Erik & Tim (1)
Windelgeschichten.org präsentiert: Erik & Tim (1)
Vorwort:
Erik Ostwald ist ein gewöhnlicher Jugendlicher, nun ja, fast, anders als seine Mitschüler trägt er nämlich wegen seiner Inkontinenz Windeln. Daran stört sich aber niemand und wäre nicht im neuen Schuljahr ein neuer Schüler in seine Klasse gekommen, wäre seine ungewöhnliche Unterwäsche auch nie Thema geworden. Doch wie es das Schicksal, in Gestalt des Autors, so wollte, hatte Tim Liebig selbst ein Geheimnis, das mit Eriks Problem kollidierte. Was wird wohl passieren, wenn die beiden aufeinander treffen? Werden sie BESCHTE Freunde? Werden sie mit Katanas um ihre Ehre kämpfen? Und was ist eigentlich Hummus, irgend so ein orientalisches Kichererbsenpüree? Das alles und noch mehr werdet ihr nur erfahren können, wenn ihr dieses Buch lest, oder wenn euch jemand das Buch vorliest, das geht auch, ist zwar die faule Variante, aber wenn du halt nebenbei, was weiß ich, kochen oder Fahrradfahren willst, habe ich nichts dagegen einzuwenden. Das wars von mir und hiermit gebe ich zurück ins Studio.
Kapitel I: Das Plakat
Es war ein ganz normaler Samstag Morgen, der wie jeder x-beliebige andere Tag auch, ganz und gar unspektakulär zu werden schien. Erik wachte, wie immer für jeden anderen Menschen viel zu spät, geblendet durch die fast schon mittägliche Sonne, die durch die Lamellen seiner Chalosie, Jalousie, Schallo-?[1], du weißt schon, blitzte, gähnend aus seinem, seiner Meinung nach sicherlich zu kurzen, Schlummer auf.
Er streckte seine Arme hoch in die Luft und ließ seine, doch noch verschlafenen, Knochen müde knacken. Gerne wäre er noch in seinem warmen Bett liegen geblieben, doch statt dessen setzte er sich routiniert auf, schlug die Bettdecke beiseite und rieb sich den Sand aus seinen Augen. Erik brauchte nicht nach unten zu blicken, um zu wissen, dass seine Windel nicht nur nass, sondern durchnässt war. Nicht, dass ihn das gestört hätte, es war nicht so, als hätte er sich groß Gedanken darüber gemacht, denn für Erik war dies nicht nur der Normalzustand, er kannte es nicht anders.
Er war noch nie in einer trockenen Windel aufgewacht, denn er war nie trocken. Früher hatte es ihn gestört, dass er selbst im Kindergarten der einzige Windelträger war, nicht weil er das selbst schlimm fand, sondern weil alle anderen Kinder immer während gelobt wurden, wenn sie es schafften die Toilette zu benutzen, während er nur kurz mitleidig von den Erziehern angeblickt wurde. Mittlerweile war ihm das aber ziemlich egal, klar ein paar spöttische Kommentare, einige abwertende Blicke gab es immer noch[2], aber Erik hatte gelernt damit zu leben und musste sogar hin und wieder schmunzeln, wenn seine Mitschüler mitten im Unterricht um die Erlaubnis zum Toilettengang flehten.
Sie wussten natürlich, dass Erik Windeln trug, das ließ sich nicht vermeiden, schließlich fällt eine Windel auf, wenn man sich zum Sportunterricht oder zum Schwimmen umzieht. Nur einer wusste noch nicht über Eriks Unterwäschesituation Bescheid, nicht weil es ihn nicht interessiert hätte oder es ihm gar verheimlicht wurde, sondern weil er erst seit einer Woche auf Eriks Schule und in dessen Klasse ging. Tim war sein Name, glaubte Erik sich erinnern zu können[3]. Hätte Erik ihn beschreiben müssen, hätte er ihn als relativ durchschnittlichen Fünfzehnjährigen beschrieben, der ebenso flachsblondes Haar wie Nils Holgersson und die Statur eines etwas zu klein geratenen Basketballspielers hatte. Erik schätzte ihn so auf etwa 1,76m, was nun nicht unbedingt klein war, aber eben kleiner als der Durchschnitt. Das einzig Auffällige an ihm war sein, für sein Alter, recht kindliches Gesicht, das so gar nicht zu seiner halb gebrochenen Stimme passen wollte.
Ohne sich groß zu beeilen watschelte der sechzehnjährige Windelträger nun in Richtung Badezimmer, um sich für den Tag vorzubereiten. Erik brauchte keine fünf Sekunden um sich seiner Unterwäsche zu entledigen und in die Dusche zu steigen, deren Wasser er genüsslich auf sein Haupt prasseln ließ. Das lauwarme Wasser war zwar nicht so wohlig warm wie sein Bett, dafür aber genau das Richtige, um erfrischt in den Tag zu starten. Nachdem er sich gründlich gewaschen und mit seinem flauschigen Star Wars-Badehandtuch abgerubbelt hatte, griff Erik sich eine seiner akkurat gestapelten Super Seni Quadro Größe M aus dem Waschbeckenunterschrank, um sie noch im Bad anzuziehen. Auch wenn Erik es schön fand beim Duschen keine Windel anzuhaben und die Luft an seinem Körper zu spüren, musste er sich eingestehen, dass er sich erst gewindelt wieder richtig sicher und wohl fühlte. Die Zähne waren schnell geputzt, er kümmerte sich wenig um Zahnseide und Mundwasser, er fand, dass solche Sachen eher von alten Leuten genutzt wurden, die die Notwendigkeit künstlicher, dritter Zähne hinaus zögern wollten[4].
Jetzt richtig wach und gut gelaunt ging Erik wieder in sein Zimmer, um sich anzuziehen. Ein Blick auf seine fluoreszierende Zimmeruhr, die über seinem Bett gegenüber der Türe hing, verriet ihm, dass die Zeit schon dreiviertel Zehn zeigte. Darum und weil er einfach keine Lust dazu hatte sich irgendein “Outfit” zusammen zu suchen, griff er einfach irgendein mattblaues T-Shirt, eine kurze auch blaue Jeans-Hose und ein Paar schwarz gelber Pickachu-Socken, die ihm fast peinlich waren, obwohl er sie sich doch noch vor einem halben Jahr selbst, nicht ohne einen gewissen Stolz, gekauft hatte. Zwar könnte das T-Shirt, das er sich ausgesucht hatte, gewiss irgendwann hoch rutschen und den Blick auf seine Unterwäsche frei geben, aber Erik dachte in diesem Moment einfach nicht daran ein Unterhemd anzuziehen, das die Windel verbergen könnte, zumal die warme Spätaugustsonne dafür auch einfach zu unerbittlich heiß schien.
Seine Eltern hatten natürlich schon gefrühstückt, schon um Sieben Uhr in der Früh, was für Erik definitiv zu früh war. Sein Vater saß dennoch auf dem Sofa im Wohnzimmer, auf dessen zugehörigen Couchtisch noch immer sein Frühstücksteller stand, um seinem Sohn einen guten Morgen zu wünschen, nicht etwa um die Wiederholung des gestrigen Pokerturniers zu schauen.
Erik griff sich kurzerhand eine Schüssel aus dem Geschirrschrank, füllte sie fast bis zum Rand mit dem süßen Schokomüsli, von dem er glaubte es sei die Erwachsenenvariante von Cornflakes, und überschüttete sie anschließend mit einem großen Schluck Milch, er würde heute bestimmt nicht zu Mittag essen, was sein Vater nur begrüßen konnte, müsste er sonst irgendwie etwas Essbares aus dem Ärmel schütteln, bevor er sich, mit Löffel bewaffnet neben seinen Vater gesellte, um ahnungslos dem Spiel zu folgen dessen Regeln er nicht kannte.
“Na, gut geschlafen?”, fragte sein Vater ihn nachdem die Runde beendet war und der dicke Typ, mit den fahlen Haaren unbeeindruckt die Plastikmünzen zu sich herüber schob.
“Joa, gansch okeh.” nuschelte der leicht verdutzte Junge, der nun doch ebenso konzentriert wie sein Vater das Spiel verfolgt hatte, müslikauend zurück.
“Hast du nachher noch was vor, oder machst du heute wieder einen Gammeltag[5]?”, schmunzelte Joachim seinem Sohn erfahren entgegen.
“J-Nee, ausnahmsweise heute nicht, ich muss nachher noch zu Tim, das Plakat fertig machen.”, konstatierte Erik, dem schon halb entfallen war, dass er ja um 13:00 Uhr bei seinem neuen Mitschüler sein sollte. Nicht zum Abhängen, sondern weil Herr Heil, der nicht nur bei den Schülern, sondern auch den anderen Lehrern, als total computerunfähig berühmt berüchtigt war, auf die grandiose Idee gekommen war, dass seine Klasse, direkt zum Schuljahresbeginn, in Zweiergruppen Plakate zu die NS-Zeit umspannenden Themen anfertigen sollte, die die Klasse zum Ende des letzten Schuljahres behandelt hatten – zur Wiederholung und weil das haptisch schöner sei.
Dabei hatte es sich eben so ergeben, dass Erik mit Tim arbeiten sollte, weil beide noch einen Partner suchten. Tim, weil er eben neu in der Klasse war und jeder natürlich mit seinem BFF[6] arbeiten wollte und Erik, weil er sowieso nicht gewusst hätte mit wem er arbeiten sollte. Nicht, dass Erik unbeliebt gewesen wäre, er war aber eben auch nicht sonderlich dicke mit einem seiner Klassenkameraden befreundet, deren Freundschaften oftmals noch aus Sandkastenzeiten stammten, aus einer Zeit in der Erik lieber für sich zu sein pflegte.
„So fleißig kenne ich dich ja gar nicht!“, lachte Eriks Vater halbsarkastisch, während sein lächelnder Sohn zur Antwort eloquent die Zunge heraus streckte.
Eriks Vater war erleichtert darüber, dass sein Sohn nicht, wie er selbst in dessen Alter, zu einem der trotzigen, rotzfrechen, pseudointellektuellen Teenies geworden war, die den ganzen Tag am Bahnhof herumlungerten. Er hatte sich fast schon davor gefürchtet, seinen Sohn an irgendeine Bikergang zu verlieren, befürchtet Erik wache eines Morgens mit neon grünem Mohawk und Nasenring auf und verkünde im anarchistischen Größenwahn seine zukünftige Unabhängigkeit vom System – er schaute vermutlich zu viele amerikanische Filme.
Statt dessen lungerten sie nun beide auf der Couch herum und schauten den Leuten im Bildschirm beim Kartenspielen zu, zumindest bis Erik aufgegessen hatte.
Bestimmt hätte Eriks Mutter sich nicht darüber gefreut, wenn sie gewusst hätte, dass ihr Sohn vor dem Fernseher gefrühstückt hatte, aber da sie an diesem Wochenende arbeiten musste und ihr Ehemann seinem Sohn wohl schlecht verbieten[7] konnte und wollte, was er selbst gerne tat, brauchte Erik sich darüber keine Gedanken zu machen.
Schnell räumte er noch sein eigenes und sogar das Geschirr seines Vaters in den Geschirrspüler, denn er fühlte sich heute unerklärlicher Weise großzügig, bevor er wieder in seinem Zimmer, das seine Eltern gerne Teeny-Höhle nannten, verschwand und Joachim seinem Pokerturnier überließ.
Eriks Pc war schnell hochgefahren und dessen stylische LED-Leisten, die jedem Epileptiker den Angstschweiß auf die Stirn getrieben hätten, blitzten sogleich in allen Regenbogenfarben. Erik konnte es kaum erwarten Minecraft zu starten und die nächsten zwei Stunden in Ruhe, und bestimmt nicht fluchend über seine Bedwars-Teammitgleider, auf dem Hypixel-Server zu verbringen.
Tim war noch tief im Land der Träume, als seine Mutter bedächtig seine Zimmertüre öffnete, um ihren Sohn zu wecken. Normalerweise hätte sie ihn bestimmt nicht so lange schlafen lassen, aber sie war der Meinung, dass der Umzug immer noch an seinen Energiereserven nagte. Langsam, fast schon schleichend ging sie zum Bett ihres Sohnes, stetig darauf achtend die achtlos auf den Boden geworfene Kleidung vergangener Tage und die kleinen Legostein-Minenfelder zu umschiffen. Es war erstaunlich wie schnell Tim das perfekt aufgeräumte Zimmer in ein unüberschaubares Chaos hatte verwandeln können.
Sein Zimmer war ziemlich unauffällig und fast schon ein Bilderbuchbeispiel für ein einfallsloses Jugendzimmer, abgesehen von den paar immer noch unausgeräumten Umzugskisten, die in einer Ecke seines Zimmers darauf warteten bestimmungsgemäß platt gemacht zu werden, um im Keller des Einfamilienhauses zu verschwinden. Die Zimmerwände waren mit weißer Raufasertapete ausgekleidet, abgesehen von der dunkel blauen Wand, an der sein Bett stand. Das hatte sich Tim so gewünscht, na ja, eigentlich wollte er, dass das ganze Zimmer blau gestrichen wird, hörte dann aber doch auf seine Eltern, die der Meinung waren, dass das ganze zu dominant und erdrückend wäre. Das einzige was nicht so ganz zum Rest des Zimmers, zu dem großen Tower-Pc, der neben seinem Schreibtisch stand und den Anime-Postern[8], die seine Wände zierten, passen wollte, war das Spielzeug, das seinen angestammten Platz im untersten Fach seines Bücherschrankes einfach nicht verlassen wollte, wie auch die Legosteine, die sich längst schon in den noch so verwinkelsten Ecken seines Zimmers versteckt hatten.
Tim selbst lag quer in seinem schmalen Jugendbett, die volle Fläche ausnutzend. In der Nacht hatte er die dünne Sommerdecke weg gestrampelt, so dass sie nun halb auf dem Boden lag. In seinem Arm hielt er noch immer seinen Teddybären, Theo, ohne den er niemals ins Bett gehen würde und den er doch tagsüber schamhaft unter seinem Kopfkissen versteckte.
Seine Mutter streichelte ihm sanft über seine rechte Wange, während Theo die linke wärmte.
„Aufwachen, mein Schatz, die Sonne lacht.“, säuselte sie leise in sein Ohr.
„Hmm-m, noch fünf Minuten“, Antwortete Tim im Halbschlaf, ohne seine Augen zu öffnen, während er seinen Teddy noch dichter an sich schmiegte.
„Na los, es gibt gleich Frühstück.“ erwiderte die gemeine Frau, die unerbittlich sein Kinn zu kitzeln begann, was Tim dazu brachte leicht zusammen zu zucken und wie ein kleiner Junge, der gerade mit etwas Unerlaubtem davon gekommen war, zu kichern.
Doch seine Mutter ließ nicht von Tim ab und begann sogleich mit ihrer anderen Hand auch den Bauch ihres Sohnes gekonnt durch zu kitzeln, bis eben dieser schließlich doch die Augen öffnete und sich mit einem flehenden „Okay, okay, ich bin ja schon wach!“ ergab.
„Zieh dich schnell an“, befahl seine Mutter lächelnd, während sie ihm durch die Haare strubbelte, bevor sie wieder aus dem Zimmer des Jungen verschwand, der nun etwas außer Atem in seinem Bett lag, die Bettdecke nun vollständig aus diesem entfernt.
Als die Tür wieder verschlossen war atmete Tim einmal kräftig ein und aus, bevor er ruckartig aus seinem Bett hoch schnellte. Er sah nicht ein sich an diesem Morgen zu duschen, hatte er dies doch am gestrigen Abend schon erledigt. Darum und weil er insgeheim ein wenig faul war, zog er schlicht seinen kurzen Schlafanzug, den ein cooler X-Wing-Aufdruck zierte aus und warf das entstandene Kleiderknäuel auf sein Bett, das er ganz bestimmt später machen würde, vielleicht, sicherlich irgendwann, oder auch nicht. Besondere Mühe gab auch Tim sich nicht bei seiner Kleiderwahl. Ein hell graues basic T-Shirt, eine dunkel grüne, kurze Cargohose mit zugehörigem beigen Gürtel und ein paar weiße Sneakersocken waren schnell aus den Schubladen seines Schrankes gegriffen, nur seine Boxershorts hatte er noch nicht ordentlich verstaut, so dass er sie einfach aus einer seiner Umzugskisten heraus wühlte.
Tim konnte schon den kross gebratenen Speck und das Rührei riechen, als er die hölzerne Treppe nach unten ging und freute sich auf das Samstagsfrühstück, das andere wohl eher als Brunch bezeichnet hätten.
„Na Großer, gut geschlafen?“, begrüßte sein Vater ihn durch seine Zeitung hindurch, während Tim sich an seinen angestammten Platz setzte und sich sogleich eines der frisch aufgebackenen Brötchen schnappte, die im Brotkörbchen vor sich hin dampften.
„Jup, bin sogar vor Null Uhr eingeschlafen!“, witzelte der Junge, der gerade im Begriff war sein Brötchen mit einem großen Häufchen Rührei zu belegen.
„Das höre ich gerne.“, antwortete seine Mutter und schob sogleich „Aber denke daran dein Zimmer aufzuräumen bevor dein neuer Freund kommt, du möchtest doch einen guten Eindruck machen.“ hinterher.
„Mamaaaaa-a! Er ist nicht mein Freund, wir machen nur ein Plakat für die Schule.“, anwortete Tim trotzig mit leicht geröteten Wangen, noch bevor er sich sein Rührei-, Bacon-, Schnittlauch-, Käse-, Sesambrötchen[9] genüsslich in den Mund schieben konnte.
„Na, wenn du meinst.“ meinte seine Mutter, wissend, dass ihr Sohn sich mit fast jedem Menschen anfreundete, mit dem er sich auch nur fünf Minuten lang unterhalten hatte, was den Abschied von seinen alten Dorffreundschaften nicht einfacher gemacht hatte.
„Und, welches Thema?“, warf Tims Vater, nachdem er einen großen Schluck des schwarzen, ungezuckerten Kaffees getrunken hatte, der für Tim nicht anders schmeckte als Brechmittel, ein.
„Ach, esch geht um die weische Rosche, diesche Widerschdandsorganischation.“, nuschelte Tim, nachdem er einen großen Happen seines, seiner Meinung nach, perfekten Frühstücksbrötchens abgebissen hatte, vorauf hin seine Mutter nur schmunzelnd die Augen rollte und sich wieder ihrem Frühstück widmete.
Das Frühstück der kleinen Familie verlief ruhig und gediegen, fast schon spießig. Hätte jemand die Familie beim Frühstück beobachtet hätte er bestimmt gesagt:“Ja, das ist ein spießiges Frühstück. Wo sind die Tintenfischringe? Wo die Onigiri? Wo die NewYork strip Steaks?“, bevor er sich daran erinnert hätte, dass er gerade keinen Hollywoodfilm anschaute, sondern eine unbekümmerte Familie beim Frühstück stalkte.
Nachdem sich alle satt gegessen hatten, alle Gläser und Tassen ausgetrunken waren und Tim daran erinnert wurde, beim Tischabräumen zu helfen, bevor er sich davon schleichen konnte, ging Tim wieder in sein Zimmer. Hätte er einen Zimmerschlüssel gehabt, hätte er die Türe abgeschlossen, aber er hatte keinen und so blieb ihm nur die Tür auffällig unauffällig hinter sich zu verschließen, bevor er seinen Pc hochfahren konnte.
Nicht dass Tim Angst hatte jemand könne einfach so in sein Zimmer kommen, seine Eltern klopften höflich und sonst war niemand da, aber es war ihm unangenehm, weil er wusste, dass das, was er im Begriff war zu tun, eigentlich nicht richtig war. Warum es nicht richtig war konnte er gar nicht so genau sagen, es fühlte sich lediglich so an als täte er etwas Unerlaubtes. So öffnete er ein Inkognitofenster im Internetexplorer[10] und HALT! Tim war fünfzehn Jahre alt, nicht fünfzig! Er öffnete also Google Chrome und tippte mit fast zittrigen Fingern die Adresse Windelgeschichten.org in die Suchleiste. Sofort öffnete sich die Webseite mit dem großen kursiv geschriebenen Schriftzug, der jedem, der diese Seite besuchte, sofort sagte, wo er sich befand. Es dauerte nicht lange bis er die Geschichte gefunden hatte, die er am gestrigen Abend angefangen hatte zu lesen, bevor ihn seine Mutter darauf hingewiesen hatte „langsam mal den Pc auszumachen“ was Mama für „Mach den Pc aus und gehe schlafen, jetzt sofort!“ ist.
Lächelnd begann er die Geschichte zu lesen, während er sich vorstellte selbst in der Situation zu sein wieder Windeln tragen zu können. Freilich, er hätte sich einfach mit seinem Taschengeld in der Stadt Windeln in irgendeinem Sanitätshaus kaufen können, doch das traute er sich nicht. Statt dessen stellte er sich vor, wie es wäre plötzlich wieder ein Bettnässer zu sein. In seiner Vorstellung würden seine Eltern mit ihm deshalb natürlich nicht zum Arzt gehen, sondern ihm ganz selbstverständlich Drynites kaufen. Eigentlich wusste er, dass diese Vorstellung grob unrealistisch war, aber dennoch redete er sich ein, dass es vielleicht doch passieren könnte.
Tim wollte schon immer, seit er denken konnte, wieder Windeln tragen, nicht weil er sie benötigt hätte, sondern weil er es sich so unglaublich schön vorstellte eine kuschelig weiche Windel anzuhaben, am besten eine mit lustigen Kindermotiven. Auch hätte er gerne einen Schnuller besessen, statt dessen musste er sich aber damit begnügen zum Einschlafen mit hochrotem Kopf am Däumchen zu lutschen. Er stellte sich manchmal vor wieder klein zu sein, also noch kleiner, ganz klein, so kindergartenmäßig. Warum wusste er nicht, es war einfach so und auch wenn er sich deswegen manchmal komisch fühlte, hätte er diese Eigenart niemals aufgeben wollen, denn er fand es viel zu toll mit seinem Teddy zu kuscheln, mit Lego zu spielen und sich wie ein kleines Kind zu fühlen, als dass er es auch nur in Betracht gezogen hätte, das aufzugeben.
Nachdem Tim die Geschichte fertig gelesen hatte, schaute er, das erste Mal an diesem Tage, auf die Uhr seines Pcs, die 11:16 Uhr zeigte. Er wunderte sich darüber, dass die Zeit beim Lesen zuhause so schnell verging, während sie in der Schule nicht zu enden schien. Aber viel Zeit zum Wundern hatte er nicht, denn schon bald wurde er von seinen Eltern zum Mittagessen gerufen. Es gab Spaghetti Bolognese, einfach, aber köstlich!
Beim Mittagessen wurde er diesmal nicht daran erinnert sein Zimmer aufzuräumen, sondern dazu ermahnt. Tim wunderte sich, wie seine Eltern wissen konnten, dass er das noch nicht getan hatte. Die Wahrheit ist aber ganz einfach, dass seine Eltern ihren Sohn gut genug kannten, um zu wissen, dass er garantiert noch nicht einmal damit begonnen hatte irgendetwas aufzuräumen.
Und so schleppte Tim sich nach dem Essen die Treppe hinauf und machte sich daran sein Zimmer in Ordnung zu bringen, obwohl er sich viel lieber noch einmal hingelegt hätte, um den Nudelberg zu verdauen, den er eben noch voller Elan in sich hinein geschaufelt hatte.
Autor: AllesIsi (eingesandt via E-Mail)
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Jedesmal, aber auch wirklich jedes mal, wenn mal eine Story richtig geil wurde, stammt diese aus deiner Feder!
5 Sterne!!
Sehr gute Geschichte! Bitte schreib unbedingt weiter. Sie gefällt mir sehr gut
Totla vielversprechend! Weiter so!