Escortbaby (25)
Windelgeschichten.org prÀsentiert: Escortbaby (25)
Verlust ist das eine, aber durch dieses GefĂŒhl war ich schon gegangen. Das hier fĂŒhlte sich anders an und ich brauchte eine Weile, um es zu verstehen. Anfangs verglich ich es mit verlassen worden sein, aber auch das stimmte nicht. John hatte mich weggeschickt und das war schlimmer. Es fĂŒhlte sich an als hĂ€tte ich verloren, ohne die Chance gehabt zu haben den Kampf ĂŒberhaupt anzutreten.
Ich stromerte durch das leere Haus und jedes Knacken oder Rascheln lieĂ mich an John denken. Kam er die Treppe hoch, werkelte er in den RĂ€umen oder saĂ er arbeitend in dem BĂŒro?
Doch jedes Mal traf mich die RealitĂ€t aufs Neue und kurz vor Weihnachten hielt ich es nicht mehr aus. Im Dorf hatte sich lĂ€ngst herumgesprochen, dass ich ohne meinen gutaussehenden Amerikaner zurĂŒckgekehrt war und die stille Post, die jedem Dorf inne wohnte, machte die Geschichte rund.
SĂ€mtliche Ablenkungen wie das Ausmisten, Renovieren, Lesen oder auch telefonieren mit Freunden halfen mir nicht. Keiner brachte das Thema auf den Tisch, welches mich brennend interessierte, lediglich Sean sagte mir: âPĂŒppi, du weiĂt, dass wir dich aus allem raushalten mĂŒssen. Bleib geduldig, die Ermittlungen laufen.â
âSag mir wenigstens, wie es ihm geht.â, bat ich und er seufzte, âMinaâŠâ
âBitte Sean. Ich halts nicht ausâŠâ, meine Stimme brach weg und er schwieg einen Moment. Zu meinem GlĂŒck rang er sich dann doch durch und sagte: âEs geht ihm den UmstĂ€nden entsprechend. John stĂŒrzt sich in GeschĂ€fte, unterstĂŒtzt die Ermittlungen und spricht viel mit Thomas. Man kommt kaum an ihn ran, da er immer etwas zu tun hat. Ich habe den Eindruck, dass er sich absichtlich abschottet. Er will den Schmerz ignorieren und das geht am besten, wenn er sich bis zur Erschöpfung arbeitet.â
Ich presste meine Lippen aufeinander und Sean fĂŒgte hinzu: âDu fehlst ihm und deine Anwesenheit wĂŒrde ihm guttun. Er braucht Ablenkung.â
âEr will mich nicht sehen.â, gab ich bitter zurĂŒck.
âEr will dich sehen, aber er kann es gerade nicht. Bleib fern, Mina. Wir halten hier die Stellung und passen auf ihn auf. Okay?â
âOkay.â, hauchte ich und schluckte ein paar Mal, bevor ich fragte, âGibt es denn gar nichts, was ich tun kann?â
Sean schien zu ĂŒberlegen und meinte nach einer gefĂŒhlten Ewigkeit: âPflegst du noch deinen Instagramaccount?â
âN-neinâŠâ, gab ich zu.
âIch denke, dass wĂŒrde ihm etwas helfen. Kann ich sonst etwas fĂŒr dich tun? Etwas, das sonst dein Daddy fĂŒr dich erledigen wĂŒrde?â
Ich schĂŒttelte meinen Kopf: âNein, also vielleicht⊠könntest du von Kim einen Karton fĂŒr John abholen?â
âJa, sicher. Wird gemacht, Kleines.â
Wir beendeten unser GesprĂ€ch kurz darauf und ich beschloss, dass ich es keine Sekunde lĂ€nger in diesem Haus aushielt, wenn John nicht da wĂ€re. Eine kurze Nachfrage bei Jessica und ich saĂ in einem Zug nach Berlin und las erneut das Buch von Andrea. Ihre Widmung fiel mir bei jedem Aufschlagen ins Auge: âFĂŒr Mina, eine BlĂŒte, die sich gerade öffnet.â
Sie hatte so eine gute Beobachtungsgabe und ich frage mich, ob das an ihrem Dasein als Autorin lag oder ob sie einfach so viel Lebenserfahrung hatte. Einem Impuls folgend schrieb ich ihr eine Nachricht.
Diese wurde etwas lĂ€nger und darin entschuldigte ich mich, dass wir keinen Wein zusammen wĂŒrden trinken können, weil ich wieder in Deutschland war.
Es war die kleine Emily, welche mir die TĂŒr öffnete. Sie grinste durch den TĂŒrspalt und lief dann kreischend weg, als sie ihre Mama: âDu hast nicht wieder unerlaubt die TĂŒr aufgemacht, oder?â, rufen hörte. Ich trat ein und sagte: âHey Jess.â
Sie streckte ihren Kopf aus der KĂŒche und warf das Geschirrtuch in ihrer Hand weg: âMina!â
Wir fielen uns in die Arme und wogen uns hin und her, bis Jess sagte: âKannst du mit Emily spielen, bis ich das Essen fertig habe?â
âSicher. Damit kenne ich mich jetzt aus.â; witzelte ich. Sie zog die Augenbrauen nach oben, lieĂ es aber unkommentiert. Emily und ich spielten im Wohnzimmer mit Bauklötzen und Holzfiguren. Eine Ente hatte es ihr angetan und sie schubste damit immer die von mir konstruierten Bauwerke um. Langsam aber sicher stieg der Geruch von gebratenem Hack und Tomaten in meine Nase. Doch bevor ich Hunger Ă€uĂern konnte, trat Stefan ins Wohnzimmer. Emily sprang sofort auf und lief ihrem Papa in die Arme. Ich hingegen blieb sitzen und sagte: âHallo.â
Er erwiderte ebenso knapp, doch diesmal lag nicht die gewohnte Ablehnung mir gegenĂŒber in seiner Stimme. Er kĂŒsste seine Kleine auf die Wange und fragte dann: âHabt ihr zwei Lust eine Folge Sarah und Duck zu gucken?â
Emily riss ihre Ărmchen in die Luft und rief: âJippieh!â
Stefan sah mich abwartend an und ich blinzelte ein paar Mal, bevor ich realisierte, dass er eine Antwort von mir abwartete. Also nickte ich und er schaltete dem Fernseher ein. Die Sendung war schnell in der Mediathek gefunden.
Ich saĂ im Schneidersitz auf dem Boden, die kleine Emily auf meinem SchoĂ und schaute Sarah zu, wie sie kleine aber sĂŒĂ gestaltete Alltagsabenteuer mit ihrer Ente âDuckâ erlebte. Mir gefiel die Funktion des ErzĂ€hlers sehr gut, der am Geschehen Teil nahm, aber nie zu sehen war. Als die Folge endete, quengelte Emily: âNoch eine!â
Stefan setzte an, doch ich drehte mich mit vorgeschobener Unterlippe zu ihm: âJa, noch eine!â
Er wirkte ĂŒberrascht, stellte dann aber eine weitere Folge an. Erst als ich den bunten Bildern auf dem Bildschirm folgte, wurde mir klar, dass ich in den Littlespace gerutscht war. Die Hitze stieg mir in den Nacken, aber ich wagte es nicht mich umzudrehen und zu schauen, ob Stefan es wusste. Das Jessica ihm alles erzĂ€hlt hatte, davon ging ich aus. Seit sie zusammengekommen waren, funktionierten sie als ein wir.
Emily verlor tatsĂ€chlich die Lust an der Folge und wackelte in die KĂŒche zu ihrer Mama und zu meiner Ăberraschung setzte sich Stefan zu mir auf den FuĂboden. VerschĂ€mt sah ich nach unten und er sagte: âIch wollte es erst gar nicht glauben, als Jessica mir davon erzĂ€hlt hatâŠâ
Noch mehr Schamesröte stieg auf und ich murmelte: âSie hĂ€tte es dir nicht sagen dĂŒrfen.â
âIch bin froh, dass sie es getan hat.â, meinte er und ich wagte einen schĂŒchternen Blick zu ihm. Ich bekam ein dĂŒnnes LĂ€cheln und war ĂŒberrascht. Stefan und ich hatten von Anbeginn nicht viel fĂŒreinander ĂŒbriggehabt und jetzt saĂ er neben mir am Boden und wollte⊠ja was wollte er denn?
âWeiĂt du, Mina. Ich habe nie viel mit dir anfangen können. Du warst starrköpfig, bestimmend und so schrecklich langweilig. Nie hast du dir in die Karten gucken lassen, auĂer es ging um deine Pflichten. Ich habe nie verstanden, wieso Jessi so an dir hĂ€ngt.â
Er hob abwehrend die HĂ€nde, als ich ihn anschaute: âSie hat es versucht. Ehrlich. Sie meinte immer wieder, wenn ich dich nur erstmal richtig kennen wĂŒrde, dann wĂŒrde ich dich genauso lieben, wie sie dich. Aber dazu ist es nie gekommen. Du warst wie eine verschlossene Muschel und ich habs irgendwann einfach aufgegeben. Aber jetzt⊠diese kindliche Seite ist irgendwie sĂŒĂ und ich hatte kurz den Eindruck, dich das erste Mal zu sehen. Also die, von der meine Jessi so begeistert ist.â
Ich schwieg einen Moment, weil ich nicht so richtig wusste, was ich erwidern sollte. Letztlich entschied ich mich fĂŒr die Wahrheit: âIch hab dich gehasst, Stefan. Jess und ich, wir waren wie Bonnie und Clyde. Wir konnten alles zusammen machen, jeder Gefahr und jedem Feind zum Trotz und dann kamst du und plötzlich warst du Clyde und ich war ein vergessenes StĂŒck KĂ€se ganz hinten im KĂŒhlschrank.â
Er schnaubte amĂŒsiert, lieĂ mich aber weiterreden: âUnd dann habe ich dich fĂŒr einen Langweiler gehalten, der Jess von ihren TrĂ€umen abhĂ€lt. Im Ernst, Mathe- und Physiklehrer? Jess wollte immer Fotografieren, aber dann habt ihr Emily bekommen.â
âIch gebe ihr alle FreirĂ€ume die sie braucht.â, verteidigte er sich und ich zuckte mit den Schultern: âIch weiĂ. Sie ist glĂŒcklich und blĂŒht auf. Sie will bald wieder arbeiten, sobald die Kleine in die Kita geht. Ich hĂ€tte es nie gedacht, aber es funktioniert mit euch Beiden und darĂŒber bin ich echt glĂŒcklich.â
Stefan nickte und sah zufrieden aus, auch wenn er mich nicht anlĂ€chelte. Ich starrte zum Bildschirm: âDarf ich noch eine Folge sehn?â
âIch denke zu viel Fernsehen ist nicht gut fĂŒrâŠâ
Ich sah ihn an und er schwieg. Ich hob eine Augenbraue und er stellte eine weitere Folge an und ich musste lachen: âDu bist definitiv kein Daddydom, also versuch es erst gar nicht. AuĂerdem lebe ich das nicht 24/7. Es wĂŒrde mich freuen, wenn wir uns irgendwie arrangieren können. Schon allein wegen Jess und Emily.â
Stefan nickte: âDas wĂŒrde mich auch freuen. Emily liebt ihre Tante Mina und Jessi wĂŒrde dich nie aus ihrem Leben streichen wollen. Ich will Teil dieses Konstrukts sein, aber ich weiĂ nicht, wie wir auf einen Nenner kommen sollen.â
âDu könntest mir sagen, warum es hier plötzlich so aufgerĂ€umt aussieht.â, witzelte ich. Stefan verstand den Scherz nicht und antwortete wahrheitsgetreu: âJessi hat so einen Blog ĂŒber Minimalismus gelesen⊠ach das erzĂ€hlt sie dir besser selbstâŠâ
Besagte rief uns zum Essen und ich schaute auf einen Topf heiĂen und dampfenden Chillis. Stefan tat auf, wĂ€hrend Emily darum kĂ€mpfte mehr Reis auf den Boden zu werfen, als in ihren Mund zu stecken. Jess stand auf der anderen Front und mein Mund wurde trocken, als ich daran dachte, wie John wohl reagieren wĂŒrde, wenn ich das versuchte.
Stefan tat mir auf und tippte dann auf den Tellerrand: âNicht trĂ€umen.â
Jess warf ihm einen bösen Blick zu: âSag mal gehtâs noch?â
âSchon gut.â, sagte ich, âWir nĂ€hern uns an. Ăbrigens dir zu Liebe.â
Sie warf Stefan einen fragenden Blick zu und als er mit einem knappen Nicken bestĂ€tigte, warf sie mir einen Luftkuss zu. Die perfekte Gelegenheit fĂŒr Emily die Ladung in ihrem Mund auf den Teller zurĂŒckzuspucken.
Ich lachte und Jess hob mahnend einen Finger in meine Richtung: âStachel sie nicht noch an!â
âTschuldigeâ, nuschelte ich in mein Essen und ĂŒberlegte, worĂŒber ich mich mit Stefan unterhalten könnte. Die Entscheidung nahm er mir ab: âUnd was hast du da in den Staaten eigentlich gemacht? Also Ă€hmâŠâ
Ich wusste, dass Jess ihm alles erzĂ€hlt hatte, wollte aber keinen Streit anfangen. AuĂerdem gab es auch einige Dinge, von denen meine Freundin und ihr Mann noch nichts wussten.
âIch habe sehr viel ĂŒber Finanzen gelernt. Ich kann SparplĂ€ne aufstellen, habe eine Strategie fĂŒr Schuldentilgung, weiĂ, dass mein Einkommen von meinem Wissen und meinem Selbstbewusstsein abhĂ€ngig ist und kann an der Börse investieren.â
Zu meiner Ăberraschung war Stefan Feuer und Flamme: âUnd investierst du schon? Ist das nicht gefĂ€hrlich? Was ist, wenn es einen Crash gibt? Dann verlierst du doch alles?â
Ich musste lachen: âUnd du bist Mathematiker? Hab doch nicht so eine Angst. Börse kann man lernen, das ist kein Hexenwerk.â
âWenn es so einfach wĂ€re, dann wĂŒrde es ja wohl jeder machen.â, verteidigte Jess ihren Liebsten und ich sagte versöhnlicher, âEs ist einfach. Die meisten setzen sich nur nicht genug mit dem Thema auseinander. Und dann gibt es ja noch die Nachbarn und den ObsthĂ€ndler oder Friseurin, die mal Pech mit einer Aktie hatten oder von jemandem gehört haben, dem es damit ganz schlecht erging.â
âNa klasse. Was rĂ€tst du also?â, Stefan klang wieder so wie immer und ich atmete tief durch, weil ich den zarten Keim eines NĂ€herkommens nicht gleich zertreten wollte: âHolt euch Rat bei Leuten, die ihr Fach verstehen. Wenn die Toilette kaputt ist, holt ihr euch ja auch einen Fachmann.â
âAlso bei der Bank anfragen.â, sagte Jess und winkte ab. Sie sah mich nicht mal an, sondern fĂŒtterte ungerĂŒhrt Emily weiter. Ich schĂŒttelte meinen Kopf: âEinen freien Finanzberater. Der streicht nicht jedes Mal Provision von euren Gewinnen ein. Ich empfehle ĂŒbrigens ETFs.â
âET-was?â
âBörsengebundenen Indexfonds. Die sind breit gestreut, bilden einen Index nach und werfen bei einem langen Anlagehorizont gute Gewinne ab. Sie gelten ĂŒbrigens als Sondervermögen und sind daher geschĂŒtzt. Also keine Angst vor einem Crash. Die Inflation ist viel schlimmer.â
Die Beiden sahen sich an und Stefan rĂ€usperte sich: âUnd wenn uns das doch zu heikel⊠wir haben ja gar keine Erfahrung damitâŠâ
âWir könnten eine Investmentgemeinschaft bilden. Wir zahlen jeden Monat einen festen Betrag ein und entscheiden gemeinsam, wie mit Gewinnen oder Verlusten umgegangen wird.â
Jess schien genug gehört zu haben: âAch wir haben dafĂŒr sowieso kein Geld ĂŒbrig!â
âNa noch habt ihr ja nicht euren Kaffeegeldfaktor berechnetâŠâ
âIch trinke nur einen Kaffee to Go beim BĂ€cker, den wirst du mir wohl nicht verwehren.â, ereiferte sich Stefan sofort und ich hob eine Augenbraue: âAh ja und warum trinkst du den nicht zu Hause?â
Er verschrĂ€nkte seine Arme: âWeil der BĂ€cker ein FrĂŒhstĂŒcksangebot hat. Kaffee to Go, ein belegtes Brötchen meiner Wahl und ein sĂŒĂes GebĂ€ck fĂŒr spĂ€ter. Das kostet alles nur 7 Euro.â
Ich nickte und sagte: âDu verschwendest dafĂŒr ein Vermögen.â
Stefan schnaubte und mir wurde klar, dass ich ihn mit nur einer Sache schlagen konnte, mit Zahlen.
Jess wischte Emily mittlerweile ĂŒber die kleine Schnute und begann endlich selbst zu Essen. Auch ich schaufelte etwas von meinem Cjlli in meinen Mund. Ich fand es so spannend mein Wissen wiederzugeben, dass ich ganz vergessen hatte weiter zu essen.
âSieben EuroâŠâ, schnaubte Stefan derweil, âDas ist doch echt nicht die Welt.â
âWie viel sind denn sieben Euro im Monat?â. Fragte ich kauend. Er warf mir einen Blick zu: âBei dreiĂig Tagen, 210 Euro.â
âAlso könntet ihr jeden Monat 210 Euro sparen oder investieren, wenn du dir dein FrĂŒhstĂŒck zu Hause vorbereiten wĂŒrdest.â
Er bekam einen roten Kopf, aber Jess horchte auf, ich sah es ihrer Haltung an. Jetzt galt es die richtigen Worte zu finden. FĂŒr Beide.
âIch brĂ€uchte jetzt echt mein Handy, um das auszurechnen, aber du bist da sicher fix dabei, Stefan, 210 Euro monatlich um Jahr ergeben?â
Er dachte nicht allzu lange nach und ich war ehrlich beeindruckt von seinen KopfrechenfĂ€higkeiten.: âDas sind 2520 Euro.â
âAber an den Wochenenden isst du zu Hause.â, warf Jessi ein und Stefan schĂŒttelte den Kopf, âJa, aber 2500 Euro, Jessi⊠das Geld könnten wir wirklich gut brauchen.â, dabei warf er einen flĂŒchtigen Blick zu Emily. Sie nickte nach kurzem Zögern und bedeutete mir so, weiter zu erzĂ€hlen.
âWenn ihr das Geld langfristig anlegt und das ist extrem wichtig, ein langer Anlagehorizont, dann sind das, in sagen wir 20 JahrenâŠâ
Ich drehte die Augen nach oben und versuchte Kopf zurechnen, Stefan zog diesmal auch sein Handy hervor, sicher, weil er merkte, dass da noch etwas kommen wĂŒrde. Er hatte diesen Blick und meinte dann trocken: âIch weiĂ, dass du noch etwas hinzufĂŒgen wirst, aber bei zwanzig Jahren wĂ€ren das erstmal 50.400.â
Jess lieĂ den Löffel fallen und Emily jauchzte vor Freude. WĂ€hrend mich meine Freundin anstarrte, begann ihr Kind ihr den Löffel zu entwenden und mit ungelenken Bewegungen sich selbst Reis in den kleinen Mund zu schaufeln. Ich traute mich kaum weiterzumachen: âWenn ihr das Geld breit gestreut anlegt und gute Renditen erzielt⊠es kommt noch ganz darauf an, ob ihr ausschĂŒttende oder therausierende Anlageformen wĂ€hltâŠâ
Das GesprĂ€ch dauerte sehr lang und ging weiter, wĂ€hrend Jessi ihre Tochter fĂŒrs Bett fertig machte und auch, als wir bei einem heiĂen Tee zusammen im Wohnzimmer saĂen. Wir rechneten, stellten Bilanzen auf und hatten am Ende einen Sparplan fĂŒr die kleine Familie zusammengestellt. Sie wĂŒrden erst einmal sparen, bis von jedem drei NettomonatsgehĂ€lter zusammen waren und dann investieren. Dabei entschieden sie sich fĂŒr eine gĂŒnstige Online-Direktbank und mit wenigen Klicks, gab es auch fĂŒr die kleine Emily sowohl ein Sparbuch als auch ein Depot. Wir gingen verschiedene Anlageformen durch und irgendwann gegen 4 Uhr morgens, taumelten wir in unsere Betten. Stefan, der in zwei Stunden wieder hochmusste, sagte gĂ€hnend: âDas gibt dann wohl nur langweilige ArbeitsblĂ€tter.
Jessi nickte: âKannst dich ja auch mal einen Tag krank melden.â, er zuckte mit den Schultern und sah mich an, âGeldsorgen können krank machen.â, grinste ich und er musste echt lĂ€cheln.
Das Eis war gebrochen und bei einem spĂ€ten FrĂŒhstĂŒck sah ich, dass Andrea mir geantwortet hatte. Ich las die Nachricht einige Male, bis Stefan mich mit einem RĂ€uspern unterbrach. Ohne RĂŒcksicht platzte ich heraus: âDu hast doch mal eine Rucksackreise durch Europa gemacht, oder?â
âJa, Work and Travel.â, sagte er etwas ĂŒberrumpelt, âWarum?â
âDas will ich auch machen. Kannst du mir Tipps geben?â, fragte ich.
âJa klar. Gerne.â
Jessica runzelte die Stirn: âMina, eine Rucksackreise? Du?â
Ich nickte und kaute meinen Bissen runter: âIch will zuerst nach Spanien und dann sehe ich weiter.â
âAber warum so plötzlich?â, Jessica schien verwirrt und wen wĂŒrde es wundern? Reisen war bei mir noch nie ein Thema gewesen und jetzt musste meine beste Freundin feststellen, dass in mir eine VerĂ€nderung vorging, die sie nicht nachvollziehen konnte. Ich war mir sicher, dass unsere Freundschaft das aushalten wĂŒrde, also antwortete ich: âEine Freundin von mir ist ĂŒber Neujahr in Spanien und will dort unbedingt mit mir einen Wein trinken. Und ich finde das einen super Anlass mir den Staub der Vergangenheit von den Schultern zu klopfen und etwas zu machen, vor dem ich eigentlich Angst habeâŠâ
âTja, dann arbeiten wir heute wohl an deiner Liste.â, grinste Stefan.
Die Abende bei Jess und Stefan wurden alle lang. Wir sahen uns alte Bilder von seinen Reisen an, recherchierten im Internet und suchten auf Ebay und FlohmĂ€rkten meine AusrĂŒstung zusammen. Ich war bereit und fuhr mehr als glĂŒcklich nach Hause, um dort meine einsamen Feiertage zu verbringen.
Autor: Bic (eingesandt via E-Mail)
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Ich kanns nicht glauben, dass das die vor- oder drittletzte Folge sein soll … đ
Ist schön das Mina und Ihr beste Freundin, nebst Ihrem Mann, ein gutes VerhĂ€ltnis haben und sich wieder verstehen. Auch das Mina Vertraute hat und die ‚Littleseite‘ zeigen kann ist toll. Bin gedpannt wann Sie Ihren Jon wieder sehen kann und was noch alles in Ihrem Leben sich verĂ€ndert. Bin auf den nĂ€chsten Teil gespannt.
Ich fĂŒrchte, dass das Ende doch ein bisschen lĂ€nger wird, als ich es ursprĂŒnglich geplant hatte. Da sind noch ein paar offene Dinge und Ideen… das muss halt alles raus aus meinem Kopf. (Ich bitte dies zu entschuldigen) đ
Ach Bic du musst dich doch nicht entschuldigen… lass es einfach raus und schreib bitte immer und immer weiter
wieder sehr schön
lass uns dieses Mal nicht so lange warten