Divergent (2)
Windelgeschichten.org präsentiert: Divergent (2)
Kapitel 2: Ein schöner Tag am See
Liebes Tagebuch
Heute war wieder ein Tag, ich sage es dir. Zuerst hatte ich total viel Stress in der Arbeit und dann habe ich wegen einer Verhandlung zu einem Auftrag auch noch eine Dienstreise bekommen. Und natürlich wie immer bei so kurzfristigen Sachen muss die Chefin fliegen.
Jetzt sitze ich im Flugzeug und habe endlich Zeit, ein paar Gedanken mit dir zu teilen.
Zumindest Hanna meine Kleine hat es ganz gut aufgenommen, das ich dieses Wochenende nochmals unterwegs bin und sie hat nun endlich eine Freundin gefunden. Heute als sie mit Yala gespielt hat, habe ich echt gestaunt, ich muss sagen ich habe sie schon lange nicht mehr so glücklich und ohne Angst gesehen.
Dann hat ihr die Kleine eine Pullup angeboten, und sich diesmal dagegen gar nicht so gewehrt wie bei uns Zuhause. Irgendwie finde ich das gut und wenn sie die Windeln wieder akzeptiert, ist es vielleicht auch besser so. Seit sie in der letzten Schule wegen ihrem Blasenproblem so schlimm gehänselt wurde, wollte sie die gar nicht mehr anziehen. Dabei hat sie damit nicht nur in der Nacht, sondern auch manchmal am Tag noch Probleme, auch wenn sie das überhaupt nicht hören will.
Und es freut mich auch sehr, das sie ausgerechnet mit der kleinen Yala, die Tochter von Marcus, unserem neuen Mitarbeiter, eine Freundin gefunden hat. Ich muss dir liebes Tagebuch gestehen ich mag Markus auch sehr gerne. Er ist irgendwie ganz anders als meine anderen Angestellten.
Ich hoffe sehr, die Zwei verstehen sich gut. Bis jetzt bin ich immer alleine geblieben, weil ich nicht wollte, dass sich Hanna an einen fremden Mann in der Familie gewöhnen muss und sich jemand in der Beziehung zwischen uns einmischt.
Nun kommt die Stewardess mit dem Abendessen. Ich glaube, ich muss für heute Schluss machen.
***
Am nächsten Morgen wachte ich auf, als ihr Papa Yala aus dem Bett hob. “Ich muss sie frisch wickeln, sie hatte einen größeren Unfall in der Nacht. Dann könnt ihr spielen bis es Frühstück gibt.”, erklärte er.
Er öffnete ein Fenster und trug sie ins Badezimmer. Yala hatte in der Nacht groß in die Windel gemacht, sie war hier halt noch ein richtiges Kleinkind. Da hat sie es schon viel leichter als ich, dachte ich und merkte wie meine Sehnsucht nach weniger strengen gesellschaftlichen Regeln in mir aufblitzte.
Dann drehte ich mich noch etwas um. Yala kam wieder zurück und legte sich nun zu mir ins Bett. “Und wieder alles in Ordnung?”, fragte ich sie.
Sie nickte.
“Passiert dir das noch oft?”, wollte ich nun von ihr wissen.
Sie zuckte mit den Schultern, “meist in der Nacht, wenn ich schlafe und am Tag beim Spielen … wenn ich darauf vergesse. Magst du mich trotzdem?”, stammelte sie und wirkte dabei sehr verunsichert.
Ich legte meine Hand um ihre Schultern. “Ist doch nicht schlimm. Ich bin trotzdem deine Freundin.”, versicherte ich ihr und drückte sie fest an mich.
“Magst du mit mir etwas Lego spielen, bis Papa das Frühstück fertig hat.”, schlug sie vor.
“Ja gerne”, versuchte ich die Kleine aufzumuntern und drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange.
Ich musste für Yala den großen Sack mit dem Lego aus dem Regal holen und stellte ihn in der Mitte des Zimmers ab.
Sie half mir den Sack auf zu falten und schon saßen wir neben den riesigen Haufen an Steinen.
Schnell waren wir in das Spiel vertieft und bauten gemeinsam an einem Auto.
Als Papa wieder kam und uns zum Frühstück holte, hatte ich gar nicht gemerkt, wie viel Zeit vergangen ist. Er hob Yala hoch und nahm mich an der Hand und führte uns runter in die Küche.
Ich setzte mich an den Tisch und spürte, dass meine Windel zwischen den Beinen etwas feucht und schwer geworden war. Hatte ich in der Nacht auch Pipi gemacht und es gar nicht gemerkt?
Yala wurde von ihm auf ihren Trip-Trapp Stuhl gesetzt und wir bekamen zwei Teller mit klein geschnittenem Obst und liebevoll verzierten Brotstückchen. Wir beide freuten uns über das Frühstück. Wie hungrig uns das Spielen doch machte.
Nach dem Essen wollte ich dem Erwachsenen beim Abwaschen helfen. Aber er schickte mich erstmal ins Bad. “Putzt mal eure Zähne und dann komme ich schon.”, leitete er uns an.
Ich holte meine Zahnbürste hervor und folgte ihr ins Badezimmer. Schnell waren die Zähne geputzt.
Dann war schon Yala’s Papa zur Stelle und half ihr beim Ausziehen und ließ sie in die Dusche steigen.
Schnell wandte er sich nun mir zu. “Was ist mit dir?”, fragte er mich. Erst jetzt merkte ich, dass ich nur so verträumt da stand und der Kleinen zuschaute.
Ich griff immer noch unbeholfen von der Nacht nach meinem Pyjama Oberteil. “Na komm her”, sagte er zu mir, “ich bin ja schon dabei, dann kann ich dir auch helfen.”
Schubs und schon wenige sanfte Handgriffe später lag mein Pyjama schön gefaltet neben mir auf der Badewanne und ihr Papa holte von ihrem Wickeltisch ein paar Feuchttücher für mich. Ich stellte mich etwas breitbeinig hin, so wie vorher meine kleine Freundin. Und er machte die Kleber auf und zog die Pampers vorsichtig weg.
“Heute Nacht warst du aber auch nicht mehr trocken, es war doch gut, das du zum Schlafen die Windel anhattest.”, sagte er zu mir. Ich wurde etwas rot. “Ich habe es gar nicht gemerkt bis vorher, als ich mich zum Frühstück gesetzt hatte.”, gestand ich.
“Macht ja nichts, mein Kind”, beruhigte er mich. “War ja sicher auch angenehmer, als im nassen Bett aufzuwachen.” Ich nickte betreten.
“Magst du heute zur Sicherheit auch wieder eine Pampers an haben.”, wollte er nun wissen.
Ich schüttelte den Kopf. “Nein, ich kann doch nicht die am Tag trage.”, beschwerte sich gleich wieder mein jugendliches Ich.
“Aber in der Nacht machen wir das sicher wieder mit einer Windel. Das ist besser für dich.”, bestimmte er.
“So ab mit dir in die Dusche und setzt bitte nicht wieder das ganze Bad unter Wasser”, ermahnte er uns mit einem Lächeln.
Ich musste grinsen. Bei Yala’s Ideenreichtum war ich mir da nicht so sicher und irgendwie machte es auch Spaß mal nicht so erwachsen tun zu müssen, nur weil ich schon so alt war.
“Hmmm”, schmollte ich, als er uns streng ansah.
Ich mochte, das ich mit Yala noch einmal so richtig Kind sein darf und das nicht alles in die Waagschale geworfen wird so wie in der Schule. Je mehr ich in die Welt von der Kleinen hinein blicken durfte, umso mehr wollte ich dieses kindliche und einfache Leben.
Ich stieg zu Yala in die Dusche. Zuerst wollte ich ihr als große Schwester beim Haarewaschen helfen, aber dann richtete sie den Wasserstrahl auf mich und der wilde Spaß begann.
Als Papa wiederkam, musste er uns erst mal auseinander bringen und die Kleine fertig waschen. Mich ließ er, als er mit Yala fertig war, noch ein paar Sekunden mit einem Waschlappen in der Hand alleine, damit ich mich fertig machen konnte, während er sie abtrocknete.
Dann durfte auch ich aus der Dusche steigen und wurde von ihrem Papa trocken gerubbelt. Er schickte mich meine Wäsche holen und kümmerte sich um das Kindergartenkind. Als ich sah, wie liebevoll er sie anzog und wickelte, wurde ich fast ein bisschen eifersüchtig auf sie. Es ist ja richtig schade, dass das keiner mehr mit mir macht, dachte ich mir kurz.
Als ich wieder fertig angezogen in den ersten Stock kam, war sie wieder in ihrem Zimmer.
“Und was wollt ihr heute machen?”, fragte er uns. “Ich habe zwei Vorschläge für euch. Entweder wir fahren an den See oder in die Berge.”
“Ich will an den See!”, rief Yala begeistert, “bitte Papa, bitte….“
Mir hingegen wurde sofort unwohl bei dem Gedanken.
Ihr Papa nahm sie in den Arm und sah die Zweifel in meinen Augen und fragte “Hanna, was willst du denn lieber?”
“Ich weiß nicht, ich habe Angst vor dem Wasser.”, gestand ich den Grund für meine Unsicherheit. “Ich … ich kann noch nicht schwimmen.”, nuschelte ich etwas leiser, weil es mir etwas peinlich war.
“Mach dir keine Sorgen, ich passe schon auf euch auf.”, versicherte er mir. “Und wir holen dir am Weg noch Schwimmflügel. Yala hat die auch noch an, wenn wir an den See fahren.”
Schwimmflügel für mich, ich zweifelte, ob das eine gute Idee war. Andererseits wusste ich, das es tolle Fotos von mir und Mama am Meer gab, wo ich unbekümmert mit diesen orangen Helfern im Wasser spielte.
“Bitte Hanna”, bat mich Yala, die merkte, das ich noch zögerte und Angst hatte. “Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, mit den Flügeln geht das ganz leicht. Bitte, bitte.”
Ich sah ihr nochmals in die kindisch freudig leuchtenden Augen. Und ich merkte, wie die Freude in ihr immer kleiner und kleiner wurde, als würde sie gleich wie eine Kerze erlöschen. Konnte ich die Kleine so enttäuschen? Warum konnte ich nicht einfach über meinen Schatten springen?
Ich nickte fast unmerklich.
“Wirklich, Hanna, Danke”, jubelte das Kindergartenkind und fiel mir um den Hals.
“Ja, ich komme mit.”, bestätigte ich ihre Freude.
“Hast du denn Badesachen dabei?”, wollte ihr Papa nun von mir wissen. Ich schüttelte den Kopf. “Na dann komm mal mit. In der Kiste von unserer Cousine sind ganz viele Sachen, da finden wir schon etwas Passendes für dich.”
Er suchte mir zwei Bikiniteile heraus, beide waren sehr kindlich, aber das störte mich heute nicht, ich würde mit den Flügelchen sowieso aussehen wie ein kleines Kind. Hoffentlich würde niemand da sein der mich kennt, dann konnte ich einfach wieder, so wie gestern ein Geschwisterchen von meiner kleinen Freundin sein. Ich folgte ihm hinunter in die Küche und setzte mich zu Yala auf das Sofa.
“So ihr beiden, wir können losfahren.”, eröffnete er uns, als er wenige Minuten später mit der frisch gepackten Badetasche wieder ins Wohnzimmer kam.
Papa brachte uns zum Auto und schnallte Yala an und kontrollierte dann auch meinen Gurt, den ich diesmal wie ein großes Mädchen selbstständig zugemacht hatte.
Er drehte den Schlüssel um und schon ging es los.
Ich spürte ein mulmiges Gefühl in meinen Bauch. Normal vermied ich immer alles, was mit Wasser zu tun hat und jetzt hatte ich mich von dem kleinen Kind dazu überreden lassen. Würden mich die Schwimmflügel überhaupt noch tragen, werden mich alle, die mich sehen, sofort deswegen auslachen, wie meine ehemaligen Mitschüler?
Aber Yala ließ mich nicht in meinen Zweifeln versinken. Sie konnte gar nicht genug schwärmen, wie schön es am See war und was es am Spielplatz auf der Liegewiese nicht alles gab. Sie erzählte mir von der großen Sandkiste und den Kindern, mit denen sie das letzte Mal gespielt hatte. Und all ihre positiven Erlebnisse, die sie mir so farbenfroh und lebhaft schilderte, vertrieben meine Angst vor der ungewohnten Situation.
So hatte ich gar keine Zeit mich zu fürchten, als ihr Papa auf einem kleinen Wiesenparkplatz anhielt und den surrenden Motor abstellte.
Ich öffnete den Gurt und half ihr, den Verschluss ihres Kindersitzes zu öffnen.
Bis Marcus die durch die Kindersicherung blockierte Tür öffnete, ließ ich mich noch einmal zurück in meinen ausgeborgten Kindersitz fallen. Irgendwie hatte ich Mama überredet, dass ich auf einer normalen Sitzerhöhung sitzen durfte, obwohl ich noch ziemlich klein für mein Alter war.
Aber dieser Sitz mit Lehne war richtig bequem, genauso wie mein alter Sitz den ich früher in unserem Auto hatte. Doch dem konnte ich doch nicht nachtrauern, oder?
Inzwischen hatte ihr Papa den Kofferraum geöffnet und die große Tasche und eine Kühlbox herausgeholt, bevor er uns die Tür öffnete und mich und seine Tochter aussteigen ließ.
“Kannst du Yala bitte an die Hand nehmen, damit sie nicht auf die Straße läuft.”, bat er mich auf die Kleine zu schauen.
“Papa, ich lauf doch nicht weg.”, beklagte sich Yala gelangweilt und wollte trotzdem gleich Richtung See loslaufen, als ich mir ihre Hand schnappte.
“Komm Schwesterchen, wir helfen erst mal deinem Papa.”, überstimmte ich ihren Eifer möglichst schnell ans Wasser zu kommen.
So gingen wir Hand in Hand zum Kofferraum und er gab ihr eine Flasche mit Wasser und mir den Rucksack mit den Spielsachen zum Tragen, ehe er den Kofferraum zu machte und wir Richtung See liefen.
Als wir zum Kassenhäuschen kamen, sprach ihr Papa zur Kassiererin: “Einen Tageseintritt für einen Erwachsenen und zwei Kinder und wir brauchen noch ein paar Schwimmflügel für meine große Hanna hier.” Dabei klopfte er mir fürsorglich auf die Schulter.
“Das haben wir gleich” sagte sie zu uns und riss erst mal eine Karte für ihn ab. “Ihre beiden Kleinen bis zwölf sind frei”, erklärte sie ihm.”
Dann griff sie nach hinten und holte ein Paar Leih Schwimmflügel aus dem Regal. “Das sind welche in Größe eins, probiert die, ob sie gut passen, sonst kommt einfach wieder vorbei.”
Mir war es irgendwie doch peinlich und schüchtern, fast zitternd nahm ich meine Flügel entgegen.
“Das braucht dir doch nicht peinlich zu sein.”, meinte die Kassiererin. „Ist doch besser, wenn du mit Flügel ins Wasser gehst, dich dabei sicher fühlst und schwimmen lernen kannst. Du hast ja auch deinen Papa, der auf dich aufpasst.”
Ohne sie zu korrigieren, sah ich sie dankbar an und nickte kurz. Und war froh, als er die Tasche wieder hochnahm, um weiterzugehen.
Schnell schnappte ich mir dabei wieder die Hand meiner kleinen Freundin, um sie nicht zu lange alleine laufen zu lassen.
“Du wärest eine richtig tolle, ältere Schwester für Yala”, kommentierte er meine Fürsorge für seine Tochter.
Ich musste lächeln, Yala, meine Schwester. Was für ein schöner Gedanke.
Auf der Wiese angekommen breitete er erst mal die Decke unter einem Baum aus. “So mein Kind, komm mal zu mir.”, holte er seine Kleine zu ihm und streckte die Arme aus, um sie hochzuheben.
Yala’s Papa zog sein Kind aus und rollte die nasse Kleinkinderunterwäsche zusammen und zog ihr eine bunte Schwimmwindel und die Schwimmflügel an. Ich stand einstweilen nur so da, völlig in meinen Gedanken versunken.
“Hanna, kommst du auch.”, rief er nun auch mich und grinste. “Weil so kannst du nicht ins Wasser.”
Er nahm mich an der Hand.
“Ich kann das auch alleine.”, nörgelte ich leise und unsicher.
“Ich weiß schon, aber du stehst schon wieder nur so verloren da.”, erklärte er, warum er mir half.
Er ließ mich aber nicht weg, sondern zog mir mein T-Shirt und die Hose aus.
Dann hielt er mir den Kinderbadeanzug hin und ließ mich reinschlüpfen. Ich sah echt sehr kindlich aus, aber das war mir heute egal.
Normal bin ich wegen meiner Größe immer zu bedacht nur ja nicht wie ein Kind zu wirken, weil es mir peinlich ist vor meinem Klassenkameraden, das ich, wenn wir etwas gemeinsam unternehmen oft noch als Volksschulkind angesprochen werde.
Heute mit Yala war es mir aber egal. Irgendwie machte es das für mich auch leichter. In der Volksschule können noch nicht alle Kinder schwimmen und ich konnte mich noch etwas daran erinnern wie ich früher mit Mama herumgeplanscht bin. Das war so einfach und ich musste keine Angst haben. Wenn das ginge, würde ich manchmal, wenn ich mit so Kleinen, wie mit Yala spiele, auch wieder ganz klein sein.
Inzwischen hatte Yala’s Papa die Schwimmflügel aufgeblasen. “So den linken Arm” leitete er mich an und streifte mir die Flügel über, als ich ihm meinen Arm entgegen streckte.
“Du bleibst aber bitte, wenn du alleine bist, trotzdem im seichten Kinderbereich”, ermahnte er mich mit strenger elterlicher Stimme, “Wenn du üben willst, gehen wir gemeinsam.”
“Und auch, wenn du aufs Klo musst, sagst du mir Bescheid. Ich will nicht, dass du alleine herumläufst und ich nicht weiß, wo du bist. Hast du das verstanden?”, schob er noch eine Regel hinterher.
“Ja ‘Papa’, habe ich”, beklagte ich mich trotzig und versuchte so gelangweilt wie Yala zu klingen, wenn sie etwas nicht hören wollte.
Er lächelte. “Du musst nicht Papa zu mir sagen, Marcus ist auch okay. Aber ich muss wirklich hier ein wenig mehr auf dich aufpassen und ohne Aufsicht ist es für dich trotz der Schwimmflügel hier zu gefährlich.”
Ich nickte nochmals. Ich war irgendwie froh, dass er auf mich schaute. Auch, wenn ich mir nun sehr klein vorkam, tat es mir gut und gab mir Sicherheit, das ich meiner Angst nicht alleine begegnen musste. Sodas ich die Verantwortung für mich an ihm abgeben und einfach mit Yala toben und spielen konnte.
Dann nahm er uns an der Hand und ich ging seit langem wieder mal ans Wasser.
Zuerst war ich noch sehr vorsichtig und stapfte an seinem Arm langsam in das im See abgegrenzte Becken. Yala hatte sich schon losgerissen und schwamm im seichten, kühlen Nass umher.
“Lege dich einfach mal aufs Wasser”, sagte Markus zu mir. Du wirst sehen, mit den Flügeln gehst du nicht unter. Zögerlich tauchte ich bis zu meinen Schultern ein, bis die Flügel meine Arme trugen und ich im See trieb.
“Willst du auch etwas rutschen”, fragte mich Yala ganz eifrig und konnte es kaum mehr erwarten, mit mir zu spielen. Aber ihr Papa meinte, ich soll mich erstmal an das Wasser gewöhnen, bevor ich zur Rutsche darf. Er ließ mich hin und her gleiten bis ich etwas entspannter wirkte und dann begann ich mit Yala einfach im Becken hin und her zu paddeln.
Irgendwann war mir kalt und Markus holte uns aus dem kühlen Nass. Ich setzte mich auf die Decke.
“Lass die Flügelchen einfach an.”, erklärte er. “Es ist sicherer, wenn ihr nachher alleine spielen gehen wollt.”
Ich nahm ein Buch und begann darin zu lesen. Es war eins, das er für Yala eingepackt hatte und es erzählte eine richtig schöne Geschichte über einen Drachen.
“Was tust du den so lange”, fragte mich das Kindergartenkind.
“Ich lese”, erwiderte ich. Sie hatte Schaufel und Kübel in der Hand.
“Willst du mit mir nicht im Sand spielen?”
Hmm, ich wollte mich gerade in die Geschichte vertiefen, aber ihren Blick konnte ich nicht widerstehen. Ich stand auf und sie nahm meine Hand und zog mich zum großen Sandkasten.
“Ich will eine große Sandburg bauen.”, eröffnete sie mir. So begann ich mit ihr im Sand zu wühlen und mit dem Kübel einen Wall für unsere Festung auszuheben. Und schon bald machte es mir richtig Spaß. Als auch noch zwei andere Kinder kamen, um mitzuspielen, merkten wir gar nicht mehr, wie die Zeit verging.
Irgendwann rief uns ihr Papa zum Mittagessen. Er hatte ein Picknick vorbereitet und es schmeckte echt lecker. Außerdem war ich richtig hungrig nach dem Spielen im Sand.
Nachdem wir gegessen hatten, kamen unsere beiden Spielkameraden mit einer Luftmatratze bei uns vorbei und fragten, ob wir mit ins Wasser wollten. Yala wollte vor Freude schon aufspringen und loslaufen, da hielt uns ihr Papa zurück, “Wartet ich komme auch mit.”, bestimmte er und hielt Yala an der Hand zurück.
Wir gingen diesmal nicht in den seichten Kinderbereich, sondern die Beiden wollten raus auf die Sonneninsel. Ich bekam Angst und hielt mich ganz eng an Markus. Es war mir ein wenig peinlich, das ich noch solche Furcht vom tiefen Wasser hatte, aber ich konnte nicht anders.
Er merkte, das ich so unsicher war und nahm mich an der Hand. “Willst du dich bei mir an meiner Schulter anhalten?”, fragte er mich. Ich nickte schüchtern.
“Ich schaffe das, glaube ich noch nicht so weit alleine.”, gab ich immer noch etwas unsicher zu. Ich bin noch nie so weit rausgeschwommen, dachte ich mir, aber ich wollte auch nicht als einzige am Ufer bleiben, wenn selbst Yala ganz ohne Angst einfach so mit den beiden anderen im Wasser herumpaddelt.
Aber Markus ließ mich nicht alleine. Langsam ging er mit mir in das tiefe Wasser. Zuerst hielt er mich mit dem Arm fest und dann durfte ich mich an den Schultern anhalten. Ohne den Schwimmflügeln hätte ich hier im tiefen Wasser sehr große Angst gehabt. Aber auch ihr Papa gab mir Sicherheit, das jemand da ist, an dem ich mich festhalten kann und der auf mich aufpasst, dass mir hier nichts passiert.
Inzwischen hatten Yala und die beiden anderen ihren Spaß im Wasser, spritzten und tobten herum, während wir uns auf die Insel zu bewegten. Langsam schwand auch meine große Angst vor dem Wasser, ich genoss das Markus mich durch das kühle Nass zog und sah den anderen immer entspannter zu.
Als wir bei der Insel ankamen, ließ mich Yala’s Papa als Erstes auf die Badeplattform klettern. Ich setzte mich an den Rand und lies die Füße in den erfrischenden See baumeln.
Irgendwie war ich stolz auf mich das ich es so weit heraus geschafft habe und das meine große Unsicherheit langsam besser wurde.
Markus setzte sich neben mich.
“Und hattest du noch immer so viel Angst?”, wollte er nun wissen. Ich schüttelte den Kopf.
“Es war nicht mehr ganz so schlimm.”, gestand ich.
“Na da bin ich aber stolz auf meine Große.”, lobte er mich.
Yala und ihre Freunde hatten ihren Spaß, sie sprangen ins Wasser, das es nur so spritzte.
“Magst du nicht auch mitspielen?”, bot mir Yala nach einer Weile nochmals an.
“Ich weiß nicht. Nur, wenn jemand auf mich aufpasst.”, erklärte ich ängstlich. Ganz vorsichtig sprang ich beim ersten Mal in das kühle Nass. Und nach einer kurzen Schrecksekunde unter Wasser zogen mich meine Schwimmflügel wieder an die Oberfläche. Dann wurde ich immer mutiger und hatte auch mehr Spaß daran.
Irgendwann war es Zeit, um zurückzuschwimmen. Ich blieb immer noch eng an seiner Seite, auch wenn ich schon etwas selbstsicherer die letzten Meter durch den See schwamm.
Auf der Decke angekommen war ich erst einmal so richtig erschöpft von der ganzen Aufregung, den Erlebnissen und Eindrücken. Müde legte ich mich erstmal hin, um etwas am Strand zu schlafen.
Als ich wieder aufwachte, stand die Sonne schon tief am Horizont. Ich fühlte mich immer noch richtig müde.
“Na du kleine Schlafmütze. Es wird Zeit wieder nach Hause zu fahren.” erklärte er mir.
Am Strand waren kaum noch Leute. Und die Kinder, mit denen wir vorher gespielt hatten, waren auch schon fort.
Ich hob langsam meinen Kopf.
“Hab ich aber lange geschlafen” wunderte ich mich immer noch ganz verschlafen. “Yala. Komm, ich muss dich noch fertig anziehen” sagte ihr Papa. Sie hatte sich selber angezogen und lief nun nur mit einem verkehrt herum angezogenen T-Shirt über die Wiese.
“Ich hab doch schon was an.”, antwortete sie ihrem Papa trotzig.
Aber er hielt sie fest “Komm, es ist ja gleich vorbei.”, er drehte ihr T-Shirt um, dann holte er eine ihrer Windeln aus dem Rucksack und wickelte sie im Stehen. “So fertig meinte er zu ihr, jetzt ziehst du dir bitte noch eine Hose an und ich kümmere mich um Hanna, die sieht nämlich auch noch sehr schlaftrunken aus.”
“Ich kann das schon alleine”, wollte ich noch einwenden. Da merkte ich, dass die Decke um meinen Po ziemlich nass war. Ich hatte doch nicht hier während ich schlief…
Inzwischen hatte ihr Papa mich schon hochgehoben.
“Hattest du einen kleinen Unfall.”, meinte er zu mir.
Mir lief eine Träne über die Wange. “Ist doch nicht so schlimm” beruhigte er mich. “Die Decke kann man ja waschen.”
Ich nickte immer noch etwas traurig.
Er drückte mich kurz und wischte mir die Träne aus dem Gesicht.
“Aber ich glaube, das du besser eine von Yala’s Windeln trägst, damit nichts passiert, wenn du beim Heimfahren noch einmal einschlafen solltest.”
Ich sah ihm mit großen Augen an. “Du meinst, dass das wieder passiert?”, fragte ich etwas ängstlich. Und ich spürte, dass meine Blase noch leicht weh tat, so wie an so vielen Tagen an denen ich Schwierigkeiten hatte am Tag trocken zu bleiben.
“Es ist doch nicht so schlimm.”, nahm er mir die Angst und holte noch eine Windel aus der Tasche, zog mir die nassen Sachen aus und wischte mich mit Yala’s Feuchttüchern sauber. Er wollte mich doch nicht hier einfach auf der Wiese wickeln, oder? Zweifelte eine empörte Stimme in mir.
“Komm, gehen wir schnell ins Gebüsch, dann sieht dich keiner”, erklärte er.
Mit sanfter Hand nahm er mich hoch, setzte mich zwischen den Sträuchern wieder ab und ein schneller Blick zeigte mir, dass mich nun wirklich niemand mehr sehen konnte.
Wie schön wäre es, die wie Yala einfach immer zu tragen und sich dabei keine Gedanken mehr darüberzumachen. Aber sie ist ja erst 5 und ich schon viel älter. Schnell faltete er die Windel auseinander und hielt sie an meinen Po. Es war keine zum Reinschlüpfen, sondern eine Echte zum vorne zukleben, wie ich sie in der Nacht anhatte. Markus zog sie durch meinen Schritt und klebte sie vorne zu. Jetzt da ich sie im Stehen anhatte kam sie mir etwas enger vor und ließ sich nicht so leicht dehnen wie die zum Reinschlüpfen. Er zog mir gleich noch die Hose über die Windel und schon fiel es kaum mehr auf, dass meine Unterwäsche nicht mehr ganz für mein Alter passte. Bevor ich etwas sagen konnte war ich auch fertig angezogen und ihr Papa packte meine Schwimmflügel und Badesachen ein.
Ich lief einstweilen zu Yala und wir spielten im Gras.
Es machte so viel Spaß, wieder klein zu sein. Einfach nicht mehr darauf zu achten, dass ich erwachsen sein sollte. Ich hatte den Tag so genossen, heute an nichts denken zu müssen und keine Angst zu haben. Manchmal wäre es schön wieder 5 oder vielleicht 6 zu sein, als Yala’s ältere Schwester.
Gemeinsam mit ihr sprang ich umher und lachte und hatte Spaß. Als Papa sie in den Kindersitz gesetzt hatte, hob ich auch einfach meine Arme und ließ mich von ihm in den zweiten Sitz setzen und angurten.
Nach ein paar Minuten hielt Markus an und fragte, ob wir hungrig oder durstig waren. Er hatte während ich beim Fenster hinausblickte einen Schnellimbiss angesteuert. “Ja!”, riefen wir gleich im Chor.
Dass ich auch dringend auf die Toilette musste, merkte ich erst, als wir schon wieder auf der Autobahn fuhren. Sollte ich einfach in meine Windel machen fragte ich mich als ich merkte, dass ich bald nicht mehr einhalten konnte? Nein, das konnte ich doch nicht.
Ohne lange nachzudenken, meldete ich mich fast aufgeregt bei Markus. “Ich muss ganz dringend aufs Klo.”
“Schaffst du es noch bis zur nächsten Raststätte?”, fragte er zurück.
“Ich glaube nicht.” Murmelte ich mutlos in mich hinein. Oft wenn ich so plötzlich musste, spielte mir mein Körper Streiche.
“Wenn du es nicht mehr halten kannst, mach einfach in die Windel. Für das hast du sie ja an und es macht nichts, wenn du sie auch am Tag benutzt, wenn es mal zu knapp wird oder du so plötzlich musst.”
Ich weiß nicht, dachte ich und sah etwas irritiert nach vorne. Irgendwie hatte es da Yala schon einfacher, sie dachte gar nicht lange darüber nach. Vielleicht durfte ich das nicht so eng sehen. Es war immerhin besser, als wenn Mama wieder meine Notfallhose aus dem Kofferraum holen musste. Und es würde ja keiner erfahren. Na ja, außer Yala’s Papa.
Ich lehnte mich etwas zurück in den Kindersitz und sah aus dem Fenster. Warum machst du es dir so schwer, rätselte ich plötzlich, das mit den Schwimmflügeln war ja auch ok.
Als das Auto wieder über eine Schwelle fuhr, merkte ich wie ich plötzlich vorne nass wurde. Ich spürte wie ich immer mehr die Kontrolle verlor und ich es nicht mehr stoppen konnte. Irgendwann entspannte ich mich und ließ es einfach geschehen. In meinem Schritt war es ganz warm und gleichzeitig fühlte ich mich irre klein und sicher. Es war komisch, aber auch irgendwie schön und es war auf jeden Fall viel angenehmer als mit nasser Hose.
Nach wenigen Sekunden fühlt es sich in meiner Windel gar nicht mehr nass an. Es war sogar fast angenehm, wenn mir der Gedanke daran nicht so peinlich wäre.
“Willst du gleich auf der Raststätte wechseln oder lieber Zuhause?”, ließ er mir die Wahl.
“Lieber Zuhause” erwiderte ich wie aus der Pistole geschossen.
Er nickte mir zu und ich versank wieder in meinen Gedanken.
Zu Hause angekommen, hatte ich meinen Unfall wirklich wieder vergessen. Ich lief mit Yala in den Garten und wir spielten fangen, während Papa das Auto ausräumte und die Sachen ins Haus trug und zum Trocknen aufhängte.
An meine besondere Unterwäsche wurde ich erst wieder erinnert, als ich mich mit Yala ausruhte und sich meine schwer beleidigte Blase wieder meldete. Ich wollte nun aber auf keinen Fall von Yala weg. Sollte ich es wie im Auto einfach laufen lassen? Es würde ja keiner merken und die Windel war ja ohnehin schon nass.
Ich entspannte mich kurz und schon wurde ich wieder nass zwischen den Beinen und da war es wieder, dieses Gefühl klein zu sein und mich sicher zu fühlen, und einen Moment später war ich wieder in der Spielwelt mit meiner Freundin. Nur meine Hose war nun immer noch trocken.
Irgendwann kam Yala’s Papa wieder in den Garten. “So ihr beiden. Es ist Zeit zum Windel wechseln.” meinte er und fing mit einer Hand Yala ein.
“Papa, ich muss doch vor Hanna weglaufen.”, rief sie völlig aufgeregt. “Du kannst gleich wieder weiterspielen.” meinte er zu ihr. Schnell hatte er sie sauber gemacht und ihr eine frische Windel angezogen und ließ sie, da es noch so richtig heiß war, einfach so ohne Hose im Garten herumlaufen.
Mich musste Markus nicht erst fangen, ich stellte mich einfach wie vorher am See breitbeinig hin.
Auch bei mir war die nasse Windel schnell weg. “Die ist ja ganz schön schwer geworden”, stellte er überrascht fest. “Du hast die nicht nur vorher im Auto benutzt, oder?”
Ich wurde rot im Gesicht, warum wusste er das. Ich fühlte mich ertappt. “Nein, ich habe auch … vorher im Garten.”, gab ich mit peinlich leiser Stimme und rotem Kopf zu. Es war mir so peinlich, aber ich konnte nicht lügen.
“Willst du wie Yala für heute Abend auch wieder eine Windel haben?”, bot er mir eine frische Kleinkinderunterwäsche aus der mitgebrachten Wickeltasche an.
“Darf ich das denn?”, zweifelte ich schüchtern. “Ich mache doch nur ins Bett und ich werde ja sicher nicht mehr einschlafen.”
“Ich weiß, aber du hattest dieses Wochenende am Tag schon drei Pipi Unfälle und ich dachte, du würdest dich mit Windel vielleicht sicherer fühlen. Du darfst auch in deinem Alter noch Windeln tragen, wenn es dir hilft. Genauso wie du noch mit Yala spielen darfst, wenn du daran Spaß hast.”
Aber ich muss doch schon erwachsen und cool sein. Ich kann mir doch nicht erlauben, so abhängig zu sein. Was, wenn ich das dann öfter will. Ich kann doch nicht die Zeit zurückdrehen und einfach wieder ein kleines Kind sein.
Wollte ich das wirklich? Ich meine, in der Nacht ist das ja okay, aber tagsüber.
Andererseits hatte ich mich heute Nachmittag und mit Yala im Garten so frei gefühlt und gar keine Angst gehabt. Konnte das sein das die Windeln mir da Sicherheit gaben oder vielleicht war es das ich Klein sein durfte? Ein Leben ohne Angst haben wäre doch viel mehr Wert als Cool zu sein? Und hier bei Yala brauche ich mich auch nicht zu schämen. Da konnte ich es einfach mal probieren, ob das besser für mich ist.
“Ist das eine so schwere Entscheidung für dich?”, fragte er mich. “Weißt du, ich habe vorher mit deiner Mama telefoniert und sie hat nichts dagegen, wenn es dir hilft, kannst du es ja einfach mal ausprobieren.”
Ich schluckte bei dem Gedanken daran, dass er schon alles meiner Mama verraten hatte.
Und was ist, wenn ich irgendwann nicht mehr mag. Ich erinnerte mich an die Diskussion, die ich mit ihr wegen meiner Windeln das letzte Mal gehabt hatte. Meine Gedanken ratterten in meinen Kopf und nach einem Moment fügte ich hinzu. “Das so wie Yala sein hilft mir wirklich, wenn ich Angst habe, aber ich weiß einfach nicht, ob ich immer so sein mag. Darf ich das Klein sein denn einfach mal ausprobieren?”
“Sicher, wenn du willst und es dir guttut.”
“Ja, vielleicht”, erklärte ich immer noch schüchtern. “… ich will wieder so sein wie sie.”, nuschelte ich in fast unhörbar leisen, kindlichen Ton.
“Das hast du dir aber schwer gemacht. Heute und morgen machst du einfach mal etwas Pause beim Groß sein. Melde dich aber bei mir, wenn du eine frische Windel brauchst, ja?”.
Ich nickte. Den ganzen morgigen Tag auf Probe klein zu sein. Mal nicht so streng bewertet zu werden. Es fühlte sich komisch an. Fast als fiele mir ein Stein vom Herzen, aber gleichzeitig war ich so aufgeregt, dass es in meinen Bauch richtig krippelte.
Er faltete die zweite Windel auf und hielt sie mir mit einer Hand an den Popo und zog sie durch meinen Schritt und klebte sie vorne zu. “Wenn du die nun öfter brauchst, müssen wir welche kaufen, die dir wirklich passen. Die sind doch etwas eng und die Pampers gibt es auch noch in größeren Größen für ältere Kinder, wie dich.”, erklärte er mir.
Ich konnte jetzt doch einfach Spaß haben und auch mal verrückt sein, dachte ich. Ich sah Yala wie sie gerade versuchte ein Rad zu schlagen. Mein Cool sein Ich schaltete jetzt ganz ab. Ich wollte einfach loslaufen und mit ihr Spaß haben.
“Willst du deine Hose nicht noch anziehen….”, fragte er fast erstaunt. Aber ich hatte mich schon losgerissen und lief jetzt nur mit langem Shirt, das die Windel nicht ganz verdeckte, im Garten, der durch eine dichte Hecke geschützt war, dem Kindergartenkind hinterher.
Und los ging die wilde Sause. Wir spielten fangen und verstecken, bis uns ihr Papa zum Abendessen auf die Terrasse holte. Ich war ganz außer Atem, als ich bei ihm ankam.
“Geht ihr zwei jetzt erst mal Hände waschen!”, befahl er Yala und mir, während er eine schwere dampfende Schüssel abstellte.
Ich folgte ihr ins Bad. Yala hielt ihre Hände unter das Wasser und während ich zum Seifenspender griff, schrie sie schon: “Ich bin fertig!” und wollte schon wieder zurücklaufen.
“Du hast ja noch gar keine Seife genommen.”, ermahnte ich sie und fühlte mich nun echt so, als wäre ich ihre ältere Schwester.
“Hmm, nein.”, seufzte sie und ich drückte ihr etwas Seife in die Hand und gemeinsam wuschen wir uns für das Abendessen. Erst als ich mich umdrehte, sah ich, das ihr Papa hinter uns stand und uns beobachtete.
“Schau mal Papa, die sind ganz sauber, ich hab sie sogar mit Seife gewaschen.”, betonte Yala stolz und lief an ihm vorbei.
“Und auch bei dir alles frisch gewaschen?”, fragte er rhetorisch mit einem Lächeln. Mit kindlichem Stolz zeigte auch ich meine Hände und er fügte hinzu, “Schön, das du dich so liebevoll um Yala kümmerst.”
“Manchmal wünsche ich mir, sie wäre wirklich meine Schwester.”, gestand ich ihm.
“Jetzt gibt es für euch Spaghetti.” Ich blieb einen Moment stehen, um den Gedanken an die Kleine, die doch nicht meine Schwester war, zu Ende zu denken.
Er schien mein Schweigen aber anders zu deuten. “Soll ich dich tragen?”, bot er mir plötzlich an.
Mich tragen. Wie ein kleines Kind. Doch die Sehnsucht nach der Nähe, die ich normal von Mama bekam, war mittlerweile riesengroß und so nickte ich zaghaft.
Er nahm mich auf den Arm, als wäre ich ein kleines Mädchen und trug mich auf die Terrasse. Dort ließ er mich neben Yala auf einen Sessel nieder, dann ging er zu seinem Kind und band ihr ein Lätzchen um.
“Papa, das brauche ich doch nicht mehr”, murrte sie. “Ach Yala, mit den Spaghetti war letztes Mal alles voll gekleckert.”, entgegnete er ihr.
“Hmm… Ok. Aber nur, wenn Hanna auch eines bekommt.”, fiel Yala plötzlich ein.
Warum ich, dachte ich mir… Andererseits ich wollte es doch ausprobieren, wie es ist ein kleines Kind zu sein.
“Wenn du meinst.”, erwiderte ich und versuchte so zu klingen, als wäre es mir egal.
Ihr Papa sah mich dankbar an und holte ein zweites Lätzchen aus dem Schrank und im Nu saßen wir beide wie kleine Kinder vor einem lecker dampfenden Teller Spaghetti.
Wir beide hatten beim Essen jede Menge Spaß. Ich hatte schnell vergessen, dass ich älter war und wir schlurften gemeinsam die Nudeln um die Wette. Und ich musste zugeben, dass es richtig lustig war, einfach mal so kindisch sein zu dürfen.
Als wir satt waren, war mein Mund und das Lätzchen auch voller roter Sauce. Markus lächelte mich an. “Heute bist du mal wieder ganz das kleine Mädchen?”, meinte er mit einem Lächeln als er mein Gesicht mit dem Stoff sauber wischte.
“Wieso?” fragte ich unschuldig, ohne lange zu überlegen. “Wir hatten doch so viel Spaß”, wand ich ein und dachte daran, das ich endlich mal keine Angst hatte mich danebenzubenehmen.
“Mach dir keine Sorgen. Es ist doch in Ordnung. Magst du mit Yala noch eine Gutenachtgeschichte hören, wenn ihr im Bad fertig seid?“
“Müssen wir den schon schlafen gehen?”, wollte ich wissen.
“Noch nicht gleich, aber in einer Stunde ist Schlafenszeit für Yala und so müde wie du aussiehst auch für dich.” Er lächelte mir zu, um mir zu zeigen, dass er es nicht ganz ernst meinte.
“Wollt ihr nun eine Geschichte?”, fragte er nochmals.
“Ja bitte! Eine Geschichte.”, rief Yala voller Begeisterung.
“Aber zuerst geht es für euch ins Bad, um euch bettfertig zu machen.”, befahl er.
Im Bad nahm er uns die Windel ab und ließ Yala und mich auf die Toilette gehen und Hände waschen. Dann hob er Yala auf den Wickeltisch und wickelte die Kleine ganz zärtlich und zog ihr den Pyjama an.
“Soll ich dir auch helfen und dich für die Nacht fertig machen?”, wollte er von mir wissen.
Etwas unschlüssig, nickte ich. Ich war immer noch hungrig nach Nähe und hatte den Tag als Kind sehr befreiend empfunden. Einfach einmal nicht alles können müssen. Es war mir zwar immer noch peinlich, aber irgendwie auch nicht. Als er sah, wie ich dastand, hatte Markus mich inzwischen auch auf den Wickeltisch gelegt und begonnen mich mit einem Feuchttuch sauberzumachen.
Dann holte er wieder eine normale Pampers unter dem Wickeltisch hervor. Morgen schauen wir, dass du deine eigenen Windeln bekommst. Schnell schob er mir die Pampers unter den Po, cremte mich etwas ein, zog sie zwischen meinen Beinen durch und klebte sie zu.
“Es ist ganz okay, wenn du mal Pause brauchst vom Groß sein”, versicherte er mir. “Genieße es einfach, das du noch etwas Zeit hast, bis du Erwachsen sein musst. Magst du wie Yala noch einen schönen Pyjama für die Nacht haben?”
Ich nickte schüchtern. Er holte einen echt süßen Einteiler mit den Freunden aus der Traumstunde aus dem Kasten.
“Gefällt dir der Pyjama?”, fragte er mich. Ich nickte, er sah echt niedlich aus. Mit den Füßen ließ er mich hineinsteigen und half mir dann auch mit den Armen und zog vorne den Reißverschluss zu.
Dann hob er mich vom Wickeltisch und bei einem letzten Kontrollblick im Spiegel lächelte mir ein kleines Kind von vielleicht 6 Jahren entgegen. Was so ein Pyjama alles ausmacht, dachte ich und fand, das ich sehr süß aussah.
“So es ist Zeit für eure Gute Nacht Geschichte.”, sagte er liebevoll.
Und so folgte ich den beiden ins Kinderzimmer und suchte mir einen Platz neben Markus und Yala am Bett.
Er deckte uns noch zu und schlug Yala’s Vorlesebuch auf.
Mit tiefer Stimme begann er zu lesen….
Es war ein Märchen, das ich schon kannte, aber da er ein echt guter Geschichtenerzähler war, konnte ich richtig in die Geschichte eintauchen und mitfiebern.
Ich war einfach wieder ein kleines, fast Kindergartenkind. Ich freute mich über jede Wendung, die die Geschichte nahm und kuschelte mich an ihm, wenn es spannend wurde.
Irgendwann merkte ich, dass ich noch mal aufs Klo musste. Jetzt einfach aufstehen und die Geschichte unterbrechen war auch doof. Oder… Ich mache einfach noch mal in die Windel. Ich würde nachher ja gleich schlafen gehen, da merkt es bestimmt niemand.
Ohne weiter viel darüber nachzugrübeln, entspannte ich mich. Yala macht das ja auch so. Schon wurde es ganz warm und ich fühlte mich wieder ganz klein, sicher und geliebt.
Dann lauschte ich wieder der Geschichte, bis irgendwann mein Kopf auf das Kissen sank und ich eingeschlafen war.
Als ich wieder aufwachte, hielt mich Markus am Arm. Ich blickte auf und hob meinen Kopf.
“Na alles Ok bei dir, kleine Maus”, fragte er mich.
Ich nickte.
“Ich muss dich frisch wickeln, bevor du weiter schlafen kannst.” erklärte er mir.
Ich wurde wieder rot.
“Macht doch nichts, deswegen hattest du sie ja an und du hast ja auch schon fast geschlafen, mein kleines Mädchen.”
Ich hob meinen Kopf etwas schüchtern. “Ich wollte vorher, als du die wunderschöne Geschichte vorgelesen hast, nicht aufstehen und dich unterbrechen.”, gestand ich. “Da habe ich einfach…”
Er streichelte mir über den Kopf.
“Mach dir doch keine Sorgen… Dafür ist deine Windel ja da, und es ist in der Nacht auch besser, als wenn du in einer fremden Umgebung schlaftrunken aufstehen musst und am Weg zum Klo stolperst.”
Ich nickte wieder. Irgendwie war mir die Windel im Moment auch gar nicht peinlich. Und es hat auch gar nicht so geklungen, als wäre er böse, wenn ich da reinmache, wenn ich mal muss.
Ich schlang die Arme um Markus und kuschelte mich an ihn, wie ich es sonst nur bei Mama tat.
“So nun aber rauf auf den Wickeltisch.”, meinte er, als er mich sachte auf der sanften Unterlage im Badezimmer absetzte.
Ich war schon richtig müde und ließ mich von Markus wie die kleine Yala wickeln und für das Bett fertig machen. Es war irgendwie kurz seltsam, als er mich auch am Popo sauber machte. Ich fühlte mich so richtig klein und kindlich, aber auch irgendwie sicher und geborgen. So, als könnte mir nichts in der Welt passieren.
Dann nahm er mich wieder auf den Arm und trug mich rüber ins Bett, reichte mir das Stofftier, mit dem ich gestern schon geschlafen hatte und deckte mich zu.
“Gute Nacht”, flüsterte er mir noch zu, als ich schon fast wieder eingeschlafen war.
Autor: Annie (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
Ich bin kein Freund von richtigen Kinder Geschichte, doch bei dieser hab ich ein gutes Lesegefühl! Und das Hanna nun mit viel Liebe und Gefühl Ihrer Angst vor verschiedenen Alltagssorgen verliert und nochmal Kind sein darf ist eine gute Idee! Manch ein Teenager ist oft zu schnell im Erwachsenenleben abgekommen. Bin auf den nächsten Teil gespannt.
Anni, danke für diesen schönen 2ten Teil. Ich mag Deine Geschichten und Du motivierst mich an einer eigenen Geschichte weiter zu arbeiten. Freie mich auf eine Fortsetzung
Hallo Burli, Hallo Tina
Schön das euch die Geschichte gefallen habe. Und ich hoffe der nächste Teil, den ich gerade losgeschickt habe, liest sich ähnlich gut wie der Letzte. Es wird sicher eine Mischgeschichte mit kindlichen Themen, aber auch ganz viel an Freundschaft und Vertrauen, Ängsten und alle dem, was zum Aufwachsen dazu gehört.
Auch wenn die Geschichte keine reale Erzählung ist habe ich vieles das in der Geschichte vorkommt in der einen oder anderen Art erlebt (Die Ängste vor lauten und starken Sinneseindrücken, die Sehnsucht nach Geborgenheit die einen von anderen unterscheidet, aber auch das von einzelnen Menschen angenommen zu werden, …) trotzdem ist es natürlich eine fiktionale Erzählung.
Danke für Eure Kommentare und dafür das ihr euch so viel Mühe gemacht habt zu schreiben. Ihr seid großartig.
Alles Liebe
Annie