Eine durchwachsene zweite Jahreshälfte
Windelgeschichten.org präsentiert: Eine durchwachsene zweite Jahreshälfte
Zwei Wochen nach Liane hat Finja Geburtstag. Die Jugendliche kommt ihren Klassenkameraden nach. Sie wird ebenfalls 15 und reichlich beschenkt als auch gefeiert! Da es langsam zu warm wird und ein heißer Sommer droht, lässt das Ausleben des „Inneren Ich´s“ bei der Hilfsperson so wie bei den Jugendlichen verständlicherweise nach. Nur mit viel Glück werden mal wenige kühlere Tage erwischt und zum Ausleben ausgenutzt, bevor die Temperaturen wieder so extrem sind, wie befürchtet und den Mädchen das Versorgen total vermasseln. Liane fokusiert ihre Arbeit bei Hitze häufig auf außerhalb der AB/TB-Räume. Sie beaufsichtigt die Schüler in der Pausenhalle so wie auf dem Schulhof. Sie passt auf, dass man sich verträgt und niemand geärgert wird. Außerdem nimmt sie wieder ein bis zwei Störer bei Intimitäten anderer unter die Fittische. Sie zieht die vorpubertierenden Jungs konsequent zum Direktor.
,,Auch Körperverletzung bringt euch nicht weiter. Im Gegenteil, damit handelt ihr euch bloß noch mehr Ärger ein! Was ihr gemacht habt, ist eine Form von Belästigung. Es geht euch absolut nichts an, wann jemand auf Klo muss. Das ist eine riesen Sauerei!,“ bleibt Liane hartnäckig und klingelt mit ihrem Ellenbogen an der Büroklingel von Direktor Roman Möllenbach. Trotz, dass die Jungs versuchen, sich durch Schlagen, Treten, Kratzen & Beißen mit ihrer freien Hand zu wehren und sich von ihr zu befreien, bleibt Liane bis zu seinem Büro standhaft und schildert ihm alles, wobei sie die „schätzungsweise Fünftklässler“ erwischt hat. Außerdem zeigt sie ihm die ganzen Verletzungsspuren der Jungs. Der ältere, belästigte Junge kommt später dazu und bestätigt der Schulhelferin als auch dem Herrn Roman Möllenbach, dass sie schuldig sind. Der Direktor ruft von den Tätern die Erziehungsberechtigten an und lässt beide von ihnen abholen.
Liane lässt sich nach diesem Manöver von Dr. Rainer Spieß mit Desinfektionsmittel, Salben, Pflaster und Verbänden versorgen. Sie hat mit diesem hoch komplizierten Unterfangen erreicht, dass die Schüler wegen Belästigung und Körperverletzung eine Woche Schulverbot und mächtig Ärger von ihren erwachsenen Angehörigen bekommen. Sie dürfen während des Schulverbots nicht ausgehen und bekommen ihre Spielkonsolen entzogen. Die anderen Fünftklässler begegnen ihr mit Respekt. ,,Schade, wir wünschen uns sehr, dass wir dir beim nächsten Mal helfen könnten,“ lauten die Worte der Kinder. ,,Es müssen noch ein paar Jahre vergehen, bis ihr stark genug seit. Außerdem habt ihr ein Recht darauf, eure Kindheit zu genießen und solltet euch jetzt nicht mit Erwachsenen-Kram rumärgern müssen. Das kommt noch früh genug auf euch zu!,“ bittet Liane den Rest der 5. Klasse, Ruhe zu bewahren und sich die Zeit zu nehmen, die sie alle brauchen.
Sobald es zur nächsten Stunde klingelt, weißt sie die Minderjährigen an, in ihre Klasse zu gehen. Sie muss zwischendurch einige Schulpflichtige ermahnen, zuverlässig zu werden und ihnen erklären, dass man nicht einfach die Pausenzeiten überzieht. Das darf sich auch kein Erwachsener erlauben! ,,Später bei einem Arbeitgeber bekommt ihr vielleicht maximal 2 Verwarnungen und seit beim 3. Mal eure Arbeit los. Deswegen lernt Pünktlichkeit lieber jetzt, als wenn es nachher zu spät ist. Von Nichts kommt nichts!,“ rüttelt Liane die Unterrichtsverweigerer wach. Größtenteils wird darauf gehört! Nur in wenigen Fällen muss sie das Schulpersonal einschalten, die Minderjährigen mit einzusammeln und höchst persönlich in die Klasse begleiten. Spätestens, wenn es die Angehörigen erfahren und sich für Arbeitsverweigerung Maßnahmen einfallen lassen, wird die Schularbeiterin selbst von den Hartnäckigsten Ernst genommen.
Nach ein paar Strafmaßnahmen wie Taschengeldkürzung und Auszeiten verhängen wird sich am nächsten Tag schnell wieder an Regeln wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit gehalten. Besonders, wenn es von den Sommerferien wieder zurück in den Alltag gehen soll, tun sich die Schüler schwer! Liane passt auf wie eine Löwin, dass sich an Regeln gehalten wird und stellt sich die Minderjährigen vor wie eine Horde von Hyänen, die Respekt lernen müssen. Im September ist die Zeit der brütenden Hitze fast vorbei. Es kommen wieder vermehrt kühlere Tage und somit die Fürsorge-Aufgaben zurück, auf die eine gefühlte Ewigkeit verzichtet wurde. Die Jugendlichen aber auch die Schularbeiterin freuen sich schon auf die unbeschwerte Zeit. Liane kontrolliert vorher alle Flure des Schulgebäudes und den Schulhof durch, bevor sie mit ihnen in die AB/TB-Räume abtaucht.
Leider kommt es auch mal vor, dass Liane sich krank schreiben lassen muss. Sie wird von Sommer auf Winter häufig von Vieren-Krankheiten so wie Entzündungen in den Ohren und im Rachenraum heimgesucht. Die Schularbeiterin braucht meistens 1 bis 2 Wochen, um wieder gesund zu sein. Sie hofft, dass ihre Schützlinge und auch alle anderen Schulpflichtigen die Zeit ohne sie überstehen. Nach einem „Kranken-Ausfall“ kehrt sie pünktlich wieder zurück und manchmal auch noch früher. Sie macht sich Sorgen um ihre Arbeitsstelle, sobald sie jemand Neues in ihrem Hauptbereich entdeckt und traut ihren Augen nicht. Es ist ein Mädchen mit wunderschönen blonden aber auch leider ziemlich brüchigen Haaren. Liane stellt sich vor und fragt gleich im Anschluss, wer sie ist. Das andere Mädchen stellt sich als Judith Kehrfeld vor und erklärt, dass ihr über Liane schon bereits vieles erzählt wurde, um sich auf einander vorbereiten zu können. Im Gegensatz zu Liane brachte Judith Kehrfeld eine Berufsausbildung zu Ende und durfte sich als Erzieherin um den Vertretungs-Platz in der Schule bewerben.
,,Ich habe gehört, dass du öfters Probleme im Umgang mit Minderjährigen hast und beim Maßregeln von ihnen schon mal körperlich sehr verletzt wurdest! Ich weiß aber auch, dass du trotz einiger Hürden sehr gerne arbeitest und im Thema Mobbing so souverän warst wie niemand zuvor. Das Schulpersonal freute sich Anfang des Jahres sehr, dich kennen zu lernen und einzusetzen,“ gibt Judith an Liane weiter. ,,Ich wurde Ende Januar als „Gast-Schüler“ von einem Elternteil angemeldet und ausgegeben und sollte mich als „jugendlich getarnt“ in die 10. Klasse setzen. Ich fand die Hälfte der Lehrerschaft mächtig verbohrt und nicht ausreichend schützend vor. Ein Zwillings-Paar wurde auf übelste Weiße ohne Ende nieder gemacht, weil manche Lehrer den Schülern den Gang zur Toilette verboten haben und den Jungs darauf hin öfters ein Missgeschick passierte. Ich habe mich für das Recht auf das Nachkommen von Grundbedürfnissen und gegen etliche Arten von Unrecht eingesetzt. Aus dieser Aktion entstanden auch diese Extra-Räume für Menschen mit Problemen oder, die sich generell in eine tabuisierte Richtung entwickeln. Vor meiner Zeit gab es diesen Bereich nicht! Die Lehrer übertrugen teilweise das, was sie selbst in ihrer tiefsten Vergangenheit erlebten auf die heutige Jugend, ohne dies zu hinterfragen,“ begründet Liane sehr genau.
Judith Kehrfeld wird neugierig, wie sie zum Arbeitsvertrag kam. ,,Das war eine Belohung für das Auflehnen gegen Missstände und ich durfte diese Räume auch gleich danach gestalten. Sobald hier unten alles fertig war, wurde ich gefragt, ob ich mich weiter für den Schutz anderer Menschen einsetzen will. Ich wollte nach einem Wochenlangen Kampf, diese Extra-Räume so schnell es ging, fertig zu bekommen natürlich nicht aufgeben und sagte zu!,“ erklärt Liane ihr weiter den Verlauf, wie es zur Arbeitsstelle als Schutz&-Fürsorgeperson kam. ,,Darf ich dir mal im Umgang mit Minderjährigen was erklären?,“ fragt die Vertretungskraft bei Liane nach. ,,Ja gerne, auf jeden Fall muss ich doch wissen, wenn ich diese Stelle behalten will, wie man sie in die Schranken weißt, ohne verletzt zu werden und wie man sich bei ihnen den Respekt erarbeitet,“ gibt Liane ihr grünes Licht.
,,Also, du musst mir jetzt gut zuhören! Mit Minderjährigen unerfahren zu arbeiten ist ohne hin schon sehr wackelig. Du solltest das auf jeden Fall mit mehr Selbstsicherheit und Standhaftigkeit ausgleichen! Es darf zu Minderjährigen nicht mehr durchdringen, dass du genauso behandelt werden willst wie die. Sonst können sie auf ihre eigene Art und Weise mit dir umgehen, wie sie wollen und nehmen dich nicht ernst! Drittens und auch wenn es noch so schwer ist, muss man sich beherrschen können und darf niemanden unkontrolliert schmerzhaft am Handgelenk hinter sich herziehen. Wir sind alle Menschen! Der vierte Tipp wäre, wenn Minderjährige sich daneben benommen haben, schlicht weg einfach an zu ordnen, es nicht mehr zu tun und eine Verwarnung aussprechen. Du kündigst an, dass du beim nächsten Mal den Direktor darüber informierst. Das reicht schon!,“ klärt Judith die erste Arbeitskraft ausführlich auf. ,,Vielen Dank, dann hoffen wir mal, dass ich das wirklich umsetzen kann. Ich verlasse mich auf Ihre Ansagen,“ wirkt Liane sehr erleichtert.
Die gelernte Erzieherin schaut der ungelernten Arbeitskollegin bis zu einer Woche nach dem „Krank sein“ auf die Finger, um zu sehen, wieviel sie von ihr wirklich umsetzen kann. Selbst den Jugendlichen, die sich als heranwachsendes Adult Baby offenbarten und mit ihr über die Wintermonate zur Fürsorge verabreden fällt bei Liane diese Veränderung auf. Ein böser Fehler passiert allerdings nicht während der Arbeitszeit sondern in den Herbstferien. Liane wird von Finja Morgenrot in den Urlaub in die dänische Hauptstadt Kopenhagen eingeladen und lässt sich darauf ein. Ob die Vertretungskraft von den ganzen Ereignissen wissen soll, will sie erst nach ihrer Abwesenheit von Familie Kuhbert entscheiden. ,,Frau Uhlbrecht,“ wird sie von der Mutter von Finja angesprochen, weil sich von den Angehörigen noch keiner traut, sie beim Vornamen zu nennen. ,,Ja bitte, was möchten Sie von mir wissen?,“ reagiert Liane mit Verständnis während des Packens. ,,Tragen Sie Windeln?,“ wird Frau Morgenrot zu intim. Liane erstarrt vor lauter Scham und antwortet darauf hin, dass sie als Erwachsene mit solchen Fragen niemals rechnen würde. ,,Nicht schlimm, wir packen für Sie einfach welche ein, falls das Bedürfnis Sie einholt,“ antwortet Frau Morgenrot und hilft ihr beim „Koffer packen“.
,,Wickeln Sie sich selber, oder soll es für Sie gemacht werden?,“ testet Familie Morgenrot Liane am Flughafen, wie sie sich entscheidet. ,,Ich werde seit November letzten Jahres von Familie Kuhbert umsorgt und möchte es so bei behalten, da ich es allein nicht mehr schaffe,“ fällt Liane die Entscheidung nicht besonders schwer. ,,Gut, dann schlage ich einige Regeln vor: Der männliche Familienanteil von mir wird bitte rausgehalten, da diese alle eine Freundin und mindestens das erste Baby haben. Du kümmerst dich mit beidseitigem Einverständnis um meine Tochter Finja. Ich komme dir entgegen und versorge anschließend dich,“ zeigt die Mutter eine Alternative auf. ,,Vielen Dank, ich kann Sie voll und ganz verstehen und werde versuchen, es so umzusetzen, wie Sie es mir vorschlagen. Außerdem ist es bei mir mit Jungs vorbei, da es nur Stress gibt, weil ich niemandem das Wasser reichen kann, falls Sie wissen, um was es geht, wenn ich mich wieder auf einen einlassen würde. Deswegen ist bei mir seit November letzten Jahres Schluss mit Jungs!,“ nimmt Liane der Frau Morgenrot die Sorge, nochmal von vorne nach Jungs zu suchen.
Der weibliche Familienanteil versteht das und hofft, dass dies wirklich der Wahrheit entspricht. Frau Morgenrot lotst die Schularbeiterin nach dem Gespräch samt des Versprechens, dass sie von Jungs absolut nichts mehr will, mit ihrer Tochter gemeinsam vor dem Einstieg ins Flugzeug nach Kopenhagen nochmal in einen abgesonderten Pflegeraum des Flughafens. ,,Oh, das ist jetzt ärgerlich, ich habe keine Windeln parat, die sind ja alle im Koffer auf dem Förderband,“ fällt Liane ein. ,,Machen Sie sich mal keine Sorgen, ich habe mich gekümmert,“ nimmt Frau Morgenrot ihr die Hektik, packt zwei Windeln samt Pflegemittel aus, sobald sie zu Dritt den Pflegeraum beanspruchen und von Innen abschließen. ,,Wissen Sie so weit, wie das Versorgen geht?,“ fragt Frau Morgenrot nochmal nach, sobald Liane sich um Finja kümmern will. ,,Ja, das wird nicht viel anders laufen, als auf Arbeit,“ erinnert der geladene Gast die Mutter an seine Aufgaben.
Liane lässt Finja nochmal auf Toilette und hilft ihr danach genauso auf die Wickelliege wie sonst auch. Sie beeilt sich damit, die Jugendliche abzuputzen, ihr eine ABU Cushies auf zu falten und unter sie zu platzieren, eine Saugvorlage mit Creme & Puder zu beschichten, sie ihr in den Intimbereich zu drücken, die kindlich bedruckte Windel drüber zu ziehen und fest zu kleben. ,,Vielen Dank Frau Uhlbrecht, das können Sie sehr gut. Da es jetzt aber ein bisschen eilig ist, sollte meine Tochter sich alleine weiter anziehen, damit für Sie auch noch Zeit da ist. Setzen Sie sich bitte ebenfalls nochmal auf´s Klo und ich mache den Rest,“ lobt Frau Morgenrot die Schularbeiterin unter Zeitdruck. Liane tut, was ihr gesagt wird, auch wenn es ihr schwer fällt, dass eine Jugendliche alles mit bekommt. ,,Du brauchst dich vor mir nicht schämen, ich bin im gleichen Körper wie du. Wir sind unter Mädchen,“ ermutigt Finja sie, sich von ihrer Mutter vorsorgen zu lassen.
Frau Morgenrot faltet eine Tykables Puppers auf, legt eine Saugvorlage rein und beschichtet sie ebenfalls mit Creme und Puder, während Liane versucht, auf Klo zu gehen und mit der Entscheidung richtig liegt. Die Schularbeiterin lässt sich mit Öltüchern abputzen, positioniert sich so auf die Windel, dass die Mutter ihr nur noch die Saugvorlage und die Windel nach vorne ziehen so wie verschließen braucht und ihr vom Wickelplatz hilft, um sie weiter anzuziehen. ,,So, meine beiden kleinen Prinzessinnen, jetzt kann nichts mehr passieren,“ fühlt Frau Morgenrot sich in ihrer Entscheidung bestätigt und nimmt sie auf dem Weg zum richtigen Flugzeug an die Hand. ,,Siehst du, du bist nicht der einzige Mensch, dem öfters mal was daneben geht. Die beiden Mädchen vor uns sind wesentlich älter und mussten sehr wahrscheinlich auch wieder zu Windeln zurück kehren,“ erklärt ein anderes Elternpaar seinem Sohn mit seiner frisch entstandenen Schwester im Tragekorb. Liane schaut nach hinten zu der Familie, die ebenfalls in der Warteschlange steckt. Sie gibt mit ihrem Zeigefinger vor dem Mund zu verstehen, dass es nicht jeden etwas angeht, auch wenn viele Passagiere eine Windel unter ihrer & Finja´s Kleidung erahnen können.
Der Flug dauert nur eine lächerliche Stunde, wenn überhaupt! ,,Ui, das war aber kurz. Ich bin zweimal bewusst und einmal unbewusst geflogen und dachte, dass es weit über 2 Stunden dauert, da ich schon Urlaubs-Erfahrungen habe. Ich war zweimal in der Türkei, zu Zeiten, als ich noch dachte, mit Jungs etwas anfangen zu können und scheiterte kurz nach dem 2. Urlaub im bewussten Alter. Es folgten nach meiner ersten Liebe noch drei oder vier Versuche, einen Partner zu halten, die ebenfalls völlig schief gingen. Die Erinnerungen an Kran Kanaria sind ziemlich verschwommen, da ich noch ein Kind war und man im Kindesalter sehr schnell vergisst!“, berichtet Liane aus der Vergangenheit. ,,Die Türkei ist was anderes, das ist kein Nachbarland sondern ein ziemlich weiter Weg dort hin. Dieses Land funktioniert außerdem völlig anders als wir oder die Dänen es tun,“ erklärt Frau Morgenrot, dass man die Flugdauer nicht vergleichen kann. Anschließend begleiten verschiedene Reisebusse die Touristen weiter bis zu den Hotels, was nochmal zusätzlich eine halbe Stunde in Anspruch nimmt, bis Familie Morgenrot mit ihrem geladenen Gast von Finja am gewünschten Hotel ankommt.
Auch das Einchecken und der Empfang verbrauchen nicht gerade wenig Zeit. Die Familie bekommt erst bei Eintritt der Dunkelheit ihre ganzen gebuchten Hotelzimmer zugewiesen. Es sind insgesamt drei Zimmernummern, die Familie Morgenrot mit ihrem Gast gezeigt werden. Liane bleibt mit Finja und ihren Eltern in einem Zimmer, während die Onkels und Tanten ihre eigene Privatsphäre haben. ,,Schade, dass ich nicht zu Ihnen gehöre. Ich finde dieses Hotel sehr toll und luxuriös, komme mir aber vor, wie ein verkehrtes Rad am Wagen,“ findet Liane sich mit der Situation ab und versucht, sich anzupassen. Sobald ihre Koffer auf das zugewiesene Zimmer gebracht werden, geht es ans Auspacken und danach gleich in eins von 5 verfügbaren Restaurants zum Abendessen. ,,Seit ihr beide noch trocken?,“ fragt Frau Morgenrot ihre Tochter und die Schularbeiterin. Sie nicken nur kurz und setzen sich mit dem Familienanhang gemeinsam an einen großen Tisch mit 12 Stühlen.
Die andere Familie, die unterwegs vor dem Hinflug über Finja und Liane geredet hat, setzt sich direkt an den Nachbartisch, hängt ihre langärmligen Klamotten über die Lehne der anderen Sitzplätze und stellt ihren Neuankömmling im Tragekorb auf einen Stuhl ab. ,,Wie frech ist das? Die großen Tische sind für 12 Leute und nicht für diese Minifamilie neben uns. Das ist mega unverschämt!,“ beschwert Liane sich bei Familie Morgenrot über das Verhalten anderer Gäste. ,,Ja pschschscht, das darf man aber nicht so laut sagen, auch wenn es komisch aussieht. Sonst bist du die Jenige, die Ärger bekommt anstatt die Gäste, die sich falsch verhalten,“ weist Frau Morgenrot sie im ruhigen Ton zu Recht. Ein Kellner übernimmt wenig später die Verantwortung und führt sie zu einem angemessenen Tisch. Nach dem Abendessen werden Finja und Liane die Windeln ausgezogen, um das Schwimmbad und den Wellnes-Service auszuprobieren. Gegen 21:00Uhr wird der Anreise-Tag beendet und den Mädchen die gleichen Windeln wieder angezogen, da sie bislang unbenutzt blieben.
,,So ein Baby wie das von Vorhin will ich auch gerne nochmal sein,“ kommt in Liane die Sehnsucht hoch wie ein Vulkan, sobald sie mit ihren engsten Vertrauten auf dem Zimmer ist. ,,Ja, das wissen wir! Sie können wegen Ihrer Körperstatur aber nicht an die Brust genommen werden sondern, höchstens noch mit einer Nuckelflasche und einem Breiglas gefüttert werden. Soll ich lieber auf die Anrede „Du“ übergehen? Vielleicht würde es Ihnen das Abtauchen in die Babywelt vereinfachen,“ überlegt Frau Morgenrot sich sehr genau. ,,Ja, das passt besser zu mir, weil das „Sie sagen“ eben sehr alt klingt und vom „Baby sein“ zu weit entfernt ist,“ erlaubt Liane Uhlbrecht mit dieser Bestätigung. ,,Gut meine Kleine, dann mache ich dir gleich noch eine Nuckelflasche fertig und öffne noch ein Breiglas für dich,“ räumt Frau Morgenrot zwischen sich und Liane das größte Hindernis aus dem Weg. Sie kommt mit einer gefüllten Nuckelflasche, einem Breiglas von Hipp mit Heidelbeere in Apfel zurück, bindet ihr ein großes Spucktuch um den Hals und füttert den Gast.
Sobald alles leer ist und Liane sich die Zähne geputzt hat, lässt Frau Morgenrot für sie eine Spieluhr laufen. ,,Mist, Finja kriegt alles mit! Bevor die Erzieherin Judith Kehrfeld es von der Jugendlichen erfährt, will sie es ihr lieber selber sagen,“ entscheidet die Schularbeiterin, falls sie die zweite Arbeitskraft mit den blonden, brüchigen Haaren nach den Herbstferien wieder treffen sollte, bevor sie einschläft. Die nächsten 7 Tage werden erst einmal so gut es geht im Hotel und auf Tagesausflügen genossen. Es wird sich am ersten Tag zum Entspannen vollständig im Hotel gut gehen lassen. Liane nimmt mit der Familie Morgenrot drei Stunden im Schwimmbereich, eine Stunde Wellness-Programm und die jugendfreie Spielhalle unter die Lupe. Sie erblickt eine Kegelbahn, geht mit Finja an den Kickertisch, an die Pinball-Automaten, übt mit ihr Billiard und an den Gesellschafts-Spielbrettern im Riesen-Format mit einem Schaumstoff-Würfel, während die anderen Erwachsenen sich im „Ü18-Bereich“ an den Geld-Automaten so wie an der Erwachsenen-Bar aufhalten.
,,Beim „Mensch Ärgere dich nicht“, müsst ihr bitte eure Schuhe ausziehen,“ werden Finja und Liane von einer Spielhallenaufsicht angewiesen. ,,Oh, das habe ich gar nicht mitbekommen, Verzeihung,“ antwortet Liane ihr peinlich berührt und befolgt mit der Jugendlichen gemeinsam die Regeln, bevor sie das Spielbrett betreten und nachdem sie sich bereits einen Würfel so wie eine Spielfarbe ausgesucht haben. Erst mit rutschfesten Einweg-Schuhen dürfen die Mädchen ihre Spielrunde starten. Liane entscheidet sich für die roten Spielfiguren, während Finja zu den Blauen gegenüber hinläuft. Die Schularbeiterin lässt dem Mädchen den Vortritt. Die Schülerin bekommt auch gleich nach dem zweiten Würfel-Versuch eine 6 und darf eine blaue Spielfigur raussetzen. Liane hat mit ihrem Würfel kein Glück, muss auf ihren Einstieg ins Spiel lange warten und kann von Finja sehr häufig wieder rausgeschmissen werden. Sie bekommt nur eine rote Spielfigur ins Ziel und verliert sehr stark. ,,Diese Runde ging ja bei mir völlig daneben,“ ärgert Liane sich tierisch und fragt sie, ob sie beide was anderes versuchen dürfen.
,,Guten Morgen, wartet mal! Darf ich mich zu Ihnen gesellen und eine Runde mit spielen?,“ traut der Junge sich zu den Mädchen, der am Anreisetag noch mit seiner Familie hinter ihnen vor dem Flug in der Warteschlange stand und sich beim Abendbrot im Hotel-Restaurant vom großen Nachbartisch wegsetzen musste. ,,Ich hätte nichts dagegen, geh mal bitte vorsichtshalber meinen Schützling fragen,“ schickt Liane ihn zu Finja rüber. ,,Ja, wenn du möchtest, können wir. Aber denk dran, vorher müssen die Straßenschuhe aus und rutschfeste Einwegschuhe aus dem Regal neben der Kegelbahn angezogen werden!,“ bestätigt sie ebenfalls und eröffnet mit ihm eine Runde „Mensch Ärgere dich nicht“ zu Dritt. Er befolgt die Anweisungen, die an ihn weiter gegeben werden, entscheidet sich für die gelben Figuren und fängt an zu würfeln.
In der zweiten Runde hat Liane das Glück und bekommt die passenden Punkte, während ihre Gegenspieler sehr viel Pech haben mit den Würfel-Zahlen und sie die blauen als auch die gelben Spielfiguren sehr oft schmeißen muss. ,,So Leid es mir jetzt tut, aber „Werfen“ ist Pflicht. Auch ich musste in der ersten Runde verlieren!,“ vertröstet sie die Mitspieler. Nach zwei Runden „Mensch ärgere dich nicht“, Kicker-Spielen & einer Runde „Billard üben“ müssen Finja und Liane wieder ihren eigenen Weg gehen. Die Mittagszeit steht an! Der gleiche Kellner vom Abendessen und Frühstück setzt die Familie des Jungen von Finja´s Verwandtschaft und der Schularbeiterin wieder genauso weit weg wie am Anreisetag. Zwischen Mittagessen und Abendbrot-Zeit vergehen 6 Stunden, die ausgiebig und dieses Mal aber richtig mit Wellness-Service und im Schwimmbereich genutzt werden. Für den Gesellschafts-Spiel-Bereich mit dem Jungen aus der anderen Familie bleibt für Liane und Finja nicht mehr viel Zeit, eh sie wieder zum Essen gerufen werden.
Gegen 20:00Uhr macht die jugendfreie Spielhalle zu und es ist nur noch der Erwachsenen-Bereich mit den Spiel-automaten geöffnet. Liane und Finja verabschieden sich für den Tag von dem Jungen und verabreden sich für Übermorgen zum Spielen. Die Mädchen werden nach dem Essen auf das Hotelzimmer geschickt, angewiesen, sich fertig zu duschen, ihre Zähne zu putzen und von der Mutter nachttauglich gemacht. Frau Morgenrot lässt zum Einschlafen noch eine Geschichte und eine Spieluhr laufen und verlässt das Schlafzimmer. Am 2. Urlaubstag gibt es kein Faulenzen und keinen Verbleib im Hotel. Familie Morgenrot bereitet sich nach dem Frühstück sofort auf einen Ausflug in den dänischen Vergnügungspark Tivoli vor. Auch Liane bleibt davon nicht verschont und hat sich ja nicht umsonst auf die Einladung eingelassen. Die Fahrgeschäfte sind vielfältig, müssen aber leider dafür alle extra bezahlt werden! Selbst ein Andenken zu kaufen, bevor der Reisebus weiter fährt ist ziemlich kostspielig.
Nach vier Stunden im Vergnügungspark führt der Reisebus die Touristen zu einem Einkaufszentrum. Auch das ist nicht ganz ohne! Die Verkäufer sind ziemlich aufdringlich, texten die Kunden über völlig überteuerte Ware zu und wollen nur Geld kassieren. Liane fühlt sich bedrängt und will die Läden bloß ganz schnell wieder verlassen. Auch die Erwartung zu feilschen hasst sie wie die Pest! Die Verkäufer ziehen beleidigte Gesichter, weil sie sich gegen Feilschen und Geld ausgeben entscheidet. ,,Frau Morgenrot, wissen Sie zufällig, ob die Einheimischen das mit ihren eigenen Landsleuten genauso versuchen oder, ob die nur uns über´s Ohr hauen wollen? Schmuck, Teesorten und gefälschte Markenkleidung brauche ich nicht. Schade, dass man mit uns nicht ehrlich ist! Außerdem wollte ich Spielzeug und weder überteuerten Schmuck noch irgendeine Teesorte. Die haben mich einfach zugelabert!,“ reagiert der geladene Urlaubsgast ziemlich enttäuscht.
,,Du hast Recht, die wollen nur Geld und das Wohl von Kunden ist denen egal. Ich glaube, bei ihren eigenen Landsleuten trauen die sich nicht, so aufdringlich zu sein und es nur auf Geld abzusehen. Du bist für die ein dummer Tourist und genau deswegen können die es bei dir versuchen,“ bestätigt Familie Morgenrot sie und auch die anderen Fahrgäste im Reisebus, sobald er sie zurück zu den Hotels bringt. ,,Ha-ha, das ist denen aber nicht gelungen, so aufdringlich die mich gleich zuquasseln, diese Waren dann auch noch von völlig schlechter Qualität und total gefälscht sind,“ bestätigt Liane, standhaft geblieben zu sein. Das Mittagessen wurde leider verpasst, aber dafür ist Liane umso erleichterter, sobald der Bus mit der Familie Morgenrot und der Schularbeiterin wieder vor dem Hotel steht. ,,Also sowas geht gar nicht, eine Einkaufs-Fahrt möchte ich definitiv nicht wieder erleben. Schade, dass wir uns nicht auskennen, dann hätten wir selber zum Tivoli fahren so wie Dörfer und die Natur erleben können!,“ ärgert Liane sich dumm und dusselig. ,,Das konnte von uns keiner wissen. Wir können jetzt nur für die restlichen Tage etwas aus der heutigen Situation lernen,“ bereut Frau Morgenrot die Entscheidung ebenfalls.
Bis zum Abendessen wird sich noch 2 Stunden im Wellness-Bereich und auf dem Zimmer von den Strapazen erholt. Finja und Liane besetzen das Bad ausnahmsweise vor dem Abendessen, damit sie es später gleich hinter sich haben. Nach dem Duschen wird Liane wie mit Frau Morgenrot abgesprochen Finja zu erst mit Windeln versorgen und anziehen, bevor sie sich anschließend von der Mutter versorgen lassen darf. Die Jugendliche bekommt mal wieder alles mit. Liane fürchtet nach den Ferien die bittere Enttäuschung der zweiten Arbeitskraft mit einer Erzieher-Ausbildung in der Tasche, die ihr mit auf den Weg gab, dass es zu Minderjährigen nicht mehr durchdringen darf, auweiha! Es ist erst der zweite Urlaubstag und trotzdem steht Liane schon die Angst im Gesicht, was wäre, wenn Judith Kehrfeld von derartigen Situationen erfährt. Sollte Liane sich nicht trauen, ihr das nach den Ferien zu erzählen, wird Finja es vielleicht tun, was noch peinlicher wäre. Ihr bleibt nichts anderes übrig, wenn die Schule wieder losgeht, als irgendwie Mut zu bekommen!
,,Ich merke, mit dir ist irgendwas, meine Kleine,“ redet Frau Morgenrot sanft auf Liane ein, während sie sich in Finja´s Gegenwart wie ein Baby behandeln lässt. ,,Ich habe Angst davor, wenn wir alle wieder arbeiten müssen und die Ferien vorbei sind, dass es sich rumspricht wie ein Laubfeuer und ich von einer Vertretungskraft Ärger bekommen könnte. Sie ist gelernte Erzieherin und bringt mir sicherlich nicht umsonst bei, dass es nicht zu Jüngeren durchdringen darf. Ich möchte als Schularbeiterin ernst genommen werden. Ihr würde sofort auffallen, wenn die Schüler dies nicht mehr tun!,“ antwortet Liane besorgt um ihren Ruf auf ihrer Arbeitsstelle. ,,Mach dir über die Arbeit mal keinen Kopf. Wir sind jetzt erst mal im Urlaub und genießen unsere Freizeit, die sowieso wieder viel zu schnell vergeht! Lass uns zum Restaurant gehen, bevor es zu spät ist,“ verschafft Finja ihr ein reines Gewissen, sobald Liane fertig versorgt und angezogen wurde. Nach dem Abendbrot reicht die Zeit nur noch für eine Runde „Mensch ärgere dich nicht“ im Spielbereich, bevor er von 20:00Uhr bis 8:00Uhr morgens geschlossen wird.
Der Junge hat es zeitlich tatsächlich nicht mehr geschafft, zum Spielen zu kommen! Sehr wahrscheinlich entscheiden seine Angehörigen sich dafür, ihn mit seiner frisch entstandenen Schwester zeitgleich bettfertig zu machen und schlafen zu schicken. ,,Ihr geht gleich beide nach dem Abendbrot ins Bett, mein kleiner Racker,“ konnte Liane noch von der Mutter zu ihm sprechen hören. ,,Ich bin aber schon 10,“ ärgert er sich ohne Ende. ,,Wer auf Neugeborene eifersüchtig ist, hat es nicht anders gewollt. Du gehst schön mit deiner Schwester um 19:00Uhr ins Bett, damit es sich vielleicht irgendwann bessert. Jetzt will ich aber nicht weiter über das „Warum“ diskutieren!,“ hört Liane halbwegs raus, bevor ein Kellner die Familie wieder wegsetzt. ,,So, jetzt geht ihr aber schlafen, mein kleiner Neugeborener,“ wird über ihn entschieden, sobald sie satt sind. ,,Das stimmt gar nicht, ich wäre gerne noch mit den Mädchen dort drüben spielen gegangen!,“ ärgert er sich weiter und muss mit seinen Angehörigen auf das Zimmer. Liane hat in dieser einzigen Spielrunde keinen Erfolg und hofft, dass es am 3. Urlaubstag klappen würde.
Die restlichen Urlaubstage entspannen die Touristen im Hotel oder in der Nähe des Hotels. Am nächsten Tag hat Liane wieder Erfolg beim Spielen und gewinnt 2:1 gegen ihre minderjährigen Mitspieler, bevor sie an einem Kickertisch als Schiedsrichter dient und zu Letzt an die Pinball-Automaten geht. ,,Phillip, komm mit deiner Schwester Mittagsschlaf machen,“ wird der Junge von seinen Angehörigen nach 3 Stunden aus den Spielrunden geholt. ,,Ich will das gar nicht,“ bettelt er die Erwachsenen an. ,,Doch, so lange du eifersüchtig bist und auf die gleiche Stufe gestellt werden willst mit allem, was dazu gehört, hast du dich an die Schlafenszeiten deiner Schwester zu halten. Wie ein Neugeborener behandelt zu werden ist eben nicht immer einfach und genau das zeigen wir dir jetzt! Für Babys wie euch ist Schlafenszeit,“ bleiben seine Angehörigen hartnäckig. ,,Eigentlich habe ich gar keine Lust und hätte so gerne noch Billard geübt,“ hört er nur widerwillig auf seine Eltern, die mit der Schwester im Tragekorb auf ihn warten. ,,Ein Billardtisch ist nur was für Ältere. Als Neugeborener gehörst du ins Bett!,“ holen die Erwachsenen ihn zurück auf den Boden der Tatsachen. Phillip wird außerdem ungefragt von seinem Vater beim Gang ins Zimmer auf die Schulter genommen.
Während diese Szenarien sich wiederholen und jeden Urlaubstag ähneln, schafft Liane am letzten Tag beim Spielen, ihn kurz darauf an zu sprechen, wann und wie bei ihm alles begann und verspricht ihm, es für sich zu behalten. Phillip vertraut ihr von der Entstehung seiner Cousins & Cousinen bis hin zu seiner Schwester alles an, bevor die Touristen wieder abreisen. ,,Mach dir keine Sorgen! Ich bin in der Schule und höre solche Fälle ganz oft. Du bist mit dieser Situation nicht allein! Wissen das bei dir denn sehr viele?,“ versucht Liane, ihm das Schamgefühl zu nehmen. Sie lässt bei Menschen unter 14 bewusst weg, selber nicht davor bewahrt zu sein. ,,Ja, meine ganze Familie und Verwandtschaft weiß es. Bei Klassenkameraden bin ich mir nicht sicher, ob das jemand erfuhr. Es wird zu Hause darauf geachtet, dass ich nur über Nacht und am Wochenende abtauche,“ vertraut Phillip ihr an. ,,Dann solltest du es erst mal dabei belassen und es tagsüber einstellen, sobald ihr wieder zu Hause seit. Dir sollte schon klar sein, dass man mit dem „Baby-Thema“ gesellschaftlich richtig doll auf die Nase fliegt und geärgert wird. Also aufpassen!,“ warnt Liane den fremden Jungen vor. ,,Das weiß ich, meine Familie sagt das Gleiche,“ beruhigt er sie bei einer Spielrunde. ,,Dann ist ja gut, man kann nicht oft genug warnen,“ sensibilisiert sie ihn.
Nach dem Dänemark-Urlaub toben Finja und Liane sich bei der Jugendlichen zu Hause weiter aus. Sie werden in Indoor-Spielplätze & Vergnügungsparks ausgeführt bis zum letzten Ferientag. Sobald Liane wieder bei sich und Mathilda Kuhbert zu Hause ankommt, ihren Reisekoffer ausräumt und sich auf die Arbeit vorbereitet, meldet sich die Angst zurück. ,,Schei**, was ist da bloß alles passiert?! Wenn die Vertretungskraft wüsste, was Liane während der Ferien in welchem Ausmaß mit sich machen lies und dann auch noch in Anwesenheit einer Jugendlichen…. Die Schularbeiterin wird sich was anhören müssen! Es führt kein Weg daran vorbei, das der zweiten Arbeitskraft zu erzählen, bevor die Schüler da sind. Sobald sie anfängt zu arbeiten und das blonde Mädchen in den Extra-Räumen erblickt, bekommt sie schwitzige Hände und ein sehr rötliches Gesicht.
,,Entschuldigung, es tut mir wirklich Leid,“ betont Liane sehr nervös mit zitternder Stimme. ,,Was hast du denn gemacht?,“ wirkt Judith Kehrfeld sehr streng. ,,Ich war in den Ferien mit Familie Morgenrot zusammen und habe mich dort gehen lassen. Bevor Sie das von Finja erfahren, wollte ich schneller sein. Sie hat von mir und ihrer Mutter von Füttern, Wickeln bis zum Schlafen legen alles gesehen. Ich habe Angst, es Ihnen zu sagen,“ beichtet Liane der gelernten Erzieherin ausführlich.
,,Nicht zu fassen…. Du solltest dich schämen! Für was setze ich mich gegen 20 Bewerber als gelernte Erzieherin um einen Vertretungsplatz durch und kläre dich die ganze Zeit auf! Für nichts?,“ reagiert Judith sehr entsetzt. ,,Nein, ich sagte doch, es tut mir wirklich unsagbar Leid, aber es ist zu Finja durchgedrungen. Es kann keiner ungeschehen machen, dass ich in den Ferien dachte, mit ihr auf gleicher Wellenlänge zu sein,“ bedauert die Schularbeiterin sehr. ,,So, und jetzt beendest du bitte das Ferien-Thema! Auf Arbeit musst du wieder ein Vorbild sein und dich zusammen reisen, wenn du von Minderjährigen noch ernst genommen werden willst. Schaffst du es nicht, Ferien & Arbeit zu trennen, verbockst du dir jeglichen Respekt!,“ vergibt Judith Kehrfeld ihrem Schützling den Ausrutscher im ernsten Ton. ,,Ich bin mir sicher, dass der Jesus in 55 Tagen für diese Sünde sein Blut vergießen und sterben wird, Amen,“ betet die Schularbeiterin vor sich hin. Ihre Kollegin kann jedoch mit dem Glaubens-Thema nichts anfangen. ,,Ich lebe unchristlich, also muss ich davon auch nix verstehen!“ reagiert sie unbeeindruckt.
Nachdem alles geklärt ist und Liane sich zusammen mit ihrer ausgebildeten Kollegin zurück in den Arbeitsalltag einfindet, begeben sich die Mädchen vor dem Klingeln in den geschützten Bereich und lassen es sich gut gehen. ,,Liane hat sich von meiner Mutter während der Freizeit wie ein Baby behandeln lassen,“ wiederholt Finja vor ihren Gleichaltrigen und der gelernten Erzieherin. Woher sollte sie auch wissen, dass die Schularbeiterin schon alles gebeichtet hat?! ,,Ich habe es ihr schon gestanden. Jetzt sind wir aber wieder in der Schule. Arbeitszeit & Privatsphäre werden bitte getrennt!,“ macht Liane eine klare Ansage an die Jugendlichen, bevor sie sich die Fürsorge mit ihrer Kollegin aufteilt und die Drei spielen lässt. ,,Sehr gut erkannt,“ lobt Judith die Hilfsperson, sobald es klingelt und sie meinen, zu zweit alle in die Klassen aufgefordert zu haben. Sie suchen gemeinsam alle Pausenflure und den Schulhof ab.
,,HALT!!! Macht sofort eure Zigaretten aus. Das ist verboten! Macht eure Zigaretten aus, sonst muss ich meine Kollegin oder den Direktor informieren,“ droht Liane einer Jugend-Clique an, die sie beim Rauchen erwischt. ,,Was willst du von uns? Verschwinde, du Nichts!,“ wird sie angemacht und eine Beleidigung folgt hinterher. ,,So, jetzt reicht´s! Auf mich wurde eine Mitverantwortung übertragen und wenn ich sage, dass ihr sofort die Zigaretten aus machen sollt, dann haltet euch daran! Ihr habt genug angerichtet,“ schimpft Liane laut genug, dass die Kollegin das hört und sie ablöst. Die Schularbeiterin holt den Direktor Roman Möllenbach und den Schularzt Dr. Rainer Spieß dazu, um ihnen die Raucher im Anfangsstadium zu zeigen. Wer das Rauchen anfangen will, bekommt eine Extra-Aufklärung von den Männern über das Thema und einen Brief an seine Angehörigen, bevor er/sie in den Unterricht geht. Nach zwei Tagen Kontaktverbot mit Freunden und Internetverbot ist die Einstiegsdroge Nikotin hoffentlich vom Tisch. Ein wiederholter Regelverstoß, dass auf dem ganzen Schulgelände nicht geraucht und kein Alkohol konsumiert werden darf, wird mit einem Rausschmiss aus der Schule bestraft!
Anscheinend ist der Respekt vor der Schularbeiterin doch noch nicht überall vorhanden. Das sollte sich mit notwendigen Hilfestellungen und einem Anruf bei der Polizei nach dem zweiten Rauch-Versuch der Clique sehr schnell ändern. Die Arbeitsstelle von Liane wird tatsächlich um 6 Schüler ärmer, was sich innerhalb von eins bis zwei Tagen rumspricht. Nach diesen Maßnahmen geht das Jahr allmälig zu Ende. Liane lässt sich in jeder Klassenstufe einmal zum Abschied des alten Jahres sehen, beteiligt sich dort an der Festtags-Deko, überrascht die Klassen mit einem Adventskalender und lauter kleinen Karten. ,,Ich wünsche euch gesegnete Feiertage und einen guten Neujahrsstart, MFG von Schulhelferin Liane Uhlbrecht,“ beschriftet sie sämtliche Karten. Das Lehrpersonal und auch die Minderjährigen freuen sich über diese positive Geste. Anschließend macht sie für ihre Schützlinge mit ihrer Kollegin einen Bastel-Nachmittag für die weihnachtliche Gestaltung der Extra-Räume. Die Feiertage und den Jahreswechsel verbringt sie zu Hause mit Familie Kuhbert.
Autor: Aufzugstinker (eingesandt via E-Mail)
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Danke Aufzugstinker, das war wieder ein Genuss diese Geschicht lesen zu dürfen! Schön das es bei Liane eine so gute Entwicklung gegeben hat. Und das Sie diese Ferientage mit der anderen Familie erleben durfte und auch SO erlebt hat, ist eine schöne Abwechsung. Bin gespannt ob Du noch einen Teil dieser Storry für uns hast! Würde mich freuen.
Vielen Dank für deine Rückmeldung, aber es scheint so, als ob dieses Kapitel aus der Sicht der Mehrheit doch schiefer ging als gedacht. Ich würde mich freuen, von den Kritikern mal eine Geschichte lesen zu dürfen, um zu wissen, ob sie es besser können als ich!
Mir gefällt die Geschichte in Wahrheit
Mach bitte weiter