Ein vergangener Sommer (3)
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Jetzt hatte ich den Salat, wäre ich bloß meiner Wege gegangen und wäre ich bloß nicht so neugierig gewesen. Hätte, hätte, Fahrradkette…
Die Frau, brachte ihren Wagen so blitzartig zum Stehen, das die Reifen nur so quietschten. Das tat richtig in den Ohren weh. Eigentlich hätte ich ja abhauen können, genug Zeit wäre dafür vorhanden gewesen, aber irgendwas hinderte mich daran.
Vielleicht war ich zu sehr auf die Situation fixiert? Jedenfalls fühlten sich meine Beine so an, als wären sie von Beton umschlungen, entkommen war unmöglich.
Jetzt stürmte sie aus dem Auto, geradewegs auf ihren Sohn zu. Ich konnte nur zuschauen, es hatte wirklich was von einer Zwischensequenz in einem Videospiel, nur das ich diese hier nicht überspringen konnte.
Aber ich konnte zumindest zusehen:
“Schatz, Schatz, was ist passiert? Was hat der böse Junge dir angetan?“
Er stammelte nur, so in etwa dasselbe, was er auch mir schon sagte: “Bin gezwungen worden.“ Der Rest war einfach nur ein Schluchzen und Heulen, welches ich nicht verstehen konnte. Das ist wahrscheinlich etwas, was nur eine Mutter verstehen kann oder zumindest etwas daraus interpretieren kann.
In meinem Fall hoffte ich einfach, dass Sie die richtigen Schlüsse ziehen würde. Ich gebe ja zu, ich war nicht unbedingt nett zu ihm gewesen, aber direkt hatte ich ihm nichts getan.
Aber wenn man schon in einer solchen Situation steckt, dann muss es ja schieflaufen. Ich vernahm nur nebenbei: “Beruhig dich Benjamin, hörst du?“
Dann wandte sie sich mir zu, wenn Blicke töten könnten, dann hätte dieser es wahrscheinlich getan. Auch wenn zittrig funktionierten meine Beine wieder, als sie geradewegs auf mich zukam.
Es hatte wirklich etwas von einem Bosskampf in einem Videospiel, Zwischensequenz ist vorbei und jetzt würde es zur Sache gehen.
“Wag es dich nicht wegzulaufen.“ Oh, hatte die Frau ein Organ. Jetzt stand ich wieder steif da, unfähig mich zu bewegen. Wenn wir in einem Videospiel wären, wäre das definitiv ein guter Angriff ihrerseits gewesen, ich wurde meiner Bewegungsfähigkeit beraubt.
Sie bäumte sich vor mir auf und hielt mich tatsächlich am T-Shirt fest, reflexartig ließ ich meine Tasche mit den Einkäufen fallen.
“So, was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“
Verdammt, ich stammelte mir was zusammen, was in dem Moment sicherlich in meinem Kopf Sinn ergab, aber nach dem Aussprechen wohl weniger. Ich versuchte meine Unschuld zu beteuern und auch, das ich nie jemanden zwingen würde, sich in die Hosen zu machen.
Ihr Blick war ungläubig: “Ich hab dich doch auf frischer Tat ertappt, also erzähl mir nichts.“
Innerlich wehrte sich alles dagegen, der Druck wurde immer stärker und stärker. Es war eigentlich nicht meine Art, aber es platzte dann aus mir heraus:
“Was soll der Mist? Ich hab es schon zig mal gesagt, ich habe ihrem Sohn nichts getan. Das waren bestimmt die 3 anderen Jungen, die ich vorhin gesehen habe. Ich bin nach meinem Einkauf nur noch etwas spazieren gegangen, um die Gegend besser kennenzulernen und dann hab ich ihn hier auf der Bank sitzen sehen und bin dann zu ihm, um zu schauen, ob alles mit ihm okay ist.“
Das war zwar jetzt aus mir herausgebrochen, aber mein Herz schlug mir immer noch bis zum Hals.
Sie beäugte mich immer noch skeptisch: “Bei einer Sache muss ich dir Recht geben, dich habe ich hier noch nie gesehen, aber dass das Jungs waren, welche jetzt natürlich jetzt über alle Berge verschwunden sind, glaube ich dir nicht.“
Ich musste schlucken, ich war eindeutig erledigt.
Aber dann hörte ich Benjamins Stimme: “Mama, hör auf.“ Sie drehte sich zu ihm um und er stand von der Bank auf. Es war zwar Sommer und richtig heiß, aber auf seiner Hose konnte man eindeutig ablesen was passiert war.
Er kam mit einem ziemlichen Watschelgang auf uns zu, so eine nasse Hose, musste doch echt scheuern zwischen den Beinen.
“Nein, er war es nicht, das waren Veith und seine Kumpels.“ Fast hätte er wieder zu weinen angefangen, aber mit letzter Mühe brachte er noch folgendes heraus: “Er hat mir sogar geholfen, wahrscheinlich wären sie noch immer hier und hätten sonst was mit mir gemacht.“
Okay, jetzt war ich perplex, wieso log er für mich? Wo hatte ich ihm geholfen? Ich hatte ihn doch nur als Heulsuse bezeichnet.
Tja, mir stand der Mund offen und seiner Mutter war glatt die Kinnlade heruntergefallen: “Oh Gott, Benjamin, was habe ich da gerade…“
Jetzt wandte sie sich wieder mir zu und ich muss wohl immer noch wie ein Auto geschaut haben: “Alles in Ordnung mit dir? Ich, ähm, es tut mir leid.“
Man sagt ja, jeder Mensch hat 2 Gesichter und ich hatte die 2 Gesichter dieser Frau, innerhalb eines kurzen Zeitraums kennengelernt. Ein Gesicht mit einem tödlichen Blick und jetzt schaute sie mich wie ein Lämmchen an, welches keiner Fliege je etwas zuleide tun könnte.
“Wie heißt du überhaupt?“
Ganz sachlich und knapp antwortete ich: “Hauke.“
Ein betretenes Schweigen durchzog jetzt die Szenerie. Wir konnten uns nicht in die Augen sehen und einfach getrennte Wege gehen, als sei nichts passiert, war auch keine Lösung.
Sie räusperte sich: “Du, ähm, also Hauke, ich weiß, dass das jetzt keine Entschuldigung ist, aber mir fällt gerade nichts Besseres ein…“
Einen kurzen Moment stockte sie, fuhr dann aber fort: “Magst du vielleicht heute Abend bei uns zum Abendessen vorbeikommen?“
Das kam ziemlich überraschend! Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich dazu sagen sollte. Dies schien sie auch bemerkt zu haben und sie kramte in ihrer Handtasche.
Lange Rede, kurzer Sinn, sie drückte mir eine Karte in die Hand und flüsterte mir zu: “Komm bitte vorbei, ja?“
Noch bevor ich irgendwie reagieren konnte, hatte sie Benjamin bereits wortwörtlich ins Auto gepackt und war mit ihm verschwunden.
Ich schaute auf die Karte, ihr Name, Natalie Fehr und die Adresse, Gravelsweg 29. Bei dieser Adresse klingelte nichts in meinem Oberstübchen und ich begann zu überlegen.
Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich ein bisschen mein Zeitgefühl verloren. Ich wusste nicht wie lange die Auseinandersetzung von eben wirklich gedauert hatte, waren es bloß ein paar Minuten oder doch deutlich mehr gewesen?
Wieso log Benjamin für mich? Wenn ich über diesen Punkt nachdachte, kam ich nur zu einem Schluss, er wollte mich wohl als Freund gewinnen. Ich meine, er war offensichtlich nicht der Beliebteste, schien aber ein Netter zu sein, wahrscheinlich zu nett.
Ganz wohl war mir dabei nicht, irgendwo dachte ich an meine eigene Haut. Wenn das heute ein Beispiel dafür war, was ihm wohl fast täglich durch Andere widerfährt, könnte das unter Umständen auch auf mich abfärben. Also sollte ich mich gut mit ihm stellen, würde ich davon definitiv nicht unberührt bleiben.
Und ob das sein musste? Andererseits, wollte ich ihn nicht enttäuschen, er hatte mich aus einer ziemlich misslichen Lage gerettet. Einer Situation, wo ich gefühlt echt die Hosen voll hatte.
Dieser innere Konflikt begleitete mich auf dem kompletten Weg nach Hause. Das Hin und Her meiner Gedanken, schien nicht vergehen zu wollen, während der Rückweg im Gegensatz dazu in Windeseile verging.
Als ich realisierte, dass ich wieder vor meiner Haustüre stand, war ich fast schon überrascht.
Kaum hatte ich mit dem Schlüssel das Schloss umgedreht, hörte ich schon aus dem Wohnzimmer: “Hauke, wo bist du gewesen?“
Ganz bei der Sache war ich noch nicht, also verwies ich nur kurz auf die Schulutensilien. Sie stand von der Wohnzimmer Couch auf, kam auf mich zu und schaute mich etwas fragend an.
Ja, dieser Blick, den wohl nur Mütter drauf haben, die genau wissen, dass man ihnen was verschweigt oder etwas vormacht.
Keine Worte ihrerseits waren nötig, einfach die Aura, die einen förmlich zusammenpresst und aus einem die Wahrheit herausspringen lässt.
Ich musste mich geschlagen geben, also rückte ich mit der Wahrheit raus, es war ja wirklich offensichtlich, das etwas passiert war.
Nachdem sie sich alles angehört hatte, atmete sie tief durch: “Und, was war jetzt daran so schwer mir das zu erzählen?“
Mein Denkapparat bekam heute auch keine Pause gegönnt, aber bevor ich mir noch eine passende Antwort zusammenbasteln konnte, ergriff sie wieder das Wort: “Magst da nicht hingehen, oder? Weil du wohl ganz genau weißt, dass ich dafür bin.“
Was soll ich sagen? Ja, Miss Marple hatte den Fall gelöst. Sie war über jeden Kontakt froh, welchen ich geschlossen hatte, damit ich ja nicht so allein bin…
Irgendwann wurde es Abend und ich hatte mich von ihr so weit bearbeiten lassen, das ich tatsächlich gehen würde. Eine Hand wäscht die Andere, dachte ich mir jetzt. Er hatte etwas Nettes für mich getan und im Gegenzug würde ich dasselbe tun, trotzdem war mir flau im Magen.
Zwischenzeitlich hatte ich auch geschaut und festgestellt, dass der Gravelsweg gar nicht mal so weit von der Hachstraße entfernt war.
Eigentlich stand ich schon mit einem Fuß im Türrahmen, als ich noch hörte: “Du, Hauke? Bist du dir mit dem Gravelsweg sicher?“
Ich beantwortete ihre Frage mit einem kurzen: “Ja, steht doch so auf der Karte“
Danach entgegnete sie mir: “Eine ganz teure Gegend ist das.“ Ich zuckte nur mit den Schultern und verabschiedete mich.
Etwa 10-15 Minuten Fußweg lagen vor mir und tatsächlich, fand ich den Gravelsweg ohne Probleme.
Keine Ahnung, wie ich das anders Beschreiben soll, aber das in der Gegend etwas höherklassiger gewohnt wurde, war nicht zu übersehen. Ich hätte mich ehrlicherweise auch nicht gewundert, wenn mir die Hucktables über den Weg gelaufen wären.
Wie auch immer wenige Augenblicke später gab es kein Zurück mehr und ich stand vor besagter Hausnummer 29. Einmal noch tief durchatmen, sich jetzt noch mal verrückt zu machen, würde nichts bringen.
Ich betätigte die Klingel und wenige Momente später, öffnete sich die Tür…
Autor: Anonym (eingesandt via E-Mail)
Diese Geschichte darf nicht kopiert werden.
Guter Anfang. Jetzt kommt aber der kritische Teil, an dem sich auch die Glaubwürdigkeit der Geschichte entscheidet. Mein Tipp: lass dir bei der Entwicklung der Charaktere mehr Zeit. Bisher wissen wir sehr wenig, auch über Hauke.
uih ………
Ist das jetzt sehr sehr spannend.
was geschied hinter der Tür ……. ?
wie sieht das Kinderzimmer aus ?????
spannung ohne Ende ……!!!!!!!!
Weitermachen
kann es gar nicht erwarten
swb
süsses-windel-baby
Im Gitterbettchen schreibend
bin total HYPE
🙂
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil. Ich bin gespannt wie es weiter gehen wird.
Wird es hier mal weiter gehen?
Wann kommt den die Fortsetzung?