass Anna auch zu diesem Schluss kommt.
Es geht nicht darum das die Eltern schlechte Eltern waren/sind.
Es geht um einen Vertrauensbruch.
Und das von den Menschen denen man am meisten vertraut den „eigenem Eltern“.
Das ist immer ein Schock.
So auch mein Gedanke. Legt man das 5-Phasen-Modell der Trauer zu Grunde, befindet sich Anna noch relativ weit am Anfang, nämlich beim „Ärger“.
Wie sich die Situation weiterentwickelt, werdet ihr in Kürze lesen können 😉
Und so viel sei vorweg genommen – die Frage, inwiefern die leibliche Mutter ihr Kind „aufgegeben“ hat, oder vielmehr warum, wird ebenfalls thematisiert.