Escortbaby (29)
Windelgeschichten.org präsentiert: Escortbaby (29)
Andrea empfing mich freudestrahlend und ich war ziemlich überrascht. Zum einen, dass ihre Art hier lockerer schien, als ich es aus New York kannte und zum anderen, dass sie mich persönlich am Flughafen abholte. Ich war darauf vorbereitet gewesen mit einem Bus in die Stadt zu fahren, dort in eine Bahn umzusteigen, nur um nochmal einen anderen Bus nehmen zu müssen. Als Andrea den ausgedruckten Plan in meiner Hand sah, winkte sie ab: „Baustellen und Umleitungen. Es kam mir unfair vor, da ich ja weiß, dass du außer New York noch nichts von der Welt gesehen hast. Außerdem kommst du mit deinem Englisch hier nicht weit, egal wie ausgezeichnet es ist.“
Das wunderte mich und Andrea lachte: „Oh die Spanier… du wirst sie lieben, Mina und sie dich.“
Wir gingen zu ihrem Auto und während der Fahrt ließ sich Andrea von mir auf den neuesten Stand bringen. Das New York nun erstmal hinter mir lag und John sich nun doch gegen seine Frau entschieden hat. Sie nickte lächelnd und wirkte zwischenzeitlich etwas abwesend. Nachdem sie dicht an einem Fahrradfahrer vorbeifuhr, sagte sie: „So hatte doch alles einen Sinn. Und Mina, glaubst du, dass er der Richtige ist? Auch nach der Reise noch?“
„Momentan ja, ein ganz festes Ja! Aber John und ich waren uns einig, dass jetzt jeder erst mal seinen Kram auf die Reihe kriegen muss und dann werden wir sehen.“, der Gedanke behagt mir nicht, aber ich wusste, dass es einfach nicht dem entsprach, was ich für ihn empfand.
Andrea setzte einen Blinker und hupte, wie ich fand ohne Grund. Ungewollt bremste ich mit, als sie einen Kleinlaster überholte und krallte mich in den Beifahrersitz. Okay, ich war verwöhnt. Charlie war ein sehr umsichtiger Fahrer und auch John legte trotz hohen Tempos einen sicheren Fahrstil an den Tag. Andreas Fahrstil hingegen stellte eine starke Konkurrenz zudem von Jess da und bei ihr hat mein Geist meinen Körper mehr als einmal vor Angst verlassen. Andrea schien zu grübeln und mit einem Mal trat ein Lächeln auf ihr Gesicht: „Ich würde euren Weg gerne für ein Buch verwenden.“
„Was? Nein!“, sagte ich und kniff die Augen zu, als sie über eine rote Ampel fuhr.
„Ach Mina, nur Teile daraus. Nicht die ganzen schmutzigen Details.“, sagte sie und setzte einen Blinker. Ich lief rot an. Von den schmutzigen Details hatte ich nie erzählt!
Sie löste das Rätsel selbst: „Ihr habt doch sicher miteinander geschlafen, oder?“
„Ja.“, gab ich zu, „Aber doch recht spät. Ich, wir… ich kann und will nicht so recht beschreiben, wie es zu allem gekommen ist.“
„Musst du nicht, ich kann mir meinen Teil denken.“, sagte sie und bog in eine Seitenstraße. Meine Gedanken kreisten. Andrea konnte doch gar nicht wissen, in welcher Dynamik wir lebten. Aber sie runzelte nachdenklich die Stirn und ihre Lippen bewegten sich manchmal. Plötzlich änderte sich ihr Ausdruck und sie sah mich flüchtig an: „Kannst du dann ein Reisetagebuch schreiben und mir Auszüge davon schicken? So etwas macht sich auch immer gut. Und keine Sorge, ich werde genug abändern, sodass es eine fiktive Geschichte ist.“
Ich seufzte und gab an, darüber erst in Ruhe nachdenken zu wollen.
Als wir vor einem hübschen weißen Haus mit weitläufigem Gelände parkten, schickte ich ein Dankesgebet ab. Immerhin hatte ich diese schreckliche Autofahrt überlebt. Das würde definitiv in mein Reisetagebuch kommen. Ich ließ kurz meinen Kopf hängen. Also würde ich, weil ich nicht gut nein sagen konnte, Andrea Auszüge schicken. Außerdem traf ich einen Entschluss. Lieber würde ich Spanisch lernen, als mich noch einmal zu Andrea ins Auto zu setzen. Sie sah mich an und schnallte sich ab: „Himmel, Mina. Der Flug scheint dir ja nicht gut bekommen zu sein. Du bist ganz schön blass um die Nase.“
Ich erwiderte darauf lieber nichts und stieg auf zittrigen Beinen aus. Andrea hakte mich unter und rief: „Carlos? Hast du Wein kaltgestellt? Ich glaube hier muss jemand seinen Kreislauf wieder in Schwung bekommen.“
Ein schlanker braungebrannter Mann kam uns entgegen und schimpfte mit einem Lächeln. Andrea schmollte und er gab ihr einen Kuss, bevor er sich mir zuwandte: „Anderes Klima oder ihr Fahrstil? Macht nichts, wir haben ein schönes Plätzchen zum Erholen. Ich freue mich Sie kennen zu lernen, Mina. Andrea hat viel von Ihnen erzählt. Ich fürchte Sie sind ihre Muse für den nächsten Roman.“
„Das hat sie mir auch schon mitgeteilt.“, sagte ich und setzte mich in einen der Korbstühle. Die Details besprachen wir dann bei einem Glas Wein, ebenso wie die Unternehmungen für die nächsten paar Tage.
Meine erste Nacht in Spanien hatte ich mir leichter vorgestellt. Obwohl ich wohlbehalten bei Andrea angekommen war und ein schlichtes kleines Gästezimmer mein Eigen nennen durfte, fand ich keine Ruhe. Allein in einem fremden Land zu sein machte mich nervöser, als ich zugeben mochte und ich spielte mit dem Gedanken John zu schreiben.
Was mich davon abhielt war, dass die Reise zu mir selbst ja erst begonnen hatte.
„Wenn ich ehrlich bin, hat es schon in New York begonnen…“, flüsterte ich in die Dunkelheit und knipste mit einem schweren Seufzen die Nachttischlampe an. Ich rieb mir über die Stirn und fragte mich, was ich hier eigentlich tat.
Ich sah mich hilfesuchend um, doch bis auf die drei Aquarelle, welche Instrumente darstellten, gab es in dem Raum nichts, was meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Also winkelte ich die Knie an und stützte meinen Oberkörper darauf. Es raschelte leise und ich seufzte erneut. Klar trug ich eine Windel, ich musste meinem Daddy versprechen mich nicht ohne schlafen zu legen.
„Wir wollen doch nicht, dass du einen kleinen Unfall in einem fremden Bett hast?“, hallte Johns Stimme in meinem inneren nach und mir wurde warm ums Herz. Während meines Fluges hatte ich auch eine angehabt, denn dieser unmögliche Mann hat mir mit Absicht Angst vor Flugzeugtoiletten gemacht. Als ich dann nachgesehen habe, war es gar nicht so schlimm. Kein Luxus, aber in Ordnung. Nur, dass ich da mein Spezialhöschen schon trug. Richtig geärgert hatte ich mich nicht, ich war eher amüsiert und hatte die Augen verdreht. Wenn John ab und an auf die Art seinen Willen durchsetzen wollte, dann war das für mich in Ordnung. Ich überlegte, womit ich mich ablenken könnte. Tagebuch schreiben? Zeichnen? Sarah und Duck auf dem Tablet gucken? Jess und Stefan hatten mir einen Stick zu Weihnachten geschenkt, auf dem alle folgen drauf waren und George hatte mir die auf das Tablet gezogen, welches er und Onkel Sean mir zu Weihnachten geschenkt hatten. Es waren auch schon jede Menge Programme darauf. Schreiben, Lesen, Zeichnen, Videos aufnehmen und schneiden… das Ding konnte alles. Außerdem gab es eine bunte Mischung an Spielen, die für Klein und Groß gedacht waren. Es war mir schwergefallen es anzunehmen, doch John hatte mir gut dabei geholfen. Wie so oft, wenn ich nicht weiterkam.
„Ach John…“, seufzte ich schwer. Wem machte ich eigentlich etwas vor? Ich vermisste ihn und hätte genauso gut zu Hause bleiben können oder mich bei Sean und George eingenistet, bis bei ihm alles auf Reihe war. Aber nein, ich saß hier in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bilbao und wollte Abenteuer erleben.
Letztlich stand ich auf und schnappte mir meinen Notizblock, überlegte kurz und kramte dann doch nach dem Tablet. Ich stellte es auf den Nachtschrank und stellte die Kamerafunktion an. Ich posierte, probierte rum und hatte letztlich ein, wie ich fand, süßes Bild von mir, wo ich übers Kissen schmulte und so auf dem Bett saß, dass es zerwühlt aussah. Am Rand meiner Pyjamahose konnte man den Bund der Windel sehen. Zufrieden lud ich das Bild bei Instagram hoch und schrieb dazu: „Kann ohne Kuscheltier nicht schlafen…“
Ich scrollte durch die Posts anderer Leute und las mir verwundert die eingegangenen Kommentare unter meinem Upload durch. Mittlerweile hatte ich einige Follower und ich schämte mich etwas, als ich merkte, dass da scheinbar Doms an der Tastatur saßen.
„Hast du es vergessen, Süße?“
„Wenigstens bist du gut für die Nacht eingepackt…“, oder auch, „Nimm einen Nuckel, der wird dir die nötige Ruhe geben.“
Eine weitere Nachricht ging ein und ich rief sie auf.
„Baby, ich kann ohne dich auch keine Ruhe finden. Trotzdem musst du jetzt schlafen. Dein Abenteuer willst du doch ausgeruht starten. Alice vermisst dich auch, erwartet aber ein spannendes Reisetagebuch. Wenn du die Möglichkeit hast, nimm dir ein zweites Kissen zum Schmusen, das hilft. In Gedanken bei dir, dein Daddy.“
Er schickte mir ein Bild von Alice mit, wobei er dem Kuscheltier einen Zettel angeheftet hatte auf dem: „I miss Y“, geschrieben stand.
Kopfschüttelnd antwortete ich. Meinem Bären natürlich. John antwortete darauf und schickte mich mit etwas strengerem Ton ins Bett. Allerdings antwortete er zuvor so, als wäre er Alice. In jedem Fall fühlte ich mir ruhiger und schickte ihm ein Bild, wie ich auf dem Kissen lag, meinen Daumen im Mund. Was dann kam überraschte mich und ich nahm erschrocken ab.
„Daddy?“
„Dein Nuckel ist in einer der Seitentaschen deines Rucksacks, Baby.“, sagte John sehr sanft und ich schämte mich unendlich. Eigentlich hatte ich ihm mit dem Bild eine Freude machen wollen, doch als ich das sagen wollte, kam nur Gestammel zustande. John blieb ruhig: „Eine der unteren mit Reißverschluss. Entschuldige. Ich habe dein Gepäck durchgesehen und war mir sicher, dass du das ein oder andere brauchen würdest.“
„Das ist eigentlich ein Grund sauer zu sein, oder?“, fragte ich und wusste es in dem Moment wirklich nicht. Ich hatte das hier allein durchziehen wollen, vom Anfang bis zum Ende und diesen Wunsch hatte er missachtet. Aber ich selbst ja auch. Schließlich hatte ich kopflos abgenommen, anstatt standhaft zu bleiben.
„Nein, Mina. Ich habe nichts herausgenommen oder durchwühlt. Ich habe nur ein paar Kleinigkeiten dazu gepackt, um es dir in Fällen wie diesen leichter zu machen. Vielleicht mag die selbstständige Große in dir etwas schmollen, aber mein Baby braucht ein bisschen Stütze oder sehe ich das falsch?“
„Aber nicht zu viel…“, nuschelte ich und kaute auf dem Sauger. Ich war mir sicher, dass John lächelte, „Nein, nicht zu viel. Und wie ich fürchte, nur am Anfang der Reise. Je weiter du kommst, desto sicherer wirst du dich fühlen. Alles gut, meine Kleine, das ist ein Prozess. So, Spätzchen, soll dein Daddy dir ein bisschen Vorlesen, damit du einschlafen kannst?“
„Ja!“, sagte ich automatisch und hörte Johns Lachen. Augenblicklich ging es mir besser.
„Ab unter die Decke, Spatz. Ich lege auf, wenn ich glaube, dass du eingeschlafen bist. Okay?“
„Okay…“, flüsterte ich aufgeregt und legte das Handy so, dass ich ihn gut hören konnte. Diesmal verschwendete ich nicht einen Gedanken daran, wie spät es bei ihm sein mochte. Ich genoss einfach und runzelte die Stirn, als er mir die Geschichte von einem Mädchen vorlas, deren Eltern Geldsorgen hatte und sie einen Hund fand, der ihr Dinge über Geld, Träume und deren Erfüllung beibrachte.
Nach zwei Kapiteln fragte John, ob ich schlief und ich murmelte etwas und drehte mich auf die andere Seite.
„Morgen lese ich dir weiter vor. Gute Nacht, Baby.“, flüsterte er.
„Nacht Daddy.“, nuschelte ich hinter meinem Schnuller und fand endlich den ersehnten Schlaf.
John sollte Recht behalten. Es fiel mir immer leichter mich im Ausland zu bewegen. Mit Andreas und Carlos Hilfe lernte ich die Grundlagen der Sprache, fand einen Job und machte einen Surf Kurs. Andrea wanderte mit mir viel durch die Landschaft und wir sprachen über Dinge, die mich an ihr überraschten. Sie war äußerst offen, was mein Reiki und Feng-Shui anging und ließ sich von mir beraten. Wir stellten einige Sachen in ihrem Karrierebereich um und sie behauptetet bei allen ihren Freunden und Bekannten, dass sie ihre verspannten Schultern nur wegen meiner magischen Hände losgeworden wäre. Als die ersten Anfragen kamen, rief ich verschämt meinen Daddy an: „John, ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.“, ich gab ihm einen kurzen Abriss meiner Lage und er antwortete mit Schweigen.
„Hallo, Daddy? Bist du noch dran?“
Ein amüsiertes Seufzen war zu hören: „Und ich dachte, dass ich dich genug mit dem Ordner haben lernen lassen. Da hat wohl jemand noch etwas nachzuholen, wenn er wieder da ist.“
„Ach Mann, nein!“
„Dann sag es mir, Mina. Sag mir, was die richtigen Schritte sind.“, forderte John und ich ließ die Schultern sinken, „Das sind alles nette Leute und Andreas Freunde…“
„Falsche Antwort. Meine Kunden sind auch nett, aber damit verdiene ich kein Geld!“
Er klang so geschäftsmäßig. Ich sah mich um und suchte nach einer Uhr: „Wie spät ist es bei dir? Bist du im Büro?“
„Ja, Kleines. Ich arbeite und wir führen ein Businessgespräch. Ich habe den Eindruck, dass dich Spanien meine Zeiten vergessen lässt.“
Ich kaute auf meiner Unterlippe und entschuldigte mich, doch John wischte es vom Tisch: „Du hast mir noch nicht gesagt, wie du jetzt vorgehen wirst.“
Ich rieb mir die Stirn: „Ich biete Wert und sollte dafür Geld nehmen…“
„Wirst!“, unterbrach er mich und ich sah zur Decke und zählte innerlich bis zehn, „Ich werde Geld dafür nehmen. Dazu muss ich erstmal rausbekommen, wie viele Reikipraktizierende es hier und in der Umgebung gibt, was deren Preise sind und was mich anders macht als die. Dann brauche ich einen Raum, wo ich das machen kann, muss meine Termine planen und Kunden werben. Ich weiß nicht, wie das hier mit der Rechtlichkeit ist…“
„Sehr gut. Sprich weiter.“, John klang wesentlich zufriedener und ich wir unterbrachen unser Gespräch erst, als Andrea klopfte und fragte, ob ich Lust auf einen Spaziergang hätte.
Dort erklärte ich Andrea meinen Plan und sie war mit Feuereifer dabei, der mich schon sehr wunderte. Sie sprach mir Carlos alten Hobbyraum zu, der sowieso nur leer stand, würde ihre Freunde anrufen, damit ich Termine machen konnte und wollte dafür nur eines: „Ich sage kein Wort, ich will nur zusehen und mir Notizen machen.“
„Du machst dir oft Notizen, wenn wir zusammen unterwegs sind.“, langsam wurde ich misstrauisch. Andres schmunzeln sprach für sich und ich legte peinlich berührt eine Hand an meine Wange: „Du betreibst Recherche! Andrea, nein! Dir fällt was Besseres ein!“
„Du weißt ja gar nicht, was ich daraus machen werde.“, gab sie zurück und zuckte mit ihren Schultern, „Es ist ganz einfach, Mina. Du sagst mir das zu und ich gebe dir einen Raum und erste Kunden. Du lehnst es weiter ab und du kannst in irgendeiner Bar arbeiten.“
Ich tat, als würde ich darüber nachdenken und letztlich hatte ich eine Idee: „Nur, wenn du mich die Bilder dazu zeichnen lässt.“
„Die Bilder? Ich schreibe doch kein Kinderbuch!“, sagte sie und verschränkte ihre Arme.
„Und ich zeichne keine Kinderbilder. Schau mal, selbst in Charles Dickens Büchern gab es Kupferstiche. Schau dir meine Werke doch erstmal an.“, schlug ich vor. Sie wog ihren Kopf hin und her: „Ich weiß nicht, wie der Verlag das findet.“
„Du schreibst ein Exposé, dass musst du ja eh machen. Du erarbeitest ein Grundgerüst und ich liefere dazu Zeichnungen. Vielleicht können wir das Projekt gemeinsam deinem Verlag vorstellen. Ich hätte dazu jedenfalls Lust und zeichnen kann ich überall auf der Welt.“
Andrea ließ die Arme wieder sinken und lachte: „So habe ich dich aber nicht in Erinnerung.“
„He, ich dich auch nicht.“, dabei nickte ich zu ihrem gelben Kleid mit den großen roten Mohnblüten. Sie zwinkerte: „Wahrscheinlich haben wir uns deshalb so schnell gut verstanden. Wir sind immer auf der Suche nach einem noch besseren Ichselbst.“
Das konnte ich nur bestätigen und so begann für mich ein neuer Abschnitt und es lief erstaunlich gut damit.
Das halbe Jahr war unglaublich schnell vorbei und ich kühlte meine Stirn am Glas, als ich auf dem Weg zu meinem nächsten Ziel war. Tatsächlich war ich ziemlich nervös, denn ich wusste, was ich vorhatte, mit mir und meinem Leben. Ich hatte einen ausgearbeiteten Plan in meiner Mappe und musste jetzt nur noch, die letzten Details klären. Die Bahn hielt und ich war überrascht, als Kim, wie verabredet, am Bahnhof stand und eine Hand zum Gruß hob. Ich war müde und umarmte sie. Kim Nahm mir meinen Rollkoffer ab.
„Wie war dein Flug?“
„Anstrengend. Aber ich bin froh hier zu sein! Kim, meinst du, dass es was wird?“, fragte ich unruhig und folgte ihr blind durch die Menschen, die sich am Bahnhof aufhielten.
„Kommt drauf an, wie gut du vorbereitet bist. Klang aber am Telefon schon so.“, meinte sie und ich nickte. Wir gönnten uns ein Taxi zu ihr und ich nickte unterwegs ein. Wir hielten vor Kims Laden und sie lotste mich ohne große Worte in ihre Wohnung. Sie hatte mir ihr Sofa zum Schlafen vorbereitet und ich fiel, wie ein Stein ins Wasser, darauf.
Spät am Nachmittag wachte ich auf und fand Tee in einem Fläschchen vor. Ich verdrehte meine Augen und Kim, welche Fern sah, drehte sich zu mir um: „Oh, ist das Baby endlich wach?“
„Blöde Nuss!“, murrte ich. Sie grinste und schaltete den Fernseher aus: „Erzähl mal, wie war deine Reise?“
„Ich habs euch in die Gruppe gepostet und auf Insta, hast du den Intimeren teil gesehen? Den Windelaccount, der für die Anderen gesperrt ist?“, ich zappelte mit einem Bein und nahm dann das blöde Fläschchen. Kim setzte sich zu mir aufs Sofa und nahm die Schale mit Nüssen auf. Ich trank ein paar Schlucke und sah mich dann im Wohnzimmer um. Die Wände hatten ein helles Grün und ihre Möbel waren weiß. Sie hatte eine Stehlampe aus Metall und goldene Bilderrahmen mit Waldmotiven. Hier schaute ein Hirsch und da ein Fuchs von einem Bild. Dekorativ gab es Holzelemente und ich sagte: „Ist hübsch geworden, dein kleiner persönlicher Wald.“
„Ich mags auch und selbst Jane findet es gut. Danke für die Tipps.“, sie legte eine Walnuss in den Knacker, „Und nun möchte ich eine persönliche Zusammenfassung deiner Reise. Ehrlich gesagt…“, knack, „Ich hatte viel mit dem Umbau und den Kursen zu tun. Deshalb habe ich mir immer nur die Bilder angesehen, die Speziellen… Dein Stil hat sich da sehr verändert, sie wirken echt süß und professionell. Oh, aber deine Anfrage wegen des Ladens neben mir, hat mich dann doch überrascht, da habe ich mir das erste Mal wieder richtig Zeit für etwas anderes als mein Geschäftsmodell genommen.“
Ich lachte und nahm die angebotene Nuss entgegen: „Ja, Jane hat meine Anfrage auch überrumpelt. Aber ich fand es so passend und jetzt, wo ich meinen Leitstern gefunden habe…“
Ich kaute und schloss zufrieden meine Augen. Kim knackte weitere Nüsse und ich nickte mir selbst zu: „Ich bin aufgeregt. Hast du deine Papiere zusammen?“
Sie nickte und schenkte mir ein schiefes Lächeln: „Deine Reise, Mina. Bitte. Ich brauch mal etwas Ablenkung und ich möchte es echt gerne wissen.“
„Also gut. Spanien hast du ja noch mitbekommen? Und dass ich dort viel Reiki machen konnte und Surfen gelernt habe?“
Sie nickte und schob ihre Haselnuss in die Wangentasche: „Ja und das du angefangen hast Spanisch zu lernen. Das ist super, im Fortgeschrittenenkurs sind einige spanisch sprechende Frauen. Da hoffe ich auf deine Unterstützung…“
Ich atmete schwer aus, nickte aber: „Ist jedenfalls ein Grund den Wortschatz zu erweitern! Tja, jedenfalls bin ich von Spaniens Bilbao, nach Prag gereist und wow, Kim, diese Stadt ist wunderschön. Soll ich dir von den Museen und Kathedralen erzählen?“
Sie verdrehte ihre Augen: „Ich würde es begrüßen, wenn du den langweiligen Scheiß weglässt.“
Ich war nicht beleidigt, nicht mehr. Kim und ich hatten rausgefunden, wie die andere tickte und eine gewisse Akzeptanz für unsere Macken entwickelt.
„Also in Prag hat nichts von dem funktioniert, was in Spanien mein Standbein war.“, sagte ich und fuhr nach einem weiteren Schluck aus meinem Fläschchen fort, „Eine Zeitlang habe ich Nachhilfe in Deutsch und Englisch gegeben. Das hat sich als ziemlich schwierig herausgestellt und überhaupt keinen Spaß gemacht! Dank Jess bekam ich die Chance in einer Prager Boutique zu arbeiten. Der Laden gehörte einer Frau, die sie während ihres Auslandjahres kennen gelernt hatte und die ihrem Mann in die goldene Stadt gefolgt war. Eine Engländerin mit einem exquisiten Geschmack. Ich war ja nie so Modeinteressiert, bis John mich in diese hübschen teuren Sachen gesteckt hat. Doch da… mein Eifer war geweckt und das hat man gemerkt. Mir wurde einiges über Stil, Farbenlehre und Accessoires beigebracht und ich verliebte mich in ein paar rote Handschuhe aus Leder, die mein Budget bei weitem überstiegen. Sie lagen in der Auslage und meine Tage begannen damit sie anzusehen und endete auch damit. Es hat mich eine Ewigkeit gekostet John davon zu erzählen und kannst du dir vorstellen, was er dazu gesagt hat?“
Kim hielt inne ihre Nüsse zu kauen und schüttelte ihren Kopf: „Nö? Was denn?“
Ich versuchte die Stimme meines Daddys nachzumachen und Kim musste dadurch so sehr lachen, dass sie sich verschluckte: „Baby, wenn ich sie dir kaufen soll, dann frag mich danach!“
Ich bot Kim mein Fläschchen an und erntete dafür einen tödlichen Blick. Als sie sich wieder gefangen hatte, fuhr ich fort: „Es war mir mehr als unangenehm, aber irgendwann musste ich mir eingestehen, dass es nicht anders funktionieren würde. Ich musste lernen sein Geld auszugeben, denn an Johns Einkommen würde ich vom Niveau nicht herankommen und es wäre dumm, wenn es immer zwischen uns stehen würde. Einer von Maddys, also meiner Chefin aus Prag, sagte mir abends in einem Club, dass sie auch einen gutverdienenden Mann hätte und sie überhaupt kein schlechtes Gewissen hatte, seine Zuwendungen anzunehmen. Sie meinte, es wäre seine Art Liebe auszudrücken. Er war nicht so der Sager und zeigte es eben auch nicht mit kleinen Gesten, weil ihm das zu kitschig war und Zeit hatte er wegen seines Berufs sowieso kaum. Trotzdem hat sie keinen Zweifel daran, dass er sie liebt und dass seine Geschenke und das Geld, welches er mit seiner harten Arbeit verdient, sein Zeichen der Liebe sind. Ich hab mich mit dem Thema dann etwas beschäftigt und sie hat Recht. Ich bin zum Beispiel ein Freund von süßen Gesten…“
„Ich auch…“, gestand Kim ein, „Ich hasse es, dass sagen zu müssen, aber es zeigen…“
Ich stieß die mir lieb gewordene Freundin mit der Schulter an und lächelte: „Ich weiß.“
Sie grinste: Und das war das Wichtigste aus Prag?“
„Das war das Wichtigste aus Prag.“, bestätigte ich, „Oder möchtest du noch die Fotos und Storys von Stadtführungen und Museen hören?“
„Bloß nicht!“, wehrte sie ab und ich tat unschuldig, „Ab und zu, bin ich auch in Clubs gegangen…“
„Nein, danke. Ich bin eher der essentielle Typ. Wie wars in Frankreich?“
Ich lachte und Kim stieg ein. Endlich stellte sie die Schale mit den Nüssen ab und ich schloss kurz meine Augen: „Das Essentielle… das Geheimnis, welches niemand außer dir und Jess weiß?“
Sie setzte sich etwas auf, auch wenn ihr Gesichtsausdruck bis auf die etwas weitergeöffneten Augen neutral blieb, wusste ich, dass Kim darauf brannte.
„Ich habe Aktmodell gestanden. Ursprünglich hatte ich mich zu einem Zeichenkurs eingetragen und wurde schon bald, von dem dortigem Lehrer angesprochen…“
„Hast du nicht!“, Kim gab mir einen aufgeregten Klapps auf den Arm und ich bestätigte meine Aussage. Diesmal wollte sie Bilder sehen und ich zeigte ihre Fotografien von den dabei entstandenen Zeichnungen. So ging es weiter. Ich erzählte von Bali und Australien, was ich erlebt und was ich gelernt hatte. Irland war mein letztes Reiseziel gewesen, denn schließlich wollte ich die kleine Mary Sue kennen lernen und stellte fest, dass es Betty und Angus ganz guttat, dass sie mich ein paar Wochen als Unterstützung dahatten. Letztlich wurde meine Heimreise Thema. Wie ich nach Hause kam und mir die Wände ohne John farblos und leer vorkamen. Ich hatte nicht viel Zeit in meinem geliebten Haus verbracht, sondern mich hingesetzt und ausgearbeitet, wo meine Interessen und Talente lagen und über ständiges bewerten herausfand, was ich machen wollte: „Und da kamst du ins Spiel.“, endete ich. Kim nickte und gab zu: „Ich finde die Idee großartig. Aber meinst du, du kriegts das durch?“
Ich zuckte mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Aber ich werde es versuchen. Magst du deine Unterlagen holen? Ich wäre gerne richtig gut vorbereitet!“
Sie zog einen Ordner neben der Couch hervor und erst warf ich einen Blick darauf und dann glich ich sie mit meinen Zahlen ab. Wir kalkulierten, verrechneten uns und begannen von vorn. Letztlich kaute ich nervös an meinem Daumennagel, als ich mit dem Telefon am Ohr einen Termin machte. Den bekam ich früher, als es mir lieb war.
Ich strich meine Bluse glatt, richtete die Schluppe und nahm den Ordner mit meinen Unterlagen erst in die eine, dann in die andere Hand. Ein Blick auf meine Armbanduhr, sagte mir, dass es nun wirklich an der Zeit wäre und so atmete ich tief durch, nickte mir selbst zu und ließ mich von der Vorzimmerdame ins Büro führen.
Der Mann hinter dem Schreibtisch sah auf und sein Blick weitete sich. John sah zu Jenny und dann zu mir, er stand auf und schien nicht zu wissen, ob er mich umarmen sollte oder nicht.
Jenny riss sich zusammen und ich dankte ihr im Inneren, als sie sagte: „Ihr Vierzehn Uhr Termin, Mister Regis. Es geht um die Geschäftsräume in der…“
„Ich habe das Memo gelesen, danke Jenny.“, unterbrach John sie und deutete auf den Stuhl vor seinen Schreibtisch. Kurz lief ich rot an, denn mir fiel wieder ein, was er auf diesem Schreibtisch mit mir schon gemacht hatte. Ich schaffte es diese Empfindung niederzukämpfen. Letztlich hatte ich das beim Modell stehen gelernt.
„Miss Blume.“, sagte John geschäftsmäßig und ich setzte mich in Bewegung. Er nahm auf seinem Stuhl Platz und legte die Fingerspitzen aneinander. Es verbarg einen Teil seiner Mimik und ich wusste nicht, was er von der Situation hielt. Das machte mich nur nervöser und so polterte ich ohne eine Einleitung abwartend, los. Ich legte meinen Ordner auf den Tisch und begann von dem Konzept, welches ich mit Kim und Jane erarbeitet hatte zu erzählen, dem erwarteten Kundenstamm, der Anzahlung, den Eigenleistungen und den Kalkulationen für Umbau und Anschaffungen. Die ganze Zeit schwieg John und ich begann zu zittern, verrutschte in der Zeile und bekam die Blätter nicht zu fassen. Es war das einzige Mal, wo John seinen Businessblick fallen ließ. Er griff meine zitternde Hand und sagte sanft: „Ruhig bleiben, Mina. Du machst das gut, etwas holprig, aber gründlich ausgearbeitet. Atme in deinen Bauch, gut so und die Luft kurz anhalten. Brav, kann es weitergehen?“
Ich nickte und er wechselte wieder in seinen geschäftlichen Modus. Als ich endete lehnte sich John zurück: „Ich sehe nicht den Vorteil, welche meine Firma damit erhalten könnte, Miss Blume. Das Gebäude ist gut und wir hatten einige Mieter darin, nur keinen langlebigeren, trotz der Lage. Warum sollten mein Partner und ich erneut in ein nicht renommiertes Geschäftsmodell investieren?“
„Weil Sie in uns feste Mieter haben, da das Geschäftsmodell an den Strickladen nebenan gekoppelt ist. Wir planen einen Durschlag zum Laden.“, ich blätterte zu der entsprechenden Skizze zurück, „Außerdem bieten wir moderne Kurse, Yoga und Heiltherapien als Gesamtkonzept der Entspannung an. Wir…“
„Das habe ich verstanden, doch was springt für unsrer Firma heraus, abgesehen von den regelmäßigen Mieteinahmen, die mir auch andere Geschäftsleute, welche an den Räumen interessiert sind, garantieren?“
Ich öffnete meinen Mund und schloss ihn wieder. Was sprang für ihn…? Ich räumte ein, dass das ein Aspekt war, den ich überhaupt nicht bedacht hatte und ich blätterte nervös in meinen Unterlagen, um Zeit zu gewinnen.
Also ähm… wir dachten…“, ich schloss meine Augen, denn ich fühlte diesen Knoten in meinem Kopf. Ich wusste es nicht und kratzte nervös meinen Arm. John entging das nicht und er zog den Ordner etwas zu sich: „Ich würde gerne mit meinem Geschäftspartner darüber sprechen.“
Ich nickte wie ein dummes Schaf und wusste, dass ich es verbockt hatte. Natürlich gab es noch die andere Tür, die John einfach zu bitten, aber das war nicht das, was ich wollte. Mein Geschäft sollte getrennt von John laufen. Seine Firma anzufragen war logisch gewesen, doch mir kam der Gedanke, dass dieser Berg noch zu hoch war, um ihn zu besteigen.
Sean kam ziemlich zügig und sah mich überrascht an. Ich stand höflich auf und als Sean Johns Blick auffing, wechselte auch er in eine kühle Distanziertheit. Ich reichte ihm die Hand und er schüttelte sie, dann wurde ich gebeten den Raum zu verlassen. Erst als ich die Türklinke in der Hand hatte, kam mir die Idee und ich drehte mich nochmal zu den Beiden um: „Kostenlose Kurse und Behandlungen für Sie und Ihre Mitarbeiter.“
John sah auf und Sean runzelte die Stirn.
Ich ließ die Klinke kurz los und wiederholte: „Das ist es, was wir Ihnen bieten können. Ein kostenloses Jahresabo für Sie und Ihre Mitarbeiter im ersten Jahr. Danach weitere Vergünstigungen, solange unser Vertrag besteht. Die Feinheiten müssten noch ausgearbeitet werden, aber da werden wir uns sicher einig.“
Seans Mundwinkel zuckte und John tippte auf den Ordner: „Sie bauen sich so einen Kundenstamm auf.“
„Ich mache keinen Gewinn durch Ihre Firma, nicht im ersten Jahr. Aber ich Maße mir an zu behaupten, dass es einige Mitarbeiter Ihres Unternehmens gebrauchen können. Vielleicht sogar Sie selbst. Selbst, wenn Sie dieses Angebot nicht nutzen wollen, so werden die Kurse in einigen Jahren voll sein und Sie werden froh sein, dass Ihre Mitarbeiter als Stammkunden und Geschäftspartner Vorzüge erhalten.“
John lehnte sich zurück: „Wie kommen Sie zu so einer Behauptung, Miss Blume.“
„Weil der Bedarf da ist.“; sagte ich sicherer, als ich mich fühlte. Ich nickte den Beiden zu und verließ den Raum. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, sackte ich daran zu Boden. Jenny entschuldigte schnell jemanden am Telefon und kam dann auf mich zu: „Mina! Alles gut? Hat er es abgelehnt? Wie schade, ich hab mir schon Kurse im Flyer markiert.“
„I-ich weiß es nicht. Das war doch mehr Anspannung, als ich erwartet habe.“
Ich ließ mir von ihr aufhelfen und nahm in einem der Ledersessel, für wartende Geschäftsleute, Platz.
„Kann ich bitte ein Wasser bekommen?“, fragte ich und Jenny eilte davon, um es zu holen. Dann begann das Warten. Ich zwang mich nicht auf die Uhr zu sehen, doch die Minuten schienen wie Stunden zu verstreichen.
Die Bürotür ging auf und Sean kam heraus. Er wirkte genauso, wie ich ihn damals auf der Spendenparty kennen gelernt hatte, dass einzige Zugeständnis kam in Form eines zuckenden Mundwinkels und eines kurzen Zuzwinkerns. Ich war etwas erleichtert. Selbst wenn sie mir absagten, so wusste ich nun, dass ich meine Sache gut gemacht hatte und sie stolz auf mich waren.
Zurück in Johns Büro war ich sehr bemüht seinen Worten zu folgen, Ausführungen, Vorschläge und Verhandlungssachen. Irgendwann hielt John inne und merkte an: „Baby, du hörst mir nicht zu.“
Meine Hände knetend gab ich zu: „Nein. Ich bin viel zu aufgeregt. Ich habe getan, was ich tun konnte. Bitte John, sag mir doch einfach, wie ihr euch entschieden habt.“
John seufzte, doch in seinem Blick lag das, was ich das letzte halbe Jahr vermisst hatte. Er rieb sich über die Stirn und fuhr dann mit seiner Hand durchs Haar: „Wir setzen einen Vertrag auf. Allerdings ist er für zwei Jahre befristet und dann verhandeln wir neu. Wollen wir die Details bei einem Kaffee besprechen?“
Ich sackte vor Erleichterung zurück und murmelte: „Ein Kakao wäre mir lieber.“
Während John seiner Assistentin die Daten durchgab, schloss ich meine Augen. Ich hatte es geschafft. Sicherlich kämen noch Belehrungen seinerseits, aber ich hatte es geschafft. Als ich meine Augen wieder öffnete, hatte John sich an den Lehnen des Stuhls über mich gebeugt: „Das hast du richtig gut gemacht, Kleines.“
„Aber?“, fragte ich und John schmunzelte, „Kein aber, keine Belehrungen, diese Erfahrungen musst du nun selbst machen. Das ist das, was du willst, sonst hättest du einen anderen Weg eingeschlagen, anstatt einen Geschäftstermin bei mir zu machen. Ziemlich mutig, für ein kleines Mädchen.“
„Ich war sos schrecklich aufgeregt.“, gab ich zu und mir stiegen Tränen in die Augen, „Oh Mann, nicht falsch denken, dass ist nur…“, ich wischte mir die Tränen mit dem Handrücken weg und John ergänzte meinen Satz, „Die Anspannung, die abfällt. Alles ist gut, Mina. Ich kenne solche Reaktionen.“, er zwinkerte mir zu, „Besonders von dir.“
Wir sahen uns an und er kniete sich unvermittelt vor mich: „Ich will nicht aufdringlich sein, aber möchtest du jetzt etwas entspannen?“
Ich nickte, sagte aber: „Ich muss erst meine Geschäftspartner anrufen. Sie warten darauf.“
John nickte und legte seine Hände in meine Kniekehlen: „Dann tu das und danach übernimmt Daddy, okay?“
„Okay.“, hickste ich.
Während ich meine, mir vor Freude laut in die Ohren kreischenden Freundinnen, anrief, zog John die mir viel zu vertraute Schublade auf. Als ich auflegte zierte ich mich etwas: „John ich trage eine dünne Stoffhose…“
„Und die steht dir ausgezeichnet, Spatz. Sie betont deinen süßen Hintern.“
„Ja eben…“
Er sah mehr als belustigt aus und reichte mir seine Hand. Ich ließ mich von ihm hochziehen und er knöpfte langsam die Hose auf, schob sie von meinen Hüften und brummte zufrieden, als er die halterlosen Strümpfe darunter bemerkte. Ich stieg aus den Hosenbeinen und John packte mich an der Hüfte, drehte mich zu seinem Schreibtisch und hob mich auf die Wickelunterlage. Sein verlangender Blick lief mir den Rücken hinunter, doch der flüchtige Kuss verriet mir, dass dieser Mann gewillt war mich und sich selbst zu geißeln. Nein, er würde unsere Lust nicht einfach jetzt hier auf der Stelle befriedigen. Er wäre nicht John, wenn es da nicht ein kleines Vorspiel nach seinem Geschmack gäbe und das konnte sich bis zum Abend ziehen. Ich legte mich hin und spreizte einladend meine Beine. Ein kleiner Versuch meinerseits und ich sah die Wirkung dessen in seinem Gesicht. Johns Finger glitten am Bund meines Spitzenhöschens entlang und er fragte: „Hattest du vor mich zu verführen?“
„Man muss sich alle Optionen offenhalten.“, witzelte ich und bekam dafür einen Klapps.
„Falsche Unterwäsche, Little One. Daddy, wird das Problem lieber schnell beseitigen.“
Er zog mir den dünnen Stoff vom Leib und ließ sich Zeit, als er ein Feuchttuch zur Hand nahm. Kritisch begutachtete er den glänzenden Saft, welchen er von meiner Mitte wischte: „Da hat jemand äußerst unanständige Gedanken.“
Ich legte meine Hände übers Gesicht: „Mann, du schaffst es immer wieder.“
Ein Lachen, das mein Herz schneller schlagen ließ: „Das hoffe ich doch, Babygirl. Heb dein Becken an.“
Das tat ich und entspannte mich, als ich auf dem weichen Flies zu liegen kam. John cremte und puderte mich, bevor er letztlich die vertraute Bewegung machte und die Windel verschloss. Er zog mich danach in eine sitzende Position: „So ist es viel besser, nicht wahr?“
Ich nickte und kaute auf meiner Unterlippe: „Ja, Sir.“
John griff lächelnd neben mich und hielt dann einen hübschen Tüll Rock hoch: „Meinst du, der passt zu deiner Bluse?“
Ich nickte eifrig und hielt ihm einen Fuß hin, damit er mir beim Anziehen half.
„Hab ich mir gedacht. Ich habe den Rock gesehen und musste mir dich immer wieder darin vorstellen.“, erstreifte ihn mir über und zupfte dann an den Strümpfen: „Dafür ist es eigentlich zu warm, oder?“
„Ja, aber ich wusste, dass du die magst.“, sagte ich und John hob mich vom Schreibtisch, „Dann wirst du sie noch ein bisschen anbehalten müssen.“
Ich schlüpfte in meine Schuhe, nahm meine Sachen und griff nach Johns Hand. Jenny lächelte, als sie uns so nach draußen kommen sah. Ich hielt ihr einen Daumen nach oben hin und sie erwiderte. John schüttelte seinen Kopf: „Ich glaube, dass ich jetzt verstehe, was du damit meinst, wenn sich Sean und ich zu gut absprechen. Jenny, ich komme morgen später. Verlegen Sie die Termine um eine Stunde.“
„Ja, Mister Regis. Ihnen einen schönen Feierabend.“
Im Fahrstuhl sah John bewusst auf die Türen und gab kurz vorm Erdgeschoss zu: „Für einen Augenblick hatte ich Angst, dass du es nicht mehr wollen würdest. Du hast wie eine Geschäftsfrau gewirkt.“
Die Türen öffneten sich und ich sah ihn an: „Hat es dir nicht gefallen?“
Nun drehte sich John doch zu mir und legte eine Hand in meinen Rücken, um mich nach draußen zu geleiten: „Viel zu gut. Aber das hier…“, dabei zupfte er an dem Tüll Rock, „Gehört für mich eben auch dazu.“
„Da bin ich ziemlich froh drum, denn das habe ich sehr vermisst.“
Wir blieben kurz vor den Glastüren stehen und John nahm mein Gesicht in seine Hände, seine Stirn lag auf meiner: „Ich fürchte, ich muss dir verbieten je wieder so lange von mir weg zu sein.“
„Ist gut, Daddy. Mit der Regel kann ich leben.“, flüsterte ich und ein Lächeln ging über sein Gesicht.
Wir spazierten auf der Suche nach einem Café die Straße entlang. Zwar waren wir schon an einigen vorbeigekommen, doch ich hatte ein bestimmtes im Sinn und John ließ mich machen. Er schien zufrieden damit zu sein, meine Hand zu halten und mich nach meiner Reise auszufragen, obwohl er derjenige war, der während des letzten halben Jahres die meisten Informationen von mir erhalten hatte.
„Und in Australien hast du dann in einer Surfschule ausgeholfen?“, fragte er und öffnete die Tür des Cafés, auf das ich deutete.
„Ja, da hab ich dann zwar nur Nebenarbeiten gemacht, konnte dafür aber die Geräte kostenlos nutzen und habe mich in die Kurse geschlichen. Ich bin richtig gut und sehe toll aus im Neoprenanzug.“
„Das habe ich gesehen.“, sagte er und gab mir einen leichten Klapps auf meinen Hintern.
„Nicht!“, sagte ich erschrocken und sah mich um. Es hatte niemanden interessiert… New York! Ich legte eine Strähne hinter mein Ohr und John zog mir meinen Stuhl zurück: „Du trägst dein Haar jetzt anders.“
„Hab ich in Paris gelernt. Gefällt es dir?“, ich setzte mich und schloss die Augen. Es raschelte leise und ich strich meinen Rock glatt. John setzte sich ebenfalls und nahm die Karte auf: „Es sieht sehr elegant aus. Kakao und Erdbeertorte?“
Ich nickte und ließ meine Karte liegen. Das gehörte zum Spiel, hier entschied Daddy. Als die Kellnerin die Bestellung aufnahm, zog John etwas aus seiner Jacketttasche, welche er über die Stuhllehne gehängt hatte. Ich sah die Kreditkarte an und dann John. Ich hätte etwas sagen können, doch sein Blick ließ es nicht zu: „Das gehört dazu, Mina.“
„Da steht mein Name drauf…“
„Und da fehlt noch deine Unterschrift auf der Rückseite. Wenn du sie nicht benutzt, bin ich dir böse.“
„Wenn ich sie überziehe, auch…“, sagte ich und John lachte, „Darum mache ich mir keine Gedanken und wenn, dann werde ich dich schon zur Rechenschaft ziehen. Mina? Ich habe einiges verändert, erschreck dich nicht, wenn wir nachher nach Hause kommen.“
Ich nickte und wartete, doch John schwieg sich aus. Also verdrehte ich die Augen und fragte: „Was hast du verändert?“
Amüsiert stützte er eine Hand aufs Kinn: „In der Therapie hat sich herausgestellt, dass ich in meiner eigenen Wohnung kein zu Hause hatte. Es war modern, aber nicht heimelig. Wir hatten es damals Größtenteils nach Nicolettas Vorstellungen einrichten lassen und so, wie der Designer es mit ihr besprochen hatte. Als wir in unserem Haus waren, du und ich, und begannen es umzugestalten, ist mir das klar geworden. Mir gefällt das Apartment jetzt ganz gut, aber ich habe dir Spielraum gelassen.“, er nickte Richtung Kreditkarte, „Also tob dich aus, Kleines.“
„Oh Mann, als du gerade Spielraum gesagt hast…“, ich sah verlegen auf meine Hände und vor mir wurde Kuchen und Kakao abgestellt, was meine Verlegenheit nur verstärkte.
John wartete, bis die Kellnerin gegangen war und räumte ein: „Das auch. In dem Raum gibt es auch ein paar Veränderungen.“
John berichtete mir von dem Umbauten und ich war so aufgeregt, dass ich mich beeilte aufzuessen, da ich es sehen wollte.
Mir stockte der Atem, als ich unser New Yorker Zu Hause betrat. Ich ergänzte im Kopf gleich, wo ich welche Bilder anbringen, Blumen oder Pflanzen ergänzen wollte. Scheinbar war die Kreditkarte doch keine so schlechte Idee und John hatte mich genötigt sie vor seinen Augen im Café zu unterschreiben. Ich versprach Verantwortungsbewusst damit umzugehen und mit der Aussage waren wir beide zufrieden.
Mein spezielles Zimmer hatte sich auch verändert und John blieb etwas nervös davorstehen. Er hatte eine Hand an der Klinke und schien sich nicht so sicher, ob er es mir zeigen sollte oder nicht. Letztlich ließ er die Hand sinken. Kurz entschlossen drängte ich mich an ihm vorbei und nahm in mir auf, was nun nicht mehr mir gehörte. Der Baldachin war noch da und hing über einer leichten Erhebung, die als Kuschelecke diente. Darum war ein kleiner Zaun gezogen, welcher mit Blumen, Käfern, Schmetterlingen und Bienen verziert war. Die Kissen waren in verschiedenen Grüntönen und ich lächelte, als ich die Wiese hinter meinem Haus darin wiedererkannte. Die Regale gab es noch immer, aber eine Truhe war hinzugekommen. Auch die Wickelkommode war die Alte, aber es gab einen zweiten Sessel und einen kleinen Tisch dazwischen. Mein Blick blieb letztlich an dem Bettchen hängen und ich ging langsam darauf zu. Es war nicht für mich, eindeutig und mein Herz schlug einen fröhlichen Takt an. Auf der Matratze des Babybettchens lag eine kleine blaue Schachtel und ich hielt die Luft an. Meine Hand strich über den blauen Samt und ich spürte John dicht hinter mir.
„Ist es das, was ich denke?“, fragte ich und nahm die Stimmung des Kinderzimmers in mir auf.
„Ja, Mina. Ein Versprechen, wenn du es willst. Wenn du mich willst…“, flüsterte er und ich lehnte mich an ihn, „Willst du ihn mir nicht an den Finger stecken?“
John lachte leise und ich war kurz empört, denn er sagte: „Nein.“
Ich sah zu ihm auf und er küsste meine Stirn: „Erst sollst du meinen Vater kennen lernen.“
Autor: Bic (eingesandt via E-Mail)
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Diese Entwicklung hätte ich nicht für möglich gehalten es ist so schön geworden
Dass die Reise so schnell vorbeigehen würde, hätte ich nicht gedacht.
Es war ein bisschen Knall auf Fall, muss ich gestehen.
Aber das Wiedersehen mit John war sehr schön und ich hatte ein bisschen Angst, dass es der letzte Teil hätte sein können. Schön, dass es wohl noch weitergehen wird!
Ist wieder be tolle Geschichte geworden! Schön das Mina so viel erlebt hat. Freu mich schon auf die nächsten Teile! Bin gespannt ob Nicolleta nun endgültig ausgeschieden ist oder ob Sie nicht so schnell aufgibt.
wow.. einfach nur wow! unfassbar gut und einfühlsam geschrieben. Wenn das ein Buch wird kauf ich es in der ersten sekunde!
wieder schön
nur beim Übergang von 28 auf 29 hatte ich gedacht da fehlt ein Teil so abrubt der Übergang war
Super schöne Geschichte mach bitte weiter. Ich möchte das es weiter geht und Mina und John noch ganz viel mit einander erleben und du uns daran teil haben lässt.
Hallo ihr lieben Leser.
@Julia, stimmt der Übergang zu Teil 28 passt nicht. Der wird in der Überarbeitung schöner. Versprochen!
@Mii, ja die Reise sollte nicht ausgeschrieben werden. Es wäre unnötiges in die Länge ziehen und so haben wir das Wichtigste ja mitbekommen.
@Alle wie immer vielen Dank für Lob und konstruktive Kritik. Ich arbeite fleißig am Schluss, da ja nun nicht mehr viel kommen kann. Es tut schon ein bisschen weh, die Geschichte loszulassen, hat mir aber viel Freude bereitet. Wir sehen uns beim nächsten Teil. Liebe Grüße Bic
Also mir sind die Windeln etwas zu sehr in den Hintergrund gerückt. Wäre schön wenn es da noch etwas mehr gäbe wie es ja jetzt am Ende des Teils noch mal auf kam.
Vielleicht kann sie die Windeln ja jetzt nach Ihrer Entwicklung ja auch ausgibiger für das kleine und große Geschäft nutzen. Mich würde das freuen.
@Michi danke fpr dein Feedback. Wie schon mal erwähnt, wird Mina ihre Windel nicht für das große Geschäft nutzen. Es passt nicht zu ihr und der Story.
Das die Windeln in den letzten Teilen in den Hintergrund gerückt sind, war eine bewusste Entscheidung, denn sie musste noch eine andere Entwicklung durchmachen und da waren die Windeln nicht so wichtig. Im nächsten Teil ist sie wieder etwas kleiner. Ich sitze schon an der Tastatur.
Von mir auch ein großes Kompliment.
Gerade auch, dass du an Andrea, an Johns Vater und an Kim gedacht hast. Bin schon gespannt auf Minas Halbbruder Mr. Smith, auf ihre eigensüchtige Mutter und natürlich auf Johns Vater.
Um die grammatikalisch-syntaktischen Unebenheiten würde ich mich genauso gern kümmern wie John um sein babygirl 😉
@pampers4ever vielen lieben Dank. Viel kommt ja jetzt nicht mehr und dann geht es an die Überarbeitung. Gerne würde ich dein Angebot der Hilfestellung annehmen. Du wirkst freundlich und ambitioniert, da kann das gut klappen. 🙂
Wie kann man dich erreichen? Bist du auf dem Discord? Falls ja, bin ich dort als Bic zu finden und via PN zu erreichen. Danke schon mal im voraus.