Escortbaby (17)
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Konstanza wirkte im ersten Moment, als hätte sie einen Geist gesehen. Doch nachdem ersten Schrecken, fand ich mich in einer Umarmung wieder: „Oh Gott sei Dank, Mina! Hat er dich endlich nach Hause geholt?“
Ich erwiderte die Umarmung: „Nein, noch nicht. Konstanza, was war denn während meiner Abwesenheit hier los?“
Sie ließ von mir ab und fand etwas auf der leeren Arbeitsplatte plötzlich wesentlich interessanter, als mir zu antworten. Sie wischte einen nicht vorhandenen Krümel fort: „Ich dachte, er hat dich endlich nach Hause geholt. Ich habe wirklich gehofft, dass er sich gefangen hat.“
„Konstanza!“, sagte ich ernst, „Was war hier los?“
„Das Übliche…“, versuchte sie mir auszuweichen und ich schlug mit der flachen Hand auf die Arbeitsfläche. Sie zuckte zusammen und sah mir endlich in die Augen. Kurz flackerte dort ihr Temperament auf, doch als sie in mein Gesicht sah, schüttelte sie leicht den Kopf: „Du bist so anders heute.“
„Ich bin heute nicht die süße Kleine.“, erklärte ich. Sie schüttelte den Kopf: „Nein, das ist es nicht.“, sie holte tief Luft, „Komm, ich mach uns einen Tee.“
Ich nickte und während sie sich darum kümmerte, stellte ich ein Katerfrühstück für John zusammen. Konstanza warf einen kritischen Blick darüber und murmelte: „Was war denn letzte Nacht los?“
Diesmal schüttelte ich meinen Kopf: „Sorg einfach dafür, dass es ihm nachher besser geht.“
„Du bleibst nicht?“, sie war eindeutig überrascht und ich sagte, nicht ohne Bitterkeit, „Ich hatte den Auftrag zu warten, bis mich mein Daddy nach Hause holt. Das hat er nicht getan, Konstanza. Und nur weil wir uns zufällig über den Weg gelaufen sind…“, ich schüttelte erneut den Kopf, „Er muss schon wissen was er will.“
Sie musterte mich: „Du hast dich wirklich verändert. Du bist selbstbewusster geworden.“, und als ich sie fragend ansah, lächelte sie, „Das ist gut.“
Wir setzten uns und ich gab ihr einen kurzen Abriss des gestrigen Abends. Sie schloss dabei immer mal wieder die Augen, als würde sie sich selbst fangen müssen. Am Ende meiner Ausführung nickte sie: „Ist gut. Ich werde mich um ihn kümmern, aber am liebsten würde ich ihm den Kopf waschen.“
Ich schnaubte belustigt: „Als ob. Er ist immer noch dein Arbeitgeber und du achtest ihn.“
Sie seufzte und nahm einen Schluck Tee, bevor sie mir endlich erzählte, was hier geschehen war: „Am Anfang war alles wie immer. Mister Regis Frau gab sich charmant, schmeichelte ihm und ließ beiläufig fallen, was ihre Pläne für ihren Aufenthalt waren. Sie sind zu Events gegangen, zum Dinner und schicken Partys. Aber Mister Regis war nicht so bei der Sache wie sonst. Du musst wissen, Mina, normalerweise dreht sich bei ihm alles um die Misses. Er liebt sie von ganzem Herzen und ihre häufige Abwesenheit hat ihn im Laufe der Jahre immer mehr mitgenommen. Deshalb gilt seine ganze Aufmerksamkeit ihr, wenn sie da ist. Er liest ihr die Wünsche von den Augen ab.“
Ich konnte nicht umhin meine Augen in Anbetracht so einer Aussage zu verdrehen. Konstanza lachte: „Ja, es ist ekelhaft. Genau genommen tut es richtig weh, diesen freundlichen, selbstbewussten und erfolgreichen Mann so zu sehen. Als würde er sich für sie in den Staub werfen. Und diese…“, sie benutzte ein, wie ich mir sicher war, Schimpfwort in ihrer Sprache, „Sie weiß das und nutzt es zu ihren Gunsten aus. Sie ist eine schreckliche Diva, Mina. Ich persönlich glaube ja, dass sie so oft und lange abwesend ist, weil sie danach noch mehr von Mister Regis Aufmerksamkeit erhält. Mal im Ernst, sie sagt, dass sie Schauspielerin ist, aber hast du schon mal einen Film mit ihr gesehen?“
Hatte ich nicht. Aber wann hätte ich auch nach Filmen mit ihr suchen sollen? Also schüttelte ich nur meinen Kopf und trank etwas von meinem Tee. Konstanza nippte ebenfalls an ihrer Tasse und fuhr dann fort: „Diesmal war Mister Regis nicht bei der Sache. Er starrte oft auf sein Handy, schlich sich früh morgens raus und telefonierte spät in der Nacht mit seinem Geschäftspartner. Auch seine Arbeit hat er diesmal nicht für sie unterbrochen. Es war einfach alles so anders. Vor ein paar Tagen war es ihr dann zu bunt. Sie ist ausgerastet, hat ihn angeschrien und Mister Regis, hat zurückgeschrien…“, hier schwieg sie. Sie sah in ihre Tasse und ich war mir sicher, dass sie nicht weitersprechen wollte.
„Worum ging es in dem Streit, Konstanza?“, wollte ich wissen und sie schloss die Augen. Ich gab ihr einen Moment, damit sie das Für und Wider abwägen konnten. Trotzdem atmete ich erleichtert auf, als sie sich dazu entschloss, mir davon zu erzählen.
„Es ging darum, dass es Mister Regis nicht mehr reicht, sich temporär Mädchen zu kaufen und sie nur wenige Wochen im Jahr zu sehen. Er will mehr Stabilität in seinem Leben und seiner Beziehung. Er will, endlich, dass auch seine Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse Gehör finden. Er will eine Familie, er ist Mitte Dreißig, es wird Zeit. Sie war sehr wütend, hat gekeift, dass er ihr ihre Karriere nicht gönnt und warum er alle Freiheiten genießen darf und ihr es verweigern möchte. Letztlich hat sie ihm gesagt, dass er wieder zu Sinnen kommen soll und sich bei ihr melden kann, wenn er wieder bei Trost ist. Damit ist sie vor vier Tagen abgereist.“
Vor vier Tagen! John hat seit vier Tagen gelitten und sich niemandem anvertrauen können. Den Fakt, dass er telefonisch mit Sean in Kontakt gestanden hatte, ignorierte ich dabei.
Letztlich dankte ich Konstanza für ihre Offenheit und den Tee. Nachdem ich meine Tasse in den Spüler gestellt hatte, nahm ich das Tablett für John auf. Sie sah mich an: „Willst du jetzt wirklich zu ihm gehen? Mister Regis… ich weiß nicht ob…“
„Habe ich je etwas getan, dass ihm schadet?“, ich sah sie eindringlich an und streckte meine Schultern, „Klamm heimlich verschwinden, käme mir nicht nur feige, sondern auch unfair vor. John hat eine schwere Zeit hinter sich, aber die hatte ich auch.“
Damit ging ich zu ihm.
Sein Schlafzimmer war noch abgedunkelt und es roch nach einer unangenehmen Mischung aus Alkohol und Schweiß. Langsam bewegte ich mich auf ihn zu. Das Tablett stellte ich leise auf dem Nachtschrank ab. Dem, in dem für mich allzu vertraut gewordenen Sachen lagen. Ich wurde kribbelig und musste mich zur Ruhe mahnen, bevor ich mich zu ihm an den Bettrand setzte.
Er sah so geschafft aus und die Entschlossenheit, die ich eben noch gefühlt hatte, wich Mitleid und Sorge. Ich strich ihm durchs Haar und er regte sich, aber nur insoweit, dass er den Kopf auf die andere Seite drehte.
Eine Weile betrachtete ich John und haderte mit mir selbst. Ich hatte so viele Fragen, die ich beantwortet haben wollte. Hinzu kam ein ungesunder Cocktail an Gefühlen, mit dem ich nicht gut zurechtkam. Wut, Frust, Enttäuschung, Zuneigung, Mitleid, Sorge, Liebe…
Eine Träne lief mir über die Wange und ich wischte sie, überrascht von mir selbst weg. Doch die nächste bahnte sich schon ihren Weg. Diesmal nahm ich es hin und betrachtete Johns Gesicht. Die Stirn war gerunzelt, sein Kiefer zusammengepresst und sein Bartschatten verliehen dem Ganzen den Eindruck, den ich gestern Nacht schon hatte. Johns innerer Konflikt hatte nach Außen gekehrt.
Ich schloss meine Augen, denn mir war bewusst, dass ich die Schuld daran trug. Wäre ich nicht in Johns Leben getreten, dann säße hier ein anderes Mädchen. Er würde sie wickeln, auf seinen Schoß setzen und ab und zu mit ihr schlafen. Keine Verpflichtungen, außer denen, die im Vertrag festgelegt waren. An den Gefühlen für seine Frau wäre nicht gerüttelt worden.
Ich ließ unglücklich meinen Oberkörper sinken und stützte meine Stirn mit einer Hand ab, während ich so leise wie möglich weinte.
Ich musste aufhören!
Es war egal, was ich für diesen Mann empfand, wenn es auf seine Kosten war! John liebte seine Frau und egal was ich von dieser Beziehung halten mochte, das gab mir noch lange nicht das Recht, diese Beziehung zu zerstören.
„Ich vermisse dich, Daddy. Aber ich werde tun, was das Beste für dich ist.“, flüsterte ich. Damit stand ich auf und sah noch einmal auf das Katerfrühstück. Ich war mir sicher, dass er verstehen würde, was es war und von wem.
Ich wischte mit der flachen Hand über meine Wangen und sah John noch einmal an: „Ich mache, dass es wieder gut wird. Du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde deine Ehe nicht zerstören!“
Mein Kostüm in einen Beutel zu stopfen dauerte nicht lange, ebenso wenig wie der Abschied von Konstanza. Sie schüttelte zwar den Kopf und bat mich zu bleiben. Doch als ich ihre Hände nahm und gegen die Traurigkeit kämpfend erklärte: „Ich darf das nicht tun! Ich darf ihn nicht zu etwas drängen, dass er bereuen würde.“, nickte sie, „Die Entscheidung liegt bei Mister Regis. Ich verstehe, Kleines. Du bist sehr rücksichtsvoll.“
„Ich bin doch nur seine Angestellte.“, versuchte ich es mit dem Satz, den ich mir selbst immer wieder sagen musste, um das durchzustehen.
Konstanza schüttelte den Kopf und lachte kurz: „Du, mein Schatz, bist der Schlüssel zu seinem Herzen.“
Ein leichtes Flattern ging durch meine Brust und doch sagte ich: „Es ist seine Entscheidung, ob er es befreien möchte.“
„Ja, das ist es. Ich wünsche es euch. Euch beiden.“
Meinen Vorsätzen zum Trotz verschwand ich, ohne mit John zu reden. Aber tief in mir glaubte ich, dass es das Richtige war.
Meiner Sparsamkeit zum Trotz nahm ich ein Taxi. Ich kühlte meine Stirn an der schmutzigen Fensterscheibe und sah durch die vorbeiziehenden Häuser und Menschen hindurch.
Als ich vor Seans Haustür stand, musste ich nicht einmal Klingeln. Die Tür wurde aufgerissen und innerlich war ich schon auf Seans Wut vorbereitet. Es würde mich ablenken, von dem, dass mir eigentlich weh tat. Im Grunde hoffte ich darauf.
Sean stand vor mir, starrte mich an und ich senkte mein Haupt: „Onkel Sean, ich…“
Ich fand mich in einer viel zu festen Umarmung wieder.
Das war nicht gerade die Reaktion, mit der ich gerechnet hatte. Er strich mir durchs Haar und ich konnte hören, dass ihm das Sprechen schwerfiel: „Kannst du dir im entferntesten vorstellen, was ich mir für Sorgen gemacht habe?“
„E-es tut mir leid.“; murmelte ich.
Seine Stimme wurde ein bisschen strenger: „Kannst du das wiederholen?“
„Es tut mir leid, Onkel Sean!“, sagte ich und versuchte noch immer gegen meine eigenen Gefühle anzukämpfen. Er griff das Haar an meinem Hinterkopf und zwang mich nach oben zu sehen. Seine Lippen waren schmal und seine Augen trugen dunkle Ringe, als er gereizt fragte: „Hast du einen Daddy gefunden?“
Oh Gott, er dachte, dass ich die Nacht ohne Nachricht weggeblieben war, weil ich mich mit einem fremden Mann vergnügt hatte. Das war ja auch der eigentliche Grund für die Party gewesen. Und seine Regeln, damit es dazu nicht kam und ich hatte sie gebrochen…
Mein Damm brach und Sean lockerte seinen Griff. Erst schien er nicht zu wissen, wie er damit umgehen sollte, doch dann zog er mich ins Haus und warf die Tür hinter uns zu.
„Mina, pssst, Kleines. Es ist gut. Es ist alles gut.“, ich drückte mich an ihn und schluchzte, versuchte ihm zu erklären, was los war. Was am gestrigen Abend passiert war. Doch ich brachte nur zusammenhangloses Gestammel hervor, dass durch mein Geheule nur noch undeutlicher wurde.
Sean flüsterte beruhigende Worte, wollte wissen, ob es nötig war die Polizei zu rufen und ob mir etwas Schlimmes passiert war. Ich schaffte es den Kopf zu schütteln und klammerte mich an sein Hemd: „Lass mich klein sein. Bitte, Onkel Sean. Ich will nicht mehr daran denken müssen. Ich will, ich will…“
Er hielt mein Gesicht fest und sagte fest: „Ruhig, Püppi! Hol tief Luft und dann antworte nur auf meine Fragen. Schaffst du das?“
Ich nickte und wollte mich aus seinem Griff lösen, doch er hatte anderes im Sinn: „Hat dir jemand weh getan? Auf schlimme Art und Weise?“
Ich verneinte und er schloss kurz, erleichtert wirkend, die Augen: „Hat Kim dich sitzen lassen?“
„Nein.“
„Hast du etwas getan, wofür kleine Mädchen sich am nächsten Tag schämen?“, fragte er weiter. Ich verstand erst nicht richtig, bis er die Augenbrauen nach oben zog.
„Nein!“
„Gut. Dann sag mir, warum du so spät nach Hause gekommen bist. Warum hast du dich nicht an unsere Abmachung gehalten? Was zur Höl…“
„Ich habe John getroffen.“, platzte es aus mir heraus, „Seine Frau ist… ist weg…“, während ich sprach, fiel mir das Luftholen schwer und ich kam einfach nicht gegen die aufkommenden Tränen an. Immerhin versuchte ich etwas Fassung zu wahren und flüsterte, damit meine Stimme einigermaßen normal klang, „Aber er hat mich nicht nach Hause geholt. W-warum hat er mich nicht nach Hause geholt?“
Sean sah mich an, suchte etwas in meinem Blick, während ich versuchte, nicht zu Blinzeln, damit ich nicht schon wieder in Tränen ausbrach.
„Weil ich es ihm untersagt habe.“, kam es von ihm. Ich schnappte nach Luft und er beeilte sich zu sagen, „Er tut dir weh, Mina! Ich habe von ihm verlangt, dass er damit aufhören muss! Er kann dich holen, aber nur, wenn er sich seiner Gefühle im Klaren ist. Außerdem musste ich ihn… ich musste ihn unter Druck setzen!“, er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sah gen Himmel, „Er muss endlich frei werden. Dieser beschissene Ehevertrag darf kein Hindernis darstellen.“
Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte mich von ihm zu lösen: „Warum? Nein, dass… was für ein Ehevertrag?“, ich war durch seine Worte überfordert. Was sollte ich jetzt zuerst machen? Ihn nach dem Ehevertrag fragen oder was zur Hölle er sich nur dabei gedacht hatte, John und meine Trennung unnötig in die Länge zu ziehen?
Ich entschied mich für Letzteres: „Warum nur hast du ihm gesagt, dass er mir weh tut und sich erst seiner Gefühle klar werden muss? Wir haben einen Vertrag, er und ich!“
Sean sah mich mitfühlend an und wischte die nun doch kullernden Tränen von meinen Wangen: „Deswegen, Babydoll. Du bist keine Professionelle und John weiß das. Wie willst du denn weitermachen, wenn du wieder zu Hause bist?“
Darauf hatte ich noch keine richtige Antwort. Ich sah nach unten und murmelte: „Ich lerne doch gerade. I-ich bin doch erst dabei mich zu finden.“
„Ich weiß.“, sagte Sean und legte seine Fingerspitzen unter mein Kinn. Wir sahen uns an: „Und du machst das wirklich gut, Püppchen. Aber ich habe Angst, dass du in ein tiefes Loch fällst, wenn das hier vorbei ist. Und was mindestens genauso schlimm ist, ist das John in das gleiche Loch am anderen Ende der Welt fallen wird. Dieser Idiot versteht seine eigenen Gefühle nicht. Und deshalb wollte ich ihn zwingen sich damit auseinander zu setzen. Scheinbar keiner meiner besseren Einfälle. In welchem Zustand hat er sich denn befunden?“
Ich schüttelte meinen Kopf und legte diesen dann an Seans Brust: „Darf ich jetzt bitte klein sein, Onkel Sean.“
„Willst du mir nicht antworten?“, fragte er und ich schüttelte meinen Kopf, während ich den Abend in Gedanken nochmals abrief. Er lachte: „Wenn du klein sein willst, wirst du mir antworten müssen.“
„Ist gut, Onkel Sean.“, flüsterte ich und sah dann zu ihm auf. Mein Kinn auf seiner Brust, „Ich war unartig. Kim und ich haben uns ein Tetrapack Wein geteilt.“, das würde ihn doch sicher erstmal ablenken. Seine Mundwinkel gingen nach unten: „Sag mir bitte, dass du lügst.“
„Ich darf doch nicht lügen.“
„Du darfst auch nicht so viel Alkohol trinken!“, entfuhr es ihm. Er schob Richtung Küche und ich war erleichtert, wie schnell wir ins Spiel fanden. Und auch, dass es Onkel Sean gleich veranlasste mir einen Klapps auf den Hintern zu geben, schließlich war ich unartig gewesen. Das brachte ihn gleich zum nächsten Punkt: „Wo ist eigentlich deine Windel?“
„Bei Daddy. Ich musste mich abgrenzen.“
Sean fragte vorerst nicht weiter nach. Lieber machte er uns ein schnelles Frühstück, steckte mich in die Wanne und trug mich danach in mein Zimmer. Erst da ging mir auf, wie erschöpft Sean aussah. In mir rührte sich mein schlechtes Gewissen. Ja, ich brauchte es jetzt umsorgt zu werden, aber er hatte wer weiß wir lange auf mich gewartet und sich Sorgen gemacht. Ich hätte ihm wenigstens eine kurze Nachricht schicken können. Aber ich hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet.
Er setzte mich auf der Wickelkommode ab und ich legte meine Hände auf seine Schultern: „Es tut mir leid, Onkel Sean. Ich hätte…“
„Du hättest was?“, unterbrach er mich und holte eine Windel hervor, „Dich melden müssen? Pünktlich nach Hause kommen? Dich nicht betrinken sollen?“
Er warf mir einen Blick zu und ich schwieg. Trotzdem zwang ich mich zu einem Nicken. Er lächelte: „Da hast du völlig Recht. Es ist nicht gut seinen Onkel über Nacht zehn Jahre altern zu lassen.“
Ich schnaubte: „Als ob. Graue Haare hast du sicher nicht von mir.“
Er kniff mir in die Nase: „Ich habe keine grauen Haare, freche Göre! Leg dich lieber hin.“
Ich folgte seiner Aufforderung und legte auch brav meine Beine in die Halterung. Der Ablauf war vertraut und unspektakulär. Ich starrte an die Decke und gab zu: „Daddy war schrecklich betrunken. Jemand ist mich angegangen und John, den ich bis dahin gar nicht bemerkt hatte, ist dazwischen. Sie haben sich geprügelt und danach habe ich Daddy nach Hause geschafft.“
„Das hast du gut gemacht, Mina. Aber es hätte nicht auf deinen Schultern lasten sollen.“, er rieb Babyöl über meine Backen und nahm danach das Puder zur Hand.
„Daddy, lag aber über meiner Schulter. Er ist ganz schön schwer.“, sagte ich und sah nach unten, während er das Puder verteilte. Er schenkte mir ein schiefes Lächeln: „Am liebsten würde ich sagen, dass es davon kommt dass er diese ekelhafte dunkle deutsche Schokolade isst, aber dann würde ich lügen.“
„Er mag Herrenschokolade?“, hakte ich nach und beschloss ihm welche zu schicken, wenn ich wieder zu Hause war. Sean hingegen verzog angeekelt den Mund: „Wie das schon klingt. Herrenschokolade!“, er schüttelte sich gespielt und schob eine Windel unter meinen Popo. Kurz hielt er inne und fragte dann: „Wie war es denn mit der Einlage?“
Ich lief rot an und zappelte etwas: „Ich ähm… also ich wollte ja, aber es war dann eher doch… also ich…“
Sean unterbrach das Gestammel: „Möchtest du es nochmal in Ruhe ausprobieren?“
„Ja.“, sagte ich knapp und er zwinkerte mir zu, bevor er zur Tat schritt.
Letztlich lag ich in meinem rosa Strampler dick verpackt in meinem Bett. Ich drückte meinen Teddy an mich und Sean nahm sein Handy: „Bleib so, Kleines.“
Er machte ein Foto, doch bevor er die Bettgitter hochstellen konnte, sagte ich: „Ich will nicht allein sein.“
Seans Augenringe schienen bei diesen Worten dunkler zu werden und die sonst kaum sichtbaren Falten um seine Mundwinkel tiefer: „Mina, ich bin ehrlich gesagt ganz schön geschafft.“
„Ich weiß.“, sagte ich und er schob mit einem Seufzen seine Hände unter meinen Körper.
„Nicht!“, rief ich erschrocken. Nun wirkte er doch ungeduldig: „Mina, ich will auch schlafen!“
„Ich weiß, Onkel Sean. Aber ich will nicht in deinem Bett liegen. Das ist was… also, das ist was, was ich mit Daddy machen möchte.“
„Was schlägst du vor?“, fragte er resigniert. Ich rückte ein Stück zur Seite und Sean verstand sofort. Er murmelte etwas von: „Ich kann nicht glauben, dass ich das mache.“, und legte sich dann zu mir. Wir sahen uns eine Weile an und Sean gähnte: „Du sollst schlafen.“
„Ich kann nicht.“, flüsterte ich.
„Wegen John?“, fragte er und ich nickte.
„Na dann muss ich dich wohl auf andere Gedanken bringen.“, sagte er und überlegte nicht lange, „Mach die Augen zu, Kleines. Ich erzähle dir, wie mein Abend war.“
Ich folgte seiner Aufforderung, riss meine Augen aber sofort wieder auf, denn Sean sagte: „George war gestern Abend da.“
„Was?!“
„Augen zu!“, forderte er nun etwas strenger und ich zwang mich dazu. Diesmal fiel es mir echt schwer und ich presste die Lippen zusammen, um ihn auf keinen Fall zu unterbrechen. Sean strich mir eine Strähne aus dem Gesicht: „So, Püppchen. Dein Freund ist aus der Uni ausgestiegen und seine Eltern sind so verärgert, dass sie ihm mit sofortiger Wirkung den Geldhahn abgedreht haben. Sie sind weder gewillt ihm die Operation noch die weiteren Lebenshaltungskosten zu zahlen. Er wollte sich bei dir Entschuldigen und dich um Rat bitten.“
„Mich?“, fragte ich ungläubig. Sean lachte: „Ja, dass Mädchen in Windeln. Ich soll dich Grüßen.“
Dann schwieg er eine Weile und ich wurde ungeduldig: „Onkel Sean!“
„Oh, du Zappelmaus!“, er zog mich in seine Arme und sagte dann leise: „Ich habe ihm ein Praktikum in unserer Firma angeboten und ich habe ihm gesagt, dass ich ihm die OP, sowie die Nachbehandlung finanziere, wenn er bereit ist, dafür etwas für mich zu tun.“
„Was denn?“, mir wurde flau und Seans nächste Aussage bestätigte meine Befürchtung, „Ich habe von ihm verlangt, dass er sich mit dir versöhnt und dass er erstmal verstehen muss, bevor er deinen Lebensstil völlig ablehnt.“
„Du hast doch nicht? Das hast du nicht!“, brachte ich unvollständig zusammen. Er lachte: „Noch nicht. Aber bald.“
Ich schlug Onkel Sean gegen die Brust und er kniff mir dafür in den Arm. Dann erklärte er: „Der junge Mann hätte sicher auch bei Freunden oder seiner Schwester unterkommen können, wenn er es gewollt hätte. Aber das hat er nicht, Mina. Er stand hier und schien erleichtert, dass du nicht da warst. Ich freue mich schon sehr darauf, Georgie in diese Lebensweise einzuführen.“
„Er hasst es, wenn man ihn Georgie nennt.“, erklärte ich und Sean lachte, „Daran wird sich der junge Mann dann wohl gewöhnen müssen.“
Ich schüttelte meinen Kopf: „Unglaublich! Ich kann es einfach nicht fassen.“
Wir sprachen weiter und es ging in ein Flüstern über. Sean verlor zuerst den Kampf gegen die Müdigkeit und ich hatte Zeit noch etwas nachzudenken. Wenn George sich mit mir versöhnen würde und Sean sei Dank einen Praktikumsplatz in der Firma hatte, dann konnte ich ihn auf Meyers und Smith ansetzen. Jetzt musste ich nur noch die Chance erhalten in Ruhe mit ihm darüber zu sprechen.
Die Türklingel riss uns aus der verdienten Ruhe. Sean flüsterte: „Schlaf weiter, Baby.“, doch ich rappelte mich auch auf. Er hob mich seufzend vom Bett: „Dickkopf!“
„Kontrollfreak!“, schoss ich zurück und gähnte herzhaft, bevor ich nach meinem Teddy griff. Sean grinste: „Kann die Kleine nicht mehr ohne ihren Bären?“
„Lass mich. Wenn ich Alice dabeihaben will, dann will ich Alice dabeihaben!“
„Alice?“, hakte er nach und ich hob den Bären vor mein Gesicht, „Ja, Alice Cooper. Sie sehen sich ähnlich, oder?“
„Kann ich jetzt nicht so sagen.“, meinte Sean und wuschelte mir durchs Haar, als es erneut klingelte.
John richtete gerade seinen Manschettenknopf, als Sean ihm die Tür öffnete. Die Beiden sahen sich an und Sean fragte recht kühl: „Was willst du?“
„Ich will mein Mädchen nach Hause holen.“, John klang ebenso geschäftsmäßig wie Sean. Ich hockte am Geländer eine Etage höher und versuchte die Beiden unauffällig zu beobachten. Sie umkreisten sich mit Worten, wie zwei Tiger, die sich gleich anfallen würden. Leider verstand ich nicht alles, erst als Sean laut sagte: „Weißt du überhaupt, was das mit dem Mädchen macht?“
„Ja, dass weiß ich jetzt.“, sagte John ebenfalls mit erhobener Stimme, „Aber glaub nicht, dass die Kleine die Einzige ist, die ihre Gefühle nicht im Griff hat.“
„Was sagst du mir hier, Buddy?“, fragte Sean wieder etwas leiser. Und John ließ die Schultern hängen, als er antwortete: „Was heißt es wohl, Sean.“, dann wurde er sehr leise. Kurz darauf nahm Sean ihn in den Arm und sagte fest: „Das ist keine Niederlage, John.“
Endlich ließ Sean John herein und sie bewegten sich in Richtung Wohnzimmer. Ich blieb an meinem Plätzchen hocken, bis Sean nach mir rief: „Püppi, kommst du runter?“
Ich zögerte und duckte mich etwas weg, als Sean am Fuße der Treppe auftauchte und nach oben sah. Er entdeckte mich trotzdem und setzte einen Fuß auf die erste Stufe: „Was ist denn los? Darauf hast du doch gewartet.“
„I-ich weiß nicht… was soll ich denn jetzt sagen? Wie soll ich John denn jetzt begegnen? Weiß er denn was gestern Abend…?“, ich brach ab und Sean nahm mehrere Stufen gleichzeitig, um bei mir zu sein.
„Minchen, ist das denn jetzt wirklich wichtig? Er ist da. Es ist das, worauf du gewartet hast.“
„Ja, aber… aber…“, stammelte ich. Sean zog mich in seine Arme: „Ich bin bei dir, Kleines. Ich nehme dich jetzt an die Hand und du setzt dich unten zu mir. Wenn du so weit bist, kannst du gerne zu John gehen. Was hältst du davon?“
Ich nickte und Sean reichte mir seine Hand: „Na komm, Püppchen.“
Zögernd folgte ich Sean und versuchte mich auch so gut es ging hinter ihm zu verstecken. Trotzdem spürte ich Johns Blick auf mir und als ich vorsichtig an meinem Onkel vorbeilugte, sah ich meinen Verdacht bestätigt. John sah streng aus. Sein Mund wurde schmaler, als er sah, dass Sean mich an der Hand hielt. Auch die Furche zwischen seinen Brauen wurde tiefer.
Sean drückte meine Hand. Er setzte sich John gegenüber und zog mich ohne Vorwarnung auf seinen Schoß. Ich sah ihn zweifelnd an, doch dieser ignorierte meinen Blick und sah mindestens genauso verkniffen zu John, wie dieser zu uns.
„Sagst du Hallo zu deinem Daddy?“, fragte mich Sean, ohne seinen Ausdruck zu ändern. Ich nickte und zappelte nervös, als ich mich zu John drehte. Sein Blick verfinsterte sich und ich brachte keinen Ton heraus.
John musterte mich: „Hat sie ein Nickerchen gemacht?“
„Ja, sie war sehr erschöpft.“
„Sie wollte sich nicht von mir versorgen lassen.“, sagte er kühl. Die Beiden sprachen über mich hinweg und ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder wütend sein sollte. Sean hatte seine Arme um mich gelegt und ich sah immer wieder zu John.
„Du warst betrunken. Sie hat richtig gehandelt. Wenn man sie mal lässt, merkt man, dass sie eine kluge junge Dame ist.“, dabei strich er mir eine Strähne hinters Ohr und ich sah, wie John eine Faust ballte. Sean fuhr ungerührt fort: „Es hat eine Weile gedauert, aber ich finde, dass sich die Mühe gelohnt hat, der großen Mina Freiraum zu geben. Wir haben uns gut kennen gelernt in der kurzen Zeit. Stimmts, Püppi?“
Ich riss meine Augen auf und starrte Sean mit einem leichten Kopfschütteln an. Was zur Hölle machte er denn? Was glaubte er denn, was das in John auslöste?
John schloss kurz die Augen und ich sah, wie eine Ader auf seiner Stirn pulsierte und ich sagte leise: „Ich habe dich vermisst, Daddy. Ich habe jeden Tag darauf gewartet, dass du mich nach Hause holst.“
Sean drückte mich etwas fester an sich, trotzdem sah ich nicht zu ihm. John ging es nicht gut und das wollte ich ändern. Vor allem konnte ich das auch und dazu musste ich nur die Wahrheit sagen. Johns Ausdruck entspannte sich etwas, war aber noch nicht der, den ich mir von ihm wünschte. Es gab diesen einen Zug in seinem Gesicht, den er nur für mich hatte und den wollte ich sehen!
„Stimmt das, Sean?“, fragte John und zu meiner Erleichterung nickte dieser, „Jeden einzelnen Tag musste ich das Mädchen von dir ablenken. Ich habe festgestellt, dass man diesen kleinen Sturkopf von manchen Sachen nur schwer abringen kann.“
„Sturkopf? Meine kleine Mina?“, er sah ungläubig aus. Sean lachte: „Oh ja und unartig. Charmant, aber sowas von frech!“
John sah mich fragend an und ich winkte eilig ab: „Glaub ihm kein Wort, Daddy! Er spielt nicht mit fairen Mitteln!“
„Nicht? Soll ich das Gurkenglas holen?“, fragte Sean und ich lief rot an. Ich schüttelte meinen Kopf, ohne den Blick von John zu wenden. Dieser wirkte mehr als nur amüsiert, als er die Beine überschlug: „Ich würde es gerne sehen!“
Oh nein! Nein! Nein! Nein! Was passierte hier eigentlich gerade?
„Nimmst du mir das Mädchen ab?“, fragte Sean und Johns Ausdruck nahm wieder diesen diabolischen Zug an, „Nein. Sie soll es selbst holen.“
Ich wollte nicht, sah mich aber gezwungen, als John und Sean laut überlegten, welche Strafe für meinen weiteren Ungehorsam wohl angebracht wäre.
Also stand ich auf und stolperte in die Küche. Ich hörte beide Männer hinter mir lachen. Schön, dass sich die Beiden wieder gefunden hatten, während ich mir nicht nur dämlich, sondern auch verloren vorkam.
Danke für nichts, Onkel Sean! Eigentlich hätte ich es mir ja denken müssen. Der Mann kam eben auch nicht aus seiner Haut raus und er liebte es, mich in diese peinlichen Situationen zu bringen.
„George, du hast ja keine Ahnung, worauf du dich hier eingelassen hast!“, murrte ich, während ich nach dem fast vollen Gurkenglas griff.
Die Beiden sprachen miteinander, als ich zögernd eintrat. Als ich unsicher stehen blieb, schenkte ihn John mir, den Gesichtsausdruck, auf den ich gewartet hatte. Die Falte zwischen seinen Brauen verschwand fast vollständig, stattdessen wurden die Züge um seine Augen entspannter und sogar kleine Lachfältchen traten hervor. Auch der strenge Zug um seinen Mund verschwand völlig und machte einem Lächeln Platz: „Komm zu mir, Baby. Hab keine Angst.“, dabei breitete er seine Arme aus und meine Erleichterung brachte mich zum Weinen.
„Na na, wer wird denn?“, sagten die Männer zeitgleich und ich bewegte mich auf John zu. Ich ließ mich von ihm auf den Schoß setzen und klammerte mich an dem Gurkenglas fest, während er mich sanft wog.
„Ist es wegen der vielen Zettel?“, fragte mich mein Daddy leise und ich schüttelte den Kopf. Er fragte weiter: „Ist dein Windelchen nass?“
„Nein!“, sagte ich etwas heftig und John zog mich enger an sich, als er in mein gesundes Ohr flüsterte: „Hast du Angst gehabt, ich könnte dich nicht mehr lieb haben?“
Ja, ja das war es. Auch wenn ich es selbst in andere Worte gekleidet hätte. Ich wagte es nur zu nicken und John legte meinen Kopf auf seine Schulter und wog mich weiter: „Mein Liebchen, es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe.“
Wir schmusten, bis ich mich beruhigt hatte. In der Zeit hatte Sean uns einen Kaffeetisch gedeckt und ich bemerkte mit Scham, dass für mich ein Lätzchen und ein Fläschchen mit Tee bereitstanden. Ich sah verlegen zu Sean und er zwinkerte mir zu: „Dein Daddy sagte mir, dass das ein Wundermittel gegen deine Unruhe ist.“, und fügte bei meinem Gesichtsausdruck hinzu, „Hast du etwa geglaubt, wir würden uns nicht austauschen?“
Ich sah zu John, welcher mich auf seinem Schoß zurechtrückte. Er nahm mir sanft das Gurkenglas ab: „Geht es dir wieder besser, Spätzchen? Alle Sorgentränen ausgeweint?“
Ich nickte verlegen und Sean trat näher. Er hatte das Lätzchen in der Hand und ich murmelte: „Ich wäre jetzt lieber groß.“
„Das steht gerade nicht zur Verhandlung.“, gab er zurück und hob mahnend einen Finger: „Du bist aufgewühlt und du hast noch eine Strafe vor dir. Außerdem…“, dabei band er mir das Lätzchen um, „Siehst du in dem Strampler so verdammt süß aus.“
Ich sah hilfesuchend zu John und dieser legte eine Hand auf meinen Oberschenkel: „Und dann noch dieses dicke Paket zwischen deinen Beinen. Wie hat Sean dich nur dazu gebracht?“
„Er kann sehr überzeugend sein.“, nuschelte ich und die Männer lachten. Sean setzte sich und nahm seine eigene Kaffeetasse: „Aber sie hat schon Recht, John. Wenn es den Weg gehen soll, dann musst du ihrer anderen Seite auch eine Chance geben.“
„Ich weiß nicht, ob wir beide schon bereit dafür sind“, er legte mich in seinen Arm und griff dann nachdem Fläschchen. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund: „Was passiert hier gerade?“
„Ich will dir ein Fläschchen geben.“, sagte John wie selbstverständlich.
„Aber du kannst doch nicht. Ich meine…“
Lächelnd schloss John die Augen: „Erst denken und dann sprechen.“
„Es ist mir peinlich vor euch Beiden weiter die Kleine zu spielen.“, sagte ich und Sean prustete los, „Oh, arme Püppi. Wir haben dich Beide als Little erlebt und jetzt ist es dir peinlich?“
„Ja!“
„Nun, meine Kleine, manchmal muss man aus seiner Komfortzone herauskommen, um neue Lektionen zu lernen.“, sagte John und nahm sanft meine Hand zur Seite, „Na komm. Lass uns etwas Entspannung finden.“
Ich sah ihn an und verstand. Also öffnete ich meinen Mund und als ich die ersten Züge nahm, verließ John die Anspannung, die er wer weiß wie lange empfunden hatte. Ich schloss meine Augen und die beiden Männer unterhielten sich leise. Es ging ums Geschäft und am Rande mal um Sport. John behielt mich auch im Arm, als das Fläschchen längst leer war und er sich seinem Kaffee widmete.
Erst als sie auf meinen Instagram Account zu sprechen kamen, rappelte ich mich hoch: „Den können wir doch dann löschen!“
„Nein, wieso? Die Bilder von dir sind entzückend. Ich habe ungeduldig auf Neue gewartet, jeden Tag.“, meinte John und ich wand mich, „Aber es ist so peinlich. Was ist, wenn mich mal jemand erkennt?“
„Da erkennt man dich nicht. Aber es beruhigt mich zu wissen, dass es mein Babygirl ist, dass da so hübsch aussieht. Gabs schon Firmenanfragen für Werbung?“, die letzte Frage ging an Sean und ich sah ihn überrascht an.
„Noch nicht. Dafür macht sie das noch nicht lange genug. Fehlende Reichweite und zu wenig Follower. Aber es könnte etwas werden.“
Ich sah zwischen ihnen hin und her: „Was für Werbung?“
„Für ABDL-Content. Windeln, Nuckel, Fläschchen oder Kleidung… Firmen schreiben dich an, senden dir ihr Produkt zu und du machst Bilder von dir damit und sagst, wie es dir gefällt. Dafür handelt ihr vorher einen Preis aus.“, erklärte mir Onkel Sean. Meine Kinnlade klappte runter: „Auf keinen Fall! Das mache ich nicht!“
„Ah und deshalb nicht.“, Sean zeigte auf mich und zwinkerte grinsend. John küsste meine Schläfe: „Zu schüchtern für einen Nebenverdienst?“
„Doch nicht so einen!“, sagte ich aufgebracht und Sean lachte, „Ich mach wohl lieber noch ein Beruhigungsfläschchen.“
„Nein, dann muss ich nur…“, setzte ich an und merkte, dass es genau das war, worauf die Beiden hinauswollten. Ich verschränkte meine Arme: „Hört auf mich zu ärgern.“
„Lass mal sehen.“, meinte John stattdessen und nahm sich das Gurkenglas. Sean nahm ebenfalls Zettel heraus und es wurden Stapel angelegt.
Gelogen, Treppe, Ungehorsam und Smoker angefasst. Der letzte Stapel wies die meisten Zettel auf. Ich starrte mein Verhängnis an und wünschte mir, dass ich dieses verfluchte Glas einfach im Garten vergraben hätte, als ich die Chance dazu hatte.
„Spätzchen…“, sagte John und ich sah ihn an, „Daddy, ich war nicht mit Absicht ungehorsam!“
„Mich stört ja auch nicht, dass du die Psychokatze anfassen wolltest. Du bist eben ein kleines Mädchen und die lieben meistens süße flauschige Sachen. Aber der hier stört mich.“, dabei tippte er auf den Stapel für gelogen. Ich ließ den Kopf sinken: „Aber das war nur, weil ich keinen Ärger machen wollte.“
„Du meinst, weil du keinen Ärger haben wolltest.“, korrigierte mich Sean streng und ich schüttelte meinen Kopf.
„Nun, Sean und ich haben schon darüber gesprochen, welche Strafe wir dir angedeihen lassen wollen. Wir waren uns ziemlich schnell einig.“
Na toll. Wann hatten sie das denn gemacht? Wahrscheinlich hatten sie das irgendwann vorher geklärt, denn die kurze Zeit, in der ich das Glas geholt habe, hätte dafür nicht ausgereicht.
„Daddy, ich…“
„Shhht, du hast dich wissentlich über die Regeln hinweggesetzt, dann musst du auch die Strafe ertragen.“, sagte John mit seiner Daddystimme. Ich kaute auf meiner Unterlippe: „Ihr wollt mir doch nicht zusammen den Hintern versohlen, oder?“
Ich hatte das letzte Mal von Sean noch allzu gut in Erinnerung und während John mich von seinem Schoß schob, fiel mir auch siedend heiß seine Belehrung mit dem Gürtel ein. Ich hatte noch immer kein Gefühl für das Strafmaß entwickelt, war mir aber sicher, dass es nicht mit In-Der-Ecke-Stehen getan wäre. Sean klopfte auf seine Oberschenkel: „Leg dich hin, Kleines. Mach es dir nicht schwerer, als es nötig ist.“
Während ich der Aufforderung nachkam, entfuhr mir ein Wimmern. John schob den Couchtisch zur Seite und kniete sich dann vor mich. Ich drehte mein Gesicht zu ihm: „Daddy, bitte nicht.“
Er legte eine Hand an meine Wange: „Würde ich dir je etwas auferlegen, dass du nicht aushalten kannst?“
Ich war mir in diesem Moment nicht so sicher. Doch noch während wir uns ansahen, öffnete Sean die Knopfleiste meines Stramplers: „Wir waren uns einig, dass du durch etwas durchmusst, dem du auf keinem Fall freiwillig zustimmen würdest. Trotzdem darfst du einen Teil deiner Strafe selbst bestimmen. Vorher muss ich nur noch eins wissen, Mina. Willst du hierbleiben oder mit John nach Hause gehen?“
Dabei zog er die Windel etwas mühselig über meinen Hintern. Ich legte schützend meine Hände über meine Backen, doch einer der Beiden nahm sie und drückte sie auf meinen Rücken. Ich begann zu weinen, obwohl noch gar nichts passiert war. Ich kniff die Augen zu und versuchte mich zu befreien, doch die Männer hatten mich fest im Griff.
„Wir warten noch auf deine Antwort, Baby. Keiner von uns wird dir deswegen böse sein.“, sagte John und Sean fügte hinzu, „Dessen kannst du dir sicher sein, Püppi.“
Ich weinte und brachte hervor: „Zu Daddy. Ich will zu Daddy!“
Die Beiden sahen sich über meinen Rücken an und Sean seufzte: „Tja, Buddy. Dann darfst du. Schade, ich hatte gehofft, dass dieser süße Hintern mir gehören würde.“
„Such dir deinen eigenen, Kumpel.“, sagte John und etwas sanfter zu mir, „Halt still, Spatz. Dann tut es nicht so weh.“
Ich hielt die Luft an. Doch das erwartete kam nicht. Es kam schlimmer. Sean offenbarte mir die Optionen: „Es läuft auf ein Zäpfchen hinaus, Kleines. Du darfst wählen zwischen einem Schlafmittel oder einem Abführmittel.“
„Das ist keine Option, wenn ich so oder so etwas in meinen Hintern geschoben bekomme!“, entgegnete ich und versuchte mich nun energischer zu befreien.
Auf keinen Fall! Das wollte ich nicht mit mir machen lassen. Ein Klapps auf meinen Hintern: „Halt still und triff deine Entscheidung!“
„Ich will das nicht entscheiden! Ich will das nicht!“
Sean seufzte: „Sich schnell entscheiden muss sie noch lernen.“
„Ich weiß, dass ist wichtig im Business.“, meinte mein Daddy.
Sean spreizte meine Backen und ich hörte, wie John sich einen Latexhandschuh überzog.
„Dann müssen wir wohl entscheiden, wenn das Baby das noch nicht kann.“, sagte Onkel Sean und Panik stieg in mir auf.
„Schlafmittel! Schlafmittel!“, schrie ich fast und strampelte wie wild mit meinen Beinen. Alles, nur kein Abführzäpfchen! In der Stimmung, in der die Beiden gerade waren, würden sie mich zwingen, es in die Windel zu machen und ich war mir sicher, dass ich damit nicht gut würde umgehen können. Sean lachte: „Schon zu spät, oder was meinst du, John?“
Ich drückte mein Gesicht in die Couch. Zu meiner Erleichterung sagte John: „Sie lernt doch gerade, dafür können wir sie doch nicht bestrafen.“, er streichelte über meinen Rücken: „Ein bisschen Ruhe wird dir guttun. Jetzt entspann dich, es ist gleich vorbei.“
Ich spürte wie Johns Finger tastete und dann das kalte harte Zäpfchen, das gegen meinen Anus drückte. Ich kniff so gut es ging zusammen und jammerte: „Au! Das tut weh! Hört auf damit!“
Eine lasche Gegenwehr und völlig nutzlos. Stück für Stück fand dieses wie ich fand, riesige Teil, seinen Weg in meinen Hintern. Ich kämpfte noch immer dagegen an, mein Gesicht in die Couch gedrückt und die Luft anhaltend.
„Nicht wieder rauspressen.“, sagte John und schob ein Stück seines Fingers hinterher.
Der war größer als das Zäpfchen. Ich schnappte nach Luft und versuchte mich nochmal zu befreien. Sean drückte meine Arme schmerzhaft nach oben und hielt mich mit eisernem Griff fest: „Halt still. Du tust dir nur selbst weh!“
Er hatte Recht und die Kraft fehlte mir mittlerweile auch. Ich blieb schlaff und leise schluchzend auf seinem Schoß liegen. Johns Finger noch immer in meinem Anus.
„Ich denke, es ist jetzt gut.“, sagte John und tastete vorsichtig in mir herum, „Es hat sich aufgelöst.“
Endlich zog er sich aus mir zurück: „Machst du sie fertig?“, fragte er Sean, „Ich würde gerne meine Hände waschen.“
„Na sicher. Wir sind eingespielt, Mina und ich. Aber es wundert mich, dass das Herzchen scheinbar doch so schmutzig ist.“
Ich lief rot an und wand mich. Mein Hintern lag hier noch immer frei und das Gespräch nahm eine für mich noch unangenehmere Wendung. Zu allem Überfluss sagte John: „Stille Wasser sind tief…“
Er ging und Sean zog die Windel wieder etwas höher. Den Strampler verschloss er allerdings nicht, dafür half er mir auf und wischte mir mit der Hand übers Gesicht: „Wieder gut?“
„Das war echt gemein von euch!“, sagte ich und er schüttelte seinen Kopf, „Es war angebracht. Es gibt Dinge, über die man hinwegsehen kann und über andere nicht. Es freut mich, was du mit Smoker gemacht hast. Er ist entspannter und wesentlich zutraulicher geworden. Auch mir gegenüber. Da hatte das kleine Mädchen also Recht und ich bin dir dankbar dafür. Aber Lügen… ich weiß, dass du keine Last sein willst, Mädchen. Aber wenn ich dich Frage, wie es dir geht, dann will ich eine ehrliche Antwort! Wie soll ich dir helfen, wenn du nicht aufrichtig zu mir bist?“
„Manchmal… also… ich bin es gewohnt alleine…“, stammelte ich und er kniff mir in die Nase, „Genau, gewohnt! Gewohnheiten kann man ändern. Du bist nicht mehr allein, auch wenn du zurück gehst. Ich werde immer dein Freund sein und ich erwarte, dass du mich um Hilfe bittest, wenn du nicht weiterweißt. Verstanden?“
„Ja, Onkel Sean.“, ich sah betreten auf meine Hände und er zog mich etwas in seine Arme, „Was geht dir noch durch den hübschen Kopf?“, wollte er wissen. Das fragte ich mich gerade selbst auch. Scheinbar begann das Schlafmittel zu wirken, denn ich fühlte diese aufkommende Müdigkeit, die sich in Brust und Bauch ausbreitete. Ich schüttelte meinen Kopf und rieb mir übers Gesicht. Sean lächelte: „Wirkt schnell, oder? Die rektale Schleimhaut nimmt Medikamente besser auf, als der Magen.“, er klang richtig begeistert.
„Mhm…“, machte ich nur und erinnerte mich daran, was ich sagen wollte, „Was kann ich denn für dich tun? Wann kann ich dir helfen?“
Er überlegte nicht lange, sondern drückte seine Nase in meine Wange: „Du hilfst mir in Beziehungsfragen. Ich werde dich anrufen und dann kannst du mir sagen, ob ich mal wieder zu dominant bin oder ob ich Recht habe. Okay?“
„Okay.“, flüsterte ich und gab etwas lallend hinzu, „Ich weiß nicht, ob es morgen früh noch okay ist.“, mir war duselig und Sean lachte: „Jetzt aber schnell umgezogen. Schaffst du die Treppe?“
„Nein.“, sagte ich und sah zum Sofa. Es war echt einladend kuschelig. Das John uns beobachtet hatte, merkte ich erst, als er neben uns trat: „Ich hab dir Sachen runtergeholt. Aber ein bisschen musst du schon mitmachen.“
„Mhm…“, meine Augen waren geschlossen und ich reagierte nur auf, „Den Arm hier durch. Jetzt den anderen.“, und ähnliche Anweisungen. Mir war nicht bewusst, ob die Beiden sich jetzt sehr abmühen mussten. Selbst wenn es mir bewusst gewesen wäre, hätten sie nur ein: „Selber Schuld!“, von mir bekommen. Ich spürte, wie etwas meine Lippen entlangfuhr und ich öffnete den Mund. Sean lachte und klippte die Nuckelkette an dem Pulli, welchen ich nun trug, fest: „Schaff sie ins Auto, John. Sie muss in ihr Bettchen.“
Meine Verabschiedung von Sean fiel sparsam aus, was allerdings dem Medikament geschult war. Letztlich trug mich mein Daddy zum Auto und schnallte mich an. Ich blinzelte verschlafen und nuschelte hinter meinem Tutti: „Ich brauch noch Alice.“
„Alice?“, fragte er und ich nickte. Er drehte sich zur Haustür und fragte Sean: „Who the fuck is Alice?“
Ich musste lachen und summte die Melodie. Sean sagte etwas und John neigte sich zu mir: „Spätzchen, dein Bär?“
„Mhm…“, ich summte weiter und dämmerte schon wieder weg, als Sean neben dem Auto stand: „Hallo Charles. Lässt er dich mal wieder Überstunden schieben?“
„Guten Abend, Sir. Nein, es ist alles in bester Ordnung.“, sagte dieser und Sean stieß John in die Seiten, „Für diesen Satz zahlst du extra, oder?“
„Ja und nicht wenig.“, gab dieser trocken zurück. Die Männer lachten und ich streckte meine Arme aus.
„Ja, hier ist Cooper.“, meinte Sean und gab mir endlich das geliebte Kuscheltier. John schien verwirrt: „Ich denke der Bär heißt Alice?“
„Ja, Alice Cooper. Frag sie selbst. Ich jedenfalls weigere mich ihn Alice zu nennen.“, meinte Sean. Er strich mir nochmal durchs Haar: „Machs gut, Kleine. Ich hoffe, dass ich mal wieder auf dich aufpassen darf.“
Ich rückte mich zur Antwort nur in meinem Sitz zurecht und schmatzte mit dem Nuckel. Sean schüttelte seinen Kopf, während mir schon wieder die Augen zu fielen: „Bring sie nach Hause, John. Und gib euch Zeit.“
Meine Tür wurde geschlossen. Die Beiden sprachen noch einen Moment miteinander und dann stieg auch John ein. Er wies Charlie an loszufahren und erklärte mir: „Ich muss noch ganz kurz einen Abstecher machen. Es wird nicht lange dauern.“
„Okay, Daddy.“
Er strich mir sanft durchs Haar und neigte sich für einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu mir: „Du hast mir unglaublich gefehlt.“
Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Er hatte mir auch gefehlt. Unendlich.
Und jetzt durften wir wieder zusammen sein! Zumindest noch den ganzen November.
Wir hielten und ich blinzelte verschlafen. Doch da saß John schon nicht mehr neben mir. Wahrscheinlich hatte mich das Zuschlagen der Autotür geweckt.
Er hatte eine dunkle Kuscheldecke um mich gelegt und ich war mir sicher, dass mein Daddy mich am liebsten darin eingewickelt hätte. Es war warm und weich und ich wollte nicht gegen den Schlaf kämpfen. Es war Charles, der fragte: „Miss Mina? Stört es sie, wenn ich aussteige um zu Rauchen?“
„Nein, Charlie. Aber können Sie das Fenster ein bisschen runter machen?“
Er zögerte: „Es ist sehr kalt draußen, Miss.“
„Ja, aber ich bin warm eingepackt und ich mag den frostigen Geruch. Ich kann dann sehr gut schlafen.“
„Für fünf Minuten?“, schlug er vor und ich gähnte, „Zehn. Und wir sagen John nichts.“
Scheinbar war er damit einverstanden, denn das Fenster ging etwas nach unten. Wir parkten an einem Gehweg und in der Stadt, die niemals schlief, waren auch jetzt noch Leute unterwegs.
Heute interessierten sie mich nicht sonderlich. Ich atmete die kalte Nachtluft ein und versuchte mir den Lärm New Yorks als die Geräusche vorzustellen, die ich von zu Hause kannte. Es gelang mir nicht, doch der kühle Wind entschädigte einiges.
„Charles! Was machen Sie denn hier? Sagen Sie bloß mein Mann hat jetzt noch einen Termin?“
Ich blinzelte verschlafen und versuchte die Stimme einzuordnen. Nein, ich kannte sie nicht, aber endlich sickerten die Worte zu mir durch. Leichte Panik stieg in mir auf und ich versuchte einen klaren Blick zu bekommen.
Johns Frau! Seine Frau war hier! Verdammt, ich dachte sie wäre abgereist!
Charles stammelte: „Mrs. Regis, Sie… ich dachte Sie sind zurück nach Frankreich?“
„Die Dreharbeiten haben sich verschoben. Ich fliege in zwei Tagen.“
„Oh, dann… da wird sich Mister Regis freuen.“, stammelte Charles und schob sich etwas vor meine Sicht. Erst ärgerte es mich. Schließlich wollte ich unbedingt einen Blick auf Johns Frau erhaschen. Doch dann wurde mir klar, dass Charles nicht sie vor mir abschirmte. Sondern mich, vor ihr.
„Fahren Sie dann mit uns?“, fragte Charles und ich bemerkte die Anspannung in seiner Stimme. Sie lachte: „Was? Nachdem John sich so verhalten hat? Nein, er kann ruhig ein bisschen schmollen und merken, was ihm fehlt. Ich bin bei einem Freund untergekommen.“, sie sah auf ihre Armbanduhr, dass vermutete ich jedenfalls, denn ich sah ihren Ellenbogen und wie er sich hebte.
„Oh, ja, nun…“
„Es geht Sie nichts an, Charles!“, sagte sie spitz und ich wunderte mich. Sie hatte das doch zur Sprache gebracht und rügte jetzt Charlie, weil er auf ihr Gespräch eingegangen ist? War das normal?
„Außerdem sollten Sie die Fenster schließen! John hasst es, wenn Rauch in den Wagen zieht.“, sie deutete auf mein Fenster und ich duckte mich weg, um nicht gesehen zu werden. Charlie schien sich langsam zu fangen und ich bewunderte ihn dafür: „Ja, Sie haben Recht Misses. Ich wollte auch nur kurz frische Luft reinlassen.“
Sie erwiderte nichts und sah sich scheinbar um, dann hörte ich es auch: „Nicoletta!“
Eine bekannte Stimme. Ich richtete mich etwas auf und schielte durch den Spalt. Es war Smith! Die beiden begrüßten sich mit Küssen auf die Wange und ich wurde wütend. Wie konnte sie das machen? Was war mit Daddy? Dachte sie denn gar nicht an seine Gefühle?
Smith musterte das Auto und stöhnte: „Ist der Big Boss nochmal in der Firma?“
„Scheint so. Wir sollten gehen, bevor er uns sieht. John denkt, ich wäre bereits in Frankreich.“
„Vielleicht wäre es ganz gut, wenn er uns gemeinsam sieht.“, meinte Smith und zog sie an der Taille zu sich. Nicoletta gab sich kokett, doch ihr Lächeln strafte sie Lügen: „Hör auf, was ist, wenn uns jemand sieht?“
Mein Fenster ging nach oben und ich merkte, dass Charles die Gunst der Stunde genutzt hatte. Die Fenster hier hinten waren verdunkelt und er hoffte sicherlich, dass ich so von den Blicken der Beiden abgeschirmt war.
„Und hast du sie dir angesehen?“, fragte Smith. Nicoletta wirkte verwirrt: „Wen?“
„Das neue Spielzeug deines Mannes. Die kleine Praktikantin!“
Ich erhaschte einen Blick auf ihr Gesicht. Sie starrte zu mir ins Fenster und ich zog mir die Decke bis über den Kopf. Plötzlich war ich gar nicht mehr so müde. Mein Herz schlug bis zum Hals und ich war mir sicher, dass man es außerhalb des Autos hören können musste.
„Los, zeig Sie uns!“, forderte Nicoletta. Doch Charles erwies sich als starke Barriere. Er diskutierte und behauptete, dass dort wichtige Unterlagen liegen würden und er nicht gewillt war die Tür für einen Fremden zu öffnen, auch nicht, wenn sich Mrs. Regis im Beisein befand. Es würde gegen die Anweisung seines Arbeitgebers gehen und er wäre nicht scharf darauf seinen Job zu verlieren.
Ich schielte mit einem Auge durch einen kleinen Spalt, den ich mir gelassen hatte. Smith und Mrs. Regis traten dicht an das Seitenfenster und versuchten hineinzuspähen. Ich hielt die Luft an und wagte es nicht einmal zu blinzeln.
„Ich kann nichts erkennen.“, sagte Nicoletta. Sie klang gelangweilt und Smith richtete sich ebenfalls auf: „Sicher nur ein paar Aktenordner. Scheinbar traut er den digitalen Annehmlichkeiten nicht mehr so sehr.“, ein fieses Grinsen ging über sein Gesicht, „Der arme, arme John!“
Nicoletta hakte sich unter und schüttelte ihr langes schwarzes Haar. Ich starrte sie an. Nein, ich hatte noch keinen Film mit ihr gesehen, aber sie war wunderschön. Schlank wie eine Gazelle und mindestens einen Kopf größer als ich. Ihre Haut war makellos und das John diese weichen vollen Lippen küssen wollte, wunderte mich überhaupt nicht. Ich konnte ihre Augenfarbe nicht erkennen, aber sie waren groß und wirkten kindlich unschuldig. „Das war es.“, dachte ich mir, „Dass war es, worin du dich verliebt hattest.“
„Lass uns gehen. Ich will ihm nicht über den Weg laufen!“, sagte sie. Smith versuchte ein letztes Mal etwas hinter meinem Fenster zu erkennen. Nicoletta würdigte Charles oder dem Wagen keinen Blick mehr. Sie stöckelte auf viel zu hohen Schuhen in Smith Arm am Auto vorbei. Dieser winkte ihnen ein Taxi heran und sie fuhren weg. Ich atmete erleichtert aus. Charles kam an meine Tür und öffnete sie vorsichtig: „Alles in Ordnung, Miss?“
„Alles gut, Charlie.“, sagte ich. Er seufzte: „Es tut mir leid, dass…“
„Nichts muss Ihnen leidtun. Aber ich habe eine Bitte an Sie.“
Er nickte: „Sicher doch. Was kann ich für Sie tun?“
„Erzählen Sie davon, wenn der richtige Augenblick gekommen ist.“
Er blinzelte verwirrt: „Was meinen Sie?“
„Ich kann es jetzt nicht besser erklären. Aber ich habe einen Verdacht. Bitte Charlie, sagen Sie Daddy jetzt noch nichts. Der richtige Zeitpunkt wird kommen, dessen bin ich mir sicher.“
Er kratzte sich verwirrt am Kopf und nickte: „Wenn das alles ist…“
Das ich John vor ihm Daddy genannt hatte, schien ihn gar nicht weiter zu stören. Und mich interessanterweise auch nicht.
Ich schüttelte meinen Kopf und lächelte zuckersüß: „Kann ich einen Kakao haben?“
„Sicher Miss.“, sagte er einfach und ging an den Kofferraum. Dort hatte er scheinbar ein Fach mit Utensilien für mich und ich war neugierig, was sich da wohl noch alles drin befinden würde. Kakao streichte ich auf meiner imaginären Liste ab. Ich trank und als John aus dem Gebäude trat, einen Laptop unter seinen Arm geklemmt, stellte ich mich schlafend. So war auch die Absprache mit Charlie.
„War irgendetwas?“, wollte John wissen, als er Charlie rauchend neben dem Auto antraf, „Alles in Ordnung Sir, die Kleine wollte einen Kakao und schläft seitdem wieder.“
„Gut.“, sagte John und stieg dann ein. Ich presste die Beine zusammen, selbst Charles nannte mich „Die Kleine“
Den Stempel würde ich wohl nicht mehr loswerden.
Autor: Bic (eingesandt via E-Mail)
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Du musst unbedingt den Unterschied zwischen DAS und DASS lernen!
Dringend.
Ansonsten echt super!
Ein Beweis dafür, dass Autokorrektur nicht immer Recht hat. Habs gegoogelt, wird nächstes Mal besser.
Erstmal großes Lob, dass du die allgemeine Kritik des letzten Teils so selbstkritisch zur Kenntnis und noch wichtiger zu Herzen genommen hast.
Deshalb bin ich sehr froh, dass wir mit diesem Teil wieder die gewohnte Qualität bekommen haben, die diese Geschichte verdient!
Danke Bic, ich warte mit Vorfreude auf das nächste Kapitel.
Übrigens, einen Logikfehler habe ich auch gefunden.
Die Dinger heißen nicht umsonst Schlafmittel.
Man schläft, für gewöhnlich viele Stunden.
Das Verhalten von Mina deutet aber darauf hin, dass sie ein BERUHIGUNGsmittel bekam, kein Schlafmittel.
Bei einem Schlafmittel wacht man nicht nach ein oder zwei Stunden wieder auf. Sonst würden es die Menschen mit Schlafprobleme sicherlich nicht einnehmen.
Wau, Einfach nur wau. Was für eine fortsetzung
Ich finde diesen Teil recht spannend und konnte Ihn in einem durchlesen. Die Entwicklung von Mina ist enorm! Sie hat Sich schnell arrangiert mit Ihrem ‚Job‘, muss ich immer wieder feststellen. Bin gespannt wie es weiter geht und ob sich bald klärt wer John schaden will und ob dies Mina Ihr neues Leben wird.
Wau, was für eine Fortsetzung, einfach wau
@Mahlzeit
ich finde das sehr schade dein Gemecker auf hohen Niveau
kann man denn irgendwo auch Geschichten von DIR Mahlzeit lesen
Ich auch !!! Das mit dem dass muss ich unbedingt noch lernen , das ist total voll wichtig, weil sonst hört die Welt auf sich zu drehen. Wenn das passiert, bekommen wir keinen neuen Teil der tollen Geschichte. Also, sag ganz schell, wo können wir dass lernen?
Tschau Freggel
Bin ich froh, dass John und Mina sich wieder haben!
Jetzt haben sie sicher einiges zu bereden. Vor allem über Nicoletta, die scheinbar keiner leider kann (außer Smith).
Ich fiebere der Fortsetzung entgegen! Mach weiter so!
?
Ich auch !!! Das mit dem dass muss ich unbedingt noch lernen , das ist total voll wichtig, weil sonst hört die Welt auf sich zu drehen. Wenn das passiert, bekommen wir keinen neuen Teil der tollen Geschichte. Also, sag ganz schell, wo können wir dass lernen?
Tschau Freggel
Dass scheint irgendwie echt total schwierig zu sein, hier einen Kommentar zu schreiben, der das dass Problem mehr oder weniger gut darstellt.
Oder, überhaupt etwas zu schreiben was auch angezeigt wird.
Zzzzzz. Zzzzzzz..
So lange neue Posts der Geschichte durch kommen ist alles gut.
Eigenrlich kann ich das/dass recht gut unterscheiden. Habs jetzt noch mal gegoogelt. In diesem Teil habe ich mich sehr auf Autokorrektur verlassen. Die Maschinen wissen eben auch nicht alles. 😉
Hier steht das Schreiben von Geschichten im Vordergrund. Da ist es durchaus gerechtfertigt, auch mal das Thema Rechtschreibung anzusprechen. Es kann passieren, dass eine an sich tolle Geschichte durch Fehler unleserlich wird, insofern ist Rechtschreibung von grundlegender Bedeutung.
Und ich zumindest finde es ganz gut, wenn hier jemand beim Bewerten höhere Maßstäbe anlegt (auch wenn es wehtun kann, wenn das Urteil hart ausfällt). Ich halte es auch nicht für nötig, dass ein Kritiker selbst schreibt. Konstruktiv zu kritisieren und gute Geschichten zu schreiben sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
Hallo ihr Lieben.
Die Diskussion um die Kritik taucht ja bei vielen Geschichten auf, daher habe ich mich entschlossen zumindest meine Autorenmeinung dazu hier preiszugeben. Ich finde Beides sowohl Lob, als auch Kritik sehr wichtig. Damit meine ich konstruktive Kritik, durch die ich die Chance erhalte mich zu verbessern. Wir machen alle Fehler, aber wie soll ich aus diesen lernen, wenn mich niemand darauf hinweist. Dabei ist mir ein freundlicher Umgang allerdings sehr wichtig. Ich denke, ihr wisst was ich meine. Auch euer Lob ist unglaublich wichtig. Es macht mir Freude und gibt mir die Motivation weiterzumachen. Natürlich macht mir das Schreiben auch selbst Spaß, um so schöner ist es, wenn man etwas zu Stande bringt, das auch anderen gut gefällt.
Nicht jeder ist ein guter Schriftsteller, aber dafür ein aufmerksamer Leser. Also bitte verschwendet keine Energie auf Streitigkeiten. Erfreut euch an dem Geschriebenen, sagt eure Meinung, macht Verbesserungsvorschläge und bleibt freundlich zueinander.
PS: Der nächste Teil ist in der Überarbeitung.
Oh endlich haben sie sich wieder! ? Das war ein wirklich schönes Kapitel, ich bin so froh, dass sie wieder bei ihrem Daddy ist. Es wäre vermutlich auch realistisch gewesen, wenn sie noch emotionaler auf die Frage von John („Hattest du Angst, dass ich dich nicht mehr lieb habe?“) reagiert hätte, noch mehr geweint hätte, aber der Moment an sich, wie sie dort auf Johns Schoß sitzt und sich ankuschelt ist einfach schön. Mina tat mir zwischenzeitlich so leid, auch wenn Sean (nach anfänglicher Schwierigkeiten) sich wirklich lieb um sie gekümmert hat. Sie hat ihren Daddy vermisst und John sein kleines Mädchen, das ist so weit entfernt von einer rein „geschäftlichen“ Beziehung: Mina IST Little, sie ist keine Professionelle. Um noch einmal auf Sean zurück zu kommen: Als er sie zu sich holt und direkt am ersten Tag so übergriffig reagiert, hat mir das Bauchschmerzen bereitet und er war mir anfangs alles andere als sympathisch – aaaaber er und Mina haben wirklich eine schöne, freundschaftliche Entwicklung erlebt.
Ich mag diese Geschichte wirklich sehr, großes Kompliment! Ich hoffe sooo sehr auf ein happyend und gleichzeitig soll die Geschichte nicht zu Ende gehen ^^
Wirklich sehr gut! Sehr sehr gut gelungene Fortsetzung.
Ich kanns kaum erwarten den nächsten Teil zu lesen.
Bitte mach weiter so Bic! Du hast ein unfassbares Talent dafür.
Solltest du irgendwann mal ein Buch oder ähnliches rausbringen kaufe ich es mir sofort.
Danke, dass du immer meinen Tag verbesserst
Vielen Dank, DAS habe ich am. allerwenigsten erwartet.
Tut gut, jemanden zu finden, der die gleiche Meinung hat, wie ich es tue.
@mahlzeit: jetzt bringst du mir dazu auf dieser Seite meinen ersten Post zu hinterlassen…..
so leid es mir tut, ich muss dich teilweise Korregieren. ich habe Schlafprobleme, und habe schonmal Schlafmittel bekommen…. und ich kann dir sagen, A: es kommt aufs mittel, B: die Dosierung und C: die jeweilige Verfassung der Person die es bekommt an. Dass erste Schlafmittel dass ich bekommen habe, hat mich nur dösen lassen, und nach ca 1,5h war ich wieder hellwach. die regulär (vom Arzt verschriebene Dosis doppelt genommen hat mich dann für ca 3h schlafen geschickt.)
und da ich es für unhöflich halte mich zumindest wenn ich schon ein Kommentar hinterlasse, nicht an den Verfasser der Geschichte zu wenden:
@BIC super Geschichte die beste die ich seid langem hier gelesen habe, die mich immer gespannt auf den nächsten Teil warten lassen. ich hoffe dass Sie (die Geschichte) noch lange nicht zu ende geht. Auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, das ein Wort falsch ist.
aber bitte bitte, ignoriere dies zumindest von mir, ich bin zwar relativ verständlich im deutschen, aber ich habe z.b. bis heute Probleme mit dem/den (im niederländischem nennt mann dass im Deutsch Unterricht 1er, 2er, 3er, und 4er namensfall, im deutschen heisst es wenn ich mich nicht irre Dativ, Genitiv und wie die anderen heißen mögen.) und z.b. wann etwas großgeschrieben wird. (dass ist im Niederländisch deutlich einfacher, satz anfang und eigennamen) so weiter, was aber bei mir daran liegt, dass ich KEIN deutscher, sondern Niederländer bin 🙂
Eigentlich wollte ich mich nicht zu dem Schlafmittel äußern, da es später nochmal eine Rolle spielt. Trotzdem eine kleine Erklärung: Je nach Art des Schlafmittels setzt es sich an Rezeptoren im Gehirn, welche unseren Schlaf beeinflussen. Manche sind nur als Einschlafhilfe tätig, andere zum Durchschlafen oder als Sedativum. Je nach Anwendung und Dosierung gestaltet sich Schlaf und Schlafdauer. Bei stärkeren Durchschlafmitteln ist der Anwender auch am nächsten Tag noch „mitgenommen“
Mina hat etwas zum Einschlafen bekommen. Der eigentliche „Fehler“ ist, dass diese Mittel in der Regel nur oral (durch den Mund) einzunehmen sind oder intravenös (über ein Gefäß, die Vene)
Ich wollte aber eine Zäpfchenszene drin haben und Mina nochmal krank werden lassen wäre unglaubwürdig und aufgesetzt.
Bleibt weiter so aufmerksam, der nächste Teil ist in Arbeit.