Escortbaby (12)
Windelgeschichten.org präsentiert: Escortbaby (12)
Ich freute mich auf meinen Donnerstagsausflug, also wachte ich früher als gewohnt auf. Ohne bei John vorbei zu schauen schlüpfte ich in die Küche. Dabei ignorierte ich völlig, dass ich noch in meiner Windel steckte.
Konstanza drehte sich überrascht zu mir, als ich auf Socken bremste und neben ihr zu stehen kam.
„Langsam, Kleine. Warum so eilig?“, fragte sie und ich suchte ungefragt in den Schränken, „Hast du eine Brotdose und eine Thermoskanne für mich?“
Sie machte die Schränke wieder zu und schob sich zwischen mich und der nächsten Schublade: „Mina, Mister Regis gibt dir doch Geld für Unterwegs, oder? So hat er es jedenfalls mit den anderen Mädchen gemacht.“
Ich verschränkte meine Arme und sagte ernst: „Ich bin aber nicht die anderen und ich will nicht immer sein Geld ausgeben. Ich nehme es für Notfälle, und versuche nicht mehr als Dreißig Dollar auszugeben, für Aktivitäten! Das zumindest ist der Plan. John soll merken, dass ich Sparsamkeit gelernt habe. Aber diese Stadt ist irgendwie ganz schön teuer. Deshalb möchte ich mir ein paar Brote schmieren. Also hast du jetzt eine Box für mich oder nicht?“
Sie musterte mich von oben bis unten und prustete dann los: „Oh ich kann dich einfach nicht ernst nehmen, wenn du so vor mir stehst.“, sie lachte noch lauter und deutete mit ihrem Finger auf mich, „Auf diesem Body sind Sternchen drauf und deine Windel zeichnet sich deutlich ab.“, sie lachte Tränen, während ich immer finsterer dreinschaute. Wie gemein von ihr!
„Sehr lustig.“, sagte ich bissig und sie holte tief Luft, weil sie versuchte sich einzukriegen, was allerdings nur zu einem erneuten Lachanfall führte.
„Konstanza…“, maulte ich jetzt und sie öffnete mit zuckenden Mundwinkeln die Schublade, vor die sie sich so gekonnt geschoben hatte. Ich schielte rein und neben rosa Schachteln mit süßen Druck standen dort auch Schnabelbecher und Fläschchen mit langem Sauger. Ich nahm eine mit Bärchendruck raus: „Was ist das denn?“
„Ein Fläschchen für große Babys.“, sagte Konstanza und hielt zwei Brotdosen in der Hand. Eine mit Sternen und die andere mit Bienen, „Der lange Sauger soll deine Zähne schonen.“, sagte sie beinahe abwesend. Ich starrte das Fläschchen an und Konstanza schloss die Schublade: „Möchtest du sie ausprobieren? Ich habe noch warmen Tee.“
Das war eine gute Frage. Ich stellte mir vor, in Johns Arm zu liegen und an dem Fläschchen zu saugen. Konstanza missdeutete meinen Blick: „Apfelsaft geht auch. Ich würde es nur nicht oft empfehlen.“
„Schlecht für die Zähne?“, riet ich und sie nickte, „Na los, Mädchen. Mach dich für den Tag fertig. Ich pack dir eine Kleinigkeit zusammen.“
„Danke, Konstanza.“, sagte ich und hielt noch immer das Fläschchen in der Hand. Ich wackelte damit etwas in der Luft und gab dann zu: „Ich trinke warmen Tee viel lieber als Saft.“
Konstanza lachte und nahm mir das Fläschchen ab: „Geh jetzt! Sonst schnall ich dich höchstpersönlich im Hochstuhl fest.“
„Das darfst du gar nicht.“, sagte ich und sie musterte mich, „Wer will mich aufhalten? Du, Windelbaby?“, sie tat so, als würde sie mich gleich greifen wollen. Ich quietschte und wich ihr aus. Dann verschwand ich aus der Tür heraus, um mich in anderen Armen gefangen zu sehen. John küsste meinen Hals und sagte warnend: „Wenn du noch einmal unerlaubt aus deinem Bettchen kletterst, mache ich die Gitter ganz hoch.“
„Aber ich habe doch heute frei!“, gab ich zurück und er ließ mich los, legte seine Hand ans Kinn und schien zu überlegen, „Mh, ist schon wieder Donnerstag?“
Ich nickte aufgeregt: „Heute sehe ich mir den Central Park an! Konstanza macht mir eine Brotdose!“
„So, macht sie das?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue, „Na dann haben wir ja noch etwas Zeit, um zu Frühstücken und dich in absolut unpassende Kleidung zu stecken.“
„W-was meinst du mit unpassender Kleidung?“
Seine Hände lagen auf meiner Hüfte und er drehte sie leicht.
„Daddy, du planst doch nichts Gemeines oder?“, ich bekam wirklich Panik. Ich wollte meinen freien Tag nicht in Windel und Kleinmädchensachen verbringen. John nahm mich hoch wie eine Braut und Konstanza reichte aus der Küche das Fläschchen. Ich zögerte es zu nehmen, bis sie mich mit einem Nicken ermutigte. Auf meiner Unterlippe kauend sah ich zu John du dieser musterte das Fläschchen: „Bereit für was Neues, Spatz?“
„Ja, Daddy. A-aber ich will heute auch groß sein dürfen!“, fügte ich unnötigerweise hinzu. Er trug mich in mein Zimmer und ließ sich dort auf dem Sessel nieder. Unruhig hielt ich mein Fläschchen fest und John sagte in liebevollen Ton: „Ganz ruhig. Es passiert nichts Schlimmes. Ich möchte, dass du etwas tiefer rutscht und deinen Kopf, auf meiner Schulter ablegst. So ist es gut.“, kommentierte er, als ich seiner Aufforderung nachkam. Ich umklammerte das Fläschchen und suchte in seinem Blick nach etwas, das mir half zu verstehen, was in ihm vorging, doch ich fand nichts. Lediglich ein kurzes Lächeln: „Nicht zappeln. Es geht ja gleich los. Ist dir warm genug oder brauchst du eine Decke?“
Ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht noch in eine Decke eingewickelt werden wollte. John leckte sich kurz über die Lippen und rückte mich noch etwas zurecht. Dann griff er das Fläschchen. Ich ließ nicht los und er meinte ruhig: „Vertrau mir, Baby. Du hast schon so viele andere Sachen mitgemacht und hast jetzt Angst vor einem einfachen Fläschchen mit Tee?“
„I-ich, also… ich weiß nicht…“, er wartete und ich holte tief Luft. Würde das je aufhören? Meine verfluchte Nervosität und die Neigung zu reden, ohne zu wissen, wie ich das was ich sagen wollte, ausdrücken könnte?
„Ich mache gerade ziemlich viele Türen auf und bin mir nicht sicher, wo die Grenzen liegen. A-also meine Grenzen.“
Ein warmer Blick und ein Kuss auf meine Stirn: „Ich denke, dass ich mittlerweile ganz gut darin bin, dein Unbehagen wahrzunehmen. Kleine Mina, wenn dir etwas zu viel wird, steht es dir Jederzeit zu, dass zu äußern.“
„Gilt das von Anfang an? Den Eindruck hatte ich nicht, als du mich gezwungen hast in meine Windel zu machen.“, rutschte es mir raus und John schnaubte, „Da musste ich auch noch davon ausgehen, dass du dir einfach zu fein dafür bist und versuchst dich darum zu drücken. Ich habe Mädchen wegen solch eines Verhaltens schon nach Hause geschickt. Woher sollte ich denn ahnen, dass man dich reingelegt und ins kalte Wasser geschmissen hat?“
„Naja, darauf hätte man mich, glaube ich, auch nicht vorbereiten können.“
Vorsichtig entzog er die Flasche meinem Griff und ich zappelte aufgeregt mit den Beinen: „Ich möchte doch eine Decke!“, beeilte ich mich zu sagen und John seufzte. Wahrscheinlich lag ihm mal wieder die Zeit im Nacken und ich zögerte alles unnötig heraus. Er ließ mich aufstehen und ich holte eine flauschige Decke aus der Kuschelecke. Dann setzte ich mich wieder auf seinen Schoß und nahm die Position ein. John drückte meinen Kopf gegen seine Schulter und fragte: „Bereit?“
Ich starrte den seltsamen Sauger an und öffnete zögernd meinen Mund. Dann beschloss ich, es einfach hinter mich zu bringen. Ich kniff meine Augen zu und schnappte nach dem Fläschchen.
Das Ergebnis war, dass der lange Sauger gegen meinen hinteren Gaumen stieß, ich würgen musste und mir Tränen in die Augen stießen.
John setzte mich schnell auf und entzog mir im gleichen Moment das Fläschchen: „Nicht so hastig!“
Wir sahen einander an und ich schüttelte leicht den Kopf. Er hingegen schien nicht gewillt gleich aufzugeben. Lieber brachte mich John wieder in diese halbliegende Position, dann sah er mich streng an: „Du kannst die Augen schließen, mein Baby. Aber schnapp nicht nach dem Fläschchen. Es nimmt dir niemand weg. Lass mich führen, okay?“
Ich nickte und dachte an unseren Tanz. John hatte da auch geführt und egal wie unsicher ich mich gefühlt haben mag, es hatte auch Spaß gemacht und war mir auch wie richtiges Tanzen vorgekommen. Es war jedenfalls kein hilfloses Gezappel, wie ich es von Discoabenden zu Hause kannte. Ich holte tief Luft und sagte: „Bereit.“
John hob eine Augenbraue und brachte das Fläschchen näher. Noch wagte ich es nicht, darauf zu reagieren. Erst als ich den Sauger an meinen Lippen spürte, öffnete ich diese vorsichtig.
„So ist es richtig, mein Spätzchen.“, wurde ich gelobt. John hatte eine ruhige Hand, als er mir half das Mundstück einzuführen. Ich musste weder würgen noch husten. Es fühlte sich fremd an. Neu und unbekannt eben. Aber auch nicht schlecht. Zögernd nahm ich meinen ersten Schluck.
Kräutertee breitete sich in meinem Mund aus und ich sah meinem Daddy in die Augen, welcher mehr als zufrieden mit mir zu sein schien. Ich trank weiter und genoss die Wärme des Getränkes. Sie breitete sich nicht in meinem ganzen Mund aus. Sie lag auf meiner Zunge und an meinem Gaumen, sie lief mir die Kehle herunter und in den Magen. Das sanfte Aroma des Tees breitete sich trotzdem aus. Mir entfuhr ein zufriedenes Seufzen, wobei ich meine Augen schloss und mich mehr in Johns Arme kuschelte. An ihn gelehnt trank ich weiter und spürte eine unglaubliche innere Ruhe. Das war schön und ich konnte es selbst kaum glauben, welche Wirkung es auf mich hatte.
Die Zeit schien still zu stehen, während ich in seinem Arm lag und trank. Dann zog ich eins zwei Züge Luft, bevor John mir leise lachend die Flasche aus dem Mund zog: „Sie ist leer, Spatz.“
„Mhm.“, sagte ich nur und ließ mich noch etwas von ihm halten. Er streichelte meine Wange und flüsterte dann: „Da ist jetzt jemand aber zufrieden. Hätte ich geahnt, dass das meinem Zappelchen hilft sich zu entspannen, dann hätte ich das schon viel eher mit dir gemacht.“
Es war mir peinlich, aber ich schmuste mich nur noch enger an ihn. Wir blieben noch eine Weile so, bis ich leise fragte: „Machst du mich für den Tag fertig, Daddy?“
„Wenn du das möchtest.“, sagte er nach einer kurzen Denkpause. Ich nickte und ließ mich von ihm zur Wickelkommode tragen.
Meine Bitte bereute ich erst, als ich im Central Park unterwegs war. In meiner Tasche war neben dem Üblichen, die Brotdose, etwas zu Trinken und ein weißes Pullup.
Ich bekam jetzt noch heiße Ohren, wenn ich daran dachte. Ich klammerte die Tasche fester an mich und achtete die ganze Zeit darauf, sie so zu tragen, wie Daddy es mir gezeigt hatte.
Unter meiner Kleidung hatte ich auch eines an. Allerdings in schwarz. Das in meiner Handtasche war zum Wechseln, denn John hatte mir die unmögliche Aufgabe gestellt, einmal ins Höschen zu machen. Wenn ich ihn später auf Arbeit besuchte, würde er kontrollieren, ob ich die Pullups gewechselt hatte.
Leider hatte John die teuflische Eigenschaft meine Gedanken lesen zu können, denn als ich schon im Inbegriff war zu gehen, sagte er noch: „Mina, ich will ein Foto von dem vollen Höschen.“
Ich zog meine Schultern nach oben: „Daddy…“
Wir sahen uns an und er schmunzelte: „Sei ein braves Mädchen, Mina. Mach Daddy keine Sorgen.“
„Mach ich nicht.“, gestand ich ihm zu. Diesmal nicht. Ich würde das brave Mädchen sein, dass er sich wünschte und das ich für ihn sein wollte.
Wie gesagt, waren diese Vorsätze wie vom Wind davongetragen, als Jane winkend und hüpfend auf mich zustürmte. Sie fiel mir um den Hals: „Hallo, Mina! Bereit für den Big Apple?“
„Ich denke schon.“, sagte ich und hoffte, dass sie nicht auf die Idee kam, mit mir Shoppen gehen zu wollen. Ich in einer Umkleidekabine mit der ungeduldigen Jane davorstehend… Mir lief ein leichter Schauer über den Rücken.
Zum Glück erwies sich diese Sorge im Moment als unberechtigt, denn sie zog mich mit sich. Wir trafen George an einem Hot Dog Stand und obwohl es noch nicht mal annähernd auf Mittag zu ging, bestellte jeder von uns einen. Mampfend gingen wir den Weg entlang und ich ließ die Größe des Parks, das bunte Laub, welches sich vom Wind davontragen ließ und die darüber liegende Skyline der Wolkenkratzer auf mich wirken. Dieses Fleckchen Natur war beeindruckend und klarer Kontrast zum Rest der Stadt. George begann mir besondere Plätze im Park zu zeigen, wie die Pferdekutschenstation oder das hübsche klassische Karussel. Jane plapperte fröhlich dazwischen und beantwortete meine ungestellten Fragen: „Scott ist heute an der Uni und George schwänzt. Er findet sein Professor ist ein ungebildeter Idiot. Kim sitzt in ihrem Laden fest, vielleicht gehen wir nachher mal bei ihr vorbei.“
„Ich finde nicht, dass er ein ungebildeter Idiot ist.“, mischte sich Janes Bruder ein, „Er ist ein ungebildeter Idiot!“
Ich lachte und sah mir die Bootanlegestelle an. Heute war es zu windig, als dass es schön gewesen wäre mit dem Ruderboot rauszufahren, aber ich behielt es im Hinterkopf, für den Fall, dass sich das Wetter nochmal zum Besseren wenden würde.
Jane zeigte mir ihre übliche Yogastelle. An dem Weg zu ihrer Wiese gab es etwas, dass meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Eine Fahrradstation?“, fragte ich und sie winkte ab, „Ja, man kann sich hier überall Fahrräder ausleihen. Dann radelst du durch New York und gibst es an einer anderen Sammelstelle wieder ab.“
„Und bezahlt man das nach Stunden?“, fragte ich, wobei Jane mich komisch beäugte, „Ich glaube schon. Willst du jetzt Fahrrad fahren?“
„Bitte nicht.“, stöhnte George und ich sah sie beide an, „Warum denn nicht? Schneller kommen wir hier nicht voran und ich fahre wirklich gerne Fahrrad. Ihr nicht?“
„Schon.“, meinte Jane, „Nur…“
„Nur was?“, unterbrach ich sie und George verbarg seine Augen hinter einer Hand, als sie sagte, „Georgie kann kein Fahrrad fahren.“
Ich sah ihn an und er wirkte beschämt.
„Aber das ist doch nicht schlimm.“, beruhigte ich ihn, „Wir bringen es dir bei!“
„Was?“
„Oh, das ist eine tolle Idee. Wir bringen es dir bei, Georgie!“, stimmte Jane sofort zu.
„Nein, auf gar keinen Fall!“, wehrte er ab und ich hakte mich unter, „Doch. Man darf keine Angst vor dem Unbekannten haben und immer wenn man ein bisschen Angst hat, weiß man dass es der richtige Schritt ist, um sich weiter zu entwickeln.“
„Wo hast du denn das her?“, fragte Jane, die sich unter Georges anderen Arm eingehakt hatte. Zusammen zerrten wir ihn zu den Fahrrädern und ich gab zu: „Ich mach da so einen Kurs. Der wird von mir als Praktikantin erwartet. Ich nehme das ziemlich ernst, weißt du.“
Sie nickte und wir unterhielten uns über diese These, bis wir von George unterbrochen wurden: „Wie wollt ihr das denn überhaupt machen?“
„Was genau meinst du?“, fragte Jane, sie war noch völlig in unserem Gespräch und George stöhnte, während ich antwortete, „Wir halten das Lenkrad fest. Eine links und die Andere rechts. Du musst dir keine Sorgen machen.“
George sah nicht überzeugt aus und trotzdem mieteten wir ein Fahrrad für zwei Stunden. Wir suchten uns einen Weg, der etwas ab vom Schuss war und kämpften damit George zu halten.
„Mann du kannst nicht einfach nur drauf sitzen! Du musst in die Pedale treten!“, meckerte Jane und ich gab ihr auf etwas ruhigere Art Recht. George riss am Lenkrad und stellte ein Bein ab, als wir ihn nicht mehr halten konnten: „Das wird nichts. Ich kann das einfach nicht!“, maulte er und ich holte tief Luft, „George, das ist nur die Blockade in deinem Kopf. Steig auf und stoß dich vorsichtig ab. Dann die Füße auf die Pedale und treten. Wir halten den Lenker, bis du das Gleichgewicht halten kannst. Wir lassen nicht los. Ach und das…“, ich deutete auf den Lenker, „Sind die Bremsen. Immer beide Gleichzeitig anziehen, okay?“
Er starrte auf den Lenker, als wäre dieser sein Feind, gab aber ein Nicken von sich. Ich hatte den Eindruck, dass er es gerne können würde und das war auch der Grund, warum er sich trotz seiner Angst darauf einließ.
Ich nickte ihm aufmunternd zu und wünschte, dass Scott oder John dabei wären. Sie könnten George eine andere Sicherheit signalisieren, als die wuselige Jane oder ich. Abgesehen davon, hätten sie ihn wesentlich besser halten können. Denn obwohl George in die Kategorie schlaksig fiel, war er eben auch sehr groß und nicht gerade leicht.
George stieß sich ab und ich hielt den Lenker fester. Er wackelte und wir hielten ihn mit einigem Kraftaufwand. Wir kamen ein paar Meter weit, drehten und versuchten es erneut. Diese Prozedur wiederholten wir einige Male und George erlangte Stück für Stück mehr Sicherheit.
„Super, Georgie und jetzt etwas schneller!“, feuerte Jane ihn an, während ich, „Nein, nicht schneller!“, sagte.
Meine Stimme war in dieser Situation zwar die der Vernunft, aber leider zu leise. George vertraute seiner Schwester und trat kräftiger in die Pedale. Wir liefen mit ihm mit, doch ich verlor den Griff und sah mich gezwungen loszulassen. Jane erging es kein Stück besser und ich rief George, der Mühe hatte das Gleichgewicht zu halten, hinterher: „Bremsen! George, du musst bremsen!“
Das tat er und flog im hohen Bogen über den Lenker. Er hatte nur eine Bremse angezogen. Die des Vorderrads.
Ich hielt mir vor Schreck die Hände über den Mund, während Jane schon auf ihn zustürmte: „George! George, ist alles in Ordnung? Es tut mir so leid!“
Ich lief ebenfalls zu ihnen und George hielt sich den Unterarm. Die Handfläche war aufgeschürft und blutete. Schnell kramte ich ein Taschentuch hervor: „Das muss desinfiziert werden.“
„Ich glaube, dass sollte lieber geröntgt werden.“, brachte George gepresst hervor, „Ich hab es knacken hören.“
„Ach du sch…“, Jane sah sich hilfesuchend um und ich motzte sie an, „Ruf einen Krankenwagen. George, es tut mir so leid!“
„Ist okay… ich hätte wissen müssen, dass ihr mich nicht halten könnt.“, brachte er hervor. Ich fand ihn unglaublich tapfer, denn ich war mir sicher, dass ich vor Schmerz Rotz und Wasser geheult hätte.
Jane rief einen Krankenwagen und fuhr, eine halbe Stunde später, mit einer knappen Entschuldigung an mich, mit ihrem Bruder mit.
„Wir melden uns.“, rief sie mir zu, bevor sich die Wagentüren schlossen und ich hob eine Hand zum Abschied.
Ich sah dem Krankenwagen hinterher und als er außer Sichtweite war, brachte ich das Unglücksfahrrad zum Verleih zurück.
Etwas unschlüssig stand ich auf einer Brücke und sah zu, wie rote, gelbe und braune Blätter auf den See fielen. Das war ja alles nicht so toll gelaufen. Mein Handy summte und ich zog es etwas unwillig aus der Tasche. Doch wieder erwarten war es keine Nachricht von John oder von Jane, sondern von Kim.
„Jane hat mich angerufen. Komm zu dieser Adresse. Kim.“
Ich verdrehte die Augen, weil ihre Nachricht wirklich kein Wort der Aufmunterung enthielt. Ich schrieb zurück und fragte, wo mich denn diese ominöse Adresse hinbringen würde?
„In meinen Laden. Komm her, Lumpenpuppe! Es wird dir gefallen.“
Ich machte dicke Backen. Kim war einfach nicht in der Lage nett zu sein. Trotzdem machte ich mich auf den Weg, wobei ich darüber nachdachte, ob das ein genetisches Problem war oder man sie so erzogen hatte.
Dank John konnte ich nun eine Navigationsapp und einen U-Bahnplan auf dem Handy aufrufen. Daher fiel es mir leicht zu Kims Laden zu finden. Ich musste über den Namen schmunzeln.
„Knitting is Yoga“
Mir war völlig klar, dass Jane diesen Namen ausgesucht hatte und ich fragte mich, ob Kim es bereute.
Eine leise Glocke ertönte, als ich die Holztür mit dem bunten Glaseinlass öffnete und Kims Kopf lugte sofort hinter einem Regal hervor.
Sie hatte nicht direkt gelächelt, aber ihre Mimik änderte sich von erwartungsvoll zu enttäuscht.
„S-soll ich lieber wieder gehen?“, fragte ich verunsichert und sie verdrehte in ihrer üblichen Art die Augen, „Nein, ich hätte dich nicht hergebeten, wenn ich dich nicht hätte hier haben wollen.“
„Vielleicht solltest du das auch mal ausstrahlen.“, sagte ich ehrlich, „Bei deinem Blick wäre ich am liebsten rückwärts wieder rausgegangen.“
Sie kam zu mir und schenkte mir eine kurze Umarmung zur Begrüßung: „Entschuldige, ich bin nicht gut in diesen Dingen, schon gar nicht, wenn Jane nicht dabei ist. Da schau ich mir tatsächlich Verhaltensweisen ab und breche sie auf ein für mich angenehmeres Maß runter.“
Das klang tatsächlich logisch. Die Beiden waren ein so starker Kontrast, dass es einfach nur funktionieren konnte. Ich grinste: „Ich bin zwar nicht so überschwänglich wie Jane, aber von mir kann man sich auch menschliches Verhalten abschauen.“
Sie stieß mich mit der Schulter an und gab sogar ein flüchtiges Lächeln von sich: „Magst du einen Tee?“
„Ja, gerne.“, sagte ich und folgte ihr in ein Hinterzimmer.
Während Kim das Wasser kochte, wussten wir Beide nicht so recht, was wir sagen sollten. Also nahm ich das Naheliegendste: „Du hast einen sehr hübschen Laden.“
„Danke. Läuft nur nicht so gut.“, sagte sie und befüllte ein altmodisches Teeei.
„Schade, woran liegt es?“, wollte ich wissen und erntete ein Schulterzucken. Ich seufzte und murmelte: „Wahrscheinlich genau daran.“
„Woran?“, wollte sie wissen und ich sah verlegen zu Boden, „Das du so abweisend wirkst. Wäre ich hier Kunde, würde ich mich kein bisschen Trauen etwas zu fragen. Aber Kunden könnten Fragen haben. Welches Garn soll ich für welchen Stoffnehmen? Gibt es Wolle für Allergiker oder welche ist nicht so kratzig? Wie muss man Wollstücke waschen? Gibt es Projekte für Anfänger oder für Fortgeschrittene?“, mir vielen noch eine Menge mehr ein.
Kim setzte sich schweigend mir gegenüber. Ich schloss den Mund und wir hörten nur das Brodeln des Wasserkochers. Unsicher sah ich hin und her, bis das Gerät klickte. Kim stand auf und sagte dann leise: „Sprich mal weiter. Ich bekomme wenig Feedback und vielleicht hilft mir das ja.“
„Ähm…“, sie drückte mir eine Tasse in die Hand und ich fühlte mich so an heute Morgen erinnert. Ich rutschte etwas hin und her, schloss die Augen und versuchte mich an die Ruhe die ich beim Tee Trinken empfunden hatte, wieder zu finden. Dann sah ich Kim an: „I-ich würde gerne mit einem Notizblock durch den Laden gehen. Ich schreibe mir auf, was mir auffällt und welche Ideen ich dazu hätte. E-es ist nicht als Kritik zu sehen, Kim. U-und vielleicht gehst du mal in besser laufende Wollgeschäfte und schaust dich da mal um. Du könntest da auch sicher fragen. Es ist immer gut von Leuten zu lernen, die den Weg schon gegangen sind.“
„Ich weiß.“, sagte sie schlicht, „Hör mal, Mina. Ich mache das wirklich nicht oft, aber ich bitte dich hier um Hilfe, okay? Ich liebe diesen Laden! Das war mein Traum, seit ich Häkeln von meiner Oma gelernt habe. Mein Erbe von ihr steckt in diesem Laden und ich will ihn auf keinen Fall aufgeben müssen!“
Ich nickte und mir stiegen Tränen in die Augen, weil ich an meine eigene Oma denken musste. Schnell schluckte ich sie hinter und Kim reichte mir eine Packung mit Taschentüchern, „Oh je, kein Wunder, dass du Windeln tragen musst.“
Mir fiel beinahe die Tasse aus der Hand, sie griff danach und heißer Tee lief uns über die Hände: „Scheiße!“, entfuhr es uns Beiden. Wir stellten die Tasse ab und ließen kaltes Wasser über unsere Hände laufen.
„Das kannst du doch nicht so direkt sagen!“, entfuhr es mir und sie grinste, „Eigentlich hatte ich vor zu fragen, ob du heute wieder eine trägst, wo dein offensichtlicher Daddydom ja nicht dabei ist. Aber das kam mir ziemlich gemein vor.“
Ich lief hochrot an und schwieg. Sie musterte mein Gesicht: „Oh Mann, du trägst eine! Ich fasse es nicht!“
„Kim…“
Sie sah auf unsere Hände und stellte das Wasser dann ab. Während sie sich abtrocknete und mir ein anderes Handtuch reichte sagte sie: „D-du musst dich dafür nicht schämen. Ich habe ein ziemlich ähnliches Geheimnis.“
„Daddy… also John meinte, du bist vielleicht auch…“
„Nein. Ich bin kein Adult Baby. Ich habe es mal probiert, aber es hat mir nichts gegeben. Normales BDSM, war auch nicht mein Geschmack, zumindest nicht mit den Doms, die mir untergekommen sind.“
Sie sah mich flüchtig an und ich ließ die Schultern sinken. Sie wusste so viel und ich stand hier wie die letzte Idiotin, die darauf hoffen musste, dass Kim ihren Mund den anderen gegenüber hielt.
Sie fasste mich am Unterarm und bat eindringlich: „Sag es niemandem! Nicht unseren Freunden, nicht deiner Familie!“
„Auch John nicht.“, ergänzte ich und sie schnaubte. Doch statt eines „Erstrecht nicht!“, schüttelte sie den Kopf, „Ihm vielleicht. Aber nur, wenn du da mit jemanden drüber reden musst.“
Ich brauchte nicht zu fragen warum. John hatte seine Diskretion ihr gegenüber schon gezeigt. Also nickte ich. Kim holte tief Luft, bevor sie nuschelte: „Ich bin Peplay…“
„Entschuldige was?“, ich hatte das Wichtige nicht verstanden. Oh Mann!
Autor: Bic (eingesandt via E-Mail)
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Wow! Der Kurs hat Mina richtig gut getan!
Darf man da stolz auf sie sein? *Go, Mina!*
Und endlich kam ein Fläschchen vor. Hab ein bisschen drauf gelauert, muss ich sagen 🙂
Ich habe mir mit dem Fläschchen etwas Zeit gelassen. ich wollte, dass es etwas Besonderes ist und man merkt, dass es ihr gut tut.
Und ja *Go Mina!*, sie macht das wirklich gut und entwickelt sich gerade prächtig. 😉
Peplay?
Hast du dich verschrieben?
Ich kann bei Google nichts finden.
@Mahlzeit Nein, sie hat genuschelt. Ließ den nächsten Teil 😉