Divergent (5)
Windelgeschichten.org präsentiert: Divergent (5)
Schwimmen mit den Klassenkameraden
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Hallo liebes Tagebuch
Heute hatte mein kleiner Schatz wieder eine Panikattacke im Einkaufszentrum und ich bin im Moment als Mama sehr hin- und hergerissen, zwischen dem sie zu schützen, vor der Angst die ihr so Probleme bereitet und Ihr ihren Freiraum zu lassen, damit sie Platz hat erwachsen zu werden.
Aber ich habe das Gefühl, das mein Kind noch nicht so weit ist und sie mich und meine Zuwendung noch braucht. Und ich muss zugeben, auch wenn ich mir Sorgen mache und hoffe das sie Selbstständig und Erwachsen wird, ist es auch ein sehr schönes Gefühl zu merken, das ich noch helfen kann und ihre Dankbarkeit und Liebe zu spüren. Zu wissen das sie mir vertraut und mit ihren Problemen und Sorgen zu mir kommt.
Ich habe mit ihr heute auch darüber geredet, das ich etwas mehr auf sie schauen werde, damit sie wieder ins Gleichgewicht kommt und lernt, mit ihrer Angst umzugehen, indem wir gemeinsam wieder ein paar Regeln einführen, die ihr dabei helfen sollen.
Ich weiß, es ist vielleicht viel meinem Kind vorzuschreiben, das sie manches nicht mehr darf, aber ich habe echt Angst, das ich mal nicht da bin um ihr zu helfen, wenn ihr alles zu viel wird. Sie ist in vielen was sie tut noch so unschuldig und kindlich, das ich denke das es noch gut ist sie zu beschützen, bis sie selbst so weit ist.
Andererseits macht es mir auch Freude, das sie mich nun vielleicht doch noch etwas länger braucht. Heute bin ich schon in der Drogerie kurz an dem Regal mit den Fläschchen und Schnullern gestanden. Ob sie die vielleicht auch haben will? Soll ich mal die Schachtel mit den alten Babysachen aus dem Keller holen und mit ihr durchsehen?
So jetzt muss ich aber Schluss machen
Liebe Grüße Judith
PS: Ich habe meine Kleine gerade um kurz nach Mitternacht im Bett beim Handyspielen erwischt. Zuerst wusste ich gar nicht, wie ich reagieren soll. An so einem Tag wo es ihr eh nicht gut geht, solange aufzubleiben, das kann für mein Kind nicht gut sein. Ich habe ihr jetzt das Handy weggenommen.
Auch wenn ich zuerst etwas böse war, weil sie viel zu lange ihr Hörbuch hörte, fand ich sie dann irre süß, wie sie mit ihrem Fläschchen und Tiger im Bett lag. So konnte ich gar nicht anders, als ihr zu verzeihen und sie wieder zu beruhigen, bis sie schließlich eingeschlafen ist.
***
Am nächsten Morgen wurde ich durch liebevolles Streicheln geweckt. Ich wusste erst gar nicht was los war, bis ich die Augen aufmachte und Mama sah. Wo war mein Wecker, dachte ich kurz, bis mir die Geschichte von gestern einfiel.
“Tut mir leid, das ich dich schon wecken muss, aber du musst Frühstücken und in die Schule.” Ich setzte mich auf und Mama zog die Decke zur Seite.
So aufzuwachen war viel angenehmer, als mit dem piepsig, nervigen Handywecker dachte ich mir. “Danke fürs aufwecken” sagte ich und umarmte sie.
Sie streichelte mir über die Haare. “So jetzt aber ab ins Bad mit dir zum Zähneputzen.”, sie ließ mich kurz alleine und ging in die Küche.
Nach ein paar Minuten kam sie wieder und sah das ich immer noch mit Pyjama und Zahnbürste im Bad stand.
“Kommst du zurecht oder soll ich dir helfen?” wollte sie wissen. Ich sah ihr tief in die Augen. “Ist das für dich schlimm, wenn du mir heute ein bisschen hilfst?” bat ich sie unsicher.
“Ach mein Kind, dir zu helfen ist nie schlimm für mich. Ich will nur sicher gehen, das ich dir nicht deine Selbstständigkeit wegnehme.”
Ich nickte und flüsterte ganz leise. “Mama ich glaube ich brauche dich heute noch, es tut mir so gut, wenn du bei mir bist.”
Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und erklärte, “Ist schon gut mein Schatz, aber du verstehst, das ich dich fragen muss, wenn ich nicht weiß was du willst.”
Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, half sie mir den Pyjama über meinen Kopf zu ziehen und legte ihn mit der Pyjamahose über einen Sessel. “Wenn ich dich so sehe, glaube ich, das du ohne Windel besser nicht mehr schlafen gehst.”, meinte sie besorgt und gab mir einen Kuss.
“Warum denn Mama.”, erwiderte ich und sah sie unschuldig an.
“Mein Kind, hast du nicht gemerkt, das du ganz nass bist?”
“Nein, das hat sich doch ganz trocken angefühlt.”
“Na deswegen bin ich ja da und schau auf dich, aber was quatsche ich da so lange”, tadelte sich Mama, “Jetzt wird es Zeit das ich dich wasche, das fühlt sich ja sicher schon sehr unangenehm an, oder?”
Ich schüttelte plötzlich den Kopf. “Gar nicht, Mama, die fühlen sich nicht mal nass an und nicht unangenehm, sondern ganz weich und kuschelig.”, gestand ich ihr und war selber von meinen Worten überrascht.
“Klingt ja so als gefällt es dir, dass du wieder Windeln brauchst.”
Ich nickte. “Es ist schon viel besser, als nach einer nassen Nacht und die geben mir auch so ein gutes Gefühl von Sicherheit. Also nicht nur das ich nicht nass bin, sondern ich fühle mich so sicher und geborgen wie früher als Kind.”
Sie ließ mich leicht die Beine spreizen und öffnete mit einem Ratsch die Pampers und wischte mich sauber.
“Gehst du nochmals aufs Klo, bevor wir dich fertig anziehen”, befahl sie mir mit einem Lächeln, als wäre ich noch im Kindergarten.
“Ja, Mami”, antwortete ich. Sie hob mich hoch und setzte mich aufs WC.
“Das Klo ist ja eigentlich auch viel zu groß für dich.”, stellte sie fest, als ich wie immer ganz nach vorrutschen musste, um die Füße auf den Boden zu bekommen.
Ich sah sie kurz unsicher, fragend an. „Warum Mama”, wunderte ich mich kurz, was sie mir damit sagen wollte.
“Ach, Schatz, ist schon gut. Manchmal erinnerst du mich nur so an früher. Ich lass dich kurz alleine.”
Ich dachte nach und mir fiel ein, dass ich bis noch vor ein paar Jahren einen lustigen Aufsatz auf der Toilette hatte, weil Mama es für mich möglichst bequem machen wollte, wenn ich es mal rechtzeitig bis ins Badezimmer schaffte.
Ob es diesen Aufsatz mit den lustig kullernden Dino Augen noch irgendwo gab? Aber das war doch was für sehr kleine Kinder, oder?
Ob Mama daran gedacht hatte, ging mir durch den Kopf und ich fühlte mich jetzt ganz klein, behütet und geliebt. Auch wenn ich nicht wusste, ob ich immer das kleine Kind sein wollte. Ich durfte es jetzt und hier bei ihr sein.
Nachdem ich am Klo fertig war, kam sie wieder, wusch mich mit einem Waschlappen und brachte mich zum Anziehen in mein Kinderzimmer.
“Willst du es heute nochmals mit einer Pullup probieren oder magst du lieber eine von den Pampers.”, neckte sie mich.
“Heute gehen wir doch ins Schwimmbad, kann ich da nicht ganz ohne gehen?”, bettelte ich.
“Ach Kindchen”, sprach sie “Mach dir doch nicht so viele Sorgen. Die Pullup kannst du doch auch in einer Kabine ausziehen und ich packe dir fürs Heimfahren eine als Reserve ein.”
“Meinst du wirklich, dass das sein muss?”
Sie hielt mir als Antwort die Pullup hin und ließ mich hineinsteigen.
“Glaub mir, es ist besser für dich, Kindchen.”
Dann holte Mama eins meiner Sommerkleider aus dem Schrank, das mich ein bisschen älter aussehen ließ und ich durfte reinschlüpfen.
Ich sah mich kurz in den Spiegel. Mama hatte eine gute Wahl getroffen. Ich sah fast so aus , wie meine Klassenkameradinnen.
“So, nun kann dein Tag beginnen Kleine.”, motivierte sie mich.
In der Küche am Frühstückstisch wartete blinkend und summend mein Handy auf mich. Daneben hatte Mama mir ein leckeres Frühstücksbrot gerichtet und für mich in kleine Spalten geschnitten. Das hatte sie früher auch immer gemacht, als ich noch in der Volksschule war.
Ich umarmte sie. “Danke für das tolle Frühstück.”, flüsterte ich ihr überwältigt ins Ohr.
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Eine Stunde später ließ sie mich vor der Schule aussteigen und mit etwas mulmigen Gefühl ging ich hinauf in meine Klasse und setzte mich auf meinen Platz.
Da spürte ich die sanfte Hand von Theresa auf meinen Schultern. “Du Hanna, magst du dich nicht zu mir setzten, meine Banknachbarin ist schon in ihrem Ferialjob und alleine sitzen ist ja so langweilig, oder?”
Ich war bis jetzt immer alleine, weil nie jemand bei mir sitzen wollte. Ich sah mich um und starrte dann kurz in ihre Augen. Wollte sie mich echt zu sich holen? Ich war doch eine Außenseiterin. Jemand, der nie gefragt wurde, wenn es um Gruppen ging.
“Willst du nun?”, hackte sie nochmals nach, “dann helfe ich dir deine Sachen zu meiner Bank zu bringen.”
“Ja”, stimmte ich schüchtern zu. Warum war sie plötzlich so nett zu mir? Oder war ich nicht mehr so verschlossen wie vorher.
Machte das Kind sein, das ich wieder mehr auf andere zuging?
Ich nahm meinen Rucksack und Theresa half mir die Hefte, die in meinem Bankfach waren zu ihrem Tisch zu tragen.
Ich war richtig nervös, als ich mich neben sie setzte.
“Freust du dich schon auf heute?”, fragte sie mich. “Wird sicher besser als der Unterricht in der letzten Woche vor den Ferien.”
Ich nickte ungläubig.
“Heute haben wir ja nur 2 Stunden, dann geht es schon zum angenehmeren Teil des Tages ins Schwimmbad.”
Da polterte die alte Holztür und unsere Lehrerin kam herein. “Morgen allerseits”, rief sie laut und routiniert begann der Unterricht.
Es war richtig toll Theresa als Banknachbarin zu haben und ich taute bei ihr langsam auf und hatte nicht mehr so viel Angst vor den anderen.
Mit gedämpfter Stimme erzählte sie mir von ihren Ferienplänen und das sie auch das erste Mal einen Ferienjob in einem Kindergarten haben würde und sie schon gespannt darauf war.
Ich gestand ihr, das ich noch keinen Job hatte und es mir auch noch nicht richtig vorstellen konnte. Auch wenn ich schon mal bei Mama im Büro geholfen hatte, aber jeden Tag, das war einfach noch nichts für mich.
Dann ermahnte uns die Lehrerin, das wir nicht so viel quatschen sollten und wir kümmerten uns wieder um die Aufgaben, die sie an die Tafel geschrieben hatte.
Endlich erlöste uns das schrille Läuten der Schulglocke. Sofort waren alle aufgesprungen und packten ihre Sachen.
Nur ich blieb noch kurz sitzen. Jetzt würde es ernst werden. Was ist, wenn sie mich doch auslachen.
“Hast du Angst?”, fragte mich Theresa. Ich antwortete nicht und sah sie nur mit feuchten Augen an.
“Na, komm”, sagte sie zu mir und reichte mir die Hand und nahm meine Tasche. Es ging mir gleich wieder besser, jetzt wo ich merkte, das ich nicht ganz alleine war.
Gemeinsam mit ein paar ihrer Freundinnen gingen wir zum Schuleingang, wo schon unser Sportlehrer auf uns wartete.
“Hat jeder von euch seine Schwimmsachen mit?”, erinnerte er uns noch kurz, bevor wir gemeinsam von der Schule weg gingen. Alle nickten zustimmend und wir gingen die paar hundert Meter über einen Gehweg bis an den Ortsrand, an dem unser altes Freibad lag. Erst als wir bei der Kassa ankamen, merkte ich das ich immer noch Theresas Hand hielt.
Unser Lehrer hatte für uns eine Gruppenkarte gelöst, sodass wir nun nur durch das Drehkreuz gehen mussten.
Danach zog mich Theresa in einen ruhigen Teil der Umkleide. Dort stellte sie die Taschen auf die Bank und begann sich umzuziehen. Ohne lange Nachzudenken zog auch ich mein Kleid aus und legte es sauber auf die Bank.
“Hey Hanna, du solltest dir ein Handtuch umbinden, sonst sieht noch jemand anderer dein … Höschen.”, sagte Theresa zu mir, und band mir gleich ihr Handtuch um.
Oh nein, was hab ich getan, das hatte ich vor lauter Aufregung ganz vergessen. Ich wurde rot im Gesicht. Und es wurde mir schon wieder alles viel zu viel. Jetzt würde sie es sicher allen anderen erzählen, das ich noch Windeln brauche. Sofort war die Erinnerung an die vielen Male in der alten Schule wieder da, an denen mir ein kleines Missgeschick passiert ist und dann alle gelacht hatten. Ich versuchte Theresa in die Augen zu sehen, aber ich konnte nicht.
Plötzlich spürte ich ihre Hand auf meiner Schulter. Sie schob mich raus aus der Gruppenumkleide, in einen leeren Gang. Ich konnte nur kurz hören, wie Theresa etwas zu unserem Lehrer sagte und meine Augen waren voller Tränen, sodass ich so gut wie nichts mehr sehen konnte.
“So nun setz dich erst mal”, beruhigte mich Theresa und drückte mich auf die freie Bank und reichte mir ein Taschentuch.
“Ist doch alles nicht so schlimm.”, flüsterte sie mit leiser und ruhiger Stimme zu mir.
“Doch!”, widersprach ich, “jetzt werden mich alle wieder auslachen und verspotten.”
“Aber es hat das doch außer mir gar niemand gesehen und ich lache sicher nicht, nur weil du krank bist.”
Ich wischte mir mit dem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht. “Meinst du es hat echt keiner gesehen?”, wollte ich mich nochmals versichern.
“Ich denke nicht, ich habe ziemlich schnell reagiert.”, bestätigte mir Theresa.
“Ich war vor lauter Aufregung wegen des Schwimmens so durcheinander, das ich gar nicht mehr daran gedacht habe.”
“Ich weiß und das ist für dich auch noch neu, oder?”
“Woher weißt du das?”, staunte ich über sie.
“Weil ich dich vor ein paar Wochen mit einer ziemlich nass aussehenden Hose vom Schulgelände hab laufen sehen, und ich mir schon sowas gedacht hatte, als du nicht zum Schwimmen mitkommen wolltest. Aber dann hast du mir, erklärt, das du nicht schwimmen kannst und ich dachte, ich lag vielleicht doch falsch.”, klärte sie mich auf.
“Und du hast nichts zu den Anderen gesagt?”, wollte ich wissen
“Nein, natürlich nicht”, entgegnete sie.
“Aber warum? Warum bist du so nett zu mir? Warum bist du nicht so wie alle anderen? Weshalb lachst du nicht über mich?”, wunderte ich mich laut.
“Mach dir keine Sorgen”, versicherte sie mir nochmals “Dein Geheimnis ist bei mir sicher.” und sie wirkte dabei fast so erwachsen, wie meine Mama, wenn sie mich tröstet.
Ich wischte meine Tränen aus dem Gesicht.
“Geht es wieder?”, fragte sie mich nach einem langen Moment der Stille.
Immer noch mit von Tränen roten Augen nickte ich ihr zu.
“Magst du dich hier schnell fertig umziehen, bevor wir zurück zu den anderen gehen.”
Ich nickte und begann meine Pullup unter dem Handtuch auszuziehen. Dann ließ ich sie versehentlich ungeschickt nach unten plumpsen, als ich merkte wie schwer die war.
Ich habe wohl nicht nur mit den Augen geweint, erkannte ich, als ich die Pullup wieder aufhob und in den nächsten Mülleimer warf.
Zögerlich folgte ich nun Theresa zurück zu unseren Taschen. Die meisten meiner Mitschüler waren schon umgezogen und so war es hier schon wieder fast leer. Nur vereinzelt waren meine Klassenkameraden noch am Suchen nach den Badesachen, nach dem Handtuch oder versuchten den großen Schulrucksack in die viel zu kleinen Kästchen zu verstauen.
Schnell hatte ich mich fertig angezogen. Dann packte ich mein Handtuch aus, in dem auch meine Schwimmflügel eingepackt waren und stopfte meine fast leere Tasche in den Spind.
“Darf ich mal sehen?”, bat Theresa und nahm die Flügel in die Hand.
“Die sehen ja noch ganz neu aus”, stellte sie fest.
“Ja. Ich war in den letzten Jahren nicht mehr schwimmen, weil ich mich nicht mehr getraut hatte.”, erklärte ich ihr.
“Für ältere Kinder und Jugendliche bis 12 Jahre oder 60 kg”, las sie laut vor. “Du bist ja schon älter als 12 Jahre.”, meinte sie schelmisch.
“Sicher, aber die für Erwachsene sind mir noch zu groß, weil ich … Na ja, weil ich so klein bin”, meinte ich ängstlich, das sie vielleicht doch über mich lachen würde.
“Mach dir keine Sorgen, ich habe mich nur gewundert. Solltest du die nicht gleich anziehen, wenn wir ins Bad gehen?”, forderte sie mich auf.
“Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt ins Wasser gehen will.”, maulte ich trotzig.
“Na komm schon, den ganzen Tag in der Sonne braten und nicht ins Wasser gehen ist auch keine Lösung.”, erwiderte Theresa
Dann nahm sie den Schwimmflügel und begann ihn aufzublasen. Sie steckte mir den Flügel auf meinen Arm und nahm sich den Zweiten von meinen Sachen.
Plötzlich tauchte Lyana eine von Theresas Freundinnen auf.
“Ah da seit ihr ja”, sagte sie und starrte uns an.
“Der Lehrer will, wenn alle fertig sind noch eine Ansprache halten und bei jedem sehen, das er schwimmen kann bevor wir für den Rest des Tages frei haben.”, erklärte sie.
Ich zuckte bei dem Gedanken zusammen und Theresa, die es gesehen hatte, hielt mich fest, sodass ich mich nicht umdrehen und davonlaufen konnte. “Keine Angst Hanna, ich habe schon mit ihm gesprochen, bei dir reicht es, wenn du im Nichtschwimmerbecken zeigst, das du mit den Flügeln nicht die Panik bekommst.”
“Du hast richtig Angst vor dem Wasser?”, erkundigte sich Lyana. Ich nickte, während Theresa mir den zweiten Flügel ansteckte.
“Na komm”, rief sie und wir verließen gemeinsam die Umkleide und standen gleich neben dem tiefen Schwimmbecken.
“Schaut mal, Hanna hat echt noch Schwimmflügel an.”, lästerte unser Klassenkasperl Mario, “Jetzt sieht sie echt aus wie ein kleines Baby.”
“Wenn ich von dir noch einen Ton höre, kannst du dir beim Bademeister auch gleich deine Schwimmflügel abholen gehen.”, machte der Lehrer Mario mundtot “und zehnmal die Hausordnung gibt es dann auch noch auf, damit ihr den schönen Nachmittag heute richtig was zu tun habt.”
Plötzlich war es Mucks Mäuschen still bei den Jungs.
”So ich möchte von jedem von euch jetzt eine schöne Länge sehen, damit ich weiß, dass ihr gut genug schwimmen könnt. Und Mario war ja auch so nett, sich gleich als erster zu melden.”
“Was schon wieder ich!”, wollte sich der Typ nun verteidigen.
“Ja du, weil du gerade richtig gemein warst.”, sagte der Lehrer zu ihm. “Also los, eine Länge sollte ja kein Problem für dich sein.”
Angeberisch machte Mario eine fette Bombe ins Wasser und schwamm ein paar Meter, ehe er sich zu seinen Kameraden umdrehte und laut schrie “Hilfe ich kann nicht schwimmen!” und unter lautem Lachen die Hände in die Höhe riss und so tat als würde er ertrinken.
Ich wollte mich schon vor Scham umdrehen und in die Umkleide zurücklaufen, aber Theresa hielt mich immer noch fest.
“Ich habe genug gesehen.”, sagte der Lehrer streng und fasste sich den Schüler an der Hand.
“Hey, was machen sie da.”, protestierte Mario empört, man wird ja wohl noch ein bisschen Spaß haben dürfen.
“Ich habe von dir echt genug gesehen.”, wiederholte sich der Lehrer erneut verärgert und hob Mario mit gekonnten Wasserretter Griff aus dem Pool.
“Du bist gerade durch die Prüfung gefallen und weil du mir auch gleich gezeigt hast, das man dir nicht vertrauen kann, kannst du dich gleich hierhersetzen. Mit den anderen im Pool sein und sonnen ist für dich sicher nicht drinnen.”
Plötzlich ging Lyana, die auch Marios Freundin war, zu ihm rüber. Die Augen der ganzen Klasse klebten förmlich an ihr.
“Ich dachte nicht, das du so gemein zu anderen sein kannst”, schrie sie laut vor der ganzen Klasse. Nach ein paar Sekunden setzte sie nach, “Zwischen uns ist es aus und heute Abend kannst du alleine ins Kino gehen. Ich habe keine Lust mit einem Baby zusammen gesehen zu werden, das sich nicht benehmen kann und meine Freunde verspottet.”
Dann drehte sie sich um und ich hörte, wie einige der Mädchen zu klatschen begannen. “Das hatte ihm echt gehört.”, flüsterte jemand hinter mir. Selbst etliche Jungs klatschten leise und riefen “Super Lyana.”
Der geknickte Mario hingegen wurde vom Lehrer auf die Bank gedrückt und musste sich setzen.
Dann kam Lyana auf mich zu. “Es tut mir so leid, für das, was er gesagt und getan hat. Ich finde es voll cool von dir, das du trotz deiner Angst und den Schwimmflügel dich traust mitzukommen und ich glaube, es wäre nur fair, wenn du als erste die Länge durchschwimmen würdest.”
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber Theresa antwortete gleich für mich. “Oh ja, das ist eine gute Idee.“ Aber ich glaube, wir sollten mit ihr schwimmen, damit sie sich traut.”, sagte sie leise zu den Mädels.
“Darf ich auch mitschwimmen, ich kann auch auf der anderen Seite im tiefen Wasser noch stehen, falls sie Hilfe braucht”, bot Thomas an, der hinter uns stand ”und ich finde Marios Auftritt, eben echt scheiße und dich Hanna irre mutig, dass du vor allen zugibst, das du das nicht kannst.”
So kam es, das die drei mich in ihre Mitte nahmen und ich unter Applaus der anderen langsam die ganze Länge hinunter schwamm. Keiner der drei berührte den Rand des Beckens, ehe ich meine nassen Finger um die Stange des Stockerls gelegt hatte und mich ein paar Sekunden von den Flügeln tragen ließ, um den Applaus meiner Mitschüler zu genießen. “Super Hanna, ich bin stolz auf dich.”, sagte der Lehrer mit einem Lächeln. “Ich denke, ihr vier habt alle bestanden und bei deiner Sportnote muss ich wohl auch noch was ändern.”, lobte er mich mit einem Zwinkern.
Ich fühlte mich plötzlich richtig wohl in der Klasse. Als wäre die Angst vor den anderen, nie da gewesen. War das vielleicht nur Einbildung von mir oder hatte Theresa mit meinen Mitschülern mehr geredet als sie zugab. Ich wusste es nicht, aber ich genoss es mal keine Angst zu haben, sondern das Gefühl zu spüren gemocht zu werden.
Flink schwangen sich Theresa und Lyana aus dem Wasser. Aber als ich versuchte, es ihnen nachzumachen, rutschte ich wieder zurück ins tiefe Wasser. “Soll ich dir helfen?”, fragte mich Thomas, der immer noch hinter mir stand.
“Ja bitte, ich bekomme mit meinen Füßen einfach keinen Halt.”, antwortete ich ihm. Mit seinen Händen nahm er mich hoch und hob mich aus dem Wasser, als hätte ich gar kein Gewicht.
“Danke Thomas.”, bedankte ich mich jetzt etwas selbstsicherer und schaute zu, wie sich der große Junge ebenfalls mit einer schnellen Bewegung aus dem Wasser schlang.
Fast wie im Traum ging ich mit den Dreien zurück zu meinen Mitschülern und stellte mich mit Theresa, Lyana und Thomas in die erste Reihe und fühlte mich richtig gut und geborgen und wohl in meiner Haut trotz oder vielleicht sogar wegen der Schwimmflügel. Fast so als wären sie mein Talisman.
Nach mir, bestanden auch alle anderen den Schwimmtest und ehe wir uns versahen, entließ der Lehrer alle, außer Mario, in einen schönen Tag im Schwimmbad. Theresa, Lyana und Thomas, die das Bad schon gut kannten, hatten mich gleich zu einem schattigen Platz gegenüber der Wasserrutsche geführt. Unsere Klassensprecherin hatte eine große Decke ausgebreitet, auf der wir es uns alle gemütlich machen konnten.
Dann kam auch Paul, der Freund von Theresa und setzte sich zu uns und packte einen großen Stapel Uno Karten und einen kleinen Wasserball aus.
“Wollen wir gleich nochmal ins Wasser gehen”, schlug uns Lyana, die anscheinend eine echte Wasserratte war, vor, während sie dabei gerade Taucherbrille und Schnorchel aus ihrer Tasche holte.
“Ja gerne!”, freuten sich alle begeistert und Paul nahm den kleinen Wasserball auch gleich unter den Arm.
Ich lief mit den anderen einfach mit und tauchte am Beckenrand den Fuß etwas mutiger als vorher, aber immer noch zaghaft in das kühle Nass.
“Hanna, magst du mir für die ersten Schritte wieder die Hand geben.”, bot sie mir an und Theresa und Paul nahmen mich links und rechts an der Hand und gemeinsam gingen wir die Stufen hinunter ins Wasser.
Ich merkte, das ich hier im ganz seichten Teil des Beckens gerade noch stehen konnte. Und ließ mich ganz ins Wasser gleiten, bis meine Füße nur mehr ganz lose den Boden berührten. Sie ließ mich kurz hin und hergleiten.
„Hast du Spaß?“, wollte Theresa wissen, die so wie die andern auch nur bis zum Bauch im Wasser stand.
Ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd und nickte.
“Traust du dich hier im Seichten mit uns Wasserball zu spielen?”
Wieder nickte ich etwas zuversichtlicher. Paul zeigte mir noch, wie man den Ball werfen und fangen sollte. Es war ein komischer, eiförmiger Ball, den man drehen musste, damit er gut flog. Dann gingen Thomas, Paul und Theresa ins tiefere Wasser, während Lyana für die ersten paar Runden bei mir blieb, bis ich mich sicher genug fühlte.
Und los ging unsere wilde Schlacht um den Ball. Es war richtig lustig und ich vergaß mehr und mehr meine Angst vor dem Wasser und vertraute immer mehr auf meine Schwimmflügel, wenn ich dem Ball im Wasser hinterher sprang, um ihn vor Lyana zu erreichen. Es war echt komisch, nun hatte ich kaum mehr Angst vor dem Wasser.
Nach einer halben Stunde zitterte ich am ganzen Körper und Lyana unterbrach die wilde Wasserschlacht. “Ich glaube, wir müssen Pause machen. Schaut mal, Hanna zittert ja schon vor Kälte.”
Ich wollte fast protestieren, weil mir das Spiel so großen Spaß gemacht hatte. Aber sie hatte ja recht, ich war schon fast ein Eiszapfen.
Gemeinsam stiegen wir aus dem Becken. Als wir bei der Decke ankamen, nahm mich Theresa kurz zur Seite und verkündete den Anderen, “Wir gehen kurz mal zur Toilette.”
Sie nahm mich an die Hand und zog mich davon. “Ich dachte, es ist besser, wenn du vor dem Plaudern auf der Decke nochmal aufs Klo gehst.”, erklärte sie mir. “Nicht, das dir nachher noch ein Unfall passiert, wenn wir gemeinsam Uno spielen.”
Ich nickte still, ein Unfall vor allen anderen, das konnte ich echt nicht gebrauchen. Ein paar Mal bin ich schon mit nasser Hose von der Schule heim gelaufen, weil ich es wieder mal übersehen habe und nicht regelmäßig am Klo war.
Erst jetzt, wo ich aus dem Wasser raus war, merkte ich, dass ich auch wirklich schon recht dringend musste. Aber wir erreichten das Toilettenhaus gerade noch rechtzeitig und ich verschwand in einer der Kabinen.
Theresa wartete auf mich und als ich fertig war und meine Hände gewaschen hatte, fragte sie mich, “Alles OK bei dir, du warst beim Gehen so still.”
“Hmmm”, murmelte ich nur und stammelte dann “Danke das du mich…”, dann brach ich den Satz ab.
Wollte ich das echt?
“Du musst nicht so schüchtern sein!”, nahm sie mir ein wenig meine Angst, als wir über einen kleinen Umweg zur Decke zurückgingen. “Weißt du, du bist nicht das einzige Kind, das ich kenne, das damit noch Probleme hat.”
„Aber es ist mir so peinlich“, sagte ich leise. “Danke, das du mich erinnert hast”, brachte ich nun den mir so peinlichen Satz heraus.
Auf der Decke angekommen gönnte ich mir als Erstes einen Schluck aus meiner Wasserflasche und Theresa half mir die Schwimmflügel auszuziehen. “Wollen wir ein paar Runden Uno spielen”, leitete sie die erste Runde ein und holte die Karten wieder aus dem Rucksack.
Während wir eine Runde Uno nach der anderen spielten, genoss ich die Sonne, die auf meinen Rücken schien. Sie wärmte mich richtig gut und auch das Spielen war lustig und machte es etwas leichter mich mit den Anderen zu unterhalten, weil ich nicht so viel von mir erzählen musste und mehr zuhören konnte, was meine Mitschüler sagten.
Aber trotzdem war ich nach ein paar Runden von der Anstrengung richtig müde, und mit der Müdigkeit kam auch wieder meine Unsicherheit hervor.
Ich spürte die Blicke meiner Freunde auf mir, die immer schwerer wurden und die vielen Stimmen rundherum, die vom Kinderbecken zu uns herüber wehten, als wären sie laute Discomusik. Ich kannte das und wusste, was mit mir los war, das mir wieder alles zu viel wird, wie Mama das manchmal nennt.
Das ich, wenn ich so bin, einfach nicht mehr filtern kann und alle Wahrnehmungen auf mich einprasseln, bis ich vor lauter Angst wie versteinert bin. Das konnte ich gerade gar nicht brauchen.
Theresa merkte als erste, das etwas mit mir nicht stimmte. Sie schaute mich fragend an. Aber ich konnte ihr das nicht erklären.
“Magst du nicht mehr spielen?”, fragte sie mich. Aber ich bekam keinen Ton heraus. In meinen Kopf tobte ein Sturm von Sinneseindrücken, von Musik, von Blicken und ich sah das alles von außen, als wäre es im Fernsehen.
“Musst du nochmals wohin?”, bohrte sie diesmal tiefer und nahm meine Hand und zog mich hoch. “Wir sind gleich wieder da”, versuchte sie den anderen zu erklären, “spielt mal eine Runde ohne uns.”
Sie zog mich Richtung Toilette. Es wurde leiser und ihre Hand gab mir ein wenig Sicherheit und meine Gedanken klarten etwas auf. „Was ist mit dir?“, sorgte sie sich um mich. “Musst du aufs Klo?”
“Das war alles so laut, brachte ich heraus und …” Ich brach mitten im Satz ab und wollte doch nicht zu viel von mir erzählen.
“Komm, wasch dir einfach mal das Gesicht.”, leitete sie mich an als wir das Waschhäuschen betraten.
Vielleicht konnte ich ihr doch etwas vertrauen. Normal hilft mir Mama, wenn ich sowas habe oder ich bin zu Hause und kann einfach schlafen, bis es vorbei ist. Und überhaupt, warum ist das nun so häufig.
Nach dem Gesicht waschen ging ich noch aufs Klo, um mir ein paar Minuten Zeit zu nehmen, das sich mein Kopf wieder etwas beruhigen konnte.
“Geht es dir wieder etwas besser?”, sorgte sich Theresa um mich. “Manchmal ist alles um mich so laut und dann wird es mir viel zu viel”, erklärte ich immer noch mit gepresster Stimme, was gerade mit mir los war.
Sie streckte mir die Hand hin. “Magst du dich noch ein wenig ausruhen?”, wollte sie wissen. “Aber was werden dann die anderen denken.”, zweifelte ich schon wieder an mir.
“Na wegen Lyana, Paul und Thomas brauchst du dir keine Sorgen zu machen und ich habe
einen Kopfhörer und ein paar echt entspannende Musikstücke am Handy für die Fahrt in die Schule, vielleicht hilft es dir ja abzuschalten.”
Ich nickte und gemeinsam gingen wir zurück zur Decke. “Darf ich mich wirklich kurz hinlegen?”, wollte ich von Theresa nochmals wissen. “Ja klar, hab dich nicht so.”, drängte sie mich fast zu einer Pause.
Sie holte den Kopfhörer aus dem Rucksack und setzte ihn mir auf. “Etwas Entspannendes ist sicher besser für dich” erklärte sie leise und tippte auf ihrem Handy umher. “Komm, leg dich dort an den Rand der Decke”
Sie wickelte ein Handtuch um einen meiner Schwimmflügel, damit ich einen Polster hatte und deckte mich mit ihrem Handtuch zu.
Warum war sie so nett zu mir? Zweifelte ich wieder, aber meine Gedanken kreisten immer noch und ließen nichts mehr zu. Sachte kamen vom Kopfhörer leise Klänge und mit ihnen verstummte der Lärm etwas und ich wurde wieder ruhiger und ruhiger.
Langsam wusch die Melodie, die ich hörte, meine Sorgen und Ängste und die vielen Gedanken weg, die über meinen Kopf kreisten, wie die Geier über ihrer Beute.
Ich wurde richtig müde und schlief ein.
Als ich wieder aufwachte, war ich wieder viel klarer im Kopf. Die Musik von ihr war inzwischen verstummt. Ich hörte Stimmen von Theresa und Lyana, wollte aber noch einen Moment liegenbleiben und kurz die Ruhe in mir genießen.
Theresa und Lyana redeten über ihre Ferienpläne und Paul und Thomas waren anscheinend gerade nicht da. Nach ein paar Minuten, in denen ich ihnen einfach nur zugehört habe, sah Theresa sich um und bemerkte das meine Augen offen waren.
“Na, wieder munter.”, sprach sie mich an. ”Wir haben noch gut eine Stunde, bis für heute in der Schule Schluss ist. Magst du, wenn Paul und Thomas zurück sind, nochmals ins Wasser gehen?”
Ich setzte mich auf und nickte ihr verschlafen zu.
“Ganz munter bist du aber noch nicht!”
“Doch!”, sagte ich trotzig und nahm meine Flasche mit Wasser aus dem Rucksack und trank einen Schluck.
Ich merkte, das sich meine nassen Badesachen komisch anfühlten. Hatte ich schon wieder während des Schlafens … Schnell befühlte ich mit der andern Hand die Decke, auf der ich gelegen hatte. Doch ich bin trocken geblieben.
Aber ich sollte wohl rasch aufs Klo gehen, dachte ich mir und stand auf.
“Wohin gehst du?”, unterbrach mich Theresa.
“Ich muss aufs Klo.”, flüsterte ich leise.
“Wir kommen mit.”, bestimmte sie. “Wir wollen ja nicht, dass dich einer von den gedankenlosen Jungs ohne Flügel ins Wasser wirft.”
“Du meinst, die schmeißen einen einfach rein!”, erschrak ich als ich sie hörte.
“Nein”, sagte Lyana, die meinen Schrecken aus meinem Gesicht gelesen hatte. “Wenn wir dabei sind, sicher nicht.”
“Aber ich glaube, es wäre gut, wenn du die Schwimmflügel trägst. Nur zur Sicherheit, es ist auch besser, falls du mal ausrutscht und ins Wasser fällst.”, erklärte mir Lyana und nahm meine orangen Flügeln und streifte sie mir über die Arme. Ich fühlte mich wieder klein, aber auch wieder irgendwie gut und sicher, wie nach dem Schwimmtest als alle geklatscht hatten.
Auf den letzten Metern, die ich mit Lyana und Theresa zurücklegte, musste ich schon dringend, und war froh als ich die Tür hinter mir schloss.
Gleichzeitig fiel mir ein, wie leicht und unbeschwert ich mich noch am Wochenende ohne diesen Klogehstress gefühlt hatte. Aber heute war das für mich keine Option mehr, weil ich meinen Mitschülern das auf keinen Fall zeigen durfte. Das Theresa meine nasse Pullup gesehen hatte, war schon schlimm genug.
Als wir nachher zur Decke zurückgingen, kamen uns Thomas und Paul entgegen. Sie waren gerade vom Schwimmen im kalten Sportbecken zurück.
“Wollt ihr noch ein wenig rutschen.”, schlugen sie uns vor. Meine beiden Begleiterinnen waren gleich begeistert. Ich hingegen war mir da nicht so sicher, ob das so das Richtige für mich ist. Aber ich wollte nicht schon wieder sagen, dass ich das noch nicht kann.
Ich trottete ihnen unsicher hinterher. Die anderen waren schon die ersten Meter die Stiege hoch, als ich während ich meinen Fuß auf den Zugang der Rutsche stellte ein schrilles Pfeifen hörte.
“Halt!”, schrie ein alter Herr im weißen Shirt und blauer kurzer Hose.
Ich blieb plötzlich stehen.
“Kleine Kinder dürfen hier nicht ohne erwachsene Begleitung rutschen.”, sagte er streng und als er mein erschrockenes Gesicht sah, ergänzte er “Du kannst ja das Schild noch nicht lesen, oder?”
Er deutete auf die fenstergroße Tafel mit roter Schrift und las mir vor “Kinder unter 10 Jahre und Nichtschwimmer nur in Begleitung von Erwachsenen. Wo ist denn deine Mama?”
“Ich … Ich bin doch gar kein kleines Kind mehr.”, stotterte ich, “Ich bin schon 13”, sprach ich mit immer leiser werdender, unsicherer und fast weinerlicher Stimme.
“Jetzt flunkerst du mich aber an. Wo sind denn deine Eltern?”, löcherte er mich.
“Ich bin mit meinen Freunden von der Schule da”, verriet ich leise und unsicher, mit gesenkten Kopf.
“Hanna, wo bist du denn?”, rief Theresa von der Treppe herab.
“Gehört das kleine Kind zu euch?”, antwortete der Bademeister für mich.
Nun hörte ich, wie sie die Stiegen wieder herunterkamen.
“Gehört die kleine Nichtschwimmerin hier zu euch?”, wiederholte er ungeduldig seine Frage an meine Freunde.
Ich wurde schon wieder ganz rot im Gesicht. Mir war das so peinlich. Das passierte mir immer wieder.
“Ja Hanna gehört zu uns, gibt es ein Problem Herr Bademeister?”, antwortet Theresa selbstsicher.
Ich hingegen war ganz verunsichert und blickte sie Hilfe suchend an.
“Ihr müsst mehr auf eure kleine Schwester achtgeben”, ermahnte er Theresa. “Erst letzte Woche ist hier ein kleines Kind, wie sie, fast ertrunken. Nehmt sie lieber an der Hand, wenn ihr bei den Becken seid und rutscht nur mit ihr gemeinsam. Sie kann ja auch noch gar nicht schwimmen.”
“Ich mag sie nicht noch einmal alleine beim Becken sehen.”, redete er ihr noch eindringlich ins Gewissen.
Was konnte sie nun sagen, er hatte mich vor meinen neuen Freunden als kleines Kind dargestellt, das man auf keinen Fall aus den Augen lassen darf. Das war so peinlich. Was würden die Vier von mir denken?
“Ja Herr Bademeister wir passen mehr auf sie auf. Komm, Hanna, gib mir die Hand, gehen wir gemeinsam.”, sagte sie.
War das echt nötig, warum hat sie ihm nicht gesagt, das ich schon alt genug bin, beschwerte sich meine innere Stimme.
Zögerlich ließ ich mich an die Hand nehmen und wollte mich fast wieder losreißen. Wollte sie sich über mich lustig machen?
“Komm doch Hanna.”, bestätigte sie mir, das alles ok war.
Schweigend gingen wir die Treppe hinauf.
“Warum hast du dem nicht gesagt, das ich doch alt genug bin?”, nuschelte ich leise in mich hinein.
“Hättest du das gewollt, vor all den Mitschülern mit dem alten Bademeister zu diskutieren.”
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber so hat sie das ganze ohne viel Aufsehen erledigt.
“Und er hat auch recht, du solltest bei uns bleiben und nicht alleine ans Wasser gehen.”
Ich blieb nun einfach still. Vor dem Rutschen hatte ich jetzt auch Angst und vor uns war nur mehr ein Kind. Ich drückte ihre Hand wieder etwas fester.
“Hast du noch so viel Angst davor?”, sprach sie zu mir. Ich sah mit Furcht in meinen Augen zu ihr hoch.
Sah sie in mir jetzt nur mehr das kleine Kind? Aber ich brauchte jemanden, der mir half. Alleine wollte ich auf keinen Fall auf die rote Bahn.
Die Kinder vor uns stießen sich ab und rutschten schreiend hinunter.
“Du kannst dich zwischen meine Beine setzen.” befahl mir Theresa. Vorsichtig stieg ich ins Wasser, das sich an ihr staute.
Meine Freundin hielt mich an meiner Hüfte fest, während ich mich hinsetzte.
“Bist du bereit?”, rief sie, als die Ampel von Rot auf Grün umsprang. Unsicher nickte ich. Dann stieß sie sich ab und los ging es.
Zuerst glitten wir langsam die Rutsche hinunter, aber dann als es etwas steiler wurde, wurden wir immer schneller und schneller und es machte mir Spaß. Ich lachte und Theresas Hände an meiner Hüfte gaben mir Sicherheit, das ich nicht alleine war, und keine Angst haben musste.
Schon kam das Ende der Wasserrutsche und wir beide rutschten in das kühle Wasser des Beckens. Kurz kam ich mit meinem Gesicht unter Wasser, aber die Flügel und ihre Arme hielten mich fest und zogen mich schnell wieder an die Oberfläche.
“Und hat es dir Spaß gemacht?”, wollte sie wissen. Ich grinste sie an und rief voller Begeisterung, “Ja Theresa, bitte, bitte können wir nochmal rutschen.”
Nachdem wir noch ein paar Mal die Stiegen raufgeklettert und den künstlichen Fluss nach unten geschwommen waren, war die Zeit leider um und wir mussten nach Hause.
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Meine Mama wartete schon mit dem Auto auf mich. Heute war es ein richtig toller Tag mit meinen Klassenkameraden.
Mit Theresa hatte ich ein paar neue Freunde gefunden und ich fühlte mich nicht mehr so alleine. Ich musste Mama sofort alles berichten, was ich erlebt hatte. Aber es war mir auch vieles peinlich gewesen, das war am Wochenende mit Yala irgendwie anders. Jetzt, wo ich wieder das coole Mädchen sein wollte.
Sie fuhr mit mir noch schnell für heute Abend einkaufen, damit wir fürs Grillen alles Zuhause hatten. Diesmal war es mal richtig ruhig im Geschäft, sodass ich ohne Mama durch die Gänge schlendern konnte und den einen oder anderen Artikel für sie in den Einkaufswagen legte.
Irgendwann ging ich durch den Gang mit dem Klopapier, bis mein Blick auf die vielen Kindersachen viel. Beim letzten Mal mit Mama, war mir, vor lauter Angst, gar nicht aufgefallen, was es da alles gibt.
Da stand die Packung mit meinen Pampers im Regal, aber auch jede Menge anderer Sachen, Babynahrung in kleinen Gläschen, Schnuller, alles was man braucht um mich wieder sauberzumachen und auch ein paar Fläschchen mit schönen Motiven, so wie sie Yala zum Frühstück und im Bett noch hatte.
Ob Mama mir sowas auch kauft. Da gab es sogar eins mit bunten Schmetterlingen. Meine Lieblingstiere.
Bis jetzt habe ich in der Nacht ja nie etwas trinken dürfen, weil ich na ja du weißt schon. Aber jetzt, Mama deswegen fragen ist auch irgendwie peinlich? Und, was ist, wenn die wer sieht.
Aber die Fläschchen sehen doch so süß aus, stritten sich die beiden Stimmen in mir. Ich nahm eins aus dem Regal. Wenn ich wirklich wie Yala sein darf, dann darf ich das vielleicht auch haben, dachte ich mir
“Och, sind die süß” erschreckte mich die vertraute Stimme von Mama. Ich zuckte zusammen. “Yala hat die auch noch.”, erklärte ich, um etwas Zeit zu gewinnen.
“Willst du leicht auch eins haben?”, versuchte Mama den Grund für meine glasigen Augen zu erraten.
Ich wurde rot. “Ach meine kleine Maus, es braucht dir doch nicht peinlich sein, wenn du das probieren willst. Und es ist ja auch besser, wenn für Yala eins da ist, wenn sie öfter bei uns zu Gast ist.”
“Du meinst, Yala wird öfters bei uns sein?”
Sie nickte und wurde etwas rot, “Aber nur wenn ihr Papa auch mitkommen darf.”, forderte sie und grinste. Suchst du zwei aus, eins für dich und eins für Yala, wenn sie mal bei uns auf Besuch ist.
Ich freute mich und strahlte übers ganze Gesicht. Zuerst reichte ich ihr das mit den Schmetterlingen und dann suchte ich noch eins mit einem Eulenmuster.
“Ich glaube wir müssen mal sehen, das du wieder eine Kindergrundausstattung bekommst.”, versprach Mama mit einem Lächeln und nahm mir die Fläschchen ab. “Die sind aber schön.”, lobte sie meine Wahl und legte sie in den Wagen.
Kurz danach hatten wir alle Punkte von Mamas Liste abgearbeitet und fuhren nach Hause. Ich half ihr brav die Einkäufe ins Auto zu laden und setzte mich dann auf meine Sitzerhöhung.
“Danke Mama das du mir die Fläschchen gekauft hast.”, bedankte ich mich, während ich meine kleinen Schätze immer noch in der Hand hielt.
“Ja klar, mein Kind. Ich habe es ja in deinen Augen gesehen, das du die wirklich gerne hast. Und ich habe ja versprochen, dass ich mehr auf dich schaue, wenn du mich brauchst. Es hilft dir sicher, wenn du ein sicheres Umfeld hast, indem du mir alle deine Sorgen, Ängste und Wünsche schenken kannst. Ich mag nur, das du glücklich bist und weniger Angst hast.”
“Mama.”, flüsterte ich zaghaft. “Ich fühle mich so viel sicherer, wenn ich klein sein kann. So wie heute im Schwimmbad mit den Flügeln oder am Wochenende mit Yala, dann ist es, als ob nichts im Leben mir etwas anhaben kann. Und meine Windeln erzeugen in mir auch das Gefühl, klein und beschützt zu sein. Das ist voll komisch, weil es mir vor anderen immer noch so peinlich ist, wenn ich die anhabe, aber irgendwie hilft es mir.”
“Ach mein Baby, du hast immer so versucht dagegen anzukämpfen, dass du die Pampers noch brauchst. Und ich habe dich dieses Jahr auch schon sehr oft wegen einer nassen Hose von der Schule abholen müssen. Es ist auch völlig ok, wenn du wieder diese speziellen Höschen tragen willst, du weißt ja, was dein Kinderarzt dazu gesagt hat. Deine Blase ist wegen deiner Größe einfach noch nicht so weit. Und die Hormone, die du bekommen hättest, hast du nicht vertragen. Jetzt sind ja bald Ferien und wenn du dich als Kind sicherer fühlst und wieder Vertrauen schöpfst, ist das doch die beste Zeit dazu. Außerdem glaube ich, das es dir hilft nicht so ängstlich zu sein, denn noch vor einer Woche hättest du nie mit deinen Klassenkameraden so viel Spaß gehabt.”
“Da hatte sie auch wieder recht. Aber Mama, was sollen denn alle denken, wenn ich mit 13 aussehe wie ein kleines Baby.”, versuchte ich sie etwas zu bremsen.
“Wie ein Kleinkind siehst du nicht aus! Auch nicht, wenn man deine Windel sieht.”, sagte Mama bestimmt. “Nicht alle Kinder werden gleich schnell erwachsen und Yala ist ja auch kein Baby mehr.”
“Aber magst du mich dann noch, wenn ich wieder klein bin und du soviel Arbeit mit mir hast.”
“Doch sicher meine kleine Maus.“, antwortet sie und drückte mich kurz während wir an der Ampel bei der Zufahrt zu unserer Siedlung hielten. “Ich habe die große und die kleine Hanna so unglaublich lieb. Nein du machst mir nicht mehr Arbeit, du gibst mir das schöne Gefühl noch gebraucht zu werden. Und ich bin dir ganz bestimmt nicht böse, wenn du dir etwas Pause vom groß sein nehmen willst.”
Sie parkte das Auto in der Garage und sah mich mit großen Augen an.
Ich war mir immer noch etwas unsicher und schielte verträumt in ihr Gesicht.
“Du schaust aber heute gar nicht mehr wie eine 13-Jährige aus.”, meinte sie während sie meinen Gurt löste.
“Mama darf ich heute…”, aber weiter kam ich nicht.
“Komm, lass uns dich mal umziehen, damit du im Garten Spaß haben kannst.”
Immer noch etwas unsicher, öffnete ich die Tür. Und merkte plötzlich, das die Pullup, die ich im Bad angezogen hatte, schon ganz schwer in meinem Schritt hing. Wann ist das denn passiert, dachte ich mir und sah an mir hinab, um sicherzugehen, das meine Hose nichts abbekommen hatte.
“Na komm”, munterte Mama mich auf. “Deine Windel machen wir auch gleich frisch. Darf ich dich hinauftragen?”
Ich fühlte mich gerade so sonderbar, zum einen von der Schule immer noch erwachsen, zum anderen gerade richtig klein. Ich wollte am liebsten gleich ‘Ja’ schreien.
“So komm hoch”, ermunterte sie mich, sie nahm mich auf den Arm und ich legte meinen Kopf an ihre Schulter und genoss einfach die Nähe.
Sie trug mich hinauf in den ersten Stock in mein Zimmer, setzte mich am Bett ab, holte ein Handtuch, die Feuchttücher und meine Pampers vom Kasten. Ich genoss es richtig, das Mama sich so sehr um mich kümmerte und begann mich frei und sorglos zu fühlen. So legte ich mich auf den Rücken und merkte, wie sie mich sanft auszog und mir liebevoll über meinen Kopf streichelte.
Dann zerriss sie mit kräftigem Handgriff die Seiten meiner nassen Pullup an der Seite, klappte sie auf und begann mich mit einem Feuchttuch sauberzumachen. Sie war ganz zärtlich und ich fühlte mich richtig gut und sicher in ihren Händen.
Mama breitete die frische Windel für mich aus und schob sie mir, mit geübten Griff, unter meinen Popo.
“Warum bekomme ich denn keine Pullup mehr?”, fragte ich etwas verwundert.
Als Antwort gab mir Mama einen Kuss auf die Wange. “Du warst die letzten Tage über kaum mal am Klo Pipi machen. Bei Yala braucht es dir doch nicht peinlich zu sein.”
“Ja Mama, aber was ist, wenn ich doch mal merke, dass ich muss. Bis jetzt habe ich doch nur manchmal einen Unfall.”, erwiderte diesmal mein jugendlicher Geist.
“Ich will, das du dich heute mal ganz sicher fühlen kannst, meine Lieblingstochter. Wenn du aufs Klo gehen willst, kommst du einfach zu mir, dann gehen wir gemeinsam. Ich will aber, das du auch ein kleines Mädchen sein darfst. Du sollst mit Yala in Ruhe spielen können und nicht aufpassen müssen, das dir kein Unfall passiert. Kannst du heute für mich einfach fröhlich und glücklich sein und wenn du dann mal öfters nass bist, ist das in Ordnung.”
Ich sah Mama erstaunt, aber auch irgendwie dankbar an.
Dann begann sie mir mit ruhiger Stimme zu erklären, “Weißt du, Kinder machen nicht immer nur Schritte nach vorne, sondern auch mal einen Schritt zurück. Das ist auch gut so, mein Kind und gehört zum Leben dazu. Und auch du, meine liebste Tochter, darfst mal einen Schritt zurück machen, weil du dann, wenn du wieder Kraft hast, umso mehr neue Dinge in dir und in der Welt entdecken kannst. Und ich glaube, manche Dinge überfordern dich im Moment ein wenig und ein kleiner Schritt zurück tut dir vielleicht gut.”
Sie hatte so recht, ich wischte mir eine Träne aus den Augen. “Danke, Mama”, stammelte ich.
Inzwischen hatte Mama die Kleber meiner Windel zugemacht und ich fühlte mich so richtig wohl und geborgen bei ihr.
“So bleib noch etwas liegen.”, kommandierte sie, als ich mich im Bett aufsetzten wollte. Aus einer der unteren Laden meines Kastens holte sie ein altes Shirt von mir, das ich in der Volksschule gerne getragen hatte und das mir damals noch viel zu groß war. Es hatte zwei lustige Mäuse vorne, die miteinander spielten und dazu legte sie mir noch eine kurze dunkelblaue Hose aufs Bett.
“Komm mein Mädchen”, sprach sie sanft zu mir als sie mir die Hose anzog und mir half in das T-Shirt zu schlüpfen. Dann gab sie mir noch einen Kuss auf die Wange
“Fertig für einen entspannenden Tag, an dem du mal nicht so groß sein musst.”
“Danke”, flüsterte ich ihr nochmals ins Ohr. “Du bist die beste Mama, die ich mir wünschen kann.”
“Und du meine Kleine bist mein Lieblingskind.” Sie gab mir nochmals einen Kuss.
Gemeinsam mit Mama stand ich auf und sah mich in den Spiegel. Bei dem Bund meiner Hose schaute noch der weiße Rand der Windel heraus. Aber es war mir nun egal. Ich sah viel kindlicher aus, so als ginge ich in die Vorschule oder in die erste Klasse.
“Und gefällt es dir?”, wollte Mama von mir wissen. Zuerst noch sehr unsicher, nickte ich. “Ich sehe echt aus als ginge ich mit Yala in den Kindergarten”, übertrieb ich ein wenig.
“Und findest du das doof, meine Tochter?”
“Nein, gar nicht, Mama, zumindest muss ich heute nicht mehr cool sein.”
“Dafür bist du heute richtig süß, mein Kindchen.”
“Irgendwie ist es auch cool klein zu sein”, erwiderte ich “nur eben anders cool.”
“Wollen wir gemeinsam den Garten fürs Grillen vorbereiten, damit ihr, wenn Marcus und Yala kommen, Zeit habt, um gemeinsam draußen zu spielen.”, schlug Mama vor.
Jetzt war ich nicht mehr zu bremsen. Gemeinsam mit Mama holten wir die Sachen vom Auto und schon ein paar Minuten später arbeiteten wir Hand in Hand, um mit allem rechtzeitig fertig zu sein. Es machte mir heute richtig Spaß mit Mama, wir waren so auf einer Wellenlänge und schon nach einer kurzweiligen halben Stunde, standen viele leckere Soßen am Küchentisch und der Griller auf der Terrasse und wir hatten noch eine Stunde, bis die zwei kommen würden.
Gemeinsam mit ihr stand ich auf der Terrasse und kuschelte mich an sie, da fiel mir meine alte Spielecke im Garten in die Augen.
“Mama, glaubst du, wir können die alte Sandkiste wieder flott machen, damit Yala und ich dort spielen können.”, schlug ich vor.
“Das ist eine gute Idee, mein Kind”, stimmte sie mir zu. “Wir haben auch noch die alte Schaukel im Keller, die zum Klettergerüst gehört.”
Gemeinsam mit ihr hob ich die schwere, alte, vermooste Abdeckplane von der Sandkiste. Aber darunter war kein schöner gelber Sand, sondern eine erdige, braune Masse.
“Oje meine Maus, ich glaube, hier könnt ihr heute noch nicht spielen.”, musste sie mich gleich enttäuschen. “Wir müssen vorher beim Baumarkt frischen Sand kaufen.”
“Aber wir können das Klettergerüst und die Schaukeln aufstellen.”, gab sie mir neue Hoffnung.
“Ja bitte, montieren wir meine Schaukel wieder.”, rief ich begeistert und gemeinsam deckten wir die Sandkiste wieder zu. Im Keller fanden Mama und ich dann die beiden Schaukeln, mein altes Kettcar und viele meiner Spielsachen, die früher im Garten standen.
Ich wollte mich gleich auf das Gefährt setzen und sie musste mich davon abhalten, weil es noch voller Staub war. Ich erinnerte mich, wie viel Spaß ich damit hatte, bis mir vor zwei Jahren ein Kind aus meiner damaligen doofen Klasse gesagt hatte, das sei nur was für Babys.
“Cool sein ist echt doof”, raunzte ich. “Mama, können wir die Spielsachen nicht auch wieder in den Garten stellen?”
“Ja sicher mein Kind.”, sagte sie. “Ich habe mich schon damals gewundert, warum du die Dinge so schnell in den Keller geräumt hast.”
“Das war nur, wegen diesem doofen Cool sein und wegen meiner damaligen Mitschüler.” gestand ich mir ein.
Gemeinsam trugen wir alles nach draußen und ich wusch meinen wiederentdeckten Schätzen vor der Garage mit dem Wasserschlauch den Staub ab. Sie trocknete den Sitz noch schnell mit einem alten Handtuch und schon saß ich auf dem Kart und trat jubelnd in die Pedale als gäbe es kein morgen.
Ich fuhr das Gefährt auf die Terrasse und Mama montierte auf einer kleinen Leiter stehend die Schaukeln, die nun auch wieder sauber war und uns Kinder zum Spielen einluden.
“Am Wochenende streichen wir auch das Klettergerüst mit frischer Farbe.”, verriet sie mir. “Kannst du mal einen Zettel holen, damit wir eine Einkaufsliste schreiben können.”
Schnell lief ich ins Haus und kam mit Bleistift und Papier wieder.
“So was brauchen wir für dein neues Spielparadies.” wollte Mama von mir wissen.
“Sand für die Sandkiste” erklärte ich und schrieb in schönen, kindlichen Buchstaben SAND.
“Lasur für das Holz, damit es wieder schön aussieht”, ergänzte sie, “und eine neue Abdeckplane für die Sandkiste.”
“Können wir das morgen gleich Einkaufen gehen?”, bettelte ich bei ihr.
“Ach mein Schatz, morgen hast du doch noch deinen Kontrollbesuch beim Kinderarzt.”
“Schon wieder!”, murrte ich enttäuscht. Warum musste ich immer dort hin? Ich mochte den Doktor, aber immer, wenn wir dort waren, bekam ich irgendwelche riesige Tabletten und der ganze Nachmittag war dahin.
“Aber Kindchen, das ist doch wichtig, das verstehst du doch. Und der Doktor wollte noch den Befund von deiner letzten Untersuchung durchbesprechen.”
“Ja, aber ich mag nicht schon wieder eine Medizin nehmen, die mich so schwach macht, wie letztes Mal.”
“Nein, mein Schatz, der Doktor hat, das doch nicht absichtlich gemacht, du hast die Tabletten damals einfach nicht gut vertragen.”
Plötzlich läutete es an der Tür.
“Juhu! Yala ist da.”, schrie ich vor Aufregung und rannte Richtung Gartentor und machte den beiden auf. “Hallo Yala, Hallo Marcus, kommt doch herein.”, bat ich die beiden ins Haus und ich umarmte das kleine Mädchen.
“Hallo Marcus”, sagte nun auch Mama, die langsam hinter mir hergetrottet war und gab ihm einen Kuss zur Begrüßung.
“Hallo Judith. Ich muss meine Kleine bei euch gleich mal frisch machen, wir hatten leider auf der Fahrt einen größeren Muffel-Unfall.”
“Kein Problem, noch haben wir keinen Wickeltisch, aber du kannst Yala auf Hannas Bett wickeln, das mache ich mit ihr im Moment auch.”
Ich wurde rot und sah betreten zu Boden, bis mir einfiel, das mir die Windel bei Marcus nicht peinlich sein musste.
Nach 10 Minuten war meine Freundin endlich fertig und kam jetzt nur mehr mit Pampers und T-Shirt in den Garten. “Soll ich dir erst mal alles zeigen.”, fragte ich Yala. Sie nickte und schon rannten wir zu den Schaukeln und begannen zu spielen. “Die Sandkiste muss Mama erst mit frischem Sand befüllen” erklärte ich ihr “aber, wenn du willst, können wir nachher mit dem Kettcar eine Runde durch den Garten fahren.”
“Oh ja, die haben wir im Kindergarten auch.”, freute sich die Kleine und schwang sich mit jeden mal höher und höher in die Luft.
Auch ich schleuderte meine Füße immer wieder wild vor und zurück, um es ihr gleichzutun. Und ich konnte mich so frei fühlen, wie schon lange nicht mehr. Keine Sorgen haben, ja, das war schön.
“Yala schaukle nicht zu hoch”, rief ihr Papa, der gerade den Griller angeheizt hatte.
“Ja” gab die Kleine nach und bremste etwas mit ihren Füßen am Boden.
Meine junge Freundin erzählte mir, das sie in den Ferien mit Papa ans Meer fahren durfte und auch von der großen Sandkiste am Strand und dem großen Spielplatz, den es dort gab und ich versank neben ihr immer mehr im Klein sein.
Und nach dem Schaukeln legten wir uns einfach ins Gras, sahen den Wolken zu und versuchten zu erraten welches Tier in welcher Wolke lebte.
Plötzlich merkte ich, das ich wieder ganz dringend Pipi musste. Aber ich ignorierte es, blieb einfach neben Yala liegen und versuchte ihr den Drachen zu zeigen, den ich gefunden hatte.
“Dort ist der Kopf und die Flügel und der eisige Kondensstreifen den er ausspeiht.”
Und als sie mir das kleine Pferd zeigte, das sie entdeckt hatte, merkte ich plötzlich, das es ganz warm in meinem Schritt wurde und das Gefühl klein und beschützt zu sein, ließ mich weiter in das Spiel mit Yala versinken.
“Yala und Hanna kommt ihr, das Essen ist fertig” riefen unsere Eltern uns zu Tisch. Schnell sprangen wir auf und als ich mich schon an den Tisch setzen wollte, kamen ihre mahnende Worte.
“Vor dem Essen geht ihr beide aber Hände waschen.”
“Ja Mama”, knurrte ich gelangweilt, als wäre es, das normalste auf der Welt, das sie mich erinnern musste. Ich zeigte Yala den Weg ins Badezimmer und gab ihr als Erstes die Seife in die Hand.
Dann wusch auch ich meine Hände und gemeinsam kehrte ich mit meiner kleinen Freundin zurück auf die Terrasse.
Als ich mich nun an den Tisch setzte, wartete schon ein saftiges Steak und ein paar Würstchen auf uns.
Ich teilte das Steak mit ihr und jeder von uns bekam ein paar von den Würstchen und eine Kartoffel. “Soll ich dir beim Schneiden ein bisschen helfen?”, bot ihr Papa der Kleinen an und nahm ihr den vollen Teller kurz weg, um alles in mundgerechte Stücke zu schneiden.
Ich sah Mama kurz fragend an.
“Du kannst das doch schon alleine, oder soll ich dir auch beim Schneiden helfen?”, wollte sie wissen, als sie plötzlich meinen unsicheren Blick zu spüren schien. “Ja doch, das schaffe ich schon”, verkündete ich trotzig und versenkte meine Gabel frustriert in dem Steak und klang gar nicht mehr so sicher, ob ich das schon wirklich konnte.
Sie grinste mich an, und nahm mir auch mein Essen weg. Mit geübten Elterngriff schnitt sie auch mir alles in mundgerechte Stücke und reichte mir mein Teller und die Gabel, während sie mein Messer offensichtlich außerhalb meiner Reichweite neben ihren Teller legte.
“So Yala, ich binde dir noch das Geschirrtuch um, nicht das wir dann auch noch dein T-Shirt waschen müssen”, erklärte sie und knotete das Tuch sachte hinten zu. “Du magst auch eins haben, so wie du mich ansiehst, Hanna?” fragte Mama mich verständnisvoll.
Ich nickte ihr zu, heute wollte ich mal ganz die kleine Hanna sein und mit den vielen leckeren Soßen kann wirklich schnell mal ein Missgeschick passieren.
Nun saßen wir beide ganz stolz vor unseren Teller. Und für mich war es doch ungewohnt, ohne Messer, nur mit meiner Gabel zu essen. Aber auch irgendwie schön, das Mama das noch mit mir macht.
Das Essen war sehr lecker und bei den vielen Soßen, blieb weder bei mir noch bei Yala das Lätzchen sauber. Aber das war mir heute egal, ich war richtig glücklich in meiner Rolle. Ich konnte einfach die kleine Hanna sein, ohne Ängste und Zweifel.
Schon während des Essens hörte man in der Ferne das Grollen eines Gewitters, das immer näher rückte und ich sah mit besorgten Blick auf die näher rückenden schwarzen Wolken. Und kurz nach dem das letzte Würstchen vertilgt war, fielen die ersten Tropfen auf den schön gedeckten Terrassentisch. Schnell trugen wir alles in die Küche.
Und als wir alle Teller und Gläser in Sicherheit gebracht hatten, herrschte auf der Terrasse bereits Weltuntergangsstimmung. Die Regentropfen fielen auf den Tisch und den Boden und es blitzte und donnerte, als würde Thor persönlich bei uns auf Besuch vorbeischauen.
“Hmmm”, beschwerte sich meine junge Freundin betrübt. “Jetzt können wir ja gar nicht mehr spielen.”
Inzwischen hatten sich die Erwachsenen auf das Sofa gesetzt und begannen wieder zu plaudern. Während ich ein paar Momente bei ihnen Schutz suchte, bis ich merkte, dass das Gewitter draußen blieb und ich hier sicher war.
“Mama, darf ich mit Yala oben in meinem Zimmer spielen?”, fragte ich sie zögernd, um sie bei ihrem Date mit Marcus nicht allzu sehr zu stören.
“Aber sicher mein Schatz. Braucht ihr beide vorher noch frische Windeln?”, wollte sie von mir wissen.
Ich grinste und lief wieder zu ihr, ohne zu antworten.
Sie nahm mich in die Arme. “Soll ich mal schauen?”, fragte sie unsicher. Ich wollte im Moment einfach klein bleiben. Fast unsichtbar nickte ich ihr zu und sie tastete vorsichtig meinen Schritt ab.
“Doch du bekommst eine frische Windel, bevor ihr dein Zimmer in eine Lego Spiel Höhle verwandelt.”, bestimmte sie mit einem Lächeln.
“Ja. Mein Kind muss ich auch frisch machen”, ergänzte Marcus und die Beiden grinsten wie zwei frisch gebackene Eltern.
Ich möchte, das sie mit ihm glücklich ist und ich hätte Yala irre gern als meine Schwester. Außerdem spürte ich, das er sich unglaublich fürsorglich um sein Kind kümmert.
Meinen eigenen Papa habe ich leider nie kennengelernt. Er ist als ich noch klein war an einem Herzinfarkt gestorben. Es gibt nur mehr ein altes Fotoalbum mit schönen Bildern, die uns drei als Familie zeigen. Ich lehnte meinen Kopf an Mamas Schulter.
Und nun war da das Gefühl, das unsere Familie wieder etwas wächst, das wir nur nicht nur ich und Mama sind, sondern das es da noch jemanden gibt. Eine Schwester, einen Papa.
Auch wenn ich mir noch nicht so recht vorstellen konnte, was ein Papa für mich alles ist. Ich meine, ich wusste, wer Mama ist und was ich alles Tolles mit ihr machen kann und das sie immer da ist, wenn ich sie brauche. Aber mein Papa konnte ja nicht ganz das Gleiche sein, oder?
Inzwischen hatte sie mich in mein Zimmer getragen und auf mein Bett gelegt. “Du bist so ruhig?”, flüsterte sie, “bist du traurig?”
“Nein” wisperte ich ihr ins Ohr. “Ich freue mich so, das Yala da ist und dass du meine Mama bist. Ich habe dich so lieb bis zum Mond und wieder zurück.”, verriet ich weiter und gab ihr einen Kuss auf die Wange.”
“Ich hab dich auch lieb mein Kind”, Mama kitzelte mich kurz, gab mir ein Küsschen auf die Nasenspitze und zog dann meine kurze Hose aus und holte dann eine frische Windel für mich aus der Packung. Liebevoll klappte sie die nasse Pampers auf und machte mich sauber.
Ich genoss die Berührung von ihr so sehr. Als sie die frische Windel verschlossen hatte, holte sie einen von meinen kindlichen Pyjamas aus dem Kasten und zog ihn mir an. Dann war meine kleine Freundin an der Reihe, die mich immer noch mit interessierten Augen ansah.
Ich glaube, wenn ihr öfter zu uns kommt, müssen wir für die zwei wieder einen Wickeltisch im Bad aufstellen, sprach Mama zu Marcus.
“Ja” stimmte er zu, “das ist auch viel schonender für den Rücken und wenn mal ein größeres Missgeschick passiert kann man die beiden im Bad auch viel besser sauber machen.”
Ich mach doch nicht groß in meine Pampers, dachte ich und schob den Gedanken zur Seite. Aber schon kam mir dieses peinliche Klettererlebnis vom letzten Wochenende wieder in den Sinn. Im Nachhinein hatte es sich gar nicht so schlimm angefühlt, aber das war halt ein Unfall und so musste es auch bleiben.
“Damit hat meine kleine Hanna im Moment noch weniger Probleme”, verteidigte mich meine Mama. “Und hin und wieder kann schon mal ein Unfall passieren.”
“Nein, Yala ist da etwas langsamer unterwegs. Im Moment schafft sie es gar nicht mal rechtzeitig Bescheid zu sagen, da ist sie wieder ein richtiges Wickelkind.”
“Papa mir ist so fad.”, unterbrach das Kindergartenkind trotzig das Gespräch unserer Eltern.
“Ah ich plaudere die ganze Zeit und mein Baby fadisiert sich”, scherzte Marcus, “was bin ich für ein Rabenpapa.”
Schnell hatte er Yalas Schritt sauber gewischt, sie am Po eingecremt und schon hatte auch sie eine frische Windel an. Dann bekam sie von ihrem Papa einen voll süßen Schlafanzug angezogen, der echt viel mehr nach Kleinkind Pyjama aussah als meine Teenieversion. Er hatte vorne die Glücksbärchen und Druckknöpfe im Schritt und an den Schultern, und sah auch irre bequem und flauschig aus.
“Was machen wir nun?” fragte mich das immer noch traurige Kind. “Mir ist so fad.”
“Magst du mit mir etwas Lego spielen?” fragte ich sie, um sie etwas aufzumuntern und holte meine große Kiste mit dem Lego aus dem Kasten.
Kaum hatte ich sie auf dem Boden abgestellt und meine Spieldecke ausgebreitet, da saß Yala schon darauf und suchte begeistert die ersten Steine heraus. Ich gab Mama zum Abschied einen Kuss auf die Wange. “Ich habe dich lieb.”, flüsterte ich ihr ins Ohr.
“Wir beide sind im Wohnzimmer, wenn ihr was braucht, kommst du zu uns.”, erklärten unsere Eltern und ich nickte ihnen zu. Dann setzte ich mich zu Yala an die Lego Kiste und wir versanken in die Welt der Steine.
Zuerst baute jeder für sich, aber dann begannen wir gemeinsam eine richtig schöne Ritterburg zu bauen. Während sie die Mauer hochzog und für die richtige Dekoration sorgte, baute ich am großen Burgtor und an einem aus Lego Technik Stangen gefertigten Gitter, sodass die Ritter in ihrer Burg auch sicher sind. Stein für Stein wuchs unser Bauwerk in die Höhe. Bis es dämmerte und ich merkte, dass meine junge Freundin langsam müde wurde und immer wieder gähnte.
Da hörte ich schon Mamas Schritte, wie sie den Flur entlang kam. War es echt schon Zeit, das Yala nach Hause fahren musste? Ging mir durch den Kopf, während ihre Schritte immer näher kamen. Kurz darauf kamen die Beiden ins Zimmer.
“Und habt ihr schön gespielt?”, fragten sie uns. Ich musste grinsen, als Yala sofort anfing alle Details unserer Ritterburg zu erklären. Nachdem ihr Redeschwall etwas nachgelassen hatte, unterbrach ihr Papa sie liebevoll. “Jetzt ist für dich meine große Burg Erbauerin aber bald Schlafenszeit.”
“Papa, müssen wir echt schon heimfahren?”, begann Yala mit weinerlicher Stimme zu betteln. “Ich glaube, zum Heimfahren ist es schon zu spät.” beantwortete er ihre Bitte mit einem Lächeln “Wenn du willst schlafen wir heute hier?”
“Hurra, danke sehr!” schalte es durch den Raum
“Ja, aber nun geht ihr beide noch mal Zähneputzen”, bestimmte er und voller Freude sauste Yala in Richtung Badezimmer und auch ich hüpfte ihr freudig hinterher. Ich merkte, wie viel meiner Angst in den letzten Stunden verschwunden ist. Wie ich mich immer freier fühlte.
Meine Mama kam auch gleich ins Bad und reichte meiner jungen Freundin eine neue Kinderzahnbürste, die sie eigentlich für mich eingekauft hatte. Dann gab sie mir und Yala etwas Zahnpasta. Ich musste grinsen, wie ich uns so vor dem Spiegel stehen sah.
Wir sahen aus wie zwei Kindergartenkinder.
So richtig müde war ich aber noch nicht. Als wir mit dem Zähneputzen fertig waren, wurde Yala von ihrem Papa noch einmal für die Nacht frisch gewickelt. Nachdem er fertig war, fragte sie mich vorsichtig ”und was ist mit dir?”. Ich blieb einfach stehen. Das war Mamas Aufgabe. Ich wollte mich nicht wieder in die jugendliche Rolle drücken lassen.
“Ich weiß nicht”, antwortete ich leise und zuckte mit den Schultern. “Darf ich mal nachschauen?”, fragte sie vorsichtig. Ich nickte.
Sie begann mich immer mehr wie ein kleines Kind zu behandeln, wenn ich so sorglos bin wie jetzt und ich fand das Gefühl von Mama kontrolliert zu werden, ob ich eine frische Windel brauchte so schön. Ich fühlte mich dann so beschützt und geliebt, und konnte all meine Sorgen abgeben.
Sie griff mir vorsichtig in den Schritt. “Trocken bist du auch nicht mehr”, meinte sie mit einem Lächeln und fügte hinzu “Ich mache dich auch noch mal frisch für die Nacht.” Ich fühlte mich nun ganz wie ein kleines Kind und kuschelte mich eng an Mama und setzte mich auf ihren Oberschenkel.
Sie schlang ihre Arme um mich. “Ich glaube, ich habe heute auch ein ganz kuschel bedürftiges Glückskäferchen.”, Und legte mich auf mein Bett.
“Darf ich mit Yala noch eine Geschichte lesen?”, bat ich sie, während sie meinen Schlafanzug nochmals öffnete.
Mama schaute mich verwundert an, “Du magst freiwillig vorlesen?” fragte sie mich. “Da kann ich ja gar nicht nein sagen. Aber die Kleine muss in ein paar Minuten schlafen, also nur eine kurze Geschichte oder eins der alten Bilderbücher” sagte sie.
Sie machte mich mit einem Feuchttuch sauber. Ich konnte mich gar nicht so recht erinnern, das ich vorher beim Spielen eingenässt hatte. Oder hatte ich es schon wieder vergessen. Ich habe einfach nicht darauf geachtet, ob ich musste oder nicht. Dann zog Mama die alte Windel weg und schob eine frische unter meinen Po.
“Ich creme dich auch ein wenig ein, damit meine Lieblingstochter gut schlafen kann.“, sagte sie mit einem Lächeln und nahm etwas Creme aus der Dose von Yalas Wickelsachen und verteilte sie vorsichtig auf meinen Po. Dann endlich hatte sie meine Windel wieder zugeklebt und meinen Schlafanzug geschlossen und ich hüpfte auf, um mit dem Kindergartenkind nach einer Gutenachtgeschichte zu suchen.
Zuerst schaute ich bei meinen Kinder- und Jugendbüchern, aber Mama meinte, dass die alle zu lange zum Vorlesen waren. Erst als sie meine alten Bilderbücher vom Kasten holte, fanden wir eins, das die beiden Erwachsenen in Ordnung fanden.
Yala bekam von ihrem Papa noch eins der neuen Fläschchen und begann an dem ungezuckerten Tee zu nuckeln, während ich mich ins Bett legte und sie sich an mich kuschelte. Unsere Eltern setzten sich hingegen auf den Boden und ich schlug das Bilderbuch auf und begann zu lesen.
In der Schule hatte ich immer Probleme beim Vorlesen, immer wieder kam ich bei schwierigen Wörtern ins Stocken oder verlor den Faden und es war mir immer irre peinlich, wenn mich die Lehrer dazu aufriefen. Aber nun, mit Yala hatte ich keine Angst und ich las richtig schön und flüssig.
Als ich zum zweiten Mal umblätterte, legte die Kleine ihren Kopf auf meine Schulter. Und als ich zu Mama rüberschaute, sah ich ihre strahlenden Augen, die mich ganz liebevoll ansahen. Ich las weiter. Seite für Seite ging es durch die Geschichte, und immer ließ ich Yala auch genug Zeit, um die Bilder anzusehen. Und als wir bei der letzten Seite angelangt waren, fielen der Kleinen die Augen zu, während ich immer leiser werdend die letzten Worte vorlas.
“Das hast du irre schön vorgelesen und ich bin so stolz auf dich.”, staunte Mama. Marcus hob das schlafende Kind vorsichtig hoch und trug sie ins Gästezimmer, während sie mir das Buch abnahm und es zurück zu den anderen ins Regal legte. “Darf ich noch ein wenig aufbleiben. Ich bin noch gar nicht müde.” bat ich sie.
“Ja sicher meine Große”, erlaubte sie es mir. “Aber nur bis 10 Uhr, dann ist es auch für dich Zeit zum Schlafen.” Ich nickte. Sie gab mir noch einen Kuss auf die Wange und mit einem Lächeln bekam ich das zweite Fläschchen mit den Schmetterlingen in die Hand, das sie für mich mitgebracht hatte.
Wir beide sind noch im Wohnzimmer, du kannst jederzeit kommen, wenn du was brauchst.”
“Nein nimm dir etwas Zeit für dich und Marcus” flüsterte ich ihr zu.
Immer noch nach mir schauend ging sie aus meinem Kinderzimmer. Ich wollte die beiden jetzt auf keinen Fall stören. Es wäre so schön, wenn er und Yala ein Teil von unserer Familie werden könnten. Aber dazu müssen die Beiden viel Zeit gemeinsam haben. Hatte sie sich schon ein wenig in ihn verliebt? Irgendwie konnte ich da gar nichts tun, außer ihr und Marcus Zeit zu lassen.
Ich nahm mein Handy und meldete mich, in der Bücherei App an, die wir am Handy hatten. Ich öffnete den Ordner Kinderhörbücher und scrollte durch die Titel. Worauf hatte ich heute Lust? Schließlich fand ich ein Buch, was mich interessierte und mit einem Klick hatte ich es ausgeliehen und begann zu hören.
Kapitel um Kapitel vertiefte ich mich in dem spannenden Buch und konnte gar nicht mehr aufhören. Langsam merkte ich, das meine Augen schwer wurden, aber zum Schlafengehen war das Buch viel zu spannend.
Erst als ich Mamas Schritte im Flur hörte, schaute ich auf.
“Hanna, du bist immer noch auf!”, schimpfte sie streng als sie wieder ins Zimmer kam.
“Weißt du, wie spät es ist!”
“Aber, das Buch war so spannend.”, verteidigte ich mich entschuldigend. “Aber Mäuschen, es ist halb Eins in der Nacht. Komm, gib mir das Handy, jetzt ist für dich wirklich Schlafenszeit.” Mit einem leichten Murren reichte ich es ihr.
“Ach Kindchen, es ist doch nur zu deinem Besten.”, erklärte sie mir. Sie reichte mir meinen Tiger und als ich sie beschämt, ansah, setzte sie sich auf mein Bett. “Ich bin mir sicher, du brauchst deinen Schlaf, willst du noch einen Schluck zu trinken?”
Ich nickte und sie reichte mir mein Kinderfläschchen, das achtlos an meinen Polster lehnte.
“Ich wünsche dir eine Gute Nacht.”
Ich versuchte vorsichtig daraus zu trinken und das unangenehme Gefühl, dass sie mich ermahnt hatte, verschwand und machte ihrer Liebe Platz. Sie legte ihre Hand auf meinen Bauch.
“Gute Nacht Mama”, nuschelte ich ohne das Fläschchen ganz aus dem Mund zu nehmen und griff sehnsüchtig nach meinem Stofftiger Mina.
Ihre weiche Hand blieb hingegen sanft wackelnd an meinem Bauch liegen und lange bevor sie das Licht löschte, war ich eingeschlafen.
Autor: Annie (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
Keinen Plan, was die Betreiber der Seite schon wieder für Probleme haben.
Jedenfalls, deine Geschichte ist super, sehr gut geschrieben, klasse hinbekommen.
Du musst aber dringend an DASS und DAS arbeiten.
Als Beispiel ; Langsam merkte ich, XdasX (DASS) meine Augen schwer wurden
Hier ist kein Artikel gefragt, sondern die Konjunktion.
Sie bemerkte ihre Müdigkeit, weil ihre Augenlider schwerer wurden.
Das Wort DASS ist ein Platzhalter, wenn du so willst, es wird eingesetzt, damit der Satz verkürzt werden kann, ohne seinen Sinn zu verlieren.
In jedem Fall bezieht sich ein “das” auf ein Nomen und lässt sich durch “dieses”, “jenes” oder “welches” ersetzen.
Da sich das “dass” auf kein Nomen bezieht, sondern als Konjunktion einen Nebensatz einleitet, lässt es sich durch kein anderes Wort ersetzen.
Noch ein Beispiel ; Dass es schwer wird, den Bus zu erreichen, fiel mir spätestens dann auf, als ich auf die Uhr schaute.
Ich wusste, eine reelle Chance hatte ich mit purer Kraft nicht, aber mit Intelligenz konnte ich es schaffen, dass er nicht die hellste Kerze auf der Torte war, das hatte er schon mehrfach unter Beweis gestellt.
Es war schon nach Mitternacht, das wusste ich, auch, dass ich längst hätte schlafen müssen, aber ich konnte nicht, das Geschehene spukte mir immer noch im Kopf rum, und zu der Zeit wusste ich auch noch nicht, dass das meine geringste Sorge sein sollte.
So, ich glaube, das müsste reichen.
Hallo Mahlzeit,
welche Probleme meinst du? solltest Du Probleme mit Windelgeschichten haben so erstelle bitte ein Ticket.
https://windelweb.org/helpdesk/index.php
Ist wieder ein spannender Teil gewesen. Das Erlebniss im Bad mit den Klassenkameraden fand ich interessant, vorallem wie Katharina und Ihre Freunde reagierten. Bin gespannt ob Hanna mit Jala un den Ferien wirklich mal in den Kindergarten geht wie es angedacht war von den Kids. Und ob Sie da auf Theresa trifft. Wenn ja, freu ich mich auf die Reaktion der beiden. Schreib bald weiter.
@Lukas
Ich hatte in einem Beutrag/Kommentar eine Seite verlinkt, Kommentar wurde nicht veröffentlicht.
Boah, ist das ein schönes Kapitel. Annie, du schreibst so toll. Ich liebe die Geschichte.
Ich denke es steckt viel von Dir selber in der Geschichte und dass wir uns real gut verstehen würden, da wir uns in vielen Punkten ähnlich zu sein scheinen. Ich glaube mit Dir könnte ich wunderbar spielen.
Legos finde ich toll und Ritterburgen baue ich am Liebsten. Würde Dir gerne ein Video zeigen, von meiner Megaburg, die ich debaut hab.
Hihi, und noch ein Detail dass mit in dem Kapitel defallen hat *lach* Mein Lieblingsgott kommt vor… *ggg* Für mich ist Thor schon mal nach Ägypten dereist und hat mir beschützt…….
Ich finde auch die Friedlichkeit in Deiner Geschichte toll. Kein Zwang, keine Schläge, kein Erwachsenenkram…. Einfach nur schön.
Bitte, bitte hör nicht auf zu schreiben. 😉
Lieben Gruß aus dem Rheinland
Dein Tinchen
Sehr schön geschrieben. Ich wäre so gern in Ihrer Situation.
Ich würd es gut finden wenn sie in der Nacht auch Ihr aa in die Pampers drückt und das WC allmählich ganz verschwindet.
Hi Annie,
diese Geschichte ist so schön und nett. Ich liebe sie. Wann geht es weiter? Kommen Judith & Marcus zusammen?
Herzliche Grüße
Sonnige Zeiten
Hallo Liebe Leser und Leserinnen.
@Mahlzeit. Ja meine Rechtschreibung kann ich noch verbessern, ich habe beim nächsten versucht mehr darauf, Rücksicht zu nehmen, allerdings muss ich zugeben, dass ich selbst bei der Frage Probe oft nicht raushöre, ob dies verwendet werden kann oder ob es die Konjunktion dass ist… Klar man soll sich nicht darauf ausruhen das man was nicht kann, aber ich hoffe, du verzeihst noch den einen oder anderen Fehler. Ich bin auf jeden Fall daran, das zu verbessern.
@Tina Danke für dein Lob, es freut mich immer sehr, wenn meine Geschichte auch anderen gefällt und nicht nur mir beim Schreiben Spaß macht. Ja es steckt sehr viel von meiner Persönlichkeit, meinen Stärken und Schwächen in Hanna. Die Geschichte ist natürlich trotzdem erfunden, aber einzelne Elemente, Themen und Persönlichkeitsteile existieren wirklich. Hmm ja Thor mag ich auch und er passte so schön in dieses Terassenstimmungsbild.
@Kleiner Pamperspupser Danke auch für dein Lob und deine Zeilen. Ob das Klo ganz verschwindet? Hmm Nein, ich denke der Raum in denen Kinder schon mal aufs Klo gehen aber dann doch noch Windeln brauchen ist doch ein wunderschöner Raum für kindliche Erlebnisse. Wenn ich meine Figur gleich ganz in Windeln stecke, fehlt doch auch für Hannis gefühltes Alter ganz viel, was sie erleben kann, worüber sie nachdenken kann und wo sie zeigen kann, wann sie mehr Hilfe von Mama oder ihren Freunden braucht. Aber so viel kann ich schon verraten, ohne Windeln wird es nicht gehen, zumindest in absehbarer Zeit…
@Sonnige Zeiten.
Wann geht es weiter… Die Frage aller Fragen… es kann schon etwas dauern. Obwohl der Text schon einigermaßen fertig ist, braucht die Fehler-Korrektur und der Endausbau (Überarbeitung von nicht klaren Stellen) pro Teil ca. 30 bis 40 Stunden, das ist der Durchschnitt der letzten Teile. Das ist neben 45 Stunden arbeiten nicht immer so leicht unterzubringen. Deswegen muss ich hier um Geduld bitten.
Zu Marcus und Judith, ich mag noch nicht zu viel verraten, im nächsten Teil gibt es dazu schon was. Nur so viel keine Angst Hanna und Yala werden noch einige Zeit miteinander verbringen.
@Burli
Danke auch für deinen Kommentar. Du bist sicherlich mein eifrigster Kommentarschreiber. Und es freut mich immer, wenn ich sehe, dass du ein paar Zeilen unter meinen Text geschrieben hast. Danke. Kommt Hanna zu Yala in den Kindergarten. Wie soll ich das nun sagen? Ja und Nein. Sie ist ja schon etwas zu alt dafür eigentlich… Aber ob das für die so wichtig ist, lass ich noch offen… Und Theresa tritt ihren Ferialjob an, wie und wo das ist erzählt sie euch in der Mitte von der Fortsetzung Konvergent. Aber du kannst dich auf etwas in die Richtung freuen, es hat mir sehr viel Spaß gemacht, die Beziehung zwischen Theresa, Theo (ihren kleinen Bruder, der kam noch nicht vor) Yala Lyana und Mia (die auch noch keinen Auftritt hatte)zu beschreiben, Aber noch braucht ihr Geduld. Theo und Mia kommen erst im übernächsten Teil und Theresas erster Arbeitstag ist auch im halbfertigen Text noch nicht veröffentlicht und liegt nur im grob korrigierten Rohtext vor.
@Lukas
Wie immer gebührt dir als Admin Dank für die Veröffentlichung und die Mühe den der Betrieb der Seite mit sich bringt. Ich hoffe, du magst die Geschichten auch. Ich denke das wir stille Helden wie dich vor den Vorhang holen sollten um einmal ganz laut applaudieren und dir Respekt zu zollen.
Um zu zeigen, dass nicht nur Problem an deine Ohren dringen, sondern das deine Arbeit, die viele hier für selbstverständlich halten, außergewöhnlich ist und du damit eine Plattform schaffst, um Erzählungen von Autoren und ihre Leser zusammenzubringen und trotzdem eine angenehme Stimmung herrscht. Deshalb (Applaus) Danke für deine Arbeit.
Lg Annie
Anni, ich freue mich immer wieder, von dir zu lesen.
Dass du daran arbeitest, prima Sache!
Du schreibst extrem einfühlsam, das mag ich sehr, sehr gern.
Du bist einer der wenigen hier, bei dem ich nicht gleich in Tränen ausbreche, vor Verzweiflung, bezogen auf Logik, Inhalt, Rechtschreibung und Grammatik.
Du hast ein paar Flüchtigkeitsfehler, aber egal, Schwamm drüber.
Endlich eine Story, die in jedem! Satz Sinn ergibt.
Dafür muss ich mich ausdrücklich bedanken!
Natürlich nicht nur deine, aber eine von nicht sonderlich vielen.
Leider.
Mach ruhig weiter so, das was du falsch machst, das wirst du schon noch lernen.
Also, Respekt, vor solch einer Mühe!
Richtig tolle Geschichte macht einfach Spass zu lesen Danke